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Nr. 280+ 36. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Die Fraktion der 1. S. P. unterbreitete dem Vollzugsrat dar­aufhin folgenden Antrag:

" Zur Ausführung des Beschlusses der Vollversammlung der A.- und S.- Räte Groß- Berlins zur Gründung eines Wahl- und Propagandafonds ist folgendes notwendig: 1. die Herstellung von 500 000 Marfen à M. 0,50, die Herstellung von 250 000 Marten à M. 1,- 2. Den Vertrieb der Marken übernimmt die Kasse des Bollzugs­rates. Dieselbe hat sich zur Abstempelung der Marken einen Stempel anzuschaffen.

Dienstag, 3. Juni 1919

Der Leichenfund an der Freiarchenbrücke. Das Gericht der Garde- Kavallerie- Schüßen- Division ist genen­wärtig bemüht, nähere Einzelseiten über den Fund der weiblichen Leiche an der Freiarchenbrücke im Tiergarten aufzuklären. Es soll durch die Personen, welche den Leichnam im Wasser treiben saben, festgestellt werden, wann und wo der Körper zuerst beobachtet worden ist. Da bis vor kurzem in den märkischen Gewässern, also auch im Landwehrkanal, ein ziemlich hoher Wasserstand herrschte, ist die Leiche aller Wahrscheinlichkeit nach gegen die Ketten des Wehrs gedrückt worden und erst jetzt, nachdem durch die Trocken­heit der letzten Wochen der Wasserstand niedriger geworden ist, aus den Ketten berausgefallen.

Die Obduktion findet heute Dienstag vormittag um 10 in dem Garnisonlazarett Boffen statt. Es unterliegt faum noch einem Zweifel, daß es sich hier um Frau Rosa Luxemburg   handelt. Nach den Feststellungen des Oberregierungsrats oppe ist die Tote 1,43 groß, bat einen etwas verwachsenen Oberkörper und eine schmale, start gekrümmte Nafe. Auch weist die Tote start ergrautes Haar auf. Die Kleidung ist vom Wasser bereits start mitgenommen und aus gebleicht worden.- Der Untersuchungsführer hat im Laufe des gestrigen Tages dem Kriegsministerium und der Reichskanzlei seinen Brotest gegen die Ueberführung der Leiche nach Zoffen ausgesprochen. Rechtlich war der Oberbefehlshaber in den Warfen nur dann zu diefer Handlung berechtigt, wenn er Kriegsgerichtsrat Erhardt von dieser Absicht Kenntnis gab. Diefem wäre es dann möglich ge­wefen, ein Oberkriegsgericht zusammenzurufen, daß zu dem Fall Stellung zu nehmen hatte und dessen Beschluß allein maßgebend gewesen wäre.

