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welsische Umtriebe. Unterhandlungen mit einer fremden Macht. In der Preußischen Landesversammlung hatte am 23. Mai der Welse Biester behauptet, daß in Versailles VerHand- lungen über Hannover geführt worden seien. Hierzu erhalten wir nun eine Z u s ch r i f t a u s V e r s a i l l e S, in der die Behauptung des Herrn Biester als vollkommen falsch zurück- gewiesen und dann weiter ausgeführt wird: Vielleicht hat sich aber Herr Biester geirrt. Er hat wahrschein- lich die Verhandlungen, die die welfischen Unterhändler in einem neutralen Land mit Vertretern einer Regierung der Entente führen, nach Versailles verlegt. Die Welsen müsien sich darüber klar sein, dag die Errichtung des.freien Hannover "' in der gegenwärtigen Zeit nicht anders möglich ist als mit militärischer Unter- stützung der Entente, und zwar deuten die Berhaodlnuge«, die ihre Adgeardnrtr» in dem neutralen Land« führen, datz sie auch nur von einer auswärtigen Macht das»freie Hannover " erwarten. Wenn die Weifen die Agitation für die Errichtung eines Freistaates Hannover fortsetzen und durch die Agitation die Mehrheit der hannoverschen Bevölkerung überzeugen würden, würde sich das immer noch im Rahmen der Gesetze halten. Aber das wollen sie nicht, weil sie wissen, daß der Widerstand gegen ihre Pläne im Lande zu groß ist, und nur durch die Gewalt auswärtiger deutsch - feindlicher Waffen überwunden werden kann.
helfersüiensie üer„Deutschen Tageszeitung� an öie Entente. Die»Deutsche Tageszeitung" verbreitet die Nachricht, dag Reichsminister Erzberger die Herausgabe eines Memorandums für die Unterzeichnung der feindlichen Friedens- bedingungen vorbereite und dadurch für die Annahme der Bedingungen Stimmung zu machen suche. Hierzu erfahren wir von zuständiger Stelle:»ES ist absolut unwahr, daß Reichsminister Erzberger die Herausgabe eines solchen Memorandums vorbereitet und für die Annahme der Be- dingungen Stimmung zu machen sucht. Der Reichsminister hat bei denr e i n st i ni m i g e n Beschluh deS KabinetlS mitgewirkt, auf Grund dessen der Ministerpräsivent diesen Bedingungen gegenüber in der Nationalversammlung die Stellung der Regierung festgelegt hat. Das Kabinett hat seine Stellungnahme in dieser Angelegen- heit nicht geändert". Die»Deutsche Tageszeitung" kann sich rühmen, in ihrem blind- wütigen Hast gegen Erzberger Herrn Clemenceau einen wert- vollen Dienst erwiesen zu haben. Die Pariser Presse wird nicht verfehlen, ihre Falschmeldung mit Begierde abzudrucken.
Reform öes Jugenüstrafrechts l Die sozialdemokratischen Frauen deS Bezirks- Verbandes Groß- Berlin der sozialdemokratischen Partei DeirtschlandS haben an den Justizminister den dringlichen Antrag gerichtet, der Nationalversammlung alsbald den Entwurf eines Gesetzes zur Beschlustfassung vorzulegen, da« bestimmt: 1. Die Strafmündigkeit wird auf da« 14. Lebensjahr festgesetzt. 2. Jugendliche bis zum vollendeten IS. Lebensjahre dürfen zu Gefängnis st rafen nicht verurteilt werden: sie sind ausfchliestlich von Jugendgerichten abzuurteilen und Erziehungsmastnahmen zu unterwerfen. 3. Jugendliche bis zum vollendeten IS. Lebensjahre dürfen den Strafbestimmungen des Gesetzes über den BelagerungS - zustand nicht'unter stellt werden: sie sind auch bei Straf- taren, die unter den Belagerungszustand fallen, den Jugendgerichten zu überweisen; 4. Di- Bestimmungen zu 3 haben insofern rückwirkende Kraft für alle derartigen nach dem S. November 1018 abzuurteilenden Fälle, als die von den Kriegsgerichten ausgesprochenen / Gefängnisstrafen für Jugendliche aufgehoben werden und durch ein Jugendgericht zu verfügende Erziehungsmastnahmen an ihre Stelle treten.
