Nr.349.36.Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

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Freitag, den 11. Juli 1919.

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Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Aunt Moritplats, Nr. 117 53-54.

Milderungen für Deutsch - Oesterreich.

St. Germain, 10. Juli. ( Wiener Nore. Bureau. Die deutsche Ratifikation in der franzöfifchen Eine politische Notwendigkeit.

Staatsfangler Renner hat heute vom Präsidenten der Frie denskonferenz Clemenceau eine Note erhalten, in der die vom Staatsfanzler Renner am 23. Juni angeführten Momente

Presse.

Skeptische Aufnahme.

Von Heinrich Schulz .

nis berücksichtigungswert erklärt werden, weshalb Ar. Bersailles, 10. Juli. Zur Ratifizierung des Friedens- In demokratischen Blättern, besonders im Berliner Tage­tifel 49 gestrichen und durch folgende Bestimmungen er- vertrages schreibt Betit Journal", die Nationalversammlung babe blatt", wird seit einigen Tagen mit heißem Bemühen ein Kultur­fetzt wurde: Die Güter, Rechte und Interessen der österreichi- sich vor dem Unvermeidlichen gebeugt. Um die Aufhebung der Blockade fampffeuerchen geschürt. Als ob sich das deutsche Volk zu allem schen Staatsbürger und der von ihnen kontrollierten Gesellschaf- zu erlangen, habe man die Erledigung beschleunigt. Saint Brice Unglück, durch das es in diesen schweren Zeiten hindurch muß, ten unterliegen in den Gebieten, welche Teile der österreichisch- meint im„ Journal", die Franzosen seien genügend aufgeklärt, um auch noch den Lurus eines solchen erbitternden und aufreizenden ungarischen Monarchie gebildet haben, nicht der Beschlagnahme zu wissen, welche Berechnung der raschen Unterwerfung zugrunde inneren Krieges gestatten fönnte! Die sozialdemokratische Frat­oder Liquidation. Die Bestimmung bezieht sich nicht auf Güter, tiege.„ Exzelfior" glaubt, es wäre unklug und gefährlich, hinsichtlich tion der Nationalversammlung wird, beschuldigt, sie verschachere von denen in den Finanzklauseln die Rede sein wird. Sie bezieht der Frage der Durchführung des Friedensvertrags nicht einige die geistige Freiheit des deutschen Volkes an das Zentrum um fich auch nicht auf Schiffe, über die in den Wiedergutmachungen Reserven zu machen, sie seien schon durch die Tatsache berechtigt, den Preis, mit dieser Partei zusammen in der Regierung zu Bestimmungen enthalten sind. daß 115 Mitglieder der Nationalversammlung gegen die Ratifitation verbleiben. Der Vorwurf ist gehässig und unwahr.

In der Note der Entente wird ferner die handelspolitische gestimmt hätten. daß sei eine beträchtliche Minderheit, Unter den vielen Schwierigkeiten, die das Zustandekommen Note der österreichischen Delegation beantwortet. Die Verweige- mit der man in Zukunft rechnen müsse. Die Alliierten hätten auch des Verfassungswertes bei der komplizierten Lagerung der poli­rung der Meistbegünstigung sei für das Wirtschaftsleben Defterdaran gedacht, der Beweis hierfür sei die englisch französischtischen Stärkzverhältnisse bietet, steht die Schulfrage mit reichs nicht gefährlich, weil es ihm gestattet sei, mit der Tschecho- amerikanische Militärtonvention. Gaulois" ist der an erster Stelle. Nicht erst seit dem Austritt der Demokraten flowakei und mit Ungarn auch von der Meistbegünstigung aus- Ansicht, die Deutschen betrachteten ihre Niederlage als verfehltes aus der Regierung! Auch vorher schon sind die Religions- und genommene Verträge abzuschließen. Die alliierten Geschäft und wünschten die Bergangenheit so schnell wie möglich zu Schulartikel der Verfassungsvorlage nur mit wechselnden Mehr­Staaten wünschen nicht, daß die österreichische liquidieren, um die Arbeit raschestens wieder aufzunehmen. Clemenceaus heiten mühsam zustande gebracht worden. Die Demokraten Ausfuhr feindseligen Beschränkungen unter„ Somme libre" ironisiert Hermann Müllers Ertlärung, die lehrten die sozialdemokratische Forderung auf Beseitigung des Liege, find aber nicht in der Lage, ihr sofort Meistbegünstigung beste Politit des deutschen Reiches sei in diesem Augenblick Religionsunterrichts zur Herbeiführung der rein weltlichen einzuräumen. Sie sind nur bereit, folgenden Artikel hinzuzu Ehrlichkeit. fügen: Die Oesterreich in Artikel 1 bis 4 auferlegte Meiſt­begünstigung wird nach drei Jahren von keinem alliierten oder assoziierten Staat in Anspruch genommen werden, ohne die Gegen eitigkeit zu gewähren, wenn nicht der Völkerbund anders entscheidet.

