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wichen häufig Militär in derNeuen Welt" konzertirt hntte. half nichts I es blieb bei dem Verbot, und die Turner, die bisher geivohut waren, sich in den reichstreuesten Purzelbäumen zu er- gehen, waren an diesem Festabend wenig gelenkig; ja, man er- ,nhlt sich sogar, daß manche unter ihnen arg verschnupft waren end daher dem boykottirten Bier derNeuen Welt" durchaus ncht nach Gebühr zugefprocheu haben. Und das Alles um des Bismärckischen Musikverbots willen, das gerade sie, die patrioti- chen Heldenjünglinge, treffen mußte. Das war grausam! VomArmenland", d. h, von den durch die städtische Armenverwaltung zum Zwecke des Kartoffelbaues billig an Arme verpachteten Ländereien stand kürzlich allerlei Erbauliches in bürgerlichen Blättern zu lesen. Das Leben und Treiben auf diesen Acckern wurde darin als eine Art Idyll geschildert. Wir haben unseren Lesern über diesen Zweig der Armenpflege wiederholte und ausführliche Mittheilung gemacht und ans den Magistratsberichten darüber den Nachweis geführt, daß der schließ- liche Ertrag sder sominerlichen Arbeit der i!iitArmenland" Beglückten doch recht geringfügig ist und die darauf verwandte Mühe, namentlich wenn das Land sehr weit von der Wohnung entfernt liegt, kaum lohnt. Zur weitereu Beleuchtung des Werthes und Wesens dieser Einrichtung wollen wir unsere früheren Mitthei lungen ergänzen durch einen Auszug aus den von der Armen- direktion vor Jahren aufgestellten und unseres Wissens bisher in, wesentlichen nicht geändertenBedingungen und Vorschriften für die Theiluahme au dem Kartoffelbau durch Arme".Nur solche Familien," heißt es da in§ 1.welche sich redlich und sittlich betragen, friedlich, einig und nüchtern, mäßig und spar sam leben, arbeitsam und fleißig sind, und ihre Kinder gut erziehen, ihnen ein gutes Beispiel geben und sie regelmäßig zur Echule anhalten, können ein Stück Land zum Kartoffelbau zugewiesen erhalten." Das klingt recht väterlich ermahnend.§ 2 fährt in demselben Tone fort undfordert und erwartet" von jedemPflanzer", daß er die Vorschriftengenau befolgt", sich nach den Anweisungen des Aussehersunweigerlich richtet", die durch ihn vorgeschriebenen Arbeitenpünktlich und sorgfältig ausführt",sich nicht wider- setzlich oder unbescheiden gegen denselben zeigt" u. f. w.,und sich überhaupt so benimmt, daß die gute Meinung, welche man von seiner Redlichkeit, Mäßigkeit, Nüchternheit, seinem Fleiße und seiner Bescheidenheit hatte, und das Vertrauen, welches man ihm durch Zuweisung eines Ack-rstückes bezeigt hat, gerechtfertigt und erhalten wird." Es folgt nach dieser Abkanzelung eine lange Reihe in sehr entschiedenem Ton ge haltener Bestimmungen über die Art. in der diePflanzer". immer in engstem Anschluß an das vom Aufseher gegebene Bei- spiel und in unweigerlichem Gehorsam gegen seine Befehle, ihr« Parzelle zu bebauen haben. Nach§ 13 hat der Aufsehereinen jeden, der seine Arbeiten nicht zur rechten Zeit gemacht und ihm nicht die Gründe davon angegeben hat, durch einen mit der Sladtpost zu befördernden Brief, wofür der Empfänger das Porto zu bezahlen hat, an die Verrichtung dieser Arbeiten zu erinnern". Wer krank oder sonstwie verhindert ist,muß dies zeitig dein Aufseher anzeigen". Müssen die Arbeiten durch fremde Kräfte ausgeführt werden, so wird der Lohn dafür von dem Behinderten eingefordert, eventuell wird ein Theil der Ernte einbehalten. Das letztere