gffcage eines Waffenstillskmdes zu unterbreiten. Er gab dabei be- lannt, daß er in Ausführung dieser seiner Wsicht den Notenwechsel zwischen ihm und der deutschen Regierung den Alliierten über- Mittelt habe mit dem Anheimstellen, falls die Alliierten mit den .Jtwn Deutschland angenommenen Bedingungen und Grundsätzen für de» Frieden einverstanden seien, durch ihre militärischen Stellen diejenigen.Waffenstillstanidsbediingungen mitzuteilen, die geeignet seien, die Einzelheiten des von der deutschen Regierung angenommenen Friedens zu gewährleisten oder zu er- zwingen. Deutschland , so wurde ausdrücklich gesagt, könnte durch die Annahme solcher Waffenstillstandsbedingungcn den besten«ad bündiastr» Beweis dafür liefern, daß es die Grundbedingungen und Grundsätze dcS ganzen Frirdensvertraoes annähme. Nachdem die deutsche Regierung in bezug aus weitere inner- politische Angelegenheiten, die Präsident Wilson in setner letzt- genannten Note vom 23. Oktober berührt hatte, in ihrer Antwort vom 27. Oktober befriedigende Auskunft erteilt hatte, eröffnet« Präsident Wilson am 3. November der deutschen Regierung, dag er von den alliierten Regierungen als Antwort auf den von ihm über. «ebenen Notenwechsel mit der deutschen Regierung ein Memo- vandum erhalten hätte, folgenden Inhalts: ' Die alliierten Regierungen haben den Notenwechsel zwischen dem Präsidenten der Bereinigten Staaten und der deutschen Re- gierung sorgfältig in Erwägung««zogen. Mit den folgenden Einschränkungen erklären sie ihre Bereitschaft zum Friedensschluß mit der deutsche » Regierung auf Grund der Friedensbebingungen, die in der Ansprache drS Präsidruten an den Kongreß vom 8. Ja- nnar 1918 sowie der Grundsätze, die in seinen späteren An- sprachen»iedergelegt worden sind. Sie müssen jedoch betonen, daß der gewöhnlich sogenannte Begriff der Freiheit der Meere verschiedene Auslegungeji zuläßt, von denen sie einige nicht annehmen können. Sie müssen sich deshalb über diesen Gegenstand beim Erntritt in die Friedenskonferenz volle Frei- h e i t vorbehalten, Ferner hat der Präsident in den in seiner Ansprache an den Kongreß vom 8. Januar 1918 niedergelegten Friedensbedingnn- gen erklärt, daß die besetzten Gebiet« nicht nur geräumt und befreit, sondern auch wiederhergestellt werden müssen. Die alliierten Regierungen sind der Ansicht, daß über den Sinn dieser Bedingungen kein Zweifel bestehen darf. Sie verstehen darunter, daß Deutschland für olle der ZivilbevAkeruna durch seinen Angriff zu Land und zu Wasser und aus der Luft zuge- fügten Schaden Ersatz leisten soll. Am 11. November ISIS wurde der Waffenstillstand abge- schlössen. Aus dem Notenwechsel, der zu diesem Waffenstillstand geführt Hot. geht hervor: 1. Deutschland hat ausdrücklich als Grundlage für den Frie- den ausschließlich die 14 Punkte Wilsons und seine späteren Kundgebungen angenommen. Andere Grundlagen hat weder Wilson noch irgendeine andere der alliierten Regierungen nachträglich gefordert. 2. Die Annahme der alliierten WaffenftillstandSbedingnngen sollte nach Wilsons eigener Verficherung der best« Beweis für die u-nzwcideutige Annahme der oben erwähnten Grund- Bedingungen und Grundsätze für den Frieden seitens Deutsch . landS fein. Deutschland hat die alliierten Wassenstillstandsbe- dingungen angenommen und trotz ihrer furcht- baren Härte mit allen Kräften durchgeführt. Es hat damit den vom Präsidenten Wilson geforderten Beweis geführt und dadurch ein vertragsmäßiges Anrecht auf diesen Frieden des Rechts erworben. 3. Die Alliierten haben ebenfalls die 14 Punkte Wilsons und seine späteren Kundgebungen als Friedensgrund- lageangesehcn. 4. ES besteht also zwischen beiden Parteien emc feierliche Vereinbarung über die Jricdcnsgrundlage. Deutschland hat e i n Recht auf diese F r i e d e n S g r u nd lag«. Ihr Verlassen auf feiten der Alliierten wäre der Bruch eine« völkerrechtlichen Abkommens. 5. Nach den eigenen Worten Wilsons muß der Friede auf dem Wege der Brrhandlimgen zustande kommen. Ein Diktat- friede wäre ein Bruch einer gegebenen Zusage. Diese Verhandlungen können sich nur auf die Anwendung der 14 Punkte und der späteren Kundgebungen Wilsons erstrecken. In der Grundlage für die Gestaltung des Friedens sind also weder die alliierten und assoziierten Regierungen noch die deutsche Regierung mehr frei.
