bis 50 Jahren. Auch das Reich hat kein Interesse daran, die Frist derartig auszudehnen: lassen sich in Zeiten allgem.'i- ner Umwälzungen, wie den heutigen, nicht einmal die nächst- folgenden Jahre in ihrem politischen und wirtschaftlichen Verlauf einigermaßen überblicken, um wieviel weniger ein Zeitraum von 30 bis SO Jahren. Ich vermute daher, daß der Reichsfinanzminister sich mit einem derartig langen Zeitraum nur einverstanden erklärt hat„der Not gehör- chend, nicht dem eigenen Triebe". Bei kürzerer Bemessung der Frist hätten zur Ausbringung des Steuersolls von 70 bis 90 Milliarden die Jahresraten zu e'ner so unerträglichen und absolut ruinösen Höhe für die Einzelwirtschaften em- porgeschraubt werden müssen, daß trotz seines bekanntm großen Optimismus der Reichsfinanzminister selbst wohl an der auch nur annähernden Erreichung einer so großen Milliardenzabl gezweifelt haben würde. Und muß eine der- artig lange Frist unsere heutigen feindlichen Gewalthaber mit ihrer von Machtgier und Rachedurst geschwellten Brust nicht geradezu anreizen, ihren SchröpsungSmodus auf einen ebenso langen Zeitraum auszudehnen? Das Reichsnotopfer ist sonach aus den angeführten Gründen nicht zn empfehlen, ganz abgesehen davon, daß es auch hinsichtlich seiner Durchführbarkeit den ernstesten Zwei- feln begegnen muß. Denn es gehört ein übergroßer Optt- mtsmus dazu, anzunehmen, daß sich auf dem vorgeschlagenen Wege 70 bis 90 Milliarden Mark erzielen lassen und daß d e deutsche Volkswirtschaft einen derartig starken Aderlaß ertragen könnte, ohne die Gefahr ihres völligen Zusammen- bruches in bedrohliche Röhe zu rücken. Um die unbedingt notwendigen großen Mittel aufzu- bringen, muß deshalb nach einem anderen Wege ze- si'cht werden. Ein solcher bietet sich durch die Aufnahme einer„N o t- A n le i h e" dar, die, wie gleich vorweg oe- merkt fein mag,«ine Zwangsanleihe sein muß. Ich denke mir den Plan einer derartigen Anleihe in gr«ßen Zügen etwa so: Das Reich legt eine fünfprozentige Zwongsanleihe zu 100 Proz. auf, und zwar lediglich in der Form von Schuldbucheintragungen. Es erhält also jeder Zeichnungspflichtige, der mit dem Abgabepflichtigen im Rdcksnvtopfergesctz identisch sein würde, ein Konto im „Reichszwangsanleihe-Schuldbuch", auf dem er den Gegen- wert für die von ihm zu zeichnenden Beträge anzuschaffen hat. Der Gesamtbetrag jeder einzelnen Zeichnung bestimmt sich nach der Staffelung des Reichsnotopfergesetzes, dessen Sätze eventuell, da es sich um keine Vermögensabgabe, sondern lediglich um eine verzinsliche Anleihe handelt, noch etwa? höher bemessen werden könnten, und wird gleichmäßig über einen Zeitraum von zehn Jahren verteilt, so daß in jedem Jahre der Gegenwert für ein Zehntel der Gesamtzeichnungssnmme anzuschaffen wäre. Den Zeichnern von Kriegsanleihe— aber nur solchen— wird ihre Anleihe zn 100 Proz. bis zur Höhe ihrer Zeich- nungSpflicht an ZahlungSstatt angerechnet. Tie Zinszah- lung wäre außerordentlich einfach, da die Zinsen viertel- oder halbjährlich von den zu zahlenden Steuern gekürzt werden könnten, so daß nur in den verhältnismäßig wenigen Fällen, wo niedrigere oder gar keine Steuern von den Zerch- nungSpflichtigcn gezahlt werden, eine Auszahlung oder Uebersendung bir Zinsen an die betreffenden Zeichner er- -folgen würde. 'i Eine derartige Transaktion bietet gegenüber dein Plan des Roichsnotopfecs sehr große Vorteile. In der Einzelwirtschaft würde lediglich eine leihweise Uebertragung eines Vermögensteils auf das Reich erfolgen, das seiner- seits dafür Zinsen zahlt, so daß in den Einnahmen des Zeich- nungSpflichtigen keinerlei Minderung eintritt. Dadurch wird die Einzelwirtschaft und mit ihr die gesamte Volks- Wirtschaft und das Reich wesentlich leistungs- fähiger erhalten, als im Fülle des Reichsnotopfers, welches das Vermögen und das Einkommen zugleich trifft.
