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10. deutscher Gewerkschafts­kongreß.

5. Berhandlungstag.

( WB.) Nürnberg , 4. Juli. In der heutigen Sizung erhielt Reipart das Schlußtort: Genosse Müller sagte gestern, ich hätte jede Spur revolution cal Geistes vermiffen lassen. Nach meiner Meinung verwechsel er Geist mit Zunge. Er und seine Freunde haben es an rebou. tionären Worten nicht fehlen lassen. Ich habe aber den Nachweis geführt, daß die Gewerkschaften vor und nach der Rebo Taten. Die Aufgaben der politischen Revolution sind nicht Sache der Gewerkschaften, wohl aber die der sozialistischen Umwälzung. Wir haben auf diesem Gebiet manches und wichtiges erreicht und werden nicht aufhören, bis die sozialistische Umwälzung verwirk­Ticht ist.( Beifall.) Daß die Gewerkschaftsführer auf die veränderten Verhältnisse Rüdjicht genommen haben, wäre feine Schande. Die nüchterne, prattische Gewerkschaftsarbeit fordert es gerade tagtäglich, den ver­änderten Berhältnissen Rechnung zu tragen, wie in so vielen Bunkten ist Müller auch mit seiner Behauptung, daß die Gewert schaftsführer den Rätegedanken verwässert hätten, bei leeren Be hauptungen geblieben. Die einzige flare Seite seiner Rede war die Forderung, daß

das Rätesystem im Gegenfag zum Barlamentarismus gestellt werden müsse. Wir waren bisher bis vor wenigen Monaten einig, daß das freie Wahlrecht das Zeichen sei, in dem wir siegen müssen.( Stürmischer Beifall.) Heute spricht man spöttisch von der Stimmzettel- Demokratie". Weil wir nicht den Boden des Barlamentarismus terlassen wollen, sagt man uns nach, wir stän den nicht auf dem Standpunkt des Klassentampfes. Gerade wir als Gewerkschaftler müssen uns mit Entschiedenheit zum Grund satz des Parlamentarismus und der Demokratie befennen.( Stür­mischer Beifall.) Schon am 11. November haben wir, als noch kein Gesetz über die Betriebsräte vorlag, von den Unternehmern ver. langt, daß den Arbeiterausschüssen in allen Fragen des Arbeiter rechts die Mitbestimmung zuerkannt werde.( Widerspruch und Zwischenrufe der Opposition.) So wie wir mit den Botalisten, den Syndikalisten und den Anarchosozialisten fertig geworden sind, wird auch die Gewerkschaftsbewegung mit den Männern des neuen Geistes fertig werden.( Stürmischer Beifall.) Ginen breiten Rah men nahm in der Rede Müllers das geheimnisvolle Gesetz über den Arbeitsfrieden ein, das den Arbeitern das Streitrecht nehmen soll. Solche Absichten sind von der Regierung entschieden bestritten tor­den. Troßdem bleibt Müller bei seiner Behauptung. Wenn das wirklich richtig wäre, dann, so hoffen wir, werden auch die Ge­nossen von der Opposition mit uns in entschiedener Abwehr zusammenstehen und uns nicht wieder in die Arme fallen.( Sehr gut.)

Belde Hoffmann, fuforisch geben sich der Täuschung hin, Denn sie fordern kategorisch Nur die Tat und nicht den Männlicher Verstand Dient dem Land!

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Sinn!

Gertrub Reow Fräntel

Zum Straßenbahnerstreik.

Im seine ganze Sabe geflebbert fourbe auf der Stadt- und Ningbahn unmittelbar vor der Betriebseinstellung ein Kriegsbe schädigter. Er fuhr von Westend nach dem Potsdamer Bahnhof und schlief unterwegs ein. Als er bei der Ankunft erwachte und sah, wie zwei Männer in verdächtiger Haft das Abteil verließen, ahnte er gleich nichts Gutes. Mit seinem Holzbein fonnte er aber nicht schnell genug nachlommen, und als er sich endlich auf dem Bahnsteig umfah, waren beide verschwunden. Wie er feststellte, hatten sie ihm Uhr und Kette und die Brieftasche mit 6500 Mark gestohlen. Die Fledderer find noch nicht ermittelt.

