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Nr.377.36.Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Morisplay, Nr. 15190-15197.

Sonnabend, den 26. Juli 1919.

Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morihplatz, Nr. 117 53-54.

Entlarvung der Alldeutschen!

Der Konflikt in den Siemens- Staatssekretär Otto Bauer vor] Vor den Staatsgerichtshof!

werken.

dem Rücktritt.

Die Berhandlungen, die gestern nachmittag im Reichsarbeits- Wien , 25. Juli. ( Eigener Drahtbericht des Vor­ministerium stattfanden, haben noch nicht zu einer Beilegung des wärts".) Die Politik des Staatssekretärs für Auswärtiges , Konflikts geführt. Die Vertreter der Parteien verständigten sich des Genossen Dr. Otto Bauer, war darauf gerichtet, mit dahin, daß der Streitfall vor dem Schlichtungsausschus Italien als unserem mächtigsten Nachbar in ein gutes Ver­Groß- Berlin zum Austrag gebracht werden soll. Die Verhältnis zu treten. Er hat danach getrachtet, eine Lösung für handlungen des Schlichtungsausschusses begannen heute vormittag 10 Uhr im Borsighause.

die Frage Deutsch- Südtirol

Zurzeit ruht der Betrieb in allen Werken des Siemenskonzerns zu finden, welche dieses Land militärisch zwar Italien über­vollständig. Die Arbeiter haben die Entlassungen mit dem all läßt, das darauf bestand, es aber politisch und wirtschaftlich gemeinen Streit beantwortet. Infolgedessen befinden sich bei Deutschösterreich läßt. Er wollte in diesem Sinne auch ein Mittler zwischen Italien und Deutschland

mehr als 30000 Arbeiter und Arbeiterinnen im Ausstand.

Die in bürgerlichen Blättern ausgesprochene Befürchtung, der

Streit könne sich auf die gesamte Berliner Metallindustrie aus­behnen, ist grundlos. Die Arbeiter haben keine Beranlassung, dem Ausstand eine weitere Ausdehnung zu geben. Daß fie zu einer Berständigung bereit sind, zeigt ja ihre Beteiligung an den Ver­handlungen. Mit der Lohnbewegung in der Metallindustrie, für welche die Verständigungsmöglichkeiten noch nicht erschöpft sind, steht ber Konflikt bei Siemens in feinem Zusammenhang.

Hoffentlich wird der Ausstand in den Siemenswerken durch die heutigen Verhandlungen beigelegt werden. Es wäre ja unge­heuerlich, wenn ein so unbedeutender Vorgang wie das Abreißen von Blakaten zu einem ausgedehnten Kampf von den schwert wiegendſten Folgen führen sollte. Es war kein Kluger Einfall, daß die Betriebsleitung einen Unfug, für den eine kleine Ordnungs­strafe vielleicht angebracht gewesen wäre, mit der Entlassung von

40 Arbeitern beantwortete, die dann den Ausstand von 30 000 nach

sich zog.

Hier muß ein Weg zur Verständigung gefunden werden.

In vorgerüdter Nachtstunde erfahren wir noch, daß am Freitag mur mittags zwischen 11 und 1 Uhr im Reichsarbeitsamt verhandelt worden ist. Ohne Ergebnis.

Die Verhandlungen werden vor dem Schlichtungsans­schuß am Sonnabend vormittag 9 Uhr fortgefest.

Schiedsspruch im Schmiedestreik.

Zur Beilegung des Schmiedestreits fand am gestrigen Freitag vor dem Schlichtungsausschuß unter Vorsitz eines Vertreters des Demobilmachungskommissars eine Verhandlung statt. Es wurde ein mittag 12 Uhr über seine Annahme zu entscheiden. Es darf die Schiedsspruch gefällt und den Parteien aufgegeben, fich bis Dienstag Hoffnung ausgesprochen werden, daß damit der Schmiedestreit sein Ende findet.

Lohnbewegung der Metallarbeiter.

fein.

Nun hat vor einiger Zeit der Chef der italienischen Mission in Wien , Prinz Borghese, erklärt, daß Italien auf diesen Plan, der ihm nicht die volle Souveränität in Deutsch- Südtirol gibt, sich nicht einlassen könne.

Der zweite Grund für den Rücktritt Bauers ist das Mißtrauen der Franzosen

gegen ihn, das sie einmal wegen seines Eintretens für den Anschluß Deutschösterreichs an Deutschland hegen, dann aber auch, weil sie ihn bolschewistischer Ideen verdächtigen. Dieses französische Mißtrauen wird auch durch die Erwägung nicht beseitigt, daß Otto Bauer während des Krieges so wie wenige die imperialistischen Tendenzen bei den Mittelmächten auf das schärfste bekämpft hat.