Das Reich wird zwar die erforderlichen Mittel erhalten und vor allem die schwebenden Schulden beseitigen können, rn- dessen wird kein gefüllter Reichssäckel die Begehrlichkeit un- serer Gegner immer weiter anstacheln. Das Reich wi-.d nicht Eigentümer der neuen Milliarden, sondern bleibt deren Schuldner. Der kürzere zehnjährige Zeitraum wird gegen- über dem 30- bis SOjährigen im Neichsnotopfergesetz eine schnellere Ge s u nd u n g der Reichsfinanzwirtschaft er- möglichen. Während dieses Zeitraums aber soll sich, so hoffen wir zuversichtlich, sowohl politisch wie wirtschaftlich und fman- ziell, bei uns wie nicht zuletzt bei allen unseren bisherigen Gegnern gar manches ändern. Die gegnerischen Chauvi- nistenbäume werden nicht in den Himmel wachsen, dafür werden die großen Massen sorgen, die nicht die gegenseitige Vergewaltigung, sondern die internationale Verständigung und Verbrüderung auf ihre Fahne geschrieben haben. Sie werden auch den jetzigen Gewaltfriedensver» trag zerreißen und deren Urheber von ihren krank- hasten Macht- und Rachegelüsten heilen. Dann werden wir wieder gleichberechtigt in der Welt sein und erst dann auch wieder die Möglichkeit hoben, unser Haus neu aufzubauen, schöner und wohnlicher, als es früher gewesen war. Unsere Finanzgebarung wird sich den jeweiligen veränderten und hoffentlich gegenüber setzt um vieles für uns günstigeren Verhältnissen anpassen. Nötigenfalls könnte nach zehn Jahren, also nach Vollzahlung der Notanleihe, deren fünfprozentige Verzinsung jährlich um 1 Proz. gemindert werden, so daß die Verzinsung nach 15 Jahren völlig aufhören würde. Dann aber wäre entweder im günstigen Falle an eine Tilgung der Notanleihe heranzutreten oder aber sie wäre im ungünstigen Falle teilweise oder völlig zu an- n u l l i e r e n. Letztere Prozedur wäre außerordentlich ein- fach und nach 15 Jahren auch weit weniger schädigend und schmerzhaft als heute, denn wenn auch die Möglichkeit einer späteren Annullierung der Notanleihe heute keineswegs ins Auge gefaßt zu werden braucht, so ist sie doch immerhin nicht ausgeschlossen und wird die Zeichnungspflichtigen veran- lassen, damit zu rechnen und sich entsprechend einzurichten. Im Falle der Annullierung würde der Zweck des Reichsnot- opfers, die Vermögensabgabe, unter wesentlich vorteilhafte- ren Bedingungen für den Einzelnen wie für die Allgemein- heit und in einem viel kürzeren Zeitraum erreicht sein. Aus allen angeführten Gesichtspunkten heraus erscheint daher eine„Zwangsnotanleihe" viel empfehlenswerter, als das Reichsnotcpfer. Ganz zu schweigen davon, daß das letz- terc gegenüber der Notanlethe einen ungeheuer viel große- ren und komplizierteren Apparat für seine Durchführung erfordern würde. Eine Durchführung, deren Mögtichkeir, wie sckion erwähnt, in dem erhofften Ausmaße nichts wen:- ger als gesichert erscheint. Dr. R. Hartmann- Chcrrlottenburg.
