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Nr.386.36.Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

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Donnerstag, den 31. Juli 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H.  , Sw. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplay, Nr. 117 53-54.

Ludendorffs Annexionsprogramm.

Was er Deutschland   anzugliedern und wie er Belgien  zu versklaven gedachte.

Die in der Rede des Ministerpräsidenten zitierte Denkschrift des Generals Ludendorff wird jegt im Wortlaut veröffentlicht. Sie ist datiert vom 14. Sep­tember 1917.

Nach einleitenden Betrachtungen über die militärische Lage kommt General Ludendorff   zu dem Schluß, daß unsere Lage militärisch günstiger sei, als die der Entente. Er fährt fort: lady

"

Trotzdem bin ich auch der Ansicht, daß ein Frieden für uns bor Beginn des Winters erstrebenswert ist, wenn er uns das Nötigste bringt, was wir zur Sicherstellung unserer späteren wirt­schaftlichen Entwicklung bedürfen und uns in eine militärische und wirtschaftliche Lage versetzt, die uns einem neuen Verteidi­gungskrieg mit Ruhe ins Auge sehen läßt." nuin

" 1

Was wir nun alles für den nächsten Krieg" brauchen, das wird im zweiten Teil der Denkschrift dargelegt. Zunächst betont Ludendorff   die Verpflegungsschwierigkeit:

Sie würde sich noch verschärfen, wenn wir, wie wir später hoffen müssen, Belgien   zu verpflegen haben. Dies können wir zurzeit nicht. Wir müssen daher einen Zuwachs an Land er­halten. Diesen finden wir nur in Kurland   und Litauen  , die gute landwirtschaftliche Möglichkeiten bieten. Bei der Haltung Bolens müssen wir aus militärischen Nüdsichten die Grenzen Litauens   über Grodno   nach Süden schieben und Ost- und West­ preußen   etwas verbreitern. Erst dann können wir Preußen schützen. Auch an einigen Stellen der Provinz Posen   läuft die Grenze militärisch zu ungünstig. Ob wir mit Kur­land auf die anderen Ostseeprovinzen anziehend wirken, muß Der weiteren politischen Entwidlung überlassen

bleiben."

übernimmt und nach Beendigung der Offupation sich ein Heer| und eine Marine hält."

Der Anschluß Belgiens   an Deutschland   wird zur Folge haben, daß bei einer flar ihr Ziel verfolgenden Politik

Holland   an uns gezogen

wird, zumal wenn sein Kolonialbesitz durch ein mit uns ber bündetes Japan   garantiert wird. Damit kommen wir wieder an die England gegenüberliegende Festlandsküste und verwirklichen das Ziel, das die Marine schon jetzt in rich­tiger Erkenntnis seiner Bedeutung anstrebt. Wir erhalten eine Stellung England gegenüber, die es uns ermöglicht, unseren Handel im nächsten Kriege aufrechtzuerhalten. Dies ist das dritte große Ziel, das wir nicht aus den Augen verlieren dürfen.

Hierzu gehören außer Rußland   überseeische Absatzgebiete in Südamerika  , od

Das neue Schulkompromiß.

Von Heinrich Schulz  , M. d. N.

Das Verfassungswerk des neuen Deutschland   steht dicht vor seinem Abschluß. Die drei einstigen Roalitionsparteien, die jetzt begonnen hatten, haben es auch nach dem Austritt der Demokraten aus der Regierung getreulich in gemeinsamer Arbeit weiter gefördert. Nur in einem Punkte, in der Schul­frage, gingen die politischen Meinungen, die in diesem Falle unmittelbar aus den verschiedenen Weltanschauungen entspringen, so start aufeinander, daß schon im Verfassungs­ausschuß eine Lösung nur durch wechselseitiges Ueber­stimmen, nicht durch Vereinbarung zustande ge­fommen war. Diese unbefriedigende Lage wurde noch da­durch erschwert, daß die Demokraten aus der Regierung aus­traten.

ein Kolonialreich in Afrika   und feste Stützpunkte in und außerhalb des Kolonialreiches. Namentlich wenn wir jetzt Bentrum, standen nunmehr Beschlüssen gegenüber, die geg Die anderen beiden Parteien, Sozialdemokratie und auf die flandrische Küste verzichten, hat die Marine ein Recht, Stügpunkte als Kompensation, wie das auch der Herr Reichs- ihren Willen zustande gekommen waren, und die sie obendrein fanzler ausgesprochen hat, zu fordern, die es ihr ermöglichen, im nicht befriedigten. Andererseits war eine Vei tändi­nächsten Kriege Deutschland   den Weg auf dem Weltmeer une gung zwischen Zentrum und Sozialdemokratie bei der voll­damit seine Zufuhr von auswärts zu erhalten. Je mehr wer endeten Gegenfäßlichkeit der Auffassung über Religion und von diesem Ziel zurückbleiben, desto größer werden die Mitter, Schule ebenso schwierig, wie augesichts der ernsten die wir zinslos an Rohstoffen in Deutschland   niederlegen müssen. innerpolitischen und außenpolitischen Lage dringend not­Daß ein durch günstige Handelsverträge eng mit uns verwendig.