geschieht auch, wenn noch Pacht restirt. Dies und manches andere in denVorschriften" est am Ende begreiflich, wenn nun einmal nach den Absichten der Armen- Verwaltung die Kartoffel bauenden Armen zu ihr in dem Ver- hältniß vonPächtern" stehen sollen. Aber es wird alles in cinein theils väterlich ermahnenden, theils kommandirende» und auf alle Fälle in beiderlei Hinsicht demüthigenden Tone vorgetragen. DieVorschriften" lesen sich stellenweise fast wie eine Arbeitshaus-Ordnung. Insbesondere erscheint darin der Ausseher, der ursprünglich wohl hauptsächlich als Vorbild in der Bebauung dienen soll, als eine Art Vorgesetzter, der eine ziemlich unumschränkte Gewalt über diePflanzer" ausübt. Wer ihm nicht parirt oder sonst denVorschriften" nicht nachkommt, hat nach Z 23 zu gewärtigen, daß ihm sein Acker ohne Ent- schädigung genommen wird. Wir wissen nicht wie streng oder milde dieVorschriften" auf deinArmenland" gehandhabt werden. Wenn sie genau innegehalten werden, und namentlich der Aufseher von seinen Rechten vollen Gebrauch nrncht, dann muß das Leben auf demArmenlaud" alles andere eher als ein Idyll sei». Zn der Arbeitseinstellung inFrei-Dentschland", über die wir nach demVolk" am Sonnabend kurz berichtet haben, wird uns von betheiligter Seite folgendes geschrieben: Das antisemitische Organ wurde in der Offizin von Muskalla, Wilhelmstr. 134, von sieben Setzern und einem Metteur her- gestellt. Letzterer kommt jedoch in soweit nicht in Betracht, als er naturgemäß wenig oder gar nicht zum Setzen kommt. Außer- dem sind noch zwei Lehrlinge thätig. Die Setzer erhielten zuerst bei tarifmäßiger Arbeitszeit das tarifmäßige Minimum von 25 Mark 35 Pfennig pro Woche, ein Lohn, der im Verhältniß zu der verlangten Arbeitsleistung als lächer- lich gering bezeichnet werden nmß. Aber es ging, wie es gewöhnlich geht, monatelange Arbeitslosigkeit zwang die meisten Setzer, die Arbeit anzunehmen. Es kam noch hinzu, daß ihnen das Versprechen gemacht wurde, sie am Geivinnüberschuß theilnehmen zu lassen und sie zum Oktober in Akkord zu stellen; auch wurde den in Arbeit Gestellten ausdrücklich zugesichert, daß mindestens zehn Setzer für die Zeitung thätig sein sollten. Aber keine einzige dieser vielen Zusagen wurde gehalten! Zuerst stellte der Prinzipal die Zumuthung an die Setzer, die Ueberstunden umsonst zu arbeiten, dann wurden ihnen statt der Gehilfen zwei Lehrlinge zugesellt, die bis aufs äußerste aus- gebeutet werden, ferner wurde verlangt, daß allabendlich ein Setzer bis zum Abdruck ohne jegliche Entschädigung in der Offizin bleiben sollte. Bei derartigen Zumuthungen ist es natürlich auch nicht weiter verwunderlich. daß die ganze Be- Handlung, die den Setzern zu theil wurde, ungemein an den Kasernenhof erinnerte. Am Freitag Vormittag wollte der Prinzipal auch noch den einen Lehrling fortnehmen, so daß dann die sieben Gehilfen pro Mann 230 Zeilen zu setzen gehabt hätten. Diese Zumuthung raffte endlich die Setzer dazu auf, den Herrn Muskalla an seine ursprünglichen Versprechungen zu erinnern. Der Prinzipal stellte darauf nicht allein alles in Abrede, sondern er wurde im Verlauf der Diskussion sogar thätlich gegen einen der Setzer, welcher allerdmgs keinen Spaß verstand und den Chef nach Gebühr in die Ecke schleuderte. Das Anstandsgefühl gebot den Setzern, nach dieser Szene die Arbeit niederzulegen; nur der Metteur, ein Herr Graue, blieb seinem schlagfertigen Herrn treu. Als