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Nr. 349 36. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Die Unternehmer machen glänzende Geschäfte.

Freitag, 11. Juli 1919.

Abg. Delze( Dnat.) bringt Wünsche über die Anrechnung der beamten usw. vor.

Preußische Landesversammlung. n großen Spielflubs beträgt das Kartengeld täglich 25 000 gr. Militärdienstzeit auf das Besoldungsdienſtalter der Gemeinde­

43. Sizung.

In

( Hört, hört!) Man sagt mir, daß in Groß- Berlin täglich

eine halbe Million an Kartengelbern in den Klubs verausgabt Donnerstag, den 10. Juli 1919, mittags 1 hr. wird.( Sört, hört!) Entsprechend hoch sind die Umsätze. Bahl Am Regierungstisch: Kommissare. lose Eristenzen werden täglich zugrunde gerichtet. Diesem Treiben Bräsident Leinert eröffnet die Sigung um 1 Uhr 15 Minuten. muß ein Ende gemacht werden. Abg. Schüling( 3.) berichtet über Anträge auf Oeffentlichkeit der Gemeindevertretungen im Rheinlande. Abg. Lüdicke( Dnat.) fordert die rasche Erledigung der Frage Groß- Berlin.

Ministerium des Innern.

"

Abg. Haas( Soz.) beantragt eine Aenderung der Gemeinde­wahlbestimmungen dahin, daß bei Neuwahlen neue Wählerlisten aufgestellt werden müssen.

Auf der Tagesordnung steht die zweite Beratung des Haus­haltplans des Ministeriums des Innern. Dazu liegen Anträge des Ausschusses und weitere 41 Anträge aus dem Hause vor. Der Ausschuß beantragt u. a., den Fond Geheime Ausgaben" von nun an umzuändern in einen Dispositionsfond zur Be­fämpfung des Verbrechertums. Die Regierung wird. ersucht, dafür Abg. Reinecke( 3.) verlangt die gutachtliche Anhörung von zur sorgen, daß die Fürsorge für die aus Elfaß Lothringen Wolfsvertretern bei der Umänderung der Provinzial-, Kreis, bertriebenen Deutschen wirksam durchgeführt wird und daß der Zu- Städte- und Landgemeindeordnung. Der Redner berichtet über strom von Flüchtlingen aus den östlichen Provinzen mög- Anträge des Abg. Hoffmann( U. Soz.) auf Erhöhung des ge­lichst gleichmäßig verteilt wird. meindeſteuerfreien Einkommens auf 5000 m.

Abg. Dr. Reinecke( 8tr.) ersucht die Regierung, die Berufs­beratung auf staatlicher Grundlage zu organisieren.

Abg. Schubert( S03) fordert einen Gesezentwurf, durch den alle geheimen Personalaften der im Staats- oder Gemeindedienst stehenden Beamten, Angestellten und Arbeiter abgeschafft werden.

Abg. Hammer( Dt. natl.) bittet, den Gendarmen sofort den Rang der mittleren Beamten zu verleihen.

Abg. Schubert( Soz.) ersucht die Regierung, allen Beamten und Angestellten das Auswärtswohnen zu gestatten.

Abg. Dr. Struwe( Dem.) ersucht die Regierung, schleunigst einen Gefeßentwurf vorzulegen, durch den die Ueberwachung der Die bisherige Prostitution grundsäßlich umgestaltet wird. Sittenpolizei ist unter völliger Loslösung von der Kriminalpolizei in ein ausschließlich gesundheitlichen und pfleglichen Sweden dienendes Amt umzuwandeln.

Abg. Frau Arendsee ( U. Soz.) schildert die Notlage der Kran­tenschwestern.

Abg. Dr. Thaer( D. Vp.) richtet die Anfrage an die Regierung, welche Maßnahmen sie zu treffen gedenkt, um den aus dem Kriege zurückgekehrten Angestellten und Angehörigen der freien Berufe die Wiederaufrichtung ihrer bürgerlichen Stellung zu er=

leichtern.

Abg. Schrader( Soz.) richtet an die Regierung die Anfrage, ob die gewaltsame Besetzung der seit längerer Zeit freien Präfi­bentenstelle des. Eisenbahnbezirks Erfurt und einiger Dezernate der Grund war, weshalb die Staatsregierung die Besetzung Ers furts am 18. Juni durch Regierungstruppen veranlaßte. Darauf vertagt das Haus die Weiterberatung auf Freitag, 1 Uhr, vorher Anfragen.