bundenes Dänemart unfere maritime Haltung und unsere Han- Man fand die Lösung in dem bekannten Schulfompromiß, delsfreiheit start erhöhen würde, sei nur gestreift. das von vornherein darauf verzichtete, zivischen den sachlichen

Hier haben wir das wahre Gesicht des Militarismus! Nur Gegenfäßen eine mittlere Linie zu finden, statt dessen aber ein Gedanke beherrscht das Ludendorffiche Programm, der den Grundsatz der Freiheit und gegenseitigen Duldung nach nächste Krieg! Und für diesen nächsten Krieg Erweiterung Maßgabe des beiderseitigen Kräfteverhältnisses aufstellte. der Grenzen überall, Vorlagerung neuer Geländestreifen, Ueber die Mängel eines solchen Kompromisses war Damit ist das östliche Annexionsprogramm jedoch noch sei es vor Ostpreußen  , Westpreußen  , Posen, Schlesien  , Rhein  - man sich von vornherein klar. Ebenso darüber, daß es im nicht erschöpft. Auch für Oberschlesien   verlangt Ludendorff provinz oder Lothringen  . Es gibt keine einzige Stelle, Hinblick auf die sonstige Zusammenarbeit in der Verfassungs­militärischen Grenzschutz: Wir müssen Oberschlesien   auch an der Ludendorff die deutschen   Grenzen nicht vorschieben frage sehr bedauerlich war, daß in der wichtigen Schulfrage durch Bandgewinn schützen." will, soweit sie an Staaten grenzen, mit denen wir damals im die Demokraten abseits standen. Mancherlei Darauf wendet sich die Denkschrift dem westlichen Krieg standen. Bescheiden ist er nur, wo die Trauben zu hoch Aeußerungen in der Presse ließen schon darauf schließen, daß Annexionsprogramm zu. Hier ist es Ludendorff   darum zu hängen, im übrigen aber kann man hier wirklich nicht das Wort der Gegensatz zu kulturtämpferischen Schwierig­tun, die beiden großen westlichen Industriezentren, das Bescheidenheit anwenden, ohne ein Gelächter zu erregen Denn teiten führen tönnte, die unserem vielgeprüften deutschen  Lothringisch- luxemburgische Erzbecken mit dem Saarrevier zu den offenen kommen die verkappten Annerionen, oder Volke nach Möglichkeit erspart werden mußten. und das niederrheinisch- westfälische Industriegebiet" durch besser gejagt, die nur ganz notdürftig verschleier. Vor Beginn der dritten Lesung der Verfassungsvorlage Borlegung möglichst breiter Grenzgürtel für den nächsten ten wirklichen Annexionen. Mit Kurland sollen die wurde deshalb eine Verständigung in der Schulfrage mit den Krieg den feindlichen Kanonen zu entziehen. Er schreibt: übrigen Ostseeprovinzen nachgezogen werden, Lit- Demokraten angebahnt, die erfreulicherweise auch zum Ziele tauen soll als preußischer Basall möglichste Ausdeh- geführt hat. Die entscheidenden Paragraphen werden morgen Das Lothringische Erzbeden verlangt einen Geländezuwachs nung auf Kosten Polens   erhalten. nach Westen. Je größer er ist, desto leichter wird die Sicherung. in der folgenden Fassung angenommen werden: Der Beibehalt der Grenze wie vor dem Kriege würde es mit sich Annerion Herr Ludendorff zwar heuchlerisch ablehnt, das er Das tollste aber im Stück ist Belgien  , dessen offene bringen, daß jede politische Beunruhigung auf die Werte mit ihrer starten Arbeiterschaft zurü dober in solche wirtschaftlichen Retten legen will, wirken würde. Auch in dem zu erwerbenden Ge daß ihm gar nichts weiter übrig bleibt, als den poli­bietsstreifen liegen Gruben.... Selbstverständlich bleibt tischen Anschluß an Deutschland   zu suchen. Das Mittel zur Ge­das Gebiet durch Artillerie und Flieger immer sehr gefährdet winnung der belgischen Herzen: langjährige mili. und wird starke Sicherungsmaßnahmen nötig machen, da wir tärische Ottupation! unsere Grenzen dort nicht bis an die Maas   vor­Aber nun kommt etwas, was fast noch verbreche­schieben fönnen.