Vielmehr existiert, wie sich das aus den dargelegten historischen Tatsachen ergibt, ein unzweifelhaft rechtsverbindliches pactum äe contrabeuäo(Vorvertrag). II. Der Widerspruch zwischen dem Vertragsentwurf und seinen Rechtsgrundlagen sowie den früheren Zusicherungen der feindlichen Staatsmänner und den allgemeinen Ideen des Völkerrechts. Im Lertrauen auf die zugesicherte Rechtsgrundlage für die Fviedensvechandlungen hat das deuische Volk die Waffen aus der Hand gelegt. Dieses Vertrauen beseelte das deutsche Volk deshalb im besonderen Maße, weil es in dem vertragsmäßigen Abkommen nur ein« Zusammenfassung von grundsätzlichen Ideen erblickte, die ihm gegenüber in reicher Fülle schon vorher von den feindlichen Staatsmännern geäußert war. Unsere Gegner haben wiederholt versichert, daß sie den Krieg nicht gegen das deutsche Volk führten, sondern gegen eine imperialistische und unvetantwortliche Regierung. Unsere Gegner wiederholten immer wieder, auf diesen Krieg ohnegleichen solle auch eine neue Art des Friedens folgen, ein Friede des Rechts und kein Friede der Gewalt. Ein neuer Geist soll« von diesem Frieden ausgehen und sich in einem Bunde der Völker ver- körpern, zu dessen Gliedern auch Deutschland gehören müsse. Deutschlands Stellung unter den Völkern solle nicht vernichtet wer- den, und«S sollte das Selbstbestimmungsrecht aller Völker anerkannt werden. Di« uns vorgelegten Friedensbedingungen stehen zu allen solchen feierlichen Zusicherungen in offentarem Widerspruch. Einige Zeugnisse dafür seien im folgenden aufgeführt. 1. Kein Krieg gegen das deutsche Volk? Die deutsche Note zitiert nunmehr Aussprüche feindlicher Staatsmänner, darunter Asguith, Lord Cecil , Churchill , dafür, daß kein Krieg gegen das deutsche Volk geführt werde. Auch der Ausspruch Wilsons in Baltimore am 6. April 19l3 ist darunter: „Wir wollen keine Ungerechtigkeit und haben kein« Angvifss- absichten. Wir sind bereit, bei der Endabrechnung gerecht gegen das deutsche Volk z« sein und Deutschland genau so wie die anderen Mächte redlich zu behandeln. Bei diesem Endurteil kann kein Unterschied zwischen den Völkern gemacht werden, wenn es wirklich gerecht ausfallen soll.' Wir würden unsere eigene gerechte Sache entehren, wenn wir Deutschland anders als gerecht und unparteiisch und mit dem leidenschaftlichen Wunsch« noch Gerechtigkeit noch allen Seiten be- handelten, wie auch der Krieg ablaufen möge. Denn wir fordern nichts, was wir nicht ebenfalls zu bewilligen bereit wären." Nach diesen Versicherungen, fährt die Note fort, mußte«rnge- iwmmen werden, daß die tiefgehenden Politischen Umwälzungen, die im Spätherbst 1818 in Deutschland stattgefunden haben, von den Gegnern in ihren Friedensiedingungen berücksichtigt werden müßten. Die neue Verfassung des Deutschen Reiches, die Zu- samtne nfetzung seiner Volksregierung entsprechen den streng- sten Grundsätzen der Demokratie. Aber diese Tatsachen sind völlig unberücksichtigt ge- blieben. Es ist kaum abzusehen, welche härteren Bedingungen einer imperialistischen Regierung hätten auferlegt werden können. 2. Kein Gewalt-, sondern Rechtsfrieden? Die deutsche Not« zitiert dann weiter Aussprüche von Pain- lebe, Pichon, A s q u i th, Balfour , Lloyd George , Wilson, die sich alle für einen Frieden auf der Grundlage des Rechts aussprechen, und fährt dann fort: Das Friedcnsdokument zeigt, daß alle diese wieder- holten Versicherungen nicht.«ingehalten worden sind. Zunächst in den Territorialfragen: Im Westen soll ein rein deutsches Gebiet an der Saar mit wenigstens S00 000 Einwohnern nur deshalb vom Deutschen Reiche losgelöst werden, weil An- spräche auf die dort vorhandenen Kohlen gemacht werden. 15 Jahre lang soll dieses Gebiet von einer Kommission regiert werden, auf deren Ernennung die Bevölkerung keinen Einfluß hat. Von den anderen Abtretungen im Westen, von Deutschösterreich und Deutschböhmen, soll im Zu- sammenhang mit dem Selbstbcstimmungsrecht der Völker die Rede sein. In Schleswig ist die Grenze für die Abstimmung durch reindeutsche Gebiete gezogen und geht weiter, als so- gar die dänische Regierung eS wünscht.
