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Nr. 319 36. Jahrgang

Vollzugsrat Groß- Berlin.

Beilage des Vorwälis

Das Verbot der Nepublik" durch den Oberkommandierenden Roste wurde als Unterdrüdung der Preßfreiheit einstimmig ver­urteilt und eine aus drei Parteien bestehende Kommission ge­wählt, die beim Reichswehrminister die Aufhebung dieser Maßnahme berlangen soll.

Der Vollzugsrat beschäftigte sich dann mit dem Verhalten ein­zelner Arbeitgeber, die entsprechend dem Rückgang der Arbeiter in den Betrieben auch nur eine entsprechende Anzahl Arbeiterräte an­erfennen will. Nach eingehender Diskussion wurde gegen die Stim­men der S. P. D. folgender Beschluß gefaßt: Der Bollzugsrat steht auf dem Standpunkt, daß gemäß seinen bereits früher gefaßten Beichlüssen die Arbeiterräte ihre Tätigkeit ausüben bis zur Meuwahl der gesamten Arbeiterräte Groß- Berlins, auch wenn die Belegichaft des Betriebs zurüdgegangen ist. Jede Tätigkeit, die der Arbeiterrat in feiner Eigenschaft als Arbeiterrat ausübt, muß von den Unternehmer entschädigt werden., Des weiteren beschäftigte sich der Vollzugsrat mit den gegenwärtigen Vorgängen in Berlin  , die ihren Ausdrud in der Plünderung der verschiedensten Geschäfte fanden. Auf Grund einwandfreier Information wurde festgestellt, daß diese Plünderungen von derjenigen Seite ganz fyftematisch ein­geleitet wurden, die ein Interesse daran hat, die Arbeiterschaft zu

provozieren.

8 den wiederholt vorgekommenen Maßregelungen von Ar­beiterräten erklärt der Vollzugsrat, daß Arbeiterräte in Staats. und Kommunalbetrieben in Ausübung ihrer Tätigkeit als Arbeiter­

räte nicht bisziplinarisch verfolgt oder in anderer Weise behindert

werden dürfen.

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Mittwoch, 25. Juni 1919

die Vereinbarungen durch nachträgliche Zustimmung seiner Oc- Mitteilungsblattes" und Ausgabe an die Ortsgruppen, Ginbe ganisation zu sanktionieren und zwar so rechtzeitig, daß der rufung von Jugendtagen in zweijährigen Fristen. Der Antrag 1. Oktober der Geburtstag des Zentralverbandes der Anges wird angenommen. Damit ist auch die Anstellung eines Jugendsekretärs im stellten sein kann. Bei der Statutenberatung gibt zu längeren Grörterungen Hauptvorstand beschlossen. Der Verbandstag wird hierauf nach die Frage der Zusammensetzung des Hauptvorstandes Anlaß. Bis- einer furgen Schlußansprache des Vorsißenden Urban mittags her bestand er aus 4 Beamten und 5 ehrenamtlichen Personen,% 42 1hr geschlossen. nun will ein Antrag Hamburg  , daß er nur noch aus beamteten Bersonen bestehe. Kliem- Leipzig   bekämpft den Antrag, noch schärfer Schmidt- Berlin  , der behauptet, der Antrag richte seine Tendenz gegen Berlin  , das man damit strangulieren wolle. Es wird dann beschlossen, den Hauptborstand aus 4 ehrenamtlichen und 7 beamteten Bersonen zusammenzusetzen.

Groß- Berlin

Die Plünderungen.

Neu geschaffen wird ein Beirat, der die Aufsichtsbehörde Söchst bebauerlicherweise haben die Plünderungen mit ihrem gegenüber dem Vorstand bildet und die Funktionen einer Breß­Gefolge von Zusammenstößen, bei denen auch Unbeteiligte zu kommission gegenüber dem Verbandsblatt ausüben soll. Der Verbandsredakteur gehört in Zukunft nicht mehr dem| Schaden kommen, weitergegriffen. Auch im Süden und Südosten Vorstand an. haben sie sich ereignet. An anderer Stelle geben wir einen amt­lichen Sizungsbericht des Vollzugsrats wieder, wonach einwandfrei festgestellt sei, daß diese Dinge von einer Seite veranstaltet seien, die das Interesse habe, die Arbeiterschaft zu provozieren. Es wäre höchst wünschenswert, daß der Vollzugsrat sich nicht mit solchen Andeutungen begnügte, sondern flare Angaben machte, worauf er seine Ueberzeugung stüßt, wer jene Seite sei und wie das alles

Zur Beitragsfrage wird beschlossen, die Beiträge für Jugend­liche bis 17 Jahren auf 75 Pf., für die anderen Mitglieder abge­ftuft nach Gehaltsklajen auf 2, 3 und 4 M. monatlich zu erhöhen. Angenommen wird ein Antrag Hamburg  , daß bei einer Mit­gliederzahl von 250 80 Proz., bei einer Mitgliederzahl bis zu 5000 60 Bros., bei mehr Mitgliedern 50 Proz. der Beiträge an die Hauptkasse abzuliefern sind. Bisher wurden allgemein 60 Prozent abgeliefert.