Keine Schulüverschiebung! Ein unabhängiges Parteimanöver. Die„Freiheit" müßte nicht die„Freiheit" sein und die U. S. P. nicht die 11. S. P., wenn sie nicht versuchten, an dem Feuer der weltpolitischen Auseinandersetzung mit den Alldeutschen ihr unabhängiges Partei- s ü p p ch e n zu wärmen. Für einen richtigen Unabhängi- gen gibt es bekanntlich nur ein politisches Ziel, das ist: auf die Mehrheitssozialdemokratie zu schimpfen und ihr ein paar Anhänger abspenstig zu machen. Alles, was außerhalb dieses Rahmens der engsten Parteipolirik liegt, existiert für die Unabhängigen nicht, oder es wird mit Gewalt so gebogen, daß es schließlich auf eine Schimpferei gegen die Mehrheits- sozialdemokratie herauskommt.
Offener Brief cn Rsmam Rollanö. Sehr geehrter Herr Rolland! Sic umarmen wieder mit einer sehr schönen und menschen- freundlichen Bewegung alle Schwestern und Brüder, die Ihnen verbündet sein wollen, in de: Absicht, dem zerrissenen Weltenrund eine würdige und erträgliche Friedenscwigkeit zu verschaffen. Dank Ihnen dafür!'' Ihr Traum ist himmlisch wie immer. Ihr Herz hat noch nichts von seiner Lauterkeit verloren. Doch Ihre Erkenntnis, Ihre Erkenntnis der deutschen Menschen und Dinge, die ja nach Ihrem Plane nicht von der lieblichen Erneue- rang ausgeschlossen weiden solleu, ist furchtbar getrübt und ver- schoben. Als im Januar dieses stürmischen JahreS die Kanonen des Bruderkrieges die Berliner Winterluft und die Köpfe unschuldiger Frauen und Kinder zerrissen, überbrachte mir ein aus der Schweiz kommender Gesinnungsfreund, wohlgemcrkt, einer von den fiebe- risch ergriffenen Europäern, Ihre Frage: Ist eö in Deutschland nur der verlorene Krieg, oder ist es wirklich die Revolution? Sie haben seitdem diese Frage vor der Oesfentlichkeit wiederholt. Nun, es war sehr lange, wochenlang, monatelang, nur der verlorene Krieg, nur die Unzufriedenheit und daS Zähneknirschen, weil die Götter und Halbgötter verschütteter Tage die polternde Hoffnung und die geheim wuchernde Verzweiflung so schwer enttäuscht hatten. Aber heute ist das in meinem Lande ganz ander? geworden. Heute bängt nur noch ein Häuflein unheilbar Wahnsinniger an dem alten Spuk. Heute ist alles in Deutschland , mag es nun mit seinem armen Stimmzettel die Rechte oder die lindeste Bank des Bolts- parlamentes bevölkern, fertig, auf immer fertig, unweigerlich fertig mit dieser kronenverzicrten Ilnseligkeit und Vergangenheit. Heute blickt kein Deutscher mehr rückwärts, heute blickt jeder Deutsche nur noch vorwärts! Und Sie, Herr Rolland, Sir, nur ein ArbcitSmann von der Feder, dcch einer von unseren aufrichtigen und starken, Sie sollen uns dazu helfen, Sie müssen uns dazu helfen, daß wir Deutschs mit unserem milden, suchenden Versöhnungs blick nicht mehr auf die gräßlichen, boshaften, mißtrauischen unK hinterlistigen Augen des „TigerS" und seiner Affen stoßen. Da Sie sich«uS eigenem Gewissen zum Herold der Versöhnung ausrufen, haben Sie kein Recht mehr, in Ihrer Schweizer Stille und Ruheemfigkeit zu bleiben. Sie müssen schleunigst die von sehr magerer Kost und gliederzermürbender Langsamkeit begleitete Mühsal einer Reise durch Deutschland auf sich nehme«! Hie müssen falber sehen, waS bei im» vorgeht! Sie müssen sslber prüfen,«b wir es verdienen, daß man in Ihrem Laube noch wie die Schakale "auf uns niederkläfft l Sie müssen eS dann sofort in Ihrem Lande Ingen! Sie weriiAi es sagen— im, Ihre. ergebenen und ver- trauenden SMotnänec, wissen daS—, bis zu welchem Umfange her xtnstmaS fahr«immn-rt« tferflmfr ei« es«»*