Erich Mühsam und Genossen vor dem Standgericht.

Bubenterror. Wadler im Bann der Schwerindustrie. Wadler gegen das Streikrecht der deportierten Belgier. Schluß der Beweisaufnahme. - Vorsitzender: Herr Mühsam, es ist doch schon hier von Zeugen. largestellt worden, daß ein Mordplan nicht bestanden hat. Wir haben doch wiederholt festgestellt im Laufe der Verhandlung, daß

München , 10. Juli.

Abg. Negenborn( Dt. natl.) ersucht die Regierung um Auskunft, ob und in welchem Umfange feit dem Ausbruche der Revolution die für die Herstellung und Verbreitung von Flugblättern und Schriften, die ihrem Inhalt nach parteipolitisch sind, sowie für parteipolitische Propaganda anderer Art Mittel des preußischen Staates verwendet worden sind. Eine ganze Reihe von Streit Im Laufe der weiteren Beweisaufnahme wird von Beugen fchriften beschäftigt sich mit der Frage der Urheberschaft der Revo- bekundet, daß sich in der Bewegung der Räterepublik eine Reihe lution. Wenn die Herren sich darüber streiten wollen, so sollen sie von Leuten bemerkbar machte, die man nur als politische Bar­es auf eigene Kosten tun, und nicht auf Reichskosten.( Sehr richtig! venüs" bezeichnen kann, Leute, die bis zum November der sozia­rechts.) Unter andauerndem Lärm und fortgefeßten listischen Bewegung ferngestanden hatten. Verschiedentlich machte Zwischenrufen der äußersten Linken, die bon der Rechten sich auch eine Postenjägerei geltend. ununterbrochen erwidert werden, verliest Redner noch eine lange Reihe von Auszügen aus diesen Flugschriften. Nach einer Er­Ilärung der Regierung habe dieser Werbedienst schon im Februar zingestellt werden sollen, das sei aber nicht geschehen.

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Abg. Dr. Bollert( Dem.): berichtet über die Ausschußberatung der Anträge der Deutsch nationalen, der Deutschen Volkspartei und der U. Soz. wegen Ent­schädigung der durch

gegen Sie große Erregung in weiten Kreisen, selbst der Rätebewegung, vorhanden war. Sie haben auch selbst zugegeben, daß Sie einmal verprügelt worden sind. Jeden falls sind Sie aber nicht ermordet worden und sind noch imstande, sich hier ganz gut zu verteidigen.

Vernommen werden dann ein Feldwebel vom Wacht­fommando und ein Gefängniswärter des früheren Zuchthauses, jezigen Festungsgefängnisses Erbrach, in dem die jebigen Ange- Der Zeuge Neuner war als Beauftragter des Vollzugs­flagten untergebracht worden waren. Die Zeugen befunden, ausschusses des Landessoldatenrats im Kriegsministerium tätig. daß am 30. Mai zwei der Gefangenen freigelassen werden In der entscheidenden Eibung im Kriegsministerium war cine follten. Bei der Entlassung rief der eine: Jezt machen wir in zusammengewürfelte Gesellschaft vorhanden. Es befanden sich München die zweite Revolution und

bauen eine Dampfguillotine, damit es schneller geht!"

darunter

junge Mädel und Buben

die Unruhen der letzten Monate Geschädigten. Zeuge Kunstmaler Seyfuertig war Kommandant der von 19 bis, 20 Jahren. Es hieß, es handle sich um eine unverbind Der Ausschuß beantragt, die Regierung zu erfuchen, 1. dafür republikanischen Soldatenwehr. Er gibt an:: In einer Versammliche Besprechung für die Ausrufung der Räterepublik, aber Müh­zu sorgen, daß die bei den Unruhen der legten Monate Gelung der Vorsißenden der Münchener Garnisonräte sei mitgeteilt sam und Landauer waren schon in einem Nebenzimmer mit der schädigten mit möglichster Beschleunigung angemessene Ent worden, daß seit Ausrufung der Räterepublit schädigung erhalten, 2. dahin zu wirken, daß die Entschädigungen grundbiäglich vom Reiche, nötigenfalls unter Beteiligung des Staates und der Gemeinden geleistet werden.

Abg. Schrader( Soz.)

tein Stüd Bieh mehr

tritt für die Errichtung von Mietseinigungsämtern auch in den Ge- bindung mit der Regierung Hoffmann hergestellt sei. Es wurde meinden mit weniger als 10 000 Einwohnern ein.

