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Nr.280.36.Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin  .

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Dienstag, den 3. Juni 1919.

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Der Gewaltfrieden für Oesterreich.

Der erste Teil der Friedensbedingungen für Deutsch­

Die Norbgrenze der Tschechoslowakei   gegenüber folgt der

Never die wirtschaftlichen Bestimmungen österreich   ist gestern in St. Germain überreicht worden. bestehenden Landesgrenze, welche früher Böhmen   und Mähren   von heißt es: Sie stimmen mit den deutschen   Vereinbarungen überein, Auf dem Gebiet der ehemaligen österreichisch- ungarischen Ober- und Niederösterreich   trennte. Es wird nur eine geringe mit Ausnahme gewisser Ginzelheiten der Schiffahrt. Spezielle Monarchie lebten vor Kriegsausbruch rund 12 Millionen Menderung gemacht, und zwar in der Gegend von Gmünd und Bedingungen aber werden für ehemalige österreichisch- ungarische Deutsche  . Etwa die Hälfte davon sollen in einem Staate ver- Felsberg   und entlang des Flusses Morava. Die südlichen Staatsangehörige hinzugefügt, welche die allierte Nationalität et einigt werden, der sich selbst Deutsch   österreich   nennt, im Grenzen mit Italien   und dem südslawischen Staat sollen später werben und diese entsprechen den Bestimmungen in dem deutschen  Friedensvertrag aber nur Desterreich genannt wird. Der durch die wichtigsten alliierten und assoziierten Regierungen fest Vertag bezüglich Elfah- Lothringen  . Zum Schluß übermunt Defter­Vertrag sieht, wie zum Hohn, einen Schuß der sprachlichen gestellt werden. Die Ostgrenze verläuft so, daß reich die Verpflichtung jedwedes Arrangement anzuer­Minderheiten vor, die es im neuen Staatsgebiet nicht gibt, Marburg   und Radkersburg   zum fübslawischen Staat kennen, das von ben Alliierten zur Gider­denn alles, was noch einigermaßen sprachlich gemischt ist, wird stellung ber Interessen ihrer Angehörigen forgfältig weggeschnitten, selbst die deutschsteirischen Städte fommen sollen. Die westliche und nordwestlichen Grenzen mit unternommen wird. Der Gesamtbertrag erhält feine Marburg   und Radkersburg  . Bayern   sowie die Grenze mit der Schweiz   und Ungarn   bleiben Gültigkeit sobald er von Oesterreich sowie von drei führenden Umgekehrt werden rund 6 Millionen Deutscher der natio- unverändert. Mächten der Alliierten und Associierten unterschrieben ist und gilt nalen Fremdherrschaft ausgeliefert, darunter die 3 Millionen, Nach den politischen Bestimmungen akzeptiert Defterreich die für jeden Einzelstaat nach erfolgter Ratifikation. pie in kompakter Masse das nach Ungarn   hinein erweiterte Grenzen von Bulgarien  , Griechenland  , Ungarn  , Die Times" bringt einen von ihrer Pariser Redaktion zu­Gebiet der tschechoslowakischen Republik bewohnen. Polen  , Rumänien  , Südslawien und Tschecho- fammengestellten Inhalt des österreichischen   Friedensvertrages.

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werden.