päifcher nach Ihrem und nach unserem Sinne geworden, bis zu welchem Grade das einst so eisige deutsche Kriegerherz zur voll- gülligen, europäischen Menschenwärme erhitzt worden ist! Sie werden und müssen nicht allein kommen. Bringen Sie Barbusse mit und eine Gruppe anderer Freunde, die sich zu der Gerechtigkeit bekennen! Sie werden und müssen die journalisti- scheu Eitelkeiten und Mittelmäßigkeiten ersetzen, die über die Vcgesen und den Kanal und die Atlantik Tinge hinauserzählen, die mit dem gegenwärtigen Teutschland kaum noch etwas zu tun habe«. Sie werden und müssen die paar journalistischen Wind- Hunde ersetzen, die schon in besserer Zeit irgendeinen Tingeltangel oder eine Nachtkneipe mit dem wirklichen Deutschland verwechselt haben, und die jetzt zu Hunderttausenden ihrer Landsleute spreche«, als wenn sie unterrichtete und ernsthafte Männer wären. Sie und Ihre Freunde müssen auf einige Wochen zu uns kommen und den Berichterstatter machen, keinen rosig schminkenden, keinen niederträchtig schwarz färbenden, auch keinen chauvinistischen, son- dorn einen weltfreundlich und europäisch gesinnten! Johann Christoph, das deutsche Genie, war einstmals Ihrer wuchtigen Feder würdig. Sie werden Ihre Feder nicht entehren, wenn Sie nun bald mit aller Kraft von der Seele und dem Alltag des kleinen deutschen Mannes und der emsigen deutschen Frau und des stund- lich blasser werdenden Kindes schreiben. Sie werden und müssen mit Behutsamkeit und mutiger Entschiedenheit wägen, was im Herzen der echten Weltfriedensfreunde für und gegen das republikanische Deutschland von 1919 spricht! Diesen Dienst verlange ich von Ihnen für Deutschland , damit auch der ganzen, ruhebedüeftigen Menschheit ein Dienst geleistet werde. Ich fordere diesen Dienst von Jch*en für Deutschland , weil ich selber in schweren und gefährlichen Zeiten den Deutschen ständig ein Frankreich gezeigt habe, das„über dem Getümmel" steht und nicht den tobsüchtigen Steinschleuderern von Versailles verwandt ist. Von den edlen Geistern Frankreichs , von. Ccnnte, Barbusse, Buffon, JaureZ habe ich durch Uebersetzungen, Bücher und Aufsätze den Deutschen fleißig Kunde gegehen. Von den genialen Belgiern Karl von Ligne und Berhaeren, also auch du« Männern, die Sie bewundern, Hab« ich durch Buch und Schrift den Deutschen die Kenntnis vermittelt. Ich durste cm französischen Volkshochschulen und in franzSfischen Zeitschrift»« von jenem deutschen Wesen sprechen, dem auch Ihre Diebe gehört. Ich habe asseS das nicht getan um der Ehre willen, sondern nur, um dem heiligen Geiste der Schönheit imj der Wahrheit ein bescheidener Gehilfe zu fein. Die Ehren und die Orden ließ ich gern de« andere«. Mir mußte eS genügen, daß mein Wille in Frankreich , Belgien und Deutschland gleichmäßig mißverstanden Und verschollen worden ist. Aber jetzt wissen wir, daß der Grift der Aufklärung und Ver- söhnung trotz allem nicht mehr sterben kern«. Jetzt seufzen wir wohl noch, aber wir atmen auch schon in der Vorfreude auf jene Welt, die wir, trotz aller Qual und Verachtung, vorbereitet habe«. Wir, feig feitttstfen m* die Schwäche««, wir lasuche» Sie heute.