Die üblen Folgen der Wohnungsnot,

nach München gekommen sei. Es wurde darauf einstimmig die Absetzung des Zentralrats, Verhaftung der Führer der Räterepu­blit und Einsetzung einer Militärdiftatur beschlossen, bis die Ber­weiter die Einsehung von Fachministern verlangt und beschlossen, daß mit der Bewaffnung der Arbeiter eingehalten werden müsse. des Wohnungswuchers und des Schleichhandels mit Wohnungen Gegen diesen Antrag stimmte auch der Angeklagte Killer. Nach machten sich auch besonders in der Peripherie der Großstädte be- dem der Zeuge aus der Versammlung weggegangen war, ist es meribar. Die entsprechende Abänderung der bezüglichen Verord Beschlüsse wieder umzustoßen. Erich Mühsam : Jit dem Zeugen jedoch auf Betreiben Killers und der Kommunisten gelungen, diese nungen habe mit aller Beschleunigung zu erfolgen. Mit dem Amts. Ist gericht könne der fleine Mann in dieser Beziehung gar nichts an- bekannt, daß unter der Schußtruppe, die uns nach Erbrach brachte, die Absicht bestand, uns zu ermorden? fangen; der Amtsrichter stehe im allgemeinen dem Grundgedanken weiß ich nichts. Das ist auch nicht der Fall. Herr Mühsam tann Zeuge: Nein, davon der Mietseinigungsämter biel zu fern. froh sein, daß er damals verhaftet wurde, denn wenn es später geschehen wäre, hätten

Abg. Menzel- Stettin ( Dnat. Vp.) fordert die Wiedereinführung der Zensur gegen den zunehmenden Schmutz in Wort und Bild. Es ist unglaublich, was jezt unbeanstandet öffentlich angepriesen werden darf. Das Mittel der Aufklärungsfilms hat gänzlich versagt, denn diese Aufklärung ist schlimmer als der Schmutz selbst.

Abg. Mehrhof( U. Soz.): Wir fordern die Beseitigung des Be lagerungszustandes. Abg. Dr. von Kries( D. Bp.):

Wir wünschen ein Einfchreiten gegen die Spielklubs. In Berlin ist jest endlich die Polizei eingeschritten und hat etwas 20 Klubs unterdrückt. In allen diesen Fällen handelt es sich unt frühere Spielflubs.( Hört, hört!)

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Erleuchtung.

Roman von Henri Barbusse . Ich schweife weiter in meinen Träumen und steige doch mieder zu dem Geräusch und Gewimmel der Stadt empor. Dort treffen sich die Menschen auch, wie an jedem Sonntag­abend, dort herrscht die große Geschäftigkeit der Männer, dort find sie weniger zurückhaltend. Auf der Stadtstraße entfalten sich die Begierden weniger' verblümt. Stimmen schwirren durcheinander, Lachen schießt auf. Selbst aus allen Türen dringt es hervor, Schreien und Gesang.

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die Massen an ihm Lynchjustiz

geübt. Wir hatten schon beim Transport alle Mühe, ihn vor der aufgeregten Menge zu schüßen, namentlich in Eichstädt. Müh fam: Der Zeuge hat doch selbst die Leute auffordern müssen, daß sie dafür haften, daß uns nichts geschehe. Es hat also doch offen­bar ein Mordplan bestanden. Beuge: Von einem Mord

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Ausarbeitung einer Proklamation beschäftigt. Der Zeuge hatte den festen Eindruck in dieser Versammlung und auch aus privaten Aeußerungen, die Militärminister Schneppenhorst vorher gemacht hatte, daß dieser unbedingt gegen die Räterepublik sei. Er mußte aber vorsichtig sein, denn furz vorher war Killer zu dem Beugen ins Dienstzimmer gekommen und hatte ihm gesagt: Wenn Schneppenhorst mitmacht, ist es möglich, daß er auf seinem Posten bleibt und daß ihm nichts dafür passiert. Der Zeuge hat bas als Drohung aufgefaßt und Schneppenhorst davon Mitteilung gemacht. Auch andere Zeugen haben den Eindruck gehabt, daß Schneppenhorst durchaus Gegner der Räterepublik war. Ein Zeuge gibt an, daß auf der ersten Ministerliste der Räte­republik auch Mühfam als Minister

soldatenrats wurden unter Drohungen der Verhaftung gezwuns vorgesehen war. Die Mitglieder des Vollzugsrats des Landes­gen, eine Erklärung zu unterzeichnen, daß sie auf dem Boden der fommunistisch- sozialistischen Räterepublit stehen und die Regie­rung Hoffmann nicht mehr anerkennen.

