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Nr. 330 36. Jahrgang

10. deutscher Gewerkschafts­kongreß.

Die Geschäftsordnungsdebatte.

Beilage des Vorwärts

Dienstag, 1. Juli 1919

Ohne das Feuer der Jugend hätten wir nicht erreicht, was Vertreter der Unabhängigen und der Kommunistischen Bartet das heute ist. Ich bin hierher gegangen, um ein gutes Wort erhalten.( heftiger Widerspruch: Wir sind hier keine Partei­Wort einzulegen. Es wird nicht alles so tommen, wie die versammlung!) Es ist doch zwecklos, um die Sache herumzureden, Stürmer es wollen, so gern ich es fehen würde. Die Macht der jedermann weiß, daß die strittigen Fragen eng mit der Partei­Verhältnisse ist stärker; aber eines sollten Sie nicht vergessen: angehörigkeit zusammenhängen. Der große Kampf wird heute nicht ausgefochten, noch lange wird er dauern und die Geschlossenheit der Arbeiterschaft er fordern.

Bange Dresden : Wir wollen die schon lange bestehenden Es ist schauerlich, daß die Sozialisten Deutschlands in dieser Stunde Gegensätze zwischen den Arbeitsgemeinschaftlern und den Befür­wortern des Rätesystems offenlegen. Wir bitten darum, uns auch im Bureau einige Size zu bewilligen.

Giebel- Berlin : Die Opposition hat am Sonnabend eine Art Borkongreß abgehalten. Das ist ein unerhörter Fall in der Gewerkschaftsbewegung.( Lebhaftes hört! hört! und Widerspruch.) Wir haben keine Veranlassung, Ihnen für Ihre besondere Tätigkeit die Steigbügel zu halten.( Beifall bei der Mehrheit.)

Schumacher- Berlin rechtfertigt das Zusammentreten der Opposition am Sonnabend.

Regien bittet auf Vorschlag des Vorsitzenden statt acht Schriftführer elf zu wählen und davon drei Sige an die Opposition abzutreten. Der Stongreß befchließt so. Den Wünschen der Oppo­fition entsprechend, wird die Zahl der Mitglieder der Mandat prüfungskommission auf fünfzehn festgesetzt. Von der Reichs­regierung ist anwesend Reichsernährungsminister Schmidt. Ministerpräsident Bauer hat sein Erscheinen für die nächsten Tage augejagt.

Zur Berichtigung der Präsenzliste stellt Legien fest, daß die als anwesend aufgeführten Vertreter aus Schweden wegen verschiedener Umstände in legter Stunde abgesagt haben. Ebenso telegraphiert Madsen- Kopenhagen : Wegen der unsicheren Verhältnisse in Deutsch­ land fomme ich nicht nach Deutschland .

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Von dem Desterreichischen Gewerkschaftsbund ist noch Domes­Wien erschienen. Aro Christiania bringt dem Kongres in seiner Heimatsprache die herzlichsten und freundschaftlichsten Grüße der Landesorganisation der norwegischen Gewertschaften. Der Acht stundentag ist in Norwegen in allen Tarifverträgen festgefeßt. Ebenso erhält jeder Arbeiter eine Woche Ferien unter Fortzahlung des Lohnes.( Lebh. Bravorufe.)

Dieser Friede ist kein Verständigungsfriede.

Er ist ein fapitalistischer, imperialistischer Gewalt frieden gegen den Sozialismus. Der Widerstand gegen ihn wird in der ganzen Welt wachsen und eines Tages wird er abgelöst werden durch einen Verständigungsfrieden der Völker. ( Lebh. Beifall.)

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Kuters Amsterdam: Zu derselben Zeit sind die nieder­ländischen Gewertschaften auf dem Kongreß der englischen Gewert schaften vertreten. Das zeigt die vermittelnde Stellung, welche die holländischen Gewerkschaften während der graufigen Menschen­Schlächterei eingenommen haben. Die Arbeiter müssen sich wieder zufammenfinden.

gespalten sind.