Der Friedensvertrag

vor dem amerikanischen Senat. Amsterdam , 10. Juli. Das Preßbureau Radio meldet aus Washington , daß der Senat gestern beschlossen hat, Wilsons Mitteilungen über den Friedensvertrag und. die begleitende Bot­

Haag, 10. Juli. ( S. N.) Aus Paris wird gemeldet: Der Oberste Aliiertenrat ernannte zum Chef der Kommission, die die Ausführung der militärischen Bedingungen durch Deutschland zu überwachen hat, einen französischen General. Zu Borfißenden der Kommission für die Ueberwachung der Ausführung der mari timen und Luftfahrtbedingungen wurde ein britischer Admiral und ein Brigadegeneral bestimmt. Die drei Kommissionen sollen den Siz in Berlin haben und in anderen großen Zentren Unter­kommissionen einsetzen. Im ganzen sind für die Ueberwachung der Bestimmungen etwa 200 alliierte Offiziere angewiesen.

Ichaft morgen in öffentlicher Sigung entgegenzunehmen. Organisation des Angriffs auf Petersburg . der Konfeſſionsschule der einzelstaatlichen Gejekgebung über,

Schule ab; mit dem Zentrum und den rechtsstehenden Parteien legten fie den Religionsunterricht als ordentlichen Lehrgegenstand in der Verfassung fest. Allerdings wollten sie anfangs keinen konfessionellen Religionsunterricht, sondern einen unflaren überkonfessionellen, den keine Religionsgefell­schaft anerkannt hätte. Als ihnen das im Verfassungsausschuß von den Vertretern der Konfeffionen gesagt wurde, beantragten fie, daß der Religionsunterricht in Uebereinstimmung mit den Sagungen der Religionsgesellschaften erteilt werden sollte. Die Demokraten wollten auch anfangs und grundsäßlich keine Kons fessionsschule. Sie ließen sich aber auch in dieser Frage gegen die Sozialdemokraten weiter nach rechts treiben, indem fie be­antragten und bei der Abstimmung durchseßten, daß die Frage tragen wurde: Diese wechselvolle Haltung zeigt zum mindesten, Amsterdam , 10. Juli. Nach einer Radiomeldung aus Washington daß die strittigen Fragen große Schwierigkeiten in sich tragen, brachte Lodge im Senat eine Resolution ein, worin der Präsident Amsterdam , 10. Juli. Laut reßbureau Radio hat der Rat und daß es die Demokraten des Verfassungsausschusses und aufgefordert wird, dem Senat den angeblich zwischen Deutsch der Fünf den Plan eines gemeiniamen Angriffs der finni- nicht die Sozialdemokraten gewesen sind, die eine gejekliche Land und Japan im legten Oftober abgeschlossenen Bertrag schen Truppen und der Truppen Koltichals auf Petersburg Möglichkeit für die Konfessionsschule in der Reichsverfassung vorzulegen, in dem die Vertragschließenden sich verpflichten, Ruß gebilligt. Eine gleichlautende Note ist den Militärattachees der geschaffen haben. land bei der Wiedergewinnung seiner internationalen Stellung zu vereinigten Staaten, Großbritanniens , Frant. Inzwischen vollzogen sich die wichtigen Ereignisse, die mit helfen. Die Resolution stüßt sich auf einen Bericht der Preß reichs und Italiens zugegangen, in der sie angewiesen werden, der Zustimmung zum Friedensvertrag zusammenhingen. Die Association über ein derartiges Abkommen. die finnische Regierung zu unterstüßen, wenn diese beschließen sollte, Demokraten wollten die Ablehnung, wodurch sie, wenn ihrem dem Ersuchen Koltschats um Hilfeleistung stattzugeben. Times" Wunsche gemäß beschlossen worden wäre, die schlimmsten

