Position Kenntnis genommen und' ihr zn den vre? Mchtigfken programmatischen Puirtten der Tagesordnung ohne weiteres das Recht auf Korreferate zugestanden. Noch weiter ist man gegangen und zur Frage der Sozialisierung, wie erwähnt, den beiden oppositionellen Grundanjchcmungen je ein Kor- referat zugebilligt. Die Gegensähe platzten tmsderholt auf das heftigste auf- «nander. Dißmann, der Sprecher der Opposition, war in seinem Auftreten wenig glücklich. Leider keinen einzigen frischen Gedanken konnte er vorbringen, und er las mit großer Ausdauer aus einem mitgebrachten großen Haufen von Schriften allerhand Zitate, um die Kriegssüuden der Generalkommission zu brandmarken. Carl Legten stellte in seinem Schlußworte fest, daß es nicht die gewerkschaftliche Tätigkeit der Generalkommission, sondern die abweichende politische Auffassung war, die den Gegenstand der Angriffe bildete. Es wurde von keinem der Oppositionsredner— und die Debatte ergoß sich beinahe zwei volle Tage—-mit einem einzigen Worte erwähnt, wie die Generalkommission zur Wahrnehmung der wirtschaftlichen Interessen der Gewerkschaftsmitglieder im Rahmen der jeweilig gegebenen Verhältnisse anders handeln sollte und mußte. Die Debatte über die zwei anderen programmatischen Beratungspimkte:„Richtlinien für die künftige Wirksamkeit der Gewerkschaften" und„Die Arbeitsgemeinschaft dev in- dustriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer" wurde nach beiden Referaten und nachdem Richard Müller zu beiden Punkten gesondert je ein Korreferat ge- halten hatte, verbunden Auch hier wurden weniger die Richtlinien, die Selbstverständliches enthalten, als die Grün- düng der Arbeitsgemeinschaft angegriffen. Der Arbeitsge- meinschaft wurde das Rätesystem gegenübergestellt. Es fehlte nicht an Vorwürfen, wie Verrat und dergleichen mehr. Das wesentliche aber ist, daß nach Richard Müller nicht nur dem Sozialismus eine auf viele, viele Jahre berechnete Ueber- gangsperiode nnt privatkapitalistischen Wirtschaftsformen vorangehen werde, sondern daß sich das Rätesystem eist ent- ' wickeln müsse. Das Rätesystem ist das große Unbekannte, dessen Umrisse auch seinen Befürwortern wenig klar er- scheinen. Wenigstens ist auf dem Kongreß kein die Dunkel- heit erhellendes Wort gefsllen, und Richard Müller, der an einem Tage(am Donnerstag) außer zwei Korreferaten noch ein Schlußwort, also im ganzen etwa 4 Stunden gesprochen hat, wurde förmlich durch Zurufe bestürmt, doch endlich die positive Seite mal zu entwickeln. Da diese aber in Dunkel- heit gehüllt ist, da die privatkapitalistische Wirtschaftsweise nicht von heute auf morgen verschwinden kann und wird, be- darf es Einrichtungen zur Schlichtung der Gegensätze und Herbeiführimg einer befriedigenden Zusammenarbeit. Diese Einrichtungen sind eben die Arbeitsgemeinschaften, die stehen imd fallen mit dem Grundsatz völliger uneingeschränkter Gleichberechtigung der Arbeiter und der Arbeitgeber. Die Gewerkschaften Leben hierbei nicht ein Tipfelchen von ihrem Charakter, ihren Bestrebungen und ihren Zielen auf. Der Kongreß beschloß, die freien Gewerkschaften Deutsch- lands, die bis Herste in der Generalkommission ihre geistige und führende Spitze hatten, in einen Bund mit dem Namen Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund zusammenzufassen. Von nun an gibt es keine Generalkom- Mission mehr, sondern— Bundesvorstand, keine