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wurde in vielen anderen Fällen planmäßig die Stim­mung vorbereitet.

Ein Beweis dafür, wie skrupellos jene Gesellschaft ar­beitet. Die Schlußfolgerung in jenem Schreiben an Scheide­mann war natürlich, daß den Bandarbeitern das Streifrecht genommen werden müsse,

liegt. Wenn dieser an sich geringfügige Streit nun größere] Kreise in Pommern   in Mitleidenschaft gezogen hat, so ist daran die Heranziehung des Militärs schuld.

Am 21. Mai richtete der Führer des Pommerschen Land­bundes von Dewit- Stettin an Ministerpräsident Scheide- Wer dafür verantwortlich ist, wird sich ja wohl noch mann einen Brief, worin in allgemeinen Behauptungen der feststellen lassen. Seitens der Berliner   Zentralstellen wird Deutsche   Bandarbeiterverband unerhört verdächtigt wurde. die Heranziehung des Militärs und die Verhängung des Be­Ich habe diesen Herrn aufgefordert, dafür schlüssige Beweise lagerungszustandes nicht gebilligt. Der Landrat des Kreises beizubringen. Das Ergebnis war, daß alles das, was nach Franzburg   war abwesend. Genosse Schauer- Stettin langer Beit endlich als Beweismaterial vorgetragen wurde, hat gestern in der Preußischen Landesversammlung festge­nach dem 21. Mai gesammelt war. stellt, daß der Kreissekretär erit von 60 Gütern, auf denen gestreift werde, berichtet hat, dann später mußte er berichten, es werde auf 15 Gütern gestreift. Aber auch dann konnte er die Namen der Güter nicht nennen. Diese Angaben des Genossen Schauer muß ich unterschreiben. Entweder ist dort mit einer groben Tolpatschigkeit oder mit einer bewußten Gewissenlosigkeit verfahren worden. Die Landarbeiter des Kreises Franzburg   haben mit natürlich erklärt, daß sie die Arbeit nicht eher aufnehmen, als bis der Belagerungs­zu stand aufgehoben ist. Ich muß diese Haltung billigen. Bemerken will ich aber, daß überall das Vieh gefüttert und gemolken wird und daß auch die Milchablieferung geregelt ist. Alle gegenteiligen Behauptungen sind für den Kreis Franzburg wie für andere Kreise unwahr oder maßlose und bewußte Uebertreibungen einzelner Fälle.

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In der agrarischen Presse wird immer von unerhörten Lohnforderungen der Landarbeiter geredet. In den seltensten Fällen werden Summen genannt. Der Abgeordnete von der Osten ist auf meine gestrige Aufforde­rung in der Preußischen Landesversammlung den Beweis schuldig geblieben für seine Behauptung, im Osten Deutsch  lands seien viele Tarifverträge abgeschlossen worden, die 3300 M. Jahreseinkommen festseßen. Säße, die 3000 m. Jahreseinkommen übersteigen, sind in den Tarifverträgen in Deutschland   meiner Kenntnis nach nicht abgeschlossen. Das Lohneinkommen der Landarbeiter bewegt sich heute zwischen 2200 bis 2800 m. pro Jahr. Das trifft auch für Bommern  zu. Dabei ist zu beachten, daß bei diesen Löhnen die Natu talien eingerechnet sind, deren Wertbemessung heute um 120 bis 150 Broz. höher ist als zu Friedenszeiten. So Jollen im Kreise Franzburg   die Landarbeiter nur 750 W. Barlohn pro Jahr erhalten. Das übrige rechnet für Deputat und Landgewährung. Bezeichnend ist, daß einer­seits über hohe Lohnforderungen der Landarbeiter geredet wird, andererseits aber der pommeriche Agrarierbund seinen Schüzlingen höhere Löhne, besonders bei dem Deputat verspricht, wenn sie aus dem Landarbeiterverband austreten. Wenn die Landarbeiter entgegen der Bestimmung in der Bandarbeitsordnung bezüglich des elfstündigen Arbeitstages, der für 4 Sommermonate gilt, was aber auch keine Zwangs­bestimmung ist, nun den 3 ehnstundentag fordern, so find fie jederzeit bereit, bei naturnotwendigen Arbeiten durch Ueberstundenleistungen die Erntearbeiten zu erledigen. Die Landarbeiter erklären überall, daß sie bereit sind, 12 und 13 Stunden zu arbeiten, wenn dies unbedingt er. forderlich ist. Der Bandarbeiter fühlt und lebt mit seinem Beruf. Es ist eine unerhörte Verdächtigung, eine derartig ruhige Arbeiterschaft zu politischen 3weden zu miß­brauchen.

