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Nr. 194.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit tlluftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 8,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Desterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post Zeitungs- Preisliste für 1894 unter Nr. 6019.

Vorwärts

11. Jahrg.

Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzetle oder beren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in ber Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn und Festtagen bis 9 Uhr Bor mittags geöffnet.

Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin Berliner  

Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Mittwoch, den 22. August 1894.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!

Parteigenossen!

Laut Beschluß des vorjährigen Parteitags, findet der dies. jährige in Frankfurt   a. M. statt.

Auf grund der Bestimmungen der§§ 7, 8 und 9 der Partei­Organisation beruft die Parteileitung hiermit den diesjährigen Parteitag auf

Sonntag, den 21. Oktober,

nach Frankfurt   a. M. in das Lokal zur

,, Weißen Lilie", Bergerstr. 273.

Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt: Sonntag, den 21. Oktober, Abends 7 Uhr, Vorversamm­Tung, Konstituirung des Parteitages. Festsetzung der Geschäfts­und der Tagesordnung. Wahl einer Kommission zur Prüfung der Mandate.

Montag, den 22. Oktober und die folgenden Tage: 1. Geschäftsbericht des Parteivorstandes.

Berichterstatter: A. Gerisch.

2. Bericht der Kontrolleure.

Berichterstatter: H. Meister.

3. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit.

Berichterstatter: R. Fischer.

4. Die Maifeier 1895.

Berichterstatter: C. Meift.

5. Agrarfrage und Sozialdemokratie.

in die gedruckte Vorlage für den Parteitag Aufnahme finden| kommen sein. Die neun Röche, die an diesem Brei sollen. herumgekocht haben, scheinen von dem Grundsatz des alten Anträge von einzelnen Parteigenossen bedürfen der Gegen- griechischen Weisen ausgegangen zu sein, daß das Beste das zeichnung des Vertrauensmannes, sollen sie zur Veröffentlichung Wasser ist. Wässerig genug schmeckt der Bapp. und Berathung gelangen. Man kann, um zur Würdigung des Entwurfs zu ge Die Bekanntgabe der Adresse des Lokalkomitees in Frank- langen, von vornherein ausscheiden, was den alten Forde rungen des Liberalismus entspricht. Sie sind, nur in etwas veränderter Form, aufgenommen in das Programm. Leider

furt a. M. erfolgt später. Mandatsformulare sind durch das Parteibureau Berlin SW., hat die Erfahrung gelehrt, daß es mit der Wahrnehmung Razzbachstr. 9, zu beziehen.

Berlin  , den 19. Auguft 1894.

Mit sozialdemokratischem Gruß

Der Parteivorstand.