schnell wie möglich im Einbernehmen mit dem Zentralrat eine werden, wird ihre Dienstfreudigkeit nicht gehoben, dafür aber die 55. Verbandstag der Konsumvereine. Wahlordnung herauskommt, die alle berechtigten Forderungen er- Unternehmungsluft des Gefindels. füllt. Demnach können die Mitglieder der S. P. D. erst dann zu Versucht das Publikum die ihrer Pflicht genügender Soldaten Der Berband der Konsumvereine der Proving Brandenburg und dem Beschluß, zur Bildung eines Wahl- und Propadandafonds zu bedrohen, so wird es sich energische Maßregeln selbst zuzus der angrenzenden Provinzen und Staaten hielt fürzlich in Branden  - endgültig Stellung nehmen, wenn die Verhandlungen mit dem schreiben haben. burg  ( Havel  ) seinen 55. Verbangstag ab. Vertreten waren von den Finanzministerium fehlschlagen würden. Hiernach befanden sich unsere Gewähremänner in einer Täu 110 angeschloffenen Vereinen 75 Vereine durch 177 Delegierte; Die Mitglieder der S. P. D. glauben, daß auch mit Rücksicht schung. Der verbängnisvolle Schuß tam tatsächlich aus der außerdem hatten Vertreter entfandt der Zentralverband deutscher auf die in letzter Zeit durch Sammlungen start in Anspruch ge- Richtung auf die Soldaten, die in die Luft schossen. In dem Koniumvereine, die Großeinkaufsgesellschaft in Hamburg   und die nommene Opferwilligkeit der Arbeiterschaft diese möglichst nicht un- Gefnatter wurde ihnen dieser Schuß fälschlich zur Laft gelegt. Boltsfürforge". Der ergangenen Einladung waren auch der Ma- nötig zu erneuten finanziellen Leistungen herangezogen werden giftrat und das Stadtverordnetent̃ollegium nachgefommen. Den darf." Bericht über die 1918 vorgenommenen Revisionen erstattete Ber­bandsrevisor Hübner, der feststellen konnte, daß mit geringen Ausnahmen Erinnerungen nicht zu ziehen waren. Dem Bericht folgte der Vortrag des Sekretärs Mirus, Berlin  , über Soziali fierung und Konsumvereine". Redner stellt sich auf den Standpunkt, daß die Produktionsmitel in den Befiz des Reiches, Staates und der Kommunen übergehen müssen, doch hält er es nach dem Gange der Entwidelung für möglich, daß vorläufig Betriebe privatem Befig belassen, aber das Reich oder Staat am Gewinn beteiligt werden. Ebenfalls muß derselbe bestimmten Einfluß auf die Preisfestsetzungen ausüben und durch An- oder Verordnungen 3. Die Abrechnung der von der Hauptkaffe entnommenen bezüglich des Arbeiterschußes, der Löhne, Arbeitszeit usw. im Marken erfolgt durch die Fraktionskassierer, welche auch nur von Interesse derjenigen Arbeiter ausüben, die in Betrieben beschäftigt der Hauptkasse Marken zu entnehmen haben. Die Fraktionskassierer find, die zunächst für die Sozialisierung nicht in Betracht kommen. baben dann ihrerseits mit den Arbeiterräten ihrer Fraktion abzu­Ein weitgehendes Mitbestimmungsrecht muß den Arbeitern und rechnen. Angestellten sowohl in den sozialisierten als auch noch nicht soziali 4. Da ein großer Umfaß unbedingt erforderlich ist, wird es fierten Betrieben eingeräumt werden. Desgleichen müsse den Verbrauchern notwendig sein, daß jede Fraktion eine umfaffende Propaganda be­ein wirksamer Einfluß auf die Preisbildung gegeben werden. Für treibt und sich mit Aufrufen und Flugblättern an ihre Anhänger die Lebensmittelversorgung hält er die Kommunali- wendet. fierung auf den verschiedensten Gebieten heute schon durchführbar. Der Bollzugsrat ift verpflichtet, der Vollversammlung über die Außerdem können sich die Gemeinden mit den am Ort befindlichen Verwendung der eingegangenen Mittel Rechenschaft abzulegen." Stoniumvereinen in Verbindung setzen, es müßte dann allen noch Dieser wurde bei Stimmenenthaltung der S. P. D. ange­bestehenden Geschäften verboten werden, die kommunalisierten Waren nommen. zu führen. Eine Kommunalisierung der Konsumbereine wäre