Der Regierung kann ich den bitteren Vorwurf nicht er­sparen, daß sie in Pommern   nicht rechtzeitig eingegriffen hat. Es wäre notwendig gewesen, schon seit langem gegen rechts vorzugehen. Das ist nicht nur meine person­liche Meinung, sondern auch die Meinung der sozialdemo­fratischen Fraktion der preußischen Landesversammlung.

Nun zum Schluß. Ich ersuche die Bevölkerung, sich nicht durch diese bewußten Verdrehungen der agrarischen Presse beunruhigen zu lassen. Die 2andarbeiterschaft, will die Einbringung der Ernte sicherstellen. Sie verlangt aber eine gerechte Würdigung ihrer Forde rungen.

Es mag sein, daß unverantwortliche Personen der äußer­sten Rinken auch auf dem Lande im Trüben fischen wollen. Diese Treibereien werden an dem gesunden Sinn der deut­schen Landarbeiterschaft scheitern. Wenn die Bolschewiki von rechts erklären, daß sie lieber die Ernte verfaulen lassen, als die unerhörten Forderungen der Landarbeiter zu bewilligen, dann hoffen wir, daß die Regierung mit fester Hand zugreift. Es gibt stellenlose landwirtschaftliche Angestellte genug, die auch in der Lage sind, landwirtschaftliche Betriebe zu ver­walten.

Zu diesen Maßnahmen braucht es aber nicht zu kommen, wenn die Landwirte zur Berständigung bereit sind, und sich Außerdem bin ich und meine Kollegen jederzeit in der mit den Landarbeitervertretern an einen Verhandlungstisch Lage, Hunderte von Fällen anzuführen, wie geflissentlich die setzen, um Streitigkeiten auf gütlichem Wege zu schlichten. Vorstandsmitglieder des Deutschen Landarbeiterverbandes im Wäre das überall, besonders in Pommern   beachtet worden, Rande gemaßregelt werden. Ganz besonders in Bom- dann könnte von verhältnismäßig ruhigen Verhältnissen be­mern, aber auch anderwärts haben sich die Arbeitgeber unterrichtet werden. Im größten Teile Deutschlands   ist dies der einander ehrenwörtlich verpflichtet, die Setzer nicht Fall. mehr zu beschäftigen. Diese Behauptung halte ich Auch die hartgejottenen pommerschen Junker werden auch gegenüber gegenteiligen Behauptungen der Landbünde einsehen müssen, daß die Zeit ihres unbeschränkten Herren­im vollen Sinne aufrecht. Wer die Agrarier fennt, der weiß, tums endgültig und für immer vorbei ist. daß diese Herren von ihrem Herrenstandpunkt ab­

folut nicht laffen wollen; der gibt auf ihre öffent fich vorgetragenen Behauptungen verdammt wenig. Das find nur schöne Reden, die das wahre Gesicht der Junker ver­bergen sollen.

Der Streit im Kreise Franzburg   wäre leicht zu vermeiden gewesen, wenn die Kommission der Arbeitgeber bei ihren Klaſſengenossen dahin gewirkt hätte, den am 2. Juli fertiggestellten Tarifvertrag, den eine Anzahl Güter bereit waren einzuführen, zur Anerkennung zu bringen. Dies wurde aber geflissentlich vom Agrarierbund hinter. trieben. Erst dann haben die Landarbeiter spontan die Arbeit niedergelegt, weil ihnen die ewige Verschleppung der Tarifverhandlungen wider Gefühl und Recht ging. Wer diese Arbeitsniederlegung berurteilen will, muß auch zugeben, daß der größte Teil der Schuld auf seiten des Landbundes

Gottfried Keller  .

