wügfctf änfSiS Nir«s7AdÄ' 4' MMft, diSÄS Mize'Lsu.ische Volk geeinigt hat. Ich habe vor allem darauf bingewiesen, wie alle Berechnungen über den U-Boot-Krieg völlig falsch seien. Ich habe am 4. Juli daZ erstemal darüber gesprochen und am 3. Juli bin ich direkt auf das Ziel losgeganaen. Meine Rede wird in den nächsten Taaen in einer Broschüre:..Warum inustten wir nach Versailles gehen?" veroffent- licht werden C Diele Broschüre liegt vor. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin . Verfasser Oskar Müller. Wir haben sie gestern zitiert. Red. d...Vorwärts'.l. und ich bin überzeugt, sttancher wird lagen, wenn er die Rede gelesen bat:..Wie war es nur möglich, dah über eine solche vernünftig« Rede ein solcher Tpektakel in Deutsch - land gemacht werden konnte,"(Sehr qutl Redner verlieft einzeln« Steffen au» der Rede.) Am 9. Juli hat dann auch der Führer der Nationalliberalen, Stresemann. die Lag« in derselben Weis« geschildert. Mein Vorgehen war also keine grob« Tat, wie stlraf Westarp es nannte und der konservative Gral Westarp bat damals auf die Frag? Stresemanns. ob er mit einem Frieden 01,0 ante zufrieden sei, glatt geantwortet: Rein! lHört, hört! links.) Die damalige Regierung, die durch das unglückliche Wort: Wie ich sie verstehe, in ihrer Geburtsstunde erdrosselt wurde, hat ein Verbreche« am deutschen Volke begangen, fltebbafter Beifall.) Am 1. August hielt der Reichs- kanzler seine Rede mit dem Grundgedanken, daß äff« Friedens- anaebote aussichtslos leien. Er weigerte stch, eine klare Erklärung übe-r dje Neutralität Belgien » abzugeben. Am SO. August aber erhielt der Reichskanzler durch den Nuntius ein Schreiben, in dem «in Angebot Englands vorlag, dem die französische Re- aierpng sich angeschlossen habe, dt« kaiferliche Regierung möae sich über die Unabbängiakeit Belgien ? erklären und Garantien für die politische, wirtschaftliche und militärische Unabhängigkeit des Landes geben. Eine versöhnliche Antwort werde den guten Fortgang der Friedensunterhandlungen erleichtern. sL angandauerndeS Hört, hört' links. Grone Bewegung.) Wir haben hier den amtlichen Schritt einer neutralen Macht. die durch ihre Organisation und Ideenwelt wie weniae in der Laae war, zu beurteilen, wenn ein Friedensschritt Ausstcht auf Erfolg hatte, hervorgegangen nicht aus eioener Initiative, sondern tmt einen ausdrücklichen Versuch d-r englischen Regierung mit auSdrück- licher Genehmigung der französischen . Da? war 1917 ein« wohlbeiriinbete, wohlüberlegte Fri:densaktion von einer neutralen Macht, die wie wenige berufen war, die Ideen der Völkerversöhnung ein�nleiten und es wurde verlangt ledia- l i ch eine präzise Erkläninq über Belgien . Die Erlaubnis, den Inhalt der englischen Note zu verösfenilichen, ist vom Papste eingeholt, aber wo?l noch nicht eingetroffen. Was aber geschieht in Berlin ? Man würde e! nicht für möglich. halten: Vier Wochen gibt man den.Ministern keine AntwortI sStürmifcheS lbört, hört? links und im Zentrum.) Ich muh aber nach einen Schritt weiter gehen. In«inem Schreiben vom 24. 9. wird abgelehnt, eine Erklärung abzugeben. lStürmischcS Hört, hörtl Große An- ruhe, die sich zum Lärm steigert. Präsident Febrenbach läutet, vermag aber erst nach längerer Zeit Ruh« zu schaffen.) Im heutigen Stadium, heißt es in der Antwort, sei die Regieruna nicht in der Lage, die Erklärung über Belgien und die gewünschten Bürg- schgsten auszusprechen, weil die Vorbedingungen kür Abgabe einer solchen Erklärung noch nicht genügend geklärt seien.