Als wir in der gestrigen„Freiheit" den Leitartikel, über die Enthüllung des Michaelisschen Ver- b r e ch e n s lasen, da fühlten wir uns lebhaft zurückerinnert an jene Zeit während des Krieges, in der die Vorgängerin der„Freiheit", das Berliner „Mitteilungsblatt" der Unab- hängigen, in drei Monaten mehr als Hunderl wüste Ausfälle gegen die alte Partei brachte, aber auch nicht eine Zeile, auch nicht eine Sterbenssilbe gegen das damals auf dem Gipfelpunkt stehende Treiben der Vaterlandspartei und der Alldeutsche� . Diesmal ist zwar die„Freiheit" so weit, daß sie auch ein paar kräftige Worte der Verurteilung über die schuldige Cligue findet, die sich um Michaelis gruppierte, aber das geschieht nur zu dem Zweck, um schließlich als die Schuldige an dem Michaelisschen Verbrechen die Mehrheits- sozialdemokratie hinstellen zu können. Mit dreister Stirn behauptet die„Freiheit", die Reichs- tagsmehrheit, Sozialdemokraten und Zentrum, hätten g e- wüßt oder wissen müssen, was dorging, und sie hätten dazu geschwiegen. Selbst der bescheidenste Ver- stand müßte jedem Leser sagen, daß diese Bebauptung eine niederträchtige Verleumdung ist. Die Michaelis und Konsorten werden gerade Anlaß genommen haben, oie Mehrheitsparteien, mit denen sie dpsn Kampf auf Tod und Leben ausfochten, in ihre finsteren Machenschaf- ten einzuweihen! Wenn wirklich ein so großer Kreis von Menschen um die Sache gewußt hätte, wie die„Frei- heit" behauptet, dann wäre es allerdings ein völliges Rätsel, wie bis zum vorgestrigen Tage noch nichts davon in sie Oesfentlichkeit gesickert ist, wie die Erzbergerschen Enthüllun- gen auf dos ganze Volk, auch auf die politisch informierten Kreise als ungeheure Sensation wirkten. Wir können hier mit aller Bestimmtheit erklären, daß v o r der Revolution kein Mensch in der Sozialdemokratie diese Dokumente gekannt hat. Noch sinnloser ist die zweite Anklage der„Freiheit", der Text der Friedensresolution sei viel zu undeut- lich und verschwommen gewesen, um wirken zu können. Lehrt nicht der englische Friedensschritt, sechs Wochen nach der Friedensresolntiön, das genaue Gegenteil? Gerade er zeigt, daß die Friedensresolution gut gewirkt hatte, und daß sie zu vollem Erfolg hätte führen können, wenn nicht eine ver- brecherische Clique insgeheim ihre Auswirkung sa- botiert hätte. So felsenfest das Verbrechen der Michaeliscligue er- wiesen ist, auch der größten Verdrebungskunst wird es nicht gelingen, auch nur einen Bruchteil dieser Schuld aif die damalige Reichstagsmehrheit zn wälzen. War sie es doch, die diesen Kanzler sofort fallen ließ, als er seinem Lippenbekenntnis zur Friedensresolution die ominmen Worte beifügte,„wie ich sie auffasse". Wenn Herr Michaelis noch ein paar Wochen an seinem Amt klebte, so war das nicht Schuld der Reichstagsmehrheit, sondern Schuld der rück- ständigen Verfassungszn stände. Daß Herr Michaelis freilich diese ihm gelassene Galgenfrist benutzte, um in aller Heimlichkeit das schwerste Verbrechen am deutschen Volk zu begehen, das hat damals niemand geahnt und niemand ahnen können, tvir so wenig wie die Unabhängigen.
Kaltgestellt. General der Infanterie v. d. Borne, der in den Tagen der Friedensunterzeickinung als Mitglisd der reaktio- närsn OfsizierSfronde eine größere Rolle spielte, ebenso General- mrqor E h r k e und Generalmajor v. D o m m e r find zur D i S- Position gestellt worden. Dr. Melchior lehnt ab. Dr. Melchior will daS ihm anzctra- gene Unterstaatssekretariat nn ReichSwirtschaftmin-istcrium ab- lehnen.
