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Anti- Demokraten und Anbeter Ser Minderheits- Gewalt­herrschaft ist auch bei den Unabhängigen sehr verbreitet. Wenn wir nicht schon so wüßten, was in jenen Kreisen ge­plant wird, so fönnten wir den freundlichen Einsendern von Drohschreiben usw. dafür danken, daß sie uns ständig auf dem

Laufenden erhalten.

Die Antwort Ungarns .

Genf , 12. Juni. ( T. K.) Pariser Blätter wollen wissen, daß der Volkskommissar der ungarischen Sowjetrepublik für auswärtige Angelegenheiten, Bela Kuhn, die Note des Viererrats in zu stimmendem Sinne beantwortet hat. An die Bereitwillig­Zu dem gesunden demokratischen Sinn der Berliner Ar- beit zur Einstellung der Feindseligkeiten hat die ungarische beiterschaft haben wir das feste Zutrauen, daß sie sich nicht Regierung jedoch verschiedene Bedingungen geknüpft, zu denen der von diesen Putschisten, deren Pläne in geheimen Konven- Viererrat am Mittwoch Stellung genommen hat. Ueber das Er­tifeln beginnen und im Eden- Hotel endigen, hin- gebnis dieser Beratungen ist noch nichts in die Oeffentlichkeit veißen lassen wird. Durch den ruhigen und würdigen Ver- gedrungen. lauf, den der Proteststreit wegen der Erschießung Levinés ge­nommen hat, sind jene Kreise arg enttäuscht worden. Manche bon ihnen feßen jezt ihre Hoffnung auf die Demonstrationen anläßlich der heutigen Beerdigung Rosa Lurem­burgs.

Wir verstehen und würdigen durchaus die Gefühle, mit denen die Arbeiterschaft die tote Kämpferin zu Grabe geleitet. Auch die mehrheitssozialistische Arbeiterschaft hat ausge­sprochen, daß sie mit dem gesamten internationalen Brole­tariat in Rosa Luxemburg eine Führerin von Geist und hoher Begabung betrauert. Die edle Gesinnung der Ermordeten und ihr lauteres Wollen werden anerkannt, soweit es Sozia­listen gibt, ebenso wie die Verurteilung der Mörder allge­mein ist. Aber alle diese Gefühle können nicht dazu führen, daß die Arbeiterschaft der Toten zuliebe eine Wieder­holung ihres tragischen politischen Fehlers inszeniert. Bei aller persönlichen Trauer um die Person Rosa Luxemburgs muß sich die Arbeiterschaft darüber flar bleiben, daß es der verhängnisvollste rrtum ihres Lebens war, den Gedanken der Demokratie, für den die deutsche Sozialdemokratie zwei Menschenalter gestritten hat, im entscheidenden Augenblicke abzulehnen. Was Scheidemann auf dem Parteitag gesagt hat, gilt für uns alle: Wir nennen uns nicht aus 3ufall von altersher Sozial demokraten, sondern die Demokratie steht im Mittelpunkt unseres Programms, und wer an dem Grundsatz der politischen Gleichberechtigung rüttelt, kann sich nicht mehr Sozialdemokrat nennen.

Die kopflose Pariser Politik.

Eine sozialistische Kritik.

Kriegszustand zwischen Finnen und

Bolschewiki.

Kopenhagen , 12. Juni. Laut Meldung von Berlinsti

Tidende" aus Helsingfors herrscht tatsächlich zwischen Rußland und Finnland an der finnischen Oftgrenze Kriegszustand. Die Bolschewiken graben Schüssen gräben und ziehen immer mehr Truppen mit Artillerie an der Grenze zusammen. Sie fallen in Finnland ein und brennen Dörfer nieder. Pfingsten überschritten 500 Bolschewiken die finnische Grenze, wurden jedoch von der Grenzwache zurückgetrieben. Man glaubt, daß sie einen neuen roten Aufruhr in Finnland hervorrufen wollen.

