5er Ar�kerklaffs ge�elgi haben. Käß sie Ken s o z? a l i si i- schen Geist auch im Siegestaumel nicht Preis- gegeben haben. Mr wissen, indem wir diese lobenden Wort« schreiben. daß sie alle uns Mehrheitssozialisten fortwährend angreifen und verdächtigen, aber weil wir sie ftir anständige und nur vorläufig unvollständig und einseitig unterrichtete Menschen erachten, halten wir mit unserer Beurteilung ihres Charakters und ihres Wirkens nicht zurück. Ob sie uns in Luzern und später diese Borurteilslosigkeit lohnen werden oder nicht, be- rührt unser Urteil nicht. Möge aber im Interesse der durch den Sieg des Entcnte-Kapitalismus gefährdeten intcrnatio- nalen Arbeiterbewegung dieses Beispiel nicht unbefolgt bleiben, möge man künftig, auch in den leidenschaftlichsten Debatten, niemandem vorzeitig und ohne genügende Betveise den guten Glauben abstreiten, nur um seiner s n b- jektiven Auffassung stärkeren Nachdruck zu verleihen I Wir möchten auch nicht bei der Beurteilung der f r a n- zösischenMinderheit dem Beispiel vieler französischer Genossen folgen und Oel ins Feuer der anderen gießen. Die rücksichtslose Partei na hm« fast der gesamten französischen Sozialdemokratie, ohne Unterschied der Stellungnahme zum Bolschewismus und zur Diktatur des Proletariats, also auch ohne jegliche Logik, zugunsten der deutschen.Unabhängigen gegen uns soll uns nicht dazu verleitcir, die Haltung der Minderheit um Ma r c e l- S e m ba t und Ne n audel leidenschaftlich und ungerecht zu beurteilen. Sie haben die Anficht vertreten, man dürfe den Frieden nicht ablehnen, sondern durch Stimmenenthaltung seine Kritik zum Aus- druck dringen. Das von Sembat und seinen Freunden vor- gebrachte taktische Argument war nicht ungeschickt: es liege im Interesse der Partei, daß sie in der Kammer und vor dein Lande eine niöglichst geschlossene Stellung einnehme. Da angesichts der bereits allerorts bekannten Meinungsver- ichiedenheiten eine einmütige Annahme ganz undenkbar und sine einmütige Ablehnung etwas heuchlerisch wäre, so emp- fahl er den Mittelweg. Rcnandel ldessen Mandatare cmS dem Departement Bar, jedoch in feiner Abwesenheit, ein- stimmig f ü r die Natisiziernng des Friedens gestimmt hatten) vertrat dieselbe These, ebenso der Abgorduete von Toulouse B e d o u c e, einer der besten Wirtschaftspolitiker der Partei, der namentlich die kurzsichtigen finanziellen Klauseln des Lertrages scharf kritisierte. An sich bestand die für Stimmenenthaltung eintretende Minderheit nreist ans denjenigen Mitgliedern, die in ihrem Herzen sich des Sieges als solchen freuen und allein unter dem Druck der Internationale es nicht wagen, für eine Unter- Zeichnung einzutreten, die letzten Endes nur den logischen Ab- schluß ihrer eigenen Kriegspolitik, der„Bis-ans-Ende- Politik", bilden würde. Daß sie ein volles Drittel der Stim- inen für die Auffassung getvanncn, ist nur ein neuer Beweis dafür, wie sehr unsere Auffassung berechtigt war, daß das Schicksal des deutschen Volkes nicht allein den Entente-Sozia- liste,-! überlassen werden durfte. Von einer nationalen Gefahr kann bei den Franzosen schon seit über acht Monaten nicht mehr die Rede sein, der Friede, der uns trotz der Resolution aufgezwungen wurde, trägt deutlich den Stempel des an- nerianistischen Imperialismus und des krassen Wortbruches. Dennoch hat sich ein Drittel der französischen Partei gefunden, das gegen seine Ablehnung sprach und das ihm vielleicht am liebsten zustimmen würde I Gewissermaßen sympathischer als die lavierende Haltung der letztgenannten Gruppe war die Stellungnahme einer winzigen Minderheit unter Albert Thomas , die, wenn auch mit Vorbehalt, f ü r die Raiifziierung des Gewaltfriedens eintrat. Sympathischer, weil konsequenter: der Munitions- minister de� Kabinetts Ribot, der dessen Pufferstaatenpolitik mitmachte, oder zumindest nach deren Aufdeckung weiter im Amte blieb, der den Sinn der russischen Revolution zu fälschen versuchte, als er nach Rußland fuhr, mn KerenSki in