(Hört, bört?) ?klso ein amtlicher diplomatischer Bericht, für ein Vvl', des in höchster Not liegt, wird vier Wochen nicht b?gntwort?t, dann erklärt m»n ihn nicht für genügend.(Hört, bört! Große Bewegung.) End? September war ich in München . Ich kenne den Nuntius feit längerem al» per- innlichen Freund. Er kam mir mit Tränen entgegen: Die armen Völker! Damit war der von Entstand über den heiligen Stuhl ei-ngeleitete Versuch erledigt. Da? ist da? Tragische, da? Entsetzliche. Man kämpft für don Frieden und dann kömmt e» so.(Be- wegung.) Da kann man nicht schweigen!(Zuruf: Da» ist da» Werk der BaterlandSpartei!) So war«s 1917. Wir müssen dem deutschen Volk sagen, wie es zwei Jahr« gewissenlos irregeführt ist. Hätte es diese Ding« besser gewußt, hätte ei den. Frieden ein- fach erzwungen.(Sehr richtig!) Und wie stand e» im Juli 1917? Wir wollt«« nach außen den Frieden und nach innen die Freiheit. Und was war(nach rechts) Ihr« Parole: Keinen Frieden und kein« Freiheit! WaS war die Folge? Die ganze Wehrmacht zu Lande und zu Wasser wurde mobil gemacht gegen den Mann, der vor Ihnen spricht. Namen- lot Entsedliches wurde gegen mich vom Kriegspresseamt zusammen- gelogen. In dem Augenblick, wo die Frieden»aktion auf dem Höhe- Punkt stand, wurde die BaterlandSpartei gegründet zu dem Zweck, d-te Friedensresolution totzuschlagen. Militär», Beamte, KriegSgesellschaftcn und wirtschaftliche Verbände. Ende Sep- tember war die vom ehrlichen Willen de» deutschen Reichstages ge- tragene Friedenspolitik de» verständigen Ausgleichs durch die Agi- totion erledigt, die Hoffnung, die auch die anderen Völker hatten, mit einem Schlage vernichtet. Deutschland ist mit offenen Augen in de« Tod hineingerannt. Im September bildeten die Alliierten ihren Obersten KrtegSvat. Und was war die Folge hiervon? Die Ablehnung der von England verursachten FriedevSvermittlung.(Stürmische Bewegung!) Die Wahrheit über alles!. Wir sind in entscheidender Stund« für das Gute emgelreten. Der Abgeordnete Haußmann, der das gleiche versuchte, wird daS Scheitern der Vermittlung darin sehen, daß Deutschland dt« gewünschte Erklärung nicht abgegeben hat. Wir trieben zu der F o r t. seßung des Krieges. Und in den Septembertagen kam das Friedensangebot, das von uns w Rußland in da» Gegenteil ver- . kehrt wurde._,„, So kam 1918. Jeder Versuch, diese Zetien zur Vernunft zu bringen, wurde mit militärischen Mittel« niedergeschlagen. Die Antwort war, man möge noch ein Weilchen warten und dann hm Ende September 1918 der restlose militärische Zusammenbruch. Eine Depesche nach der anderen jagte nach Berlin : Wenn nicht in kürzester Frist ein« Regierung gebildet würde, könne die Front nicht mehr vierundzwcmzig Stunden gehalten werden. All« diese Dinge weoden in den nächsten Tagen dem deutschen Volke übergeben werden dann kann eS nach den Akten selbst prüfen. Die Regierung de» Prinzen Max von Baden hat nur den Fehler gemacht. Ludendorff nicht hinzuschicken, um den Wasienstillstand abzuschließen. Wo war die Zivilkourage deS Mili- lärs?(Sehr richtig I) Die Sozialdemokratie sollte zuerst gar nicht in die Regierung«intreten und sie sollte nachher die Verantwortung übernehmen, nachdem alle» verloren war. Wie haben unsere Armee vor einem neuen Srdan bewahrt. Gewiß waren auch Tendenzen zur Unterwühlung der Armee vor- landen; aber nach solchen vier Jahren bricht einmal der Bogen. Herr von Hehdebrand soll gesagt haben: Wir sind belogen und betrogen. Ob er es gesagt hat. weiß ich nicht. Aber wahr ch: lsebr richtig!) der Zusammenbruch ist erfolgt durch die Un» gerecht igkeit im Heere.(Zum Abgeordneten von Graefe): Wer hat denn gegen die Abschaffung d«S schweren Arreste» und gegen die gemeinsam« Speisung der Mannschaften und Offiziere gesprochen? Ludsndorff wollte demissionieren, wenn auch andere HeerM-er m vuawua zugezogen würden.
