ffc, wenn er gekonnt hätte, v'erhind'ert haben. Er ist selbst, obwohl kein Unschuldiger, Opfer der aufgewühlten Leidenschaften geworden, die Auge um Auge, Zahn um Zahn, Blut um Blut verlangen. Wir aber denken, lwß es Auf- gäbe der Regierungen wäre, einer Steigerung dieser sich gegeneinander aufbäumenden Leidenschaften entgcgenzu- wirken, und so gewiß es ihre Pfl'cht ist. in einem ihnen aufgedrungenen Bürgerkrieg für ihren Sieg zu kämpfen, der ein Sieg des erklärten Volkswillens ist, so gewiß sollen sie auch gegenüber dem gefangenen �seind die Stimmen der Menschlichkeit und der Ritterlichkeit sprechen lassen. Tas sozialdemokratische Programm fordert die Auf- Hebung der Todesstrafe. Wir würden es bedauern und verurteilen, wenn sozialdemokratische Mitglieder der bapcrischeu Regierung diesen Programmpunkt vergessen hätten. Tic Erschießung Levin�s war kein Akt des Kampfes mehr und schloß sich auch nicht mehr unmittelbar einer Kampfhandlung an, sie>var ein Akt der Justiz, die von barbarischen Flecken der Vergangenheit zu reinigen, eine der wichtigsten Aufgaben der Sozialdemokratie ist. Als Sozial- demokraten sprechen wir unseren Abscheu vor dieser Hinrichtung aus, obwohl Levinä kein Unschuldiger war, obwohl seine Ideen eine Gefahr für die Arbciterbe-.vegung sind, obwohl uns sein Vorbild nichts weniger als nachahmenswert erscheint. Von Regierungen aber, in denen Sozialdemo. kraten sitzen, wiinlchen wir, daß sie in jeder Beziehung vor- bildlich wirken und daß sie unserem Volk den Weg zu einer höheren Menschlichkeit weisen sollen. Möge das Blut Levinäs das letzte sein, das im deutschen Bürgerkrieg vergossen worden ist! < Tic Sozialistische Studcntenvartei erläßt einen Ausruf, der nach scharfen Angriffen auf die Regierung Hoffmann wegen der Erschießung Levinäs zugunsten des verhafteten Studenten Toller folgendes ausführt: Wir fordern rnichdriicfsich die Verhandlung des Falles Toller vor einem ordentlichen Geschworencligevicht, das sich aus Angc- hörigen aller Klaffen der Levölterung zusammensetzt. Toller hat den Mörder Kurt EisnerS , Graf Arco , vor der Lvnchjustiz gerettet. Toller hat bis zum letzten AugenHlick die Erschießung der Geiseln zu verhindern gesucht. Toller hat als Führer der Roten Garde alles darangesetzt, Vluivergießcn in München zu vermeiden und der Regiening Hoffmann wiederholt Verhandlungen angeboten. Die Regierung Hoffmann hat diese Verhandlungen schroff abgelehnt. Die Regierung Hoffniann trägt damit dir Schuld an allem Blut, das in den Straßen Münchens geflossen ist. Die Regierung Hoff- mann hat auf den Kopf dieses ManneS einen Preis gefetzt und «in« Hetze gegen ihn hervorgerufen, die befürchten läßt, daß Toller das Schicksal Lcvines oder Karl Piebkncchts und Rosa Luxemburgs leiten wird. Wir sehen davon ab, daß hier die Geschichte des Sturzes der Münchener Spartakistenherrschaft einseitig dargestellt wird, und sind niit den sozialistischen Studenten einig in der entschiedenen Forderung, daß dem jungen Toller das Schicksal Levinäs erspart bleibt._ Sprengung öer jozlaUftischen Partei Norwegens . Christiania , 5. Juni. Die sozialistische Partei in Nor- wegen ist jetzt gesprengt. Morgen wird ein Moni- fest an die Mitglieder der Arbeiterpartei, unterzeichnet von den hervorragendsten Männern der Partei veröffentlicht, worin gegen die s l> n d i k a l i st i s ch e Tendenz der jetzigen Majorität energischer Protest eingelegt wird. Es muß hierzu erklärend bemerkt werden, daß in der sozial- demokratischen Partei Norwegen ? ultraradikale Elemente die Ober« Hand gewonnen hatten, gegen die nunmehr scheinbar Front gemacht weiden soll. Insbesondere vertrat die radikale Richtung Ziele, die hch im wesentlichen mit denen der rusfischen Bolschewisteu deckte».