falsa), da dieselben schon sozialistische Betriebe find. Wir haben ms   immer als eine Vorstufe des wirtschaftlichen Sozialismus betrachtet und wollen auch für die Zukunft gar nichts anderes sein. der Groß- Berliner Arbeiterräte, der kommunalen Arbeiterräte und Den Gemeindeorganen müsse das Recht eingeräumt werden, in der Delegierten Freitag bormittags 10 Uhr. Lotal wird Verwaltung des Konfumvereins mit vertreten zu sein, damit die noch bekanntgegeben. Kommune in der Lage sei, eine genügende Kontrolle auszuüben. Tagesordnung: Die erprobten Brinzipien der Konsumbereine müßten auf die Neu­Stellungnahme zu dem Gesezentwurf über die Betriebsräte. ordnung des Wirtschaftslebens angewandt werden. An der folgen­Rich. Müller. Friz Brolat. den Diskussion beteiligt sich Schneider Berlin   und Stüz­Weißwasser. Am zweiten Tage gaben der Vorsitzende Müller Der angebliche Militäreyzeß auf der Heerstraße. und Sekretär Hildebrandt den Bericht über die Entwicklung der Vereine des Verbandes. Herr Bäst lein besprach die Angelegenheiten, Vom Gouvernement Groß- Berlin wird uns zu diesem Bericht die in diesem Jahre den Generairat des Zentralverbandes und den unseres Montageblattes geschrieben: Die der Wachabteilung der Genossenschaftstag beschäftigen werden. In der sich anschließenden Kommandantur angehörenden Soldaten hatten auf Befehl des Diskussion sprachen Meher- Stettin, Schulze- Berlin  , Starte- Gouvernements den Auftrag, gegen die zahlreichen an der Heer­Kirchhain, Brühl- und Mirus- Berlin  . Sekretär Hilde straße ihr Unwesen treibenden Glücksspieler vorzugeben. Es gelang brandt referierte noch über die Gründung der Konfumenten auch beim ersten Borstoß in der Richtung Teufelsfeestraße- Heer­tammer der Provinz Brandenburg  . Redner stellte sich auf den straße 22 diejer Spieler festzunehmen. Die nicht ergriffenen Spieler Standpunkt, daß die Konsumentenkammern ein Teil der zu zogen sich in der Richtung nach dem Kaiserdamm zurück, um dort schaffenden Wirtschaftskammern sein sollen und die Grundlage der ihr Treiben aufs neue aufzunehmen. Als dann Patrouillen zwischen Mit dem Erlaß dieses Notgefeßes wird endlich der standalöse Kammern wirtschaftliche Organisationen fein müssen, die zur Wahr- Bahnhof Heerstraße und Baden- Allee die Epieler zu stellen ver Bustand beseitigt, daß die Hüter des alten Regiments nach wie nehmung der Verbraucherinteressen gebildet wurden. Eine ein- fuchten, wurden die Patrouillen berdrängt und mußten erst vor die eigentliche Verwaltung in den Magistraten und auch in den ftimmig angenommene Resolution empfiehlt den Vereinen in der durch rafch eingreifende Verstärkungen aus ihrer bedrohten Lage Gemeindevorständen nicht aus den Händen geben wollen. Hätten Broving Brandenburg den Beitritt zur Konsumentenkammer und befreit werden. Die heraneilende Verstärkung gab red­fordert die Vereine der anderen Provinzen auf, gleichfalls mit füfie ab, wäbrend auf die Soldaten aus der Richtung fie nur einigermaßen politisches Anstandsgefühl besessen, so hätten sie Gründungen von Konsumentenkammern vorzugehen. In den Vor- Baden- Allee geschossen, worden ist, wobei ein Mann so schwer fofort nach den Neuwahlen zu den Gemeindevertretungen ihre Aber nur in einzelnen Ge­stand des Verbandes wurde das ausscheidende Mitglied Buch­verwundet wurde, daß er an den Verlegungen starb. Aemter zur Verfügung stellen müssen. Der Brandenburg   wiedergewählt. Die übrigen Tagesordnungspunkte meinden haben sie das freiwillig getan. Vielleicht werden sie nun, betrafen rein geschäftliche Angelegenheiten. nachdem das Notgefeß bekannt wird, schleunigst diesen Schritt tun und nicht erst den Hinausturf abwarten. Hoffen wir das beste von diesen sich sonst meistens als Anhänger des parlamentarischen Systems gerierenden Gemeindegewaltigen.

