Belgiens unS seiner Entschädigung für die KriegZschä- den abgäbe und wenn zugleich Deutschland genau ausspreche, welche politischen, wirtschaftlicken und militärischen Garan- tien es seinerseits für die künftige volle Unabhängigkeit Belgiens fordere. Ter Papst ließ hinzufügen, daß durch eine solche offene Erklärung ein bedeutender Schritt zur weiteren Entwicklung der Verhandlun- a e n g e in a ch t würde. Tie englische Regierung sei bereits informiert, daß der Papst ihr nach Eingang der deutschen Mitteilung nähere Antwort geben � werde. Tas war ein deutlicher und klarer Friedens- s ch r i t t E n g l a n d s, der offenbar von dem Wunsche diktiert war, ein weitere? Kriegsjabr zu vermeiden und mit Teutschland zu einer Verständigung zu gelangen. Offen- bar rechnete England in diesem Stadium des Krieges kaum auf größeren materiellen Gewinn, es suchte nur seine Ehre zu retten, die in Belgien verpfändet lag. denn um Belgiens willen hatte ja England das Schwert aus der Scheide gezogen. Andererseits konnte Teutschland die gewünschten Erklä- rungen in Ruhe abgeben, hatte doch der Reichskanzler B e t h m a n n H o l l w e g am 4. August 1914 das an Bel gien verübte Unrecht und die Entschädigungspflicht Deutschlands offen zugestanden. Hier öffnete sich weit die Möglichkeit für Deutschland , mit Ehren und ohne ma- te r i e l l c n V e r l u st aus dem Kriege gegen die ganze Welt herauszukommen. Daß diese Möglichkeit verpaßt wurde, ist die Schuld des damals allein noch von der alldeutschen Militär- und Zivil- cligue im Anite gehaltenen Reichskanzlers Dr. Michaelis. Für das Parlament war dieser Mann bereits erledigt, als er seine Zustimmung zur Friedensresolution mit den Worten einschränkte:„wie ich sie auffasse". Diese Worte wurden sofort als überaus bedenkliche Zweideutigkeit ausgelegt, im Lichte der neuen Dokumente enthüllen sie sich als d i e g r ö ß t e H i n t e r b ä l t i g k e i t, die in der Weltgeschichte dagewesen sein dürfte. Die geschichtliche Rolle des Dr. Michaelis stellt sich seht dar als die e i n e s p o l i t i s ch e n V e r b r e ch e r?, der ein Parlament, der ein ganzes Volk mit Lug und Trug hinters Licht geführt bat. seine Aufgabe war die Lüge. Er ging ins Amt als Vertranensmann der reaklionären M i l i t ä r k l i a u e und sollte vor aller Welt und Volk er- scheinen als Vertrauensmann der Parlamentsmehrheit. Er sollte sich z um Schein auf den Boden der Frie- densrcsolution stellen, und sollte sie durch die Tat mit dem Ziele einer rein alldeutschen Annerionspolitik b e- kämpfen. Zu diesem Frevclspiel gab sich dieser mucke- rischc Frömmler her und sein christliches Gewissen suchte er abzufinden durch die Worte„wie ich sie auffasse". Dieser hinterhältige Feind des Verständigungsfriedens tot alles, aber auch alles, was nur möglich war. um die sich ausstreckende Hand Englands zurückzustoßen. Zu- nächst ließ er diese? Schreiben, von dem das Schickial eines Volkes, von dem das Schicksal der Welt abhing, volle fünfundzwanzig Tage unbeantwortet. TaS Schrei- ben, das er dann abschickt, ist ein unendliches Geschwätz, von dem das Goethesche Wort gilt:„Vergebens sprichst du viel, um zu versagen". Michaelis weigert sich, die Beoingun- gen Teutschlands in der belgischen Frage zu nennen, und es nützt nichts, daß er diese Weigerung hinter einem Schwall zweideutiger diplomatischer Phrasen verbirgt. Von den Gegnern konnte die ausweichende Antwort des deuischm Reichskanzlers nur dahin ausgelegt werden, daß Deutsch- land sich bezüglich Belgiens jede Möglichkeit offen halten wollte, d. h. mit der Absicht umging, bei günstigem Kriegsausgang Belgien z u unterjochen. Irgend eine Möglichkeit der Weiterverhandlung war damit für Eng- land, dem Belgien Ehrenfrage war, nicht mehr gegeben.