Das Cnöe öer rheinischen Republik. AuS Wiesbaden wird vom 5. Jurri berichtet: Dr. Dorten traf gestern nachmittag mit seinem Ministerium un Regierungsgebäude in Wiesbaden ein, um Besitz von der Re- gierung zu ergreifen und ein« mitgebrachte Fahne zu hissen. Der Vertreter de« Regierungspräsidenten ObemgierungSrat Soring gorum widersetzte sich und protestierte bei den miterschienene» französischen Offizieren. Schließlich erschien der franzöfisch« Komniandant von Wiesbaden Oberstleutnant v. Pinot, der nach längeren Verhandlungen endlich erklärte, daß er sich neutral verhalte. Darauf wurde die gesamte vor- läufige Regierung von einem Polizeikommifiar in ein Auto der- laden und auS der Stadt befördert. Während der Verhandlungen mit Dorten und seinen Anhängern drangen einige Leute der draußen harrenden Volksmenge in den Verhandlungsraum ei» und schlugen einen der Ministerprätendenten, einen Herrn Krämer, nieder. Di« französische Bebörde verhastete vier dieser Leute, ließ dieselben später jedoch wieder frei, nachdem von französischer Seite die oben erwähnte NeutrolitätSerklärnng abgegeben worden war. In Wies- baden ist alles ruhig. Die Bevölkerung steht absolut auf Seite der alten Regierung. Die Komödie der rheinischen Republik hat damit wohl ihr Ende erreicht. England und Amerika am rheinisihen Hochverrat nicht beteiligt. Berlin , 5. Juni. Die«»erikauer und Eugländer haben jede Förderung der L»»reitzu»g»b«?rebuu>eu j» dra von ihnen besetzte« Gebieten»erböte» und erkenne» �l»r die jetzige deutsche Regjeruug au. » verlin, 8. Juni. Die Meldung von der Ernennung des Abge- ordneten Trimborn zum Oberpräsidenten in Koblenz bestätigt sich nicht. Wie wir hören, wird vom Rheinischen Bauernbund Herr von Schorlemer-Lieser vorgeschlagen. von anderer Seite der Abgeordnete Moldenhauer. Seitens der Franzosen wird zur Unterstützung der Loslösungsbe strebungen in der Rheinprovinz gerüchtweise u. a. verbreitet, daß nach erfolgter Ausrufung der Republik die Wein preis« amtlich auf den Friedenspreis festgesetzt werden würden, ebenso die Lebensmittelpreise und daß der MarkkurS sofort auf 1,23 festgesetzt werden würde. « Die gesamte Ei'enbahnorbeiter- und Beamtenschaft der Eisen. bahnhauptwerkstätte Nied a. M. trat am Mittwoch, den 3. Juni er., in einen Lsstündigen Proteststreik als Demonstration gegen die ge- plante Locklosuna der Rheinland « von Deutschland ein. Eine Entschließung, die«inftimmige Anuabmc fand, erklärte und bezeichnete die Areibenden Kräfte als Verräter am deutschen Bolle. Zu dem Proteststreik ist zu bemerken, daß die sranzäfische Be- satzungSbeoörde Gegen m a ß regel» androhte und zum Teil auch ausführte. Mit Ausnahme ües Zeateitmsl Die übrige« Parteien lehne« be« Hochverrat ab. Frankfurt a. M-, 5. Juni. Der.Frankfurter Zeitung " zu- folge wurde heute morgen in Wiesbaden der französischen Militär- behörde nochmals von allen Parteien, mit Ausnahme des Zentrums, eine Erklärung überericht, in welcher schärfster Widerspruch gegn die von Unberufenen wider den Willen einer erdiiicndeii Mehrheit der Bevölkerung erfolgte Ausrufung der rhei- nifchen Republik erhoben und betont wird, daß man die preußische Staatsangehörigkeit unter allen Umständen beizube- halten und lediglich die preußischen Staatsbehörden als rechtmäßige Träger des StaatSgedankenS anzuerkennen entschlossen sei.