Der Name des Verbandes heißt in Zukunft

Zentralverband der Angestellten".

festgestellt wurde.

Jedenfalls hat die Ausraubung zahlreicher Ronfeftions geschäfte mit der Empörung über die hohen Obst- und Gemüsepreise Darauf folgen die Wahlen. Einstimmig wiedergewählt mer. nichts zu tun. Wenn an verschiedenen Stellen, übrigens auch den als 1. Vorf. Urban, als Staffierer Wucher, für die Werbe- Montag, schon in Wilmersdorf   Obst in den Straßenschmutz ge­zentrale ugo, für die Lagerhalter Löhner, für die Versiche- vorfen wurde, so ist das gemeinschädliches Toben, von dem kein Donnerstag, den 26. Juni, vormittags 11 Uhr, in den Ger- rungsangestellten Dr. Vollprecht. Der Wahl des Rebatteurs Mensch Nußen hat. Da wäre es doch einzig vernünftig, wenn es mania- Sälen, Chauffceftr. 110: geht wieder eine längere Auseinandersetzung voraus. Schließlich schon so weit kommt, die Ware zu angemessenem Preis ordnungs­wird ange per Aftlamation wiedergewählt. Auch die Wahl gemäß zu verkaufen. llebrigens fcheinen uns derartige Vorfälle des Beirats bereitet einige Schwierigkeiten. Er soll aus 15 Per- ein Prüfstein zu sein, was die kommunalen Arbeiterräte für die jonen bestehen, wovon die Berliner 3 beanspruchen, als der Ver- Allgemeinheit leisten können. Sie müßten natürlich im Einver­bandstag ihnen nur einen zubilligt, erklären fie, überhaupt aufnehmen mit den Sicherheitsbehörden handeln, um Berwicklungen die Vertretung zu verzichten. Um sie zu beschwichtigen, wird der und Störungen zu vermeiden. Vorschlag angenommen, die Zahl der Mitglieder des Beirats auf 17. zu erhöhen und davon den Berliner 3 zu geben.

Bollversammlung

der Groß- Berliner Arbeiterräte, der kommunalen Arbeiterräte sowie dez Delegierten der Soldatenräte:

Stellungnahme zu den gegenwärtigen Borgängen in Berlin  . G. 3. D.- Räte erscheint voll za hlig.

10. Verbandstag der Handlungsgehilfen. Der Vorsitzende berichtet, daß Vorstand und Ausschuß mit den Bertretern des Verbandes der Bureauangestellten und den Ver­ficherungsangestellten, Giebel und Dr. Bollprecht, eine Situng ab­gehalten haben, um sich noch einmal über die

Versicherungsfrage

zu unterhalten. Dabei ist man zu folgender Vereinbarung ge­

tommen:

übernommen.

1. Die beiderseitigen Mitglieder werden mit allen Rechten 2. Nach der Vereinigung, spätestens am 1. Ottober 1919, heißt die Organisation Zentralverband der Angestellten". 3. Bei der Vereinigung werden der Verbandsvorstand und der Ausschuß dem Verhältnis der Mitgliederzahl nach dem Stande bom 30. Juni 1919 entsprechend besest. Der Beirat wird pari­tätisch besetzt. Nach den gleichen Grundfäßen werden Orts- und Bezirfsleitungen besetzt.

4. Die Bureauangestellten erhalten einen der zwei gleich­berechtigten Vorstände und einen Redakteur. Die Bureauange­stellten haben für diese Aemter dauernd das Vorschlagsrecht. 5. Die parteipolitische Neutralität ist zu gewährleisten. 6. Die Angestellten werden übernommen.