Zur öie Unabhängigkeit öes Geistes. E i n Aufruf von Romain Rolland . Di« Uebersetzung d-ieseS Aufrufs, den die Berliner Zeitschrift„Demokratie" soeben imtteilt, stammt von®. F. Nicolai. Wir— einst Kameraden in der Arbeit am Geiste— find seit fünf Jahren hier auf Erden einsam geworden, getrennt durch Armeen, Zeusurvorschriften uud den Haß der kriegführenden Völker. Aber heute, da vie Schranken fallen und die Grenzen sich langsam wieder öffnen, wenden wir uns an Euch mit dem bittenden Ruf, unsere einstige Genossenschaft wieder herzustellen! Aber in neuer Form— sicherer und widerstandsfähiger als früher. Der Krieg hatte Verwirrung in unsere Reihen getragen. Fast alle Intellektuellen haben ihre Wissenschast, ihre Kunst und ihr ganzes Denken in den Dienst der kriegführende» Obrigkeit gestellt. Wir klagen niemand an und wollen keinen Vorwurf erheben; zu gut kennen wir die Widerstandslosigkeit deS Einzelnen gegenüber der elementaren Kraft von Maffenvorftellungen. die um so leichter alles hinwegschwcmmten. als keine Institutionen vorhanden waren, an die man sich hätte klammern können. Für die Zukunft jedoch könnten und sollten wir aus dem Geschehenen lernen. Dazu aber ist eS gut, sich an den Zusammenbruch zu erinnern, den die fast restlose Abdankung der Intelligenz in der ganzen Welt verschuldet hat. Die Denker und Dichter beugten sich knechtisch vor dem Götzen de? Tages»nd fügten dadurch zu den Flammen, die Europa an Leib und Seele verbrannten, nnauslöfch- lichen, giftigen Haß. Aus den Rüstkammern ihres Wissen? uns ihrer Phantasie suchten sie all die alten und auch viele neue Gründe zum Haß, Gründe der Geschichte und Gründe einer angeblichen Wissenschaft und Kunst. Mit' Fleiß zerstörten sie den Zusammen- dang und die Liebe unter den Menschen und machten dadurch auch die Welt der Ideen, deren lebendige Verkörperung sie sein sollten— vielleicht ohne eS zu wollen—, zu einem Werkzeug der Leidenschaft. Sie haben für selbstsüchtig« politische oder soziale Parteiinteressen gearbeitet, für einen Staat, für ein Vaterland oder für eine Klasse! Und jetzt, da alle Völker, die in diesem Barbarenkampfc gekämpft — Sieger sowohl wie Desiegte—, in Armut und tiefster uneinge- standener Schande ob ihrer Wahnsinnstat verzweifelt und ernte- drigt dastehen, jetzt scheint mit den Denkern auch der in den Kampf gezerrte Gedanke zerschlagen! Auf! Befreien wir den Geist von diSsen unreinen Kom- vromisscn. von diesen niederziehenden Ketten, von dieser heimlichen Knechtschaft! Ter Geist darf Niemonde« Diener sein; wir aber müssen dem Geiste dienen und keinen andern Herrn erkennen wir an. Seine Fackel zu tragen sind wir geboren, um sie wollen wir unS scharen und die irrende Menschheit zu scharen versuchen! Unsere Aufgabe und unsere Pflicht ist es. das unverrückbar« Fanal aufzupflanzen und in'der stürmischen Nacht auf den ewig ruhende» Polarster» hinzuweisen Amuifte» dieser Orgie von
