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Nr. 314 36. Jahrgang

1. OeMge öes Vsrwarts

Sountag, 22. Juni 1 91 H

Deutscher Sozialistentag. Konferenz für Einigung der Sozialdemokratie. lieber die Zusanunensetzung der Konferenz wurde testgestellt, daß von lltv angemeldeten Teilnehmern erschienen sind>130 Vertreter von 70 Vereinen der S. P. D., 26 Vertreter von 15 Bereinen der U. S. P. D., 75 Vertreter von 41 örtlichen Arbeiter- und Bauern» röten, 42 Vertreter von 21 Zweigbcreinen der Zentralstelle für Eini- gung der Sozialdemokratie, 39 Vertreter loter Gruppen wie sozia- listi'cher Studenten, Aerzte usw Aus Angermünde sind 2 gemein- same Vertreter beider Parteien erschienen. Hannover und Mecklen- Burg sind besonders stark vertreten. Auch aus dem besetzten Gebiet sind Vertreter anwesend. Die VormittagSsitzung hatten Ed. Bernstein(S. P. D.) und ?k e rr l i ch- Breslau S. P.) provisorisch geleitet. Nach einer in der Mittagspause erfolgten Besprechung der Parteien wurde ein defi- nitiveS, paritätisch zusammengesetztes Bureau gewählt, dem als Bor - sitzende Schulz» Köln (S. P. D.) und Bauer- Berlin(U. S P.) angehören. Dem Genosieii Ed. Bernstein wurde unter lebhaftem Applaus das Ehrengräsidium übertragen. Die kurz vor dem Sebluh der VormittagSsitzung begonnene Diskussion über die Referate EohnS und GtröbelS wurde nachmittags fortgesetzt. Ed. Bernstein führte unter anderem auS, wenn man den Genossen, die die Kriegskredite bewilligt haben, nicht den guten Glaube« und die ehrliche sozialdemokratische Ueberzeugung abge- sprachen hätte, dann wäre es nicht zu der Spaltung gekommen. Aber auch die strakrionSmehrheit habe Schuld an der Spaltung, weil sie der Minderheit das Recht verweigert habe, bei der Ab- stimmung ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen. Wir waren zu sehr in dem Buchstabenglauben der Disziplin erzogen. ES sei ein unhaltbarer Zustand, dah wir zwei sozialdemokratische Parteien haben, von denen die eine' in der Regierung sitzt, während die andere drausien steht und nur Kritik übt. Es sei selbstverständlich, day der kritisierenden Partei die Anhänger zulaufen. Gelegenheit zur Kritik gebe«S genug, denn in der außerordentlich schwierigen Lage, in der sich Deutschland jetzt befindet, sei es fast ausgeschlossen, daß die. die in der Regierung sitzen, keine Fehler machen. Deutschland bleibe nicht? übrig, als den Frieden zu unterzeichnen, obwohl er dem deutschen Volke eine ungeheuere Last auferlege. Unmittelbar vor unS liege die große WirtschaftSfrage. Sie müsse gelöst werden. DaS sei daS nächste und wichtigste. Sie könne aber nur gelöst werden, wenn die Arbeiterklasse einig sei. Leider fehle es den meisten Arbeitern an Verständnis für die all- gemeinen Interessen. Sie gehen fast völlig auf in Gruppeninter- essen. Für die große Aufgabe, die gelöst werden mutz, brauchen wir Einigkett, Einigkeit und nochmals Einigkeit.(Sehr lebhafter Beifall.» Dr. Kramer- Düsseldorf lD. S. P) beantragt namens seiner Fraktion, Wegmann eine längere Redezeit zu gewähren, weil Ströbel seinen persönlichen Siandpunkt, aber nicht den Standpunkt der ll. S. P. vertreten habe. Ein anderer Redner drückt seine Verwunderung über diesen Antrag aus. weil die Vertreter der beiden Parteien ficki in der Mittagspause dahin geeinigt haben, dotz zu diesem Punkt der Tagesordnung von jeder der beiden Parteien je drei Redner sprechen und dann die Debatte geschlossen werde, damit Eduard Bernstein beut noch sein Referat über die AuSlandSpolitik halten könne. Wenn die Genossen der U. S. P. einen besonderen Redner verlangen, könnten daS auch die Genossen der S. P. D. tun, denn auch sie würden sagen können, daß Cohen nicht den Standpunkt ihrer Partei vertreten habe. Em Redner