Im Osten soll Oberschlesien von Deut schlau dab- g e l ö st und zu Polen geschlagen werden, obwohl es seit 750 I a>h r e n in keiner Verbindung mit Polen gestanden hat. Umge- kehrt sollen die Provinz Posen und fast das ganze Westpreußen vom Deutschen Reiche losgelöst werden mit Rücksicht auf den früheren Umfang des alten polnischen Reiches, obgleich dort Millionen Deutscher wohnen. Wiederum erfolgt die Loslösung des Distriktes von Memel ohne irgendwelche Rücksicht auf ge- schichtliche Vergangenheit, in dem offensichtlichen Bestreben, Deutsch . land wirtschaftlich von Rußland zu trennen. Polen soll der freie Zugang zum Meer dadurch gesichert werden, daß Ost- Preußen völlig vom üorrgen Reiche losgelöst und dadurch zum wirtschaftlichen und nationalen Absterben verurteilt wird. Die rein deutsch - Stadt Danzig soll Freistaat werden. Solchen Bedingungen liegt gar kein Rechtsgedanke mehr zugrunde. Beliebig soll bald die Idee eines unverjährbaren hifto- rischen Rechts, bald die Idee des ethnographischen Besitzstandes, bald der Gesichtspunkt wirtschaftlicher Interessen maßgebend sein. Auch die Regelung der Kolonialfrage widerspricht dem Rechtsfrieden. Nicht nur über der Regelung territorialer Fragen, sondern über den sämtlichen Forderungen des Friedensvertrages steht der berüchtigte Satz:„Macht geht vor Recht!" Dafür einige Beispiele: Nach Artikel 117 soll sich das Deutsche Reich im voraus allen Verträgen und Verabredungen seiner Feinds mit den Staaten unterwerfen, die auf einem Teil des altrussischen Reichs errichtet sind oder errichtet werden; und zwar selbst in bezug auf seine eigenen Grenzen. Nach den Normen des Völkerrechts, so wie sie auf dem Kon- tinent verstanden wurden, hätte der Wirtschaftskrieg schon während der Kriegführung als unzulässig angesehen und das private Eigentum unangetastet bleiben müssen. Trotzdem begnügt sich das Friedensinstrument nicht damit, die Summe alles von den Feinden in ihrem Gebiete liquidierten deutschen H r i v a t v e r m ö g e n s für die staatlichen Ersatzansprüche gegen- über Deutschland in Anspruch zu nehmen, sondern ungeheuerlicher- weise behalten die feindlichen Regierungen sich daS Recht vor, in ihren Gebieten auf unbestimmte Zeit nach Inkrafttreten des Frie- densvcrtragrs alles deutsche Eigentum, ohne irgendwelche Entschädigung und ohne Rücksicht auf die Zeit seiner Einbringung zu liqui- dieren oder anderweitigen beliebigen KriegSmaßnahmen zu unter- werfen. Das soll sogar von dem deutschen Eigentum in den deutschen Kolonien und in Elsaß-Lothringen gelten. ES wird verlangt, daß deutsche Staatsangehörige den Gerichten der feindlichen Großmächte ausgeliefert werden, während doch ein« unparteiische Behörde eingesetzt werden mühte, die alle in diesem Kriege vorgekommenen Völkerrechtsverletzungen festzu- stellen hätte, von wem immer sie geltend gemacht werden. Obgleich Präsident Wilson in seiner Rede vom 28. Oktober 1916 anerkannt hat, daß keine einzelne Tatsache den Krieg hervorgerufen hat, sondern daß im letzten Grunde das ganze europäische System die tiefere Schuld am Kriege trägt,.eine Verknüpfung von Bündnissen und Verständigungen, ein � verwickeltes Gewebe von Intrigen und Spionage, das mit Sicher- heit die ganze Bölkerfamili« in seinen Maschen fing,.daß die Er- klärung des jetzigen Krieges nicht so einfach ist und seine Wurzeln sich tief in den dunkeln Boden der Geschichte senken", soll Deutsch- land anerkennen, däß Deutschland und seine Verbündeten für alle Schädigungen, die die gegnerischen