die Setzer ihr Geld verlangten, wurde ihnen bedeutet, daß sie am Sonn- abend wieder vorzusprechen hätten. Dies geschah; doch waren sie am Sonnabend nicht wenig erstaunt, beim Betreten des Hauses einen Zettel an der Thür angeschlagen zu finden, der den Wortlaut trug:Eintritt bei strafrechtlicher Verfolgung verboten!" Man kehrte sich nicht an diesen Scherz und klopfte an die Thür, erhielt jedoch den Bescheid, daß der Prinzipal nicht zu Hause sei. Als die Setzer erklärten, daß sie für diesen Fall auf den Mann warten wollten, wurde ihnen erwidert, daß Herr Muskalla seinem Faktotum Graue befohlen habe, die Setzer' nicht in den Druckereiräumen zu dulden und sie, wenn er es für angezeigt halte, wegen Hausfriedensbruchs sistiren zu lassen. Die Setzer, von denen leider nur zwei ihrer Organisationspflicht nachgekommen sind, verließen natürlich die Druckerei und gingen, nachdem sie noch eine Stunde auf der Straße gewartet hatten, in dem Bewußtsein nach Hause, daß sie um den Arbeitslohn zu bekommen, den der Prinzipal ihnen schuldig geblieben, erst die Hilse des Gewerbegerichts in Anspruch zu nehmen haben... So sieht es mit der antisemitischen Arbetterfreundlich- keit aus. Es ist der antisemitischen Partei an sich natürlich kein Vorwurf aus der Behandlung zu machen, die den Setzern in ./Frei- Deiitschlaiid" zu Theil geworden ist, schon deshalb nicht, weil keine der bürgerlichen und staatserhaltenden Parteien aus ihrer Haut heraus kann und sie alle darauf angewiesen sind, ans möglichste Unterdrückung und Ausbeutung der arbeitenden Klaffe zu halten. Aber wenn die antisemitische Partei es ehrlich meinle, sollte sie dies auch offen bekennen und nicht in öden, Phrase»- gedresch davon schwindeln, daß sie aller Welt helfe» will, ohne den christlich- kapitalistischen Pelz» zu machen. Der Vorfall inFrei-Deutschland" bat gezeigt, daß antisemitische Unternehmer ganz genau dieselbenjüdischen" Ausbeiitungskünste verstehen, wie liberale Leute, und daß sie ebenso wenig Arbeiter mit Selbst- bewußtsein gebrauchen könne», wie z. B. Zeitungsimternehmmigen vom Schlage desLokal-Anzeigers", in welchem Blatt heute noch kein Setzer geduldet ivird, der von seinem Koalitiousrecht Gebrauch macht und sich dem Verband anschließt. Auch die Arbeiter, die imLokal-Anzeiger" arbeiten, müssen ihre Zugehörigkeit zum Verband vor ihren Unternehmern verborgen halten. Und die Herren, die im Aiitlseniitismus die meiste» Geschästsprositchen zu machen gedenken, sind um kein Haar besser. Ter Vorfall inFrei-Deutschlaud" hat insoweit übrigens eine gnte Wirkung gehabt, als sich von den Setzern, denen Herr Muskalla noch den Wochenlohn schuldet, auch diejenige» ihrer Orgamsationspflicht bewußt geworden sind, die bisher noch nicht dem Verband angehört haben. Der Soniieilschein i» Berlin ist vom Universitäts - Professor Dr. G l a u vier Jahre täglich um 10 Uhr Vormittags und 2 Uhr Nachmittags zun, Gegenstand vo» Beobachtungen ge- macht worden, deren Ergebnisse er in derMeteor-Zeitschrift" veröffentlicht. Der absoluten Zeildauer nach in Stunden fällt das Maximum der mittleren Sonnelischeindauer iu Berlin auf den Juni, das Minimum auf den Dezember. Bemerkens, Verth ist auch die fast gleiche Dauer im August lind Juli, obwohl die gesammte TageSzeit im August kleiner ist, und sodann das ver- gleichsweise rasche Ansteigen vom Dezember zum Januar. Aus den gegebenen Zahlen ergiebl sich ferner die nicht unbeträchtliche