Mit einem Hochverräter verhanüela wir nicht/ Sozialistische Antwort an Pinot-Dorte«. Frankfurt a. M., 5. Juni. (211) Wie die hiesige.Bolk-ftimme" mitteilt, soll Oberst Pinot in Wiesbaden am Mittwochmorgen den beiden sozialistischen Parteien angeboten haben, an Stelle DortenS die Regierung der Rheinischen Republik zu übernehmen. Dem Oberst sei sogleich erwidert worden:„Mit einem Hochverräter verhandeln Vir nichtl Mit Hochverrat haben wir nichts zu tun." Ein bayrischer /lbgeorüneter von üen Zranzosen oerhastet. Bamberg , 5. Juni. Wie der Aeltestenrat des bayerischen Landtags mitteilt, wurde der bayerische Abgeordnete Klement- Kaiserslautern als Versammlungsredner von den Fr an- zosen verhaftet. Der Landtag protestiert gegen diesen Völkerrechtsbruch. Vorzensur über öie„Neue Zeitung' in München . Im Einvernehmen mit dem Ministerrat und dem StaatSkom- miffar für Südbayern hat die Stadtkommandantur auf Grund des Kriegszustandsges etzeS die Borzensur über die„Reue Zeitung" der Unabhängigen verhängt, die in letzter Zeit heftig« Angriffe gegen die Regierung gebracht hatte. Zur Klärung öer lettlänöijchen ßrage. Wie au« den Nummern 276 und LS3 des.Vorwärts" vom 31. Mai und 4. Juni d. I. ersichtlich, haben der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschland » sowie die sozialdemo- kratische Fraktion der Nationalversammlung beschlossen, die Zurück« ziehung der deutschen Truppen, die Abberufung des Grafen von der Goltz und die EntHaftung der Mitglieder des lettländi scheu Volksrats zu verlangen, wobei der Parteivorstand fordert, daß jede Verbindung der im Baltikum stehenden deutschen Truppen mit der bal- tischen LandeSwehr sofort und iu jeder Be- ziehung gelöst werde. In lettischen Kreisen besteht, wie wir hören, nun weiter der Wunsch, daß von der StmchSregierung unverzüglich die Einreiseerlaubnis der ihr gemeldeten Kommission de» lettländifchen Volksrates— die gegen die Einmischung reichsdeutscher Stellen in die innerpolilisckien Angelegen- Helten Protest erheben soll— mit ihrem Tats achen- material gestattet werde, und daß die Reichsregierung unzweideutig zum Ausdruck bringen möge, daß sie nach wie vor auf dem Boden der in ihrem Namen von dem Generalbcvoll- mächtigten des deutschen Reiches, Gen. August Winnig, am LS. und 26. November 1918 abgegebenen Erklärung stehe, durch die der lettländische Volks rat al« feb ständige macht- ausübend« Versammlung und allein die ihm der- antwortliche provisorische Regierung Lettland » bis zur Entscheidung de» Friedenskongresses von der deutschen Re« gierung anerkannt werden. Such die Erfüllung diese» Wunsche» läge nur in der Richtung der vom sozial demolratijchen Parteivorstand bereits gejoßtea Beschlüsse._ Eine stanöinavisthe Kollektivnots gegen öie Vieöeranfnahme öer Slockaöe. Kopenhagen , S. Juni. Wie RitzauS Büro erfährt, wurde eine skandinavische Kollektivnote an die alliierten Mächte gerichtet, die darauf hinzielt, die Unznträglichkeiten zu verhüten, die eine Wiederaufnahme der Blockade gegen Teutschlaird de. deuten würde.