Wilson wird um 12.15 Uhr vor dem Senat erscheinen.

Beschluß der Entente.

Die Ratifizierungsurkunde abgegangen. melben aus Helsingfors Einzelheiten über die Organisation der

verhandeln.

trennt von einander arbeiten.

inneren Zustände für Deutschland herbeigeführt hätten.

Berlin , 10. Juli. Die borläufigen Verwaltung, die in Petersburg nach der Der Verlauf der Dinge seit der Unterzeichnung hat über die Ratifizierungs­erwarteten Eroberung errichtet werden soll. General Folgen, die eine Nichtunterzeichnung heraufbeschworen hätte, arkunde ist gestern Nacht, vom Reichspräsidenten Jubenitich hat sich dem Oberbefehl Stoltfchats unterstellt und feinen Zweifel gelaffen. Nur durch das feste Zusammenhalten unterschrieben, abgegangen. Unterstaatssekretär Lewald hat sich gestern mit einer wird daher keine unabhängige vorläufige russische Regierung, sondern der Sozialdemokratie und des Zentrums gegen links und rechts nur eine örtliche Verwaltung für Petersburg und die umliegen- und gegen die neue Gegnerschaft der Demokraten ist unendliches Kommission nach Paris begeben, um dort über das Ab- ben Gouvernements auf der Grundlage der von der allrussischen Unglück für Deutschland verhütet worden. Für die nächste abseh­kommen betreffend die Besetzung der Rheinlande zu Regierung in Dmst festgelegten Bolitik bilden. bare Zukunft ist eine einigermaßen ruhige und zur inneren Kopenhagen , 10. Juli. ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Selbstbesinnung und wirtschaftlichen Konsolidierung führende Gleichzeitig ist die Kommission für den Wiederauf. bau der besetzt gewesenen französischen Gebiete abgereist. An Morning Post" erörtert den amerikanischen Plan, der Regierung Entwicklung Deutschlands auch nur durch eine feste gemeinsame Roltfchat militärische und wirtschaftliche Hilfe Politik von Zentrum und Sozialdemokratie zu erwarten. der Spitze dieser Kommission steht Unterstaatssekretär Schröder in großem Umfange zu senden, da man nur von Koltschals An- Deutschland braucht Lebensmittel; Deutschland braucht Rohstoffe vom Reichsfinanzministerium. Beide Kommissionen werden ge- hängern eine Wiederherstellung Rußlands erhofft. Der russische für sein wirtschaftliches Leben; Deutschland braucht eine sozial Botschafter in Paris beabsichtigt, baldigst in diesem Sinne in orientierte, rücksichtslos und scharf zupackende Stenecpolitik: Washington zu verhandeln. Daily News" dagegen fordert in Deutschland braucht verständige Sozialgefeggebung und Soziali­Verschlechterung der Beziehungen zwischen Frankreich und Italien . lands zu beschleunigen, wenn sie neue Arbeiterfahwierig Fragen herricht eine weitgehende Uebereinstimmung zwischen teiten vermeiden wolle. Der englische Arbeiterstand fei fest ent- den beiden Regierungsparteien. Diese Uebereinstimmung ist Bersailles, 10. Juli. Die Zwischenfälle in Fiume werben fchloffen, die Anwendung englischer Truppen oder englischen Gelbes zurzeit viel fester und geschlossener, als sie gerade in diefen in einer Note der französischen Regierung wie folgt dargestellt: gegen die Sowjetregierung nicht zu gestatten. Man müsse darauf Fragen bei der früheren Koalition war, da