( Stürmischer Beifall.) Aber noch entsetzlicher wäre es, wenn die Gewerkschaften gespalten wären.( Stürmischer Beifall.) Freunde, hört die Mahnung eines alten Pioniers der Arbeiterklasse, seid einig. gedenkt der Aufgaben, die noch vor uns liegen, daß die Ge­wertschaften noch lange nötig sind, bis sie das Land des Sozia­lismus erobert haben.( Stürmischer langanhaltender Beifall.) Inzwischen ist auch Dürr eingetroffen und begrüßt den Rongreß.

Auch Simon Nürnberg tritt dafür ein, daß die drei Rich­tungen zu Wort kommen.

Von der Oppofition werden Dr. Rudolf hilfferbing und Sedert Chemnitz als Korreferenten vorgeschlagen. Vorsitzender Leipart bittet schließlich, den Wünschen der Opposition Rechnung zu tragen; es liege vielleicht auch im Interesse des Kongresses. Dementsprechend soll verfahren werden.

Bei beginnender Nachmittagssigung verlas Vorsitzender Leipart folgendes Begrüßungstelegramm:

Den Verhandlungen des Zebnten Kongresses der Gewerkschaften Deutschlands wünschen besten Erfolg. Die Beschlüsse des Kongresses werden nicht nur für die Arbeitertlasse, sondern für das ganze deutsche Volk von weittragender Bedeutung sein. Die Gewerkschaften Grünwald- Wien : Als Vertreter der Gewerkschaftskommission find für die Erholung unserer Wirtschaft unentbehrlich. Die in den Desterreichs bezeichnet er die Wiedervereinigung mit Deutschland als gewerkschaftlichen Organisationen gesammelten Erfahrungen dürfen alten Traum der Arbeiterschaft Desterreichs. Die Entente wolle fast nicht verloren gehen. Die im Wirtschaftskampfe geschulten Sträfte die Hälfte Deutsch - Desterreichs und vorwiegend find das Arbeiter müssen in dieser schwersten Zeit des deutschen Stampfes die entnationalisieren und unter fremde Herrschaft stellen. Alle Führungen übernehmen, wenn weiteres Unheil vermieden inneren und äußeren Feinde und Schwierigkeiten werden uns aber werden soll. nicht abhalten, das Ziel der Vereinigung in abiehbarer Zeit zu verwirklichen.( Beifall.) Die österreichischen Gewerkschaften kommen auch nicht als Bettelleute, sie sind in der Feuerprobe des Krieges start gewachsen und bilden nicht den schlechtesten Teil der deutschen Arbeiterklasse. ( Beifall.) Kaufmann Hamburg begrüßt den Kongreß im Namen der Konsumgenossenschaften,

Lesche Hamburg im Namen der Boltsfürsorge.

Vorf. Leipart dankt allen Gästen, besonders den ausländi­schen Genossen und bedauert, daß nicht auch schon französische und englische Arbeitervertreter zugegen sind, wie das früher der Fall war. Troz aller Vorgänge während. des Krieges hielten die deutschen Gewerkschaften unerschütterlich an der internationalen Arbeiter Berbrüderung feft. Hoffentlich werde bald die Zeit tommen, wo sie sich wieder zusammenfinde. Die Notwendigkeit zwinge dazu. Auch in Deutschland sei der Stapitalismus noch nicht besiegt, und in den siegreichen. Ländern werde der Kampf gegen den Kapitalismus die rbeiter auf die Notwendigkeit des Zusammenschlusses hinweisen.

Zur Festsetzung der Geschäftsordnung

verlangt Richard Müller- Berlin , daß abwechselnd ein Redner für und einer gegen die vom Berichterstatter vertretenen Anschauungen das Wort erhalte. Täuschen wir uns nicht über die bestehenden Tatsachen hinweg. Wir sind uns nicht einig. Die Ansichten gehen weit auseinander. Aber wir müssen uns durch die Aussprache näher tommen, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen.