Schwarte knirscht! Im Militärwochenblatt vom 5. Juni gibt der Generalleutnant Schwarte eigenariig« Proben seiner Regierungstreue. Er be« spricht die deutschen Friedensgegenvorschläge und macht dabei aus seinem Herzen keine Mördergrube. Nach der erlogenen Behauptung. dast Demokraten und Sozialdemokraten au« Parteifanatismus die Kampffront zermürbt hätten, und einigen gleichwertigen Schmähungen der Revolmion vom 9. November, geht Herr Schwarte auf das deutsche Dokument ein. von dessen Artikel I er erklärt:.er besiegelt. freventlicher Leichtfertigkeit voll. Deutschlands Endel' Aber freventliche Leichtfertigkeit ist noch nicht da« einzige, was Generalleutnant Schwarte der Regierung vorwirft. An anderer Slelle ruft er aus: .Wir Offiziere, einflustloser und hilfsloser wie jeder andere Staatsbürger, nillssen ungefragt beiseite stehen zähneknirschend- über da« Brrbrrcheu, das am Volke verübt wird." Der zähneknirschende Generalleutnant Schwarte gibt«üi eigen- artiges Bild von RegierungSireue. Bielleicht sieht sich de» Reichs- wehrminister diesen Herrn mal etwas genauer an.
Sequeme Methode. Die Devtschnatiovalen und die deutschen Gegenvorschläge. Die deutschnationale Partei hat einen Antrag an die Nationalversammlung gerichtet, dessen erster Satz lautet: Sowohl die Friedensbedingungen der Entente wie die Gegen« Vorschläge der deutschen Regierung find als unerfüllbar und unerträglich und als mtt der Zukunft und Ehre deS deutschen BolieS unvereinbar abzulehnen. Die Methode der Deutschnationalen ist sehr bequem: Nachdem sie das deutsche Volk in eine Lage gestürzt haben, deren leider notwendige Folge die Gegenvorschläge der deutschen Regierung sind, erklären sie diese für unerfüllbar und unerträglich. DaS ist freilich sehr einfach, ein Volk erst Hals über Kopf mit unverantwortlicher Skrupellosigkett in das tiefste Unglück zu stürzen, und dann noch die Regierung, die daraus die Konsequenz ziehen muß. zu be- schimpfen. Vor der Revolution hätte es die jetzt tobende alldeutsche Klique in der Hand gehabt, einen Abschluß des Krieges, wie den jetzigen, zu vermeiden. Aber indem sie jeden rechtzeitigen VerständtgungSfrieden vereitelte, ttägt sie selbst die Schuld daran, wenn jetzt von deutscher Seite aus nur noch solche Borschläge mit ÄuS- ficht aup-Hnnahme oder Verhandlung gemacht werden können, die zwar eine geringere Belastung als die feindlichen, aber immer noch eine schwere Belastung des Volkes darstellen. Die Alldeutschen haben das allergeringste Recht dagegen zu protestieren, sie f-iad schuld ddldtt, ddß dds notwendig ist.
