Nr.364.36.Jahrg.
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Morgen- Ausgabe.
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Sonnabend, den 19. Juli 1919.
Verteilung der Kolonien.
Der Tiger verteidigt seine Beute.
Versailles , 18. Juli. Die Kommission, die dies Verteilung der Kolonien vorzunehmen hat, hat gestern die in London begonnenen Arbeiten fortgesest. Es scheint nun- Clemenceau über die„ militärischen Sicherungen" in der mehr festzustehen, daß Belgien einen Teil von Deutsch Ostafrika erhält, daß es aber dagegen einen größeren Leil der Kongokolonie, namentlich die am Tanganjyka gelegenen Zeile an England abtreten muß. Die Engländer sichern fich dadurch einen direkten Weg vom Kap nach Kairo . Die Belgier sollen Teile der Kongokolonie mit drei Millionen Einwohnern abgeben und dafür von Deutsch- Ostafrika soviel erhalten, daß sieben Millionen Eingeborene ihrer Herrschaft unterstehen werden. Es hat also den Anschein, daß sich die Engländer nun endlich, wie es längst ihr Wunsch war, in den Besitz des Katangagebietes sehen werden.
Sämtliche Verhaftungen aufgehoben. Grimmen , 18. Jnli.( Eigener Drahtbericht des ,, Vorwärts".) Nach glaubwürdiger Nachricht sind sämtliche Verhaftungen aufgehoben.
Die finanziellen Bedingungen für
Saag, 18. Juli. ( N.) Daily Telegraph " erhält Einzelheiten über die finanziellen Bedingungen, welche Desterreich auferlegt werden. Im großen und ganzen stimmen sie mit den Bedingungen für Deutschland überein. Es wurde eine besondere Unterkommission für Schadenersatz gegründet. Diese Kommission wird eine allge meine Feststellung über die Frist, innerhalb welcher Desterreich zahlen muß, vornehmen. Der ganze Termin wird 30 Jahre dauern und am 1. Mai 1919 beginnen.
Sämtliche wirtschaftlichen Hilfsquellen Oesterreichs , wie z. B. die Handelsflotte, Rohmaterialien und alles, was für den materiellen Schadenersaz notwendig ist, muß zur Verfügung der alliierten und affociierten Regierung bleiben.
Abzug tommt.
Die pommerfche Junkerrevolte.
Wir gehen aus von der Konferenz, die auf Veranlassung der Regierung im Oberpräsidiumin Stettin stattgefunden hat.
Kammer. Die agrarische Bresse fährt fort, den klaren Sachverhalt Berfailles, 18. Juli. Vor dem Friedensausschuß der Kammer in der Frage des pommerschen Landarbeiterbehandelte Elemenceau gestern die Frage der milito ijchen Sicher- streiks zu verdunkeln. Ein großer Teil der bürgerlichen heiten für Frankreich am linten Rheinufer und erfläcie, Marschall Bresse ist ihr dabei behilflich. Demgegenüber wollen wir im doch habe vorgeschlagen, Brüdenköpfe am Rhein zu errichten, die folgenden die Gründe, den Verlauf und das Ende der von den Ententetruppen gehalten werden follten. Das, was der Agrarierempörung in einer Darstellung schildern, die den Friedensvertrag vorjehe, genüge für Frankreichs Sicherheit, selbst Wert absoluter Zuverlässigkeit besitzt und den zwingenden ohne Brückentöpfe, die Frankreich schließlich selbst hätte bejezzen Beweis für die Schuld der Junker und Junkergenossen müssen und die auch politische und militärische Schwierigkeiten nach sich gezogen haben würden. Nach seiner Ansicht gebe die vor- liefert. gesehene militärische Hilfe Englands und Amerikas im Falle einer deutschen Herausforderung( 1) Frankreich genügend Sicherheiten. Wenn diese Sicherheiten schon im August 1914 vorhanden gewesen wären, wäre es nach seiner Meinung nicht zum Kriege gekommen. Am Donnerstagnachmittag begannen dort