Generalstreik der Bergarbeiter in Frankreich

Amsterdam , 12. Juni. Der Korrespondent des sozialistischen Daily Herald" Ewer berichtet aus Paris vom 9., die Regierung Versailles , 12. Juni. Die Streiflage hat sich wieder zugespitzt. berliere vollständig den Kopf, fie babe feine Politit, kein Brestige, Die Morgenblätter melden, daß der Verband der Berg­fein Ansehen, und die oberen Schichten träumten von einer mili Ieute beschlossen hat, am 16. Juni in ganz Frankreich einen tärischen Diktatur, von der Monarchie und einem allgemeinen Generalstreit zu beginnen, weil die französische Kammer weißen Terror. Vielleicht werde die jeßige Stimmung vorüber gestern die Vorlage über die Einführung des Achtstundentages in gehen. Aber sie gleiche immer mehr der vor dem Ausbruch der den Bergwerken mit Abänderungen angenommen hat, von welcher Erhebung von 1789. Nur wenige Leute zweifeln daran, daß es zu die Bergleute nichts wissen wollen. Die Bergleute verlangen, daß einer Revolution kommen werde. Man frage sich nur, wann fie die achtstündige Arbeitszeit von der Einfahrt des ersten Berg­lommen werde, dieses Jahr oder das nächste, vor dem Frieden oder

nach dem Frieden.

ere Ein Appell an Italien .

Eine Unterredung mit dem Reichspräsidenten . Der Reichspräsident gab dem Vertreter des Journal de Jtalia" etiva folgende Erklärungen:

Deutschland will einen Frieden, der möglich, der nicht unaus­führbar ist. Wenn es einen unausführbaren Frieden unter­zeichnete, würde es sich des Verrates am Frieden der ganzen Welt schuldig machen. Die Folge der Uebernahme unerfüllbarer Ver­pflichtungen müßte sein, daß unsere Gegner die Besehung unseres Gebietes auf unbestimmte Zeit verlängerten. Deutschland wird in Zukunft eine Politik verschmähen, die den Anschein erweckt, als ob es seine Absichten mit Gewalt durchsehen wollte. Die Zeiten der Gewalt sind vorüber. Diese Auffassung ist nichts anderes. Wir fordern die reine Entwicklung und Auswirkung des als das Programm der S. P. D. Der deutsche Völkerbundstarif Volkswillens, wir verwerfen jeden Putschismus, und das unterscheidet sich vor allem dadurch von dem der Entente, daß er tragikomische Bild der Barth und Genossen, die heimlich um den Krieg als bölferrechtliches Rechtsmittel ausschaltet. die Gunst der Freiwilligen werben, ihnen die Aufrecht­Diese Grundsätze sind für die innere Gestaltung unseres erhaltung ihrer Formationen und Rechte zu Lebens maßgebend. Wir wollen deinen Militarismus, fondern sichern, während sie öffentlich den Boykott der Freiwilligen nur eine Heeresmacht, die imstande ist, die innere Ordnung auf und ihre Ausstoßung aus der Gesellschaft predigen, dieses recht zu erhalten. Wir werden genötigt sein, unserer Wirtschaft Bild sollte dem deutschen Proletariat zeitlebens eine ab- eine Produktivität zu geben, wie sie vielleicht niemals auf der schreckende Warnung sein. Welt enttvidelt worden ist, wenn wir unsere finanziellen Ber­pflichtungen erfüllen wollen. Wir brauchen nottvendig Rohstoffe, Nahrungsmittel, Transportmittel. Wir hoffen, daß Italien Ver­ständnis dafür haben wird, dessen Interessen mit den deutschen parallel gehen werden, ähnlich wie im neunzehnten Jahrhundert. Wollte man Deutschlands Einheit antasten, jo toürde man sich. des Vorbilds erinnern, das Italien durch die Aufrechterhaltung seiner Voltseinheit gibt.

Eine Unterredung mit Macdonald.

Die Gefühle gegenüber den Alliierten. Amfterdam, 12. Juni. Ramsay Macdonald , der aus Italien und der Schweiz zurüdgefehrt ist, hatte eine Unterredung mit dem Vertreter des sozialistischen Daily Herald", in der er u. a. sagte, es sei unmöglich, die bitteren Gefühle zu schildern, die die

Sozialisten beiber Länder ben Miltierten gegenüber haben. Die Eindruck des Friedenstextes in Amerika .

