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Nr.287.36.Jahrg.

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Vierteljährl. 7,50 Mt., monatl. 2,50 ML. fret ins Haus, voraus zahlbar. Einzelne Rummern 10 Pfennig. Postbezug: Monatlich 2,50 Mt., erfl. 8uftellungs­gebühr. Unter Kreuzband für Deutsch land u. Defterreich- Ungarn 5,75 ML, für das übrige Ausland 9,75 ML, bei täglich einmaliger Buſtellung 7,75 Mt. Postbestellungen nehmen an Däne­mart, Holland , Luxemburg , Schweden und die Schweiz . Eingetragen in die Boft- Rettungs- Preisliste.

Der, Borwärts" erscheint wochentäglich zweimal. Sonntags einmal,

Telegramm- Adresse:

Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgespaltene Nonpareillezeile toftet 1,20 Mt. Bleine Anzeigen", bas fettgedruckte Wort 50 Bfg.( zuläffig 2 fettgedrudte Worte), jedes weitere Wort 25 Pig. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 40 Pfg., jedes weitere Wort 20 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Leuerungszuschlag 50%. Familien Anzeigen, politische und gewertschaftliche Vereins- Anzeigen 1,20 mt. Die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer milffen bis 5 2hr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin GW 68, Lindenstraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends,

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.

Freitag, den 6. Juni 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 11753-54.

Generalstreik in Berlin .

Kräftige Abfuhr!

Bum Protest gegen die Hinrichtung Levin és hat die beitskämpfer Leviné, der der brutalen Klassenfustiz und der Gegen. Vollversammlung der Arbeiter- und Soldatenräte Groß- Berlins revolution zum Opfer gefallen ist. Sie berbindet damit das dank. einen General streik beschlossen, der bis morgen abend bare Gedenten an alle die, die im Kampfe für das Proletariat und Am 4. Juni hat der Brandenburgische Landbund dem 6 Uhr dauern soll. Auch die sozialdemokratischen Mitglieder den Sozialismus Leben und Freiheit lassen mußten. Sie spricht der Vollversammlung haben diesem Beschluß zugestimmt. ihre schärfste Entrüstung über die Vollstreckung des Todesurteils Reichsernährungsminister eine lange agrarische Resolution Wir haben heute morgen unseren Standpunkt dargelegt, Levinés rus. Sie erblickt darin einen neuen Beweis des Hasses durch eine Abordnung überreichen lassen. In der bekannten wonach auch wir unter schärfster Ablehnung der spartakisti- und der Reaktion gegen das revolutionäre Proletariat. Mit be agrarischen Beweisführugg wird die Zwangswirtschaft für schen Ideen und Taten die standrechtliche Erschießung Levinés fonderer Entrüstung stellt sie fest, daß es einer sozialistischen Re- alle Mängel im Ernährungswesen verantwortlich gemacht. berurteilen, wissen uns also mit den Berliner Arbeitern, die gierung vorbehalten blieb, das erste politische Todesurteil seit 1848 Unter Berufung auf die Revolution(!!!) fordert der ihrem Protest gegen diese Hinrichtung durch Einstellung der zu verhängen. Sie spricht den sozialistischen Re- Landbund ihre Beseitigung. Auch von einem langsamen Abbau der Zwangswirtschaft will der Landbund nichts Arbeit Ausdruck geben wollen, in unseren Gefühlen einig. gierungen, die sich zu Sachwaltern der Gegen Die vorübergehende Einstellung der Arbeit ist ein be- revolution degradieren, ihre Verachtung aus wissen, das führe zu nichts, wie man bei den Eiern gesehen rechtigtes Mittel der Manifestation, wenn terroristischer Druck und fordert das Proletariat auf, diesen Verrä= habe. Das freigegebene Produkt steige sofort maß und Gewalttätigkeit jeder Art vermieden wird. Versuche, die tern des Sozialismus die Gefolgschaft zu ver. los im Preise. Damit ist den Landwirten aber nicht öffentliche Ordnung zu stören, würden nur neues unab- sagen. Sie richtet an die Arbeiterklasse Deutschlands die ernste gedient, sie wollen nämlich, daß alle Produkte, nicht febbares Unheil bringen. Wir möchten darum der Mahnung, alle Kräfte zusammenzufassen und in einer einheitlichen nur einzelne, maßlos im Preise steigen. Deshalb fo:- Hoffnung Ausdruck geben, daß die Kundgebung einen wür- Kampffront der Gegenrevolution und den Regierungen entgegen­digen Verlauf nehme, und den Wunsch aussprechen, daß zutreten, die sich zu Bütteln gegen die Revolution und den Sozia­unsere Genossen ihre Pflicht an der Arbeiterklasse erfüllen, lismus hergeben. Keine Provokation der nach Blut dürftenden indem sie unbesonnenheiten mit ihren unabsehbaren Folgen Gegenrevolution darf die Arbeiterschaft von dem letzten entscheiden­berhindern. den Vorstoß gegen Reaktion und Kapitalismus abdrängen. Sie ge­lobt, alles zu tun, um die hinter ihr stehende Arbeiterschaft auf­zurütteln.

