Nr.336.36.Jahrg.
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„ Sozialdemokrat Berlin".
30
Morgen- Ausgabe.
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Freitag, den 4. Juli 1919.
Ratifikation in England.
Telegrammwechsel zwischen Weimar und Wien . Die Totengräber unserer Volks
jandie an Etaatssekretär Bauer folgende Drahtung: Wien , 3. Juli. Der deutsche Minister des Aeußern Müller sandte an Staatssekretär Bauer folgende Drahtung:
Ratifikation durch Japan erst nach einiger Zeit. Haag, 3. Juli. ( H. N.) Aus London wird gemeldet: Wie die" Times" vernehmen, wird das Gesetz bezüglich des Friedensvertrages, das Lloyd George einreichen wird, wahrscheinlich nur eine Slanjel enthalten, die die Regierung der auswärtigen Angelegenheiten des Reiches berufen, drängt es ermächtigt, alle nötigen Schritte zur Ausführung des Ver- mich nach meiner Rüdtehr aus Versailles , Sie in treuer Freundtrages zu unternehmen.
wirtschaft.
Von Hermann Wäger.
Während sich Reichswirtschaftsministerium und ReichsRohstoffen oder von Lebensmitteln wichtiger ist, werden fort
Paris, 3. Juli. ( Havas.) Das„ Echo de Paris" schaft herzlich zu begrüßen und zu bitten, daß Sie mir auch in schreibt, daß die Ratifizierung des Friedens mit Deutschland unsere auf Wiederaufrichtung der schwergeprüften Brüdervölter schreibt, daß die Ratifizierung des Friedens mit Deutschland meiner neuen Stellung Ihr Vertrauen weiter bewahren. Möge ernährungsministerium darum streiten, ob die Einführung von seitens Japans einige Zeit beanspruchen werde, da Japan erst in einem Monat im Besize des vollständigen Textes gerichtete Arbeit von Erfolg begleitet sein." sein werde.
Staatsjefretär Bauer antwortete:
Amsterdam , 3. Juli. Daily Herald" schreibt zu der Frage, Herzlichsten Dank für Ihren freundschaftlichen Gruß. Es wie die Arbeiterpartei des englischen Unterhauses sich freut mich, in vertrauensvoller Gemeinschaft mit Ihnen am Wiedergegenüber, der Ratifitation des Friedensvertrages aufbau des deutschen Volkes arbeiten zu können, das, durch den verhalten muß: Wir saten dringend, daß der Leiter der Partei den Imperialismus in furchtbares Unheil gestürzt, Vertrag ablehnt und daß alle Abgeordneten der Arbeiterpartei fich im Zeichen der Demokratie und des Sozialismus wiederauf den Saal verlassen. Das wird ein wirksamer, würdiger und drama- richten und, indem es das Vertrauen anderer Völker zu seiner tischer Protest sein. Es wird ein deutlicher Beweis sein, daß sich geistigen Erneuerung erringt, die Hindernisse überwinden wird, die die Arbeiter von diesem Frieden abwenden. Wenn der Haß bleibt, noch der staatlichen Einheit aller seiner Stämme entgegenstehen." so bedeutet er in Zukunft für die Arbeiter Sorge und Verluste und feiner, der jetzt noch nicht Geborenen wird es jemals den Arbeitern diese Generation vergeben, daß sie einen Vertrag unterstützt haben, der neue Kriege verursacht hat. Das unvermeidliche Gegen- denVertrag- Stimmen bedeutet an sich nichts. Der Vertrag ist über
gejeßt sowohl aus Frankreich wie aus England über unser be settes Wirtschaftsgebiet un geheure Mengen waren, die keinesfalls immer dem Bedarf der armen Bevölkerung entsprechen, eingeführt. Es handelt sich hierbei in der Hauptsach: um hochwertige Tertilerzeugnisse, wie feine Herrenstoffe, Damenkleiderstoffe, Seide usw. Der Wert der in den letzten 2 Monaten hereingekommenen und noch hereinfontmenden Waren dürfte mit vielen hundert Millionen viel zu niedrig gegriffen sein. Auch heute noch erreichen Berlin und andere größere Plätze täglich so und so viele Waggons mit Lurusartikeln. Man kann ohne weiteres annehmen, daß auf siz in den meisten Fällen nicht einmal der Einfuhrzoll bezahlt worden ist. Die Bezahlung dieser Waren geschieht dadurch, daß vom Empfänger die in Frage kommenden Marksummen an die sich in Köln , Worms , Mainz usw. aufhaltenden Verkäufer ab
Dortmund, 3. Juli. Die Zahl der bei den Unruhen Ber - gegeben werden. Die Wartmanbanden ter obt unsere Köpfe und über den Kopf des Parlaments weg unterzeichnet lenten übersteigt bisher fünfais. Heute nachmittag trafen hier ins Ausland, wo sie in ungeheuren Mengen täglich in
worden.