Ab- ahme der Sonnenscheindauer von, Juni zum Juli. Den sonnigsten Charakter hat i» Berlin der September, de» trübsten der Dezember.Charakterlos" sind April und Juli. Auch das ganze Jahr hat für Berlin einen fast bestimmten Charakter. Bemerkenswerth ist die erheblich weniger trübe Stimmung des Februar gegenüber dem Januar und März. Die Anzahl der heiteren Tage mit überwiegenden, Sonnenschein giebt Professor Glau für die einzelnen Monate an: Es hatte der Januar 0, der Februar 3,5, der März 9,75, der April 11,75, der Mai 13, der Juni 12, der Juli 3,5. der August 12,5, der September 13, der Oktober el/i, der November 5>/e, der Dezember ti'A, das ganze Jahr III heitere Tage. Maxima der heiteren Tage fallen auf den Mai und September, das Minimum auf den November. Auchach dieser Statistik gehört der Ferienmonat Juli nicht zu den heiteren Monaten. Die Zahl der veränderlichen Tage, an denen die Zeit- dauer des Sonnenscheins und seines Fehlens gleich waren, belief sich im Jahre auf 102�/is. Die veränderlichen Tage haben ein Marimum in Berlin im Juli, ein Minimum im Dezember. Die Anzahl der trübe» Tage mit überwiegenden, Mangel an Sonnenschein belief sich auf 146,3. Die Anzahl der trüben Tage ist am größten im Dezember, am kleinsten im Juni und Sep- tember. Die Messungen der Sonnenscheindauer an einem der bekannten Apparate von Campbell-Stockes, die in den Jahren 189093 zu Blankenburg bei Berlin ausgeführt worden sind, er- geben für das Jahr eine mittlere Dauer von 1726 Stunden. Es scheint demnach in Berlin ein Fünftel des Jahres hindurch die Sonne. Endlich, endlich hat auch Berlin sei» anarchistische» Attentat! Eine Lokalkorrespondenz bringt folgende, für alle Dunkelmänner hocherfreuliche Mtttheilung: Angeschosseil wurden wiederum zwei Polizeibeamte von einem Manne, den sie festnehmen wollten. Der Arbeiter Schewe aus der Friedenstraße, der der Polizei als Anarchist bekannt ist, ging am Montag Abend gegen 9 Uhr mit Gestnnungsgenoffeu an, Alexanderplatz umher, hinterher gingen die Kriminal-Schutz- männer Zacher und Busse, deren einer der politischen Polizei angehörtnd Sch. überwachen sollte. Als sich die Anarchisten verfolgt sahen, wandten sie sich den Beamten zu und finge» Händel an. Dabei hat ein Anarchist vo» einem Schlagring Gebrauch gemacht. Das bemerkte der uuiformirte Schutzmann Rühlemann vom 20. Polizei-Revier, warf sich auf Schewe und hielt ihn fest. Aus den, Publikum heraus, das die Sachlage nicht übersah, erschollen, wie leider oft zu unpassender Gelegenheit. Rufe:Na, nicht anfassen!" Sch. wurde aber trotzdem nach der Polizeiwache in der Elisabethstraße abgeführt. Als Nühle- mann die Hauslhüre öffnete, entschlüpfte Sch. und entfloh nach der Kurzenstraße zu. Die drei Beamten verfolgten ihn. Vor den, Laden des Messerschmiede», eisters Hannemann, Kurzestr. 14, machte der Fliehende Halt, zog einen Revolver und schlug auf Rühle», ann an. Dieser stürzte sich, die Gefahr erkennend, aus den Revolverhelden, und der in diese», Augenblick abgefeuerte Schuß ging am Kopse des Beamten vorbei. Hannemann bemerkle den Vorgang und schloß sich den Beamten an. Die Versolgung des wiederum davon eilenden Sch. zog sich nun nach der Kaiserstraße, wo hinter einander noch fünf Schüsse auf die Berfoiger abgegeben wurden. Die beiden Schutzmänner Zacher und Busse wurden dabei leicht ver- mundet. Hanneman» hatte sich des Anarchisten bemächtigt, kurz bevor dieser den letzten Schuß