Daß Deutschösterreich militärisch vollkommen ohn- flowatei fo wie fie festgestellt werden, verzichtet auf alle feine Dieser Inhalt deckt sich mit dem offiziell ausgegebenen Auszug, ente mächtig gemacht, wirtschaftlich bis auf den letzten Rest Rechte auf Randgebiete, die, trotzdem sie jetzt außerhalb seiner hält aber eine Reihe Bedingungen, von denen es im Originalver­durch Auslieferung der Eisenbahnen und der Salzberg. Landsgrenzen liegen, noch feinem Staat zugewiesen sind, erkennt trag heißt, daß sie noch nicht definitiv festgestellt sind, sondern einer werke der Entente ausgeliefert wird, kann nur denjenigen die vollständige Unabhängigkeit der Tschechoslowakei   an, intru- Regelung vorbehalten bleiben. Insbesondere betrifft dies Die berwundern, der an den milden" Frieden für Desterreich ge- five des autonomen Gebiets südlich der Karpathen. Die Finanzbestimmungen. Sierüber heißt es in der Wieder­glaubt hat. Die Liquidation der Desterreich- Ungarischen Bank genaue Grenze soll festgestellt werden durch eine Feldkommission, gabe der Times": Bei der Feststellung der finanziellen Bestim­und die Verteilung ihrer Aktiven unter die Inhaber der neu die aus sieben Mitgliedern besteht, von denen fünf durch die Aliier- mungen gehen die Kosten der Besaßungsarmee vor allen auszugebenden Banknoten, bedeutet nichts anderes als den ten und je einer durch die beiden interessierten Staaten geftelt anderen Forderungen. Danach kommen die Kosten der Entschädi­tommandierten Staatsbanferott. gung, wobei den Alliierten die Macht belaffen wird, wenn nötig, Der Anfang läßt übrigens erwarten, daß das Beste noch Die Zschechoslowakei eine Vorzugszahlung für aus dem Ausland eingeführte Güter zu nachkommnt. Mit Interesse wird man bernehmen, wie der verpflichtet sich, mit den Alliierten einen Vertrag zu schließen zum 1921 verboten. Die Kommission für die Schadenbergütung soll den beschaffen. Goldausfuhr ist ohne Zustimmung der Antierten big Biererrat das ihm gänzlich fremde österreichische Pro- Schutze der Nassenrechte, der Religionsrechte und der Sprach Anteil an den Kriegstoften des früheren Oesterreich für blem, an dessen Lösung selbst die Fachkundigsten verzweifel- rechte der Minoritäten und zur Sicherstellung der Frei- jeben der neugegründeten Staaten feststellen. Diese Schuld foll ten, zu lösen versucht hat. Soviel man bisher sieht, soll das heit der Durchfuhr sowie einer billigen Behandlung der Handels- sichergestellt werden durch die Einkommen der Eisenbahn alte Staatsgebiet durch plumpe Eingriffe von außen zu einer Hölle für alle, ganz besonders aber für unsere de ut- interessen der anderen Nationen. Desterreich anerkennt und akzep- und der Salzbergwerke und wird auf der Basis der Ein­einer Hölle für alle, ganz besonders aber für unsere de ut fiert die volle Unabhängigkeit für alle zum früheren ruffifchen nahmen der letzten 3 Jahre vor dem Striege berechnet. Die in den schen Volksgenossen gemacht werden. Das ist kein Verständigungsfrieden, der nur von den Völkern Desterreichs Reiche gehörigen Gebiete, akzeptiert definitiv die Aufhebung des neuen Staaten vorhandenen Banknoten der alten österreichisch­selbst geschlossen werden konnte, sondern ein Gewaltfrieden, Brest  - Litowsker Vertrags und aller anderen Verträge, welche seit ungarischn Bank sollen durch die neue Regierung innerhalb 12 Mo­der eine wirkliche neue Rechtsordnung nicht zu schaffen ver- der Novemberevolution von 1917 mit allen Regierungen oder poli- nate durch neue Banknoten ersetzt werden. Die Bitesreichlich­mag, und der durch gemeinsamen Druck Deutschösterreich nur Die Alliierten behalten sich im Namen von Rußland   vor, eine Wie- liquidiert werden, wobei die Attiven unter die Inhaber der Bank tischen Gruppen des früheren russischen Reichs geschlossen wurden. ungarische Bank soll nach Unterzeichnung des Friedensvertrages noch fester an Deutschland   schmieden wird. derherstellung und Genugtuung von Desterreich zu fordern nach den Bestimmungen des Friedensvertrags. Weiterhin stimmt Oestec reich der Aufhebung des Vertrags von 1839 mit Belgien   zu, durch den dieses Land zum neutralen Staat erklärt worden ist, ebenso der Aufhebung der Neutralität von Luxemburg  . Auch die zu treffen den Regelungen zwischen den Alliierten und der Türkei   sowie mit Bulgarien   werden durch Desterreich akzeptiert, ebenso wie die zwischen den Alliierten und Deutschland   über Schles wig- Holstein zu treffenden Vereinbarungen. Weiterhin verpflichtet

