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Mittwoch, den 28. Mai 1919.
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Friedensvertrag für Oesterreich am Freitag
St. Germain, 27. Mai. ( Meldung des Wiener Telegr.Korresp. Bureaus.) Das heute dem Staatssekretär Dr. Renner als Präsidenten der deutsch - österreichischen Friedensdelegation überreichte Schreiben Clemenceaus hat folgenden Wortlaut:
Herr Präsident!
1. Die Stärke der militärischen Kräfte, die in Zufunft in Desterreich zu unterhalten sein werden. 2. Die Frage der Schadengutmachung und der Schul.
ben.
Diese zwei Fragen haben einen besenderen Charakter infolge des Berfalles des österreichischen Reiches in mehrere Teile, Diefer Berfall macht die Prüfung dieser Fragen unter dem Gesichtspunkte ihrer Rückwirkung auf die Interessen und die Sal tung dieser verschiedenen Teile nottvendig.
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Die Helfer des Oberleutnants Vogel. Vogel ia Haag?
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Die richtige Diagnose?
Zu der Flucht des im Liebknecht- Luxemburg- Prozeß ver- Für die erfolgreiche Tätigkeit des Arztes ist es wichtig, urteilten Oberleutnants Vogel macht die Freiheit" auf- daß er die richtige Diagnose trifft. Er muß aus allen sehenerregende Mitteilungen, deren wesentlicher Inhalt fol- Wahrnehmungen und besonderen Verhältnissen an dem franken Körper das richtige Gesamtbild zu gewinnen vergender ist: Ich beehre mich, Ihnen den Empfang des Schreibens vom Vogel befindet sich bei der deutschen Gesandt- stehen, um dann seine ärztliche Kunst unter einem Minimum 24. Mai zu bestätigen, worin Sie die Eröffnung der Friedens- schaft im Haag und wartet dort auf den Abgang des von Schwankungen wirken lassen zu können. Je schneller berhandlungen mit Oesterreich in möglichst kurzer Frist nächsten Dampfers nach Argentinien . Zu der gelungenen Flucht und fehlerfreier und umfassender die Diagnose festgestellt verlangten. Der Rat der Hauptmächte der Verbündeten und Affo- hat er sich eines Passes auf den Namen Kurt Velsen wird, desto sicherer ist der Erfolg der ärztlichen Kunst. Was hier über die medizinische Diagnose gesagt ist, gilt ziierten wünscht Ihnen als Antwort die Mitteilung zur Kenntnis bedient, der ihm aber nicht von der Paßstelle des Berliner zu bringen, daß der Entwurf des Friedensvertrages Polizeipräsidiums, besonders von der Paßitelle des Kriegs- auch für die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge nächsten Freitag, 30. Mai, mittags, in St. Germain- en- ministeriums besorgt worden ist. Als Mitschuldige an im Leben der Völker. Der Politiker, der im Inland Rahe zur Ueberreichung an die österreichische Delegation fertig der Ausstellung des Passes bezeichnet die Freiheit" an- und im Ausland wirken will, muß sich klar machen, daß der gestellt sein wird. Jedoch werden die folgenden Fragen einer spa- deutungsweise den Hauptmann Pa b st, Dr. Grabowski Erfolg seiner Tätigkeit davon abhängt, alle Stimmungen, und Baron Schent. Geistesbewegungen, politischen Strömungen und engeren teren Prüfung vorbehalten bleiben müssen: Diese Herren haben immer nach der Darstellung der Zusammenhänge, die für die Gestaltung des politischen GeFreiheit" auch das bei der Flucht gebrauchte Auto be- famtbildes maßgebend find, richtig einzuschäßen. Wir haben bisher die Empfindung gehabt, daß die Halforgt. Dieses Auto gehört demselben Herrn Junschtow, mit dessen Auto auch seinerzeit die Leiche Rosa Luremburgs tung der deutschen Friedensdelegation in Paris durchaus beiseite geschafft wurde. Das Auto ist ihm zur Belohnung richtig gewesen ist. Und die richtige Diagnose, die scheinbar bon der Garde- Kavallerie- Schüßen- Division abgekauft und da- bisher von unseren Vertretern in Versailles stets getroffür ein Betrag auf das Konto der Frau Klara Junschtow bei fen wurde natürlich immer gesehen von den politischen einer Depofitentasse am Kurfürstendamm eingezahlt worden. und