Eine nackte Annexion.

mannes der ganzen Schicht an bis zur Ausfahrt des letzten Berg­mannes der ganzen Schicht gerechnet werde, wie die Kommer es in der vorgeftrigen ersten Lesung angenommen hatte. Der Verband der Seeleute beschloß gleichfalls am 16. Juni den Generalstreik zu beginnen, falls seine Forderungen bis zu diesem Beilzunft nicht gänglich bewilligt seien.

Der Verwaltungsausschuß des Gewerkschaftsbundes wendet sich in einem Aufruf an die Deffentlichkeit, um ihr gegenüber die Ar­beiterschaft vor Verdächtigungen zu verteidigen. Der Aufruf er­flärt, daß die Lebensteuerung auf Kriegsmaßnahmen, welche die Handelsfreiheit beschränken, und auf Schleichhandel zuvückzuführen fei, und daß die Regierung unbedingt sofortige wirksame Abhilfe schaffen müsse, sonst werde das Land in den Abgrund und 3u Gewalttätigkeiten getrieben werden.

Der politische Generalstreik in Berlin .

. Abermals Ueberrumpelung der Arbeiter. Der Berliner Generalstreit wegen der Grschießung Levinés ist von der Vollversammlung der Groß- Berliner A.- und S.- Räte. befohlen worden. Und die Arbeiter der großen Betriebe haben sich dieser Anordnung gefügt. Wir haben gelegentlich des politi schen Märsstreits an dieser Stelle gesagt, daß die Vollversamm­lung nicht zu derartigen Aktionen über die Köpfe der Arbeiter selbst hinweg legitimiert ist. Bei dem jüngsten Streit hat sich abermals gezeigt, daß entgegen dem Willen der Mehrheit der Arbeiter ihnen eine von den linksradikalen Gruppen veranlagte und von den übrigen Arbeiterräten mitgemachte Aftion aufge­drängt wurde. Jezt sind in einer Reihe von Großbetrieben nachträglich Abstimmungen zum Generalstreif borgenommen wor den und bis auf wenige Betriebe hat die Mehrheit der Arbeiter fich gegen den letten Streit ausgesprochen. So war es auch beim Märzstreif.

Es ist unbedingt notwendig, daß für künftige Fälle allge­Streits zu schaffen. Die Parole für den politischen Streif ist ausschließlich Sache der politischen Parteien. Will aber eine andere Körperschaft dieses Kampfmittel angewendet wissen, so hat vorher eine Urabstimmung der Arbeiter darüber zu entschei ben. Aber auch nach dieser Entscheidung fann die allgemeine Solidarität für politische Ziele bestimmter Gruppen nicht ver

meine Starbeit über die Frage des politischen

italienische sozialistische Partei sei außerordentlich mächtig, und ohne allen Zweifel bestehe die Möglichkeit einer Re­volution in Italien . Die Bevölkerung beginne den Amsterdam , 12. Juni. Der New Yorker Korrespondent Banteroit des Landes zu fühlen, der Wert des Geldes sei der Daily News" meldet seinem Blatt über den Eindruck, auridgegangen und die Unzufriedenheit über die 23hne sei all den die Veröffentlichung des vollen Wortlautes des Friedens gemein. Es feien alle Elemente der Auflösung sichtbar. vertrages in New York gemacht hat. Man sehe jegt ein, Zwischen den Sozialisten und den Gewerkschaftlern herrsche voll- daß die Lösung der Saarbedenfrage eine nad te ständiges Einverständnis, und beide Parteien hätten eine Ent- Annexion" genannt werden könne, die sich in keiner Hin­schließung für den allgemeinen Streit angenommen, um ihr 3 usicht von der deutschen Annerion Elsaß- Lothringens im Jahre fammensteben mit der russischen Revolution zu 1870 unterscheide. Man fönne jetzt wohl begreifen, weswegen Memel sämtliche Hafenarbeiter. Es handelt sich um einen soge zeigen. Das Verhalten der Alliierten in Paris habe mehr dazu beigetragen, die Arbeiterbewegung in Frankreich , Italien und der die europäischen Diplomaten gezögert haben, den Wortlaut nannten wilden Streit, der unter Bruch des erst vor sechs Schweiz au radikalisieren, als die Tätigkeit einer ganzen Generation dieser Bestimmungen den demokratischen Staaten zu ent- Wochen abgeschlossenen Tarifvertrages ohne Billigung der Gewert­hüllen. von Agitatoren.

