D:e �Verbe/Ierung� Sss Zrleüensvertrages. Ein Antrag im Unterhaus. Im Nnterhauie brückte— wie N e u te r meldet— Bottom» le h bei der zweiten Lesung des FriedensvertrngeS einen Ver- besserungSantrag ein, in dem das Bedauern darüber ausgeiprocken wird, dah der Friedensvertrag Deutschland nicht bestimmte bindende Verpflichtungen auferlegt, Großbritannien seine gesamten Geldausgaben für den Krieg �n ersetzen. In seiner Antwort auf die Debatte verteidigte Lloyd George verschiedene Bestimmungen des Friedensvertrages und erllärte, Großbritannien habe sich beträchtliche Kompen» s a t i o n e n gesickert, obwohl es unmöglich, gewesen sei, die gesamten KriegStosten zurückzubekommen. Es sei nicht möglich, den Betrag für die EntickSdigung und Wiedergutmachung festzusetzen, da die Kosten für die W i« d e r h e r st e l l u n g Z- arbeiten gegenwärtig noch nicht festgesetzt werden konnten. Lloyd George verteidigte ferner die territorialen Neu- Regelungen und die Deutschland auferlegten militärischen Bedingungen. Er betonte, daß auf der ganzen Welt der Wunsch bestehe, der Dienstpflicht ein Ende zu machen und sprach die Hoff» ming aus, daß Groß-Britannien Ende lDlS durch freiwillige Rekrutierung alle die Streitkräfte haben werde, die not- wendig seien, um die über die ganze Welt verstreuten britischen Interessen zu schützen. Verbesseruugsantrag, so lesen wir. aber wa? enthält er? DaZ ausdrückliche Bedauern, daß man nicht noch mehr aus Deutsch » land herausgepreßt hat. Und Lloyd George sieht sich tatsächlich zu einer Ents chnldigung verpflichtet I Wenn's nicht so ernst wäre, könnte man lacken. Sollte diese.Besserung' schon die erste Folge der.Berliner Wellrcvolution' vom 21. Juli sein? » Der Friedensvertrag wurde in allen Lesungen, nachdem die irischen Nationalisten als Protest gegenüber der Haltung der Negierung in der irischen Frage eine Abstimmung verlangt hatten, mit 1S3 gegen 4 Stimmen angenommen. Die den englischen Vertrag betreffende Vorlage wurde in sämtlichen Lesungen ein» stimmig angenommen._ Oeutsth-englischer postverkehr. Reuter teilt aus Londou mit, daß jetzt wieder P o st für Deutschland angenommen wird. die Koh!en!ieferunxen an Frankreich . Deutsch -franzöfische Besprechungen. In Versailles fand eine erste Besprechung zwischen den Vcrtietcrn der alliierten und assoziierten Regierungen und Vertretern der deutschen Negierung und beut- scheu Sachverständigen über die K o h l c n l i e f e- r u n g e n statt, die Deutschland gemäß Anlage V zu Art. 236 des Friedensvertrags an die Entente zu leisten hat. Die deutschen Delegierten legten die gegenwärtige Kohlenlage Deutschlands dar, aus der sich ergibt, daß die Abgabe von Kohlen an die Entente unter den gegenwärtigen Verhältnissen die s ch w e r st e Gefährdung, ja unter Umständen den alsbaldigen Zusammenbruch des deutschen Wirtschckfts- lobcns nach sich ziehen muß. Die alliierten und affoziierten Regierungen verlangten die Vorlage eines Planes über die Teutschland vom September ab etwa möglichen Liefe- rungen. Die Verhandlungen werden am Donnerstag fortgesetzt werdelt._ Der abgesagte Generalfteeik in Kraakreich. Clemenceaus Drohungen. PersaillcS, 21. Juli. Der Nationalrat der franzö» fischen Gewerkschaften trat heute vormittag auf Einladung des Verivaltungsvates der Eompagnie Generale du travail zu einer Sitzung