Regierungen und ihre Ange- hörigen durch seinen und seiner Verbündeten Angriff erlitten baben, verantwortlich sind. Dabei ist es eine unbestreitbare historische Tatsache, daß einige der nnS feindlichen Staaten wie Italien und R u m ä n i e n ihrerseits territorialer Eroberungen halber in den Krieg eingetreten sind. Abgesehen davon, daß also eine einwandfreie rechtliche. Grundlage für die Deutschland aufgebürdete Entschädigungspflicht nicht gegeben ist, soll die Höhe dieser Entschädigung durch«ine lediglich feindliche Kommission festgestellt werden, ohne Anteil Deutschlands an der Beschlußfassung. Tie Befugnisse dieser Krnn- Mission laufen einfach darauf hinaus, Teutschland wie eine große Konkursmasse zu verwalten. Wie es angeborene Menschenrechte gibt, so gibt es angeborene Recht« der Völker. Aber das oberste Grundrecht aller Staaten ist das Recht auf Selbsterhaltung. Mit diesem Grundrecht ist die Zumutung, die hier an Teutschland gestellt ist, unvereinbar. Deutschland soll eine Entschädigung auf sich nehmen, deren Höhe
Der Aufbau öer voltshochfthulen. Ei» neuer Erlaß des Unterrichtsministers. Der Unterrichtsminister Haen-isch hat infolge der überaus zahl- reichen Mitteilungen und Anfragen auf Grund seines Erlasses vom 25. Februar über die Errichtung von Volkshochschulen in einem neuen Erlaß an die Verwaltungs- und Schulbehövden weitere An- regnngcn für die zweckmäßige erste Ausgestaltung städtischer und ländlicher Volkshochschulkurse gegeben. Da die lediglich auf privaten Gründungen beruhenden Veran- staltungen nicht von Dauer zu sein pflegen, empfiehlt der Minister. sofern nicht die örtlichen Verhältnisse eine andere Regelung als zweckmäßiger erscheinen lassen, die Volkshochschule an die G e- metnde anzulehnen. DaS ist in folgender Weise gemeint: Wo ein Bedürfnis nach Schaffung einer Volkshochschule laut wird, sollen durch die Gemeindevertretungen Volksbildungsaus- schuf fe gewählt werden, die sich aus den hauptsächlichen Trägern des VolksbildungsgedankenS innerhalb und außerhalb der Ge- meindevertretung zuammensetzen und denen Männer und Frauen aller Parteirichtungen angehören. Ferner empfiehlt Minister Haenisch die Schaffung einer Ver- mtttlungs- und Beratungsstelle aus der Mitte der akademisch gebildeten Kreise, deren Hauptaufgabe es sein soll, auf Wunsch der einzelnen VolkShochchulen ihnen die besten und wissen- schastltch wertvollsten Lehrer zu vermitteln. Di« Beratungsstelle soll an die Universitäten angeschlossen weiden. Der Gefahr einer wertlosen, schädlichen Halbbildung durch die Volkshochschulen muß nachdrücklich begegnet werden. Wo keine wirklich tüchtigen Kräfte zur Abhaltung von BolkShoch- schulkursen verfügbar oder mit Hilfe der Beratungsstellen zu er- langen sind, ist es, auch wenn der Wunsch nach einer Volkshoch- schule besteht, besser, die Gründung einer solchen einstweilen zu unterlassen. Aus dem gleichen Grunde fallen Einzelvorträge nicht in den Rahme» der Volkshochschule . Die Lehrenden haben sich grundsätzlich jedes Versuchs einer politischen oder religiösen Be? einfluffung ihrer Hörer zu eni hakten. Auch empfiehlt der Minister, die Volksbochchufturse für Hörer und Vortragende entgeltlich einzurichten. Eine f i n a n- zielle Unterstützung durch die Gemeinden ist an- zustreben, da sonst die Volkshochschulen der Kostendeckung wegen in unerwünschter Weife genötigt sind, einen zu großen Hörerkreis anzuziehen, worunter die Güte der Kurse leidet. Als wünschenswert bezeichnet«S der Minister zum Schluß. aus den größeren Volkshochfchulkursen»röglichst bald kleinere Hörerkreise zu enger gemeinschaftlicher Arbeit zu bilden. Um die Beveitstellung staatlicher Mittel insbesondere für diese Zwecke ist er bemüht. Der Aufbau wirklicher Volks- Hochschulen, die mit Hsinu* verbunden, find, bleibt das wei- •:7�'- jt-vf
