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durch«ine zweckmäßiger« Gestaltung des Verhältnisses der Zentral» rogierung zu den Provinzen sicherzustellen. Von diesem Gesichts- punfte Hot daS Staatsministerium in der Sitzung vom 12. Juli beschlossen, einen Gesetzentwurs über die Einräumung er» Weiterter Selbständigkeirsrecht« an die Pro- vinzialverbände unverzüglich der Landesversammlung vorzulegen, um vor deren A u Se i na nde r gths n noch seine Durch­beratung zu erreichen. In diesem Gesetz wird dem Provinziallandtag das Recht der statutarischen Regelung solcher Fwagen der Schul» und Kommunalverfassung eingeräumt, die der Provinziolbevolkerung nach den gemachten Erfahrungen gang besonders am Herzen liegen. Bei den Fragen der Schulversassung wird man besonders an die Erteilung des Religionsunterrichts in den Volks- schulen und den Gebrauch der Muttersprache in den gemischt- sprachigen Landesteilen zu denken haben. Von besonderer Wichtigkeit ist die E i n r ä u m u ng d e S provinziellen Statu tarrechtes in Angelegevcheiten der staatlichen Verwaltung. Der beherrschende Ge- danke ist hier der, daß der Provinziallandtag durch das Statut einigen Vertretern der breiten Schichten der Bevölkerung eine Beteiligung an der Verwaltung einer Staatsbehörde innerhalb der Proving, also etwa der Bezirksregierung, ermög- lichen kann. Diese Vertreter, als Beirat in geringer Anzahl organisiert, würden periodisch am Sitze der staatlichen Behörde, der sie beigegeben sind, zusammentreten und an den Vorstand dieser Behörde Wünsche, Anregungen und Beschwerden aus der Provinziallbevölkerung heranzubringen haben. Dem P r o v i n- ziollandtag würde es freistehen, die Zusammensetzung und die Art der Wahl dieser Beiräte statutarisch zu bestimmen. In letzter Linie will der Gesetzentwurf dem Pvovinziälaus- schuß das Recht einräumen, vor Besetzung der wichtigsten Staats- stellen, d. h. der Stellen der politischen Beamten der Provinz, mit fernem Votum gehört zu werden. Was Oberschlesien   betrifft, das bekanntlich zurzeit einen Regierungsbezirk, aber keine Provinz bildet, so will die Staats- regierung für die Zeit, nachdem die Abstimmung zu seinem Ver- bleiben bei Preußen geführt haben wird, die Bildung eine: besonderen Provinz Oberschlesien erwägen. Damit würde auch Oberschlesien   von den erweiterten Autonomierechten, die der Gesetzentwurf den Provinzen zuerkennen will, Nutzen ziehen können. Der beschlossene Gesetzentwurf wird der Ausdruck des demo- kratischen Gedankens sein, daß die auf Stammverwandtschast be- gründeten Provinzen«inen lebendigeren Anteil an Gesetzgebung und Verwaltung im Rahmen des Staatsganzen für sich in An- spruch nehmen und damit dem Vaterlande einen. wirksameren Halt bieten sollen, als das bei der bisherigen strafferen Organi­sation der Fall gewesen ist. Der Gesetzentwurf wird etwa so lauten: Gesetzentwurf über die Einräumung erweiterter Selbständig- keitsrechte der Provinzialverbände. § 1. Die Provinziallandtage sind berechtigt, Provinzialftatuten über folgende Angelegenheiten zu beschließen: 1. lieber die Regelung solcher Fragen der Schulder- fassung, welche für die Bevölkerung der einzelnen Provinzen ein besonderes Interesse haben; 2. über Besonderheiten des provinziellen Gemeinde-, KveiS- und Provinzial- Verfassungsrechts, soweit die Gesetze Ab- weichungen gestatten oder auf solche verweisen; 3. über die Einführung einer zweiten Amtssprache neben der deutschen   in gemischtsprachigen Gebieten; 4. über die Einrichtung von Beiräten, die den staatlichen Behörden innerhalb der Provinz beizugeben sind. Ausgabe des ProvinzialstatutS ist es, die Zusammensetzung und die Art de: Wahl dieser Beiräte entsprechend den Interessen der Provinzial- bevölkerung zu regeln. tz 2. Die Provinzialftatuten(8 1) unterliegen der Bestätigung durch die Staats'iegierung. Z 3- Vor Besetzung der Stellen der politischen Beamten inner- halb einer Provinz ist der Provinzialausschuß zu Hörem 8 4. Dieses Gesetz tritt mit dem Tage der Bekanntmachung in Kraft.