zusammen, um die Frage des abgesagten General. st r e i k e S zu peüfsn. Laut.P o p u l a i r e" stellte der General- sckretär I o u h a u x fest, daß dieArbeitermassen n i ch t g e» neigt waren, der Streikauffordcrung so Folge zu leisten, wie man erwartet hatte. Ministerpräsident Clemenceau habe erklärt. daß er mit den schärfsten Maßregeln gegen Streikende vorgehen werde. Trotzdem wäre der Streit durch- geführt worden, wenn nicht in der Kammersitzung am Freitag klar zutage getreten wäre, daß man gegen die Teuerungskrise nachbrücklichst vorgehen wolle. Die Verhandlungen wurden auf den Nachmittag vertagt. HollÄ'oüische Stimmen zum Serliner Streik. Der allgemeine Streik ein s?ehlschlag. »Nieuwe Rotterdamsche Courant" schreibt zu dem Streik in Berlin , soweit dies ein Sympathiestreik sei, so werde gestreikt aus Sympathie für die Tatsache, daß der andere an der Arbeit bleibe! Soweit er jedoch eine Demonstration bedeute, so beweise er, daß die Berliner mit ihren internatio» nalen Ansichten allein dastehen, und daß die Sympathie, die sie für die französischen, englischen usw. Prolelarier empfinden, keineswegs erwidert wird. Das Organ der nieöerläudischen sozialistischen Arbeiterpartei „H e t Volk' stellt fest, daß wie in England. Frankreich und Italien so auch in Holland der für den heutigen Tag anberaumte allgemeine Streik ein Fehlschlag ist. Wien vor einer Kohlenkataftrophe. Wien , 22. Juli. fEigeuer Drahtbericht des„Vorwärts".) Wien steht vor einer vollständige» Kohleukatastrophe. Die Elektrizitätsversorgung wird, wenn uicht schleunige Hilfe eintritt, in diesen Tage» vollständig eingestellt werden müssen. Die Kohlenzufuhren aus der Tschccho- Slowakei, aus Deutschland und aus Polen sind ausgeblieben. Oesterreich selbst verfügt nur über eine äußerst geringe Steinkvhlcnprvduktion in Steiermark , die für die Eisenhütten in diesem Lande gebraucht werden. Die Stadt Wien besitzt eigene Kohlenbergwerke, die aber an der niederösterreichisch.ungarischeu Grenze liegen, der größere Teil liegt auf ungarischem Gebiet und auch von dort kommen fast gar keine Kohlenzufuhrcu._ Zur öie Kriegs- unö Nvilgefangenen. Eine Aufforderung an die Regierung. Der dritte Vertretertag des.Volksbundes zum Schutze der 'deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen" und der„NeichSvereini- gung ehemaliger 5kriegs- und Zivilgefangencr' hat an die R e- g i e r u n g folgende Aufforderung gerichtet: „Der aus allen Teilen Deutschlands beschickte dritte Vertreter- tag fordert die Regierung auf, ihre Vertreter in Versailles zu veranlassen, mit der Entente unverzüglich wegen R ü ck s ü h- rung der deutschen Gefangenen zu einem Abschluß zu gelangen. Sollte dieser Abschluß an dem Widerstand der Gegner scheitern, so erwarten die Vertreter des..Volksbundes' und der „Reichsvereinigung', daß von der deutschen Regierung dieser offen- bare Vertragsbruch unzweideutig als solcher g e k e n n- zeichnet wird. Ter Bertrctertag verlangt, daß die Regierung Mittel und Weg« findet, gegebenenfalls unter Anrufung des neu- traten Auslandes, von den feindlichen Regierungen die Jnnehaltung ihrer übernommenen Verpflichtungen zu erzwingen." Kultusminister haenisth gegen öas Schul- kompromiß. Wie wir hören, steht der Kultusminister Haenifch nach wie vor auf dem Standpunkt, daß das Schulkompromiß undurchführ» bar fei. Das größte Hindernis für das Kompromiß sieht der Minister in der vorgesehenen konfessionellen Gliederung der Schule. Es sei geradezu paradox, den Gemeinden die Eni- scheidung über die konfessionelle Gliederung der Schule zu ül..