feiner Politik der Fortfe�ung des Kriege? zu unierffußen— dieser Mann handelt nur logisch, wenn er dem.�dreifachen Verbrechen gegen Frankreich , gegen das arbeitende Volk Deutschlands und gegen die Menschheit"— der Satz stammt von Charles Rappoport („Populaire" vom 16. Juli)— seine Zustimmung erteilt. Er handelt konsequent; nur gehört er nicht mehr in die sozialistische Partei hinein. Er scheint sich auch mit Austrittsgcdankcn zu tragen, denn er behielt sich ausdrücklich das Recht vor, entgegen der Resolution Renoult, die den Stimmzwang beschloß, in der Kammer für den Frieden zu stimmen,„wenn er im Augenblick der Abstim- mung es als seine sozialistische Pflicht"(!) erachte. Daß er für seine Resolution nur L-t Stimmen gewann, zeigt, daß diese Art von„Sozialismus" acht Monate nach dem Waffen- stillstand erfreulich wenig Gegenliebe in der französischen Partei begegnet. Seine seltenen Anhänger waren übrigen» meist Vertreter der zerstörten Gebiete, so der Abgeordnete von Lille , I n g h e l s, die unter der deutschen Besetzung unge- Heuer gelitten haben und deren subjektive Erbitterung gegen Deutschland uns begreiflich erscheint. Und dennoch! Glückliche französische Bruderpartei, die trotz der klaffenden Gegensätze zwischen einem Albert Thomas und einem Longuet noch immer eine einzige Partei ist und deren verschiedene Richtungen in einem Kongresse, in einem Saale sich mit sachlichen Argumenten bekämpfen und sich nicht mit Bier gläsern bewerfen und nicht mit Revolverschüssen überzeugen. __ Victor Schiff . Wann üürfen unsere Gefangenen heim? Mahnung der deutschen Regierung. Tie deutsche Regierung hat zestcr» Ministerpräsident Clcmenceau erneut um baldige M«tteiluug betreffs Zusam- mensctzung und Zeiwunkt des Zusammentritt» der Kommission zur Heimbcförderung der Kriegsgefangenen ersucht und dabei dar- auf hingewiesen, daß Herr Clemenceau bereits am 2 k. M a i d. I. versprochen habe, die Ztcrtreter der alliierten und assoziierten Mächte würden mit größter Bereitwilligkeit eine Kommission zu diesem Zwecke einsetzen, sobald der Friede unterzeichnet ist. Der Friede sei unterzeichnet und bereits von Deutschland ratifiziert, aber immer noch warte die deutsche Regierung vergeb- sich auf die Bildung der emöhnten Kommission.
�Unannehmbar I' Erklärung Karl RennerS . LtaatssrkretSr R e» n r r hat gestern nachmittag Saint Germ ain verlassen, um sich nach Feldkirch zu begeben. Er trifft dort mit de»: Staotsscttclär Bauer zusammen. Staatskanzler Nenner wird Sonntag wieder in Saint Germain eintreffe». Bor seiner Abreise erklärte er einrm Vertreter der R a d i o a g e n t u r, der Bertrag sei unannehmbar, Deutschland habe man hart behandelt, die Ocsterreichcr aber würden doppelt und dreifach getroffen. Deut schö st erreich verliere zwei Fünftel seiner Bevölkerung und in wirt- schaftlicher Beziehung acht Neuntel seiner Er» Wertsquelle«. Die Verantwortung für die Richtigkeit der Meldung liegt bei dem Vertreter der Radioagentur. So richtig es ist. was über die Niederträchtigkeit des„Friedens" mit Deutschöster- reich" gesagt wild, so ist doch unser Bruderland noch mehr als Deutschland der Entente um Sein oder Nichtsein ver- fallen. Auch Oesterreich wird annehmen müssen.