wirtschaftlichen Lebensbedürfnissen des deutschen Volkes Weiter behauptet die Freiheit", daß es der Hauptmann ausgibt uns den Mut zu glauben, daß die Sache DeutschJanssen von der Abteilung VIII der Garde Kavallerie- lands in recht glückliche Hände gelegt worden ist. Nun find die deutschen Gegenvorschläge herSchüßendivision gewesen ist, der. den Stempel der Division unter den gefälschten Ausweis gedrückt hat, der zur Be- aus. Wenn man das sich vor Augen hält, was darin Deutschfreiung Vogels aus dem Bellengefängnis in Moabit diente. land gegenüber den Friedensbedingungen der Entente als Schließlich foll. der große Unbekannte, der bei der Ermordung erfüllbare Bedingungen von Deutschland präsentiert, so wird Rosa Luxemburgs neben Vogel auf dem Auto gestanden hat man sagen müssen, daß wir unter Einschätzung der gegenBersailles, 27. Mai. Intransigeant" meldet, daß der und den Vogel nicht nennen wollte, der Leutnant Suchong wärtigen und voraussichtlich fünftigen Kräfte des deutschen Boltes alles angeboten haben, was überhaupt möglich und Biererrat einen neuen Vertrag betreffend die Rechte gewesen sein. Wenn diefe Mitteilungen richtig sind, fo liegt hier allerdings Teistbar ist. Wir haben in unserer heutigen Morgenausgabe der Minderheiten und namentlich der Juden in den ein Standal sondergleichen vor. Gine Regierung, die sich diese Auffassung bereits in folgenden Sägen festgelegt:„ Da durch den Krieg entstandenen neuen Staaten, namentlich in Polen , der Tschecho- Slowakei , Südslawien und von einer zuchtlofen Handvoll Offiziere eine derartige Verhöh- muß denn gleich gesagt werden, daß die deutsche Regierung dem beträchtlich vergrößerten Rumänien vorbereitet bat, nung der Rechtspflege gefallen ließe, müßte jede Autorität mit ihren Vorschlägen sicher. nach der einmütigen Ueberdem beträchtlich vergrößerten Rumänien vorbereitet hat, im Lande einbüßen. Wir erwarten, allerdings, daß hier nunmehr zeugung des ganzen deutschen Volkes bis hart an die der rein menschliche Ziele verfolgt. mit fester Hand zugegriffen und den Versuchen einiger Leute, fich Grenzen des überhaupt Möglichen und Erfüllüber Recht und Gefeß hinwegzusehen, ein Ende bereitet wird. Jm baren gegangen ist. Wollte man den Versuch machen, Gegensatz zur Freiheit" find wir überzeugt, daß sich die Vorgänge um Vogels Flucht ohne Wissen der Regierung durch das Komplott einer fleinen Clique abgespielt haben. Aber die Regierung wird bie Welt hiervon nur überzeugen, wenn sie nunmehr mit eisernem Griff dieser Clique den Hals umdreht.
Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Versicherung meiner besonderen Hochachtung!
Der Viererrat und die Rechte der Minderheiten.
Die Anerkennung Koltschaks.
Eine neue Diktatur?
Basel , 28. Mai .( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) Wie die französische Regierungspreise frohlodend mitteilt, ist der Viererrat bereit, den Admiral Soltichat im Brinzip anzuerkennen. Es tritt immer deutlicher zutage, daß Die Vorgänge find in übrigen auch für die Beurteilung die Entente in ihm einen ausgezeichneten Helfershelfer für die früherer Ereignisse so gravierend, daß sie allein es notwendig Verwirklichung ihrer imperialistischen Biele in machen, dem voraufgegangenen Urteil im Liebknecht - Buremburg Rußland gefunden zu haben glaubt. Auch Japan , das Prozeß die Bestätigung zu versagen. anfangs zögerte, segt sich jetzt für Roltschaf ein. Nur Wilson
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über diese hinans zu drängen, so würde eine gleich hoffnungslose Situation geschaffen werden wie in dem Falle, daß uns die Entente durch Drohungsdruck zur Unterzeich nung ihres unmöglichen Diftatfriedens zu zwingen versucht".
Weil diese Auffassung der Ausfluß ganz nüchterner Erwägungen ist, und weil es wichtig ist, die Schwere der Situation mit dem Höchstmaß wirtschaftlicher und politischer Verantwortung und frei von allen Illusionen zu erfassen, haben wir diese Auslassung wiederholt.