Bon einem ausständigen Straßenbahner wird uns geschrieben: Fischerei mit Handgranaten. Die Fischerei auf den Gewässern Mit einigen Worten möchte ich auf die Frage eingehen, ob der der Provinz Brandenburg wird zurzeit durch Raubfischerei mit Straßenbahner berlangen eine einmalige Entschuldungssumme von verein für die Provinz Brandenburg , Berlin W 62, Lutherstr. 47, aßenbahnerstreit Aussicht auf Erfolg hat oder nicht. Die Silfe von Handgranaten außerordentlich geschädigt. Der Fischerei 700 M., und begründen dieselbe mit der bestehenden Zeuerung. hat eine Belohnung von 100 M. ausgesetzt für jede Anzeige, die Nach meiner Auffassung ist dieser Begründung jezt der Boden ent­zogen, da bom 7. Juli ab eine starke Ermäßigung der Lebensmittel zur Bestrafung der Fischfrevler führt. Wichtig für Deutsche in Kriegsgefangenschaft. Anträge auf preise stattfindet und die ja auch den Straßenbahnern zugute fommt. Es liegen aber auch noch andere Gründe vor, welche die Bewilligung von Gehalts- und Löhnungsteilen für die in feindliche Vorausseßung auf erfolgreiche Beendigung des Streits als sehr Striegsgefangenschaft geratenen oder vermißten deutschen Heeres­gering erscheinen lassen, und das ist der Vertragsbruch. Nachdem angehörigen sind nicht dem Kriegsministerium vorzulegen, sondern bas Reichsarbeitsministerium in dieser Frage eine Vermittlung den betreffenden Truppente'ilen. Sind diese nicht bekannt, abgelehnt hat, die Direktion bisher aber auch noch nicht Verhand- so haben die Antragsteller ihre Gesuche an die zuständigen Ge­Lungsneigung befundet hat, so scheint sich die Streifleitung der neralfommandos zu senden die sie an die in Frage kommenden Straßenbahner in einer sehr unangenehmen Situation zu befin- Eruppenteile unverzüglich weiterleiten oder für ihre unmittelbare den. Dann aber noch eins. Haben die Straßenbahner von irgend- Grledigung selbst Sorge tragen werden. Die Vorlage beim Kriegs­einer Seite Sympathie zu erwarten? Zwar sind die Angestellten ministerium führt lebiglich zu erheblichen Verzögerungen, unter Antragsteller selbst zu leiben haben. ber Omnibusgesellschaft aus Sympathie dem Streif beigetreten, sonst aber sehe ich niemand, der uns nur etwas entgegen­fommen würde. Und das Publikum erst. Kein Streif ruft gerade beim Publikum solch großen Haz hervor, als wie dieser. Man darf sich nur in givil unter das Publikum begeben, dann bekommt man Dinge zu hören, die, wenn sie Tatsache werden würden, einem vier Wochen ans Bett fesseln dürften.

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6.

Wochentagen.