A« 6. November bekam ich Auftrag— ich hatte mich nicht danach gedrängt—, die weiße Fahne am 8. November morgens zu ziehe«. also zu kapitulieren, und zwar mit Zustimmung der Obersten Heeresleitung. Fern an der Front sagte mir ein General, von.seinen zwei Divisionen babe die eine noch 437, die andere 34t Mann.(Hört, hörtl Große Bewegung.) Er meinte, wenn jeder Mann und jeder Major ein Maschinengewehr habe, könne man sich noch halten; aber bei einem großen Vormarsch würden die Feinde durchbrechen. Hätten Sie(nach rechts) es verantworten trollen, daß oie Feinde verwüsteizd durch unser Vater- land ziehen? Ter Umsturz iu Deutschland soll den Waffenstillstand erzwungen haben; aber Hindenburg depeschierte, Wenk! unsere Forderungen nicht durchzusetzen seien, so sei trotzdem der Waffenstillstand abzuschließen. Tie politischen Vorgänge in Deutschland waren nicht entscheidend, denn die Waffen st illstandsbedingungen waren nicht von Fach, sondern schon 4 Wochen vorher von den Alliierten a u f g e- stellt. Selbst Herr von Graefe hätte es in Compiegne nicht anders machen können. Ich stelle fest: die F r i e d e n S r e so l u t io n des Reichstags vom 19. Juli 1917 hätte Erfolg haben müssen und können, wenn ihre Grundsätze bei Gelegenheit der Friedensnote de» Papstes an- gewendet worden wären; der Zusammenbruch Deutsch- la n d s ist nicht durch die Revolution, sondern durch die konstante Täuschung des Militärs bedingt worden. Nicht die Friedensretelution hat die deutsche Widerstandskraft gelähmt, sondern der Zusammenbruch tst erfolgt durch Mangel an innerer und äußerer politischer Einsicht der Konservativen und der Obersten Heeresleitung, die daS deutsche Volk eingeschüchtert hatten und terrorisierten und dieses Spiel auch, jetzt noch fortsetzen. Die Geduld der Regierung und der Mehrheitsparteien hat ein Ende(Rufe bei den Sozialdemokraten: StaatSgerichtShof!). Kommt gleich nachHerl Ich werfe die Frage auf, ob denn am 22. Juni überhaupt noch die Möglichkeit einer anderen Stellungnahme, als die Unter- z e i ch n u n g. bestanden hat. Mir sind lebhafte Vorwürfe gemacht worden, ich hätte die Politik Scheidemanns sabotiert. Ich bedauere, daß sich auch Herr Gothein in diesem Sinne geäußert hat. Demgegenüber stelle ich fest, daß ich in der ganzen kritischen Zeit durchaus lohal gehandelt habe. ES sind mir Aeußerungen in den Mund gelegt worden, die ich gegenüber ausländischen Journalisten getan haben soll. Vom 22. Mai bis zum 27. Juni habe ich überhaupt mit keinem einzigen ausländischen Journalisten gesprochen. In der ganzen Zeit habe ich nur zwei inländische Journalisten bei mir gesehen. Es waren da? Vertreter der„Frank- furter Zeitung", die mir als verschwiegen bekannt waren. Mit diesen habe ich mich ausgesprochen, und sie haben in der Tat mit keinem Worte von dem Inhalt unserer Unterredung Gebrauch gemacht. Aber noch mehr, die mir in den Mund gelegten Unter- stcllungen haben in der fremden Presse überhaupt nicht gestanden. (Lebhafte Bewegung.) Das von der Presse gegen mich verwandte Wort der Rede S ch e i d e m a n n s„Unannehmbar" ist