Siz des Verbandes bleibt Berlin  , des Verbandsausschusses Samburg. Bum Gewerkschaftstongres entfendet der Verband Die Höchstzahl von Delegierten, auf die er nach seiner Mitgliederzahl Anspruch hat, nämlich 28. Am Beginn der Schlußtagung referiert Lange über ,, die Lohnfrage und die Neuordnung des Arbeiterrechtes der Handlungsgehilfen und die Betriebsräte". Den Gefeßentwurf über die Betriebsräte unterwirft er einer scharfen Kritik, er sei nichts weiter als eine Art Silfsdienstgefeb. Zu dem Punkt liegt auch ein Programm vor, in dem bis zur Sozialisierung der Betriebe empfohlen wird, für folgende Forde rungen einzutreten. rungen einzutreten. Erringung höherer Gehälter, steigende An­teilnahme am Arbeitsertrag, gleicher Bohn für gleiche Arbeits­leistung ohne Rüdjicht auf das Geschlecht, Vereinheitlichung des Arbeiterrechtes, Gleichberechtigung für männliche und weibliche Angestellte, Verkürzung der täglichen Arbeitszeit auf 7 Stunden, Samstag früher Schluß oder freier Fehltag in der Woche, völlige Sonntagsruhe, jährlich mindestens 14 Tage Ferien. Gegen den Gefeßentwurf über die Betriebsräte wird Protest eingelegt. Dann hält Marg. Schner einen längeren, auf reichem Ma­terial aufgebauten Vortrag über

Die Frauenarbeit im Handelsgewerbe

in dem sie u. a. auch ausführlich auf die Aufgaben der neu eins zustellenden Verbandssekretärin eingeht. An diesen Vortrag schloß fich eine Aussprache an, in der auch verschiedene weibliche Dele­gierte sich beteiligen.

WTB. meldet: Als am Montag gegen 3% Uhr nachmittags die in dem zuvor ausgeplünderten Eberleinschen Geschäft, Inva transportiert werden sollten, lief eine erregte Menschenmenge ation für die Regierungstruppen wurde dabei derart gefährlich. daß diese einige Schreckschüsse abgaben. Leider sind dabei zwei Kinder ums Leben gekommen, und zivar der 13 jährige Schüler A. Lyziekowski, Stralsunder Straße 18, und die 12 jährige Schüle­rin Macharsky, Stegliser Straße 64. Aufgeklärt ist allerdings noch nicht, ob die Kinder durch die Schüsse der Regierungssoldaten oder Schüsse aus der Menge ihr Leben berloren haben. Ob die Kinder an der Plünderung beteiligt waren, hat sich nicht feststellen laſſen. Etwa gegen 5% Uhr mußten die Regierungstruppen auf der Kreuzung Invaliden- und Brunnenstraße gegen große Zuſammen­rottungen einschreiten. Man gab aus einem Maschinengewehr(!) mehrere Schrechschüsse ab. Eine Kugel traf den in seiner Woh­nung, Brunnenstraße 22, anwesenden 66 jährigen Arbeiter Ahrends und verlegte ihn am Halse. Dann drang dieselbe Kugel seiner neben ihm stehenden 22 jährigen Schwiegertochter Anna Ahnends in den Kopf und tätete sie auf der Stelle. Der Kriminaliacht meister Banner wurde nachmittags um 4 Uhr auf einem Dienst­gange Invalidenstraße 138 durch eine johlende Menschenmenge ohne jede Ursache angefallen und mißhandelt. Man zerriß ihm die Kleidung und raubte ihm seine goldene Uhr sowie seine Brieftasche mit 370 M. Jnhalt Der Beamte konnte sich nur mit Mühe in Sicherheit bringen, während die Täter flüchteten.

libenstraße, noch vorhandenen Lebensmittel nach dem Hauptgeschäft hinter dem Wagen her und versuchte ihn zu plündern. Die Situ­

Am Abend geriet an der Badbrüde ein Polizeioffizier in der­artige Bedrängnis, daß er seinen Säbel ziehen mußte, und es ihm nur gelang, sich mit Hilfe von Mitgliedern der Einwohnerwehr in Sicherheit zu bringen. Er erreichte mit Mühe und Not das 101. Polizeirevier, wo er mit Unterstüßung der Wachtmeister stunden­lang den Mob, mit der Pistole in der Hand, zurüchielt, bis Militär heranrüdte. Die 43 jährige Zimmermannsfrau Janke wurde durch einen Querschläger vor dem Hause Stettiner Straße 55 an der linten Hand und am linken Oberschenkel verlegt. Sie fand im