nene Programm des Apollo- Theaters bringt in seiner ersten die beiden Trapezfünstler I a coris, welche sich durch ntliche Gewandtheit und Geschicklichkeit auszeichnen. Zu be it ferner die Beratruppe, die sich mit Recht als die befte Draht­ber Welt bezeichnet. Den Schluß bildete die Komödie Nur hen" des gesamten Stünstlerpersonals des früheren Herrenfeld Besonders die Herren Anton Herrenfeld und Ferdinand erzielten durch ihre bekannte Urwüchfigkeit wahre Lachstürme. Ein erheblicher Breisrückgang in der Beförderung durch die Ferien- Dampferfahrten rund um Botsdam mit Anlaufen von Bares wilden" Fuhrwerfe, die während des Streits den Verkehr aufrecht- und nach den Glindower Alpen veranstaltet die Dampfer- Gesellschaft Stern" von Potsdam ab. Der Dampfer nach Teupit fährt jetzt jeden erhalten, dürfte sich im Laufe des morgigen Tages bemerkbar machen. Nach zuverlässiger Berechnung verkehrten in den lehten Montag und Donnerstag, nach Woltersdorfer Schleuse täglich. Außerdem Streiftagen etwa 6000 bis 7000 derartiger Behitel in der Neichs- vertebren die Dampfer 10 Uhr vormittags ab Potsdam nach Ferch , hauptstadt, denen es gelang, die Bassanten zu befördern. Nun 2,45 Uhr von Tegel nach Heiligensee , und auf dem Scharmützelsee auch an haben die Besizer von Lastfuhrwerken aus den Nachbarstädten sich an dem immerhin lukrativen Geschäft beteiligt, so daß bereits am Groß- Berliner Lebensmittel. heutigen Morgen Preisrückgänge in den Hauptzentren der Stadt bei Fahrten zu verzeichnen waren, da die Konkurrenz erheblich Bankow. Da nur eine geringe Menge frisches Fleisch bebufe Verteilung drückte. Die Militärbehörde hatte außer ihren Kraftwagen auch zur Verfügung steht, gelangen Fleisch, Leber- und Blutwurſtfonserven mit fämtliche verfügbaren Militärwagen zur Beförderung von Bibil- ur Ausgabe. Ferner auf jede Vollkarte 35 Gr. amerikanische Schweine­personen in Betrieb gestellt, welche Fahrten von ettva 20 Minuten Hennigsdorf . Am Sonnabend gelangen zur Ausgabe: 1. 70 g Dauer mit 50 Pf. bis 1 M. per Tour ausführten. Die größeren Auslandsschmalz auf E. Z. 6 bei den Fleischern Ernst und Schulze. Fabriten laffen durch gemietete Straft- und Lastwagen ihre Ange- 2. 200 g marinierte Heringe auf Lebensmittelmarke B. S. 20 bei Zigge, stellten zu den Arbeitsstellen befördern, und alle diese Erleichte Behrendf List, Mombral und im Konsum. rungen brüden nunmehr auf die allerdings noch sehr hohen Fahr- Beinickendorf. Auf Abschnitt 5 der Bezugsfarte der Gemeinde für Auf Abschnitt 48 der Groß- Berliner Lebens­preise. Es steht zu erwarten, daß bereits in den nächsten Tagen Sult ein Päckchen Süzstoff. eine polizeiliche Verfügung, falls bis dahin der Verkehrsstreif nicht mittelfarte 125 g Reis. Die Abschnitte sind bis Sonnabend abend abzugeben. aufgehört hat, die wilden Fahrpreise" regeln wird.

Die Sonderzuweisung von Brot,

fleischprodukte.