wendet sich sehr lebhaft dagegen, datz hier»ach Parteien unterschieden werde. Man sei doch hierhergekommen, um sich zu einige«, aber nicht, um den Standpunkt der Parteien zu vertreten. Er, der Redner, sei von beiden Parteien delegiert, er könne also nicht den Stand einer Partei vertreten. Ein anderer Redner betont, wenn man sich einigen wolle, müsse man doch den Standpunkt der Parteien kennen lernen. Nach einer weiteren Debatte über diesen Punkt, wurde auf Emp» fchlung von Wally Zeppler, der Antrag Kramer angenommen. W e g m a n»- Berlin (U. S. P.» erhielt nun das Wort. Er sagte, Ströbel habe im wesentlichen die Ausführungen Cohens unterstrichen, die zum Teil radikaler gewesen seien wie die Ausführungen Ströbel«. In der Rätefrage nehme die Partei einen anderen Standpunkt ein wie Ströbel. Man solle sich mcht durch den Hin- weis auf den Bolschewismus von dem Rälegedanken abschrecken lassen. Bolschewismus sei nichts weiter al« konscquruter Sozialismus. iLebhefter Widerspruch.) Der Redner bespricht die Bewegung in Rutzland. vergleicht sie mit den Verhältnissen in Deutschland und meint, hier sei die sofortige Durchführung des Sozialismus ohne weiteres möglich, denn die Intellektuellen, die bisher im Dienste des Kapitalismus arbeiteten, würden sich auch der sozialistischen Repu- blik zur Verfügung stellen. Sobald mit der Durchführung des So­zialismus ernst gemacht werde, werde sich auch die Arbeits- freudigkeit der Arbeiter wiederfinden und die Produktion werde sich heben. Die Diktatur des Proletariats sei not- wendig, wenn wir auS dem heut herrschenden Chao» heraus- kommen wollen. DaS sei nicht die Diktatur einer Minderheit, sondern einer Mehrheit, denn das Proletariat bilde SV Proz. der Bevölkerung. Eine Minderheit könne kein« Diktatur ausüben. (Ruf: Do», durch Terror!) Durch Terror herrscht die Bourgeoisie, nicht die Arbeiterklasse. Eine Einigung der Parteien auf der Grundlage eines Kompromisses ist nicht möglich, denn der Sozi» alismus ist kein Handelsobjekt. Ich denke mir die Einigung so: Wen« die Reaktion von recht« so weiter fährt wie bisher, dann kommt die Einigung ohne Kompromiß zustande auf dem Boden deS konsequenten Sozialismus. Es kann«ur eine Einigung nach links geben, nicht na» rechts. Diese Einigung kann nur kommen aus dem Boden deS Rätesystems.(Lebhafter Beifall bei den Delegierten der U. S. P.) Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird mit großer Mehrheit angenommen. Ein Delegierter, der beide Parteien vertritt, protestiert gegen den Schluß der Debatte, weil bis jetzt nur führende Genossen zum Wort gekommen feien, die einfachen Proletarier aber das dringende Verlangen haben, sich zu einigen, nötigenfalls ohne die führenden Genossen. Mit Rückficht auf diese Ausführungen beantragt ein Delegierter, die Debatte wieder zu eröffnen, was aber mit großer Mehrheit abgelehnt wird. Cohen wendet sich im Schlußwort gegen die Ausführungen TegmannS. Die Diktatur des Proletariats sei in Deutschland noch unmöglicher wie in Rußland . Der Bolschewismus fei nicht der konsequente Sozialismus, sondern die Sabotage des Sozialismus. Am Ende der Diktatur steh« nicht der Sozialismus, sondern das Cbao». Wegmonn Hab« hier eine Predigt gehalten, die nichis andere« zum Ausdruck gebracht habe, als da» verlangen nach »ollstündiger Unterwerfung.(Sehr richtig!) Wir können nie zur Einigung kommen, wenn wir verlangen, daß nur die Politik der einen oder der anderen Seite gelten soll.(Lebhafter Beifall.) Ich rechne«S mir zur größten Ehre an, daß ich von der offiziellen Politik meiner Partei abgewichen bin.(Beifall.) Der größte Fehler der Unabhängigen war es. daß sie aus dem ersten Rätekongretz den Eintritt m den Zeutralrat abgelehnt haben. Wären sie in den Zentiolcat eingetreten, dann würden