Tangt werden.

Hafenarbeiterstreit in Memel . Seit Dienstag streifen in

schaften erfolgte.

Das soziale Mitgefühl in der russischen Set hat, wird sich nie in bos Schnedenhaus des Philifter auch eine zur einseitigen Spezialisierung führende Arbeitsteilung als

Literatur.

Bon Rosa Luxemburg .

fums und des felbitzufriedenen Egoismus mehr zurüdfinden können. Die Romane Dostojevskis find die furchtbarste Anklage gegen die bürgerliche Gesellschaft, der er ins Gesicht schleudert: der wahre Mörder, der Mörder der Menschenseelen bist du!

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foto, wer das Verhör Dimitri Karamasows in der Nacht nach der artigsten Seelenverkrüpplungen zur Massenerscheinung werden Ermordung seines Vaters, wer die Memoiren aus dem toten müssen. Unterdrückung, Willtür, Unrecht, Armut, Abhängifeit und Sauje" erlebt das Ständige Einrichtungen mobeln die Menschen geistig in bestimmtec Weise, und zivar auf beiden Polen : der Unterdrüder wie der Unter­drückte, der Thrann, wie der Kriecher, der Proß, wie der Schma­rober, der rücksichtslose Streber wie der indolente Bärenhäuter, der fannten wic als Roja Luxemburg glänzende Niemand versteht an der Gesellschaft für ihre an dem Einzelnen Bedant wie der Sonswurst sind gleichermaßen Produkte und Opfer Marristin, die es verstand, die schwierigen Probleme der Sozialökonomie in Rede und Schrift mit fristallener Klarheit begangenen Verbrechen so grausame Rache zu nehmen, fie fo raffi- ihrer Berhältnisse. bies sein Gerade diese besonderen psychologischen Abnormitäten, fozu­gemeinverständlich darzustellen. Nach ihrem Tode wurden niert auf die folter au spannen, wie Dostojewski , wir überrascht durch eine Uebersetzung von Korolentos beififches Talent. Aber alle führenden Geister der russischen Lite- sagen der schiefe Wuchs der Menschenseele unter der Einwirkung literarisch wie fulturhistorisch gleich bedeutenden Jugend- ratur empfinden ebenso den Mord als eine Anklage gegen die be- alltäglicher gesellschaftlicher Verhältnisse haben bei Gogol , Dosto­erlebnissen: Die Geschichte meines Zeitgenossen".( Berlag Wenschen, für das wir alle- jeder Ginzelne verantwortlich find. Schilderungen von Balzakischer Wucht gefunden. Die Tragödie der stehenden Verhältnisse, als ein Verbrechen an dem Mörder als jemati, Gontscharow , Saltykow , Uspeniti, Tschechow und anderen von Baul Cassierer.) Die Einleitung, aus der wir hier Menschen, für das wir alle ein Stüd bieten, gibt eine meisterhafte Einführung in die Daher kehren die größten Talente wie fasziniert immer wieder zum Trivialität eines ganz gewöhnlichen Alltagsmenschen, wie sie Tolstoi russische Literatur. und Geistesgeschichte und zeugt nicht nur Thema des großen Kriminalverbrechens zurüd, um es uns in in Swan Iljitschs Tod" geliefert hat, steht wohl einzig in der Welt­von starkem sozialen, sondern auch von feinstem fünstlerischen höchsten Kunstwerken vor Augen zu führen, uns aus der gedanken- literatur da. lofen Ruhe aufzuscheuchen: Tolstoj in der Macht der Finsternis" Gefühl. und in der Auferstehung", Gorti im Nachtashl" und in den Drei Menschen", Korolento in der Erzählung Der Wald rauscht" und in feinem wunderbaren sibirischen Totschläger".

