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Nr.286. 36.Jahrg.

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Freitag, den 6. Juni 1919.

gil

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Noske gegen militärische Ausschreitungen

Folgender Erlaß ist an die Freiwilligentruppen er­

gangen:

Sembat wendet sich gegen bie franzöfifche Benfus, bie mur die feritale Presse zu Worte tommen läßt und kommt zu dem Schluß, daß es eine sehr gefährliche Bolitik in, bie Frankreich   und seine Verbündeten im Rheinlande and in der Pfals begünftigen.***

Die Reichsregierung hat vor wenigen Tagen durch mich den Freiwilligenverbänden ihren Dank aussprechen und ihre fernere Unterstügung zusagen lassen. Keine Hese wird sie veranlassen, die Verdienste der Freiwilligen um Clemencean für Aenderung gewisser Bestimmungen. innere Ordnung und Reichsbestand zu vergessen. Sie erwartet aber als selbstverständliche Gegenleistung, daß die freiwilligen Genf  , 5. Jani.( T. R.) Eine offizios insperierte Bariser Offiziere wie Mannschaften alles unterlassen, was der Regie- Meldung teilt mit, daß Clemenceau   es ablehnt, Deutschland  rung diese Anerkennung erschweren muß. I m merwieber Ronzessionen zu machen. Frankreich   sei lediglich bereit, tommen Ausschreitungen vor, welche die Truppen gewissen Bedingungen des Vertrages eine solche Form zu geben, in ihrem eigensten und im Interesse der Gesamtheit durch daß ihre Durchführung für Deutschland   möglich ist. Selbstdisziplin unterbrüden müssen. Die deutschen   Frei­willigen find feine landfremde Söldner, sondern Landes­tinder im eigenen Haus.

Am schwersten zu verurteilen ist die feststehende Tatsache, dah bei zwei Kapitalverbrechen

in den Fällen Bogel   und Marloh es Angehörige der Freiwilligenverbände gewefen fein müffen, die diese zwei mit schwerer Schuld Beladenen die Flucht er. möglicht haben. In beiden Fällen haben Kameraden der beiden mitgeholfen, die Sühne für Verbrechen zu vereiteln, deren Ahndung das Rechtsempfinden des ganzen Volkes ver­langt.

Die Reichsregierung wird im Einvernehmen mit den militärischen Führern alles aufbieten, um diesen dunklen Machenschaften Einhalt zu tun und die Schuldigen zu bestrafen. So wenig fie eine Verfemung der Angehörigen der Truppen zuläßt, so wenig wird sie eine Rechts­beugung dulden.

Berlin  , den 5. Juni 1919.

Der Reichswehrminister Roste

Die Antwort Ende der nächsten Woche.

Dreitägige Frist für Deutschland  . Versailles  , 5. Juni. Wie der Temps  " meldet, setzt der Viererrat die allgemeine Prüfung der deutschen Gegenvorschläge fort, während gleichzeitig die zuständigen Ausschüsse die ihnen zugestellten verschiedenen Kapitel des Gegenvorschläge fort, während gleichzeitig die zuständigen den gebeten, ihre Berichte spätestens am Montag bor mittag zu überreichen. Der Viererrat wird sodann seine Schlußfolgerungen vorzunehmen haben. Unter diesen Um­ständen ist es zweifelhaft, ob die Antwort der Alliierten dem Grafen Brockdorff- Ranbau vor Ende der nächsten Woche überreicht werden kann. Die Liberté", welche aus­drücklich betont, daß innerhalb des Biererrates völlige Einig­

Abrüstung für Deutschland  .

Wetträften für die anderen.

Berfailles,&. Juni. Der Tempo metbet, bat ber

mit wieviel schönen Worten haben sie erklärt, daß ihr Kampf Hier entlarven fich die Heuchler der Entente abermals. dem Militarismus gelte. Soviel Phrasen, soviel Lügen. Nur Deutschland   soll abrüsten. Die anderen aber follen rings im Kreise bis an die Zähne bewaffnet bleiben.

Eine Hinrichtung.

Standrechtliche Erschießung Levines.

Der Führer der Kommunisten Dr. Leviné. Nissen ist gestern in Stadlheim   bei München   standrechtlich erschossen worden, nachdem die bayerische   Regierung es abgelehnt hatte, das gegen ihn gefällte Todesurteil im Wege der Gnade zu mildern. Seit jenes Urteil gemeldet worden war, hatten wir feine Nummer unseres Blattes vorübergehen lassen, ohne feine Aufhebung zu fordern, und das gleiche hat unser Bruderorgan, die Münchener Boft" getan. Die bayerische Regierung hat sich diesen Stimmen der Besonnenheit und Menschlichkeit verschlossen und damit eine schwere Berant­wortung auf fich geladen.