ihre Mitglieder nicht aus der Regierung ausgetreten sein, Anläßlich de« Konflikts Ende Dezember machte ich Landsberg den Vorschlag, es sei am besten, wenn er und Scheidemann zurücktreten. Ebert aber bleiben würde. Landsberg gab mir recht, er iogte, der Zentralrat solle ihnen ein Mißtrauensvotum ausstellen, dann würden sie gehen. Ich schlug vor, daß an Stelle von Landsberg und Scheidemann Nosle und Otto Braun rn die Regierung ein- treten. Landsberg versprach mir. mit Scheidemonn darüber zu sprechen. Er kam dann zurück und gab mir den Bescheid: Scheidt mann iagt, wir gehen nickt. Weiter führte der Redner aus, in der Rätefrage seim wir in eine Sackgaffe geraten. Es werde die Zeit kommen, wo man diejenigen verfluchen werde, die uns in die Sackgasse geführt' haben. An der Rätefrage halten die Proletarier fest. Unsere Parter genossen in der Regierung sollen sich nickt einbilden. daß sie die Stimmung der Arbeiter kennen.(Sehr richtig!! In der Rätefrage sind unsere Parteigenossen die radikalsten. Auf dem Parteitag in Weimar ist nicht die wahre Stimmung der Arbeiter zum Ausdruck gekommen. Der Redner schließt unter großem Beifall mit der Versicherung, daß das goeinte Proletariat siegen werde. F r e i b i g- Budapest , der als Gast anwesend ist. erhält da» Wort, Er schildert die Tätigkeit der ungarischen Räteregierung und führt aus, daß durch deren wirtschaftliche Maßnabmcn. 5t» sonders durch die Sozialifierung des Bankwesens die Durchführung des Sozialismus gesichert sei. Hierauf wurde die Verhandlung auf Sonntag 8 Uhr vertagt,

Generalversammlung öer Sergarbeiter. Bielefeld , 20. Juni. AlS wichtig sind die Beschlüsse hervorzuheben, daß eine ständige Generalversammlung von 150 Delegierten geschaffen wird. Mit der doppelten Anzahl von Ersatzmännern, die schnell einberufen werden kann. Die Delegierten werden auf die Mitgliederzahl der Bezirke verteilt: kleine Bezirke sollen mindestens«inen Delegierten erhalten. Der Aktionsausschuß ist damit gefallen. Bestehen zwischen Vorstand und Antragstellern Meinungsverschiedenheiten über die Bewilligung eineS Streiks und find an dieser Lohnbewegung mindestens 100000 Arbeiter beteiligt, so ist zur Entscheidung die Generalveriammtung zu berufen. Mit 167 gegen 58 Stimmen wird eine Beitrags- erhöhung befchloflen und zwar beim Durchschnittslohn bis 6 M. ein Wochenbeitrag von 60 Pf, von 6 bis 10 M. 80 Pf., über 10 M. 1 M.. Jugendliche 20 Pf., Jnvalideij 10 Pf. lieber die Verwendung der Bezirks- und Lokalzuschläge entscheidet jeder Bezirk selbständig. Der 2 M. pro Mitglied übersteigende Kassenbestand mnß an die- Hauptkaffe abgeliefert werden. Eine Erklärung der Opposition. Vor der Mittagspause, na» der die Vorstandswahl vorgenommen werden soll, gibt Plewta(Essen » für die Opposition folgende Er- klärung ab: Der bisherige Verlauf deS VerbandSiageS hat gezeigt. daß in unserer Organisation zwei Richtungen vorhanden sind. Die Opposition steht auf dem Standpunkt, daß, wenn in der Besetzung und der Taktik de? Vorstandes keine Aenderuna vorgenommen wird, Maffenaustrilte aus dem Verbände nicht aufzuhalten sind.' Die Opposition steht auf dem Boden einer einigen geschlossenen Organsi sation, das haben der Referent und ihre DrSkussionSredner mit aller Entschiedenheit betont. Wir find bereit zu einer Verständigung, die geeignet ist, die Organisation zusammenzuhalten. Deshalb schlagen wir Ihnen vor. in Ihrer Vorschlagsliste zwei Siamen zu streichen, unter denen sich, unter alle» Umstände« Sachse befinde««rnß. Wir erheben Anspruch auf den Posten des zweiten Vorsitzende« und schlagen dafür den Kameraden Otto König. Mitteldeutschland , vor sowie den Kameraden Rosemann(Essen ) als Sekretär. Für den erweiterten Vorstand