Die Internationale öes Gedankens. Ein Ruf von Henry Barbusse. In Paris   hat sich die erste großeBereinigung der Geistigen" konstituiert unter dem NamenC karte", der zurückführt auf den großen Roman von Henry Barbusse, dessen deutsche llebersetzung derVorwärts" jetzt als erstes Blatt unter dem TitelErleuch- tung" veröffentlicht. Der Vereinigung gehören folgende hervor- ragende Franzosen an: Anatole France  , Charles Richet  , Romain Rolland  , Victor Marguevitte, Antoine Genner, Henry Bataille  , Madame Curie  , Steinten, Leon Werth  , A. Charpentier, Tristan Bernard  . Dieser Bund will wirken für die Hingabe an die edelsten inoralischen Ideen, und ihr Programm spricht Henry Barbusse als ihr Beauftragter in einem Aufruf aus, der in deutscher lieber- setzung in der nächsten Nummer derWeißen Blätter" erscheint. Es heißt darin: Der neue Geist der Befreiung, der Unbotmäßigkert gegen alte barbarische Gesetze, der die ganze Erde durchzittert und aufwühlt, die sichere und tiefere Bewegung des Volkes, die aufsteigt, um eines Tages zu herrschen und da» Antlitz der Ge- sellschaft zu wandeln, sie sind von den Denkern geschaffen. Di« geistigen Arbeiter wollen, wie es ihre Pflicht ist, ihr Teil am Werke dieser endgültigen Wiedergeburt der Menschheit haben, von der man alles erwarten darf, denn sie ist einfach und gerecht. Si« ist da und dort noch nicht mehr als ein schönes Aufleuchten oder ein großes Atemholen; sie ist noch an vielen Punkten der Welt in- mitten ihres Grollens von Zorn und Revolte verdunkelt, verfolgt oder fanatisiert, einem grqusigen Auf und Alb von Exzeß und Rückschlag ausgesetzt. Di« Intellektuellen wollen nun, nachdem sie «inander erkannt und sich brüderlich verbündet und ihre gestern noch zerstreuten Bestrebungen vereinigt haben, gemeinsam sich an alle Lebenden wenden, um sie zu ermutigen, zu belehren, zu ver- teidigen und zu vereinen, um eine bessere Zukunft aufzutauen, mit ihnen und für sie. Das ist nicht alles. Diener der republikanischen Idee in all ihrer tiefen menschlichen Güte und ihrer ganzen Weltenweite, neh- men die französischen   Schriftsteller, die sich heute sammeln, an. daß sie den Wettbewerb der Schrift st«ller und Denker anderer Länder nötig hab�n; sie bieten ihnen die Hand und rufen die Internationale deS Gedanken-S aus, parallel zur Internationale der Völker. So handelnd sind sie patriotischer als die Chauvmisteu. Das Volk, das sich mit furchtbarer Macht erhebt, braucht nie- mand mehr, um feine Ketten abzuschütteln. Die Bewegung, an deren Spitze wir uns entschlössen gestellt haben, erfüllt sich ohne uns. Die Demokratie ist unbesiegbar. Aber diese schicksalsschwere AuferHehuug de» Menschengeschlechtes wird sich in einer ruhigeren
Das Abschiedsgesuch wiftells. Der bisherige Reichswirtfchastsminister Rudolf W i s s e l l hat mit dem Bemerken, es zur Vermeidung wilder Gerüchte gleichzeitig an die Presse zu geben, dem Reichspräsidenten   sein Abschiedsgesuch eingereicht. Nachdem er darin um seine Entlassung vom Amte ge- beten hat, betont er, daß er seine Ansichten über die Planwirt- fchaft wiederholt vor der Oesfentlichkeit vertreten hat, ohne bei sei- nen eigenen Parteigenossen Kritik zu finden. Es heißt dann weiter: Ich mußte um so mehr glauben, daß meine Parteigenossen hinter mir stünden, als noch auf dem sozialdemokratischen Partei- tag der jetzige Vorsitzende der sozialdemokratischen Partei erklärt hat, daß die Partei geschlossen hinter meiner,Planwirtschaft" stünde, und als der Parteitag einen Antrag annahm, der