�eöwig dohm zum Geöächtnis. Eine Vorkämpferin jedes RechiSgedankenS, eine unermüdliche Verfechterin des Freiheitsideals, ist in aller Sülle von uns ge- gange» und eingeäschert worden. Bescheiden und prunkloS war, ihren eigenen Wünschen gemäß, ihre Beisetzung, wie auch Deschei« denhcit einer der Hauptcharakterzüge ihres Wesen» ausmachte. Sie. die nichts von Konfessionen med Dogmen hielt, die freiest« Denkerin war, hat ibr Leben nach Grundsätzen gestaliet, die als wahres Gehalt des Christentums betätigt werden sollten: selbstlos bis zum Aeußerjtcn liebte sie die anderen mehr als sich, Geben fand sie seliger denn Rehmen , sie forderte viel von sich selbst, sie richtete und verurteilte nicht. Begeistert und unerschrocken im Kampf der Meinungen, vor keiner kühnen, logischon Folgerung zurückweichend, lvar sie dock, von gütiger Milde und Anerkennung gegenüber all«») die ihr persönlich nahten— scharf, geistvoll, witzig, auch spöttisch nnd spitz konnte ihre Feder sein. Dennoch hatte sie ein« fast ängst. liebe Scheu in den Nordergrund zu treten, jemandem Unangenehmes zu sagen oder gar web zu tun. Hedwig Dohm hat nie etwa» au» sich gemacht, d. h. nie das geringste dazu getan, um gelobt und beachtet zu werden, aber sie Hai a l l es aus sich gemacht, au» sich allein, durch unermüdlich« Selbsterziehung und Arbeit. Sie hat, obgleich nicht i» Armut geboren, den ganzen ungestillten Durst nach Missen, den Hunger nach Liebe gekannt. Das Leben der Bürgertöchter bestand aus der Anfertigung nVinützer. langweiliger »Landarbeiten und aus endlosem Warten auf„das Wunderbare". Stc darbte nach Mutterliebe. Zärtlichkeit. Verständnis, denn Hedwig. as elfte von ld Kindern einer robusten, hausbackene» Mutter, ge- mahnte an da« Andcrsensche Märchen vom häßlichen jungen Ent- lein, das gepuM und geknufft, für ungewöhnlich dumm und haß- lich gehalten wurde, weil man nicht erkannte, daß es ein junger Schwan war.,.„ In diese lichtlose Jugend fiel der Feuerbrand der 4Ser Revo. tution. der die erst l<>»jchhnge Hedw-g«chlch plötzlich zum junge»! Weibe reifte, alles zur Blüte brachte, was an FreibeitSdrang und Kampf ums Rcmt schon damals in ihr lebte. Freilich kam es erst viel später zu bewußter Gestaltung, nachdem si« alt. Gattin de» Schriftsteller» Ernst Dohm Gelegenheit gesunden, im Kreise geistig hervoragender Mensche» zu lernen, zu wachsen. Zu dlesem Kreise» der»m Tohmschen Hause verkehrte, geborten die bedeutsamsten Per- sönlichkciten Altberlins, darunter Ferdinand Lassalle . Hedwig Dohm kann als Pionierin der deutschen F r a u c n st i m m r e ch t s b- w e g u n g bezeichnet werden. Seit l87S verfocht sie unabhängig in glänzerid geschriebenen Büchern und Aufsätzen die volle Gleichbereqngung der Frau in politrscher wie berufiicher Hinsicht. Wohl hat schon vor ihr Luise Otto-Peier» die Staatsbürgerrechte der Frau gefordert, sich aber dam» vor allem der Frauenbildung gewidmet und den politischen Kampf zurück- gestellt. Hcdwia Dohm hingegen, die als Rednerin und Organi- iatorin nie hervortrat, blieb in ihrer Agitation mit der Feder immer die fortschrittlichste, weitblickendste, kühnste Kämpferin, vielleicht gerade tveil ihr die Enttäuschungen und Bitterkeiten des Vereins� lebens erspart wurden. So durste sie in der schönen Welt des Geiste» wofmen. und dort hat sie. ohne Rücksicht«ruf Sobn und Spott, rast- lo» gestritten, ins in die allerjüngste Zeit. Sie ist 8ü Jahre jung gewesen, erst die letzt« Gebrechlichkeit ihre» schemchac so zarton, aber