verlangen wir eine prozentuale Wer- tretung. Genosse Hu« erwidert darauf: Der Sturz TachseS wurde schon vorher in den Zeitungen verlangt. Soll Sachse wegen der Kriegspolitik des Verbandes ausscheiden, so muß es der gesamte Vorstand, auch ich, den da» Unternehmertum wegen seiner Gegner sckaft gegen die Annexion von Briey und Longwy als Agenten des Auslandes und als bestochen beschuldigt hat. DaS wäre ein Triumph für die Unternehmer. Keine Gewerkschaft hat sich mehr gegen den Krieg gewandt, als der Bergarbeiterverband. DaS hat selbst Bernstein ausgesprochen. Ich protestiere nrit aller Entschiedenheit dagegen, daß au« dem Grunde, weil jemand im Verbände, mag eS ein Angestellter oder ein anderes Mitglied sein, eine andere parteipolitische oder religiöse Meinung hat. er gematzregelt werden ioll. Der Verband darf sich um parteipolitische und religiöse Auffassungen seiner Mitglieder absolut nicht kümmern, und eS ist eine Schmach und Schande, daß wir in Deutschland erleben müssen, daß erfahrene und er- probte GewertschastSangestellte, deren Fähigkeit und Tüchtigkeit bekannt ist, nnr deswegen gemaßregelt und abgesetzt werden, weil sie einer bestimmten politischen Partei nicht angehören. Und wenn Ihr das tut. Ihr Freunde auö dem Essener Revier, so habt Ihr das Stecht verloren, den Unternehmern wegen Maßregelungen Borwürfe zu machen. 30 Proz. der Delegierten wollen Borstands initglieder beseitigen, während ein Bezirksleiter erst 75 Proz. der Mitglieder auf Wunsch weichen muß. Rur die Demokratie muß entscheiden. Auch die sogenannte Opposition wird Gegner haben, der«« Sargträger stehen schon vor der Tür. Sie hat bis jetzt zwar noch kein Programm entwickelt, aber ent- sprechend ihrer Stärke soll sie im Vorstand vertreten sein und bei Anstellung von Beamten berücksichtigt werden. Aber selbstständige Leute müssen eS sein, die Führer sein können, keine Schüler, die Einigkeit müssc4i wir hochholten. Während die Erde bebt, während wir nickt wissen, ob wir noch nach Hause kommen können, während alle Bergleute aus un« blicken, streiten sich die Vertreter der wichtigsten Arbeiterschicht um de« Kaisers Bart. Wenn Sie Sachse als Opfer fordern, werden Sie alle Angestellte« bei ih« finde». Wählen Sie zwischen Bernirast und Unsinn! Nach der Mittagspause finden auf Wunsch der Opposition Gruppenberatungeii zur Vorstandswahl stattz Ein VermiUlungS« Vorschlag der Mehrheit wird jedoch von der Opposition abgelehnt und darauf von der Mehrheit zurückgezogen. Die Vorstandswahl geht darauf vor sich. Dann wird die Statutenberatung zu Ende geführt. Das neue Statut soll am 1. Januar in Kraft treten. Ueber den Gewerkschaftskongreß referiert Konrad Waldhecker. Der Vorstand beantragt, der Gewerkichastskongreß möge be- schließen, daß für all« Arbeiter, welche unter und über Tage be- läitigt und Mitglieder einer Knopps<dastS-PenfionSkasse sind, der Befand der Bergarbeiter Deutschlands die allein zustehende Organisation ist und alle übrigen Organisationen sich jedweder Sgitation innerhalb der Bergwerksbetriebe und der zu ihnen ge- hörenden Nebenanlagen zu enthalten haben. Genofie Umbreit kann keine Hoffnungen auf Annahme diese« Antrage« machen, soweit handwerksmäßige Arbeiter in Frag« kommen. Der Antrag wird angenommen, ebenso folgender Antrag: Die Regiernng wird ersucht, für die Schaffung eine« Gesetzes zu sorgen, wonach Arbeitgeber, welche Arbeiter resp. Arbeiterinnen beschästigen, die bereit« anderweitig in ständiger Berussarbeit stehen, bestrast werden. Ebenso ist eine Strafe vorgesehe« für

solche Arbeiter resp. Arbeiterinnen, die an ein und demselben Tage außer ihrer regelmäßigen Berufsarbeit noch andere lohnende Bc- schä'iigiing ausführen." Die Verhandlungen Verden auf Sonnabend vertagt.