- lassen. Bei den höheren Schulen sei das so gut wie unmöglich. Die borgesehene Ausbauschule finde hier die größten Hemmnisse. Es werde durch die einzelnen Bestimmungen des Kompromisse? geradezu der Gedanke der Einheitsschule vernichtet. Würde das Kompromiß durchgeführt, so würden sich die Schulen in den einzelnen Orten oerart voneinander unterscheiden, daß von einer Einheitsschule keine Rede mehr sein könne. Außerdem würden, wenn man den Gemeinden die Umgestaltung der konfessionellen Gliederung überließe, in diese Gemeinden die konfessionellen Kämpfe erneut hineingetragen werden. Eine große Gefahr für die Entwicklung der Schule bildet auch der Artikel 143 Absatz 2 des Schulkompromisses, der die Schulder- waltungen verhindert, ihre Schulweise so auszugestalten, wie es die EinheirSschule verlangt. Die Hauptwirkung des Kompromisses würde sein, daß die Schule der Stagnation verfällt. Be- sonders schwer würden durch das Kompromiß diejenigen Bundes- staaten betroffen, die heute schon ihre Schulweise in fort schritt! ich em Sinne ausgestaltet hatten, wie Sachsen , Hessen und Baden. Die Kehrseite öer Meöaille. Uns wird zum Schulkompromiß geschrieben: Die Artikel von Heinrich Schulz, und Richard Lohmann verdienten volle Zustimmung, wenn es sich wirklich um eine deutliche, wenn auch provisorische Regelung bandelte. Leider kann ich den Optimismus der Verfasser nicht teilen, ja ich behaupte, daß diese Zugeständnisse vom Zentrum in der be- wußten Absicht gemacht sind, die Partei zu täuschen. Es han- delt sich für das Zentrum doch darum, unberührt von jeg- licher Sentimentalität vaterländischen Empfindens, in dem großen Zusammenbruck die eigene Stellung, d. h. in erster Linie daS Kirchenvermögen, zu retten. So hat es ein leb- Haftes Interesse an'den Gebieten, wo seine großen Liegen- schasten sind, diese dem Staatsverband zu entziehen, damit sie nicht von der Sozialisierung erfaßt werden, damit man nicht auf den teuflischen Gedanken kommt, die Milliarden kirch- lichen Vermögens der Allgemeinheit nutzbar zu machen. Ich bin den Beweis für den Täuschungsversuch schuldig. Das Zentrum erkennt die weltliche Schul« an. Das kann es gar nicht, denn es setzt sich damit in strikten Gegensatz zur eigenen Kirche, zu den klaren Entscheidungen des Papstes. In der Canisius-Enzyklika vom 1. August 1897 heißt es: „Wer also den Unterricht so einrichtet, daß er in keinem Zu- sammenhang mit der Religion steht, der verdirbt die Aussaat selbst des Schönen und Anständigen, der wird nicht das Wohl des Staates, sondern Untergang und Verder- ben des mensch lichen Geschlechts bereiten",(du- maul xenans pestern ac perniciern parabit.) Gibt das Zentrum jetzt also die entgegengesetzte Zusiche- rung, so tut es etwas, das es nicht halten kann oder baldigst widerrufen wird mit einem höflichen Achselzucken:„Der heilige Vater gestattet es nicht" Aehnlich liegt die Sache in allen Fragen der Soziali- sterung: Leo XIII . erklärt in der Enzyklika„viuturoum illuck" vom 29. Juni 1881:„Aus jener Ketzerei"(dem Luther- tum) entstand das sogenannte neue Recht und die Volks- Herrschaft und