Kommunistischer„Arbeiterführer" und Kapitalssölöling. Ei« neuer Beitrag zu unserer Typensammlnng. AuS voatländischen Gewerkschaftskreisen wird unS geschrieben: In F a l k e n st e i n im Vogtland machte sich seit einiger Zeit ein gewisser Hölz als waschechter Kommunist bemerkbar. Er oer- fügt über ein gutes Mundwerk, was weiter nicht verwunderlich ist, da er in seinem bürgerlichen Beruf Kinoecklärer war. Durch seine wüsten Hetzreden hatte er die Falkensteiner Arbeiter bald entzweit und hauptsächlich bei den vielen Arbeitslosen ein williges Ohr gefunden. Diese gedankenlose Masie mißbrauchte er zu aller- Hand Putschen und wllen Streichen und versetzte damit ganz Fallen- stein in Angst und Schrecken. Der Bürgermeister und die Stadt- rate wurden vom Rathaus heruntergeholt und im Zuge durch die Stadt geschleppt. Geschäftsleute wurd«, auf jede xbeliebige De- nunziation hin gefaßt, auf öffentlichem Platze an den Pranger ge- stellt und erst wieder frei gelasien, nachdem sie Abbitte für ihr an- gebliches Vergehen geleistet hatten. Kurz, Hölz terrorisierte mit seiner blindwütigen Arbeitslosenschar die ganze Stadt. Dieser u»»- haltbare Zustand führt« zur Besetzung der Stadt durch Regierung«- truppen. Und als die RegiecungStruppen einzogst, nahm der kam- munistische Maulaufreißer schleunigst Reißau«. Dieser traurige Held hatte sich nicht nur als ein elender Feigling erwiesen, sondern auch schlimmsten Verrat an der Arbeiterschaft begangen. Er ist nämlich inKvischen ali ein gekauftes Subjekt des Kapitals entlarvt worden. Er leistete dem Direktor Schnell von der Chemischen Fabrik A.-G. ln Dorfstadt, einem ausgesprochenen Feind der Sozialdemokratie und der sozialen Errungenschaften, bei seinen arbeiterfeindlichen Bestrebungen wissentlich Vorschub. Di« Arbeiter diese« Betriebes, die im Kibrikarbeiterverband organisiert sind, forderten nämlich infolge der zunehmenden Teuerung eine Lohnerhöhung. Direktor Schnell wußte aber die Arbeiter durch die Drohung, daß er bei Aufrechterhaltung der Forderung den Betrieb am 1. Juni schlichen werde, derart einzuschüchtern, daß sie auf die Lohnerhöhung der- zichteten. An die Lerbandsleitung schrieb Schnell daraufhin einen hämischen Brief, m dem es heißt: »Unsere Leute sind von uns aufgefordert worden, aus Ihrer Organisation auszutveten, ba wir Vertrauensleute, die lediglich Arbeiter eines kaum noch arbeitenden Werkes noch aufhetzen, nicht mehr dulden. Gleichzeitig machen wir Sie darauf aufmerksam, daß Versammlungen Ihrerseits nicht mehr geduldet wachen. Dafür wirb die hiesige Kommunistische Partei sorge».' Am 26. Mai früh tagt« eine Betriebsversammlung in der Fahvik, in der Direktor Schnell sprach, nachdem er vorher 3 Vertrauensleute des Verbandes Knall und Fall entlassen hatte. In dieser Versammlung forderte er seine Arbeiter auf, aus dem Fabrik- arbteiterverbande auszutreten und erklärte weiter, ein Vertreter der Stadt würde erscheinen und ihnen klarlegen, daß es grundverkehtt sei, sich zu organisieren. Und dieser Vertreter der Stadt war— Hölz, der kaum nachdem Schnell geendet hatte, anf der Vildsläche.erschien und eine stundenlange Red« hielt, in der er daS Verhalten Schnell« unterstützte, gegen die Gewerkschaften im allgemeinen und den Fabrikarbeiterverband im besonderen loSzog und die Masircgelung der 3 Arbeiter alS zurecht geschehen verteidigte. Zum Lohne dafür erhielt Hölz von Schnell zweimal je 106 Liter Petroleum für die Arbeitslosen, damit diese bei der Stange bleiben: auch soll Hölz beim Verlassen des Betriebe» ein Kuvert eingehändigt worden sein, in welchem sich der Judaslohn befunden haben wird. Dies« Ümständtz lassen klar genug erkennen, daß Hölz im Interesse des Kapital» gear. b e i t e t hat. also ein gekauftes Subjekt de» Kapital» war. Und solche ehr- und charakterlosen Element« haben in der Kommuni- stischen Partei Führerrollen irme. Daß aber di« Arbeit«: solchen hergelaufenen Burschen nachlaufen, ist das Ticftraurige an der Geschichte._
Erfundene Aussprüche Noskes. ES war nicht anzunehmen, daß irgend jemand den Klatsch, den die.Zukunft' verbreitet hat, der Minister NoSke habe den Offizieren gesagt,»er sei nicht mehr im Parteifinne Sozialdemokrat, bereue den Jrtum seines Leben« und verdamme den Klassenkampf,' ernst nehmen würde. Nachdem nun aber die.Freiheit' einer ent- sprechenden Zuschrift Raum gegeben hat, sei erklärt, daß e» sich bei der angeblichen Acußerung NoSke« um eine ebenso skrupel- lose wie plumpe Erfindung handelt.