181919. Juli 1919.

Von Mar Hochdorf.

Gottfried Keller  , der jett hundert Jahre alt werden sollte, ist feineswegs gestorben. Sein Ruhm, der in den Literaturgeschichten aufbewahrt wird, ist heute größer als jemals. Die Amerikaner sind stolz darauf, den Schweizer   Volksmann als Zeugen für gefunden Menschenverstand und freiheitliche Bolitit in einem besonderen und sehr gelehrten Werke zu preisen. Ein französischer Universitäte lehrer, Herr Baldensperger, konnte dem Genie Gottfried Kellers   ein beträchtliches Buch widmen. Die Jtaliener übersehen noch heute das schöne, geschmeidige und doch träftig geschtvungene Deutsch des Zürichers in ihre harmonische Sprache, und sie wollen nur ein großes Herz, einen sehr hellen Verstand und einen, Herrscher im Reiche des Wortes ehren, der über ein ganzes Heer von Jüngern und Bewunderern verfügt bis auf den heutigen Tag.

sprungen sind. Politische Parteigruppen verschiedener Richtungen suchen innerhalb der Reichswehr Boden zu gewinnen und Teile derselben zur aktiven politischen Betätigung zu gewinnen. Das fann zu einer bedrohlichen Verwirrung und schließlich zum Ver fall ger Reichswehr führen Politische Vereinigungen innerhalb der Reichswehr, zum Beispiel konservative, demokra tische, sozialdemokratische oder kommunistische Soldaten- und Führervereine, also republikanischer Führerbund oder Nationalverband deutscher Offiziere fönnen auf die Dauer keinen Blag in der Reichswehr haben und dürfen die Reichswehr selbst nicht zum Tummelplah ihrer Bestrebungen machen. Ebensowenig fönne Vereinen zugestimmt werden, die einen Kampf zirischen aktiven und inatti­ben Unteroffizieren treiben und dadurch entstandene Meinungs­verschiedenheiten zu politischer Aftion ausnuten. Von der Reichs­wehr als Gesamtförperschaft muß die Politik ferngehalten werden. Deshalb hat der Reichswehrminister fürzlich verfügt, daß jede Art von politischer Propagandatätigkeit innerhalb der Kasernen zu unterbleiben hat, ferner ist es von ihm als unzulässig bezeichnet worden, daß von militärischen Dienst­stellen herausgegebene oder unterstüßte Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren und Flugblätter politische Tendenz haben. Die Reichswehr ist ein Werkzeug, nicht sie selbst, sondern die Reichsregierung regelt ihre Verwendung, die die Durchführung des Willens der Volksmehrheit zum Ziele hat. Dieses Instru ment würde unbrauchbar werden, wenn es dem Einfluß ausein­anderstrebender politischer Strömungen ausgesetzt ist, und es würde den inneren Zusammenhalt verlieren. Die Reichswehr in ihrer Gesamtheit muß absolut unpolitisch sein. Bei der Aus­wahl der Führer wird nicht die politische Gesinnung des einzel nen, sondern lediglich die militärische Eignung maßgebend sein. Der Reichswehrminister wird nicht seine Hand dazu bieten, daß alte Uebelstände wieder Platz greifen, die vor dem Kriege bon ihm persönlich langen genug bekämpft worden sind. Es ist auss geschlossen, daß ez den früheren Zustand, wonach zum Beispiel ein Sozialdemokrat nicht Unteroffizier werden durfte, in das Gegenteil umfehrt und Männer nicht an militärische. Führer­stellen gelangen läßt, weil sie nicht ein republikanisches Bekennt nis ablegen. Ebenso selbstverständlich ist aber auch, daß jeder An­gehörige der Reichswehr als Staatsbürger fich politisch betätigen kann und volle Freiheit der politischen Ueberzeugung haben muß.