Bauer hatte schon vor längerer Zeit dem Staatskanzler Genossen Dr. Renner mitgeteilt, daß er aus diesem Grunde zurüdtreten wolle, der Staatskanzler hatte aber die Entschei­dung bis zu einer persönlichen Unterredung verschoben. Bei der Besprechung in Feldkirch in Vorarlberg , die nach der Ueberreichung des Erwürgungsfriedens von St. Germain stattfand, scheint

der Staatskanzler zugestimmt

zu haben, sadaß das Scheiden Bauers vom Staatsamt des Auswärtigen höchst wahrscheinlich ist.

Er leitet daneben auch die Sozialisierungskommission.

österreichischen Nationalversammlung wurde vom Präfi­In der heutigen Sigung des Hauptausschusses der denten Seit Mitteilung vom Rücktritt Bauers gemacht, der vorgeschlagen werden, den Staatskanzler Renner mit der danach schon vollzogen ist. Der Nationalversammlung soll Leitung des Auswärtigen zu betrauen.

Die französische Finanzlage.

Sechsmilliardenanleihe?

Das Riesenberbrechen, das die AIIdeutschen am deutschen Volke begangen haben, ist gestern in Weimar um ein weiteres wichtiges Stück enthüllt worden. Daß dieser Krieg- von der Schuld an seiner Entstehung ganz zu schwei­gen mit völliger Niederlage und Zerschmette rung des deutschen Volkes nach vierjähriger Auspumpung seiner besten Kräfte enden mußte, das ist ihr Werk, i hr Werk allein.

-

Verzweifelt flammern sich die Aldeutschen an die Le­gende, daß die Revolution den Zusammenbruch Deutschlands verschuldet und herbeigeführt habe. Aber ein Blinder fühlt mit dem Krückstock, daß die Revolution nicht die Ursache, sondern die Folge, nicht die Mutter, sondern die Tochter der Niederlage war. Mit ein paar Scheinbe­v. Graefe in der Nationalversammlung vortrug, suchen die weisen, wie sie gestern wieder der konservative Lärmmacher Aldeutschen das morsche Gebäude ihrer Theorie zu stügen. Es war nichts, aber auch nichts Neues unter dem, was Herr Graefe mit großem Pathos vortrug. All die abge­standenen Geschichten tauchten wieder auf, die hier schon ein duzendmal bündig widerlegt worden sind: die verstiegenen Renommistereien des Magdeburger Unab hängien Vater, die kindliche Geschichtsauffassung Led e- bour & von der Revolution, über die selbst die Kommunisten bours von der Revolution, über die weidlich lachen, die Stantinenlegenden der Deutschen Tages­eitung", alles Argumente, deren völlige wertlosig. feit längst erwiefen iſt.

Was die Alldeutschen als Beweise revolutionärer Unter­mühlung" der Armee anführen, das sind in Wirklichkeit nur die Beweise der vollkommenen Erschöpfung einer jahrelang gegen ungeheure Uebermacht von Menschen und Material schonungslos ins Feuer gefchidten Armee. die Westarmee im Herbst 1918 moralisch und physisch am Bu­ſammenbruch war, das leugnet niemand, aber gerade dieser Umstand führt uns auf den springenden Punkt.

Daß

Auf den Punkt, welcher lautet: Mußte der Krieg bis zu diesem totalen 3usammenbruch fort­gesezt werden? Gab es feine Möglichkeit, ihn früher zu beenden? Selbst wenn die Beweisführung der All­deutschen so zutreffend wäre, wie sie falsch ist, selbst dann sind sie in feiner Weise entlastet, wenn sich herausstellt, daß die noch ehe all das eintrat, was sie behaupten. Möglichkeit bestand, den Serieg I ange vorher zu beenden,