Vorstände- konfsrenz— sondern Bundesausschuß . Der neue Bund um- faßt gegenwärtig 5 400 000 Mitgliederl Eine Ri esen- organisation, der es beschieden sein möge, bei aller Ver- ichredenheit der Ausfassungen innerhalb ihrer Reihen,, die Einheit des Handelns zu bewahren! Welch gewaltige Hoff- nun gen dieses riesige Anwachsen der deutschen Gewerkschaften erweckt, kann nur der ermessen, dem die Bedentrmg der ge- werkschaftlichen Arbeit für die Befreiung der Arbeiterklasse und ihre wirkliche Macht klar vor Augen liegen. Jedenfalls den Gegnern der Arbeiterklasse ist diese Bedeutung nicht zweifelhaft. Daher muß innerhalb der klassenbewußten Ar- beiterschaft olles darangesetzt werden, damit die Einheit der Gewerkschaftsbewegung erhalten bleibt.—
Mich friert. Bon Artur Zickler. ES war eine Sommernacht. Ich war im blauen Tay durch Württemberg gefahren, nun verlieh ich in Nürnberg das dunstige Abteil. Der breite Bahnhofsplatz lag unbelebt im weihen Licht der Bogenlampen. Müdigkeit lieh mich taumeln, ich stieh den beißenden Rauch schlechten ShagS durch die Nase, um mich wach zu halten. Im Schatten der Stadmcruer und des dicken Turm? ging ich hinab in den Stadtgraben und suchte mir eine Bank zum Ausruhen. Dabei fröstelt« ich in der Kühle, schwerer nächtiger Fliederduft schlug durch die Büsche. Beklemmendes Gcfühl der Verlassenheit scheuchte den Schlaf. Die Sterne blinkten geruhsam, unendlich fremd und fern. Ich hörte meinen Atem neben den Geräuschen der Nacht; mir war, als stände ich auher mir und gewänne überleyen-misteidigeS In« tevesie an der trostlosen Torheit meines Seins. Langsame Schritte wurden hörbar im Sande. Ein Schatten fiel voraus über den mondlichten Weg. Der Fremde setzte sich zu mir auf die Bank. Wir hockten lange Zeit schweigend nebeneinander, den Kopf in die Hände gelegt, Turmuhren reihten verhallend die Viertel- stunden auf. Schließlich bat der Fremde mich heiser um Feuer, zum Dank gab er mir eine Zigarette. Im Aufleuchten des Streichholzes sah ich für eine Sekunde sein Gesicht, scharsgeschnittene Züge unter tiefen Augenhöhlen. Die Zigarette schien ihn anzuregen, er wandte den Kops und sagte:„Bist du fremd?" „Ja— und du?" „Obdachlos. Aus dem Krankenhaus entlassen. Ins Asyl mochte ich nicht gehen, heute wenigstens nicht. ES ekelt« mich an." „Es wird sich doch Arbeit finden lassen," meinte ich. Eine Pause folgte. Heftig antwortet« er dann: „Ja doch, ja... natürlich, das wird sie. Aber ich kann mich nicht hineinfinden. Ich habe nicht mehr lange zu leben, und i>ie Quälerei gibt mir den Rest. ES bleibt sich alles gleich, weil ich an nichts mehr Freude und zu nichts mehr Kraft habe. Früher bm ich in den Dingen aufgegangen, in der Liebe, in der Arbeit. in hohen Zielen; das ist jetzt vorbei, weil ich an nichts mehr glauben kann." „Nein," sagte ich bestimmt,„daS ist fälscht Man darf auS der eigenen Schwäche nicht auf die Nichtigkeit der Umwelt schließen." Er achtete des Einwurfs nicht und sprach nur leiser, wie für sich, weiter.„Die Menschen sind schlecht, nur auf sich bsdacht, und daS, was sie gut und heilig nennen, sind nur Selbstsüchtigkeiten da» bajoader« Auiterlesucheet. Für Feinschmecker, die da» harte