abfeuerte. Unter großem Zu- sammenlauf wurde der Ueberwältigte nach dem Alexanderplatz abgeführt, wo er einem Beamten gegenüber die zynische Ben, er- kung fallen ließ:Es wird wohl noch mehr auf die Beamten geschossen werden." Schewe's Begleiter sind entkommen; doch hat die Polizei noch während der Nacht verschiedene Fest- nahmen vollzogen. Sch. ist von der Politischen an die Kriminal� Polizei abgegeben worden." So der Berichterstatter, der natürlich wissen muß, inwie weit er seine Sache vertrete» kann. Wie die Affäre aber auch liegt, frnltifizirt wird sie von der wohlgesinnten Presse! Preußischer BureaukratismuS. Das vorpus cksliet. eines Verbrechens muß unverrückt am Platze bleiben, bis die hohe Obrigkeit erscheint, selbst wenn es noch so lange dauert, so will es der Buchstabe des Gesetzes und danach wird gehandelt. Schier unglaublich klingt es, daß man in der Nähe der Metropole des Deutschen Reiches an, Ende des 19. Jahrhunderts deshalb eine Leiche tagelang auf freiem Felde liegen läßt, weil min weil erst durch denInstanzenweg" festgestellt werden muß, wer beziehungsweise welche Genicinde zur Bergung derselben verpflichtet ist. In der Nähe unseres Vorortes Johannisthal , im Wald, etwa 50 Schritt von der Straße an,Waldkater" entfernt, liegt bereits seit Sonnabend Abend 9 Uhr die Leiche eines in der Mitte der dreißiger Jahre sich besindenden Mannes, der sich an dieser Stelle,>vie Augenzeugen gesehen haben, erschossen hat. Ob er sofort todt war, oder erst nachträglich verstarb, bedarf noch näherer Fest- stell,»ig, da keiner der Augenzeugen des Selbstmordes den Muth besaß, am selben Abend nach dem Tyatort hinzugehen. Am anderen Morgen wurden dem Todten, in welchem der Li ei- sende einer Troguen- Fabrik, Franz S. aus Berlin festgestellt wurde, durch einen Gendarm die Werthsachen abgenommen; die Leiche selbst ließ man liegen, ohne jemand zur Bewachung jurückzulassen. Den ganzen Sonntag über war die unbedeckte Leiche natürlich der Gegenstand der Neugier vieler Berliner Ausflügler. Einige rohe Patrone erlaubten sich sogar außer schlechten Witzen einen widerlichen Spott mit der Leiche, indem sie derselben das Gesicht bemalten und eine Schnapsflasche in die Hand drückten, wodurch sie die Lust zum Witzemachei, allerdings noch bedeutend vermehrten. Daß diese Szenen auf die ebenfalls die Leiche umstehenden Kinder sittlich erhebend ge- wirkt haben könnten, wird wohl niemand behaupten wollen. Doch genug, dies alles hätte vermieden werdeii können, wenn. die Leiche den Blicken der Vorübergehenden wenigstens durch Bedecken mit Laub entzogen worden wäre. Auf diesen glücklichen Einfall kam am Montag Morgen endlich der Förster. Am Montag Abend 11 Uhr zeigte der Geruch der Leiche, wozu außer der Augusthitze die wiederholten Regenschauer wohl eben- falls das ihrige beigetragen haben werden, daß sie bereits ins Stadium der Verwesung übergetreten ist. Sollten die Gemeinden so arm sein, daß sie nicht einmal in der Lage sind, einen Auf- bewahrungkort für Leichen zu errichten? Wenn wir nicht wüßten, daß häufig unsere Genosse,, aus oft geringfügigen Anlässen mit den Spritzenhäliser» Bekanntschaft machten, würden wir diese dazu empfehlen, so aber müssen wir hiergegen protestiren. Die Wittwe, welche am Montag die Leiche ihres Mannes rekognoszirte und vom Amtsvorsteher v. Oppen deren Auslieferung verlangle, wurde mit dem Anbringen ihres Gesuchs nach Köpenick an die Forstverwaltung