Die heutige Vollversammlung der Groß- Berliner Arbeiter. und Soldatenräte und der Gemeinde- Arbeiterräte wollte Stellung nehmen zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Betriebsräte. Vorher kam es zu einer

Ermordeten

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dern sie:

1. Die restlose Aufhebung der Zwangswirt fchaft für alle Produkte aus der neuen Grnte, für Milch, Butter und Vich aber, mit Wirkung vom 1. August 1919 ab.

2. Bis zur restlosen Aufhebung der Zwangswirtschaft die Festjehung folgender Preisbestimmung mit sofortiger Wirkung: a) Für das gesamte Schlachtvieh( Rindvieh, Schweine und Schafe) eine Erhöhung der jegi­gen Preise um 100 Brozent.

b) Für die Milch eine Erhöhung auf 0,80 M. für den Biter a b Stall.

Die der

Die Resolution der Kommunisten sagt: Das Proletariat von Berlin nimmt mit Entrüstung Kenntnis von der Vollstreckung des Kundgebung wegen der Vollstreckung des Todesurteils an Leviné. Todaurteils an Eugen Leviné . Seit dem Jahre 1848 ist es das Der Vorsitzende Brolat( S. P. D.) eröffnete die Sigung mit erste Mal, daß in Deutschland ein politisches Todesurteil gefällt c) Für die Butter eine Erhöhung auf 8 M. pro Pfd. einer Ansprache, in der er das Urteil als einen Schandfleck und die und vollstreckt wurde. Es wird ein ewiges Denkmal der Schande Bofstreckung als empörend bezeichnete. Sie haben sich zu Ehren für die Gegenrevolution und für die Scheidemänner, unter deren Die Resolution schließt mit der Drohung, daß, wenn des leider Erschossenen( Buruf: Des Ermordeten!)- jawohl, des Führung und ausdrücklicher Bestätigung diese Mordtat begangen diese Forderungen feine ausreichende Berücksichtigung finden von den Plätzen erhoben. wurde, bleiben, daß sie es vermocht haben, einen edlen und un- die Führer der Landwirtschaft nicht mehr in der Lage wären, Ueber den Prozeß gegen Leviné berichtete evinés Ver- antastbaren Vorfämpfer für die Sache des Proletariats den Tod die Massen von planloser Selbsthilfe abzuhalten(!) teidiger, der Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenfeld. Ein zu geben. Zum Zeichen des Protestes gegen diese Schandtat ve- und jede Verantwortung ablehnen würden. Auf diese Unverschämtheit hat der Minister nach dem Held jei gefallen, wie er edler und reiner niemals vor Gericht sich schließen die Versammelten, sofort in einen eintägigen Proteststreit zu verantworten hatte. Man möge zu Leviné gestanden haben, einzutreten. Das deutsche Proletariat wird sich nicht schreden Bericht der Deutschen Tageszeitung" folgende Antwort wie man wolle jekt müßten alle anständigen Men- lassen. Unbeirrt wird es den Weg gehen, der heute von den erteilt: schen der Ansicht sein, daß ein brutaleres Urteil Reichenhügeln der ermordeten Proletarier und ihrer Führer Lieb­niemals gesprochen worden ist. Leviné war zunächst fnecht, Luxemburg , Jogisches, Leviné und vieler andern gesäumt Gegner der Räteregierung und wurde deshalb von Unabhängigen ist. Angesichts dieser Leichen und Opfer schwört das Proletariat' wie von Kommunisten beschimpft. Grtraterst an die Spike von neuem, in deren Geist zu wirken und zu schaffen bis zur Voll­der zweiten Räterepublif. Wenn Hochberrat begangen endung des Werkes der Revolution, bis zur Befreiung des Prole­wurde, so begingen ihn jene, die die erste Räterepublik errichteten. tariates der Welt. Als ehrlos bezeichnete ihn der Staatsanwalt, weil er sich