Bersöhnungstat eines deutschen Gefangenen. Zur Rettungstat des deutschen Kriegsgefangenen Bruckmann, der einen abgestürzten englischen Flieger unter Lebensgefahr aus seinem brennenden Flugzeug rettet«, schreibt„Daily Chronicle" in einem Leitartikel, Lruckmann Hab« mehr als irgend- einer seiner Landsleu'te zur Wiederherstellung menschlicher Bande zwischen England und Deutschland getan.
Sahnhof ZrieSrichftraße. Von P. B e s ch o w. Der letzte Stadtbahnzug bom Osten nach Westend . Ratternd ateitet er den schwarzen Tamm entlang, der sich durch die grad- linig-zackigen Schatten des Häusernieeres zieht. Grüne, roie Lichter irgendwo im Dunkeln. Manchmal ein helles Klapper», wenn der Zug über eine Brücke fährt. Lichterfüllte, fast men- schenleere Schächte die Straßen, die sich mit der Bahn kreuzen. Fn einem Abteil dritter Klasse drei Frauen und ein Kind. Eine ist sehr alt. Ihr zerknittertes, von spärlichen weißen Sträh- nen umrahmtes Gesicht liegt in ängstlichen Falten. Ihre arbettS- gekrümmten Finger zählen ein dünnes Pack Zeitungen zum zwei- !->n Male, dritten Male. Ihre Lippen bewegen sich, sie seufzte. Soviel Zeitungen übrig, daß fast kaum ein Verdienst übrig bleibt. An der Tür steht eine etwas jüngere, breitknochige, aus- gearbeiiete Gestalt mit ruhigem Antlitz, die Hand hinter die Trag- bänder eines Nucksackes gesteckt, der zum Platzen voll ihr auf dem Rücken hängt. Sie betrachtet mitleidig die Alte: „Na, Mutter, schlecht verdient?" „Ja, ja, wie soll bei dem Geschäft man bloß die Miete rauS- kommen." „Na, verdient denn Ihr Mann nischt?" „Ach Gott , der ist schon lange tot. Und die JungenS sind aus den Krieg gekommen und haben schlechte Arbeit" Ein langer Seufzer durchzieht den Raum. Sie starrt trost- loS vor sich hin. Unruhig rückt die junge, kaum dreißigjährige Mutter, die ihr gegenüber sitzt, auf ihrem Platz hin und her. Ihr Töchterchen schaut mit groß fragenden Augen die Alte aa. Laut tönt das Rattern der Räder in die Stille. Ter ausgeleierte Wagen stößt und rollt, daß die junge Frau den auck vollen Ruck- sack, den sie auf den Schoß genommen, mit Mühe hallt. Ein ehr- licher Freudenschein huscht über ihr noch hübsches Gesicht. Fast liebkosend streicheln ihre Finger über den Rucksack. „Ich bin ja so froh, daß ich wieder 50 Pfund Kartoffeln gekriegt habe. Ta können wir uns wenigstens wieder sattessen. „Och, alle vier Wochen können wir zu den Bauer kommen, der ist wenigstens nich halb so unverschämt wie dre andern", setzt die stehende Frau hinzu. „Mutter, sieh mal!" mit einem Sprung ist die Kleine am Fenster. Ein breiter Lichtstreif, eine helle, menschenvolle Straße rechtwinklig zu dem Zug, wirrer Lärm dringt herauf, Autos, Droschken, Fußgänger in scheinbar unentwirrbarem Durcheia- ander. „Das ist die Friedrichstraße. Gleich hält der Zug, Friede!." Tie Bremsen quietschen, die Räder schleifen. Eine helle Halle, in der Rufen, Reden unzähliger Menschen brandet, die in dichten Haufen auf dem Bahnsteig stehen, zeigt sich am Fenster. Die Tür wird aufgerissen, sonntäglich geputzte Menschen hasten in oaS Abteil. Im Nu sind die Plötze besetzt. Schon hört man daS Klappen der Türen, da stürzt sich noch ein Paar herein. Ein. junges, verschleiertes Weib im halbseidenen Sommermantel, ein kleines Hütchen auf dem kunstvoll getürmten Haar, einen Schleier vor dem niedlichen Gesichtchen, schon mit einem Fuß im Abteil. Hinter ihr eine Männerstimme; %