jen« maßlose Zügellos igkeit. die die meisten nur für„Freiheit" halten. Von diesen kam man zu den letzten Seuchen(poatas), nämlich zum Korn- munismus. zum Sozialismus, zum Nihilismus, den veroo- scheuungswürdigsten und fast tödlichen Verbrechen der bür- gerlichen Gesellschaft(aivills daminaw kocielalis rg> terrirna portenta ac paene funera)." Und ähnlich heißt eS im SyllabuS Papst Pius IX. 1864:„Sozialismus, Kam- munismu?... derartige Seuchen..." Kann man da glauben, daß es dem Zentrum mit der Zustimmung zu den großen Steuer- und Wirtschaftsgesetzen ernst ist? Und erleben wir nicht schon, daß den Finanz- reforinen Erzbergers die süddeutschen Staaten widersprechen, will sagen, daß Zentrum gegen Zentrum steht? Do�s Zen- irum dient jedem Staate, gleichgültig, welche Verfastung er hat, ob es sich um Monarchie. Republik oder sonst eine Form handelt(nur nicht Volksherrschaft y- Imperium populäre!):' heißt es doch bei Leo XIII :„Warum soll nämlich der Kirche Die berliner yochsthule für Musik. Arn 1. Oktober verläßt Hermann Kretzschmor seinen für l.e musikstudierende Jugend BerkinS außerordentlich wichtigen Lehrposten cm der Universität und an der Hochschule für Musik. Wer sein Nachfolger im Ordinariat für Musikgeschichte wird, interessiert die weite Oessentlichdett zunächst weniger; man wird es allerdings schwer haben, nach Riemanns Tode vmen Mann auf diesen wertragend-n Posten zu berufen, der auch nur annähernd Kr-tzschmarS Können und L-hrtatent besitzt. Immerhin: Arnold Schering oder Peter Wagner wären hier schon in Ehren zu nennen, auch als Leiter des Instituts für Kirchenmusik. Wesentlicher aber ist die Reubesetzung des DirettorpostenS an der Hochschule. Denn diese Akademie, einst eine Zierde für daS musikalische Deutschland . eine Stätte, zu der unter Joachims Führung Tausende aus dem In- und Ausland pilgerten, ist— das muß gesagt werden— unrer Kretz schrnar nicht aus jener erhöhten Stufe und Wertigkeit stehen- geblieben. Die Riesenarbeit, die den Schultern des einen seltenen Mannes Mgemudet war, konnte selbst oin Herkules nicht leisten. Voll von anderen, eigenen Arbeiten und Ideen, konnte sich K. der Leitung nur in beschränktem Maße widmen. Die persönliche Note der Lehrenden war nicht mehr zündend genug, um den Versall des Instituts aufzuhalten. Auch von der hehrsten Tradition kann solch eine Akademie nicht ewig leben,«S fehlt und fehlte der künst- lsrische, der organisatorische G«st des Neuen, dem gerade die besten der hier wirkenden Musiker nicht recht Platz und Geltung ver- schafften. Der Ruf der Rückständigkcit war nicht nur ein Tadel der Modernsten: den StA und Sinn einer neuen Generation hatte die»inst königliche Hochschule mcht bcgrissen. Da ist Wandel zu schassen; Wandlung an Haupt und Gliedern. Die Hochschule muß wieder eine Kunstzentraie nicht nur für Berlin , sondern weit ausstrahlend für die verschiedensten Kunstzweige in ganz Deutschland werden. Daß solche Aenderung gelingt, dafür ist die Wahl de? kompetenten Direktors notwendigste Voraussetzung. Denn er bestimmt Richtung und Tragfähigkeit d«S Hauses. El wird gut und notwendig fein, ihn so zu wählen, daß daS Schwer- gewicht seines Wirkens«ben die Verwaltung der Hochschul« ist. Nebenamtlich kann hier eine fruchtbri uzende Funktion nicht ausgeübt werden. Schon werden Namen genannt, hochklingende und