nachher zurückzog, und Feigheit warf er ihm vor. Leviné ist mutig in den Tod gegangen. Mit dem sogenannten Geisel mord hatte Leviné gar nichts zu tun, und es war auch gar kein Geiselmord. Die Geiseln hatten Fälschungen mit Stempeln der Republik begangen, sie waren Gegenrevolutionäre. Der Pro­der Arbeiter und Angestellten Groß- Berlins zeß gegen Leviné mußte enden, wie er endete. Das war von diesem mit erdrückender Mehrheit beschlossen. Die Gegenprobe ergab Gericht nur zu erwarten. Man fonnte nun noch auf die Regie- drei oder vier Stimmen der Demokraten.( Tosende Pfui- Rufe.) rung hoffen, die das Urteil zu bestätigen hatte. Vergeblich haben Fischer( Demokr.) begründete die Ablehnung mit der Rücksicht auf wir dabei auf die Rechtssozialisten gerechnet. Ich hoffte auf Segib. die Folgen des Streifs.( Großer Lärm.) Der Auf Schneppenhorst, der selber Hochverräter ist, rechnete ich nicht. Streit beginnt sofort und endet am Sonnabend um 6 Uhr abends. Aber Segizz ließ sich nicht einmal sprechen. Der Mutter Levinés Der Vorsißende Brolat riet, Gas-, Glektrizitäts- und und seiner Gattin wurden Schwierigkeiten gemacht, den Verurteil- Wasserwerte auszunehmen.( Stürmischer Widerspruch, ten noch zu sehen. Unmenschlich war das ganze Ver- anhaltender Lärm.) Rich. Müller: Der Streit in Gas-, Elek­fahren, unmenschlich Rebinés Behandlung im trizitäts- und Wasserwerken würde sich gegen uns selber richten. Gefängnis, wo man ihn fesselte, unmenschlich das also müssen wir sie ausnehmen. Auch die Angestellten und Ar­Todesurteil und die sofortige Bollstreckung. Den beiter der Krankenhäuser und der Lebensmittelversorgung müssen Rechtssozialisten müssen wir den Hauptvormurf machen, daß sie in arbeiten dürfen. der Regierung das nicht vereitelt haben.( Grregte Burufe: Bfui! Bluthunde! Rache!) Auf die Unmenschlichkeit der bayerischen Re­gierung die rechte Antwort zu finden, das ist eure Sache!( Stür­misber Beifall.)

Der Vorsitzende Brolat berlas die vom Groß- Berliner Bollzugsrat vorgestern an die bayerische Regierung abgesandte Depesche, die Nichtvoll stredung des Urteils forderte und auf die Erregung der Arbeiterschaft hinwies.

Singegangen waren drei Resolutionen, deren Berlesung die Versammelten Rehend anhörten.

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Die Resolution der E. P. D.- Fraktion lautet: Die Arbeiter- und Soldatenräte Groß Berlins sind erstaunt über die Bolstreckung des Todesurteils an Leviné. Sie sprechen der baye­rischen Megierung wegen der Urteilsbestätigung ihre schärfte Miß. billigung aus. Empört sind die Arbeiter- und Soldatenräte Groß­Weriins darüber, daß die Mitglieder der S. P. D. in der bayerischen Regierung, getreu ihren programmatischen Forderungen der Partei, Die Todesstrafe abzuschaffen, im besonderen für politische Ver­brechen", die Bollstreckung des Urteils nicht verhindert haben. Ebenso hält die Veriammlung die Erfchichung der Geiseln während der Rebelutionstage für berabideuungswürdig und verurteilt diese cocuinte auf bas fchärfte.

Rich. Müller( U. Soz.) beantragte, die Resolutionen zur Kennt­nis zu nehmen, aber über den Antrag der Kommission auf Eintritt in den Generalstreit abzustimmen, und dann zu vertagen. In der Abstimmung wird ein

eintägiger Generalstreik

Wir wünschen, daß Ruhe und Ordnung nicht gestört wird. Darum sollte nach Eintritt der Dunkelheit jeder die Straße meiden. Und keine Demonstrationen!