Diese Erklärung geht von völlig falschen Voraussetzungen aus. Der Republikanische Führerbund ist keine poli­tische Organisation. Er macht bei seinen Mitgliedern nur die eine selbstverständliche Voraussetzung, daß sie als Soldaten der Republik   auch innerlich auf de m Boden der Republik   stehen. Diese Voraussetzung fann die Organisation ebenso wenig zu einer politischen stempeln, wie unter dem alten System eine Vereini gung deswegen als politisch angesehen wurde, weil sie auf dem Boden der Raisertreue stand. Der Republika­nische Führerbund" wird sich sein Recht nicht nehmen lassen, innerhalb der Reichswehr zu wirken, und zu seinem Teil den un würdigen und unmöglichen Zustand beendigen zu helfen, daß heute Offiziere und Mannschaften in der Reichswehr zurückgelegt und ichikaniert wer­den, weil sie auf dem Boden der geltenden Staatsordnung stehen. Er wird auch nicht dulden, daß republikanisch gefinnte Offiziere, wie das jetzt geschieht, von ihren monarchistisch gesonnenen Kameraden öffentlich a Is Gesinnungslumpen beschimpft werden, wofür beispielsweise die heutige Morgenausgabe des Lokal- An­zeigers" ein Belegstück bietet.

Regierung und republikanischer Führerbund. Der Erlaß ist übrigens auch deswegen seltsam, weil die Begründer des Republikanischen Führerbundes vor der Bresse, welche die Gründung des republikanischen Führer- und bei diefem volles Verständnis für ihre Be­Von zuständiger Stelle ergeht eine Mitteilung an die Gründung beim Reichswehrminister No 3 te gewefen find, bundes zum Gegenstand hat. Eine Anzahl von Offizieren it re bungen gefunden haben. Jetzt scheint sich nachträg­hatte die Annahme geäußert, es handele fich um eine von der lich der Einfluß um ihre Stellungen besorgter Reichsregierung und dem Reichswehrminister geförderte Or- reaktionärer Ofizierselemente geltend gemacht zu haben. ganisation, die den Zweck haben könnte, einen Teil der Offi­ziere zu entlassen, falls sich genügend Führer stellten, die ein Bekenntnis zur Republik   ablegten. Hierzu wird nun u. a.

erklärt:

Solche Befürchtungen und Besorgnisse sind absolut gegen standslos. Die Regierung und der Reichswehrminister haben mit der Gründung des republifanischen Führer­bundes nichts zu tun, sondern es handelt sich dabei um Bestrebungen, die lediglich der Initiative einiger Herren ent­

Wie übrigens die in dem Grlaß garantierte Freiheit der politi­schen Ueberzeugung aufgefaßt wird, dafür folgendes Beispiel: Gin Soldat der Brigade von Oven, Mitglied der S. P. D., ist Abonnent bes Vorwärts". Seit Freitag ist der Zeitungsfrau der Zutritt in die Kaserne verboten worden, obwohl die Zeitungsfrau dort nicht etwa handelt, sondern nur den Abonnenten die Zeitung zuträgt. Dagegen kann die Deutsche Tageszeitung" in der Ka­serne frei gehandelt werden.

republikanischen Tugend. Martin Salander   leidet viel Unglück. Seine Tochtersöhne werden als Lumpen entlarvt, aber die Stärke und die Gerechtigkeit slagen. Der würdige Mann fann mit hellem Auge sein eigenes Glück und die gesicherte Zukunft seines Landes und fluchen, aber am Ende segnete er doch. Denn er hatte ge­waltiges Butrauen in den Ernst des Menschen. Er bewahrte sich diese Zuversicht bis zum legten Tage feines Greifenlebens. Und als er starb, begruben ihn in seiner Baterstadt die Alten und die Jungen, die Lehrer und die Studenten, die Stadtbäter und die c- beiter mit gleicher Verehrung. Sie begriffen alle, daß ein Welten­genie den Atem angehalten hatte. Aber die Unsterblichkeit war dem Scheidenden gewiß.