Groß- Berlin

Vollzugsrat Groß- Berlin.

Sur Frage der Schaffung eines Wahl- und Propagandafonds gab die Fraktion der S. P. D. folgende Erklärung ab: Die beiden Vorfißenden des Bollzugsrates Groß- Berlin find für Mittwoch, den 4. Juni, zu einer Sigung des Zentralrates ein geladen. Die Sigung hat den gwed, gemeinschaftlich mit dem Zentralrat in fürzester Frist eine Wahlordnung berauszugeben, die die Neuwahl der Arbeiterräte auf Grund von Betriebs- und Berufs­wahlen für das gesamte Reich vorsieht.

Die Mitglieder der Fraktion der S. B. D. des Vollzugsrates stüßen sich auf den Beschluß der Bollversammlung vom 28. b. M. wenn sie erklären, es ist begründete Aussicht vorhanden, daß io

Literatur.

Bon Auguste Hauschner  .

Bollversammlung

tötliche Schuß fonnte nicht von Soldaten abgegeben worden sein, denn er faß dem Getroffenen in der linten Brustseite, während sämtliche Soldaten zur Zeit des Schusses sich im Rücken des Getöteten befunden haben.

Auch in diesem Falle erlebte man wieder das befchämenbe Schauspiel, daß die angesammelte Menge gegen die ihre Pflicht er­füllenden Soldaten eine drobende Haltung annahm, sodaß zur Räumung des Blazes gefchritfen werden mußte.

Ein kommunales Notgesetz.

H

Neuwahlen der unbefoldeten Magistratsmitglieder. Die Demokratifierung der Gemeinden soll der Sozialistischen Korrespondenz zufolge beschleunigt werden, und zwar durch ein Notgesetz folgenden Inhalts:

Bis zum 1. Auguft ds. Js. müssen sich alle unbefoldeten Magistratsmitglieder und Gemeindevorstände einer Neuwahl unter­ziehen. Bei der Neubildung der obersten Gemeindeverwaltung ist nach dem Verhältniswahlrecht au berfahren. Zugleich wird die Arbeit an der neuen, grundsäglich demokratischen Ge meindeverfassung so beschleunigt werden, daß sie noch in diesem Jahre zum Gesetz erhoben werden kann.

Neue Agitation gegen die Freiwilligenverbände. Wandervedner Seit Wochen fordert die Deffentlichkeit gebieterisch von der Be- durchziehen die Straßen und provozieren Streit. Schließlich mischt hörde, dem öffentlichen Spielerunwefen endlich ein Ende zu bes sich in das Gespräch ein junger Soldat mit Freiwilligenabzeichen reiten. Das am Sonntag tätig gewefene Kommando bat fich bei ein. Er bekämpft den Wandecrebner und wird dann langsam in der Säuberung der Straßen Berlins   von dem Spielergesindel die die Defensive gedrängt. Schließlich bringt der Agitator sein An­größten Verdienste erworben und dank seines besonnenen Vor- flagematerial gegen die Freiwilligenverbände vor und, scheinbar gehens die besten Erfolge erzielt. Es stößt aber bei seiner harten durch die Wucht der Beweise erdrückt, fängt nun der junge Soldat Pflichterfüllung fortgefezi auf die unverständliche und gemeinschäd- an," Enthüllungen" zu machen, die natürlich von Anfang bis Ende liche Haltung eines Teiles des Publikums das wie die Vorgänge auf erfunden sind, um Stimmung gegen die Soldaten zu machen. der Heerstraße gezeigt haben, immer für das Gesin del Partei Mehrere dieser Wanderredner und ihrer militärischen" Gehilfen ergreift. wurden festgenommen, wobei es sich einwandfrei ergab, daß die Wenn dann noch gar in der Presse gegen die ihrer schweren Soldaten" feinem Freiwilligenverbande angehörten und die Uni­und gefährlichen Pflicht genügenden Soldaten Angriffe erboben form zu Unrecht trugen. Scheinwerfer des Geistes in die Augen der Geblendeten geworfen.| Glühlichtlampe säuberte sie das Ekgeschirr, schichtete die Teller in Des Publikums beraubt, des Anreizes, den Bürger zu verblüffen, schrägen Reihen auf, holte sie dann Stück für Stück, drehte sie, wie schien ihnen ihre Rolle finnlos; eben noch Abgesonderte, eine Scheibe in dem von Feuchtigkeit getränkten Tuch und stapelte Herrschaften, die in einem unberufenen verbotenen Bart spa­zieren gehen, indessen die Ausgeschlossenen neidisch durch die Gitter­stäbe gucken, waren sie jetzt nichts, als eine Anzahl Jedermanns, eine Gruppe Beute von dem nämlichen Metier.

