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Nr.319. 36.Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplas, Nr. 15190-15197.

Mittwoch, den 25. Juni 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplat, Nr. 11753-51.

An das deutsche   Volk!

das

Ein Aufruf der Reichsregierung. auf entschiedenste, zum Ungehorsam gegen die Regierung

Die Reichsregierung hat mit der Zustimmung der Nationalversammlung   erklärt, den Friedensvertrag zu unter­schreiben, schwersten Herzens, unter dem Druck der rücksichts­losesten Gewalt, nur in dem einen Gedanken: unserem wehr­lojen Volfe neue Kriegsopfer und Hungerqualen zu ersparen. Der Friede ist geschlossen! Nun wahrt und sichert den Frieden! Das erste Erfordernis ist: Vertragserfüllung! Jede Anstrengung muß an die Erfüllung dieses Ver­trages gesetzt werden, soweit er ausführbar ist, muß er aus geführt werden! Nimmer werden wir derer vergessen, denen die Abtretung droht. Sie sind Fleisch von unserem Fleisch. Wir werden für sie eintreten, wo wir können, wie für uns selbst. Aus dem Staatsverbande können sie gerissen wer­den, aber nicht aus unserem Herzen.

Das zweite Erfordernis ist Arbeit!

Die Lasten dieses Friedens können wir nur tragen, wenn feine Hand müßig ist. Für jede nicht erfüllte Lei­it ang können die Gegner mit Vormarsch, Besehung ober Blockade antworten. Wer arbeitet, vertei digt den heimischen Boden.

Zum inneren Frieden.

aufgefordert zu haben. Er habe zwar seinem Schmerz brud gegeben, aber die im Vorwärts" berichteten Aeuße- baren Frieden zu unterzeichnen? Damit das Leben derer über die Annahme des Friedens lebhaften Aus­Warum hat Deutschland   sich bereit erklärt, diesen furcht­rungen müßten auf einem Mißverständnis der Zuhörer geschont wird, die das vierjährige Morden überlebt haben! beruhen, er habe im Gegenteil aufgefordert, trok allem der geschont wird, die das vierjährige Morden überlebt haben! Damit nicht friedliche Fluren und Häuser der Heimat Schau­Regierung bei der Aufrechterhaltung der Ordnung zu helfen. pläke tobjüchtiger Vernichtung werden! Damit nicht die anlaßt sahen, auf Grund der v. Hahnkeschen Rede sofort zu Sense schärft! Aber dieser fümmerliche Gewinn, mit jo un Daß die Vertrauensleute der beiden Regimenter sich ver- wiedereinfegende Blockade dem Hungertod aufs neue die einer Sigung zusammenzutreten und die vorgeheuren tehende Entschließung zu fassen, erscheint uns doch gebeuren Opfern erkauft, würde zerrinnen, wenn der Bür als deutlicher Beweis, daß die Rede des Herrn v. Sahnte in gerkrieg das Bernichtungswert da fortsette, wo es der Wölfer­ihrer Gesamttendenz auf die Reichswehrmannschaften den frieg liegen gelaffen hat. Reden wir offen: der Bürgerkrieg droht! Die gegenteiligen Eindruck gemacht hat. Jedenfalle ballenden Warnrufe, die die Freiheit" täglich morgens und begrüßen wir diese Entschließung als deutliches Zeichen, daß abends gegen Lodipigel ausstößt, sind ein Symptom dafür, alle reaktionären Hoffnungen, die Reichswehr zu reaktionären nicht das einzige! Der Traum der Räterepublik ist noch nicht Butschen mißbrauchen zu können, an der festen repu ausgeträumt, der Plan, sie gewaltsam einzuführen, noch nicht blikanischen Gesinnung der Unteroffiziere aufgegeben. Eine Gruppe auf der äußersten Linken glaubt und Mannschaften zusch anden werden. die Zeit zum Losschlagen gekommen und wird von ruhigeren Elementen der gleichen Gedankenrichtung nur mit Mihe zu­Bon zuständiger Seite wird uns noch folgendes mitgeteilt: ridgehalten. Die Ruhigeren sehen als Ergebnis einer solchen Sämtliche höheren Truppentommandeure negimentsführer der Reichswehr, die in Berlin   und feiner und das find nicht nur Lodipigel, jagen: ezt oder nie!" Erhebung, die blutige Satastrophe voraus, die Higköpfe aber, weiteren Umgebung in Garnison   sind, folgten ant Dienstagnach Wenn die politische Demokratie zur Ruhe kommt, das mittag einer Einladung des Reichswehrministers. In Wirtschaftsleben wieder seinen ruhigeren Gang nimmt, die längeren Darlegungen gab Reichswehrminister Roste eine eber- Lebenshaltung billiger wird Folgen, die vom Friedens­ficht über die durch die aufgezwungene Unterzeichnung des Friedens schluß mit Stecht oder Unrecht erwartet, um nicht zu fagen entitandene politische Lage des Reiches. Ein Teil der bere befürchtet; werden, dann wird das Ruhebedürfnis der sammelten Offiziere gab seinem Schmerz darüber Ausdruck, daß mit Massen auf alle überstürzten Bewegungen wie eine Bremse dem Frieden auch die schändlichen Schmachparagraphen unterzeichnet wirken. Eine nur leichte Wendung zum Besseren wird in wurden. Es gelang jedoch dem Reichswehrminiſter, sämtliche an- ihnen den Wunsch wecken, die verheißungsvolle Entwicklung wesenden Offiziere davon zu überzeugen, daß es jest oberste nicht durch Gewalt unterbunden zu sehen, und der Instinkt Staatsbürgerpflicht ist, über persönliche Bedenten hin des Volkes wird sich gegen diejenigen wenden, die die innere weg dem schwergeprüften Vaterlande weiter treu Ruhe stören. zu dienen, um es vor dem Chaos zu bewahren und an dem Wiederaufbau mitzuwirken.