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Vereine und Versammlungen.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Wir wenden uns gegen Beschränkung bes Streit. rechts und werden dagegen stets entschieden Front machen. Ich glaube aber, daß Müller Gespenster sieht. Es mag ja irgendein berschrobener Geheimrat einen solchen verrüdten Gedanken aus. geheckt haben, wie man ja auch die unsinnige Jdee der Reichs­arbeitsstunde vorgebracht hat. Ich möchte nun aber eine Verord­Deutscher Wertmeister- Berband, Berlin 7. Dienstag, den 8. 7., nung der deutschen Republik anführen. Es heißt da: Lebens die für zwei Wochen zur Verteilung gelangen soll, wird für die abends 7 Uhr, außerordentliche Generalversammlung im Bereinslokal. wichtige Betriebe dürfen nicht streifen. Diese Ber - tommende und übernächste Woche in Groß- Berlin zum ersten Male Babenhofer, Turms, Ece Stromstraße. Die Betriebsvertrauensmänner ordnung ist erlassen vom Arbeiter- und Soldatenrat Berlin am stattfinden. Danach werden auf einen Abschnitt der Lebensmittel- werden um Bekanntgabe erfucht. Freier Wanderbund. Anstatt Nacht­19. November.( Hört, hört! Große Bewegung.) Dieser Insti- farte je 750 Gramm Brot pro Kopf verteilt werden. Diese Extra- wanderung Gr. Muz, Freibad Bussee, muß es heißen: 6. Juli, I. Löwen­berg, Gr. Mus, Freibad Wußsee, Gransee . Abfahrt Stettiner Fernbahnhof tution steht befanntlich Genosse Müller nicht allzu fern.( Große Brotverteilung soll als Ersatz für die durch den Eisenbahnarbeiter- 5,10 born. II. Neubos, Befch, Funkenmühle Wünsdorf, Baderast. Abfahrt Seiterfeit und Rufe: Er fann schreiben rechts, fann schreiben streit verringerte Kartoffelration dienen. Anhalter Bahnhof 5,53 vorm. links!) Diese Vereinbarung der Gewerkschaften mit den Unter­Eine Aufhebung des Schrippenbadverbots fioll wieberum ber­nehmervertretern vom 15. November ist der revolutionären Reichs- sucht werden. In allernächster Zeit will man hit Rücksicht auf die regierung unterbreitet und bewilligt worden. Sie ist unter- bevorstehende Aufhebung der Blockade und die zu erwartenden Bu­schrieben von Ebert und Saaje als Voltsbeauftragte.( Sört, fuhren von Mehl aus dem Auslande an den Lebensmittelberband hört! Bewegung.) Mit großer Freude habe ich den Ausspruch mit dem Ersuchen hecantreten, das lästige Schrippenbadverbot auf­Müllers, daß Arbeitsfreude und Arbeitslust wieder hergestellt wer zuheben. Man will ferner fordern, daß ein freihändiger Verkauf ben müssen, vernommen. Das fann aber nicht erfolgen, wenn man der so sehr bermißten Schrippe bei Höchstpreisen stattfinden darf. unklare, phantastische Jllusionen in den Köpfen der Auch mit einer reicheren Belieferung von Kartoffeln dürfte für Arbeiter wachruft. Umkehr ist nur möglich, wenn wir festhalten nächste Woche gerechnet werden können. Nachdem am gestrigen an ber altbewährten Organisation und der Taftit der Gewert Donnerstag die Eisenbahnarbeiter den Dienst wieder aufgenommen schaften. Dann, Freund Müller, follst Du Dich aber hüten, die haben, werden täglich zahlreiche Waggons, die leer auf und vor Arbeiter in ihrem Vertrauen auf die Kraft der Gewerkschaften den Verschiebebahnhöfen standen, nach den fartoffelliefernden Bo­irre zu machen.( Sehr gut! und Beifall.) Die Unternehmer wer- vinzen gesandt werden, und ebenso werden von dort schon bereits den die lachenden Dritten sein, wenn wir uns zerfleischen. Heute beladene Büge nach hier abgelassen. Dafür, daß die Sändler auf haben die Arbeiter noch den Glauben. Sie in diesem Glauben zu den Güterbahnhöfen hier die Ware schnell abnehmen, ist durch Ge­stärken, anstatt zu erschüttern, muß Aufgabe des Kongresses sein. stellung von Arbeitern und Fuhrwerken vorgeforgt und man hofft, ( Stürmischer Beifall.) daß die Magistrate einen Ersatz für die ausgefallenen Rartoffeln liefern werden.

Ga folgen dann persönliche Bemerkungen. Müller jucht eine Erläuterung zu geben für seine viel er­wähnte Beichenrede".

Einmalige Zuwendung für Kriegsbeschädigte. Es wird dann zur Abstimmung geschritten. In einfacher Abstimmung werden die Richtlinien der Vorständekonferenz über wird die einmalige Zuwendung von 50 M. auch solchen vor dem Durch Verordnung des Kriegsministeriums vom 28. Juni 1919 die künftige Wirksamkeit der Gewerkschaften mit übergroßer 9. November 1918 mit Versorgungsgebührnissen entlassenen Kriegs­Mehrheit angenommen. Auf Antrag von Dißmann= Frankfurt a. M. findet dann über die Richtlinien für die Wirksam- beschädigten gezahlt, denen die anerkannte Rente auf Grund des feit der Betriebsräte und über die Entschließung zur Arbeits- Invalidenprüfungsgeschäfts später entzogen ist. gemeinschaft eine namentliche Abstimmung statt.

Industrie und Handel.

Börse.