Vom Vorsitzenden wird angeregt, auf die Vernehmung des Militärministers Schneppenhorst zu verzichten. Die Verteidigung ist damit einverstanden. Der Staatsanwalt behält sich seine Gr­flärung noch vor.

Einen breiten Rahmen in der weiteren Beweisaufnahme nimmt die Stellung des Angeklagten Dr. Wadler in der Frage der Zwangsdeportation belgischer Arbeiter

plan ist gar keine Rede, Mühsam tann versichert sein, daß tha von meinen Leuten nicht ein haar gekrümmt worden wäre. Mühsam: Wie kam es denn, daß die Stimmung in der ein, die der Borsigende bei Beginn des Prozesses als ich wer be Schußtruppe so war, daß wir nicht mehr des Lebens sicher waren? la stend für den Angeklagten bezeichnet hatte, da sie in schroffem liebten haben, aber niemand mehr verlangt nach ihr, denn tauchen wie das letzte Mal, da wir uns gestreift hatten. Es ihr fnochiges und ausgemergeltes Gesicht ist von einem Aussak würde mich durchschütteln, sähe ich jetzt zufällig in der Dunkel­bespickt. Die Kinder, die genau wissen, was Luise braucht, heit das Aufstrahlen ihres Gesichts oder das Schweben ihrer machen sich über das Mädchen luftig. Das Geflatsche der Er- Gestalt, wie bei unserer legten Begegnung, da sie von einer wachsenen hat auf die Kinder abgefärbt. Ein kleines fünf- feidenen Linie umwoben schien; ergreifen würde es mich felt­jähriges Kindlein deutet mit seinem winzigen Finger auf das sam, fäme sie jetzt daher, Hand in Hand mit ihrer jüngeren Mädchen und stottert dabei: Will'n Mann haben!" Da geht Schwester. auch zufällig, einem toten Blatte gleich hingeweht, Véron. Aber dies Ereignis tritt nicht ein. In dem nachtblauen, Véron schwänzelt so oft er kann um Antonia herum. Er falten Rahmen sehe ich nur die beiden Fenster dort im zweiten schlottert, und sein winziges Köpflein ist zur Rechten geneigt. Stockwert des Hauses, wo sie wohnt. Von sanfter Helligkei Dabei lächelt er ein farbloses Lächeln. Er lebt, ohne etwas scheint das Innere belebt. Einer von diesen Schatten ist zu tun, von kleinen Renten. Er ist gut und zart, und vielleicht Marie selbst. Aber diese lichten Schemen nehmen manchmal rüttelt ein Anfall von Nächstenliebe an ihm. feinerlei Gestalt an; sie bleiben in einer jenseitigen Welt. Hier auf der Straße der inneren Stadt ist die Helligkeit Véron und Luise Grün bemerken sich. Sie wollen ein- Endlich verlassen meine Augen das von den Fenstern bestirnte beträchtlich. Das plögliche Aufleuchten des Gaslichtes und ander vermeiden und machen einen Umweg. Sie haben Hausgemäuer, das von den Bäumen eingerahmt wird. Meine der Widerschein, der aus den Geschäftsauslagen heraus- Angst vor einander. Augen wenden sich fort von dem steilhohen und stummen blinkt, das alles entschleiert die Gesichter vollständig. Antonia Und dann ist auch noch Joseph Boneas auf der Liebes- Firmament. Und ich wandere weiter durch diesen Abend, der fommt vorbei. Sie ist umgeben, umschrien und umworben jagd. Recht kläglich ist er trok seiner geistigen Ueberlegenheit. borläufig der letzte aller meiner Lebensabende ist, ich wandere von Männern, die sich den Hals nach ihr umdrehen und die Ein trübes, gelbliches Gesichtlein bosselt sich hervor aus seinem weiter bis zu meiner Hausung. mit den Augen nach ihr suchen; sie alle haben Begierde nach Hut mit der niedergeschlagenen Krempe und aus seinem dem Mädchen. Da erblickt mich Antonia; sie ist sofort be- weißen, aufgeplusterten, handtuchgleichen Halstuch. Vor mir taucht die winzige Antoinette auf. Wie kommt reit, ihr ganzes Gefolge aufzugeben und mich anzurufen, und sie Ich beflage sie, all diese Einsamen, die da suchen, weil es, daß man sie so ganz allein gehen läßt? sie streckt mir das läßt so etwas wie einen gluckenden Redelaut hören, aber ich sie sich selber suchen. Sie stehen meinem Mitleid nach, all Händchen entgegen. Das man ihr den Weg weise, das bettelt wende mich ab und sie muß weiter mit den anderen diese armen, schwankenden Gestalten, die unvollkommen sind fie. Ich geleite sie ein Stücklein. Ich beuge mich über sie, gehen. und zerfetzt, all diese eitelnichtigen Schatten, die dort nächtlich ich verlangsame meinen Schritt, ich frage sie und höre ihr zu. verschweben. Aber sie ist noch zu klein und unbeholfen, und sie kann nichts Wo bin ich plötzlich? erklären. Behutsam geleite ich das Kindlein heim. Sie sieht Ich bin vor den Arbeiterhäusern, vor dem ungeheuren, nur noch so wenig, daß sie am Abend ganz blind ist. Ich hinfriechenden Häuserblock, aus dem die Fenster hervor- bringe sie bis an die niedrige Tür der zerbröckelten Wohnung. leuchten. Dort wohnt Marie Tusson, deren Vater bei dem Gozlans wo sie nistet.