Die Eaßungen der beiden Verbände werden in einer ge­meinsamen Beratung in Uebereinstimmung gebracht. Nachdem der Vorsitzende die einzelnen Buntte nochmals furs erläutert, erflärt Giebel, daß die Vereinbarungen noch nicht als perfekter Vertrag angesehen werden können, da er keine Voll- Ueber die Frage der Jugendorganisation entwidelte ein Dele­macht habe, derart abgeänderte Bereinbarungen abzuschließen. Er gierter aus Braunschweig   in einviertelstündigen Darlegungen ein will sich aber bei seiner Organisation für die Annahme einfegen furzes Programm und empfiehlt einen Antrag Berlin   zur An­und hofft, daß es gelingen werde, auf dieser Grundlage zu einem nahme, der die unverzügliche Gründung von Jugendab Abschluß zu fommen. Zur Festlegung der parteipolitischen Reu- teilungen in allen Ortsgruppen verlangt, ferner die Anstels tralität der Verbandszeitung erwartet er, daß dieser Grundsatz lung von Jugendleitern, Uebernahme des von den Ortsgruppen strifte durchgeführt wird. Gr hofft, daß es möglich sein werde, Berlin  , Hamburg   und Braunschweig   herausgegebenen Jugend- Virchow- Krankenhause Aufnahme.

8]

Schneiderglück.

Erzählung von Timm Kröger.

Das ist ein netter Rerl," fagte er nach Reimers Weg­gang zu seiner Tochter. Das wäre so einer für dich. Gutes Handwerk, gute Verhältnisse, gute Familie. Möchtest ihn wohl, Katrien?".

" 1

Möchtest ihn woht?" äffte die Junge scherzend. Will er mich denn?" Na, na, erwiderte der Alte. Man kann doch sehen." Er stedte sich noch eine Bettpfeife an. Es war gleich zehn Uhr gewesen, als Reimer in seine Stammer gekommen war. Sein Mitgeselle hatte gebrummt, aber er hatte sich nicht viel daraus gemacht.

Er war zum Wiederkommen aufgefordert worden; er war entschlossen, davon Gebrauch zu machen.

Der alte Harder ging immer gleich nach Mittag wieder on die Arbeit, hinaus aufs Feld oder in den Wald. Katrien war dann allein. In der Mittagszeit paßte es auch unserm Freund am beiten. Sein Kollege, einfilbig und einsam wie eine Auster, raudyte dann sein Pfeifchen auf der Dorfstraße, Meister und Meisterin schliefen, da waren Reimer und sie ganz ungestört, da bemerkte es niemand.

Die feine Räucherfate von Harder mit den gefalften Rehmwänden lag an Meister Eggerts Garten. Vom Mittel­steig fonnte man ohne viel Aufsehen und unter dem Schuß der hohen Johannisbeerhede durch die Seitentür ins Haus schlüpfen. Man fam freilich, da das Dach tief herabhing, nur mit frumment Rücken hinein. Bei der seitswärts in der Schwibbogenwand befindlichen Stubentür lag die Sache ähnlich. Bei mir muß sich jeder bücken," pflegte der lustige Barber Rickers zu scherzen, wenn ein Neuling fich den Kopf stieß. Ach, wie gern wollte Reimer einen frummen Rüden machen, wenn es zur Katrien ging!

In der Mittagsstunde war sie in ihrer kleinen Küche, oder was man so nannte, beschäftigt. Eigentlich war es nur eine Ede rechts vom Schwibbogen und von der Stubentür. Da wirtschaftete und wusch und spilte sie und hörte auch nicht auf, wenn ihr schüchterner Berehrer erschien. Sie lobte ihn, daß er gefonimen sei, und bat ihn, zu erzählen.

Mit dem Erzählen ging es aber so an, nur sein Gesicht, fein feines Schneidergesicht, seine Augen, die großen braunen Schne deraugen erzählten von ihrer Freude, sie ansehen zu dürfen, wie sie da schaffte und tat.

Das ist schön" sagten die Augen zu ihrem Eigner. ,, Du fönntest es nicht."

Was fonnte Reimer Stieper nicht?

"

Und er tippte mit einem Finger. Es war der rechte Beigefinger.- In der Nacht hatte er einen wunderlichen Traum. Die neun beneideten den rechten Zeigefinger." Dürfen wir mor gen auch?" riefen sie.