kegrüßenZirerte. An keinen von ihnen wird der Ruf ergehen dürfen, ohne daß man sicher ist: der angebotene Direktorposten wir» dem Kandidaten freudig ergriffen« Lebensaufgabe sein. Mit einem anstrengenden Lehrberuf oder einer vorwiegenden Kompositronstätigkert läßt sich das Amt eines solchen Führers der kürrftigen Musikgröhen nichr vereinigen. Die Jugend verlangt Leiter, die ihr stets und zu jeder Stunde fördern? zur Hand sind, Führer, die einem klassischen und einem modernen Geschmack die «echten Weg weisen, die Talente nicht in Fessel» der hergebrachten Formel bannen, sondern mit Takt und Spürsinn auch dem ab- surden Most zur Weinroise verhelfen. Ordnung, Tatkraft, Organisation und künstlerische Kultur hu not. Die Namen, die unter Eingeweihten kursieren, sind best akkreditierte: Hausegger, Siegfried Ochs , Georg Schumann . Hausegger: ein Führer der Modernen, die in charaktervollem Glanz, nicht in Spekulation ihre Wurzeln hat. Siegfried OchS : der sprühendste und suggestivste Kopf unter den reproduzierenden Künstlern und sicher der hervorragendste Organr- sator, den Berlin hat. Schumann: der auf klassischem Boden stehende, gemäßigte Elektiker der zielbewußte und umsichtige Leiter der Singakademie. Drei Namen, drei Künstler, drei Sterne. Be- vor die Würfel fallen, wird ein jeder, der etwa zur Wahl bestellt wird, sein Programm entwickeln. Und der Radikalste soll uns der Willkommenste sein, weil nur der Umsturz hier Segen uud Blüte schassen wird. 15. 3. Zwangsvorstellungen. Es begegnet wohl jedem Menschen gelegentlich, daß rhn eine Vorstellung, sei eS eine Melodie oder ein Vers, immer wieder befällt und sich ihm so aufdrängt, daß er gar nicht davon loskommen kann. Auch das ist nichts Ungewöhnliches, daß man plötzlich unsicher wird, ob man, wie man es wollte, die Türen der Wohnung rickt-g ver- schlössen hat, ob man den Gasbahn zugedreht oder das elektrische Licht abgestellt hat. ob man nickt etwa Briefe tu falsche Umschläge getan bat usw. Das sind alltägliche Beispiele, die sich aber bei nervensckwachen Menschen oft in der merkwürdigsten Form zu krank. basten ZwangSvorstellunoen steigern, wie sie der Nervenarzt Dr. Tetzner im neuesten Heft der„Umschau" aufzählt. ES gibt barmloser« Formen, bei denen der Kranke sich gedrängt fühlt, nack gleichgültigen Dingen wie Namen zu suchen: dabei muß er manchmal mitten in der Nackt aus dem Bett aufstehen, um irgendein Zitat nackzuscklagen. Andere wieder werden von dem Zwange beherrscht, über tausend unfruchtbar« Ding: nachzugrübeln, sie fragen sick, wozu es die Menscken eigentlich gibt, wieviel Mon- scben täglick oder auch jährlick an ihrem Hause vorbeigehen usw. Bei vielen ci-ler Zwangsvorstellungen herrfckt das Angstgefühl vor. Solcke„Phobien" zeigen starke Erregunaszustände. Herzklopfen, Pulsbeickleunigung und SchwerßauSbruck Bekannt ist da?»Lampen. freber". Sehr unangenehm ist für den Befallenen die„Errötunas. anast". die Vorstellung, er könne erröten, wenn ein bestimmtes Ge- svräckstbema angeschlagen wird, und man würde daraus auf gewisse Vorstellungen bei ihm schließen; dies« Anast macht den Kranken immer verwirrter und ruft wirklick das Erröten hervor, das er ver. meiden wollte, und schließlich wagt er fick überhauvt nicht mehr in Gesellschaft. Andere Kranke vermeiden Theater und Konzerte, weil sie befürchten, sie