Die Schantungfrage.
Warum China den Frieden nicht unterzeichnet hat. Haag, 3 Juli. ( H. N.) Aus London wird gemeldet: Die chinesischen Delegierten haben in einem Gespräch mit dem Vertreter des„ Manchester Guardian" die Gründe auseinandergesetzt, die sie zu ihrer Weigerung beranlaßt haben, am Sonnabend, dem Tag der Friedensunterzeichnung durch Deutsch land, in Versailles zu erscheinen. Der Rat der Vier drang darauf, daß sie den Vertrag bedingungslos unterzeichnen sollten und daß die Schantung fra ae ipäter beiprochen werden würde. Sie erachteten dieses aber als unmöglich, weil man dagegen in China auf das heftigste opponieren würde. Sie hätten nicht in die Heimat zurückkehren können, wenn sie den Friedensvertrag unterzeichnet hätten, und sie vertrauten darauf, daß jetzt etwas getan werde, um
eine Besserung der Lage herbeizuführen. Sie werden in Baris bleiben und hoffen, daß die stonferenz die ganze Angelegenheit nochmals in Erwägung ziehen werde. Augenblicklich könne man aber noch nicht sagen, ob Japan einige Konzessionen machen oder ob England China unterstützen wird, so wie die
chinesischen Delegierten es hoffen.
eine Abteilung Artillerie ein. Wie das Freikorps Düsseldorf mit teilt, sind einige Geschüße an verschiedenen Stellen der Stadt aufgestellt worden. Am Nachmittage kam es nur noch vereinzelt zu Plünderungsversuchen und kleineren Zusammenrottungen, gegen die jedoch die Regierungstruppen nachträglich einschritten. Die Zahl der Verlegten hat sich weiter etwas erhöht. Unruhen in Dortmund Dortmund
, 3. Juli. Die Regierungstruppen gaben an verschie denen Stellen der Stadt Schreckschusse gegen die Menge ab, da diese teilweise eine drohende Haltung einnahm. Der Bahnhof, sowie alle öffentlichen Gebäude sind von den Regierungstruppen besetzt.
Das Urteil im Mordprozeß von Klüber.