Die Angriffe gegen Minister tzekne. Der mecklenburg -neustrelitzsche Ministerialdirektor Dr. Freiherr von Reibnitz bittet die.P. P. N." festzustellen, daß er die Artikel des Herrn HanS Leuß in der.Welt am Montag' gegen den preu- hifchen Minister de« Innern, Heine, weder veranlaßt, noch vor ihrem Erscheinen gekannt hat. Er habe auch niemals mündlich oder schriftlich gegen Minister Heine einen Vorwurf erhoben, dag dieser sich durch Bekleidung mehrerer Aemter finanzielle Vorteile verschaffe._ Die wirtschastspolitischen Pläne des Reichswirtschastsministeriums. Uebec dieses Thema sprach gestern abend im Berein Berliner Kausleuie und Berliner Industrieller Reichswirtschaftsminister W i ss« l l. Ausgehend von den vielen Angriffen, die in letzter Zeit auf die Politik deS Ministeriums erfolgten, ging er aus die Wirt- schaftlichen Maßnahmen wätirend deS Krieges ein, und fährt fort: Es scheint, daß das Schicksal uns noch mehr in Not und Elend stoßen will, bis wir uns endlich-ruf uns selbst besinnen. Wir verloren im Kriege die Handelsfreiheit und rönnen»eine ungezügelte Privatwirtschaft mehr treiben. Vorbei ist e« mit der imperialistischen Politik, vorbei ist es mit dem Waffen- starrenden Europa . Die alte Zeit feiert noch einmal ihren Triumph im Untergänge Deutschlands . An Stelle der feindlichen Blockade ist die Verarmung Deutschlands getreten. Da« kommt daher, weil wir während des Krieges unsere ganze ArbestSkrast in ein unproduktives Unternehmen steckten. Wir haben unsere Rohstoffe restlos verbraucht, unser« Schuldenlast geht wert über da» hinaus, was sich der einzelne denkt. Für die drin- gendsten Lebensmittelzufuhren haben wir bereits eine Milliarde von unserem Goldbestand, der vor dem Kriege zweieinhalb Milliarden betrug, ausliefern müssen. So wird auf lang« Zeit hinaus auch fernerhin Schmalhan« Küchenmeister bei uns sei». Unsere Ar- beitSkraft ist unser höchste» Gut. Sie gilt e», restlos zu be- tätigen. Allen deutschen Händen muß Gelegenheit zur pro» duktiven Arbeit gegeben werden. Zur vollen AuSnütznng der Arbeitskraft gehört die Hebung der Arbeitsfreudigkeit. Diese tritt nicht ein dadurch, daß man Streikverbote schafft, es gilt vielmehr ein mnige» Verhältnis zu schaffen zwischen dem Arbeiter und seiner Arbeit, denn nicht durch Lohnsteigerunae«— und seien sie noch so groß— läßt sich diese sozial« Frage lose». Wir muffen der Arbeiterschaft die Teilnahme am wirtschaftlichen Leben der Volksgemeinschaft sichern. In fachlichen WirtschaftS- organijationen müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer pari- tätisch vertteten sein, neben der polltischen muß ihnen hier die wittschafrlich« Mitverantwortung gegeben werden. Der Staat ist nicht der geeignete Träg« der Vottswlrtschast. Von den bisherige» Methoden der muffe»«8 f» icfiobllg
und s o schnell als möglich abrücken. An ihre Stelle hat die Selbstverwaltungsorganisation zu treten. Um «inen Reichswirtschaftsrat werden wir nicht herumkam- men, in ihm haben neben den Produzenten auch die K o n s u- m e n t e» zu sitzen. Manche WittschastÄreise sind gegen die Selbst- Verwaltung, weil sie um ihren Prosit bangen. Aber schon vor 1014 konnte man nicht mehr von einem freien Spiel der Kräfte reden, es wurde erheblich eingeschränkt durch die kapitalistischen Großbetrieb«, durch Trusts und durch das Genossen- schaftSwesen. Wir werden um den Organrfationszwang nicht her- umkommen. Die einzelnen