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Nr.279.36.Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenste. 3.

Heruivrecher: Ami Morisplay, Nr. 15190-15197.

Montag, den 2. Juni 1919.

Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplay, Nr. 117 53-54.

Die Regierung und die lintsrheinischen Umtriebe.

Zu der von uns bereits im Morgenblatt gemeldeten Die Leiche Rosa Luxemburgs gefunden? Proflamierung einer selbständigen rheinischen Republik " durch die verschiedenen anonymen Arbeitsausschüsse" wird bon amtlicher Stelle erklärt:

Der Geist von Versailles

Bon Victor Schiff.

Versailles , 31. Mai 1919. In dieser Stadt wurde das moderne Gottesgnadentum bor zweieinhalb Jahrhunderten unter dem Sonnenfönig ge­

Eine Korrespondena berichtet: Ein Leichenfund, der in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag an der Freiarchenbrüde im Es handelt sich hier offenbar um einen Heberrumpelungs- Tiergarten gemacht worden ist, wird in den nächsten Tagen sämt bersuch gegenüber der Volksabstimmung, nachdem die geplante liche Behörden und die in Frage kommenden Gerichte beschäftigen. Ausrufung der neuen Republik mißlungen ist. Am be. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde von einem mili­tärischen Wachkommando eine Leiche im Landwerhrfanal gefehen. zeichnendsten ist, daß unter der Proklamation fein einziger man benachrichtigte, nachdem die Beiche geborgen war, die Mord- geboren und während drei Königsgeschlechter wurden hier Name fteht. Die Reichsregierung hält unbedingt an der tommission. die unter Führung des Oberregierungsrates Hoppe an Orgien des goldenen Schmarozertums auf Kosten des dar­Bereinbarung mit den Für sie gibt es feine borläufige Regierung", deren Zusammen- der Fundstelle erschien. Da der Körper der Frau und auch der benden Volkes gefeiert. Da lehnte fich das Pariser Prole­fetzung der Aufruf flüglich verfchweigt. Die Landes- und Kom- Fundplak einige Wahrscheinlichkeit dafür boten, daß man die Reichetariat auf, stürmte die Bastille und zog in dunklen Scharen munalbehörden empfangen nach wie vor ihre Weisungen von ihren Rosa Luxemburgs vor sich habe, wurde der Berliner Polizeipräfi- gegen den Herd der Fäulnis los. Auf ewig schien das Sandeeregierungen, denen fie al lein berantwort. dent Ernst fofort benachrichtigt. Die gefundene Leiche wurde auf Gottesgnadentum ausgespielt zu haben. Noch nicht! Im I ich find und bleiben. Die Reichsregierung erwartet von ihnen Veranlassung des Polizeipräsidenten in das Leichenschauhaus in der in dieser schwersten Stunde getreues Ausharren auf ihren Bosten, die für die ganze rheinische Bevölkerung Vorposten und Vorbilder der Reichstreue fein müssen.

Hannoverschen Straße übergeführt und hier aufgebahrt.

Entführung der Leiche.

Rausch des Sieges und der Macht ließ es ein Preußenkönig an dieser selben Stelle achtzig Jahre später auferstehen. Wie die französische Reaktion im Januar 1913, im entscheidenden Augenblicke ihren und des Blutzaren Kandidaten, Raymond Poincaré , bei der Präsidentenwahl in Versailles durchzu­feßen vermochte, so versucht heute die Weltreaktion an dieser Stätte ihrer früheren Siege die Weltrevolution endgültig zu zerschmettern.

Heute ist wohl fein Zweifel mehr über die wahre Be­deutung des Friedensentwurfs möglich, den uns die En­tente am 7. Mai im Trianon- Palace überreicht hat. Diefer Frieden soll in erster Linie das Land treffen, das seit jeher an der Spize der Arbeiterbewegung stand, und dadurch die internationale Arbeiterbewegung selbst auf lange Beiten hinaus lahmlegen.