an sein Ziel. Er durchwanderte die ganze Entwicklung der Köpfe, die sich in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts mit dem Gedanken abracerten. Ga fostet ihn einen harten Kampf, daß er den dogmatischen Kirchengott überwindet und sich hineinstellt in die Freundschaft der energischsten Zerstörer theologischer Ueber überbliden. Als Steller diesen Roman begann, wollte er schhelten lieferung. Der grüne Heinrich, Gottfried Sellers würdiges Eben­bild, wird ein Materialist, aber fein trodener und starrer, sondern ein sehr verliebter und vielfältig beglückter Erdenfreund. Ja, er ist ein Künstler, ihn treibt es, die Verwirrung und Formlosigkeit der Dinge und Menschen harmonisch zu beugen und zusammenzu­fügen. Sein Weltbild weitet sich unendlich aus. Er gesellt sich zu allen Standesklassen, zum Adel und zum Bürgertum und auch zum Proletariat. Er schreibt das große Epos des deutschen Lebens, ob wohl er nur ein   Schweizer Gibgenosse ist. Er schreibt es, geleitet von dem gleichen Instinkt der Wahrheitsliebe, der erst ein Menschen­alter später den Franzosen Emile   Zola treibt, eine große Schul­meisterlehre vom naturalistischen Roman zu verfassen.

Wettbewerbsreform.

unterbreitet.

Der Arbeitsrat für   Kunst, die radikale   Berliner Künstler gruppe, hat im Hinblick auf die letzten Mikerfolge im staatlichen Wettbewerbewesen, insbesondere bei dem unglückseligen Wettbewerb für die neuen Briefmarken, dem Reichspostministerium Vorschläge für eine Neugestaltung des Ausschreibungswesens Sie werden hoffentlich mindestens bei dem bevorstehenden neuen Wettbewerb berücksichtigt. Die Vorschläge lauten zusammengefaßt: 1. Wettbewerbe sind wie Submissionen eines Staates unwürdig. Die Wettbewerbe fordern eine ungeheure Summe von Arbeit her­aus, in der jede Arbeit doch nur dem Einsatz in einer Lotterie aleicht. Deshalb: der Staat bergibt fefte Aufträge unter_nament­licher Verantwortung des betreffenden Beamten. 2. So lange dieser Standpunkt nicht durchdringt, verlangt, der Arbeitsrat: alle Teilnehmer arbeiten ehrenhalber. In beiden Fällen besteht der Preis allein in der Ausführung der gewählten Arbeit. Der ge­wählte Entwurf muß ausgeführt werden, jedenfalls fein anderer. 3. Die Preisgerichte setzen fich aufammen aus gleich vielen Ver­tretern der akademischen wie der radikalen Künstlerschaft. Beide Gruppen wählen für sich. Jede Gruppe nennt einen nach ihrem Urteil besten Entwurf, so daß für die letzte Entscheidung zwei Ent. würfe vorliegen. Die letzte Entscheidung hat ein von beiden Grup­pen gemeinsam gewählter Vertrauensmann, doch nur unter diesen beiden Entwürfen. Dadurch wird zum mindeſten ein Kompromis ausgeschaltet, da ein an sich gediegener Entwurf der traditionellen Art, einem Mischmasch natürlich vorzuziehen ist.