Zaule Witze statt ftntwsrten. DaS-" Verlegenheitsgestammel der„Freiheit". Vor ein paar Tagen haben wir an die„Freiheit" verschiedene Anfragen gerichtet, die ihre eigene Spitzelorgantsation betraf. Nach dem Prinzip:„Tu muht es dreimal sagen", wartete die„Freiheit" erst die dreimalige Wiederholung unserer Anfrage ab und erst als sie sah, daß wir durch ihr verlegenes Schweigen uns nicht von dem Gegenstand würden abbringen lassen, entschließt sie sich zu einer Antwort. Zunächst sucht sie de« Spieß umzukehren, indem sie behauptet, wir schwiegen hartnäckig über die Tatsache, daß die Regierung seit Januar„eine ausgezeichnete Dpitzslorganisatton" besitze, wie sich der berufene Vertreter der Reichsregierung in einer Pressesitzung gerühmt habe. Unsere Antwort darauf ist sehr ein- fach: die Behauptung der„Freiheit" ist eine glatte Lüge. Wie von maßgebender Seite mitgeteilt wird, ist eine derartige Aeußerung in einer Pressesitzuug niemals gefallen. Daß die verantwort- lichen Stellen im übrigen den verbrecherischen Absiebten wilder Putschisten vorbeugen müssen, versteht sich von selbst, und gerade auf dt« Existenz solcher Verschwörungen mtt dem Ziel bswaffneter Erhebung bezogen sich ja unsere Anfragen an die „Freiheit". Aber waS hat die„Freiheit" darauf zu antworten? Faule Witze und verlegenes Gestammel. Hier ihr« Antwort im Wortlaut: Frage t: Ob wir erklären wollten, haß nirgends in Deutsch - land, wenn auch nicht von bestimmten Parteien ausgehend, ge- Heime Verschwörungen mit dem Ziel bewaffneter Erhebung be- stünden,— Verschwörungen bestehen zweifellos, doch kann der „Vorwärts" die genauen Pläne dieser Verschwörung viel leichter als wir vorn Korps Lüttwitz oder von irgendeiner anderen Zentrale der putschlüsternen Offizierskamarilla erhalten. Frage S: Ob wir erkläven wollten, daß eS keine nnab- büngigen und kommunistischen Spitzel in Regierungsstellen und bei Truppenteilen gibt?— Da bekanntlich die Regierung mit Vor- liebe ihre Beamten und Offiziere den Reihen der Unabhängigen und Kommunistischen Partei entnimmt, ist ihre Zahl riesengroß und wächst mit jedem Tage. Frage 3: Ob wir erklären wollten, daß für Informationen au? dem Edenbotel dem Ueberbringer nicht gezahlt worden sei?— Das ganze Eden botet, d. h. die Zentral« der Garde-Kavallerie- Schntzen-Diviston, wird bekanntlich aus den Mitteln der Unab- hängigen Sozialdemokratie unterhalten, die diese Truppe zu ibrem Schutz ins Leben gerufen hat und dauernd au? den zu ihrer Ver- fügung stehenden Milliarden unterhält. Mithin siebt auch der ganze Spitzelapparat der' Garde-Kavallerie-Scbützen-Diviston im Dienst der Unabhängigen Partei und der„Freiheit"! An diesem Gerede ist nur einS festzustellen, daß die„Freiheit" keine MSglichkeit bat,»nseo: klaren Fragen mit einem ebenso klaren „Nein" zu beantworten. Und dazu hat sie ihre guten Gründe. denn sie weiß sehr wohl, daß bei dreistem Ableugnen ihr mit einem erdrückenden Material gedient werden könnte. Die sachliche Be- deutiing dieses verlegenen Geredes ist folgende: �ie„Freiheit" gesteht zn, das geheime Verschwörungen mit dem Ziel bewaffneter Erhebung bestcben, die„Freiheit" gesteht zn, dal, Nnabhängtgr und Kommunisten ihre Spitzel in Regierungsstellen und Truppenteile stecken, die„Freiheit" gesteht zn, bah diese Spitzel für ihre Dienste mit klingender Münze belohnt werden.