*

und

Das dritte Erfordernis heißt: Pflichttreue! Wie wir trotz aller Gewissensnot auf dem Posten ge­blieben sind, so muß es jeder einzelne, machen! Der Soldat, und zwar Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, der Beamte, jeder muß um des Ganzen willen seiner Pflicht treu bleiben, auch in diesen bösesten aller bösen Tage. Man zwingt uns, Deutsche an feindliche Gerichte auszuliefern. Wir haben uns bis zum äußersten dagegen gewehrt. Für die tiefe Er­bitterung unserer braven Truppen haben wir bolles Ver­ständnis. Aber wenn nicht Offizier und Mann jetzt noch fester für innere Ordnung eintreten helfen, so liefern wir nicht nur cin paar Hundert, sondern Millionen von Lands. Oberst von ahnte betonte entgegen der im Vorwärts" Ieuten aus, und zwar der Okkupation, der Annerion, veröffentlichten Notiz, daß es ihm nicht eingefallen fei, in der dem Terror! Deutschland   muß lebensfähig bleiben. Ansprache an sein Regiment au Handlungen gegen die Regierung Ohne innere Ordnung keine Arbeit! Ohne Ar- aufzufordern. Ebenso fet es ein vollständig frei erfundenes Gerücht, beit keine Vertragserfüllung! Ohne Vertragserfüllung daß General v. Lüttwiß mit verschiedenen führenden Politikern keinen Frieden, sondern Wiederaufflammen des wegen Bildung eines neuen Kabinetts Fühlung genommen habe Krieges. Die Konferenz war eine Vertrauensfundgebung und ein voller Er­Wenn wir nicht alle mithelfen, ist die Unterschrift unter folg für den Reichswehrminister. Demnach find alle Gerüchte über dem Vertrage wertlos, dann fann es feine Erleichte eine angeblich drohende, den Bestand der Reichswehr gefährdende rungen, feine Revisionen und kein schließliches Abtragen Bersplitterung gänglich hinfällig. der ungeheuren Lasten geben. Was heute an Tagen versäumt wird, kann unsere Kinder Jahre der Knechtschaft kosten. Von

Jene, vor denen die Freiheit" warnt, mögen sie Lock­spizel sein oder nicht, wollen das Volk nicht zur Selbstbe­finnung kommen lassen. Sie wollen nicht, daß Friedens. gefühl und Friedensbewußtsein die Massen ergreift und auch ihre innerpolitische Saltung entscheidend beeinflußt. Sie wollen die noch nachzitternde Kriegserregung, die Berzweis­lung über kaum erträgliche Lebensverhältnisse ausnuten, um die Massen in eine Bewegung hineinzureißen, an deren Ende sie eine leuchtende Befreiungstat, wir Rüchternen aber nur neues Blut und neue Trümmer erblicken.

heute- müffen Rolf und Regierung an die Arbeit gehen. Es Unterzeichnung am Sonnabend.ber um zu bundert alten Beweisen für das Unrecht diefer

Der Reichspräsident: Ebert.

darf keine Pause geben und kein Beiseitestehen. gibt nur Saag, 24. Juni.  ( S. N.) Aus Paris   wird gemel­einen Ausweg aus der Finsternis dieses Vertrages: Erhal- det: Man erwartet nunmehr mit Bestimmtheit, daß die Un­tung von Reich und Volk durch Einigkeit und Arbeit! terzeichnung des Friedensvertrages am Sonnabend in Selft uns dazu, Männer und Frauen! Versailles   stattfinden wird. Diese Zeit ist nötig für die Er­nennung einer neuen Delegation und den Neudruck des Ver­trages. Alle Maßnahmen für die Feierlichkeiten in Versailles  find getroffen. Erst nachdem die Unterschrift abgegeben sein wird und die Delegierten wieder ins Auto steigen, werden die Beziehungen zwischen Alliierten und der deutschen   Delegation wieder aufgenommen werden. Präsident Wilson wird an dem Abend, an dem der Ver­trag unterschrieben wird, nach Breft abreisen. Er wird sich sofort an Bord begeben.

Die Reichsregierung: Bauer, Erzberger  , Hermann Müller  , Dr. David, Dr. Mayer, Wissell, Robert Schmidt, Noste, Giesberts, Dr. Bell, Schlide.