„Es ist ja egal, nur rein, ist ja überall voll. Bedenke, eS ist der letzte Zug." Ihr Seidenmantel knistert, sie steigt ein. Ein hochgewachsener Herr im kurzen, hellen Sommerüberzieher nach neuestem Schnttt folgt ihr. Ein Ruck, der Zug fährt an. Die helle Halle der- schwindet, wieder recht? und links die Dunkelheit mit wenigen Lichtern. Die drei Frauen schweigen unbehaglich, bedrückt von dem feinen Duft, den das Paar mitgebracht, eingeschüchtert durch die Vornehmheit, die da in daS häßliche Abteil gekommen. Sie lauschen und hören. „Du, Fritz, weißt du, der Cobler im Weidenhof war auch nicht auf der Höhe. Wer weiß, was der Barkeeper da zusammen- gebraut?" „Mein Gott, war das etwa Kupferberg , wa» uns al» solcher verkauft wurde? Man mutz ja froh sein, daß man überhaupt noch etwas bekommt." „Aber eigentlich für das Geld..." Er zuckt gleichmütig mit den Schultern. Das Mädel siebt andächtig, durstigen Blicks zu ihnen hinauf. Tie junge Frau fühlt eine Bitterkeit in sich aus« steigen. Sie mutz an das wütend« Gesicht ihres Mannes denken, als er eines Sonnabends mit ihr in ein Cafe ging und 2 Mark für eine Tasse Schokolade bezahlen sollte. Tie Zeitungsverkäuferin denkt: Ob die mir wohl noch ein paar Zeitungen abkaufen würden? Wenns ein paar waren! Aber sie traut sich nicht recht, ihnen welche anzubieten. Die neueste ist ja die Abendpost, die ist auch schon seit 8 Uhr raus, und die konnten sie sich schon längst kaufen, wenn sie wollten. Und dann beklemmt sie der seine Duft, der Seidenmantel, der ihren Rock streift. Wieder knirschen die Räder. Lehrter Bahnhof . Ein paar Augenblicke Aufenthalt, dann fährt der Zug weiter. „Du, sonst war es aber ganz niedlich. Da» Filet im Brat- wurstglöckl hat mir sehr gut geschmeckt und die Fleischpastete. Jetzt weiß ich endlich, wo man gut ißt." Zerstreut nickt der Herr. Gallige Wut sammelt sich in der jungen Frau. Die Freude über die mühsam gesammelten Kartoffeln ist wie fortgeblasen. Sie denkt mit Ekel daran, die 50 Pfund Kartoffeln auf dem Rücken bis nach Hause, eine halbe Stunde vom Bahnhof, schleppen zu müssen. Die Kleine beginnt laut, mit� hungrig gierigen Augen: „Mutti, was ist denn das— Pastete?" Die Dame zuckt zusammen. Der Herr räuspert sich ärger- lich. Scheußlich, diese dritte Klasse mit den ungezogenen Kin- dern! Die Alte am Fenster sagt scharf: „DaS brauchst du gar nicht zu wissen, das kriegst� du doch nicht zu sehn und zu essen. Das ist nicht» für unsereini." Der Zug hat wieder einmal gehalten, fährt weiter. Die anderen Neuzugekommenen schlafen oder dösen vor sich bin. Zieht sich ein feuchter Schimmer über des Kindes Augen? Mit einem Male wirft sie sich gegen seine Mutter, weint auf: „Mutti, ich will auch mal Pasteten essen, immer die ollen Kohlrüben und Kartoffeln." Da entladet sich die Wut der Mutter auf sie. Tie macht sich «ine Hand frei, schlägt sie. „Dumme Göre, was fällt dir ein. Ich werde dir helfen!" Die grau am Fenster mischt sich ein: „Laß das Kind zufrieden. Es hat ganz recht. Friedel sei artig.» gibt ja morgen Kartoffelpuffer I'