Aus der Müdigkeit, die ihre Nerven schlaffte, troch ein schwerer Brodent in ihr Hirn und betäubte, was thres Schaffens Nahrung war, das Vertrauen zu sich selbst. Traurig wurde ihr Gemüt, ein Schauplatz der Entmutigung, die Schwermut des an der Wichtigkeit seiner Berufung irvewerden vergiftete ihr Herz, verheerte es wie eine Seuche, die den anderen zu verhüllen doch jedes einzelnen Bemühung war. Unerträglich war in diesem Zustand das Bu­fammnsein mit seinesgleichen; denn was die Hoffnungslosigkeit des Rustandes noch vertiefte, war der Gedanke, daß vielleicht der Nach bar schwelgte, indessen man Entbehrung litt, daß seine Phantasie, von einer Eingebung befruchtet, vielleicht in diesem Augenblick den Seim empfing, der sich ihm entfalten, ihm zu Erfolgen reifen werde. Ein Deang um sich zu schlagen eregte sie, die Lust, sich selbst zu geißeln und mit den Hieben den andern zu verwunden.

Um Mitternacht erhoben sich die beiden Ehepaare, die in einem fleinen Kreise freier Künstler das Bürgertum und das Kapital bertreten hatten; die Frauen umarmten das Fräulein Wirtin, ihre Gatten füßten ihr die Hand, und der Abschied wurde so ausführlich betrieben, daß er die Geselligkeit der anderen untergrub und zum Anlaß eines allgemeinen Aufbruchs auszuarien drohte. Dagegen wehrte sich das Fräulein Wirtin mit Winken und Gebärden; und so wie die Tür sich hinter den vier Flüchtlingen geschlossen hatte, hielt fie mit Bitten ihre Freunde fest, jetzt, da die Elemente, die nicht bazu gehörten, die Harmonie der Unterhaltung nicht mehr störten, und sie sich es erst gemütlich machen wollten, die Intimen gana unter sich. Sie drückte den Nächststehenden auf seinen Gessel nie der, und da das Gesetz der Nachahmung auch in diesem Falle seine Wirkung nicht versagte, hatte sich der Ring der Gäfte, durch die Rüde, wie es allen schien, bereichert, bald wieder um den Tisch gerundet. Man schenkte Schnäpse ein, legte frisches Feuer an die Zigaretten, das junge Dienstmädchen, die Fieke, wurde angewiesen, menschen, über die man sich erhob? War es nicht würdiger, hinter Mit welchem Recht dünkte man sich mehr als die Zweck noch einmal Moffa zu bereiten, und das Gespräch ergoß sich so ge- Börsenschranken oder vor den Hauptbüchern zu stehen, als mit Gin­räuschvoll in die Unterbrechung, als öffneten fich gleichzeitig sechs fällen zu handeln, mit Sentiments, mit eignen und mit fremden, Wasserhähne und schöffen brausend ihren Strahl herab. Das dauerte mit Schamlosigkeiten und mit Uebertreibung. Wie Kugeln gegen die ein paar Minuten, ließ langsam nach, allmählich tropften nur die eigene Brust gerichtet, abprallen und den Gegner treffen, flog der Worte; es erwies sich, daß ihre Fülle nicht aus einem Reichtum Hohn umber. Gab es noch eine Kunst aus erster Hand? Lag irgend stammte, sondern nur aus einer Stauung; und wäre den Ge- wo im Reich der Poesie noch braches Land? War nicht schon alles danken, die in einer Stille durch das Zimmer gingen, Beredsamkeit gesät, geerntet, eingebracht? Gin Königreich für einen unbefleckten berliehen gewesen, sie hätten gemeinsara ausgerufen: Ach, daß ich jungfräulichen Stoff. nicht auch nach Haus gegangen bin."

Es ging ein großes Morden der Motive an. Soziales Mitleid. Seftpflaster auf offene Wunden.

Religion Brivatangelegenheiten fanatischer Settierer. Romantik- Artistenmache, steriler Abflatsch der Vergangenheit. Die Hymnen auf die Gegenwart und ihre abenteuerlichen Mög­lichkeiten- Bublifumsbauernfang, Nic- Carter- Presse.