Tagung öer Srauersi- unö Nühlenarbeiter. Stuttgart , 19. Juni. Die heutige Sitzung brachte zunächst ein Referat über dte Betriebsräte. Cohen- Berlin , der als Vertreter der Generalkommisiio.i an den Beratungen im ReichSarbeitSministerium teilnimmt, be­richtete in N/bstiindigen Ausführungen über den Entwurf.. jeden Betrieb mit mindestens 20 Arbeitern und Angestellten'.n ein Betriebsrat vorgesehen. Dir Höchstzahl der Mitglieder soll botragen, doch kann durch tarifliche oder sonstige Abmachung nach oben und unten in der Zahl abgewichen werden, wobei als untere Grenze 8 und als obere 40 vorgesehen ist. Durch die vorgesehene Listenwahl soll den Minderheiten eine Vertretung gesichert wer- den. Eine Bestimmung, der aber mit allergrößter Schärfe en- gegengetreten werden müsse, sei die, daß, wenn die Ersatzmänner einer Liste alle nachgerückt sind, die Kandidaten einer Gegenliste folgen sollen. In der Praxis würde man es dann z. B. erleben, daß bei Erschöpfung einer Liste der freien Gewerkschaften kein.' Reuwahl vorgenommen, sondern die durchgefalleneu Kandidaten der gelbe» Bereinigung in den Betriebsrat einziehen würden. Das Wahlrecht soll jedem Arbeiter und Angestellten vom 20., und die Wählbarkeit vom 24. Lebensjahr an zustehen, bei zweijähriger Wahlperiode. Hier müsse aber dahin gewirkt werden, daß daS Wahlrecht auf 18 bzw. 20 Jahre festgesetzt und jedes Jahr neu- gewählt wird. Die Wirksamkeit der Betriebsräte habe in innigem Kontakt mit den gewerblichen Organisationen zu geschehen. Bei Festsetzung von Arbeitsordnungen sind die Betriebsräte nicht alleüi zu hören wie eS früher bei den Arbeiterausschüssen üblich, son­dern eS ist ihnen das Mitbestimmungsrecht eingeräumt. Bei U.i falluntersuchungen sind sie ebenfalls hinzuzuziehen. Um Teile der Arbeiter- und Angestelltenschast eines Betriebes gegen lieber- griffe der Betriebsräte gegen gewerkschaftlich oder politisch An­dersdenkend« zu schützen, sind besondere Maßnahmen vorgesehen. Die Gewerkschaften würden durch die Einrichtung der Betrieb-.- räte nicht überflüssig, sondern jene müßten Organe der Gewcck- schaften sein. In der Diskussi'on wurde von fast allen Rednern die En- zulänglichkeit deS Entwurfes festgestellt. Alle Redner waren jick darin einig, daß die Betriebsräte kein Ersatz für die Gewerksch ten bedeute. Käppier vom Hauptvorstand stößt wegen sein r Auffassung über Ursache und Träger der Revolution auf starken Widerspruch. Jakob- München und T r ö g er- Berlin svw.e eine Reihe weiterer Delegierter treten ihm heftig entgegen. Am Schluß der Debatte stimmt der VerbandStag einer Reso­lution zu, die im wesentlichen besagt, daß der Entwurf in wichst- gen Teilen nicht den Erwartungen entspreche, die berechtigter- weise an«in Gesetz über Errichtung von Betriebsräten gestellt wer- den können und beauftragt die Arbeitervcrtreter an der Ausgessist- tung der Borlage mitzuarbeiten, um eine brauchbare Handhabe zur Wahrnehmung der Interessen der Arbeitnehmer daraus ,u machen. Hieraus wird der Bericht der Statutenbera tungSkommission entgegengenommen, an den sich noch einmal eine ausgiebige Debatte anschloß.