Zum Programm- Entwurf der

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dieser Forderungen arg hapert bei den Epigonen der Waldeck und Ziegler. Die Vertheidigung der Volksfreiheit ist längst übergegangen auf die Sozialdemokratie. Nur in Steuersachen und Allem, was damit zusammenhängt, steht Eugen Richter  , dieser Typus des Bourgeoispolitikers, noch seinen Mann. Denn in Geldsachen hört gerade bei dem Bourgeois die Gemüthlichkeit auf, die er sonst vor einer hohen Obrigkeit im Hinblick auf deren der Kapitalistens Freisinnigen Volkspartei. wirthschaft gewährten Schuß gern bewahrt. Endlich hat nach Nöthen lang und schwer, hat nach Theil werden lassen, als wir äußerten, daß er die alten Doch wir hätten fast zu viel Lobes dem Entwurf zu langen schweren Nöthen der Programmentwurf der Frei­ sinnigen Volkspartei   das Licht der Welt erblickt. In dem Forderungen des Liberalismus aufrecht erhielte. Er redet, Geburtsattest, das die Freijinnige Ztg." dem Erzeugniß der was Verfassungsfragen anbetrifft, nur von der Sicher Neuner- Kommission mit auf den Weg giebt, wird mitgetheilt, daß stellung" der gegenwärtig bestehenden Rechte, als ob es nicht die Arbeit bereits am 1. Juli fertig gestellt, aber bis zum erweiterter Rechte ankäme. Eine Partei, die bei der Ver­auch mindestens ebenso sehr auf die Eroberung neuer, 20. August unter gegenseitiger Stillschweigegelobung der Kommissionsmitglieder im Dunkel des Schreibpults vertheidigung, bei Fordenbeck's einstmaligem Schlachtruf: schlossen gehalten wurde, da die politische Thätigkeit in Burück auf die Schanzen!" beharrt, giebt ihre Position den Vereinen erfahrungsgemäß mit Ende August beginne. Lücke in den Forderungen, durch die uns das fette Antlig von vornherein preis. Und da stoßen wir noch auf eine Das zu vernehmen, muß das Gefühl höchster Befriedigung erwecken in der Brust aller der freisimmigen Politiker, die des engherzigen Bourgeois angrinst. Wohl redet der Ent­unablässig auf Veröffentlichung drängten, schließlich, trotz des wurf von der Anwendung des allgemeinen, gleichen und angeblichen Ferienbedürfnisses sich in ihren Vereinen an die direkten Wahlrechts auch auf die Landtagswahlen, Ausarbeitung eigener Entwürfe machten und dafür von Da würde ea ja aus sein mit der Freisinusmehrheit im aber er schweigt von den Kommunalwahlen. Natürlich! Eugen Richter   in seinem Leiborgan angerüpelt wurden. Die Da würde es ja aus sein mit der Freisinnsmehrheit im ganze Vorgeschichte des Entwurfs beweist, daß es dem braven Rothen Hause zu Berlin   wie in anderen Städten. Es ist Eugen und den übrigen vorsichtigen Programmschneidern uns, als hörten wir den maßvollen" Volksfreund und 9. Wahl der Parteileitung. vielmehr darauf ankam, die Zeit zur Kritik des Entwurfs Hausbesitzer Thomsen aus Jbsen's" Volksfeind" das Frei­finnige Programm erläutern: Parteigenossen! Wir fordern Euch nun auf, die erforder- innerhalb der Parteifreise möglichst zu beknappsen. Daran hat er sehr weise gethan, denn bis die frei-" Ja, wenn's den lokalen Machthabern gilt, dann bin ich lichen Vorbereitungen zu treffen. Insbesondere die Wahl der sinnigen Bürger in Stadt und Land" dahinter gekommen wirklich ein Aengsterling... Fällt einer über die Regierung her, Delegirten und Einreichung der Anträge rechtzeitig zu bewirken. find, was denn eigentlich mit den verschwommenen Redens so richtet er nicht den geringsten Schaden an; denn die Männer Die Anträge müssen bis spätestens 10. Oktober arten dieses Entwurfs, die häufig einem politischen fümmern sich den Geier um das, was die Zeitungen fagen sie bleiben wo sie sind. Aber die Lokalbehörden in den Händen des Parteivorstandes Moralbüchlein für die heranwachsende Jugend entnommen gestürzt werden und dann fommen vielleicht unbrauchbare zu sein scheinen, an greifbaren, realisirbaren Forderungen Menschen ans Ruder, zum unendlichen Schaden der Hausbesizer gemeint sein soll, wird die Zeit bis zum Zusammentritt und anderer Leute. Darum: in der kleinen Politik hübsch beim des Eisenacher Parteitages am 22. September herange- Alten geblieben!"

Berichterstatter: Dr. B. Schoenlant und

G. v. Vollmar.

6. Die Bedeutung der Trusts, Ringe, Kartelle und ähnlicher großkapitalistischer Organisationen in unserer wirthschaft

lichen Entwickelung.

Berichterstatter: M. Schipper.

7. Anträge zum Programm und Organisation. 8. Sonstige Anträge.

Berlin   SW., Ratzbach str. 9

sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 8 Absatz 2 der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht werden und

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Feuilleton.

Der Inde.

Deutsches Sittengemälde

aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Von C. Spindler  .