Die Reichswehrmannschaften treu zur Regierung.

Eine Entschließung der Brigade Reinhardt. Die Vertrauensleute der Reichswehrregimenter 29 und 30 der Brigade Reinhardt nahmen zu der von uns gemeldeten Erklärung des Oberst von Hahnte am Dienstag, den 24. Juni, einstimmig folgende Entschließung an:

Die Baden in die Luft geflogen Pacis, 24. Juni.  ( Havas.) Der Intranfigeant ber öffentlicht eine Depesche aus London  , wonach die Baden achtzehn Stunden nach der Bersentung der übrigen Schiffe in die Luft ge­

flogen fei.

Die heute im Unteroffizier- Rafino des II. Bataillons Die Baden ist das einzige Kriegsschiff, das bei der helden­des Reichswehrregiments 30, Staserne Chausseestraße, zu haften Versenkung der deutschen   Kriegsschiffe in Scapa Flow   noch einer Besprechung anwesenden Vertrauensleute, sind nach übrig blieb. genauen Feststellungen über die Vorgänge vom 23. Juni 1919 in der Raserne Chausseestraße sowie in der Kaserne

in der Hannoverschen- und Karlstraße zu folgendem ein- Gompers

heitlichen Beschlusse gekommen:

Die Unabhängigen haben noch immer, wenn eine solche Welle kam und wenn sie sich von ihr fortreißen ließen, die Rechtssozialisten für alles Unheil verantwortlich gemacht. Behauptung einen neuen zu fügen: die Wiener Ge­noisen sind keine Rechtssozialisten, sie haben keinen Noske, und doch haben sie fürzlich einen Kommunistenaufstand blutig niederschlagen müffen, wobei es zahlreiche Tote und Verwundete gab. Und kämen heute die Unabhängigen ans Ruder, auch sie würden alsbald vor die Wahl gestellt sein, sich entweder von den Kommunisten glatt megfegen zu lassen oder nach dem alten römischen Rechtsgrundjab zu handeln: Vim vi repellere licet" ,,, Getvalt darf mit Gewalt zuriid­gewiesen werden".

"

Auch die Gefahr von rechts wollen toir nicht unter­fchäßen, obgleich wir fajt versucht wären zu bedauern, daß sie nicht größer ist. Den deutschen   Arbeitern würde erst recht flar werden, was die demokratische Staatsform für sie be deutet, wenn der Versuch gemacht würde, fie von rechts her anzugreifen. Dieser Versuch würde ein im Zeichen der Demo­fratie geeintes Proletariat finden und in ihm den Willen stärfen, das mit Gefährdung des eigenen Lebens verteidigte Rechtsgut nach allen Seiten hin zu schützen. Ohne diejen Willen geraten wir aber immer nur tiefer in das' Chaos

hinein.

erneut Präsident der Arbeiter- Aufhebung des Belagerungszustandes nicht sofort feine Wie.

Föderation.

Eine antirevolutionäre Wahl.

Die Vertrauenslente stehen unter Bezugnahme des von ihnen unterschriebenen Verpflichtungsscheines nach wie vor geschlossen hinter der gegenwärtigen Regierung. Sie bekennen sich weder nach rechts noch nach links, sondern sich einstimmig dazu bereit, der Vorsißende der amerikanischen   Arbeiter- Föderation ist erneut mit der Waffe in der Hand die sozialistisch- demokratische Regierung gegen jeden Butsch zu schüßen.

Bertin, den 24. Juni 1819.

Wie uns aus dem Reichswehrministerium mitgeteilt wird, ist Oberst v. Hahnke dort vernommen worden. Er bestreitet

Haag, 24. Juni.  ( HN.) Aus London   wird gemeldet: Gompers, zum Präsidenten der amerikanischen   Federation of Labour ernannt worden. Nur eine Stimme war gegen ihn. Gompers brückte seinen Dank für die Wiederwahl aus und erklärbe, daß dies eine Absage an die radikalen unter den amert tanischen Arbeitern sei.

Die Unabhängigen fordern mit lauter Stimme Auf­bebung des Belagerungszustandes und Freilassung aller poli­tischen Säftlinge. Wo ist der Sozialdemokrat, der nicht mit jeinem Herzen dieser Forderung zustimmte. Aber welche können die Unabhängigen dafür geben, daß der dereinführuna durch die Kommunisten, der Amnestie nicht jofort die Sinschlachtung Unschuldiger, wie in München  , folgen würde? Scheidemann   rief auf dem Parteitag in Weimar   ieder mit dem Belagerungsaustand!", er meinte damit ollerdings auch den Belagerungszustand, der von Un­abhängigen und Spartakisten verhängt wird, und gegen den die Freiheit" noch niemals ein Wort der Kritik gefaat hat.

Drobte nicht die Gefahr der Vernichtung der Demo­fratie durch diftatorische Belüfte. fo märe offerdings iede Einschränkung der staatsbürgerlichen Freiheit unmoralisch