Organisationen müssen sich organisch in daS Wirtschaftsleben eingliedern. Diese Pläne haben nichts mit Trusts zu tun. Diese sind autokratisch« Gebilde, während sich die �kbstp«waltungSorgcnnsativnen auf- bauen auf Demokratie. Man erblickt in diesen WirtschaftS- Plänen im Ausland« eine Gefahr. Hegt man aber bei unseren Feinden die Hoffnung, daß wir die Verpflichtungen, die uns das.Wilsonprogramm" auserlegt, erfüllen können, so muß man unS auch die Freiheit lassen, unsere Kräfte so zusammenzufassen, wie es unsere. Lage erfordert. Und das geht nur auf dem Weg« der pari tä tisch en B e t ä tigu ng von Arbeiter und Arbeitgeber am WirtschaftS- leben. Eine Ginmischung in daS Wirtschaftsleben würde sich die deutsche Arbeiterschaft niemals gefallen lassen, wie ja bereits der Abtrennnrwsoersuch in den Rheinlanden zeigt. Der Redner schloß: Den: beispiellosen Aufschwung Deutsch « landS ist ein jäher Sturz gefolgt. Unsere äußere Macht, unser materieller Wohlstand, unsere Freiheit und unsere Entwicklung sind verloren. Aber noch ist nicht alles verloren. Keim erzwungener Ber- trag kann uns den Glauben an unserem Volke rauben, wenn wir ihn wicht selbst aufgeben. Die Vergangenheit haben wir verloren, aber den Prozeß der Zeit werden wir geaiuueu. (Lebhafter Beifall.)
„Demokraten " gegen voltsrechte. Der VerfassuugSausschuß der Nationalversammlung hat heute in zwei Sitzungen, die länger als zehn Stunden dauerten, die zweite Lesung ioeitergefördert. Aus den umfangreichen Debatten ist be- sonders hervorzuheben, daß die Demokraten in zwei wichtigen Artikeln Versuche unternahmen, die demokratischen Rechte des Voltes einzuschränken. Der Artikel 16 setzt fest, daß jede» Land des Deutschen Reiches«ine Landesverfassung haben muß, nach der die Volksvertretung in allgemeiner, gleicher, un mittel- barer und geheimer Wahl von allen reichsdeutschen Männern und Frauen nach den Grundsätzen der Verhältniswahle» gewählt werden müssen und nach der die Landesregierungen das Vertrauen der Volksvertretung bedürfen. Hier stellten die Sozial- demotraten den Zusatzantrag, daß die gleichen Grundsätze auch für das Wahlrecht in den Gemeinden gelten sollten. Gegen diesen Antrag sprachen und stimmten die Demokraten. Er wäre abgelehnt loorden, wenn nicht ein Vertreter des Zentrums sich für ihn erklärt hätte und infolgedessen zwei der Demokraten sich entschlossen, noch für den Antrag zu stimmen. Ein weiterer Antra-, der Sozialdemokraten, die direkte Verhältniswahl auch auf die Vertretungen der Kommunalverbände auszudehnen, wurde abgelehnt. Ebenso wurde ein sozialdemokratischer Antrag ab- gelehnt, datz jeder Grundbesitz einer Gemeinde angeschlossen werden müsse. Der zweite große Angriff der Demokraten gegen die Volksrechte erfolgte bei dem Artikel, der die Legislaturperiode de« Reichstags auf drei Jahn; festsetzt. Hier beantragten die Demokraten die fünfjährige Legislaturperiode. Sie ließen sich trotz aller sozialdemokratischen Reden von ihrem Standpunkte nicht abbringen. Der demokratische Antrag auf Einführung der fünfjährigen Legislaturperiode ftrl mit 14 gegen 14 Stimmen. Sämtliche demokratischen Vertreter stimmten für die fünf Jahre. Da die Sozialdemokraten 11 Mitglieder und die Unabhängigen l Mitglied haben, war eS nur möglich, die 14 Stiimtien gegen die Demokraten dadurch aufzu- bringen, daß zwei Mitglieder der Rechten gegen die Verlängerung der Legislaturperiode stimmten. Auch