unter dem Vorsitz Die Sicherheit sei so groß, daß Frankreich durch Gesetz die militä- des Oberpräsidenten und im Beisein der Unterstaatssekretäre rische Dienstzeit auf ein Jahr herabseben könne. Der Minister Grzesinski vom Kriegsministerium und Dr. Meyer präsident erklärte sich schließlich bereit, die beiden Fochschen Briefe sowie den Text des Einspruchs, den Marschall Foch am 6. Mai in bom preußischen Ministerium des Innern, sowie Vertretern der Volljihung der Friedenskonferenz hinsichtlich der militärischen des preußischen Landwirtschaftsministeriums, des ZentralBestimmungen des Friedensvertrages erhoben habe, dem Ausschuß rats Berlin , des Deutschen Landarbeiterverbandes, des Christzur Verfügung zu stellen. Clemenceau weigerte sich aber, die Pro- lichen Landarbeiterverbandes und Vertretern der Arbeitertokolle der Friedenskonferenz auszuliefern. Die beiden letteren schaft und Bürgerschaft Stettins, Stralsunds und anderer Mitteilungen bringt der Matin" im Anschluß an den amilichen Städte in Vorpommern sowie Vertretern des GeneralBericht über die gestrige Sibung, aber mit einer Benjur fommandos des 2. Armeekorps und des Pommerschen LandIüde von etwa zehn Zeilen. Clemenceau habe erklärt: bundes Verhandlungen wegen der Verhängung des Ich habe mich mit allen Ihren Kollegen, die zu mir gekommen bundes Verhandlungen wegen der Verhängung des find, in meinem Kabinett unterhalten. Ich habe ihnen nichts ver- Belagerungszustandes über Teile Vorpommerns heimlicht. Als Chef der Regierung habe ich nach der Berfassung und den Erlaß einer Verordnung betreffend den Arbeitsdie Pflicht, Verträge abzuschließen und sie im Parlament zu ver- zwang gegen die Landarbeiterschaft. Bei den eingehend getreten. Ich habe meine Pflicht getan. Tun Sie die Ihrige." führten Verhandlungen ergab sich, daß ein Grund zur Verhängung des Belagerungszustandes in Vorpommern nicht vorlag.
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Wozu den kommunisten der 21. Juli
gut ist.
Geplante Ausrufung der Räterepublik in Wien . Waren, die durch österreichische Truppen verschleppt worden Wien , 18. Juli. ( Meldung des Hollandsch Nieuwsbureaus.) find und die auf österreichischem Gebiet aufgefunden werden, wie die Mittagspost erfährt, planen die Kommunisten am 21. Juli müssen sofort wieder abgeliefert werden, ohne daß dieser Wert in aus Anlaß des Generalstreils die Ausrufung der Räterepublit in Es werden diesen Bestimmungen 6 Beilagen hinzugefügt. In Wien . In den lesten Tagen hat die kommunistische Agitation wieder Es werden diesen Bestimmungen 6 Beilagen hinzugefügt. In intensiv eingesetzt. Die Kommunisten versuchen für diesen Zwed, der ersten wird der Charakter der Schäden festgestellt, welche von Sicherheits- und Stadtschutzwache zu einer neutralen Haltung zu Desterreich wieder gutzumachen sind. In der zweiten Beilage wird bestimmen. festgestellt, wie die Kommission für Schadenersab zusammengestellt wird. In der dritten Beilage wird das Prinzip des Schadenersages Tonne für Tonne festgelegt. Desterreich muß innerhalb zweier Monate seine Handelsflotte und Fischerflotte ausliefern. In der vierten Beilage werden die Zahlungen, welche Desterreich in natura liefern muß, behandelt. In der fünften Beilage wird die Abgabe von Rohmaterialien festgelegt und in der sechsten Beilage wird Berzicht auf Unterseetabel und Telegraphenkabel der österreichischungarischen Regierung geleistet. Diese Kabel werden Italien überwiesen.