Uns scheint, daß die Reichsregierung in der Abscheint noch zu zögern. Um die imperialistischen Biele zu ver- Zu den Mitteilungen der Freiheit schreibt eine hiesige Botal faffung der Gegenvorschläge nicht von der richtigen Diagnose schleiern , sucht man sie mit der demokratisch flingenden, forrespondenz, daß die von der Freiheit" wiedergegebenen Tat- geleitet gewesen ist. Die deutschen Gegenvorschläge werden an Koltschak gerichteten Forderung nach beschleunigter Einbe- fachen noch nicht als feststehend anaufehen find. Richtig bei unseren Gegnern nicht als das äußerste Zugeständnis rufung einer Ronstituante zu bemänteln. Daß Roltichat ist, fagt die Korrespondenz, daß Bogel die holländische Deutschlands aufgefaßt werden; günstigstenfalls als eine Berweiß, was die Entente von ihm will, geht aus seinen Neuße- Grenze erreicht hat und fich dort, wenn auch kaum unter dem Namen handlungsbasis. Wenn die Gegner Flug sind, gehen sie sofort rungen englischen Korrespondenten gegenüber hervor, denen er Belfen, aufhält. Da zwischen Holland und Deutschland Aus- darauf ein und versuchen nun eine Diagonale zwischen fagte, es fäme ihm weniger auf die Einnahme Peters Mordes beschuldigt find, so liefe er ständig Gefahr von den hollän- ziehen. Damit würde Deutschland zu Leistungen verpflichtet lieferungsverträge für Personen bestehen, die eines ihren Bedingungen und den deutschen Gegenvorschlägen zu burgs oder Moskaus , als auf die Vernichtung des dischen Behörden ergriffen und an Deutschland ausgebolichemistischen Regimes an. Auch die Sozial- liefert au werden.( nicht wenn er, wie die Freiheit" behauptet, werden, die ganz entschieden über das Maß des Erfüllbaren revolutionäre, deren er eine große Bahl verhaften ließ, fich in der deutschen Gesandtschart aufhält. Neb . d.„ B.") Nach hinausgehen. sprechen ihm jedes Verständnis für demokratische Forderungen unseren Informationen sind die von der Freiheit" wiedergegebenen
ab.
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Behauptungen zum Zeil richtig. Die Garde- Kavallerie- SchüßenDivision hat bereits fehr erhebliche Untersuchungen angestellt, ohne daß man freilich bisher zu Berhaftungen gefchritten wäre. Da das Verfahren jedoch geheim geführt wird, war es nicht möglich, eine detaillierte Bestätigung der oben erwähnten Ginzelheiten zu erhalten.
Wir würden uns nicht wundern, wenn nach der Publifation der deutschen Gegenvorschläge im feindlichen Ausland ein Triumphgeheul ausbricht, in dem zum Ausdruck kommt, daß man sich in der Einschäzung der deutschen Volksfraft bei der Abfaffung des Friedensvertrages doch nicht getäuscht hat. Denn es ist ganz selbstverständlich, daß man in Bern , 28. Mai .( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Wie Humanité" berichtet, ist der englische Arbeits- Diese Ausführungen flingen im wesentlichen wie eine Be Versailles die Dinge so betrachtet, daß Deutschland von diesen minister in Paris eingetroffen, um Lloyd George die stätigung der Angaben der Freiheit". Bei der ganzen Bedingungen ausgehend ein Arrangement zwischen den neuen, unter Androhung des Generalstreits gestellten Sachlage erscheint es als dringendste Forderung, daß alle Mit- beiderseitigen Bedingungen zu erreichen versucht. Dieses Forderungen der Berg-, Eisenbahn- und Transportarbeiter zu schuldigen an der Flucht Vogels sofort in Saft genom- Arrangement würde Deutschland nicht befriedigen können, und die Entente würde eines Tages sehen müssen, daß unterbreiten. Die drei Verbände verlangen u. a. Abschaffung men werden. Deutschland Bedingungen unterschrieben hat, die es nicht erder Dienstpflicht. Aufhebung der Blockade gegen Deutschland , Zurüdziehung der Truppen aus NußWie wir hören, wird die Reichsregierung heute noch füllen kann. Brockdorff- Rangau hat in einem Interview mit land und Freilaffung aller wegen Dienstpflichtverwei- eine formulierte Erklärung des Inhalts erlaffen, daß gegen alle unserem Vertreter in Versailles geäußert, daß ein Friedens. gerung Feitgenommener.. Personen, die der Begünstigung an der Flucht Vogels irgendwie vertrag, von dem er von vornherein erkennen muß, daß er berdächtig erscheinen, rüdsichtslos borgegangen wer nicht erfüllbar ist, feine Unterschrift nicht tragen werde. Nach den soll. Gegen all die auch nur das geringste Maß von diefer ehrenhaften Proklamation erscheint es uns zweifel. Schuld trifft, soll mit der vollen Strenge des Ge- haft, daß er einen Vertrag unterschreiben wird, dessen Befetes eingefchritten werden. dingungen die Mitte zwischen den Forderungen der Entente und dem nunmehrigen Gegenangebot der deutschen Regierung halten wird.
Prüfung des Friedensvertrages. Französischer Kammerbeschluß.
Baris , 28. Mai. Savas . Die Kammer nahm durch Handaufheben einen Vorschlag an, der die Ernennung einer Kommission von 60 Mitgliedern vorsieht, die damit beauftragt find, ben Gefeßentwurf für die Ratifizierung des Friebensber bertrags einer Brüfung zu unterziehen.