diesem meinem Grundgedanken durchaus gerecht wurde. Die Auffassung hat sich recht schnell bei meinen Parteifreunden gewandelt. Ich muß die notwendige Konsequenz daraus ziehen. Einen organisatorischen Ausbau des Wirtschaftslebens Deutsch- lands hielt ich nur möglich, wenn dieser Aufbau in einem Geiste von den Wirtschaftern erfolge, der die Allgemeininteressen über die Einzelinteressen stellt und der alle Teile des schaffenden Volkes, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Industrie und La»dwirtschaft zu gemeinsamer Arbeit in treuer Pslichterfüllung der Gesamtheit ge- genüber zusammenbringt.... Hierin habe ich mich weniger beim wirtschaftenden Volt als bei den politischen Führern g e- täuscht gesehen. Ich halte eS für ausgeschlossen, daß zurzeit mein Programm, das der Pflicht des einzelnen gegenüber der Ge- samtheit, von mir gegenüber den gesetzgebenden Körperschaften durchgeführt werden kann. Um deswillen halte ich es für ausge- schloffen, weil dort auch noch heute zu wenige Neigung zei- gen, für länger als für einige Wochen hin- aus zu denken und Entschließungen zu fassen. Nichts hat mich so sehr erschüttert, als die Tatsache, daß man.mei- nen Plan, den Plan eines Mannes, dem tiefstes Eindringen m die Probleme der'Zeit und vollste Aufrichtigkeit oberstes Bedürfnis ist, so kurzerhand hat abgetan. Ich bin in klarer Erkenntnis der gegenwärtigen Not und der Wege, die allein aus ihr herausführen können, der Parteipolitik vorangeeilt. Die gegen- wältigen Politiker lehnen mich ab, weil sie das Problem, das Deutschland   lösen muß, noch nichtbegreifen und innerlich noch nicht fertig sind mit dem Problem der sozialen Revolution; in der wir nus noch immer befinden. Ich erhebe nicht den Anspruch, daß mein Plan der allein und ausschließlich richtige ist, aber irgendwelche andeven programmati- schen Forderungen sind mir nicht entgegengestellt.... Wenn ich unter diesen Umständen aus dem Kabinett ausscheide, so wich dieser Entschluß durch die Beobachtung gestärkt, daß es mir zu meiner Freude allmählich zwar gelungen ist, weite Kreise der produktiven Bevölkerung mit meinen Vorschlägen zugunsten der Gemeinwirt- schaft aufzuführen, daß ich aber nur im Vollbesitz von Vollmachten und politischer Rückendeckung an die Praxis des organisatorischen Aufbaues herantreten kann. Meine Absicht war es, sowie es meine Stellung mit sich brachte, zwischen dem Drängen der produktiven Wirtschafter nach Selbstverwaltung und dem Festhalten der Poll- tiker an hergebrachten RegievungSformen zu vermitteln. Dazu gehört jedoch, in den entscheidenden Monaten, die vor uns liegen, ein Mann, den das Vertrauen auf beiden Seiten stützt. Nachdem mich meine Kollegen im Kabinett und in der Par- tei im Stich gelassen haben, wird zwar die Bewegung der produktiven Wirtschafter nicht stille stehen, aber an ihre Spitze mag sich besser außeramtlich ein freier Führer, als inneramtlich ein überstimmter Minister stellen. Ich jedenfalls habe keine Neigungs die große, doch kommende Reform dadurch zu schädigen, daß ich sie mit gsscjselten Händen zu lenken versuche," » Die Hochschatzung, die wir für Genossen Wissel  ! immer empfunden hoben, gebietet uns, unser Befremden über den poleniischen Ton dieses Dokumentes auszusprechen. Die Auseinandersetzungen mit der Partei gehören in die Partei- organe, nicht aber in amtliche Akten st ücke. und schönern Form entfalten, wenn sie geklärt wird durch Aus- erwählte, und die Welt bevölkert ist von erleuchteten Gewissen und solchen, die guten Willens sind.