ldurch eiserne Energie widerstandsfähigen Körpers vermochte es, ihr?» Feuergeist von der Betätigung abzuhalten. Bis dahin noch schrieö sie, im Miterleben des ganzen Orkans unserer Tage, imver- ändert, sich selbst getreu. Alle großen Ideale der Frau, mochte es sich um Gesetze, Wirtschaft, Ehe, Bevölkerungspolitik, Sittlichkeit handeln, fanden in Hedwig Dohm eine heißblütige Bathnbvecherin, ebenso die Freiheit des Kindes und jedes Recht der Persönlichkeit. Ihre Gedmikenwelt war d!« des Sozialismus, nirbt im Sinne einer politischen Partei. aber im Geiste größten Rechts, vollster En twicklungS Möglichkeit, höchster Kultur für alle. Ihre Argumente find heute rmch wirksam, gehören zum beste» Rüstzeug. Ihre zahlreichen Roman« urögen strengster künstlerischer Kritik nicht standhalten, vielleicht gerade weil sie von Tendenz durchweht sind, aber sie bieten tresfliche Szttenschil- derungen niedergeh mder Gesellschiastsschichten, feine Darstellungen von Frauenseclen und ihren Konflikten. Den stärksten Zauber übte Hedwig Dohm ? Persönlichkeit«ruS, einen Zauber, der auch die Greisin nie verließ, denn er war die Ausstrahlung echtester von Geist beseelter Güte, völliger Lauterkeit und einer trotz eine» langen, keineswegs immer leichten Lebens unerschövflichen Menschenliebe, die vor allem den Entrechteten jeder Art galt.
vie Spislklubpest. Poltzei und Regierungstruppen haben eine Offenfide gegen die SpielklubS unternommen, die nicht nur In Berlin , sondern in allen Industriezentren und besonder» in den Seebädern in Blüte stehen. Während ein Spielklub geschlossen wird, tun sich zehn neue dafür auf. Städtische und staatlich« Fmanzminister kokettieren sogar mit dem Plan, ihre Budget« mit de» Karten- geldern der Klub« zu sanieren. Im Zusammnhang mit dieser Sachlage ist eine Untersuchung von höchst aktuellem Interesse, die Prof. Max Epstein in der.LLeltbühne" über das Spieler- Unwesen in Teutschland anstellt. Will man den ganzen Umfang der Misere ermessen, so muß man ungefähr die Zahlen kennen. Berlin hat 69 Spielklub«. Ein Klub am Kurfürsttndamm bringt täglich 10 009 M. Kartengeld, ein anderer in der Fasanenstraße über»0090, vier Klub» in der Joachim Sthalrr Straße etwa 30000. Alle möglichen__GIücks. geschäft« gehen nebenher. E» gibt llnterbeteiligungen, und man spiejt wohl auch um anderes als Geld, etwa um den Anteil an einem Reitpferd. Der«leganteste und wahrscheinlich größte Klub ist da» Linden>Easino, dessen tägliche« Kartengeld mau aus 60 000 Mark schätzen kann. Die gesamt« Summe, die augenblicklich in Berlin an Kartengeldern«ingeht, beträgt über 300000 Bl. Man kann den Verlust, der im Linden-Tafino und in de« sehr bekannten Klub der Lennestraße an jedem Abend erzielt wird, auf eine Million schätzen. Unter den Linden spielen täglich etwa fünfhundert, in der Lennöstraße nur achtzig bi» hundert Personen. Diese wenigen Menschen tragen Nutzen und Lasten det Glücks- spiel». Man erzählt von einem Staatsanwalt, der im ganzen 2000 000 M. gewonnen hat. Der höchste Verlust, den ei» Mann an«ine« Abend erreicht hat. ist 750 000 M. Verlust« von 80 000 Mark find kein« Seltenheit, solche vo» 25000 M. normal. Herr« und Damen, big 10000 St verlieren, find kleine Spieler,