bekanntlich gar nicht gefallen, sondern später angefügt. Abgesehen davon richtete sich das„Unannehmbar" nicht gegen jeden Vertrag. Im weiteren Verlauf der Entwicklung der Friedensfeagen bin ich in das Kabinett mit einer Auseinandersetzung darüber herangetreten: Was wird eintreten, wenn wir den Frieden unterzeichnen, und was wird ge- lchehcn. wenn wir ihn nicht unterzeichnen? Ich babe aus meiner Auffassung kein Hehl gemacht und in einer Vorbesprechung des Kabinetts, die zu der Klärung der Frage wesentlich beigetragen hat, schließlich erklärt, daß ich aus der Regierung austreten würde, wenn die Friedenserklärung abgelehnt würde. Für diese Behauptung berufe ich mich auf das Zeugnis de» Ministers Dr. David, der sich meiner Auffassung angeschlossen hat(lebhafte Bewegung). Nun hat der Abg. v. Graefe die Behauptung aufgestellt, die Deutschnationale Volkspartei sei zu einem Eintritt in«in Ab- lehnungSkabinett bereit gewesen. Demgegenüber stelle ich fest, daß Graf PosadowSkh nur die Mitteilung gemacht hat, feine Partei würde in E r wä g u n g ziehen, o b sie in ein solches Kabinett eintreten würde oder nicht.(Lebh. Hört, hörtl Darauf Zuruf des Abg. Gräfe: Er hat aber doch nicht abgelehnt. Sturmi- sche Heiterkeit.) Diese Zwischenbemerkung steht auf dem gleichen niedrigen Niveau wie Ihre übrigen Behauptungen. Als Graf Posadowsky in Erwägung ziehen wollte, ob seine Partei sich an der Regierung beteiligen würde, war es mittag 1 Uhr. Abends 7 Uhr sollten aber die ersten Kanonenschüsse fallen.(Lebhafte Bewegung.) In diesem kritischen Augenblick der deutschen Geschichte mußte gehandelt werden. Mit Freuden erinnern wir uns an die Erklärungen deS Abgeordneten Schiffer und Heinz«, daß unsere Entscheidung aus dem ehrlichen Willen getroffen worden sei, unserem Vaterlande zu dienen. Die Deutschvationalen haben sich dieser Auffassung nicht angeschlossen und sich damit selbft ein unrühmliches Zeugnis aus- gestellt.(Lebh. Zustimmung.) Der Frieden mußte unter- zeichnet werden, um die Einheit des Reiches zu r e t t e n. Der Vorwurf und der Uebcrmut, der aus der Wendung deS Abg. Graefe spricht: Wir hätten uns an die Futterkrippe fetzen wollen! wird von dem Volke den Vertretern seiner Gruppe nicht vergessen werden dürfen, die selbst jahrzehntelang an der Futterkrippe gesessen haben.(Große Unruhe bei den Deutschuationalen. Andauernder lebhafter Beifall in der Mitte und links.) Die Frage des Abg. Graefe: Wohin kommt daS viele Geld? beantworte ich dahin: Mehr als die Hälfte aller Ausgaben, die in den letzten Monaten geleistet werden mußten, sind vom Heer aufgezehrt worden. Im Monat Juni allein 1,8 Millionen Mark. Daß dieses Geld nicht allein an die Offiziere und Mannschaften geht, ist selbstverständlich. ES find darin auch die großen Abwick- lungSgeschäste vom Hindenburgprogramm einbegriffen, daS immer noch nachwirkt. Ich komme zum Schluß: Wir leiden unter der Niederlage ebenso schwer wie Sie(nach rechts). Der Anblick der abgemagerten Kinder und abgezehrten Frauen geht unS ebenso zu Herzen wie Ihnen.(Zuruf: Noch viel mehr!) Aber eins scheidet un» von Ihnen: Wir brüsten uns nicht damit, wir stellen uns nicht so hin. als ob wir allein ein Herz für die Not und Schmach unseres Vaterlandes hätten(Beifall), was uns aber ebenso tief kränkt wie der Jammer unseres Volkes und Vaterlandes, das ist das falsche Sviel, das Sie treiben.