Und dann folgen die Lieblichkeit der Züricher   Novellen" un Gottfried   Keller war ein Handwerkersohn. Aber sein Bater die Seldwyler" Geschichten, die sich der patriotische Demokrat bom dichtete und redete im Freundeskreise wie ein begeisterter Schwär Herzen schreibt. Humor und Menschenliebe, sehr gesunder Men mer. Der Knabe empfing Phantasie, sprühende Beweglichkeit des schenverstand und auch einiger Born find in diese Meistertoerte Geistes und sogar einen Zug zum Abenteuern von diesem Vater, hineingemischt. Der Dichter verschmäht es nicht, tätig an den Ge­während die Mutter ihm eine heftige Rechtlichkeit und sogar einen schficken feines Züricher Heimattantons teilzunehmen. Es ist ihm Eigenwillen ins Blut legte, der bis zur Wildheit auftoben fonnte. gelungen, das Mißtrauen gegen sein scheinbares und oft so nor Student ohne Studium, Stipendiat von Bürgers Gnaden, Zweif- wendiges Zigeunerbum zu überwinden. Er darf sich mit den Ne­ler am eigenen Talent, erst Maler, dann fingender Dichter, das gierenden, an den grünen Amtstisch sehen und als Brotokollführer war Kellers Lebensschicksal bis zum dreißigsten Jahre. Dann allen Verstand und nicht selten auch allen Understand der ge­Der Staatsschreiber", der straffte er all seinen Willen zusammen, um den großen, bielbändigen wichtigen Ratsmänner aufzeichnen. Erziehungsroman des Grünen   Heinrich" zu schreiben, der eigent tief in die Gesetzbücher hineinschaut, bersagt sich keineswegs ben lich die sehr gewissenhafte Lebensbeichte des Dichters selber ist. Blick in die liebenden Herzen und die seufzenden Jünglinge uno Der Mann, der dieses Riefenwert bezwingt, hätte Grund, sehr Mädchen. Er erfindet. Herzensmärchen anmutigster Abenteuerlich­berbittert zu sein. Er hatte den Hunger gekannt. Die drückenden keit. Er trennt und verschwistert die Gemüter jo zart und doch so Notschulden blieben ihm nicht erspart. Freunde und sogar die ge- mächtig, daß die Romantik der Jugend ihm ewig dankbar bleibt. treue Mutter jahen ihn schon als verloren an. Sie merkten faum, Gr lächelt sich hinein in die spielende Pracht der Marienlegenden, wie in diesem äußerlich harten, sehr knorrigen und selten ge- die er umdichtet als ein sehr phantastischer und gütiger Menschen sprächigen Menschen ein seltsam sanftes und empfindsames Herz freund. Gewiß, in den Sieben   Legenden" Gottfried   Kellers, diesen waltete. Freiheitsdichter des Sturms der vierziger Jahre, wuchs zierlichsten Stücklein deutscher Märchenpoesie, geschehen auch aller Steller hinaus über die laute Beredtsamkeit der Tribüne. Er fand hand Wunder, aber die Wunder erzählen nichts Bedrückendes, sie ben ergreifenden Ton der beseelten sozialen Shrif. Er erkannte zwingen den Menschen nicht in Abhängigkeit und Knechtschaft hon Theater Jm Theater am   Bülowplatz wird am Sonn­nicht nur das Elend der Masse und deren bedrohliche Abhängigkeit der Jungfrau Maria. Der Mensch wird fähig, aus sich selber alles vom Alltag, er schüttete Seele und weichen Klang in seine Verse. Märchenwunder zu erzeugen. Ihm wird die Willensfreiheit, das tag nachmittag als Vorstellung der Freien Boltsbühnen Seine soziale Pyrit predigte und ergriff Seine Ballade vom ver- aus den Kirchenbüchern mühselig errungene, fostbare Seelen- und Schönherrs Weibste ufe I" aufgeführt. Zur fünfzigsten Auf­führung gelangt morgen im Künstler- Theater die Mutschbahn", gewaltigenden Hunger Der Kürassier". hebt sich groß vom Sittengut, feineswegs geschmälert. Hintergrunde der sozialen Dichtung der Mitte des Jahrhunderts ab. Keller war ein Greis geworden, als er sich anschickte, noch ein- am Montag im Neuen Opernhaus:" Die Dame bom Circus". Eine Landkarte des Deutschen Reiches und So konnte es geschehen, daß er, ausgestattet mit allen Sträften mal fein Weltbild in einem großen Romane zusammenzufassen. der Nachbargebiete, die das neue politisch- geographische Bild sehr bes Innerlichen, seine Lebensbeichte niederschrieb. Der   Schweizer Er schrieb, häufig gestört von dem Lärm der politischen Kneipe, flar darstellt, ist im Verlag Velhagen u. Klasing erschienen( Preis Broletarierjohn, der hinauszog, um sich die Welt der Denter und die unter seiner Wohnung lag, den Roman des Martin   Salander". 2,40 W.). Sie ist, was sie sein will: Hand- und Wandkarte zu­Rünstler zu erobern, gelangte nur auf schmerzbelasteten Umwegen Es ist der Roman der Männertüchtigkeit, der geraden Moral und gleich.

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Notizen.