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die können

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Euch schwer gefallen sein, wieder zur Heimath zu ich Glück mitbringe oder getäuschte Hoffnung." Zum tehren, aber besser spät, denn niemals. Gott   lasse Euch Lebewohl reichte er dem staunenden Vater die getreue Hand, noch lange deutsche Luft genießen, und uns Freunde sein. und begegnete auf des Hauses Schwelle dem kleinen Hans Vergebt mir, was ich vielleicht gegen Euch gesündigt, und mit Fiorillen. Grüß Dich Gott  , Mühmtein!" rief er luftig: 119 ich will Euch herzlich gern jenen Gang zum Cardinal ver- Der Teufel ist mit Gottes Hilfe ausgetrieben, obgleich der geben." Verstummend sah der Prälat verlegen auf den Ohm noch im Oberstocke wohnt; bete für mich, schöne Be­Saum seines Gewandes; aber Johannes erbarmte sich seiner kehrte, daß der Schwarze gänzlich aus dem Wege bleibt!" Verlegenheit, und brachte ihn auf einen Text, der an- Fiorilla deutete sorgfältig nach der Treppe und winkte genehmer war, auf den Unterschied der deutschen   und dem Jüngling Schweigen zu." Ich sehe es gerne," sagte wälschen Lebensweise. Monsignore gerieth in verwickelte fie, flüchtig und scheu, daß Ihr Eure Laune wieder himmel­O mein Lehrer und Freund!" fragte Diethers Sohn: Abhandlungen, und Dagobert, nachdem er, guter alter Sitte blau gekleidet habt, aber die Vertraulichkeit, die Ihr " Noch gestern so unglücklich, heute so glücklich in den gemäß, vor dem Altar des Hauses ein kurzes Gebet ver- mir zu Kostniß schenktet, mäßigt vor der Eifersucht des Armen des Vaters! womit vergelte ich diese unerwartete richtet hatte, machte Anstalt, wieder zu scheiden. In Prälaten, und dem Ernste Eures Vaters, und den Lauer­Gnade? Mit Versöhnung;" entgegnete Johannes, furzem bin ich wieder zurück," sagte er zu Diether, der ihn blicken des Gesindes. Ich verlange nun nichts mehr zu der nach der Thüre zeigend, durch welche sich langsam und schwer wieder von der Seite ließ und mir glückt's viel gelten, als eine Magd, und frage nur aus theilnehmendem feierlich der Prälat von Cesena herein bewegte. Das Ge- leicht, etwas zu gewinnen, das Euch lieb und genehm ist, Herzen nach der holden Esther, deren Haus so schmählich spreizte und Gezwungene seiner Haltung, die heuchelnde mein Vater!" Was kann mir lieber sein, als Deine zu Grunde ging." Dagobert flüsterte ihr ins Ohr, daß Freundlichkeit, die auf seinen Lippen und Wangen   saß, Nähe und die des kleinen Hans? fragte Diether schmerzlich, Esther sicher sei, und wollte fort. Da klammerte sich Hans während der finstere Zug auf der Stirne ein still brüten sich umschauend:" So weit ich sehe durch das geräumige an ihn und fragte: Schon wieder, lieb Brüderlein, willst des Mißvergnügen verrieth, hätte den scharfblickenden Haus, so fehlt doch immer die darinnen, welche fleißig hier Du scheiden ohne Gruß und Kuß für den armen kleinen Neffen sicher wieder von der geforderten Versöhnung zurück- waltete,... eine ehrsame Hausfrau, bis mich der Satan Hans?" Ach, Du armer Bube!" redete Dagobert zu geschreckt, wenn nicht der Mönch seine Linke, der Vater beschlich. Nicht minder fehlt die Tochter.. ach, und ihm, und zog ihn zu sich empor:" Du armes Unglücks­feine Rechte ergriffen hätte, um ihn zu dem Eintretenden diese wird immer fehlen, da ich in ihr die Schlange männlein! fannst Du mir nicht sagen, wo der rechte zu geleiten. Die Annäherung indessen, welche, selbst die erkannt habe. Jch beklage nur ihr Schicksal, das meines Johannes ist?" Der Knabe sah ihn groß an und ers Liebe entbehrend, durch den Einfluß geliebter Freunde den Hauses so ganz unwürdig ist, und zu dessen Entscheidung widerte: Ich verstehe Dich nicht, lieber Dagobert. Aber noch nur zögernd zu Stande gekommen wäre, machte sich Bitten und Dringen den Rath noch nicht vermögen konnten in der Erde oder im Himmel muß er sein, glaub' ich." leichter durch die salbungsvolle Anrede des Prälaten, welcher Und das Kind der Unglücklichen..." " In der Erde, im Himmel?" versetzte Dagobert düster. aus vollem Munde seinem Neffen ein Pax cum tibi, mi fili!" O schweigt, schweigt!" fiel Dagobert rasch ein:" Ihr O Du sagst die Wahrheit, Du armer Bube." entgegenrief. Der Verstoß gegen die römische Sprache, der spracht mahr,... sie ist eine Schlange, aber dieses habt Ihr denn, guter Junker?" fragte Fiorilla theilnehmend. darinnen lag, half glücklich über das letzte Hinderniß Kind, von welchem Ihr redet, ist ihr fremd, und gerade Du verstehst mich auch nicht, Blümchen," erwiderte weg, denn Dagobert erinnerte sich, in sich lachend, der Zeit, darum, o mein Vater... ich wage nicht, diese Räthsel Dagobert, seinen Trübsinn zum Scherz zwingend, und wollte in welcher er den Ohm über manchen ähnlichen Schnitzer zu lösen, da ich nur einer milderen, günftigeren Zeit es Gott, ich verstünde mich selbst nicht, und wäre noch wie aufgeklärt hatte, und in diesem Angedenken an Instige vertrauend überlasse! Dem sei, wie ihm wolle; Wallradens wohl sonst, und könnte hier den Buben lieb haben, wie Tage, gab er denn seine Hand in die feiste des Prälaten   Haft bleibt ein Brandmal für unsere ganze Sippschaft, sonst, und wüßte nicht. aber wahrhaftig, ich rede und sagte: Gleichfalls, lieber Ohm und würdigster Herr! wenn wir sie nicht mit Gewalt zu Ende führen. Dieser thöricht Zeng, und wünsche doch nicht, daß Dein Mund Willkommen auf deutschem Grund und Boden. Es wird Pflicht gilt mein heutiger Ritt, und es wird sich zeigen, ob meine Tollheit verrathe, meine Freundin. Hörst Du?".

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