Wieder ein Beweis dafür, daß es den Kommunisten herzlich wenig um Wahrheit und Gerechtigkeit zu tun ist, sondern um Ausschlachtung aller sich bietenden Gelegenheiten für ihre Parteizwede.
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Die im Deutschen Landarbeiterverband organisierten Landarbeiter hatten seit Monaten den Abschluß eines Tarifvertrages für die vorpommerschen Streise bei den Arbeitgebern angestrebt. Das Zustandekommen von Tarifvereinbarungen war jedoch durch den Pommerschen Landbund bisher vereitelt worden, der in seinen Versammlungen offen erflärt hatte, daß er mit den Landarbeiterorganisationen keine Tarifverträge abschließen werde. Schließlich war es Anfang Juli auf das Drängen der Arbeiter doch zu Verhandlungen gekommen, die anscheinend zu einem guten Ende führen sollten. Im letzten Moment brachen die Vertreter des Pommerschen Landbundes die Verhandlungen ab unter dem Vorwand, erst die Zustimmung ihrer Auftraggeber einholen zu müssen. Diese offensichtliche Verzögerung des Tarifabschlusses hatte zur Folge, daß auf einigen Gütern im Kreise Franzburg die Arbeit eingestellt wurde. Rumänischer Generalstreit am 21. Juli. Diese willkommene Gelegenheit benutzten die im Pommer Bukarest, 18. Juli. ( Meldung H. N.) Die sozialdemokratische Partei Rumäniens hat beschlossen, als Solidaritätstund- schen Landbund organisierten Besitzer im Regierungsbezirf Man sieht, die Entente ist tonfequent, dieselben bru- gebung für das Entente Proletariat am 20. und 21. Juli in ben Stralsund und bombardierten den stellvertretenden talen Bedingungen wie Deutschland werden Deutschösterreich Streit zu treten. An dieser Kundgebung werden die Eisenbahner Regierungspräsidenten in Stralsund sowie das Generalauferlegt. nicht teilnehmen, da sie den militärischen Gesetzen unterstehen. kommando des 2. Armeekorps in Stettin am Freitag und Sonnabend mit Telegrammen, in denen vom Generalstreik der Landarbeiter, von Bedrohungen der Besizer und Arbeitswilligen und blutrünstigen Dingen die Rede war. Schließlich verstand sich der stellvertretende Regierungspräfident von Stralsund auf das Drängen dieser Kreise dazu, voni Generalfommando die Verhängung des Belagerungszustandes für den ganzen Regierungsbezirk zu verlangen. Das Generalfommando kam diesem Verlangen nach und erließ außerdem eine Verordnung betreffend Sen Arbeitszwang gegen die Bandarbeiter, das Verbot von Versammlungen und das Verbot des Aufenthalts orts fremder Personen in den Orten des Regierungsbezirks.
Bevorzugte Entlassung der Schleswig- Holsteiner
Artikel 18 der Reichsverfassung.
unter den Kriegsgefangenen, Wie die. P. N. hören, ist die Ginigung über den wichtigen Versailles, 18. Juli. Die französische Regierung ist durch eine Artikel 18 der Reichsverfassung, der die Trennung und Neubildung deutsche Note darauf hingewiesen worden, daß nach dem Friedens- von Ländern innerhalb des Reichs behandelt, dahin erfolgt, daß zu vertrag den Militärpersonen der deutschen Armee, die aus der Ab- diesen Gebietsänderungen bei Volksabstimmung Dreiviertel stimmungszone in Schleswig stammen, zwecks Teilnahme an der Mehrheit notwendig ist, im übrigen aber ein einfaches Abstimmung die Rückkehr an ihren Heimatzort zu ermöglichen sei. Reichsgeleg, fein verfassungänderndes Reichsgefch. Das We Da bereits zehn Tage nach dem Inkrafttreten des Vertrages die Abstimmungsfrist zu laufen beginnt, so wird eine Durchführung der obigen Bestimmungen für die Gefangenen auch Nordschleswige in Frage kommen. Die französische Regierung wurde deshalb gebeten, die notwendigen Maßnahmen in dieser Richtung zu treffen.