die Demokraten von Zivilpersonen hätten am 6. Juli den französischen Posten, der achten, daß Mannerheim und die weißen Finnen leive Unter den drei Parteien immer am meisten geneigt waren, allzu die Magazine für die französische Operationsbasis bewachte, ange- stüßung zur Bekämpfung Rußlands erhielten. fräftige Zugriffe auf den Profit und allzu fühlbare Bindungen griffen. Die Angreifer hätten auf den Posten geschossen, der von der des kapitalistischen freien Spiels der Kräfte" zu verhindern. Waffe Gebrauch gemacht hätte. Der Angriff habe sich sodann veralls Wenn es den beiden Mehrheitsparteien gelingt, die zahlreichen gemeinert, italienische Marinesoldaten hätten daran teil­Steuervorlagen und einige weitere wichtige Gesetze 311 berab­genommen. Die italienische Polizei habe sich bemüht, die Ruhe wieder Amsterdam , 10. Juli. Laut Algemeen Handelsblad" ist in schieden, so wird das zwar den fapitalistischen Kreisen meh tun, herzustellen, was auch gelungen sei. Der 7. Juli fei vollkommen den letzten Tagen eine Reibung zwischen den englischen und belgi aber die große Masse des Volkes pird einigen Grund haben, ruhig verlaufen. Bays" stellt fest, daß die französischen schen Truppen von Malmedy zu verspüren. Nation Belge" fragt, damit zufrieden zu sein. Truppen Tote und Verwundete gehabt haben. Blätter, was die Briten in Malmebh eigentlich noch zu wie„ Idea Nazionale", von d'Anunzio inspiriert, betrieben suchen haben, nachdem dieses Gebiet durch den Friedensver ein schlechtes Handwerk gegenüber Frankreich , und trag Belgien zugewiesen worden ist. Die flämischen Blätter stellen wenn die Regierung nicht sofort frenge Maßregeln ergreife, fest, daß die Belgier in Malmedy noch immer nichts zu sagen müsse das für die Beziehungen Frankreichs zu Italien hätten, und daß der deutsche Landrat noch immer Herr und Meister die schwersten Folgen haben. Wenn die Italiener nicht mehr fei, und zwar mit Unterstübung der britischen Behörden. Zwischen Freunde Frankreichs fein wollten, müßten sie das sagen, dann wisse dem britischen Befehlshaber und dem deutschen Landrat besteht man wenigftens, woran man sei. Inzwischen ist bestimmt worden zum erger der Belgier ein freundschaftlicher Verkehr. daß die eingesetzte interalliierte Untersuchungskommission abends nach Die belgischen Blätter bringen darauf, daß die belgischen Truppen Fiume abreisen foll. sofort Malmedy befeßen, wie dies bereits mit Eupen geschehen ist.

einem Leitartikel die Regierung auf, die Räumung Nuß- fierung, wo immer sie nur durchzuführen ist. In allen diesen

Um Malmedy .

Es scheint, als ob gewissen Kreisen diese entschlossene Ar­beitsfrandigkeit der gegenwärtigen beiden Mehrheitsparteien sehr unbequem ist. Sie versuchen deshalb, einen Seil zwischen beide zu treiben, indem sie plötzlich die Schulfrage zur wichtigsten politischen Frage der Gegenwart zu machen suchen. Den frei­heitlich gesinnten Boltsmassen soll eingeredet werden, das Zu­jammenarbeiten der beiden Parteien sei lediglich ein schlauer Schachzug des Zentrums, das die Notlage der Sozialdemokratie ausbeute, um sich die Schule und damit die geistige Zukunft des deutschen Volkes zu sichern.