könnten durch lautes Sprechen, Hurrarufen oder Feuerstbreien Anstoß erregen,»der autb. es könnte ein Brand aus- brechen, sie würden ohnmächtig werden usw. Auch eine unerträglich« Angst vor dem Stottern oder die Furcht, nicht gut schreiben zu können, kann veranlassen, daß flotte Rodner die Sprache verlieren oder gebildet« Menschen nicht schreiben können. Zu den Zwangsvorstellungen gehört die übergroße Angst vor Gewittern, Feuersbrünsten, Eisenbahnen, B'ückcn. oitencn Fenstern, Glasschoibon, Gift, Verunreinigungen, vor Tieren und Menschen. vor der Dunkelheit. Bekannt ist die„Platzangst", bei der der Kranke sich auf weiten Plätzen hilflos vereinsamt füblt und nicht imstande ist, sie zu überschreiten. Ihm ist, als dehne sich der Raum ins Unmdliche, als müsse er schwindlig werden oder ohnmächtig zu Boden stürzen, und wird er gezwungen, über den Platz zu gehen, so zittert er und bekommt Herzklopfen, während oft schon die San» eines dreijährigen Kindes oder die Berührung einer anderen Per- son mit der Spitz« des Stockes genügt, ihn von dieser Angst zu be- freien. Weitere Formen zeigen sich in dem Zwang, alle möglichen anscheinenden Schädlichkeiten für sich selbst und andere hinweg- räumen zu müssen. Auch Zwangshandlungen müssen solche Krank« leiden solckv Kranken unter der Angst, irgend eine auffallende oder Krankhei-Skeimen waschen oder alle Türklinken desinfizieren. Oft leiden solche Krank« unter der Angst, argend eine auffallende oder verbrecherische Handlung begehen zu müsien. Sie guält die Vor- stellung. sie könnten in Gesellschaft obscön« Worte oder während des Gottesdienstes Flüche ausstoßen, oder sie würden das Kind au» dem Arm die Treppe hinunterwerfen oder sich selbst aus einer» Eisenbahn zug stürzen. Alle diese ZwcmgSan triebe werden in Wirklichkeit nie aus- geführt, und die Kranken wissen es auch, daß sie niemals derartme» tun werden; trotzdem leiden sie schwer unter die-rr Angst. Da» Seiden ist heilbar, am besten durch ärztliche Anwendung der Hypnose, für die oft wenige Sitzungen genügen. Bei!xr körperlich arbeiten- den Bevölkerung fehlen diese ZwangSzu stände fast vollkommen, um» zur Heilung trägt auch die Auffrischung der Körper krä'te, dre lo.per- liche Beschäftigung sehr nüylich bei. Notizen. — Theater. Fritz Krenn von der StaatSoper in Wien . Margarete Schlemüllcr von der Brüsseler Oper und He.ene Fa.k vom Sradtiheatcr in Nürnberg wurden für die ,m Monat Augu,: in der Volksbühne am Bülowplatz ftaltfrnoenden Opcrnvor» stellungen verpflichtet. —„Schief-Levinche mit seiner Kalle". Unter diesem Titel kam im Verlag Hoffmann u. Campe 1818 e,a Roman von Hermann Schiff heraus, der heute vergessen ist. Ein komischer Roman. Jetzt soll er eine Wiederauserstebuug erleben. Der Verlag, der ihn einst zuerst in die Oeffenllichkeit führte, hat ihn sozusagen neu entdeckt und wird chn aberma.S herausbringen. Heinrich Heine war seinerzeit entzückt von dem Buch und sprang ihm literarisch bei. Er nannre ihn „Meisterwerk voll sprudelnden WitzeS",«in Buch, daS,„waS vis Hauptsache ist, das Verdienst hat, mich unendlich amüsiert>,u haben". Im Nebentitcl ist der Roman genannt„Polnische Wir:- schafr". — Eine deutsche Gesellschaft für angewandte Physik ist begründet worden. Vorsitzender ist Dr. Gehlhoff in Berliu-griedenau.
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