Vorsitzender Leipart: Auch die oppositionell gestimmten Ge­nossen müssen zu Wort kommen. Aber wir fönnen nicht bei jedem Buntt einen scharfen Strich ziehen, wer zur Oppofition gehört und wer nicht. Damit bringen wir die einzelnen Genossen in einen Selbstfonflift. Es wird genügen, wenn beim Rechenschaftsbericht ein Vertreter der Opposition dieselbe Redezeit erhält wie der Berichterstatter. Der Antrag Müller wird hierauf abgelehnt. Schumacher- Berlin : Echebliche Teile des Berichts werden von uns nicht beanstandet werden. Wohl aber fezzen unsere Einwendungen ein bei dem Abschnitt, der die Kriegspolitik der Ge­wertschaften betrifft und hierzu schlagen wir Dißmann- Frankfurt als Korreferenten bor .

Mit Gewerkschaftsgruß Ebert, Bauer, Schlicke, Wissell.

( Stürmischer Beifall.)

Bor Eintritt in die Tagesordnung wird von der Oppofition der Antrag gestellt, sich mit dem

zu beschäftigen.

Nosteschen Streiferlak

Schumacher- Berlin erklärt, daß die Resolution der Gewerkschafts­vorstände nicht die Antwort sei, die einem Noste gebühre.( Sehr richtig! und Unruhe). Die Opposition habe einen schärferen Antrag eingebracht Bors. Leipart: Den Antrag können wir erst ber­Unter Widerspruch und handeln, wenn er gedruckt vorliegt. Lärm lehnt der Kongreß den Antrag ab.

Hierauf erstattet Legien den

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Tätigkeitsbericht der Generalkommission.