Die einmalige Zuwendung für Striegsbeschädigte von 50 M., die zufolge Verfügung vom 15. Mai den vor dem 9. November 1918 mit Versorgungsgebührnissen entlassenen Kriegsbeschädigten gezahlt wird, ist auch denjenigen zu zahlen, denen die anerkannte Rente auf Grund des Invalidenprüfungsgeschäfts später wieber ent­zogen wurde.

GB

An der Börse machte die Aufwärtsbewegung erneut Mit einer weiteren Erhöhung der Post- und Telegraphen­Fortschritte. Das Intereffe der Spekulation wandte fich in erster gebühren wird sich die Nationalversammlung anfäßlich der Ber Linie dem Montan macft zu, wo diesmal oberfchlesische handlungen über die Bermögensabgabe zu beschäftigen haben. Werte bevorzugt waren, und teilweise ansehnliche Kursbesse finden Beratungen darüber im Reichsfinanzministerium staft, die rungen erzielten. So gewannen katto wiser 11 Broz, Bis- jedoch noch nicht abgeschlossen sind. Namentlich ist eine mardhütte 6 Proz, Oberschlesischer Eisenbahnbedarf bedeutende Erhöhung der Fernsprechgebühren um 5 Proz. In Anlehnung an die angekündigte eventuelle Blodade- 100 Bros. borgesehen. Gerade diese Erhöhung wird auf einen aufhebung waren auch Schiffahrtsattien beachtet, wäh entschiedenen Widerstand seitens der Fernsprechteilnehmer stoßen, rend Glektro- und Rüstungspapiere nicht ganz einheitlich da die bisherige Leistung des Telephons in den letzten Jahren in waren. Am Markte der einheimischen Anleihen eröffneten Ariegsanleihen mit etwa 80% Bros., gingen aber später gar keinem Verhältnis zu den geforderten Gebühren steht.( B. S.) auf 79% Proz. zurüd. Die älteren heimischen Anleihen waren leicht abgeschwächt.

Groß- Berlin

Die beiden Hoffmann. Beide schlagen auf den Tisch Mit der barten Eisenfaust, Und sie rufen teď und frisch, Daß es durch die Lande braust: Maul gehalten still... Denn ich will!"

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Hoffmann Iwer ist es nun? Na, ich denke, der Soldat Fordert ohne Nast und Ruhn Auf zu frischer Kämpfertat: Maul gehalten- Schluß.. Denn ich muß!" Kulturpilot Zieht in Falten das Gesicht, Stirne glüht und Auge droht, Und die harte Lippe spricht: Maul gehalten Mann, Denn ich fann!

Hoffmann II-

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Gegen das Plakatunwesen. Das Polizeipräsidium teilt mit, baß die Verunstaltung des Straßenbildes nicht weiter geduldet werben kann. Nach§ 120 der Straßenpolizeiordnung dürfen Bettel­anschläge außer an den Anschlagsäulen u. dgl. nur auf denjenigen Grundstücken angebracht werden, auf die fich ihr Inhalt bezieht. Auch ist die Anbringung von Plakaten mit vorgängiger polizeilicher Genehmigung nur in den Schaufenstern leer stehender Läden zulässig. Für den Fall, daß die Zuwiderhandlungen fortgesetzt, wer­ben sollten, sind die Polizeireviere angewiesen worden, gegen die Schuldigen mit Strafen borzugehen, nötigenfalls auch auf deren Roften die Platate zwangsweise entfernen zu lassen. Daneben bleibt die zivilrechtliche Verantwortlichkeit gegenüber den etwa Ge­schädigten bestehen.

Eine Bande von Eisenbahndieben wurde gestern ton der Sri­minalpolizei zum Teil unschädlich gemacht. Beamte jahen, wie in der Rudolfstraße 10 bis 12 Mann auf dem Gelände der Hochbahn, das an die Gütergleise an der Warschauer Brücke anstößt, dabei waren, fünf große Koffer und ein Fahrrad wegzuschaffen. Es gelang ihnen, zwei der Männer mit je einem Stoffer gleich festzu­nehmen. Während diese noch leugneten, die Stoffer gestohlen zu haben, wurden drei weitere, die nach dem Bahnhof geflüchtet waren, unter einem Eisenbahnwagen entdeckt und ebenfalls verhaftet. Die drei gestanden, daß sie unter der Führung eines der zuerst Fest­genommenen, eines Arbeiters Karl Blessin, von der Hochbahn aus über den Baun gestiegen waren und einen Güterzug mit Umzugs­gut erbrochen und beraubt hatten. Die Koffer enthielten Wäsche und dergleichen mehr. Die Ertappten wurden alle fünf von der Kriminalpolizei dem Untersuchungsrichter vorgeführt.

Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehres rinnen. Wegen des Verkehrsstreits vorläufig feine Sigung. Die nächste Tagung wird besonders angekündigt.

Gewerkschaftsbewegung

Der diesjährige Verbandstag wird einer Kraftprobe werden!"

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Also dekrediert der unabhängige Robert Dißmann in einem Rundschreiben, das die Metallarbeiterzeitung" abzubruden in der Lage ist. Das sehr interessante Dokument kameradschaft­licher und follegialer Gesinnung beginnt wie folgt:

Bieber Freund! Frankfurt a. M., 2. 6. 1919. Die gegenwärtigen Erscheinungen im Gewerkschaftsleben er fordern unsere bolle Aufmerksamkeit. Die Legien und Gen. und mit ihnen ihre Tausende von angestellten Beibtrabanten im Lande bieten alles auf, um den rebolutionären Wellenschlag der Massen zu brechen, ihre bis­herige Herrschaft aufrecht zu erhalten.

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Auf den verschiedenen Verbandstagen ist ihnen dies auch noch in den letzten Wochen gelungen. Es ist schmerzlich, die geringe Opposition feststellen zu müssen, die sich u. a. auf den letzten Berbandstagen der Bauarbeiter und Dachdecker zeigte.

Demgegenüber erfordert der bevorstehende Verbandstag der Metallarbeiter( stattfindend in Kiel ) doppeltes Intereffe.

Nachdem Herr Dißmann dann seinen Freunden eine Reihe Ratschläge erteilt hat, wie sie es machen sollen, um bei der Dele­giertenwahl mit Erfolg aus der Wahlurne hervorzugehen, heißt es weiter:

Weshalb wir diese Zeilen an euch richten?

Dringend bitten wir Dich, doch sofort mit zuverlässigen Ge­noffen der U. S. P., die Mitglieder des Metallarbeiterverbandes find, in Verbindung zu treten, mit ihnen vorstehendes durchzu­besprechen und sie anzuhalten, das ihrige zu tun. Alle Kräfte innerhalb des Metallarbeiterverbandes müssen in den kommenden Wochen und Monaten vereinigt werden, um dem Austurm" der anderen Seite erfolgreich entgegentreten get tönnen.

Dringend bitten wir ferner, uns von eurem Orte eine zu= verlässige Adresse von einem der dortigen Genoffen aus Metallarbeiterfreifen( es müßte natürlich schon ein durchaus zuverlässiger Genosse sein, der auch gleichzeitig Ginflug im Metallarbeiterverbande ausüben kann) mitzuteilen. Eventuell tann die Bermittlung etwaiger weiterer Nachrichten ja auch durch Dein Adresse geschehen.

Bei eurer Nüdantiport teilt uns auch bitte mit, wieviel Mitglieder zurzeit die dortige Verwaltungsstelle des Metall arbeiterverbarbes hat, und ob ihr glaubt, daß wir dort eine feste Mehrheit der 1. S. P. im Verbande besiben.

Desgleichen bitten wir, uns das Ergebnis der Delegierten­wahl zum Gewerkschaftsfongreß von den Metallarbeitern eures Ortes mitzuteilen. Alle Zuschriften bitte ich in obiger Sache zu richten an Karl Gepräns, Frankfurt a. M., Rohrbachstr. 40b. Mit bestem Gruß!

Rob. Dißmann, Frankfurt a. M., Adlerfluchtftr. 11. NB. Dies Schreiben behalte in Deinen änden( in persönlicher Beziehung vertraulich behandeln. Sachlich mußt es natürlich mit zuverlässigen Genossen des Metallarbei­terverbandes durchsprechen).

Wir begreifen den Schmerz des Herrn Dißmann, der ihn era faßt angesichts der Tatsache, daß trop aller müften Agitation der