Zur Begründung des Entschluffes der bayerischen   Re­gierung führt die amtliche Korrespondenz Hoffmann" aus:

Das Gesamtminifterium hat leinen Anlaß gefunden, die gegen ochberrats eclannte Todesstrafe im Wege der Gnade zu Eugen Beviné vom flandrechtlichen Gericht in München   wegen milbern. Es kam zu seiner Entschließung nach eingehender und ge­wissenhafter Prüfung aller für und gegen eine Begnadigung spre­henden Umstände.

Biererrat befchloffen bat, bie Bertragellanfein abgun­Mitteleuropa zur Beschränkung ihrer Rüstungen verpflichtet waren. bera, benen zufolge bie kleinen alliierten   Staaten in Diese Beschränkung war folgendermaßen festgelegt: 80 000 Mann für Polen  , je 50 000 Mann für die Tschechoslowakei   und Rumänien  , 40 000 Mann für Sübslawien. Der Biererrat erkannte an, baß eine berartige Beschränkung ungerechtfertigt fei, ba es fidum alli- Bei der Würdigung des Falles war vor allem die Gesamt= ierte Staaten bandele. Es wurde infolgedessen der von verantwortlichkeit Levinés in Betracht zu ziehen, der ben Bertretern dieser Staaten bei ber Friedenskonferens varge bie auptschulb baran trägt, bak es in München   zum Bür. brachte Beschwerde Folge gegeben. gerkrieg gekommen ist, obwohl er nach feiner eigenen Erklärung baß ein Obfiegen seiner Partei in dem bevorstehenden Kampfe gegen in ber mündlichen Berhandlung fich vollständig darüber klar war, weisbar bie Anhänger feiner gbee in ben Lob ge­bie Regierungstruppen ausgeschlossen sei. 2epiné hat nach­trieben, sich selber aber rechtzeitig vor dem Endkampf in Sicher­heit gebracht. Durch thu find viele Familien nicht nur infolge der fchweren wirtschaftlichen Schädigungen, sondern auch durch den Ber­luft ber Ernährer in unfagbares Elend gekommen." Was die bayerische   Regierung über die Schuld des An­geflagten jagt, ist richtig, und wir möchten um feinen Preis diese Scheidungslinie berwischen. Levine hat, wie alle anderen Urheber spartatistischer Butsche, furchtbare Menschen mitzuberantworten. Aber was ihn dazu trieb, Schuld auf sich geladen, er hat den Tod vieler unschuldiger war feine gemeine Gesinnung, sondern ein ins Phantastische hochstrebender Frrwahn, und während er andern nichts als nutzlofen Tod bereitete, glaubt er, für das Glüd der Mensch­heit zu wirken.

Günstiger Eindruck der deutschen   Gegennote in Amerika  .

Amsterdam  , 5. Juni 1919.(..) Telegramme ber amerila nischen Korrespondenten englischer Blätter berichten, daß die deutsche Gegenmobe, von Meinigkeiten abgesehen, in ben Ber­einigten Staaten einen sehr günstigen Einbruck gemacht hat. Man ertenne aus ihr, daß Deutschland   fich in die Situation füge, unb daß es ben ehrlichen Willen habe, bas, was es feinerfeits durch den Krieg verschuldebe, wieber gutzumachen So berichtet ber Manchester Guardian and New- Yort, daß amerikanische  Fachleute bas finanzielle Angebot Deutschlands   gem geprüft haben, und daß sie zu dem Resultat gekommen find, daß hundert Milliarden bas äußerste sind, was Deutschland   in den nächsten brei Jahren materiell aufzubringen vermag.

keit bestehe, muß ihrerseits zugeben, daß die Auffaffung von Die Gegenvorschläge vor dem Viererrat.

Lloyd George   in der oberschlesischen Frage fich nicht mit Clemenceaus Ansicht decke. Die alliierte Antwort werde den Deutschen   eine breitägige frist zur definitiven Ant­wort einräumen.

lifchen und amerikanischen. Natürlich bemühen fich die Blätter,

bewirkt zu haben? Nur auf gemeine und niedrige Naturen Was glaubt man nun durch das Münchener   Erempel innerhalb der spartakistischen Bewegung kann die Voll­stredung des Münchener Todesurteils eine abschreckende Wirkung ausüben. Die Bewegung selbst wird dadurch nicht zum Stillstand gebracht werden, denn wenn eremplarische Strafen selbst die Quelle gemeiner Verbrechen 811