Der Inhalt des Vertrages. Haag, 2. Juni. Hollandsch Nieuwsbureau meldet aus Paris  : Heute wurden in St. Germain die Friedensbedingungen für die Desterreicher mit Ausnahme der militärischen Bedingungen und der Bestimmungen über die finanzielle und gewisse Grenz regelungen überreicht. Soweit die Bedingungen noch nicht borliegen, sollen sie so schnell wie möglich zur) Ergänzung überreicht

noten verteilt werden sollen. Die Besitzungen der österreichischen  Regierung innerhalb der neuen Staaten soll durch diesen Staat übernommen werden gegen den Wert, welchen die Kommission für Entschädigung bestummen soll und welcher im Kredit der Entſchädi­gungsrechte der österreichischen   Regierung gebucht werden foll.

und Ver­

werden. Der Friedensvertrag für Defterreich ist genau so einge- fich Oesterreich burch eine Reihe von Beſtimmungen bazu, ſeine Ein- Die Reichsregierung und

teilt wie der mit Deutschland   und stimmt in vielen Artikeln wört- richtungen in Ginflang zu bringen mit den Prinzipien bon lich mit ihm überein.

Durch den Vertrag wird Desterreich

ein Staat von ungefähr 6 Millionen Einwohnern

Freiheit und Recht. Es erkennt den

Schutz der Minoritäten

räter Dorten.

Gebührende Antwort Scheidemanns. auf einer Oberfläche von 125 000 bis 150 000 Quadratkilometern Völkerbund die Jurisdiktion ausübt. Oesterreich   sichert allen Ein- bon den Franzosen zum Präsidenten der rheinischen Republik als eine Angelegenheit internationalen Interesses an, in der der Der famose Dr. Dorten, Staatsanwalt a. D., der sich Boden. Oesterreich   erkennt die vollständige Unabhängigkeit wohnern Oesterreichs   ohne Unterschied der Nationali- hat ernennen lassen oder sich selbst bazu ernannt hat, hat aus bon Ungarn  , der Tschechoslowakei   und des serbisch  - tät, der Sprache, der Rasse und der Religion Schuß des Lebens. Mainz   an den Ministerpräsidenten folgende Sepesche Iroatisch flowenischen Staates fowie jener Gegenden

an, die früher zur österreichisch- ungarischen Monarchie gehörten und der Freiheit sowie das freie Recht der Ausübung des Glaubens gerichtet: ชิน. Alle österreichischen Untertanen, ohne Unterschied der Rasse,

und eine Betölterung bon rund 50 Millionen Seelen auf einer Oberfläche von 668 000 Quadratkilometern umfassen.

der Sprache und der Konfession, sind vor dem Gesetz gleich. Dem freien Gebrauch der Sprache im privaten und öffentlichen Leben Oesterreich   afzeptiert die Verfassung des Völkerbun­des und die Arbeitsgefeggebung, verzichtet auf alle Rechte darf keine Unterdrückung auferlegt werden. Es müssen Garantien außerhalb Europas   Lande und erklärt sich zur Demobilisierung aller dafür geboten werden, daß diese Freiheit aufrechterhalten bleibt. Streitkräfte bereit, sowohl zur See wie der in der Luft. Die militärischen Bestimmungen