/, Deutsche   im Mslanöe. Aus dem Haag wird uns zu diesem jetzt wieder wichtigen Thema geschrieben: Der Deutsche   im Auslande hat es jetzt mehr als je nötig, durch abwägendes, kluges Verhalten wieder den symva- chischen Umgang mit Angehörigen anderer Völker anzubahnen. Wie bedauerlich mutet es da an, wenn man sieht, wie viele unserer Landsleute durch Unwissenheit und Unvorsichtigkeit oder durch An- maßung gegen diese Notwendigkeit sündigen. War es vor dem Kriege oft der reisende Protz, Mister Snob aus Berlin  ,.der im Auslande durch sein auffallendes Betragen im Zuge und im Hotel mit einem Gehaben, als ob er da ganz allein wäreich reife ja doch nur im Auslände, um mich benehmen zu können, wie ich will" Anstoß erregte, so sind es jetzt zwar andere Kategorien Reisender, aber auck sie können immer noch nicht erkennen, wie gerade hier Takt nötig ist zu Erfolgen und zur Ver- meidung von Aergernissen. Da spricht die junge Dame im Cafe so laut, als ob niemand deutsch   verstände; zwei reisende Deutsche  in der Elektrischen, der eine, etwas gedrückt, gewesener Soldat nach seinen ausgewaschenen Kleidern, der andere, hier eingelebt, gönner- hast, spottet zu ihm über deutsche Vorkommnisse, ein bißchen aus- schneiderisch, um mit seiner Ueberlegenheit über die lieben Lands- leute daheim dem Volksgenossen zu imponieren. Der Holländer mit gutem Takt begabt und, wenn er einigermaßen zu den Gebil- beten gehört, deutsch verstehend ist unangenehm berührt, hört aber doch zu, wie der andere in der Oeftentlichkeit seine schmutzig« Wäsche wäscht. Dann die vielem. Anzeigen in der Zeitung, in denen Deutsche  hier Beschäftigung suchen. Man kann sie brauchen wegen ihrer Tüch- tigkeit und Intelligenz, aber würden die Volksgenossen sich doch zuerst kümmern um die Art, wie solche Texte hierzulande abgefaßt werden müssen! Jeder ZeitungSangestellte würde ihnen Rat dazu biekenl Geradezu komisch wirkt eS, wenn eine Deutsche annonciert, daß si«Damen der Gesellschaft" deutschen   Unterricht erteilen wolle; denn Damen der Gesellschaft können hier durchgängig drei Sprachen sprechen, wie nicht nur die Besucher der Realschulen, sondern die Gemeindcschüler es bei dem vielen Durchzug durch das Land nötig haben, Sprachkenntnisse zu erwerben. Und dann sind eS die Damen und Dämchen, die nun auch das Ausland beglücken. Wollten doch auch sie bedenken, daß bei ihren lustigen Abenteuerfahrten sie auch immer noch Deutsche   sind und daß man auf sie achtet, daß sie also die Ehre ihres Vaterlandes bochzubalten haben. ES ist solche eine leichte und kleine Pflicht, und sie sollte uns doch jetzt doppelt lieb sein. Ganz und par betrübend aber wirkt es, wenn der Deutsche   im Ausland« dem Deutschen   so unangenehm auffällt, daß dieser von stiner LandeSart den scheußlichsten Eindruck empfängt. Wenn er zum Beispiel, um mit seiner hier schon erworbenen Stellung zu protzen, ihn anschnauzt, den Vorgesetzten anschlägt, den er hier an- deren gegenüber ablegen lernte und der doch auch in unserem Vater- lande letzt glücklicherweise als lästig empftinden wird, so daß der feinfühlige Landsmann sagen muß:.Der Holländer ist mir doch noch