— Mehr wollten wir nicht wissen. : Erzbergers Steuerpro gtamm. Die Rede des Reichs n n anz min' ster S Erzbergec vor der Nationalversammlung hat uns die Richtlinien d e�r künftigen Steuerpolitk deS Reiches gebracht. Die Einzelaufzählung der Steuern ist bereits an dieser Stelle erfolgt. Wir verzichten daher darauf, sie aus diesem Anlaß Noch einmal kritisch zu beleuchten. Wichtiger ist das Grund- sätzliche. Erzberger hat sich zu dem Gedanken bekannt, daß Gerechtigkeit, Arbeit' und Vaterland die Parole sein soll, die auch für die Steuerpolitik und für die Erholung des Reiches aus seinem wirtschaftlichen Tiefstand gilt. Und er ist offenbar davon überzeugt, daß diese Grundsätze bereits in den ersten Steuerentwürfen. der Hinterlassenschaft von Schiffer und Dernbnrg, so weit als möglich durchgeführt worden sind. Daran ist freilich noch vieles zu bemängeln. Brot des Lebens mit Illusionen und erhabenen Selbsttäuschungen belegen." Er holt« Luft; Hüften schüttelt« ihn. Dann zog er die Jacke fester an sich. „Mich friert... Die Menschen gehen aneinander vorüber, sahen und denken aneinander vorbei. Was sie bindet, ist die Sucht, sich gegenfeittg zu mißbrauchen. Sie suchen da? durch Lügen zu verschleiern, aber es ist so. DaS arme Luder aber ist immer ver» lassen und allein, solange«S die Bessergestellten nicht mtt ihrem Mitleid belästigen. Mit den Almosen, mit denen man die dummen Teufel erniedrigt, die es annehmen. ES ist so entsetzlich kalt aus der Welt, erbarmungswürdig ist nur, daß eS die meiston nicht ein- mal merken wollen. Ich hasse die Unterdrücker nicht so sehr— denn sie wissen, was sie wollen— als die naseweisen Fröhlich- wer, die mit ihrem Eiapopeia daS traurige Dasein zum Schaukel- stuhl machen wollen. Im Gegensatz zu den ErnsthaftigkeitS- mimikern, so die bittere Freude an der schlechte» Komödie mit ihrem Sermon verderben." Die Jugend straffte sich in mir hoch.' „Bin alles von allem," sagte ich spöttisch,„wenn auch anders, als du es zu nennen beliebst. Und bin dabei ein Stück von dir, willst du eS auch nicht wahr haben. Laß doch die Menschheit über den Planeten kugeln, wenn st« nur vernünftig genug ist, sich nicht selbst weh zu wn. Freilich, da ist der Haken. Zugleich aber ein Ziel für den Kamps. Ich fühle die Kraft dazu!" Wir reichten unS die Hände. Ich lief durch die Straßen und lieh es Morgen werden,
das Reformwerk öer Sühnenleute. Die vier großen Organisationen der Bühnenleute haben so» eben getagt und folgende Entschließung gefaßt: Die in Wildbad Rothenburg o. T. zu einer Tagung versammelten Vertreter deS Deutschen Bühnen-BereinS, der Genossenschaft Deutscher Bühnen- angehörigen, des Verbandes Deutscher Bühnenschrifkstcller und Bühnenkonwonisten und der Vereinigung der Bühnenverleger halten an dem von ihnen unternommenen Reformwerk fest und bilden zu dessen Durchführung und Ausgestaltung eine Tarif- und Arbeitsgemeinschaft. Sie erblicken in dem festen Zusammenschluß aller am Theater Mitschaffenden den sichersten Weg zu einer ge- deihlichen Fortentwicklung ver deutschen Bühne auf künstlerischem wie auf sozialem Gebiet. Von dem Willen beseelt, allen bewährten und allen aufstreben den Gräften den weitesten Spielraum zu ihrer Entfaltung zu bieten und namentlick der Persönlichkeit keinerlei Hammende Schranken zu ziehen, glauben sie doch, daß die künstlerische Frechmt nur dann gesichert ist, wenn die wirtschaftlichen Jnteressengegen- sätze durch die Beseitigung individueller Willkür, durch die Auf- Kellung von bmdeudeu Regeln für den Geschäftsverkehr und durch