die öemagogklche Methoöe. Die„Freiheit" übt Kritik an dem Gesetz gut Entschädigung der Offiziere und Kapitulanten, die jetzt infolge der Herabsetzung der Heeresstärke, zu der uns der Friedensvertrag zwingt, entlassen wer- den müssen. Ob die Entschädigungen, die den zur Entlassung ge- langenden Berufssoldaten gewährt werden, angemessen, zu hoch oder zu niedrig sind, darüber läßt sich streiten. Doch mutz das sachlich geschehen.— Die reaktionäre Presse tobt bekanntlich schon seit Tagen, daß die Offiziere viel zu wenig erhielter!. DaS ist, wenn man die Leistungen des Gesetzes betrachtet, ge- wiß Demagogie. Aber ebenso ist eS auch Demagogie, wenn bi« . Freiheit" die Entschädigungen dadurch als viel zu hoch nach- weisen will, daß sie die Abfindung der sonstigen entlassenen Kriegs- teilnehmer und Kriegsgefangenen damit in Vergleich setzt. Die Kriegsteilnehmer waren kein« Berufssoldaten, sie sind zwar schmerzlich aus ihrem Beruf herausgerissen worden, aber sie haben doch einen Z i V i l b« r u f, zu dem sie zurückkehren können. Die Berufssoldaten, Berufsoffiziere und Kapitulanten aber haben keinen Zivilberuf, sie haben die Jahr«, in denen sie sich für einen solchen hätten ausbilden können, im Militärdienst zugebracht; anstatt in ehren Zivilberuf zurückzukehren, müssen sie erst einen erlernen. Es ist zwischen der Entschädigung der zur En!- lassung kommenden Berufssoldaten und Nichtberufssoldaten also schlechterdings gar kein Vergleich möglich. Wer ihn doch zieht, der handelt demagogisch.
die übliche verürehung. Reichswehrminister und Vollzugsrat. Von zuständiger Stelle wird uns geschrieben:„Die „Freiheit" bringt in ihrer Sonntagnummer ein Gespräch, daß das Mitglied des Vollzuqsrats Maltzahn mit dem Reichswehrmini st er geführt haben will. Auch in diesem Falle wird die Wahrheit auf den Kopf ge- stellt. Maltzahn hatte telephonisch angefragt, wann eine Abordnung des Vollzugsrates mit Noske verhandeln könne. Darauf ist ihm geantwortet worden, im Augenblick könne von einem Vollzugsrat doch kaum gesprochen werden, da d i e Mitglieder zweier Fraktionen ausgeschieden seien. Als Maltzahn darauf erwiderte, es werde also eine Ver- Handlung mit dem Vertreter der Berliner Arbeiterschaft abgelehnt, hat der Minder geantwortet, daß selbstverständlich die Berliner Arbeiterschaft jederzeit auf das weitgehendste Entgegenkommen des Wehr- Ministeriums rechnen könne, wie das ihrer Zahl und ihrer Bedeutung entspricht. Abgelehnt aber müsse werden, daß in einer Angelegenheit die Vertreter von vier Fraktionen der Reihe nach ihre zum Teil abweichenden Wünsche vor- tragen. Deshalb sei die Entwicklung abzuiv arten, die der Vollzugsrat jetzt durchmacht. Sowie der Vollzugsrat iviedcr als eine geschlossene Vertretung der Berliner Arbeiterschaft angeschen werden könne, stehe der Wehrminister einer Abordnung bereitwillig zur Verfügung."
Radeck. Die„Freiheit" berichtet, daß, wenn das Versahren nagen Karl Radeck wegen Mangels eines Nachweise» strafbarer Hand. lungen eingestellt wird, seitens des Auswärtigen Ämls und der Moskauer Äläteregierung ein Austausch Radecks gegen die von der Sowjetregierung gefangen gesetzten deutschen Geiseln geplant sei. Die„Freiheit" knüpft daran die Frage, wann das Auswärtige Amt eine endgültige Entscheidung treffen wird. Dazu ersahren die P. P. N. von zuständiger Seite, das Aus- wärtige Amt kann endgültige Vereinbarungen mit der Smvjet- regierung nicht früher treffen bis zur Einstellung der Vorunter- suchung gegen Karl Radeck. Die Voruntersuchung ist noch nicht eingestellt. Zurzeit beschäftigt sich auch das Kabinett mit der Frage. welche Garantien notwendig sind, um ein Wiedererscheinen des bolschowist: schen Propagandachefs in Deutschland hintanzuhalten. Für den Fall, daß es tatsächlich zum Austausch Karl Radecks und der deutschen Geiseln in Rußland kommt, sind bereits Vorkehrungen bezüglich des Austauschorts und der AuStaujchmodalitäten ge: rossen.