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fie auf das Fensterbrett. Sie fang dabei, ganz leise, daß es nicht in die Vorderstube dringe; mitten im Gesang und in Bewegung fielen ihr von Zeit zu Zeit die Augen zu, ein paarmal mar jie schon im Stehen eingeschlafen, ein Häuflein Scherben lag ihr als Opfer dieser Bewußtseinstörungen zu Füßen. Es lag bein Zwang auf ihr zu diesem Fleiß, das Fräulein warf nur selten in die Wirt­schaft einen Blick, und morgen, Sonntag, fuhr fie gleich nach dem Frühstück weg, zu Freunden. Aber gecade deshalb

Das Wasser trat in fleinen Tropfen auf Fietes Stirn, wenn fie bedachte, was sich ihr morgen Vormittag zusammendrängte. Die weiße Bluse, die sie noch an ihrem Leib trug, es war ihre feinste, und sie hatte von dem Schweiß, der vor jeder Arbei steht, gelitten, wusch sie noch heute Abend aus, so wie die Gäste weggegangen waren; geplättet konnte sie erst morgen werden. Und das Haare­brennen, Fräuleins Maschinchen machte so schöne tiefe Wellen, und eine feische Borte an den Rock genäht, und die Blume, die das Fräulein gestern weggeworfen hatte, auf den Hut garnieren. Ach, was hatte sie nicht alles noch zu tun, und che man sich umfah, schlug die Glocke zwei und dann.

Die Fiefe und der Beter Straub haben auf demselben Gut gedient, in ihrem Heimatsdorfe, er bei den Pferden, fie im Hauſe, feit einer Woche fährt er den Wagen einer Berliner   Brauerei, und morgen Schlag zwei Uhr kommt er, um sie abzuholen. Oh Gott, oh Gott es wird die Sonne scheinen, sie werden Hand in Hand am Sundebehler See spazieren gehen, sie werden sich, das Feuer lief Fieken die spröde ungepflegte Saut hinauf, im Wald an einec stillen Stelle niedersehen, und abends wird sie mit ihm tangen; der Beter, der versteht, der faßt zu und drückt und wird nicht müde. Der Teller, den sie in den Händen hält, tut vor Freuden einen Sprung, so zärtlich preßt sie ihn an ihren Busen, er büßt ein Stüc seiner Bergoldung ein, als sie ihn heftig wegstellt, um die Lade des Gimeripindchen aufzuziehen. Große Buchstaben sind ungeschickt auf Peters Bostkarte gemalt, fie zu entziffern war nicht leicht gewesen.

Steiner aber brachte die Spannkraft auf, den Körper aus seiner Trägheit aufzuwecken, daß er den Wunsch verwandle in die Tat. Echläfrig hocten sie auf ihren Stühlen, stießen Rauch in die berbrauchte Luft, und während sie mit matten Wißen, wie mit müden Pfeilen, nach den davongegangenen Banausen zielten, hatten fie ein Gefühl der Unaufrichtigkeit. Denn im Grunde vermißten fie die Menschen, decen Fernsein sie vorgaben als Erleichterung zu empfinden, sie fehlten ihnen als grauer Hintergrund zu ihrer eigenen Farbigkeit. Vor der Frauen schlecht verhüllter Neugier, bor der Männer Borurteil und Widerspruch hatten sie mit ihrer Draußen in der Küche hantierte das junge Dienstmädchen, die Mann ist, und das Herz am rechten Fleck. Darauf kam es an. Ohne Weltanschauung dagestanden, wie auf einer Bühne und hatten die zieke, an dem Abwaschtaften. Unter dem harten weißen Richt der Idem taugte das ganze Leben einen Dred.

Wirklichkeitsbeschreibung war gemein, Symbolit, der Zufluchts­crt der Impotenten.

Mit blassen Lippen schmähten sie die Liebe: sentimentaler Nitsch, gerade gut genug für Familienwochenblätter.

Wenn schon! dachte Fiefe, viel beffer machte sie es selber nicht, und das Fräulein lachte sich oft beim Küchenbuchzusammenrechnen einen Aft. Immer laß ihr. Wegen dem Geschreibsel. Schreiben fonnte bald ein jedes. Forsche haben, feste zufassen, wenn Not am