Die Summen, die auf diese Weis« verloren werden, die Ver- lufie an Energie, Kraft und Werterzeugung sind ungeheuer. Auch iu den Zeiten wirtschaftlicher Depreision nach verlorenen Kriegen hat Preußen nicht versucht, durch Spielklubs Geld zu gewinnen. sondern hat im Gegenteil die Spielhöllen geschlossen. Die nie- drigslcn Instinkte werden aufgerüttelt. Die langsam fördernde Arbeit des Tage» wird wertlos. Ausdauernde Tatkraft erscheint schrullenhaft. Au allen großen Orten und Jndustrieplätzen bilden sich Spiel« klubs. Nicht nur in Berlin , sondern auch in Aachen , Cheuini», Krefeld , Essen, allüberall verspielen wohlsituierte Großuuternch- mer ihr Geld an einheimische und zugereifte Schieber. Das un- sägliche Gesindel, da» sich zusammenfindet, wo Glücksspiel ge- trieben wird, fällt rabenartig über Beute und Beutel fettduften« der Schlachtopfer her. Leute van Rang und Ansehen spielen nicht nur in KtubS. sondern vermieten ihre Wohnungen, verkaufen ihre Häuser an Spielvereine. Ein bekannter Großindustrieller hat sein« Villa in der Hildebrandstraße einem Klub überlassen. Eine Villa in der Hcchenzollernstraße wurde von einer fragwürdigen Gräfin erworben, die mit einem Manne von eindeutigem Namen dort einen Klub eröffnete. Ein OffizicrSverein verkaufte seine Villa in der Hardenbergstr. 28 an einen Klub, der sich im Nebcw beruf für Bühne und Film intereffiert. Der Tanz umS goldene Kalb tst die Losung eru« akKerbenden GesellschaftStllass«. Nottzew. — Theater. Wegen Erkrankung deS Herrn Eggeling wird im Schau spiekhause am Montag.nachmittag 2. Uhr, al» 20. Volksvorstellung statt»FlachSmann als Erzieher" ,M i n n a von Barnhelm" aegeden. — Da« Schicksal de» eisernen Hindenburg in Berlin ist besiegelt. Da» 12 Meter hohe Riesenstandbild am König- platz steht einsam und verlassen da. Beteiligt daran find die Stadt Berlin , der Luftfahrerdank, der in Konkurs geraten ist. und die Nationalstiftung für die Hinterbliebene» der im Kriege Gefallenen. Die Nagelung hat ungefähr*/< Million Mark ergeben. Der Luft- fahrerdank hat nach Abzug der Unkosten etwa 125 000 M. erhalte». Danach hätten also dre Kosten annähernd die Hälft« der Einnahmen verschlungen. Run werden die Kosten für den Abbruch des Denk- mal« den Reinertrag noch weiter verringern, so daß der Ueberschuß verhältnismäßig unbedeutend sein wird. — VerhaerenS H au S z erstört. Im.Mercure d« France" berichtet Andrä de Porchäville von vinem Besuch der StÄte, au 5er in ttaifcrn im Henneaan Smfle VerhaerenS HauS stand. Nich de« Zusammenbruch der deutschen Front wurde daS bi» dahin sorgfältig vier Jahre lang vo» de» Deutsche » gehütete Haus zuerst von den vorrückenden Engländern und dann von den abziehende» Deutschen ganz zerschossen. Auf der Trümmerstätte entdeckte Povchevill« noch eirnge Reliquien. D:; Bilder und Bücher Be» hacrenS waren restlos verschwunden. — Die Jnternatronale. Der von T r o e l st r a An- sang März in Luzern gehaltene Bortrag über die„Politrschen Auch» gaben der fazialistiüben Jnterna.no na!.'" ist im Berkig der Luzern « Sektion de» Schweizer Grütstverern» jetzt al» Broschüre heran»- Ortalim««.!