Die Tätigkeit der Generalfrmmission darf nicht von politischen Gesichtspunktea aus beurteilt werden. Wenn wir von getverkschafts lichen Gesichtspunkten ausgehen und die Machtverhältnisse berück sichtigen, die für die Beschlüsse und Handlungen der General­tommission maßgebend waren, werden wir zu dem richtigen Urteil kommen, daß fie gemäß den tatsächlichen Umständen richtig gehandelt hat.( Sehr richtig! und Widerspruch.) Viele, die heute sagen, daß manches hätte unterlassen und anderes getan werden müssen, haben früher die Energie vermissen lassen, die die General Die internationale Solidarität wird die vom Kapitalismus fommission und die Vorstände aufgewendet haben.( Beifall und Lärm.) und Imperialismus errichteten Mauern übersteigen. Jene Leute, die heute tritisieren. haben früher duzendmal aufgefordert Die ersten Zeichen der Berständigung sind vorhanden. Die neue werden müssen: laßt Euch nicht alles gefallen, leistet widerstand. Internationale muß stärfer sein als die alte, und fähiger werden, Heute redet ein großer Teil der Leute ganz anders die Zeiten die Intereffen der Arbeiter aller Länder zu wahren.( Stürmischer baben sich geändert, und die Leute, die Kritik üben, noch viel mehr. Beifall.) Mit größter Freude fönnen wir in Holland feststellen, daß ( Sehr wahr!) Bei Kriegsausbruch mußte die Generalfommission unter den englischen, franzöfifchen und italienischen Arbeitern eine ihre Maßnahmen danach treffen, daß die Gewerkschaften bor starte Bewegung gegen den Gewaltfrieden entfesselt worden ist, der dem Zusammenbruch geschügt wurden. Darüber hatte die Vor­angekündigt war als ein Rechtsfrieden.( Stürmischer Beifall.) Die ständekonferenz am 2. August 1914 zu beraten; denn man fürchtete, bolländische Arbeiterschaft hat in machtvollen Kundgebungen daß die Gewerkschaften bei Kriegsausbruch aufgelöst würden. Nun Stellung gegen den Gewaltfrieden genommen, der ben wird das Märchen herausgetragen, daß die Konferenz den Zwed gehabt bierzehn Punkten Wilsons Hohn spricht.( Erneuter Zur Festlegung der Tagesordnung liegen eine Reihe von An- hätte, die Regierungspolitit zu unterstützen. Die Generalfommission stürmischer Beifall.) Neben all dem Schrecklichen hat der Krieg trägen vor, das Räteihstem zu besprechen. hat während der ganzen fünf Kriegsjahre ihre Politik auf den das Gute gezeitigt, daß die Macht und der Einfluß der Arbeiter- Richard Müller verlangt, daß die beiden Bunfte Arbeits- Schutz der Arbeiterklasse eingestellt, auf weiter nichts. Wohl bat schaft bedeutend gestärkt ist. Den deutichen Arbeitern ist es ge- gemeinschaft und Betriebsräte zusammengelegt werden, da sie beide sie mit der Regierung verhandelt, aber sie hat fein Gejezz lungen, aus Deutschland den demokratischsten Staat der Welt zu die fünftige Wirtschaftspolitik der Gewerkschaften betreffen. Das durchgehen lassen, das der Arbeiterklasse schädlich war, ohne machen.( Stürmischer Beifall.) sei der wichtigste Punkt der Tagesordnung. Dabei sei auch die Protest zu erheben, und manches ist durch ihre Berhandlungen Bon stürmischem Beifall begrüßt ergreift reulich- Zürich | Politik des Reichswirtschaftsministeriums zu behandeln. mit der bürgerlichen Regierung verhütet worden.