fremden Währungen umgesetzt wird. Das muß selbstverständlich auf den Stand unserer Valuta drücken und die Bezahlung für aus dem Auslande benötigte Lebensmittel in ungünstigsten Sinne beeinflussen. Anstatt für diese Milliarden Rohstoffe für unsere Industrie, insbesondere Rohbaumwolle hereinzubekommen, unsere Produktion damit wieder in Gang zu bringen und durch Ausfuhr unserer vom Auslande benötigten Erzeugnisse den Stand der Mark zu bessern, wird durch diese verbrecheriiche Manipulation dem deutschen Volke das tägliche Brot verteuert! Dann bewilligt man monatlich 500 Millionen Mark, un dem Volfe die Folgen dieses landesverräterischen Treibens einer fleinen Anzahl skrupelloser Geschäftsmacher weniger fühlbar zu machen. Wie lange soll dieser Wahnsinn denn hemmungslos fortwüten? Die Lebensmittelunruhen und Plünderungen der letzten Zeit, die man glaubt, im Bürgerfrieg blutig ersticen zu können, haben in diesen wirtschaftlichen Mit dem Urteil gegen die Mörder des Oberstleutnants Verhältnissen ihren ernsten Hintergrund! Wenn der Besikloje von Klüber hat eine der scheußlichsten Taten, die je von einer mit hungrigem Magen vor den Auslagen der Lebensmittelaufgeregten Menge verübt worden ist, ihre Sühne gefunden. geschäfte steht und sieht, wie die tauren Sachen von den gutwar sich noch der Einzelheiten entfinnt, wer vor allem noch genährten Angehörigen des wohlhabenden Bürgertums getauft daran denkt, daß von Klüber, wehrlos wie er war, in die Saale werden, denen man auf 1000 Schritt ansieht, daß sie wohl noch gestoßen wurde, und als es ihm gelang, sich an Land zu retten, nie in ihrem Leben produktive Arbeit geleistet haben- wenn wieder zurückgestoßen wurde, bis er durch die Kugel oder durch in den Schaufenstern Anzüge, Kleider und Wäsche zu phanErtrinken seinen Tod fand, der wird die Härte des Urteils nur tastischen Preisen ausliegen und der kleine Mann daran denken Rumäniens Mißstimmung über den Frieden. begründet finden. Was den Prozeß selbst angeht, so ist hier wie muß, daß seine Frau und seine Kinder kein Hemd auf dent Bratianus Abschiedsbegehren. noch nie der Sachverhalt durch die gegenseitige Beschuldigung. Leibe haben, dann gehört eine Oberflächlichkeit sondergleichen der Haupttäter flargelegt worden. Wenn sie nun das Gesez dazu, das rapide Anwachsen des Heeres der„ unsozialen EleParis, 3. Juli. ( Havas.) Der, Matin" bestätigt, daß Bratianu nach Bukarest reist, um seinen Abschied ein mit seiner vollen Härte trifft, so muß man sich doch immer ein- mente" auf das Konto der Agitation der Kommunisten usw. zureichen. Er erklärte diesem Blatte, daß es für Rumägedenk bleiben, daß diese Leute nur Instrumente der maßlos zu setzen. Nein! Dieser Anschauungsunterricht überzeugt das nien unmöglich sei, die in dem Friedensvertrage mit aufgereizten Masse gewesen sind, und daß die Tat selbst nur Bolf von der Unerträglichkeit unserer wirtschaftlichen und poliDesterreich aufgenommenen Klauselu über die Minderheiten in ein Ergebnis der fieberhaft entfachten Butschstimmung war, wie tischen Zustände mehr als 1000 Bezblätter“ und„ Hezreden"! sie durch die Vorgänge in Halle zum Auflodern kam. Die Mitder Bevölkerung anzunehmen. Der Allgemeinheit werden diese Dinge int ganzen Umschuld fällt auf alle diejenigen zurück, die immer wieder die fange ebensowenig bekannt sein, wie die Tatsache, daß ungewirtschaftliche Not der Masse zu politischen Putschen miß- heure Bestände von Reichs- und Heeres. Die Abstimmung in Schleswig . brauchen und den Haß des Proletariats gegen die Regierungs- gütern teils durch das Versagen der zuständigen Aemter truppen bis zu einem Grade schüren, wo es fein Maß und Ziel und Bewirtschaftungsstellen, teils durch Unfähigkeit- ja selbst Die dänischen Konservativen gegen ihre Regierung. mehr gibt. Korruption einzelner Beamten und Offiziere in den Kopenhagen , 3. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Halle( Saale) , 3. Juli. In dem Prozeß wegen Er- Schleich handel gekommen sind und noch kommer. „ National tende" zufolge wollen die konservativen mordung des Oberstleutnants von Klüber, der am Der Reichsregierung sind aber diese entsetzlichen und zur KataFrattionen der beiden Kammern des dänischen Reichstags den 2. März in Halle nach dem Einrücken der Regierungstruppen wäh- strophe treibenden Erscheinungen bekannt! Was hat sie nun Außenminister Scavenius auffordern, Schritte zu unternehmen, um rend der spartakistischen Unruhen von einer Menschenmenge zur getan, um dem Treiben zum Abgrunde Einhalt au gebieten? die Räumung der sogenannten dritten Schleswigschen Zone( der süd- Saale geschleppt, in den Fluß gestoßen wurde und durch Schüsse Ich will unseren Genossen Wissell und Schmidt ohne weiteres lichsten) zu veranlassen und dadurch die Abstimmungsfreiheit in der schwer verletzt unterging, wurde heute nach zehntägiger Verhand- bestätigen, daß sie den guten Willen gehabt haben, dieser zweiten Zone zu sichern. Diese sogenannte dritte Bone ist der vor- lung vor dem hiesigen Schwurgericht das Urteil gefällt. schmachvollen Zustände Herr zu werden, gelungen ist das ihnen übergehend von Deutschen bewohnte Streifen Süd- Schleswigs , nörd- Von den elf Angeklagten wurde der Militärinvalide Otto aber bisher nicht einmal in den bescheidensten Ausmaßen.( Zur lich des Danewerks, für dessen Abstimmung zugunsten einer An- Bauer wegen Mordes zum Tode verurteilt. tatsächlichen Richtigstellung: Die Verwertung von Heeresgut gliederung an Dänemark sich eine fleine aber energische Partei Wegen Beihilfe zum Morde erhielten der Schauspieler ein- unterstand bisher den demokratischen Ministern Röth und dänischer Nationalisten, sowie deutscher Opportunisten des be- rich Gierhold dreizehn Jahre sechs Monate, der Handlungs- Gothein, jekt Mayer- Kaufbeuern. D. Red.) Die Ursache ihres treffenden Gebietes eingesetzt hatte. Die Friedenskonferenz bat gehilfe Rudolf Richter zwölf Jahre, der Geschirrführer Kurt Mißerfolges ist darin zu suchen, daß sie in übergroßer Zagjedoch auf Vorstellung der dänischen Regierung, hinter der Styris zehn Jahre Zuchthaus, wegen Totschlags der Mechaniker haftigkeit unterlassen haben, den schwer erkrankten Volkskörper die Mehrheit des dänischen Volkes steht, diese sogenannte dritte Erich Fiedler neun Jahre Zuchthaus. Gegen die übrigen An- einer gründlichen Heilbehandlung zu unterziehen. Wir beZone von der ursprünglich geplanten Abstimmungsmöglichkeit geflagten Monteur Mar Rädel, Soldat Stephan Thaler, finden uns noch immer in der muffigen Krankenstube wederum ausgeschlossen. Der jetzige Versuch der Konservativen, Schloffer Max Jungmann und Arbeiter Oskar Suhle der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und diese dritte Zone während der Abstimmung von den deutichen wurde wegen schweren oder einfachen Landfriedensbruchs auf Bucht- sehnen uns vergeblich nach der frischen Luft und dem Licht des Truppen und Beamten räumen zu lassen, um durch diese nicht das haus- und Gefängnisstrafen erkannt. Der Maurer Max Kels Sozialismus. Das unfähige Pflegepersonal in Gestalt der Abstimmungsergebnis in der zweiten benachbarten Zone beeinflussen erhielt wegen gefährlicher Körperverlegung sechs Monate Ge- alten verknöcherten Bureaukratie stemmt sich mit Zähigkeit zu lassen, ist demnach ein letzter Versuch dänischer Imperialisten, fängnis. gegen jede Anordnung der neuen Aerzte und redet ihnen ein, der Kranke sei zu schwach, um frische Luft und Licht zu ver
den Gedanken an die Danewert- Grenze lebendig zu erhalten. Der Arbeiter Musculus wurde freigesprochen.
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