Das wissen die Alldeutschen. Und deshalb halten sie mit Bernichtungswillen der Gegner" aufrecht. Wie ein unan­ungeheurer Zähigkeit die Behauptung von dem unbedingten tastbares Dogma stellen sie den Saß hin, daß England, Frankreich, Amerika usw. in jeder Phase des Krieges ent­schlossen gewesen seien, den Krieg bis zur völligen Niederzwingung Deutschlands fortzuführen, und daß Wegen der allgemeinen Regelung der Lohn- und Arbeitsverhält niffe in der Berliner Metallindustrie fanden am gestrigen Freitag Deutschland deshalb gar keine andere Wahl gehabt gleichzeitig paritätische Verhandlungen zwischen dem Verband Berliner habe, als den Krieg auch seinerseits fortzusehen bis zum Metallindustrieller und dem Deutschen Metallarbeiter Verband statt, der der Regierung das Vertrauen ausgesprochen wurde, ist Aus der gestrigen Sitzung der französischen Stammer, in völligen Sieg oder bis zur völligen Niederlage. die bisher jedoch zu einer Einigung nicht geführt haben. Die Arbeit­Undeben das ist die Lüge! Die Lüge, der wir den nehmer beabsichtigen nunmehr das Reichsarbeitsministerium zweds zu berichten: Scharfe Angriffe richteten die Abgeordneten fürchterlichen Ausgang des Krieges verdanken. Vermittlung anzurufen. Bedouce und Lefèvre gegen das Finanzgebaren des Die Dokumente, die der Reichsminister Erzberger Ministeriums. Bedouce erklärte, der Krieg habe Frankreich gestern in der Nationalversammlung vorgetragen hat- un­300 Milliarden gekostet; dazu kämen Elektrizitätsarbeiter in Oberschlesien ausständig. 89 milliarden tonfolidierte Schuld, 74 Milliarden schwebende lage beweisen unwiderleglich, daß der angebliche unbe­bis Ende 1919 jere Lefer finden ihren Wortlaut an der Spize der ersten Bei­Kattowis, 25. Juli. Die Arbeiter der beiden oberichleftfchen Schuld und 30 Milliarden ausländische Verpflichtungen. Unter dingte Vernichtungswille der Gegner mindestens zu Lichtwerte Chorzow und Zaborze haben befchlossen, heute diesen Umständen berechne er das Minimum des zufünftigen einem Zeitpunkt des Krieges nicht bestanden ( Freitag) in den Ausstand zu treten. Sie fordern 10 Prozent jährlichen französischen Budgets auf 25 Milliarden. Trotz der hat, daß sie mindestens zu einem Zeitpunkt die Lohnerhöhung. Wiedereinstellung bon ent verschiedenen Steuerpläne blieben noch 10 Milliarden un- Verständigung mit Deutschland angestrebt haben, laffenen Arbeitern, biegung des Direttors gebedt. Lefèvre vertrat die Ansicht, daß eine Anleihe von daß aber diese Verständigung an der Schuld der AII. Pilger, sofortige Bewilligung eines Kohlen- fünf bis sechs Milliarden notwendig sei. deputates und Wohnungsgeld. deutschen und ihres Vertrauensmannes in der Regierung, des Reichskanzlers Michaelis, gescheitert ist. Das war wenige Wochen, nachdem der Reichstag die be­

Wirkungen des englischen Bergarbeiter. Französisch- elfäffische Zusammenstöße in Straßburg. tannte Friedensresolution vom 19. Juli gefaßt hatte. Bon

Streiks.

Das Gegenteil stellt sich jest heraus! Anderthalb Monate nach dieser Resolution machte England einen sehr ernsthaften Verständigungsversuch. Am 30. August 1917 schrieb der päpstliche Nuntius Pacelli einen Brief on den Reichskanzler unter Beifügung einer Abschrift eines Telegramins des englischen Gesandten beim Vatikan.

Nach Mitteilungen der Offenburger Zeitung" ist es am Dienstag in Straßburg zu blutigen Zusammenstößen zwischen jener Resolution behaupten die Alldeutschen, sie habe den französischem Militär und der Zivilbevölkerung gekommen. Vernichtungswillen der Gegner gestärkt, denn sie sei als Einschränkung des englischen Eisenbahnverkehrs. Der Anlaß dazu war der Ausstand der Straßeubahner. Zeichen der Schwäche aufgefaßt worden. Wie aus London gemeldet wird, muß von Montag an der Um den Verkehr aufrechtzuerhalten, hatten französische Offiziere und Eisenbahnverkehr in England erheblich eingeschränkt werden, um Unteroffiziere die Bedienung der Wagen übernommen. Dies er. einen Augleich für den Ausfall der Kohlenförderung zu schaffen. bitterte die Arbeiter derart, daß sie die Straßenbahnwagen mit Gleichzeitig wird bekanntgegeben, daß vom 1. August ab Hausbrand- Steinen bewarfen und die Leitungsdrähte zerstörten. Bei den 3u tohle an Private nur in halben Nationen abgegeben wird. sammenstößen sollen ein Offizier und mehrere Soldaten getötet und Das Wirtschaftsleben wird durch den Streit auf das empfind- andere Franzosen mißhandelt worden sein. Auch wurden Flugs lichste gelähmt. Infolge der Kohlenknappheit können in verschiedenen blätter berteilt, die die Selbständigkeit des ehemaligen Reichslandes englischen Städten teine Straßenbahnen mehr verkehren, die forderten. Straßenbeleuchtung mußte gleichfalls eingeschränkt werden. Die englische Eisen- und Stahlindustrie wird auf das schwerste geschä­digt. Insgesamt feiern bereits 50 000 Arbetter, beren Betriebe in­folge Stoblenmangels ichließen mußten,( ER)

Italien für Annahme des Friedens. Aus Baris wird gemeldet: Man erwartet hier, daß Italien innerhalb zehn Tagen das Friedens­ablommen mit Deutschland ratifizieren wird.

Der Inhalt dieses Schreibens war, daß der Papst seine Bemühungen für baldige Erreichung eines gerechten und dauerhaften Friedens wirksam fortjeßen werde, wenn Deutschland eine bestimmte Erklärung über die Absichten bezüglich Anerkennung der pallen Unabhängigteit