Mr würben bissen Brief bes Dt Mickjaelis, von ssem er dem Parlament ebensowenig Mitteilung machte wie von dem englischen Friedensschritt, als das größte Der- brechen am deutschen Volke bezeichnen, wenn wir absolut sicher wären, ob nicht die Forschung über den Krieg ein paar noch größere Verbrechen der Alldent- schen enthüllen wird. Jedenfalls ist dies ein Fall, der un- bedingt vor den zu schaffenden Staatsge- r i ch t s h o f gehört. Freilich wird man bei der Verurter- lung des Dr. Michaelis daran zu denken haben, daß dieser kleine Geist nur ein Werkzeug stärkerer Kräfte war, ein Werkzeug der alldeutschen Militär- und Z i v i l k l i g u e, die durch ihn den Verständigungsfricden vereitelte und damit das maßlose Unheil des deutschen Volkes vollendet hat. Sie alle sind gerichtet!_____ Wie öie„Zreiheit" berichtete. Tie ängstlich versteckte Wahrheit. Die.Freibeit' ist iebr entrüstet, weil wir gefcbricben haben, sie bätte ihren Lesern die Tatsackie verbeimlicbt, daß die französische Partei den ursprünglich angesagten Generalstreik für den 2i. Juli abgesagt batte. Sie beruft sich auf ihre Rümmer vom Sonntag, den 20. Juli. Was finden wir da? Auf der ersten Seite an der Spitze deS Leitartikels in fettem Druck und auffälliger Aufmachung die Resolution der Delegierten Groß-Britan niens, Frankreichs , Rußlands und Italiens auf der Arbeiterkonferenz in Soutbport vom 1. Juli, die zum Generalstreik am 2!. auffordert. Daran anschließend einen Artikel, in dein dnrchgebend der Anschein erweckt wird, als würde diese Resolution tatsächlich zur Anwendung gelangen. So heißt es z. B: „E? unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, daß in Eng« land. Frankreich . Italien , ja sicherlich auch in den Vereinigten Staaten eine mächtige Welle der proletarischen revolutionären Bewegung eingesetzt hat.' Kein Wort davon, daß in England und Amerika üierhaupt kein Mensch streiken würde, kein Wort davon, daß in Frankreich der Streik soeben abgesagt worden ist. Auf der zweiten und dritten Seite der.Freiheit'— ebenfalls in größter»nd nuffälligstsr Aufmachung— ist der Aufruf der fran zösischen Coufedsration gsndrale du travail, die etwa der deutschen Generalkommission der Gewerkschaften ent- spricht, in Spaltenlänge abgedruckt. Dieser Aufruf fordert zur Demonstration am 21. Juli auf und kündet den Generalstreik für 24 Stunden an. Weder am Beginn noch am Schluß deS Aufrufs bemerkt die„Freiheit' auch nur mit einer Silbe, daß der Aufruf nunmehr gegenstandslos geworden ist. Zwischen diesen beiden Aufrufen befindet sich eine unauf» fällige Notiz mit der Ileberschrift„Schwankende Haltung der franiösiichen Gewerkschaften'. Da ist in der Tat in ganz un- auffälliger Weise und ohne jede Aufmachung die Absage gemeldet. Aber schon die Ileberschrift ist so gewählt, daß der Leier der„Freiheit' glauben sollte, eS bandle sich nur um ein Schwanken der frnnzösifchen Genossen, nicht um einen glatten U m s a l l, nicht um eine glatte Absage. Da im übrigen da« Bild des Blattes beherrscht wurde von den eingangs beschriebenen Aufrufen und von Artikeln, die gerade da« Gegenteil der unauffälligen Notiz sagten, io konnte nur ganz geichulten Leiern zum Bewußtsein kommen, daß der französtsche Generalstreik wirklich abgesagt war. Das Gros der„Freiheit'- Leser wußte glaube« und hat tatsächlich geglaubt, daß am 21. Juli nicht nur die Franzosen , sondern sogar die Engländer und vielleicht die Amerikaner streiken würden. Die Tatsache, daß ein Blatt daß Gültige ganz unauffällig, in derselben Nummer aber zweimal das nicht mehr Gültige auffällig meldet, be- deutet zweifellos eine ganz grobe journalistische Irreführung. Aufhebung der Kabelzensur. Da? Pressebureau Radio meldet aus Washington, daß die Zensur für Kabelmeldungen aufgehoben worden ist.