das g e- samt« Zentrum stimmte für die fünf �jahre. Fortsetzung der Beratung Freitag vormittag» 16 Uhr. A» öie soziakiftischen Lehrer aller Länöer! Folgender Aufruf geht unS zu: In der schwersten Stunde Deutschlands wenden wir uns au Euch als Kollegen und Sozialdemokraten. Nicht Euer Mitleid wollen wir, wir wissen, daß Ihr über «anches anders denkt als wir. Was wir brauchen, ist Eure Bereit« nMligkeit, Bürgschaften zu schaffen, datz das, waS war, nie wieder- kehren wird. Wir erwarten besonders viel von unseren sozialistischen fran« zö fischen Kollegen. Wir bewunderten vor dem Kriege in Euch unerschrockene Vorlämpfer gegen Kapitalismus und Militarismus. Den deutschen Lehrern hat erst der Krieg die nottvendige sozialistische Erkenntnis gebracht. Wir kommen später als Ihr, aber wir kommen jetzt mit dem heitzen Wunsch, weitere Tausende und aber Tausend« sehend zu machen. DaS können wir aber nur, wenn man den kaum wieder aufgerichteten MenschheitSgedanken inter« nationaler Brüderlichkeit nicht abermals besudelt und zertritt, wenn man nicht neue Keime de? Chauvinismus nach Schlesien , West- und Ostpreutzen. nach Schleswig und in« Soar-I gebiet wirft Wir kämpfen für die sittlichen Grundsätze de« Sozialismus, für eins neue Erziehung und eine neu« S ch u le, in der die Jugend erzogen wird im Geiste der Mensch- lichteit und der Völkervcrsöhnung. In diesem Sinne reichen tmr sozialdemokratischen Lehrer Deutschlands Euch über alle trennenden Schranken hinweg die Hand zu gemeinsamer Arbeit. Wir würden es mit unendlicher Freude begrüßen, wenn über Ström« Blutes und über nackt« national« Ichsucht hinweg dies« wertvolle Arbeit bald begonnen werden könnte. Sollen aber die deutsche » Lehrer diese hohe internationale Kulturpflicht als Erzieher der heranwachsenden Generation über- Haupt erfüllen können, so muß ein Deutschland da sein, in dem sie leben und wirken können, ein Deutschland , das nicht durch die Will- kür und Unersättlichkeit siegreicher Feinde so völlig niedergeschmettert wird, datz ihm für die Durchführung seiner Kuüuraufgabeu weder moralische Kraft noch materielle Mittel bleiben. Sozialdemokratische Lehrer aller Länder! Helft uns in unserem Kampf gegen die Barbarei de? internationalen Kapitalismus , die ein Wiedererstarken deS nationalen Chauvinismus zur Folge haben muß, helft unS in unserem Kamps für Menschlichkeit, Sozialismus und Kultur! Hauptvorstand und Ausschuß der ArbestSgameinschaft sozialdemokratlscher Lehrer und Lehrerinnen Deutschland ».
Wahlen zum Studentenparlament. Am 1. und 2. Juli fanden an der Berliner Universität die Wablen zum verfassunggebenden Sludt'ittenvarlament stalt. Bon 12 421 Wahlbere-tttigte» wurden nur 4819 Stimmen abgegeben. Die reaktionäre Snmmang der Stubentensckaft fand ibren besonderen Ausdruck in dem sogenannte» .Waffenrwg', der die Hochschulreform aus dir S»affung eine« all« Semeinen Burschenkomment»(!) beschränkt irhen will und er zusammen mit der ähnlich gearteten.Deutschen Gruppe� die Mehrzahl der Stimmen(2853) auf sich vereinigte. Der Rest fiel meist auf Fachgruppen. Die einzige Gruppe, die eine gru nd« sätzliche Aenderung der Hochschul« und ihre Umwandlung in eine wahre Volkshochschule anstrebt, ist die sozialistisch« Studentenpartei.- Sie erhielt bei den Wahlen nur 251 Stimmen und wird acht Vertreter in« Parlament senden, die natürlich der«aktiouüren Mehrheit gegenüber einen schwere» Stand