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Notizen.

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Der Goethebund für die Freiheit der Kunst. Der Vorstand des Berliner Goethebundes hat gestern an den Ver­fassungsausschuß der Nationalversammlung in Weimar eine Depesche abgesandt, worin er ihn zu erneuter eingehender Er­wägung der im Artikel Nr. 11 des Verfassungsentwurfs enthalte­nen Begrenzungen der fünstlerischen Freiheit durch die Schranken der guten Sitten" anregt. Diese vieldeutigen Worte so meint Strömungen die Oberhand gewinnen, und sie stellen selbst freiheit­lich gefinnte Behörden vor immer neue Zweifel und Schwierig feiten, zumal sie der engherzigen Angeberei Tür und Tor öffnen. Bu der Bekämpfung von Schund und Schmuk sind die allgemeinen Gesetze ausreichend. Strittige Grenzfälle aber, einerlei ob sie Lichtspiele oder andere öffentliche Darbietungen betreffen, können nur durch das Urteil einer ständigen künstlerischen Sachverständigen­tommission entschieden werden.

Das soziale Mitgefühl ist es, was die Gigenart und fünft­lerische Größe der ruffischen Literatur bedingt. Ergreifen und er­Die Prostituion ist so wenig eine spezifisch russische Erscheinung schüttern fann nur, wer selbst ergriffen und erschüttert ist. Talent und Genie find freilich in jedem einzelnen Falle eine Gabe Gottes" wie die Tuberkulose; sie ist vielmehr die internationalite Einrich Alber bas größte Talent allein reicht zur nachhaltigen Wirkung nicht tung des gesellschaftlichen Lebens. Nur daß auch fie, trotzdem sie aus. Bur bleibenden Wirkung, aur wirklichen Erziehung der Ge- mitten im modernen Leben eine beinahe beherrschende Rolle spielt, sellschaft gehört mehr als Talent: dichterische Persönlichkeit, Charat- offiziell, im Sinne der konventionellen Lüge, nicht als normaler Be­ter, Individualität, die im Felsgrund einer geschlossenen großen ftandteil der heutigen Gesellschaft gilt, sondern als außerhalb ihrer er fönnen zu einer ernsten Gefahr werden, sobald rückschrittliche Weltanschauung verankert sind. Die Weltanschauung ist es Pfähle befindlich, als ihr Auswurf behandelt wird. Die cuffische eben, das sein vibrierende soziale Gewissen der ruffischen Literatur, Literatur behandelt die Prostituierte nicht in dem pikanten Stil das ihren Blick für die Psychologie der verschiedenen Charattere, eines Boudoir- Romans oder mit weinerlicher Sentimentalität der Typen, sozialen Lagen der Menschen so außerordentlich geschärft, Tendenzbücher, auch nicht als eine geheimnisvolle reißende Bestie, es ist das schmerzlich zuckende Mitfühlen, das ihr bei ihren Schilde: einen Grogeift". Keine Literatur der Welt enthält Schilderungen rungen Farben von dieser leuchtenben Bracht eingegeben, es ist das raftlos Suchende, über die gesellschaftlichen Rätsel Grübelnde, was sie befähigt hat, den gesellschaftlichen Bau in seiner ganzen Größe und inneren Verschlungenheit mit künstlerischem Auge zu erschauen und in gewaltigen Werken festzuhalten.