Das Mädel ist so weit als möglich von seiner Mutter abge- rückt, weint leise vor sich hin. Die Dame blickt ihren Begleiter wütend an. So eine Rücksichtslosigkeit, sie hier hereinzuführen. Wieder stoppt der Zug. Eilig drängt sie hinaus. „Komm! Oder hast du noch nicht genug?" herrscht sie ihren Herrn an. Die drei Frauen glauben noch ihren Seidenmantel empört knistern zu hören, als der Zug weiterklappert. Di« Weißhaarige läßt den Kopf noch tiefer sinken. Jetzt sind sie fort! Hält« sie doch gefragt! Sicher hätten sie npch eine Zeitung genommen! Wären immer 5 Pfennige verdient gewesen! Aufgeregt zäblen ihre alten Finger die Zeitungen zum vierten Male. Das Kind aber sieht mit weiten Augen eine Welt und weiß nicht, warum es von ihr ausgeschlossen ist.
Sprengstoff aus Zucker. In der deutschen Chemischen Gesellschaft ist kürzlich über da» bisher streng geheim gehaltene, im Kriege entwickelte Verfahren, der Gewinnung von Sprengstoff aus Zucker einiges mitgeteilt worden. Man bat danach aus dem Zucker Glyzerin bergestellt, den AuSgangSstoff für«inen der wichtigsten Sprengswsse, nämlich für Trinitroglyzerin. DaS Glyzerin wurde fr» dahin aus Fett a!» Nebenerzeugnis bei der Seifendarstellung gewonnen. Es handelt« sich daher darum, entweder das gesamte im Inland? versügbare Fett der BolkSernährung zu entziehen oder auf einen der wirk- samsten Sprengstoffe zu verzichten. W Eonnstein und K. Lüdecke boten mit ihrem Versahren de? technischen Glyzeringewinnung dura, Glyzerin in winziger Menge gebildet würde, war bereits bekannt. Glyzerin c-n winziger Menge«bildet würde, war be'-eits bekannt. Di« Aufgabe, die Glyzerinbildung zu steigern, wurde dadurch er- schwer!, daß aus die Erhaltung der Gährtätigkeit und auf die Lebensfähigkeit der Hefe Rücksicht genommen werden mutzte. Die Erfinder stellten fest, daß die Ausbeute an Glyzerin durch Zumy von Nairiumsulfat zum Gähransab bedeutend erhöht wurde. Da» verfahren wurde von der neugegründetien Petrol G m. b. H. organi- siect und binnen wenigen Monaten van 65 Fabriken durchgeführt. Nach eini«n Schwieriakeitcn«lang eS, auS hundert Teilen Zucker 20 Teile Glyzerin, 27 Teile Ammoniak und 8 Teile Aldehvi zu ge- Winnen. Di« Petrolwerk« stellten monatlich 1000 Tonnen Glttzenn her und verbrauchten dazu jährlich 70 000 Tonnen Zucker. Die An» Wendung des Verfahrens im Frieden ist lediglich eine wirtschaftliche Frag«. Tie Wahrscheinlichkeit«ine» erfolgreichen Wettbewerbes mn dem als Nebenerzeugnis der Seifenherstellun« gewonnenen Glvzrin« ist nicht groß._ Notizsn. — Theater. Im StaalsickauspielbauS wird die Aufführnng mehrerer Werke Gerhart Hauptmann » vorbereitet:„College Crompton".„Einsame Menschen ",.Fuhrmann Henschel "..Der arme Heinrich". — Da« Riesenflugzeug de» Luftverkehr«. Ein mit 22 sehr instruktiven Abbildungen versehene Schrift über:.Die technischen Grundlagen des Riesenflugzeuge» sür den Luftverkehr" hat Leutnant Offermann im Verlag Braunbeck. Berlin W 66, tu lassen.