( Die militärischen Bedingungen sind, wie eingangs erwähnt, enthalten folgende Einzelheiten: Alle österreichischen Kriegs= ähnt, noch nicht überreicht.) schiffe und Fahrzeuge, inkl. der Donauflotte müssen den Alliierten Weiterhin erkennt Oesterreich   den alliierten und assoziierten ausgeliefert werden. 21 namentlich aufgeführte Kriegs­Mächten das Recht zu, österreichische Untertanen, die treuzer werden entwaffnet und als Handelsschiffe einge­sich der Verlegung der Kriegsgebräuche und Kriegsgesebe schuldig richtet. Alle im Bau befindlichen Kriegsschiffe werden geschleift. gemacht haben, vor einen Gerichtshof zu stellen und nimmt bezüg- Der Abbau( Schleifung) darf lediglich zu industriellen Zweden er­lich der Wirtschaftsbestimmungen und der Freiheit der Durchfuhr folgen. Alle Marinewaffen, Munition und anderes Kriegsmaterial dieselben Bestimmungen an, welche in dieser Hinsicht im deut- müssen den Alliierten ausgeliefert werden. Drei Monate lang darf schen Vertrage festgelegt find. die drahtlose Station von Wien   nur unter Kontrolle Des weiteren gibt der Bericht über den Friedensvertrag folder Alliierten für Handelsnachrichten benutzt werden. gende kurze Zusammenstellung der Bedingungen: Die Luftschiffahrtsbestimmungen entsprechen Absah I den Bölkerbund betreffend und Absatz 12 über die denen, welche Deutschland   auferlegt worden sind. Die Luftmacht Arbeitsbestimmungen entsprechen im Wortlaut genau den deutschen   wird aufgehoben und alle Luftschiffe und Flugzeuge mit dem bazu Friedensbedingungen, ebenso wie Abjazz 6, der die Kriegsgefan- gehörigen Material müssen innerhalb von drei Monaten an die genen und die Verwaltung der Soldatengräber betrifft. Hierunter Antierten ausgeliefert werden. Sechs Monate lang ist die Fabri­fällt auch Absatz 10, der die Luftschiffahrt behandelt. tation von Luftschiffen und Flugzeugen sowie deren Bestandteilen Im Gegensatz dazu tommt Absatz 13, der sich mit den Garan- verboten. Die Alliierten erhalten das Recht, ungehindert ihre tien für die Durchführung der Friedensbedingungen beschäftigt, Flugzeuge über österreichische Gebiete fahren und dort landen zu nicht in dem Vertrag mit Oesterreich vor. laffen, und zwar bis zum Jahre 1923, es sei denn, daß Der Absatz II( territoriatle Grenzen betreffend) enthält fol- Oesterreich vorher in den Böllerbund aufgenom. men worden ist.

gende Bestimmungen:

Herr Ministerpräsident! Im Auftrage der vorläufigen Regierung der Rheinischen Stepublit habe ich den Herrn Reichspräsidenten   von der heute er­folgten Proklamation der Rheinischen Republik im Verbande des Deutschen Reichs   und unseren Beweggründen in Stenntnis gefeßt. Damit unser heißer Wunsch, den Weg zum Wölferfrieden und zur Völferversöhnung zu ebnen, fofort offenbar wird, habe ich den Herrn Präsidenten der Friedenskonferens in Versailles   und den Staatsoberhäupteru det ottupierten Mächte durch die obersten Besatzungsbehörden gleichfalls die erfolgte Proklamation notifiziert und gleich­zeitig die Erlaubnis zur sofortigen Bornahme der Wahlen zur Rheinischen Landesversammlung sowie die Zulaffung von Vertretern der Regie. rung zur Friedenskonferenz beantragt. Ich richte hiermit an Sie, Herr Ministerpräsident, den gleichen Antrag und die Bitte, unser Zusammenwirken mit der deutschen   Friedens­delegation genehmigen zu wollen.

und

gez. Dr. Dorten.

Die Erwiderung der Reichsregierung auf diefes alberne freche Schriftstück besteht in folgender Erklärung: In Wiesbaden   hat sich eine sogenannte Regierung der thei­nischen Republik" gebildet. Landfremde Männer haben sich unter dem Schuh der Offupation zur Verfügung dieses Abenteuers gedrängt. Ihre Aufrufe haben keinen Biberha!! gefunden. Ihre Maueranfchläge hat die Bevölke rung der betreffenden Gebiete abgeriffen