( Sehr wahr!) das Wort. Er überbringt anstelle Dürrs. der noch nicht einges Der Antrag Müller wird mit 290 gegen 235 Stimmen abge- So ist auch der Rostesche Erlaß zu betrachten. So guf er unter troffen ist, im Namen des schwerzerischen Gewerkschaftsbundes die lehnt. Dagegen wird beschlossen, auch zu den Punkten Arbeitsa Berücksichtigung der wirtschaftlichen Lage Deutschlands gemeint herzlichsten Brüdergrüße. Als wir vor 51 Jahren hier in Nürnberg gemeinschaft und Betriebsarbeiterräte Korreferenten zu bestellen. war, so wenig fonnten wir ihn durchgehen lassen als etwas, was unter dem unvergeßlichen Wilhelm Liebknecht tagten, hatten wir Die Opposition verlangt Korreferenten auch zur Frage der Sozia- geeignet ist, die Arbeiterklasse zu schädigen. Was wir einer bürger­feine Ahnung, welche Schwierigkeiten noch beseitigt werden müßten, lisierung und der landwirtschaftlichen Siedelung. Dagegen wendet lichen Regierung gegenüber getadelt hätten, tönnen wir auch einer um zur Sozialisierung zu kommen. Die Entwvidlung hat jetzt eine fich Giebel- Berlin . Schumacher Berlin erklärt, daß gerade Regierung nicht durchgehen lassen, die größtenteils aus Sozialisten Stufe erklommen, von der sie nicht wieder zurüdgestoßen werden bei diesen Punkten sich die Geister noch mehr schieden als bei den besteht. Das soll durchaus kein Mißtrauensvotum gegen die Ne kann. Neues, Gewaltiges steht bevor. Die Jungen können sich nicht anderen. gierung sein. Wir sehen wohl ein, daß die Regierung die Auf­mit den alten Formen begnügen. Sie wollen ein schnelleres Dißmann Frankfurt a. M.: Die Frage der Sozialisierung gabe bat, das äußerste Elend von Deutschland und der Arbeitera Tempo. Freunde, wir waren auch so in unserer Jugend, steht im Mittelpunkt der revolutionären Bewegung. Dazu müssen Klasse fernzuhalten. Und das größte Elend müßte hereinbrechen, wenn Bald verschwimmt die schmächtige Menschenspur draußen Derart steigen wir lange zu Tal. Dann hört die in der Feldertrift. Ihr ist der Weg durch den Raum von Neigung auf. Einem Strome gleich zieht sich die Haupt­den mageren Baumreihen angewiesen, die russig, wie ausge- straße hin, und sie drängt, in die Breite ausstrahlend, blafene Sterzenstöcke dastehen. Die Menschenspur folgt den nach dem Innern der Stadt. Zwischen dem Gezweige der Reihen der Telegraphenstangen und ihrem lang gedehnten alten Platanen, die hier und da zerstreut stehen, und die Spinnenwert, fie folgt dem Buschwert oder den Lattenzäunen, noch unbelaubt in dieser Märzdämmerung sind, nimmt man die wieder einem ausgemergelten Buschwerk gleichen. Einige die in den Raum hineingeredten Arbeiterhäuser wahr. Sie Alle Wochentage sind sich untereinander gleich; seit immer Häuser. Dort oben über der Vorstadt, die weit hingezogen ähneln nebelumbrodelten Schachbrettern, die von beleuchteten und ewig. daliegt, und zu der die schmuzbedeckte, jezt von der Fabrik Fensterscheiben durchbrochen sind. Diese rechteckigen Licht­Am Abend hört man sieben Uhr läuten. Erst sachte, losgelöste Menschenmenge heraufklimmt, ist noch ein fahler schluchten saugen dann unser Menschengewimmel auf. Die und sofort sett das mächtige Geräusch der großen Fabrit- und gelblicher Himmelflecken sichtbar. Menschen werden sich aber unter diesem Dämmersäulenweg glocke ein. Ich schließe das Geschäftsbuch, ich wische die Feder Der Westwind schüttelt an den blauen, schwärzlichen und der Bäume verlieren und dann eingraben und schichtweise aus und lege sie an ihren gewöhnlichen Platz zurück. Hals- erdfarbigen Arbeiterblusen. Der Wind schüttelt die Halstücher, einschaufeln in ihre Wohnhäuser und Räume. Die Menschen tuch und Hut lege ich an. Dann noch einen Blick in den die an diesen flattern. Er entführt aus all den Menschen strömen an den Haustüren zusammen, sie schieben sich in die Spiegel, der mir das regelmäßige Rund meines Gesichtes einen beinahe tierischen Atemftrom. Er greift unfere unsicht- Häuser hinein. Dann wird alles weithin in Lichterblinken zeigt. Die Haare und den feinen Schnurrbart geglättet. Man baren Gesichter an, die nachtwellenverwebt unter dem verwandelt.