Generalversammlung öes Lederarbeiter- Verbandes. Ueber den Punkt Lohnbewegung entspinnt sich ebenfalls eine «ingehende Debatte; im großen und ganzen ist man mit-dem 2 in- halten der Perba ndSleitung einverstanden. Alsdann wird n<r;i kurzer Debatte über den PunktZwangswirtschaft und freie Wir. schafl" folgender Antrag mit Stimmenmehrheit angenommen: Die Generalversammlung erklärt, daß die ZwangSwirtschas! innerhalb der Lederindustrie in der heutigen Form! oeder im Jntc esse der Lederarbeiiersdjast noch im Interesse der Konsumenten liegt." Zum Gewerkschaftskongreß wurden Mahler-Dcrlin, Schnlzc- Reumünster, Fischer-Metzingcn, Wiegand-Burg und Hüther-Rrr stvdt, ol» Vertreter der Redaktion Gilek-Berlin gewählt. Den Bericht über daS internationale Sekretariat gibt der Sek vetär Mahler. Er erklärt, daß die internationalen Vebin dunger auch während der Kriegszeit, wenn auch i» beschränktem Maße a-u recht erhalten wurden. Die gewerkschaftliche Internationale ist voll ständig intakt über den Krieg hinweggekommen. DaS international Sekretariat wird jetzt mit voller Kraft wieder seine Arbeiten ab­nehmen im Interesse des Proletariates. Zum Kassenbericht l merkt Mahler, daß nur einige der angeschlossenen Organisation«>' voll ihre Beiträge geleistet haben. wird ein Antrag ang. nommen, der olle angeschlossenen Organisationen verpflichtet, im Rahmen der vom deutschen Verband geleisteten Beiträge, ihre Bei träge zu bezahlen. In dem weiteren Punkt der Tagc?ordnug wird eine Neuregelung der Gehälter vorgenommen. Die Vorschläge der StatutenberatungSkommisiim, hierzu werden einstimmig ang- nommen. Sitz bei Verbandes bleibt Berlin und für de» Ausschust München. Die bisherigen Beamten tverde» einstimmig wieder gewählt. Als Ort für die nächste Generalvcrsammlung wird Stuttgar! «stimmt. Diejenigen Mitglieder, die seit 50 Jahren(Gründung de* HandschuhmacherverandeS) ununterbrochen Mitglied der Organ- sation sind, werden zu Ehrenmitglieder ernannt, damit sind sie von den Beiträgen befreit, bleiben aber im vollen Genuß ihrer statu arischen Rechte, außerdem soll ihnen ein Geldbetrag in Höhe von 100 Mk. vom Verband gewährt werden. Nach einer kürzeren Debatte wird beschlossen, das pemeinschafl liche Syndikat mit dem Verband der Handschuhfabrikanten zum nächsten Abmuftertermin, den 1. Oktober d. I., zu kündigen. ES entspinnt sich dann noch eine Debatte über die Bezahlung der Stellvertretung dersenigen Angestellten, die ein Mandat zu dir gesehgebenden Körperschaften innehaben. Die Frage wird dahin geregelt, daß die Stellvertretungskosten von der Verbandskasse g: tragen werden. Mahler betont am Schluß der Verhandlung, daß der Verbands tag ein« selten« Einmütigkeit bei der Vertretung unserer wirtschaftlichen Aufgaben gezeigt habe, «r konstatiert, daß jeder Delegierte sich seiner Verantwortung voll bewußt war und deshalb von allen, soweit auch die politischen An sichten verschieden sein mögen, von dem Gedanken beseelt war, dast bei der Vertretung unserer wirtschaftlichen Interessen vor allem die Einigkeit notwendig sei. Er schloß mit der Aufforderung, auch in Zukunft so einig und geschlossen in unserer Gciverksckaft zum Wohle unserer Mitglieder zu arbeiten. Mos aller Welt. Rückkehr von Deutschen auS Ostafrika . Am SO. Juni sind 529 Dentsche auS Ostafrika in Rotterdaist- eingetroffen, mittags nach Deutschland weitergeleiiet und abends in Wesel vom Roten Kreuz freundlich empfangen worden. Zwei Drittel der Heimkehrenden find Frauen und Kinder.