Hochmut und gegenseitiger Verachtung wollen wir nicht wählen noch richten: Frei dienen wir der freien Wahrheit, die in fich grenzenlos auch keine äußeren Grenzen kennt, kein« Vorurteil« der Völker und keine Sonderrechte einer Klasse. Gewiß, wir haben Freud « an der Menschheit und Liebe zu ihr! Für sie arbeiten wir, ober für sie als Ganzes. (Hier steht im ftanzösischen Text noch der Zusatz:„Wir kennen keine einzelnen Völker.'— Da nun aber da? einzelne Volk— vor allem als Kultureinheit— heute noch zweifellos seine Berechtigung hat, und da einzelne der deutschen Unterzeichner an diesem AuS- druck Anstand genommen, lassen wir ihn hier fort. Der Uebersetzer.) Für diese? eine und unteilbare Volk, daS leidet und kämpft, fällt und sich wieder erhebt und dabei doch immer vor- wärtsschreitet auf seinem schweren Wege in Blut und in Schweiß — dieses Volk aller Menschen, die alle, alle unsere Brüder sind. Nur bewußt werden müssen sich die Menschen dieser Bruder» schaft, deshalb sollten wir Wissenden hoch über den blinden Kämp- fern die Brücke bauen zum Zeichen eine» neuen Bundes, im Namen des einen und doch mannigfaltigen, ewigen und freien Geistes. Unterzeichnet haben diese« Aufruf: aus Amerika : Jane AdamS; aus Belgien : G. Eckhoud, F. Mafereel, I. MeSnil, H. da» de Veloe; aus Dänemark : SophuS Michaelis ; aus Deutschland : G. v. Areo,«. Einstein. W. Forster, Leonh. Frank. A. H. Fried, H. v. Gerlach. Prof. A. Grotiabn, Wilh. Herzog. H..Hesse , D. Hilbert. Käte Kollwitz. A. Latzko. Max Lehmann , Heinr. Mann, A. Moissi, Paul Natorp . G. F. Nicolai, Nrthack-Slahn, H. Paascke. Helene Stöcker , Fr. v. Unruh, tz. Weh. berg. F. Werfel. Steph. Zweig; aus England: L. I. Brouwer, I. C. Kaptehn, Macdonald. Bertrand Russe, I. Zangwill; m aus Frankreich : R. ArocS, H. Darbusse, L. Bazalgette. I. R. Bloch. A. de Chateaubriand, Dr. E- Burnet, G. Chenneviere, A. Doyen, G. Duhamel. G. Dupin, P. I. Jouve. M. Martinet, E. Masson, M. Morhardt, A. Prenant, Romain Rolland . JuleS Romain , Han Ryner , P. Signac , G. Thieffon, Eh. Pildrac, L. Werth; ans Holland : Frederic von Eeden; aus Italien : Roberto Bracco , Benedetto Croce ; aus Rußland : P. Dirjukow, V. Rubakin«; aus Schweden : Verner von Heidenstamm, Ellen Key. Selms Lagerlöf. Carl Lindhogen; aus der Schweiz : E. Bloch, August Forel . Prof. Ragaz; aus Spanien : I. Lopez Pico, Eugenia d'OrS; aus der Ukraine : Jos. Chapiro. Zustimmungserklärungen sind an Prof. G. F. N t- c o l ö i, Berlin , Ublandstr. 145, zu senden. veutjchöfterreichisches vor fünfzig Jahren. Die.Wiener Arbeiterzeitung ' erinnert daran, daß am 26. Juli 1869 Ailhel« Liebknecht i» Wien vor Tausenden
die Untersuchung See Januarunruhen. Wie Eichhorn ihm unbequeme Leute beseitigte. Der Untersuchungsausschuß vernahm Freitag zuerst den Kunstmaler Erich Prinz, von 1908 bis 1911 Unterleutnant in der Fremdenlegion, dann Beamtenstelwertreter im stell- vertretenden Generalstob, vom 9. November an Kommandant der Sicherhdtkwehr. die er im Polizeipräsidium nach seinem eigenen vom Polksbeauil ragten Ebcrt und dem Vollzugsrat genehmigten OrganiiationSplan errichtet hatte. Mit Eichhorn ist er in hei- tigen Konflikt geraten, seitdem dieser Ende November von ihm die allmähliche Entlassung der Sicherhsitswehr und die Einstellung Politischer vorgebildeter Arbeiter gefordert hatte, welche die Errungen» schaften der Revolution sickern und die Revolution über die da» maliae Regierung hinaus vorwärts treiben iollten. Obtvobl der Zeugx auf Veranlassung Eschborns Aniang November der U. S. P. beigetreten war, hat er doch daran festgebalten, daß die SicherbeitS- wehr politisch