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Erleuchtung.

Roman von Henri Barbusfa

Berdeutscht von May Hochdorf.

1. Kapitel: ch.

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sieht, daß ich mehr als ein gewöhnlicher Arbeiter bin. Ich lösche Himmelsgewölbe einherwandeln.

gebracht hat.

Ich seze meinen Weg mit einigen Kameraden fort. Sie das Licht aus und verlasse das kleine Bureau, das rings Hier und dort locken Wirtshäuser. Die Türen sind ge- find Fabritmeister und fleine Angestellte, denn mit den ge­von Fenstern umgeben ist. Ich gehe durch den Kesselsaal und schlossen, aber in den Auslagen und über den Eingangs wöhnlichen Arbeitern verkehre ich nicht. Schließlich die dann stehe auch ich in dem dichten Schwarm, der noch über pforten leuchtet es goldschimmernd auf. Zwischen den Sneipen Fäuste geballt, und ich nehme in Einsamkeit meinen Weg. und über widerhallt von dem Glockenschlag, der die Erlösung recken sich die alten, niedrigen Häuser empor. Sie sind un­Aus dieser düsteren Menge, die zusammen- bewohnt und ausgehöhlt. Andere Gebäude sind schon beinahe den Schlüssellöchern und das Klappern in den Fensterläden Noch hie und da ein Vorüberhuschen. Das Snarren in geballt ist, die sich die langen Flure entlangschleppt und dann, zerfallen, und sie schneiden aus einem Himmelswinkel diese noch hie und da. Die Häuser haben sich wieder geschlossen. einer Wolke gleich zur Treppe heranwälzt, rufen mir einige düstere Talbuchtung der Menschenwohnungen heraus. Ueber Die nächtliche Stadt wird eine tiefer grabende Einöde. Auf vorüberhaschende Stimmen zu:" Guten Abend Herr Simon" die beschotterte Chaussee stampfen die Füße, die in den Erden hörte ich nichts mehr als nur meinen eigenen Schritt. oder weniger vertraulich:" Guten Abend, Herr Paulin!" eisenbewehrten Schuhen stecken. Das klingt wie ein Ich antworte hier und da und dann werde ich ganz und gar dumpfes Trommmelschlagen, das klingt später auf dem Stein- Viviers ist in zwei Stadtquartiere geteilt, wie viele andere von all dem Menschengewoge fortgetragen. pflaster wie ein Gerassel von Ketten. Ich selber wandere Städte auch: Da liegt zuerst das reiche Stadtviertel und in Draußen zieht sich vor dem großen Fabrittor, das zur wohl mit gefenftem Haupte einher, aber ich höre feineswegs ihm die Hauptstraße, in der sich das Grand Café, die Lurus­weiten, bleiern eingerahmten Ebene hinweist, die Menge der das Geräusch nfeiner Schritte. Derart ist mein Schritt mit hotels, die Häuser mit den bildnisreichen Wänden und die Kirche rechteckigen und dreieckigen Fabrikgebäude hin. Sie sind an dem Schritt und Tritt der übrigen vermischt. befinden. Schließlich auf dem Kögel das Herrenschloß. Das andere zusehen wie Riesenstücke, die über eine Theaterbühne zerstreut Man hastet und haftet heute, wie immer und an allen Stadtviertel wird von dem niedrigen Quartier gebildet, auf find. Ueber die Häuser reckt sich der Schornstein hinaus, der übrigen Abenden. Dorten in der tintenfarbenen Landschaft das ich jetzt zusteuere. Als Verlängerung der Hauptstraße jetzt erloschen ist. Er wird nur noch betrönt von dem Nacht- sträubt sich ein großer verborgener Baum auf, wie wenn er zieht sich das Netz dieser Gassen hin, die von den Arbeiter­gewölke, das seine Last herniederschüttet. In Finsternis ge- eine Seele hätte. Plötzlich beginnt der Weg, der abwärts fasernen umrahmt werden; die Hauptstraße läuft aber bis hüllt bin auch ich, während ich dem schwerem Schwarme nach- zum Tale geht. Der Fuß toucht zur Tiefe herab, und dort zum Fabrifplate empor.

geschleppt werde. Im Schatten und gelehnt an die Mauer, leuchten auch schon die Lichter von Viviers auf. Die Menschen, Seit sechs Jahren bin ich nun bei Herrn Gottschalt die gegenüber dem großen Fabrittore liegt, warten die Frauen. deren Zagesmühsal aufgebraucht ist, wandern diesen Sternen in Arbeit, und jeden Morgen flimme ich die Straße hinan, Wie ein Vorhang leben sie an dem Steinwert. Man sieht zu, die auf dem Erdboden funkeln. Hoffnung und Erschlaffung und ich gehe sie wieder abwärts, sobald das Tageslicht er­faum ihre bleiben, eintönigen Gesichter. in der Lebensfron, das ist an allen Abenden die nämliche loschen ist. Noch bin ich fest mit meinem Stadtviertel ver­

Dann erkennen sich die einzelnen in dem Menschenhaufen. Last. Alle, die wir Menschen sind, sind Geschöpfe der gleichen anfert, aber eines Tages möchte ich doch in dem andern Man beugt sich zueinander, man ruft sich an. Schnell finden Gattung. Auch ich. Und ich schreite nun meinem häuslichen leben. Diese beiden Hälften der Stadt sind durch eine Schranke sich die Paare zusammen, die Augen folgen dem Gewirr der Lichte zu, wie alle die übrigen Menschen auch, ebenso wie und Grenze voneinander getrennt. Das ist immer so gewesen, Arbeiter, das sich jetzt zur Flucht nach der lang gedehnten an allen übrigen Abenden vorher. immer wird das so sein. Gespensterstraße anschickt.

Corts. folgt.)