Gefonnt hätte er es vielleicht eben, aber nicht so, wie Statrien, nicht so flink und nicht so nett wie sie. Wenn ihre Linke die Milcheimer in der Balje   wie Kreisel laufen ließ und dabei mit geschwinder Rechten schrubbte", dann standen blanke Wassertropfen wie Liebesschweiß auf ihren nadten Armen. Wenn sie die rotgebrannten Steingutschüsseln wusch Den andern Tag erzählte Reimer am Schyvibbogen land­und mit dem Wischtuch abtrocknete, so geschah es mit linder läufige Geschichten vom flugen Klaus und vom dummen Zärtlichkeit. Die Arme so lebenswarm, das feine Muskel. Hans. Wie feine Hörerin die biegsame Gestalt recte, wenn spiel unter der weißen Haut wie der Wellenschlag heimlicher sie ihre Töpfe und Schalen auf das oberste Bort legte! Zuneigung. Meistens den Kopf über die dampfende Bütte Etwas gefällt mir nicht," sagte sie. gebeugt, als hege das gemeine Gefäß ein Meer der Liebe. Dann wieder durch den Qualm dem Schneider zugewendet, wie

Selbstverständlich wie die durch den Rebel leuchtende Sonne. Aber was innen in dem Schneider wühlte, und was er nicht äußern fonnte, verlangte nach anderen Bildern. Das Saar  , so stolz bescheiden, ein wenig aufgefraust, damit ein liebende Hand es glätte, die Augen wie Sonnenräder des Glücks, der lachende Mund, ein langgeftredtes Herz, die glänzende Mauer der Zähne, wie die feste Verankerung der Treue der Widerschein von all diesen Dingen, wie er über die helle, nette Mädchenfigur fiel: alles war in Liebe und glückliche Stofetterie getaucht, vielleicht mit dem Vor­behalt, den guten Kerl da vor ihr gelegentlich ein bißchen zu quälen.

-

Das alles fühlte der Schneider. Er saß vor ihr auf einem gedrehten Holzstuhl und feufzte: Wenn ich nur nicht so blöde und dumm wäre, ich glaube wahrhaftig, ich könnte glücklich sein."

Katrien stellte die Eimer und die Schüsseln an ihren Plaz. Reimer war in jeden Handgriff verlicht.

Er kam Tag für Tag. Zuweilen des Abends, mit dem Alten zu plaudern, mittags saß er vor dem Schwibbogen und sah seinem Mädchen zu.

Er entdeckte immer neue Bewegungen der Schaffnerin, solche, die ihm wohlgefielen. Katrien hatte, um hurtiger zu fein, die Röcke kurz aufgebunden, hinten zu einer Art Zopf zusammengedreht. So stand sie da, beide Hände ausgestreckt, entschlossen, überall zuzugreifen, wo es was zu schaffen gab. Da fam es ihm

,, Statrien!" rief er und hatte ein entschlossenes Gesicht. Was denn?"

Was denn?"

Daß der König feine Tochter immer nur so bertaujt. Wenn der Schneider das und das tut, dann bekommt er des Königs Tochter zur Frau. Als ob sie selbst gar nicht gefragt würde!"

,, Aber, Katrien, das versteht sich doch ganz von selbst, daß sie gerne freit. Möchtest du denn nicht den Mann, der alles kann, den Hans?"

,, Wollte mich schön wahren!" Den Klugen Klaus denn?"

,, Weil er sich flug dünft? Nein, erst gar nicht." Wen möchtest denn?"

" Den ich leiden mag."

,, Und wen magst leiden?" Dich!"

" Dich!" hatte die Katrien gesagt.

..Und ich habe dich schon längst leiden mögen!" schrie der blöde Schneider und erhob sich von seinem Brettshuhl. Er wollte sie greifen, Ratrien ließ aber zur Abwehr einen fleinen Springbrunnen Spühwaffer aufsteigen.

Bleib mir vom Leibe!" schalt fie. Muß man denn gleich zerbrüden, was man lieb hat? Wär es so, an dir würde kein Knochen mehr heil sein- du, dummer Schneider, du!"

Bon draußen her im Garten hörte man was. St! Still!" flüsterte Katrien, du wirst gerufen." Sie hörten ganz deutlich. Reimer!" rief es, Frau Eggerts Stimme.

Reimer eilte, wegzukommen, nach dem Dielentor zu, aber Katrien hielt ihn am Wermel.

St!" flüsterte sie wieder, der Bater!" An der Giebel­feite des Hauses war auch was. Man hörte Sarders Schritt, Daneben eine andere Männerstimme. Man unterschied, wie Nachbar Boldt, der gegenüber wohnte, nach dem Grund seines Das Mädchen stellte just einen Topf weg. Sie lachte. vorzeitigen Rommens fragte, hörte auch, wie Harder Nickers Katrien!" rief er wieder.

,, Was hast du für nette Arme!"

,, Was denn?"

Bescheid gab. Sier hinaus!" befahl Katrien und führte den un­schlüssigen Liebhaber durch den Siegenstall und durch eine Was bist du für ein wunderlicher Reimer! Ja, denn ganz unglaublich niedrige Seitentür ins Freie.

,, Soll ich mal mit dem Finger auftippen?"

tipp mal!"

( sorts. folgt.)