unbedingt neutral sein müsse, und sich gegen die Ein» stellung von lauter Unabhängigen und Kommunisten durch Braun und Laub zur Wehr gesetzt. Auch bat er stets für ein gutes Zu» fammenwirken mit der Kommandantur gesorgt und ist wegen seiner Zusammenarbeit mit Leutnant Fischer von Eichhorn unter der Beschnkdigung der Unterschlagung verhaftet war- den. Er bat sich vollständig rechtfertigen können und ist dann von der Sicherheitswehr einstimmig wieder zum Kommandanten gewählt worden. Eichhorn hat ihm dann erneut zugeredet, auf seine Pläne einzugehen und er, wie der Bolksbeauftragte Barth haben dem Zeugen versichert, die Bewaffnung der Arbeiter sei von der Regierung verfügt worden. Schließlich ist der Zeuge, weil er sich dem Treiben Eichhorns widersetzte, erneut verhaftet und drei Wochen ohne Verhör in der Stadtvogtei festgehal- t e n wvnden. bis es ibm endlich gelang, dem Leutnant Fischer von der Kommandantur davon Mitteilung zu machen. Er wurde dann nach dem Untersuchungsgefängnis überführt, hatte aber vorher noch eine Besprechung mit Eichhorn, den er hauptsächlich darüber zur Rede stellte, daß ibm bei der von Eichhorn angeordneten Haus- suchung Geld, Kleider und Dokumente abhanden gekommen seien. Tie Haussuchung hatte Eugen Grün vorgenommen, ein Bruder des Grün, der tiner der Bertrauten Eichhorns war«nd gegen de» wegen schwerer Unregelmäßigkeiten, insbesondere wogen der Unter- schlagung der Millionen a»S dem GcldtranSport am Schlcsifche» Bahnbof Prinz schwer besaitendes Material gesammelt hatte, daS ebenfalls bei der Haussuchung verschwunden ist. Eichhorn sagte dem Zeugen auf seine Vorhaltungen, er hätte besser getan, ibm nicht dauernd im Wege zu stehen und wende jetzt die Folgen trogen, dem» er habe die Macht, und � wer die Macht hat, hat auch da? Recht. Der Zeuge wunde dann wegen eines Zusammenstoßes mit dem Zug- nihrer Voß vom Schwurgericht zu 2 Monaten Gefängnis verurteile Er sitzt gegenwärtig in Untersuchungshaft wegen einer angeblich im April 1918 verübten Erpressung. Es wurde dann erneut der Zeuge H e n n i ck« vernommen, der weitere wichtige Angaben mochte, der Zeuge Ingenieur Theodor Grant, über dessen Aussage der Ausschuß Geheimhaltung beschloß, und der Zeuge Peter Bennarz.derim Dezember, um bei der Sicherheitswehr anzukommen, der unabhängigen Partei beige- treten ist, aber später seiner Uebcrzeugung gemäß wieder auSge- schieden und zur mehrheitssozialistischen Partei übergegangen ist. Er hat am 24. Dezember eine beruhigende Ansprache Eichhorns im Licktbof des Polizeivrästdiums gehört und die Waff'envcrtcilung au die Zivilisten im großen Um» iang.z beobachtet.— Der Ausschuß vertagte sich auf den 12. Sep- tember. wo der Berichterstatter den ersten Teil dos Berichls vorlege» wird. Es sollen noch Präsident L e i n e r t. Wilhelm D i t t in a n n vom Vorstand der U. T. P. und eine Reihe anderer Zeuge» g?» hört werden. Auch soll Eichhorn im September erneut geladen werden._ Tie Vorgänge in der Gewehrfabrik in Erfurt . Di«. Gewebr« fabrik Erfurt ist seit Mittwoch milstärifch besetzt, da die Arbeiiee der Fabrik den Arbeiterrat sowie den Gauleiter dos Metallarbeiter- Verbandes während feiner Verbandlung mit der Direktion der Fabrik mißbandelt hatten. Durch die Schließung der Fabrik wer- den sogar fünftausend Arbeiter brotlo». Da die Kommunisten diesen Fall für ihre Zwecke auszunutzen suchen, ist die Sande?» abteilung Erfurt in Gemeinschaft mit dem Gewerkschaitskartell an die Direktion herangetreten, um doch die Sache möglichst bald bei- zulegen. Die Direktion hlp eine befriedigende Lösung für die nächsten Tage in Aussicht gestellt.