verwiesen. Inzwischen, bis Alles in Ordnung gebracht ist, kann die Leiche zerfallen oder von Hunden und Krähen ausgespürt und angefressen werden, kein Mensch kümmert sich darum. Etwas mehr Pietät auch einem Selbstmörder gegen- über könnte man am Ende des 19. Jahrhunderts im Lande der Gottesfurcht und frommen Sitte denn doch wohl erwarten? Die Mitglieder eineö hiesige» RauchklubS, welche am letzten Sonntag Abends mit ihre», Kremser die Berliner Chauffee passirten, kamen auf die tolle Idee, in den, Fahrzeuge einen sog. Schunkelwalzer auszuführen, an welche», auch noch der etwas angeheiterte Kutscher theilnahm, so daß die Pferde zügellos sich selbst überlassen blieben. Natürlich rannte der Wagen bald gegen einen Prellstein, schlug Um, und sämmtliche Insassen flogen in den mit Negenwasser angefüllten Chausseegraben. Leider wurden dabei zwei Jnsaffen schwer verletzt. Der eine erlitt einen Unter- schenkelbruch, der zweite einen schweren Schädelbruch. Eine recht schlechte'Angewohnheit der Ladenverkänfer ist das Aufblasen der Düte». Tritt ei» Käufer in ein Geschäft und verlangt irgend einen Artikel, den er in einer Düte ver- abfolgt bekommt, so greift der Geschäftsinhaber, Gehilfe oder Lehrling nach den papiernen Hüllen, bläst eine derselben kunst- gerecht auf, wobei er womöglich noch seinen Mund mit dem Papier in Berührung bringt, und giebt in die so präparirle Düte das Gewünschte. Will man sich einmal überzeugen, welche Spuren ein derartiges Aufblasen hinterläßt, so braucht man nur i» solcher Weise in ein reines Glas hineinzuhauchen, man wird sofort an den Wänden des Glases den Niederschlag sehen. Was würde der Gast sagen, wenn der Kellner oder Zapfer in, Wirlhs- Hause ihn, derartig in sein Bierglas hineinblasen würde? In den Läden aber läßt sich das Publikum die Blaserei ruhig ge- fallen, jedenfalls weil es die Spuren bei den Papierdüten nicht bemerkt. Wer aber bedenkt, aus wie übelriechendem Munde oft geblasen wird, ganz abgesehen von den Krankheitsstoffen, die auf solche Weise übertragen werden könne», der wird die Forderung berechtigt finden. Also steht imJntelligenzblatt" zu lesen, das wie man sieht, auch einmal eine vernünftige Noliz dringen kann Ein Attentat anf eine» Prinzen. Vor acht Tagen machte eine Notiz die Runde durch die gutgesinnte Presse, wonach ein Maurer in Potsdam vom Bau herab nach dem die Straße eut- laug reitenden Sohn des Prinzen Albrecht geworfen und ihn auch getroffen habe. Der Maurer wurde natürlich wegen dieses frechen Attentats vom Bau herabgeholt und verhaftet. Wie sich nun herausgestellt hat, war der Gegenstand, mit dem der Maurer attentäterl haben sollte, kein Stein, sonder», eine Birne, und das Zielobjekt nicht der Prinz, sondern ein auf dem Bau arbeitender Kollege des Verhasteten. Durch einen Zufall verfehlte die Birne ihr Ziel und traf den Prinzen. Ter Maurer ist bereits wieder aus der Haft entlassen worden. Mit dem Attentat war es wieder nichts. Der Polizeipräsident hat folgende Bekanntmachung er- lassen:Es ist zu meiner Kenntniß gekomnien. daß Kaffee­präparate, sogenannte Kaffee- Essenzen in den Verkehr gebracht werden, welche in 90 v. H. Blei enthaltenden Metall- solien verpackt sind. Ich mache darauf aufmerksam, daß eine solche Verpackung von Genußmittel,, in hohen, Grade gesund- heitsschädlich ist und daß gegen Verkäufer und Fabrikanten der- artig verpackter Genußmitlel auf Grund der gesetzlichen Be- stinimungen wird vorgegangen