(Lebhafter Beifall und Zustimmung.) Wir haben den Gewaltfvieden annehmen müssen, weil kein anderer Ausweg blieb. Wir hoben die Verantwortung übernehmen müssen für das. was Sie verbrocheu haben. (Sehr richtig! und lebhaste Zustimmung.) Wir werden aber nie- mal? zugeben, daß Sie nun versuchen, au» der Verantwortung, dt« auch Ihre Schuld ist. unsere Schuld zu machen und un» heuch- lerisch mit Hohn und Spott zu übergießen. Der Friedensvertrag ist die Schlußrechnung«ineS Krieges. Wer den Krieg verliert, ver- liert den Frieden. Wer aber hat den Krieg verloren, diejenigen, die sich in unvernünftigem, trotzigem, verblendetem, verbrecherischem Eigensinn der Möglichkeit eines ernsthaften Friede«» entgegenstellte». (Stürmischer Beifall und Zustimmung.) Die moralische P e r a n t» w o r t u u g dafür, daß schließlich kein anderer Frieden mehr mög- Kch war, haben diejenigen zu tragen, die den Kampf gegen die FrtedenSresolution de» Reichstage» geführt haben, und
wenn sie hundertmal durch ihr lautes Nsm ihre Hände« Unschuld waschen wollen, sie werden die Schuld nicht los, weder vor uns, noch vor der Geschichte, noch vor ihrem eigenen Gewissen. (Stürmischer Beifall, der sich auf den Tribünen fortsetzt.— Präsident Fehrenbach rügt das Händeklatschen als nicht üblich.) ** Luüenüorff heißt haase. Zu den Enthüllungen über die frühere Oberste Heeres- leitung erhält die„B. Z. a. M." eine Information, die Ludendorff reinwaschen will. Sie lautet: DaS Schreiben des Nuntius Pacelli und das Antwortschreiben des Reichstanzlers Dr. Michaelis, die heute in der Morgenpresse veröffentlicht wurden, sind dem General Ludendorff er st heut früh bekannt geworden. Er hat von diesem Sckireiben früher nie etwas gehört. Andeutungsweise und geheimnisvoll wurde Ende August oder Anfang September 1917 der Obersten Heeresleitung mitgeteilt, daß England eine Fühlungnahme erstrebe. Völlig unabhängig hiervon war dem General Anfang August don Oberst v. Hafter auf Grund von ihm zugegangenen Mit- teilungen aus pazifistischen Kreisen des neutralen Auslandes gemeldet, daß England jetzt eine offene Erklärung Teutschlands über Belgien erwünscht sei. Der General glaubte, es handele sich in beiden Fällen um die gleiche Ange- legenheit und erklärte tn beiden Fällen sein Einverständ- n i» zu einer Erklärung über Belgien . Es fanden eine Reihe von Besprechungen über die belgische Frage statt, darunter auch ein K r o n r a t vom 11. September. Im Verlauf'der Verhandlungen wurde eine Einigung über eine Formel betreffs Belgiens erzielt. Einige Tage darauf regte der Reichskanzler in einer Besprechung mit seinem Stell- Vertreter Dr. Helfferich und dem Staatssekretär v. Kühlmann. der auch Oberst v. Hasten, Direktor Deutelmoser und ein Ver- treter des Kriegspresseamts beiwohnten, an, die öffentliche Mei- nung in Hsimat und an der Front«ruf eine starke Be- schränkung der in vielen Kreisen des öffentlichen Lebens hinsichtlich Belgiens erstretten Ziele vorzubereiten. Staatssekretär v. Kühlmann sprach sich aus unbekannten Gründen dagegen aus General Ludendorff bat in diesen Tagen Dr. Michaelis, von einer von ihm beabsichtigten KriegsfammlungSrede Abstand zu nehmen, damit nicht etwa mögliche Verhandlungen erschwert würben. Am 29. September hat Oberst v. Haften, der ebenfalls von dem Schritt des Nuntius Pacelli keine Kenntnis batte, eine Be- sprechung mit Staatssekretär v. Kühlmann gehabt, in der er ihn auf Veranlassung des Abgeordneten Konrad Haußmann bat, eine öffentliche Erklärung über Belgien abzugeben. Der Staatssekretär lehnte ab. Oberst v. Haften erstattete hiervon