Wiener Arbeiter in einer Vormittagsversammlung sprach. Er stand damals ganz im Bann revolutionärer Erwariungsn, sprach über den Krieg von 1868, dem bald eine neue men'chenmördeeiscke„Tod- iünde gegen den Heiligen Geist der modernen Zivilisation' folge» sollte, und warb für den nahenden Eisenacher Kongreß, dem die Gründung der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei zufiel. In jenu Rede sagte Liebknecht : „Die Arbeiter Oesterreickis geboren zum deutschen Arbeiter« verband. Die jetzige Ausschließung Oesterreichs au« Deutichland ist nur eine provisorische, vorübergehende. Oesterreich muß wieder zu Deutschland zurückkehren, aber nicht zu einem Deutschland Bismarcks, sondern zu einem freien, auf demokratischer Grundlage geeinten.' Diese Sätze Liebknechts find heute wieder tagwichlig.' Die Ausschließung war allerdings keine nur provisorische, sie wurde eine langdauernde geschichtliche Tatsache. Aber daS war nicht der Wille des Proletariat«, sondern der da» Proletoriot im Stich losienden Bourgeoisie dieSseit» und jenseits von Bodenbach . Diese Epoche ist jetzt zu Ende. Heute, io schreibt die„Wiener Arbeiterzeitung', erhebt das Proletariat DeutichöstmeichS die Forderung nach dem Anschluß an Deutschland , dem demokratischen, abermals und Lieb- knechts Prophetenwort:„Oesterreich muß wieder zu Deutschland !' mag nach einem halben Jahrhundert wahr werden.
Notizea. — DaS Parteiarchiv hat durch die Mitarbeit vieler Ge» Nossen in letzter Zeit die Bestände seiner Revolution«- Sammlung wesentlich vermehren können. Leider fehlen ibm immer noch manche wichtige Stücke. So vor allem au? der.■Vor- märts'-Besetzung im Januar„Extranummern de« Vorwärt«, Nummern de«„revolutionären Vorwärts", Nummern der„prei- Seit' aus dieser Zeit, der„Roten Fahne', de».Roten Soloaten in den Nummern vom 15. ab. Auch daS FTugblattmateml aller sozialistischen Parteien bedarf der Vervollständigung noch. JEif illustrierten Spartakus-Blätter und Maueranschlage z.«. wurde da« Archiv gern erhalten. Von auswärts wird b«, onoer? erwünscht Materialien au« der Zeit der Munchener Räterepublik, der ungarischen Räterepublik und besonders Soldatenrats-Zeitun» gen und Maueranschläge au» dem besetzten Gebiet. Es ist seit langem ein guter Partcibrauch, die Samm.ungen des Archiv?, L-noenstr. 3, II. Hof 4 Tr., vervollständigfen zu helfen; hoffentlich folgt darin die neue Generation der Parteigenossen gern dem älteren Vorbild«. — Vorträge. In der Urania wird in kommender Woche am Donnerstag und Sonntag abend der neue Lichtbilderdortraa .Da» Oberengadin und der Splügen vorgeführt. — Die Entdeckung de« T y p h u S e r r e g e r S sollte nach einer jüngst ergangenen Meldung einem Moskauer Arzt ge- glückt'ein. In dieser Form kann jene Nachricht nicht stimmen. vielleicht handelt«S sich dabei um Fleckfieber s.Fleckiyphus'). D'- TyphnSbazillen sind bereit« 1882 durch Eberth gefunden worden und werden nach ihm und Gaffky . dem eben verstorbenen Nach» tolger von Koch, benannt: In der Moskauer Meldung war gesagt. der betreffende Arzt habe die Parasiten in Gebirngefüßen gefunden. die Erhebungen seien tbm iwch nicht«b geschlossen.