Da sie mit ihrem Männergespann verschwunden ist, atme ich den Duft ein, der ständig von Petrolle ausströmt. Petrolle ist der Lampenpuzer in der Fabrik. Er ist gelblich und pic­lich und erdig, sein Auge ist aufgeblättert, er riecht nach ranzigem Del, es scheint, daß Petroleum seine einzige Nahrung ist. Betrolle ist ein Mensch, der wohl immer im Schatten bleiben soll. Man sieht ihn taum, man riecht ihn nur. Und andere Frauen noch und andere Frauen. Auch ich habe mich an manchen Sonntagen all dieser Liebe ein­gemischt.

als Grundstücksverwalter angestellt ist. Einem heimlichen Triebe In meiner Straße steht der alte Eudo . Er steht vor folgend bin ich bis hierher meinem Abenteuer nachgegangen. feinem Laternenhäuslein, dessen Dachluke vergittert ist. Finster Ohne daß ich mir Rechenschaft davon gebe, und ohne daß ist er unter seinem Radmantel anzusehen, spizig ist er wie ich mich mit ihnen geselle, schnüffele ich hier nach den sein Haus selber. lebendigen Wesen und den toten Dingen. Er macht mir ein wenig Furcht. Sicherlich hat er kein Marie ist meine Cousine, und doch begegne ich ihr kaum. ruhiges Gewissen. Aber mag er auch schuldbeladen sein, er Aus all diesen Wesen, die da schwabend herumgehen, die Wir sagen uns nur Guten Tag, und wenn wir uns treffen, ist trotzdem mitleidswürdig. Jch bleibe bei ihm stehen, und da haschen eines nach dem anderen, richtet sich eine Frauen- dann lächelt sie mir zu. wir fangen zu reden an. Aus der Nacht seiner Kapuze hebt gestalt einsam auf, einem Lichtpfahle gleich, und leer Ich lehne mich an eine Platane und dente an Marie. er ein weißliches und verwestes Gesicht. Ich rede zu ihm wird es rings um sie. Das ist Luise Grün. Sie ist so Sie ist hoch gewachsen, blond, kräftig und sanftmütig und ob- vom Frühling und vom Wetter. Er hört mir nur zerstreut häßlich, daß man sich vor ihr fürchten muß. Einmal ist sie wohl sie nur bescheiden angezogen ist, geht sie einer Venus zu und sagt nur mit dem Lippenrande ja. Und dann sagt zu tugendhaft gewesen, als sie noch allerhand Gelegenheit gleich mit breiten Hüften einher. Shre schönen Lippen er plößlich: Zwölf Jahre ist meine Frau nun schon tot. gehabt hätte, nicht tugendhaft zu sein. Jetzt bedauert sie es, glänzen wie ihre Augen. Daß ich sie so nahe weiß, bewegt zwölf Jahre bin ich nun schon vollkommen allein. Seit und sie erzählt es ganz ohne Scham, um sich für die einstige mich seltsam in meinem Schattenwinkel. zwölf Jahren höre ich nur noch die legteu Worte, die sie zu mir gesprochen hat!" ( Forts. folgt.)

Vergeudung ihrer Tugend zu rächen, Sie möchte einen Ge- l Ich würde zittern, wollte sie jetzt plöglich vor mir auf