Das deutsche Volt fühlt fich doppelt betrogen: Einer­seits durch seine eigenen früheren Herrscher, die ihre absolute unschuld an der Entstehung des Weltunglückes beteuert hatten, deren Schuld erst nach und nach zutage trat, und die es über den wahren Gang der Ereignisse, über die wirkliche Lage systematisch täuschten. Andererseits durch die Macht­haber der Entente, die ihm gerechte Friedensbedingungen für den Fall einer Revolution in Aussicht gestellt hatten und ihm nunmehr eine Sammlung von Wortbrüchen und Unge­rechtigkeiten als Friedensvertrag überreicht haben. zweite deutsche Note über die Schuldfrage vom 24. Mai hat Dieses Gefühl des Betrogenfeins in scharfer und dennoch diplomatischer Form auszusprechen. Die deutsche Delega­tion möchte die Worte Eurer Erzellenz nicht dahin verstehen, daß das damals abgegebene Bersprechen nur eine Kriegslist

Die

Im Laufe des Sonntags ist nun die Leiche der Frau durch ein militärisches Kommando aus dem Schauhause entfernt und nach Boffen gebracht worden. Im Schauhause erschien ein Leutnant Der Macher der rheinischen Republik. Nehler und wies dem Leichendiener Eberhard, der Wache hatte, ein Schreiben vor, das vom Reichswehrminister Noste unterzeichnet Frankfurt a. M., 2. Juni. ( TU) Der Frankfurter Zeitung " war und das die Herausgabe der Beiche verlangte, um sie nach dem wird noch über den Butsch im Rheinlande berichtet: In Wies. Garnison lazarett des Truppenübungsplates Bossen zu bringen. Det baben und in gang Naffau denkt die Bevölkerung nicht an solch eichendiener sprach seine Verwunderung darüber aus, daß man die landesverräterisches Ding wie die Ausrufung einer Republik. G Leiche nach 3offen schaffen wolle, doch erklärte der Offizier, daß gibt da nur einen Mann, der jedenfalls den naffauischen Ar- die Ueberführung unbedingt au, erfolgen habe. Die Leiche wurde beiteausschuß gebildet hat, und das ist kein Nassauer. Es ist ein nun von Coldaten in einen Straftwagen gebracht, ber sich entfernte. Dr. Borthen, Staatsanwalt in Berlin , der seit No­Erst im Laufe des Sonntag nachmittag wurde von dem Leichen­bember 1918 auf Grund eines ärztlichen Zeugnisses dort vom fund dem Untersuchungsrichter im Fall Rosa Luxemburg , dem Dienst beurlaubt und seitdem in 28 iesbaden ist. Dieser Striegsgerichtsrat Ehrhardt, der anstelle des auf Urlaub be Herr, weder in Nassau geboren, noch jemals längere Zeit dort findlichen Kriegsgerichtsrats Joerns die Untersuchung in dem Fall ansässig, besitzt die Unverfrorenheit, feit einigen Monaten als Bogel übernommen hat, vom Bolizeipräsidium mitgeteilt, daß ber Vertrauensmann und Vertreter der naffauischen Bevölke mutlich der Körper der Frau Luxemburg an der Freiarchenbrüde rung sich aufzuspielen. Er hat niemanden hinter fich. Na- gefunden und nach dem Schauhause gebracht worden sei. Kriegs­türlich hat er mit der gleichen Dreiftigkeit gegenüber der frangerichtsrat Ehrhard gab sofort seinem Erstaunen Ausdrud, daß 8ŏfischen Militärbehörde den Vertreter der naffauischen man ihn nicht bereits in der Nacht zu dem Fundort gerufen habe, Bevölkerung gespielt und ist auch fürzlich einer der Teilnehmer da er als untersuchungsführender Richter allein berechtigt war, die an der Frobergerischen Konspiration mit General Mangin ge Beschlagnahme der Beiche und ihre Ueberführung nach dem Schau­wesen. Die Wahl der Stadt Wiesbaden als borläufiger Regie Hause sowie die Sicherstellung für die Obduktion zu veranlassen. rungssik der angeblichen rheinischen Republik legt neben einigen Kriegsgerichtsrat Ehchard begab sich im Kraftwagen in das Leichen­anderen Indizien die Vermutung nabe, daß die gange jebige fchauhaus und hörte hier zu seiner größten Ueberraschung, daß Aftion bisher von diesem Berliner Staatsanwalt ausgeht. Es die Beiche auf Befehl des Reichswehrministers nach Bossen ge­steht jedenfalls fest, daß eine