der Obersten Heer-Sleitung Meldung. General Ludendorff hat später den Reichskanzler oder den Staatssekretär V. Küblmann gefragt, was auS der angeblichen englischen Fühlungnahme geworden wäre. Er erhielt eine aus- weichende Antwort." Danach heißt Ludenborff eigentlich Haase: er weiß von nichts. Und der allgewaltige Ludendorff beschied sich gern mit der untergeordneten Rolle, die die Minister ihm zudik- tierten. Wenn er eine ausreichende Antwort auf eine be- scheiden« Frage erhielt, dann zog er sich untertänig aus dem Vorzimmer zurück und wagte nicht, auf Klarheit und Offen- heit zu dringen. Wenn und so off auch immer etwas von Friedensschluß cm sein Ohr drang, dann war er zum Entgegenkommen und zum Einlenken bereit. Nur der istiegerische Kühlmann und anders schwertumqürtete Zivilisten wie Diplomaten sind schuld daran, daß der Krieg verlänaert worden ist, b's die Heere ausgepumpt waren und die Katastrophe eintrat. Ludendorff aber war immer der Friedensen"� heißt Haase. O das<kcho. Die rechtsstehende Presse, die in Berlin über viele Blätter und wenig Leser verfügt, sucht mit allen Mitteln den niederschmetternden Eindruck der Erzbergerschen Em- hüllungen zu verwischen. Sie klammert sich an den Zita- tenaufguß der v. Graefeschen Rede und sucht die Abrech- nung mit den Alldeutschen in eine Abrechnung mit Erz- berger bzw. mit der Regierung oder mit der Revolution umzulügen. Dabei findet sie die liebevolle Unterstützung der„Frei- heit", die Herrn v. Graefe sehr sympathisch behandelt, weil er gegen die Mehrheitssozialdemokratie gesprochen hat. Um so schlechter kommt Erzberger bei ihr weg. denn den Unabhängigen ist jedesmal das Konzept verdorben, wenn fest- gestellt wird, daß der Mehrheitsblock des Reichstags viel aussichtsreichere und ernstere Friedensarbeit geleistet bat als die Unabhängigen mit ihren Deklamationen. Mit der rechtsstehenden Presie lohnt eine Auseinander- setzung nicht. Sie markiert den Schwerhörigen. Man kann ihr beweisen, was man will, am Schluß versteift sie sich doch auf ihre hinfällige und zehnmal widerlegte Behauptung, der Krieg sei durch die Revolution verloren gegangen. Soll man's übelnehmen? Geständnis der Wahrheit wäre hier Selbstmord, und wer wird vom Reventlöwen Verlan- gen, daß er sich jetzt noch selbst verzehrt?! Dazu ist der Mann doch nicht vier Kriegsjahre daheimgeblieben? flxelroü und Neurath verurteilt. AuS München wird gemeldet: DaS Standgericht in München verurteilte den au» Rußland gebürtigen Kommunistenführer Axelrod, stühereS Mitglied des AkttonSauSfchusieS der Räte- regierung, heute zu IS Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehren- rechtsverlust. Dr. Neurath, der frühere Präsident des Zenttal-WirtfchaftS- amte», wurde zu eine« Jahre sechs Monaten Festungshaft ver- urteilte Der Friseur Max Strobl aus München , der al» Leiter der Kommission zur Bekämpfung der Gegenrevolution zahlreiche Ver- Haftungen von Geiseln befohlen hatte, erhielt 7 Jahre Zuchthaus und 19 Jahre Ehrenrechtsverlust. Der Rokenheimer Kommuniftenkührer Guido Kort au» Rosenheim erhielt 8 Jahre Zuchthaus und 19 Jahre Ehrenrecht»- Verlust. In der Verhandlung batte sich Axelrod auf da» Recht der Exterritorialität berufen, die da« Gericht, aber nicht an- erkannte.— Für die Fretlasiung Neurath» sind wir seinerzeit eingetreten und glauben auch heute noch, daß es ihm nicht um die Unterstützung der Nätereqierung, sondern lediglich um Durchführung seiner Sozialifiirungspläne zu tun gewesen ist.