Dieser Erlaß des Kultusministers greift in die Arbeit, die jetzt überall begonnen wird, mit Richtlinien ein, die gewonnen sind aus den bisherigen Erfahrungen der VolkshochschulpvaxiS und dann auch aus den neuen, durch die Revolution freigemachten Mög- lichkeiten. Das Wichtigste ist— auch für Groß-Berlin— der Ratschlag, die Volkshochschule an die Gemeinden anzulehnen, ihr deren Geldmittel zu erschließen und zugleich der öffentlichen VolkSbil« dungSarbeit eine breite, feste,«inende Basis zu geben durch Aus- schüsse, an deren Zusammensetzung vor allem auch den berufenen Organisationen der Arbeiterschaft der für das Gedeihen der Sache unbedingt notwendige Anteil sicher ist. Die Schwierigkeiten, die der GründungSarbeit zurzeit noch erwachsen, sind nicht gering. Wir. wünschen dem Erlaß die Kraft, sie geringer werden und endlich ganz verschwinden zu lassen. * Im rechten Augenblick wird unS ei» Fall mitgeteilt, der ein grelles Licht auf die Art wirft, wie man im Lande Volks- Hochschulen gründet. Uns wich geschrieben: Ter Landrat und ein am 1. April d. I. inS Amt getretener junger Oberlehrer berufen eine Jnteresientenversammlung ein. Es erscheinen ein General, ein Major, akademische Lehrer, zwei Schul- direkteren, der Kreisarzt, etliche Semtnarlehrer, einige Volksschul- lehrer und-lehrerinnen und einzelne besonders.starke Stützen' der bürgerlichen Gesellschaft. Am Vorstandstisch sitzt der Landrat, der Redakteur eines deutschnationalen OrisblättchenS, der Vorsitzende der deutschnationalen Ortsgruppe und jener junge ortsfremde Oberlehrer, alle vier Vertreter des alten Regimes. Man stam- melt einiges über die Bedeutung der BoUshochschule, be- sonders über den Lehrplan, liest einen die Sache betreffen- den Schriftsatz aus der.Neuen Erziehung" vor. ernennt einen Ausschuß, der alle Vorarbeiten in die Wege zu leiten hat, findet sich mit beachtenswerten Einwänden eines Seminarlehrers bezüglich Nichtheranziehung der Arbeiter und Hand- w e r k e r zu den Vorbesprechungen großzügig ab und geht in dem Bewußtsein heim, eine hochbedeutsame Tat für da?.Volk" geleistet zu haben. So geschehen in Jüterbog im Wonnemonat 1919. Wie empörend dieser Vorgang, der leider nicht einzig dasteht, an Ort und Stelle empfunden wird, mag aus solgcndeni Kom- mentar ersehen werden, der die Zuschrift an uns begleitet: Das Volk wird sick, für eine solche Einrichtung bedanken, die man ohne seine Mitbestimmung schaffen und leiten will. ES wird damit nicht zufrieden sein, daß ein Vertreter der Arbeiterschaft als KonzesfionSschulze in dem Kuratorium sitzt, sondern wird den ent- scheidenden Einfluß bei der Errichtung der BolkShochsckiuke für sich be- anspruchen, um einer mißbräuchlichen Ausnutzung des VolkShochschul- gedankenS den Boden zu entziehen. Ob eine solche droht, möge man auS folgenden, von leitender Stelle des Abends gegebenen Ausführungen entnehmen:.Wir alle wollen, daß wir wieder Deutsche werden. Alle« soll sich»m den Deutschgedanken kristallifieren und der Er- tüchtigung de» deutschen Charakters dienen." Hat man trotz der Revolution den Mut. dem Volke die Ueberzeugung aufzudrängen, daß der Segen von oben, d. h. von den ehemalige« Stützen und Trägern der bürgerliche« Gesellschaft kommt?