Die Kritik aöer 5arf nicht zu einer weiteren Verzögerung der Durchführung des Steuerprogramms verleiten. Ge- nosse Keil hat richtig hervorgehoben, daß der größte Fehler dieser Rede der sei, daß sie zu spät gehalten wurde. In der Tat können wir den frohen Optimismus, mit dem Herr Erzberger trotz der drückenden Sorgen um Deutschlands Finoutzmisere an sein neues Arbeitsfeld herantritt, nicht teilen. Es kommt aber jetzt vor allem daraus cm, daß die Steuervorlageu, wie man im Parlament zu sagen pflegt, unter Dach und Fach gebracht werden und daß selbst eine Regelung, die nicht bis zum letzten Ende den sozialistischen Anforderungen entspricht, endlich einmal zur Tat wird, ehe der PermögenSabfluß ins Ausland noch größere Dimensionen angenommen hat als bisher. Hat man doch bereits versucht, die Vermögens- abgäbe mit Rücksicht auf etwaige Eingriffe der Entente� in unsere Steuerpolitik so lange hinauszuschieben, bis die Wiedergutmachungssummen festgelegt find. Davon kann unseres Erachtens gar keine Rede sein. Wir haben keine Veranlassung, aus hinterhältiger Angst der Entente unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten zu vechtzimlichen. Will sie uns erdrosseln, so gelingt es ihr auch ohne dieses Mittel. Will sie uns aber wirklich entgegenkommen, so mutz eine Vogel- Strauß- Politik den übelsten Eindruck gerade auf diejenigen Führer der Entente machen, die für unsere Notlage auch nur eine Spur von Verständnis haben. So tritt nun auch der Zentrumsoffiziosus in einer anscheinend vom Reichsftnanzministerium beeinflußten Notiz der Auf- fassung entgegen, daß die Vermögensabgabe noch hinaus- geschoben werden kann. Erzbergers Bekenntnis zur Steuer souverän:- t ä t des Reiches und zu einer Verbindung der Steuer- Politik mit dem Sozialisierungsgedauken muß uns als Sozialdemokraten sympathisch berühren. Die Last, die zu tragen ist, und die sowohl die Finanzierung des Reiches wie die Wiedergutmachungskosten in sich schließt, ist ungeheuer groß. Und es ist keine rosige Aussicht, daß eine in ihren Grundfesten erschütterte Volkswirffchoft und eine durch den Krieg bis zum äußersten zermürbte Arbeiterschaft jährlich Beträge aufbringen soll, die sich insgesamt auf ein Viertel hundert Milliarden beziffern. Sparsamkeit und Ar- beit sind die ersten Voraussetzungen dafür, daß dies über- hastpt möglich wird. Sie durch eine von allen Interessenten- tmbereien unbeirrt« Gerechtigkeit zu einer erhabenen Pflicht des ganzen Volkes zu machen, das ist eine Ausgabe, die des größten Staatsmannes aller Zeiten würdig wäre. Ob das heute möglich ist, muß man bezweifeln. Doch dürfen diese noch so begründeten Zweifel keinesfalls einer unverantwort- lichen Bankerottpolitik Vorschub leisten. Diese hat auch Erzberger von sich gewiesen. So bleibt uns in der Tat nur die Möglichkeit, durch zähe Arbeit hereinzuholen, was durch jahrelange Mißwirtschaft in der deutschen Finanz- gebarung vernachlässigt worden ist. lind auch hier werden manche gutgemeinten Sonderwünsche zurückzustellen sein im Interesse einer raschen Erfüllung der wichtigsten und uner- läßlichen Forderungen, die das Reich zu stellen hat. » Das Gesamtergebnis der neuen Vermögens- abgab« wirb, wie die„Germania " nach zuverlässiger Quelle i mitteilt, schätzungsweise aus drei Milliarden jährlich. somit auf die Dauer der Vermögensabgabe auf ein Gesain. ergednis von etwa SO Milliarde« geschätzt. Der Ertrag der Kriegsgewinnsteuer wird für S Monate auf 10 Milliarden geschätzt.