Dostojewski ist durch die Tatsache, daß ein Mensch einen Menschen ermorden kann, daß solches alle Tage neben uns, mitten in unserer Zivilisation", and an Wand mit unserem bürger­lichen Hausfrieden, passieren fann, bis auf den Grund der Seele erschütert. Wie für Samlet burch das Verbrechen seiner Mutter alle Bande der Menschheit aufgelöft, die Welt aus den Fugen ist, fo für Dostojewsti angesichts der Tatsache, daß ein Mensch einen Menschen ermorden kann. Er findet teine Ruhe, er fühlt die Ver­antwortung, die auf ihm, wie auf jebem von uns, für dies Entsetz lichste lastet. Er muß sich die Psyche des Mörders flar machen, feinen Leiden, feinen Qualen bis in die verborgenste Falte seines Herzens nachspiren. Er hat diese Foltern alle durchgefoftet und ift geblenbet burch die furchtbare Erkenntnis: Der Mörder ist selbst das unglücklichste Opfer der Gesellschaft. Nun ruft Dostojewski mit furchtbarer Stimme Alarm, er medt uns aus der stupiden Gleich gültigkeit des zibilifierten Egoismus, der den Mörder dem Kri­minalfommiffar, dem Staatsanalt und dem Henker oder dem Zucht haus überantwortet und damit erledigt zu haben wähnt. Dostojewski amingt uns, alle Martern des Mörders urit zu erleben und wirft una aum Schluß bernichtet au Boben: mer einmal feinen. Rastolni

- Aus der Republik der Wissenschaften. Prof. Ernst Cassirer , bisher Privatdozent an der Berliner Uni­verfität, ist als Profeffor für Philosophie an die Samburger Uni­versität berufen worden. Er vertritt als Schüler Hermann Cohens einen an Kant orientierten Idealismus.

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von grausamerem Realismus, als das grandiose Bild der Orgie in ben Karamasows oder die Tolstoische Auferstehung". Der russische Künstler sieht aber in der Prostituierten bei alledem nicht die Ge­fallene", sondern einen Menschen, dessen Psyche, Beiden und innere Kämpfe all fein Mitgefühl beanspruchen. Er adelt die Prostituierte und verschafft ihr Genugtung für das an ihr begangene Verbrechen der Gesellschaft, indem er sie mit den holdesten und reinsten Typen der Weiblichkeit um das Herz des Mannes wetteifern läßt, er frönt ihr Haupt mit Rosen und erhebt fie, wie Mahadö die Bajadece, aus dem Fegefeuer ihrer Korruption und ihrer feelischen Qualen in die Söhe fittlicher Reinheit und weiblichen Heldentums. Doch nicht nur traffe Sondererscheinungen auf dem grauen Hintergrund des Alltagslebens, auch dieses Leben selbst, der Durchgen nach Reinhardtschem Muster veranstalten. Wagner Konzerte. Kapellmeister Karl Gießel vom schnitsmensch mit seiner Misere flößen dem sozial geschärften Blick Menschliches Festspiel- Theater in Bayreuth gibt mit dem Blüthner­der russischen Literatur ein tiefes Intereffe ein. Glüd", fag Korolento in einer seiner Erzählungen, ehrliches Orchester am 13. Juni im Garten des Böhmischen Brauhauses menschliches Glück hat für die Seele etwas Seilendes und Aufrich- und am 14. Juni im Blüthner - Saal Instrumentalfonzerte aus tenbes. Und ich bente mir immer, toiffen Sie, daß die Menschen Wagners Mujiforamen. Beide Male wird auch die Ouvertüre zu Wagners Erstlingsoper Die Feen" gespielt. eigentlich berpflichtet sind, glücklich zu sein."

Die Bemerkung Korolentos enthält in der Tat ein wichtiges Stüd fozialer Shpiene: Glüd macht die Menschen geistig gesund und cein, wie Sonnenlicht über einem offenen See am wirksamiten das Wasser desinfiziert. Damit ist auch gesagt, daß in abnormen sozialen Verhältniffen und abnorm find im Grunde genommen alle auf fogialer Ungleichheit bafierten Berhältnisse bie verschieben

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Aus der Bühnenwelt. Moissi will vom März des nächsten Jahres an außer im Deutschen Theater in Berlin auch int Wiener Burgtheater mitwirken, überdies in Wien Voltsvorstellun­

- Bolkshochschulblätter. Das Juni- Heft dieser von Hanns Horst Kreisel herausgegebenen Zeitschrift( Verlag Huhle, Dresden ) enthält eine Zusammenstellung älterer und neuer Bolts­hochschulfchriften. Der Herausgeber tritt für die Gründung eines Deutschen Volkshochschulvereins" ein, der als Zentralstelle der Gründung staatlicher Boltshochschulen bonarbeiten soll,