Der§lug über öen Gzean. Die„Daily Mail" berichtet aus Thurso über ein Gespräch mit dein Flieger Hawker. Dieser erzählte: Tie Lust war während der ersten vier Stunden unseres Fluges vollkommen klar. Dann wurde die Aussicht schlecht. Wir begegneten schweren Wolken und flogen in schwerem Sturm mit Regen. Wir befanden uns über den Wolken und zwar in einer Höhe von gut 15 000 Fuß. Noch 5% Stunden waren wir mehrere tausend Fuß herabgegangen, weil der Fülle: verstopft wurde. Tann ging ein paar Stunden long alles wieder gut, bis die Wasserzirkulation neuerlich verstopft wurde und die Temperatur des Wassers bis zur Siedehitze stieg. Wir begriffen, daß wir vor der Säuberung der Wasserpumpen nicht höher steigen konnten, ohne viel von der Kraft deS Motors zu verlieren. Als wir 12� Stunden unterwegs waren und die Wasser- Zirkulation noch immer schlecht war, sahen wir ein, daß wir nicht mit dem Aufbrauchen unserer Moterkrast fortfahren konnten. Wir veränderten die Richtung und flogen 2 Vi Stunden lang diagonal übe: die HauptschiffahrtSroute, bis wir plötzlich das dänische Schiff „Marie" entdeckten. Wir gaben sofort Notsignale, die auch sotert beantwortet wurden. Dann flogen wir noch etwa zwei Meilen weiter, bis wir in der Nähe des Schiffe? niedergingen. Das Moer war außerordentlich bewegt und die dänische Be- satzung hatte 1% Stunden lang zu tun, bevor es ihr gelang, uns an Bord zu bekommen. Mit großer Gefahr für ihr eigenes Leben glückte es zum Schluß, ein kleines Boot auszusetzen, aber wegen des schweren Sturmes war es nicht möglich, das Flugzeug zu bergen. Alles zusammen gerechnet, waren wir, seitdem wir Neu- fundtand verlassen hatten, 1414 Stunden unterwegs gewesen. Notizen. — Paul Jlg. der schweizerische Romanbichter, dessen ehr- lich offene, menschlich gesunde Kraft sich seit zehn Jahren in Deutschland schnell«inen Platz gewinnen konnte, ist jüngst in der. Schweizer Presse mit Vorwürfen bedacht und auch an dieser Stelle von Korn angegriffen worden. Der Angegriffene erteilt darauf folgende unS drahtlich übermittelte Antwort: ..Gegen KornS„Offenen Brief " erhebe ich schärfsten Pro- test. Ter Inhalt des Briefes geht bis ins Einzelnste an eine falsche Adresse. Ich habe während der Kriegszeit keinen einzigen politischen Artikel geschrieben, niemals einen Protest unterzeichnet, in keinem Buch gegen Teutschland Stellung genommen. Mein Roman„Der starke Mann" geht gegen den schweizerischen Milita- viSmus preußischer Observanz.". Paul Jlg stellt«ine weitere Rechtfertigung seiner Haltung in Aussicht. — Vorträge. Im Blüthner -Saal spricht am 30. Mai, abends 7'/, Uhr. Prof. Dr. H e r k n e r über.Großdeutsche Politik und demokratischer Gedanke". Er spricht anstelle de» Grafen Czernin, für den eine Ausreiseerlaubnis aus Deutschösterreich nicht erwirkt werden konnte. — Der Deutsche Arbeiter-Sängervund widmet seinen gefallenen Mitgliedern ein künstlerisches Gedenkblatt. Die Namen der Toten werden in Kunstschrift eingefügt, damit die Ein- heitlichkeit des Blatte» nicht gestört wird. Die» ist sehr z« be- -grüßen, und es sollte von allen Vereinen beachtet werden.