Militärische Willkür im Gsten. Aus F i l eh n e wird uns in Form einer offenen Anfrage an den Reichsministerpräsidenten ein Schreiben überfandt, dem wir folgendes entnehmen: Der Führer des hiesigen Grenzschutzunterabschnitts, Major v. Versen, läßt sich fortwährend unglaubliche ungesetzliche lieber- griffe gegen die Zivilbevölkerung diesiger Stadt zuschulden kommen. Folgender neuerlicher Vorfall setzt nun diesem ganzen Ver- halten des hiesigen Grenzschutzabschnitts die Krone auf: Bor   einigen Tagen wurde ein Bürger hiesiger Stadt, Zahntechniker Becker. plötzlich von zwei bewaffneten Soldaten aus seiner Wohnung geholt und einem Rittmeister der hiesigen Grenzschutztruppe vorgeführt, welcher dem Bürger erklärte, daß er ihn alsBürgerwebrmann" auf Befehl des Unterabschnitts v. Versen mitd r e i Tagen Mittelarrest" bestrafe, weil er als Mitglied der städtischen Pflichlbürgerwehr eS abgelehnt habe, Postendienst zu tun. Aus die Vorstellungen des betreffenden Bürgers hin, daß er kein Soldat, sondern freier Bürger sei, und daß niemand die Berechtigung Hab«, ihn militärisch zu bestrafen., wurde ihm zur Antwort, er, wie alle männlichen Bürger der Stadt, unterstehe alsBürgerwehrmann" den Militärgesetzen und die militärische Strafe sei. somit zu Recht verhängt. Mein Auftraggeber fuhr daraufhin sofort persönlich zum Generalkommando II. A. K., wo ihm erklärt wurde, daß Vor- gehen des Grenzschutzunterabschnitts sei gesetzlich unzu- lässig und dem Generalkommando unverständlich. Infolge der Entrüstung, die dieses ganze Vorgehen des Grenz- ichutzabschnitts in hiesiger Stadt hervorgerufen hat, hat sich der Unterzeichnete bereits vor etwa zehn Tagen in vorstehender Sache an die Presse wenden wollen. Die sämtlichen Briese des Unter- zeichneten in dieser Angelegenheft haben aber die Adressaten nicht erreicht, wie ich airnehmen muß nur deshalb, weil die hiesigen militärischen Stellen diese Post des Unterzeichneten ohne weiteres abgefangen haben, um meine rechtzeitige Flucht in die Oeffentlich- keit zu verhindern. Der Unterzeichnete muß zu dieser Annahme kommen, da er in Erfahrung gebracht hat, daß seit einiger Zeit, ohne die geringste gesetzliche Grundlage seine Post der militärischen Zensur unterworfen ist. Rechtsanwalt Völler- Fi lehne. Die Angelegenheit, die demnach den vorgesetzten Behörden mit dem Erfolge einer militärischen Briefzensur zur Kenntnis gebracht worden ist, muß sofort untersucht werden. Nicht der Beschwerde- führer darf der Leidende sein, sondern Major v. Versen muß gepackt werden._
politische Narren. Wir haben während der Dauer des Krieges wiederholt die Erfahrung machen müssen, daß Universitätsprofessoren an poli- tischer Einsicht weit weniger besitzen, als man bei Zulukaffern und sonstigenwilden" Einwohnern europäischer Kolonien zu finden gewohnt ist. Wir müssen schon zu unserem Vergleich so weit enl- fernte Völkerschaften heranziehen, da ein Vergleich mit dem letzten pommerschen Grenadier eine schwere Beleidigung dieser wackeren Volksgenossen enthielte. Wieder einmal stellen sich die Herren von der hohen Wissenschaft mit einem Protest ein, der sich natürlich gegen die Auslieferung Wilhelms und anderer richtet und ahnen gar nicht, eine wie komische Figur sie mit ihrer regelmäßig arbeitenden Protestfabrik machen- Solange sie sich aufs Jammern um ihre teuren auszuliefernden Lieben be- schränken, sei ihnen ihre Beschränktheit verziehen, wenn sie aber geloben, alles daran zu setzen, ihre vergiftete Gesinnung auf Kinder und Kindeskinder zu.vererben, so werden sie zu einer BolkSgefahr, die von Hochverrat nicht allzu weit entfernt liegt, und auf diese Gefahr sei die Regierung nachdrücklichst hin- gewiesen. Unter den Protestlern finden wir auch den unvermeid- lichen Roethe, Gustav den Uniezwingbaren. Bedauerlich ist, daß sich sin so feiner Kopf wie Wilamowstz-Möllendorff immer wieder von politischen Clowns im Range eines Schäfer u. a. mißbrauchen läßt
verhinüerung der Steuerflucht. Weimar  , 13. Juki. Der ReichSsinanzmimster hat heute in einer Besprechung mit den Finanzministern der Gliedstaaten mit- geteilt, baß neue Maßnahmen zur Verhinderung der Steuerflucht  und der Verschiebung� von Wertpapieren bevorstehen.