,, Diese Forderungen lehne ich in ihrer Gesamtheit rundweg ab. Ich ersehe, daß der Antrag lediglich aus dem Beweggrunde gestellt ist, die Landwirte zu bereichern. Der Antrag ist eine Drohung und entbehrt jeglicher Sachlichkeit. Ich spreche den Landwirten jegliche Kenntnis der Boltswirtschaft und Urteilsfähigkeit in den vorgetragenen Dingen ab. Landwirte sehen nicht über ihre Höfe hinaus. Sobald Friede da ist, werden wir die Maßnahmen zur Durchführung der Zwangswirtschaft bedeutend verschärfen, denn es genügt uns nicht, wenn von mindestens 21 Millionen Tonnen zu erfassender Kartoffeln noch nicht 10 Millionen erfaßt werden konnten. Wenn wir dann nicht durchdringen, werden wir erstmals sämtliche Landräte rausschmeißen, die allein dafür verantwortlich zu machen find. Die Fleischbersorgung wird gebessert werden, denn wir haben Aussicht, jest 5000 Rinder in der Schweig zu kaufen. Die Mittel hierzu werden voraussichtlich den Ueberschüssen der Viehhandelsverbände entnommen werden. weiteren Verlauf erklärte der Minister, daß ein langsamer Abbau der Zwangswirtschaft geplant sei. Hafer wird gelockert, Obst und Gemüse werden frei, Hülsenfrüchte teilweise frei. Für die anderen Produkte aber wird die Zwangswirtschaft in verschärftem Maße durchgeführt.

Im

Am Ende der Unterredung faßte der Minister seinen Eindruck noch einmal dahin zusammen, daß er sagte: Ich ersehe aus der Resolution nichts weiter, als daß die Land­wirtschaft sich ihre Taschen wieder einmal füllen will auf Rosten des arbeitenden Volkes. Die Landwirtschaft verdient ohnehin schon übermäßig."

Auf eine Schlußanfrage der Abordnung, ob der Minister gewillt sei, die neuen landwirtschaftlichen Or­Rasch( Kommunist) forderte den Streit auch für Gas-, Glet. ganifiationen bei der Bearbeitung der Maßnahmen trizitäts- und Wasserwerke.( Widerspruch.) für die Lebensmittel beranzuziehen, erklärte dieser ,,, daß die Landwirtschaft im Reichsernährungsamt im Gegensatz zu Unter großer Erregung wurde die Sitzung geschlossen. den Konsumenten schon mehr als es gut ist, ver­treten sei."

Ein Telegramm Scheidemanns. Genosse Scheidemann hatte nach München folgendes Telegramm geschickt:

enn auch ein emilicher Schritt weder möglich noch beab fichtigt ist, möchte ich dech persönliche Bitte aussprechen, daß die Bollstreckung des Urteils gegen Leviné und eventuell gegen Toller aufgeschoben wird, bis eine vorherige mündliche Aussprache zwischen Scheidemann ." Ihnen und mir statgefunden hat.

Präsidentenfrife in Portugal .

Lissabon , 4. Juni. ( Havas.) Der Präsident der Republik Cante Castro hat dem Kongreß seinen Südtritt angeboten. In der Resolution der U. S. B. D.- Fraktion heißt es: Die Der Kongreß hat beschlossen, den Präsidenten zu ersuchen, sein Versammlung huldigt in Trauer und Verehrung dem tapfern Frei-, Rücktrittsgesuch zurückzunehmen.

Soweit der Bericht der Deutschen Tageszeitung". Wir halten ihn nicht für völlig zutreffend. Wir nehmen nicht an, daß der Minister den Landwirten im allgemeinen die Urteilsfähigkeit abgesprochen hat, sondern nur den im andbund organisierten Raubagrariern.- Die Deutsche Tageszeitung" ist über die Abfertigung ihrer Trabanten aus dem Häuschen, das arbeitende Volt wird dem Minister für seine Worte nur dankbar sein.

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Jtalien verzichtet nicht auf Tirol. Wien , 6. Juni. Nach einer Meldung der Mittagspost" wird von italienischer Seite die Behauptung dementiert, daß Italien auf Tirol verzichten würde, falls der Anschluß Deutsch­österreichs an Deutschland nicht erfolgt.