Sie müssen näher zu uns heranrücken, damit Ihr Wort noch mehr Blut und nachwirkende Fruchtbarkeit empfange! Kam- men Sie schnell zu uns, wie eS Ihre Pflicht ist, die Sie sich selber bestimmten! Kommen Sie mit einer Schar Ihrer Freunde, die sehen und prüfen können ohne Voreingenommenheit, wie wir Deutsche heute wirklich sind! Denn bald mutz Wirklichkeit werden, was auch einer von unseren wahrhaften Führern, Ihr Landsmann Eugene Carriere , gefordert hat: Die Menschen müssen den Menschen--- den Frieden erklären! Ihr sehr ergebener Max Hochdori. - Notizen. — Was i st Klassenkampf? Diese Frage beanwortete in eingehenden Darlegungen in der„Neuen Zeit" der jetzige öfter- reich! sche StaatSkanzler Genosse Karl Renner . Die Buchhandlung „Vorwärts" in Berlin hat diese zeitgemäßen Abhandlungen als Broschüre herausgegeben. Ueber die Aufgabe, die sich der Ver- fasser gesteckt hat, unterrichten folgende Kapitelüberschriften: Bor- bemerk ringen über die Natur des Klassenkampfes; der unmittelbare oder ökonomische Klassenkampf; gegen das Industriekapital; gegen daS Handelskapital, gegen das Ai«Skap :tal, gegen, das Grundeigentum; der ökonomische Gesamtkcunpf; der politische Klassenkampf: der politisch-ökonomische Kampf; der rein politische Kampf: daS Zusammenspiel der ökonomischen und politischen Aktion.(Preis 1 M.) — Theater. In der am 1. August, iVi Uhr, in der V o l k S- k> üh ne ftattfirtdenden Erstaufführung der Oper«Der Kuhrei- gen" von Wilh. Kienzl waren die Hauptrollen gefpiell durch: Adolf Lußmann von der TtaatSoper m Dresden . Fritz Krenn von der StaatSoper in Wien , Hermann Kant von der Hofoper in Kopen- Hägen, Margarete Schlemüller von der Brüsseler Oper.__. — Musik. Camilla tzildebrand. seit Juni 1012 Diri- gent unserer Philharmoniker, ist zum Operndirektor und Leiter der Sinfoniekongerte in Freiburg i. BreiSgau gewählt worden. Der verdienstvolle Mann wird sich-m 90. Juli im städtischen Polls- konzert in der Philharmonie verabschieden. Kapellmeister Richard Hagel , sein Nachfolger, wird zum ersten Mal das städtische Bolls- konzert in der Philharmonie am 1. August dirigieren. — Vorträge. Unter dem Titel.Neudeutscher Geist" bietet am 1. August', abends 7 Uhr, die Schciftleitung der Reichs- wehr im Beethovensaal Kammermuftk, Dichtungen, vorgetragen von DwardowSki. Vortrag von Dr. Karl Langen. Lieder, vorge- trage« von Katarina Garde« und Max Menstng. Der Reinertrag dient zur Beschaffung guten Lesestoffes für die ReichSwehrtruppen. _ Knut Hamsun hat das Berftlmungsrecht an seinen Werken der Olympia-Film-Gesellschaft übertragen.' Zuerst wird .Victoria " von Franz Servae» für den Film bearbeitet.. — Die Münckener Sittlichen gegen Wedekind . Im Mfinchener Schauspielhaus hat die Aufführung der Wedekind « Ichen Dirnentragödie»Die Büchse der Pandora " zu heftigen Protest'umulten geführt. Mit Entrüstungsrufen und Flugblatt« werfen toble der alte Heinze-Geist. Als Gegenokrion gab e» Hw« auswürfe an» dem Parkett. Der SittlichieilSradau hielt bis zu« Schlüsse an.