verstopfen nicht imftande sind, so müssen fie erst recht ver­

Wahrscheinlich keine Aenderungen. Jagen gegenüber einer Bewegung, die aus tiefen fozialen Paris  , 5. Juni.  ( Havas.) Diplomatische Lage. Die vier Gründen hervorgewachsen ist und neben einem ihr zugelau­Regierungsführer festen die Beratung der deutschen   Gegen fich birgt. Diese Bewegung zu bekämpfen ist Pflicht, weil fenen Verbrechertum doch echte idealistische Reime in Bersailles, 5. Juni. Die im Viererrat bestehenden In wurde noch kein Beschluß gefaßt, da die befragte Stommiffion ihre ist, aber zur erfolgreichen Führung des Kampfes gehört nicht vorschläge fort, insbesondere in bezug auf Dberschlesien. Es fie in Wahrheit die gefährlichste Feindin der Arbeiterklasse #timmigkeiten scheinen den heutigen Morgenblättern aufolge Berichte noch nicht übergeben hat. Einige Teile der Gegenvorschläge immer noch nicht behoben zu sein. Die Blätter weisen immer wurden an Sachverständige weitergeleitet, die sie prüfen sollen. Es nur Entschlossenheit, sondern auch Menschlichkeit und noch zahlreiche Zenfurläden auf, ganz besonders die engfei jedoch wahrscheinlich, daß die Grundbestimmungen bes Mlugheit. Friedensvertrages leine Henderungen erfahren würden. Man Die Vollstreckung des Münchener   Todesurteils dient, ist nicht der Aufsicht, daß die Antwort vor der lommenden Woche wie so manches andere, was geschieht, nur dazu, breite Massen überreicht wird. Wenn dann die Frift zur Unterzeichnung vier gegen die spartatistische Beeinflussung widerſtandos zu age betragen foll, fann der Friebe bis zum 15. Juni unterzeichnet machen. Vor dem politischen Märtyrertum, das die Treue zu seiner Idee mit seinem Blute besiegelt, zieht jedermann. auch der schärfste politische Gegner, den Hut. Es ist jedoch teine leichte Sache für die Massen, auf der einen Seite solchem Märtyrertum Severenz zu erweisen, auf der anderen Seite aber die Ideen abzulehnen, für die dieses Opfer ge­fallen ist. Vielmehr wird das verstandesgemäße Urteil durch Gefühle beeinflußt, und die Sympathie mit dem Märtyrer einer bee wendet sich instinktiv und unkritisch der Bewe­gung selbst zu.

welche der Regierung naheftehen, die Unstimmigkeiten fo hinzu­stellen, als beträfen fie nur Gingelheiten, während man in den Hauptpunften vollständig einig sei. Tatsächlich scheint Blogb George auf seiner Abficht, den Vertrag zu modifizieren, zu be

stehen.

" Humanité" über die französischen   Treibereien im Rheinland.  

werden.

Eine Unterredung Clemenceaus mit

Eisenbahnern.

Bern  , 5. Juni.  ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Wäh rend bas Echo de Paris" über eine neue Hera im Rhein  - Hang, 5. Junt. Aus Baris wird gemeldet: Clemenceau   bat lande schreibt und der Figaro" den Bruch der deutschen   Ein- eine Deputation des Eisenbahnpersonals empfangen. Nach heitsfront und die Bertüdelung Deutschlands   als 3iel einer Besprechung des Kommissars des streikenden Berfonals und der französischen   Politik bezeichnet, sucht die umanité" die des Warenhauses Brintemps ist eine Uebereinstimmung erzielt Frangosen über den wahren Charakter der Rheinischen Nepublik worden. Das Berfonal hat sich entschlossen, bie Arbeit heute am aufguflären. Sie stellt fest, daß die neuen Männer ber 5. Juni wiederaufzunehmen. G8 hat teilweise seine Forderungen Rheinischen Republi! während des Krieges die Anhänger bewilligt erhalten. bes größten Chauvinismus und die fanatischften Feinde bes re­pubhtanischen Frankreichs   waren. Ihre separatistischen Wünsche

die kommunistische Bewegung hat sich selbst Diese Sympathie geht fehl und ist parteiisch. Denn mit furchtbaren Bluttaten befledt, deren Höhepunkt gerade die Erschießung der Münchener   Geiseln bildet. Diese Geiseln waren vollkommen unschuldige Men­ihre grauenvolle Ermordung als erlittene Strafe für irgend welche Verfehlungen zu rechtfertigen. Sinnlose verbreche­rische Grausamkeit hat ihren Tod herbeigeführt.

find nicht der Ausfluß demokratischer und republikanischer Weber Pariser Eisenbahnerstreik für Pfingstfonntag schen, und es ist nicht einmal der Verfuch gemacht worden,

zeugung, sondern im Gegenteil, fie fürchten gerade die Demokratie Genf  , 5. Juni. Z. Nach einer Blättermeldung aus Baris und die Republit. Aus Aerger, nicht mehr Wilhelm II.   an der streikten in Paris   am Mittwochmittag 480 000 Arbeiter. Die Epiße eines Reiches zu sehen, haben sie ihre reaktionären und ton- Eisenbahner und Berkehrsarbeiter haben den Anfching an fervativen Abfichten in ihre feparatistischen Pläne bereinigt. ben Streit für den Bfing Rionntag befchlofen,

Leviné hat aber diese scheußliche Tat weder veranlagt noch gebilligt, und Leute, die ihn fannten, meinen, er würde