lieber." Daher kvmmt es, daß die Deutschen   im Auslände oft jeder für sich allein stehen und eine unansehnlichere Figur abgeben, als es bei gegenseitiger Hilfeleistung der Fall sein würde, wie man sie bei Angehörigen anderer Völker sieht, die alles, was blamieren kann, still unter sich abmachen. Darum: erst umschauen, umlaufchen im Auslande, und dann sprechen._ Hedwig Franz.
Notizen.»> Theater. Adolf Lußmann von der Staatsopcr in Dres- den und Dr. Hans Winckclmonn vom Stadttheater in Düsseldorf  . beides erste Tenore, wurden für die Hauptpartie zu der im August in der V o l ks b ü h n e stattfindenden Aufführung von Wilhelm Kienzl'S  Kuhreigen" verpflichtet. -D i e Ausstellung der Akademie der Künste wird nur noch bis Sonntag, den 20. Juli, geöffnet sein. Sie ist während der ganzen Woche van 10 bis 6 Uhr zugänglich. Willy Heß  . Heute feiert Willy Heß   seinen 60..GeburtZ- tag, sein BOjährigcs Künstlerjubiläum. Als Wunoerkind begann er seine gcigerische Laufbahn, wurde unter der Leitung seines Vaters ein sattelfester Virtuose und vollendete seinen Reife-Prozeß bei Meister Joachim. Mit 19 Jahren war er erster Konzertmeister rn Frankfurt  . Dann wirkte er in Rotterdam  . Manchester  , Köln  und abermals zehn Jahr« in England. Seit 1919 gehört er ganz Berlin  , wo er als zielbewußter und beliebter Pädagoge eine Meisterklasse für Geigenspiel und die Orchesterschule leitet. In großem Rahmen bewies er seine künstlerischen Fähigkeiten als Führer des nach Halas Tode mit seinem Namen gezierten Streich» quartetts und als Dritter im Bunde mit Schumann und Dechcrt. Heß ist ein Geiger von vornehmstem Sckilifs, abgeklärt und be- stimmt im Geschmack, vorbildlich in der Art, wie er, technisch vollendet, hinter dem Geist des KünstlerwerkZ als Person zurück» tritt. Sein Strich ist groß, sein Ton markig, und es fehlt ihm glücklicherweise jede kleinste Pose, jeder Sinn für Schein und Effekt. Daher wirkt sein Spiel an sich belehrend und förderlich. Sein Ruf als Erzieher ist tief begründet.. 5C. S. Ein Volkskunstbaus in Jena  . Eines der ersten Volkskunsthäuser wird jetzt Jena   erhalten. Der dortige Kunst- verein hat im Einverständnis mit der Karl-Zeiß-Stiftung und der Gemeindeverwaltung die Errichtung eines solckien Hauses im Zu- sammenhang mit der Volkshochschule   in die Wege geleitet. Die Zeiß-Stistung wird die Kosten der Einrichtung tragen, falls die Stadt die Unterhaltungskosten bestreitet. Der Gemeinderat hat daraufhin 6000 M. für den Kunstverein eingestellt. Man denkt daran, da? Prinzessinnenschlötzchen im Prinzessinnengartcn zunächst auf sechs Jahre zu mieten.. Die Flucht vor der Konzertrüpelei. Die gesell- schaftliehen Unarten in Konzerten haben überhand genommen. Jetzt will in Berlin  «in« Anzahl Kunstfreunde ein« Vereinigung grün- den, die im kommenden Winter musikalische Darbietungen eigeuS für sich zu veranstalten gedenkt und deren Beteiligte sich zu rück- sichtsvollem Benehmen und völligem Vermeiden der störenden Un­arten verpflichten. Schön für die Wenigen! Aber dies« Flucht vor der Rüpelhaftigkeit der Vielen bedoutet nichts gegen das llebel selbst. Im großen wird«S ungestört fortwuchern.