fentliche, Neue an dem Stompromiß ist die Einführung einer zwei jährigen Sperrfrist, so daß eine Abtretung irgendwelcher Gebiete von Preußen erst zwei Jahre nach Inkrafttreten der Verfassung eingeleitet werden fann. In den Streifen der preußischen Regierung und der Preußischen Landesversammlung ist dieser KompromißAusweg fehr günstig aufgenommen worden.
Uebergriff des Grenzschutzes. Eindringen in die Stadtverordnetenfitung. Keine Deckung für Wilhelm II. Königsberg , 18. Juli. Heute abend brangen Grenzschussoldaten in den Stadtverordnetensitungssaal ein und holten Bersailles, 18. Juli. Die Kommission für Verantwortlichteiten zwei unabhängige Stadtverordnete heraus. Einer von ihnen, der hat gestern dem Obersten Rat der Alliierten über die Briefe Redakteur der unabhängigen Freiheit" ist, hatte in verschiedenen Bethmann Hollwegs und des Feldmarschalls Hinden Artikeln die Grenzschuh- und Reichswehrtruppen angegriffen. Die burg , die die Verantwortung für die Handlungen Kaiser Wilhelms Soldaten führten die beiden Stadtverordneten auf die Estrade des übernommen haben, berichtet. Wie die Pariser Ausgabe der„ Daily Magistratsfivungsfaals, wo sie in einer Erklärung die Angriffe Mail " wissen will, hat die Stommission beschlossen, das ergegen die Reichswehr und Grenzschussoldaten zurücknehmen langen der beiden Männer, für Wilhelm II. einzumußten. Sämtliche Parteien der Stadtverordnetenversammlung treten, abzulehnen. protestierten auf das schärfste gegen diesen Borgang. Die Sigung wurde geschlossen. Die Unruhen pflanzten sich auf die Straßen fort, wo die Menge, die hauptsächlich aus Arbeitern bestand, gegen Liquidation der Reichsstelle für Gemüse und Obst. die Soldaten Stellung nahm, die sich durch einige Schreckschüsse zu wehren suchten.
Wie die„ P. P. N." erfahren wird die Reichsstelle für Gemüse und Obst ihre Liquidation in der Weise vollziehen, daß sie zunächst Mit keiner noch so großen Empörung läßt sich diese Gewalttat alle Tochtergesellschaften übernimmt und dann eine einzige Liquientschuldigen. Wir fordern strengste Untersuchung und Bestrafung dation durchführt. Die Liquidation soll schon in den nächsten derer, die das neue Heer durch solche Schandtaten beschmutzen. Tagen erfolgen.
und
Alles dies geschah ohne Verständigung und ohne Vorwissen des Oberpräsidenten, obwohl Beamte des Oberpräsidiums in der Angelegenheit mitgewirft hatten. Die Folge dieser Maßnahmen war dann der Generalstreif in Stettin , Stralsundin anderen Städten Vorpommerns stand er unmittelbar bevor Bürgerstreif gegen den Generalstreit in Stettin und Stralfund. Es wurde bei den Verhandlungen einwandfrei festgestellt, daß die Verhängung dieser ungefeßlichen Maßnahmen durch das Generalkommando bereits am Sonnabend nachmittag erfolgte, und daß merkwürdigerweise sofort die umfangreichen Verordnungen auf großen Plakaten gedrudt in allen Städten Vorpommerns angeschlagen werden konnten, obwohl die ersten Telegramme, die ein Eingreifen verlangten, erst am Tage libor und im Laufe des Sonnabends eingegangen waren. Diese verdächtige Eile, mit der die ganze Angelegenbeit im Generalfommando betrieben wurde, läßt die mertwürdigsten Schlüsse auf die vorher schon bestehende Ver