politische Partei hinter schafft worden sei. Da diese Erklärung dem Untersuchungsrichter war..... diesem Aufruf steht, auch das Zentrum nicht. nicht glaublich erschien, begab er sich zum Reichswehrminister, Wir, die nicht dieselben formellen Rücksichten der Diplo­der jedoch nicht anwesend war. Dagegen wurde. Herr Ehrhard von matie zu übernehmen brauchen, sprechen es offen aus: die dem Adjutanten Nostes, Majoc v. Gilsa empfangen und dieser deutsche Revolution war für die Ententeimperialisten nur Es unterliegt kaum noch einem weifel, daß die Macher der bestätigte dem Untersuchungsrichter, daß in der Tat die aufge- ein Mittel zum Zwecke der Befriedigung ihrer Raub­Ablölunastreibereien mit den französischen Militärbehörden in fundene Leiche, in der man Frau Luxemburg vermutet, nach gel i ste, ebenso wie seinerzeit die russische Revolution für engster Fühlung stehen. Als am Sonnabend eine Abordnung Boffen geschafft worden sei, um die Sektion nicht zu stören und um die deutschen Imperialisten. Und ebenso wie das kaiserliche aus Naffau bei dem französischen General in Mainz vorsprach, politische Demonstrationen Deutschland viel lieber mit dem Zarenminister Stürmer um ihn von dem Wahn zu befreien, daß hinter den Treibern nennenswerte Teile der Bevölkerung ständen, und als ein juristi- au termeiden. Im übrigen gab Major u. Gilfa bem Kriegsgerichts- Frieden geschlssen hätte, als mit Trotty, so wäre es heute den sches Mitglied der Abordnung den General darauf aufmerksam rat Ehrhard den Rat, sich mit Polizeipräsident Ernst und Ober- Entente- Bourgeosien bei weitem angenehmer, wenn sie mit machte, daß es sich doch um Hochverrat gegen das Deutsche Reich regierungsrat Soppe in Verbindung zu sehen, da beide bei der Auf- einem niedergeworfenen kaiserlichen Deutschland in Ver­failles verbandeln könnte, anstatt mit der Delegation einer Kriegsgerichtsrat bondle, erwiderte der General dem mutigen Sprecher, er möge Ehrhard protestierte fofort in schärfter Weise gegen diefen Eingrift i bon sozialistischem Geiste erfüllten deutschen Republik. fich nachhause begeben und dort Von demokratisch- pazifistischer Seite war in Deutschland werde innerhalb 24 Stunden aus der Besatzungszone aus- bes Reichswehrminiſters in das Amt des Richters. Als Unter- wiederholt feit dem Waffenstillstand an die Ententeherrscher gewiesen werden. fuchungsrichter habe nur er das Recht, über die aufgefundene Leiche die Warnung ergangen: Nehmt Euch in Acht! Ein Gewalt­zu verfügen und ihre Settion anzuordnen. Es befrembe ihn friede wird die nationalistischen Leidenschaften in Deutschland außerordentlich, daß man ihm noch nicht einmal mitgeteilt habe, aufftacheln, die alten Gewalten, die im November endgültig wer denn die Finder der Leiche gewesen feien, und daß er nun ausgespielt zu haben schienen, weil das Volk den an ihm be­selbst erst Erhebungen darüber anstellen müsse, wer den Körper im gangenen Betrug erkannt hatte, werden mit einem Hinweis Landwehrkanal entbedt und geborgen habe. auf den noch viel schlimmeren Betrug, den ein Gewaltfrieden Am heutigen Morgen gelang es dem Untersuchungsrichter, eine bedeuten würde, wieder wühlen und mächtig werden können! Konferenz mit dem Reichswehrminister Noste zu erlangen. Ehr- er jekt Deutschland erdrückt, erstickt die deutsche Republik, hard äußerte Noste gegenüter, die schon dem Major Gilja gegen fördert die Reaktion in Deutschland und in der ganzen über geltend gemachten Bedenten und fügte hinzu, daß er den fo­Welt!" fortigen Rücktransport der Leiche veranlassen würde, wenn der Befehl nicht von Noske in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber in den Marken ausgegangen wäre. Noste erwiderte, daß er, be­bor er den Befehl zur Ueberführung nach Boffen gegeben habe, eine Beratung mit den in Betracht kommenden Instanzen und auch mit dem Justizminifter