werden." Zu dem Unglücksfall in der Bornfsia-Brauerei wird uns mitgelheilt, daß der Brauer Pohl, der infolge des traurigen Ausgangs der Neckerei verhaftet wurde, wieder aus der Haft entlassen worden ist, nachdem sich herausgestellt hat, daß keine böswillige Absicht auf seiner Seite vorhanden war. Die Staats- anwallschasl scheint zu der Ueberzeugung gelangt zu sein, daß die schlimme Folge der Balgerei einem Umstände zuzuschreiben ist. an dem Pohl kein stärkeres Verschulden als den verunglückten Maschinisten Lehmann trifft. Ihren Verletzungen erlegen ist die Frau Riekel aus talle. welche sich kürzlich in eine», durch Trunksucht veranlaßten »fall geistiger Umnachtung ans dem dritte,» Stock des HauseS Wilhelmstraße 10 gestürzt hat. Eine Operation, die noch Tags vorher versucht war, hatte ihr keine Hilse mehr bringen können. Dringend verdächtig, den Einbruch in das Briefmarken- Geschäft von Siebert in der PolSdamerstraße verübt zu haben, sind zwei Personen, die gestern verhaftet wurden. Beide besitzen große Kenntnisse in der Briefmarkenbranchend einer derselben ist bereits wegen gleichartiger Diebstähle vorbestraft. Urbel vermerkt wurde vom Publikum das Verhalten, das einige Mitglieder der freiivjlligen Rixdorfer Feuerwehr a», Sonntag Abend gelegentlich eines Brandes übten, der in dem Zigarrenladen Hasenharde 117 ausgebrochen war. Als die Zu- schauer, die sich bei den, Ereigniß in der belebten Gegend bald angestaut hatten, nicht schnell genug zur Seite wichen, brach sich die Feuerwehr nicht allein, was ja unter Umständen erst er- forderlich ist, gewaltsam Bahn, sondern eS schlugen einige Feuer- wehrleute auch, was wohl nicht nöthig war, mit den brennenden Fackeln auss Publikum ei». Einem Geschästsinhaber wurde auf diese Weise sein Jacket total ruinirt. Ein Korsetdiebstahl. In der Nacht vom Sonntag zun, Montag wurde der vor dem Hause Schlesischestraße 41 stehende Schaukasten der daselbst befindlichen Korset- Fabrik mit Gewalt erbrochen und seines ziemlich werthvollen Inhalts beraubt. Von den Dieben fehlt zede Spur. Hilferufe veranlaßten in der Nacht zum Dienstag gegen IVi Uhr einen Schiffseigner und«inen Bootsmann, die iu, Land- wehrkanal gegenüber der Grünauerstraße vor Anker liegen, sich auf das Verdeck zu begeben. Sie sahen im Wasser einen Mann, der sich an dem kleinen Boot des Fahrzengcs angeklammert hielt. Es gelang ihnen, den obdachlosen Arbeiter Hermann Siebert so heißt der Mann zu retten und nach der Sanitätswache am Görlitzer Bahnhofe zu bringen. Sieberl gab an, daß er mit drei anderen Männern, die er an der Kott- buser Brücke getroffen, eine» Schnaps getrunken, dann mit ihnen Streit bekommen habe, durch Schläge auf den Koos betäubt und ins Wasser geworseu sei. Dienstag hat fiebert, der zwar noch nicht völlig vernehmungsfähig ist, so viel mittheilen können, daß er nicht wisse, wie er in das Waffer gekommen, da er zu be- trunken gewesen sei. Polizeibericht. Am 13. d. M. wurden drei Personen in ihren Wohnungen erhängt vorgefunden, und zwar eine Frau in der Karlstraße, ein Handwerker in der Wollinerstraße und ein Beamter in der Andreasstrahe. Morgens vergiftete sich«in Mann in seiner Wohnung, in der Neanderstraße. Im Spandauer Schifffahrtskanal, be, der Torfbrücke, wurde Vor- mittags die Leiche eines Arbeiters angeschwemmt. In der Rosenthalerstiaße fiel Mittags ein Arbeiter von einem in der Fahrt befindlichen Rollwagen, gerieth unter die Räder und wurde