IortSaoer See französischen Sergarbektersirekks. Bern , 8. Jufi. Die GrubenarbeitervonSt. Etienne haben einen Schiedsspruch der Regierung angenommen. Die Streikenden in Calais haben sich bereit erklärt, die Be- wachungSabteilungen in den Gruben wieder einzusetzen. wenn feie Truppen zurückgezogen würden. De« Streik selbst wird fortgesetzt.
die Einsetzung von obligatorischen Schiedsgerichten ausgeglichen werden. Luch nach außen hin wollen sie künstig bei großen entscheiden- den Fragen des deutschen TheaterlebenS ihr Votum gemeinsam m die Wagschale werfen, insbesondere zur Mitbesttmmung bei behördlichen und gesetzgeberischen Maßnahmen. Sie sind davon überzeugt, daß eine auf solcher Ordnung beruhende Bühnenkunst befähigt und berufen ist, den Wiederaufbau Deutschlands durch geistige Kräfte zu fördern und die hohen volksbildnerischen Aus-' gaben zu erfüllen, die eine neue Zeit ihr in gesteigertein Grade stellt.
� Aottzen. — Zum hundertsten Geburtstag Gottfried Kellers veröffentlicht Max Hochdorf zwei Bücher, die sich mit allen Problemen der modernen Kellerforschung auseinander- setzen. Die erst« Schrift„Zum geistigen Bilde Gottfried Kellers " (Amalthea-Verlag, Wien ) zeigt den genialen Schweizer besonders als einen Anreger.aller modernen Wirklichkeiisdichtung. In dem Zweiten Werke„Gottfried Keller im europäischen Gedanken" (Rascher u. Co., Zürich ) werden alle geistigen Verwandten d'S Schweizers herangezogen, und diese Brüderschaft reicht von dem Berliner Maler Adolf Menzel bis zu dem Franzosen Anatme France. — Gedanken zur Hochschulreform. Unterstaat?- sefeetär Dr. C. H. Becker entwickelt in einer soeben im Verlag von Quelle u. Meyer, Leipzig , erschienenen Schrift seine Äusfafsimg von den Wegen, die bei der Umgestaltung unseres Hochfchulbe- trieb es eingeschlagen werden müssen, um von den mittelalterlichen Organisationsformen und dem ebendort wurzelnden Lehrbetriebe loszukommen. Die Schrift geht aufdie einzelnen Fragen mtt voller SachkemctniS ein; sie kost« 2,50 M. — Di« Münchener F e st i v i e l e werden vom 25. Juli bis zum 6. September danern. Das Programm ist erweitert. Neben Festspielen auS dem Gesamtgebiete der deutschen Oper werden Schauspieloufführungen erfolgen, die außer dem klasfiicben auch das zeitgenössische Drama zu Worte kommen lassen. Die Gesamtleitung hat Viktor ESwanneke, der Intendant des MünKener Nationaltheaters, die Opernleitung Bruno Walter , die Schauspielleitung Albert Steinbrilck. — Lehrgang i m Schulschvimmen. Der sächsische Turnlehrer-Derein veranstaltet in der Zeit vom 12.— 15. Juli in Dresden einen Lehrgang für Lehrer und Lehrerinnen zur Wnfüh» rung in das Schulschwimmen. Meldungen an Lehrer Georg Thiele, DreSden -U. 23, Platanensträß« 221. — Hohe Löhne für Baklbesucher. In den Londoner Klubs und Hotels, wo regelmäßig Bälle abgehalten werden, fehlt «S außerordentlich an Tönzern; deshalb haben die Veranstalter dieser Bälle eine Organisation ins Leben gerufen, die den tqnz- lustigen Damen Tänzer herbeischafft. Diesen Tänzern werden für den Abend 5 Guineen, daS sind über 100 M. nach Friedenswert. bezahlt. Bor allem lassen sich dvn«bisi«te Offiziere für diese »Arbeit" gewinnen»