Folgendes Telegramm wurde vom Bund der Rheinländer in Berlin " an den Reid spräsidenten, an die deutsche und preußische

Nationalversammlung gesandt:

Der unterzeichnete ,, Bund der Rheinländer in Berlin " er hebt zugleich im Namen und im Auftrage Tausender in Groß­Berlin lebender Pandeleute flammenden Proteft gegen die von eirigen ertärmlichen Kreaturen betriebenen Umtriebe zur Los­Löfung unseres geliebten Heimatlandes vom deutschen Vaterlande urd erwartet von der boben Versammlung, daß sie alles aufbieten wird, um diese verbrecherischen Bestrebungen zunichte zu machen."

Die Zulassung zur internationalen Kommission für Arbeiterrecht.

Neue Note Clemenceaus.

Aber das wollen sie ja gerade, die Herren von Ber­failles! Ein Frieden, der die Völkerversöhnung und somit den internationalen Gedanken fördert, ein Frieden, der dem sozialistischen Deutschland die Möglichkeit gibt, durch weit­gehende Sozialisierungsmaßnahmen die Wunden des Krieges zu heilen und die alte, forrupte kapitalistische Gesellschafts­gehabt habe. Er sei der Ansicht, daß im Interesse einer ruhigen form durch die sozialistische zu ersetzen, das ist für sie die Untersuchung die Geftion besser in Bossen stattfinden würde, da bei Hauptgefahr! Und deshalb wolle nie Deutschland verstüm­der augenblicklich gereizten Stimmung in Berlin politische Demon- mein und berarmen. Durch die uns zugemuteten Friedensbe­ftrationen zu erwarten feien, die man so besser vermeiden würde. dingungen werden nicht nur alle sozialen Errungenschaften. Der deutschen Delegation in Versailles ist eine Note Daraufhin erklärte Kriegsgerichtsrat Ehrhard, daß er in diesem Fall die in einem unermüdlichen Kampf um die Emanzipation Clemenceaus als Erwiderung auf die deutsche Note über damit einverstanden sei, daß die Leiche vorläufig in 3offen verbleibe, der Arbeiterklasse zuerst in Deutschland durchgesetzt wurden, das internationale Arbeiterrecht zugegangen. daß er jedoch die für die Sektion notwendigen Aerzte bestimmen bedroht, sondern auch die finanzielle Grundlage der gewerk. Tarin erklären die alliierten und assoziierten Regierungen, Rosenfeld , Liebknecht und Weinberg zu der Obduktion hinzugezogen schüttert. Die Arbeiterklasse wird bei jedem größeren Lohn­werde und daß er außerdem der Ansicht sei, daß die Rechtsanwälte schaftlichen Organisation Deutschlands auf das tiefste er­einig zu sein, in furzer Zeit nach Friedensschluß die deut- werden sollen. fchen Vertreter in die internationale Rom­fampf das finanzielle Rückgrat fehlen, das ihr so oft zum Die Untersuchungskommission und die Aerzte werden sich noch Siege verhalf und dem Proletariat der ganzen Welt ein miffion aufzunehmen und die Washingtoner im Laufe des beutigen Nachmittags nach Boffen begeben, um dort nadjahmenswertes Beispiel bot. Die Fonds der Gewert­Konferenz zu bitten, die deutschen Vertreter als gleich festzustellen, ob die aufgefundene Leiche tatsächlich die Rosa Lugem- schaften werdennur noch dazu dienen fönnen, die Not der berechtigte Mitglieder zuzulassen. burgs ift. ungeheuere Bahl der brotlos gewordenen Industrie