Um so dringender ist die unversehrte Erhaltung des nieder- rischer anmutet: Ueber Belgien schielt. Ludendorff   nach Hol­rheinisch- westfälischen Gebietes. Was die flandrische Küste für and und sogar nach Dänemarkt. Auch diese beiden neu­Luftangriffe auf England für dieses Land ist, das ist tralen freien Staaten will er auf den Rang von Basallen­die Maaslinie bei Lüttich  staaten Deutschlands   herabdrücken.

in noch erhöhtem Maße für das Industriegebiet. Wir müssen das Gebiet zu beiden Seiten der Maas   und südwärts bis Saint with fest in der Hand behalten. Bisher sehe ich nur in der Einver: leibung durch das Deutsche Reich die Mittel, dies zu erreichen. Ob es ein anderes Mittel gibt, muß ich dahingestellt sein lassen. Vorläufig scheint es mir noch nicht gefunden..

Der Befit der Maaslinie allein genügt nicht, um dem In­dustriegebiet die erforderliche Sicherheit zu geben. Wir müssen ein englisch  - belgisch  - französisches Heer noch weiter zurückschieben. Dies fann nur dadurch geschehen,

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Artikel 143. Das öffentliche Schulivesen ist organisch auszugestalten. Auf einer für alle gemeinsamen Grundschule baut sich das mittlere und höhere Schulwesen auf. Für diesen Aufbau ist die Mannigfaltigkeit der Lebensberufe, für die Auf­nahme eines Kindes in eine bestimmte Schule sind seine Anlage und Neigung, nicht die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung oder das Religionsbekenntnis seiner Eltern maßgebend.

Innerhalb der Gemeinden sind indes auf Antrag von Er­ziehungsberechtigten Volksschulen ihres Bekenntnisses oder ihrer Weltanschauung einzurichten, soweit hierdurch ein geordneter Schulbetrieb auch im Sinne des Absatz 1 nicht beeinträchtigt wird. Der Wille des Erziehungsberechtigten ist möglichst zu be­rücksichtigen. Das Nähere bestimmt die Landesgeset gebang nach den Grundsäßen eines Reichsgesetzes.

Artikel 169b. Bis zum Erlaß des im Artikel 143, Absatz 2 vorgesehenen Reichsgejebes bleibt es bei der bestehenden Rechtslage. Das Reichsgesetz hat Gebiete des Reichs, in denen eine nach Bekenntnissen nicht getrennte Schule gefeßlich besteht, besonders zu berücksichtigen.

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Und während Ludendorff   dies betreibt, läßt er seinen poli­tischen Automaten, den pietistischen Heuchler Michaelis die Worte sprechen von seiner Uebereinstimmung mit der Friedens resolution wie ich sie auffasse", während er Dies betreibt im Einverständnis mit Michaelis wird dem Reichstagsausschuß versichert, daß über Belgien   eine befrie­digende Erklärung an die Entente gelangen werde! Dieiz befriedigende Antwort war dann jenes vor allen In­Stanzen geheimgehaltene Schreiben des Herrn Michaelis, dessen Die Kompromißanträge atmen auch jetzt den Geist der unaufrichtige Phrasen durch die Ludendorffiche Denkschrift in Fruchtbarkeit und vollen Verständigung. Der wesentliche daß Belgien   wirtschaftlich so eng an uns angeschloffen wird, daß das grellste Licht gerückt werden. Unterschied gegen das frühere Kompromiß besteht darin, es auch seinen politischen Anschluß an uns sucht. Brutalität, Gewaltmenschentum, gepaart mit grenzen. daß die früheren drei Schularten- ton­ Der   wirtschaftliche Anschluß wird ohne starten militä- loser Verlogenheit unter dent Deckmantel des geheilig- fessionale, gemeinsame und weltliche rischen Drudklängere Offupation- und ohne Befit- ten Offiziersrocks und der kirchlichen Frömmigkeit, das ist Schule - das ist Schule nicht mehr gleichberechtigt neben ergreifung von Lüttich   nicht ins Werk zu sehen sein. a 3 Kennzeichen der Aera Die Neutralität Belgiens   ist ein Phantom, mit dem praktisch Ludendorff  - einander stehen, sondern daß der für alle Bekenntnisse: gemeinsamen nicht gerechnet werden darf. Ganz sicher wären wir erst, nament­der Schule, lich da der Tunnelbau Dover- Calais Wirklichkeit wird, wenn Simultanschule  , eine bevorzugte Stellung wir ganz Belgien   militärisch befesten und an der flandrischen eingeräumt wird. Sie gilt als die allgemeine und nor­Die Abtretungen an Polen  . Küste stünden. Trotz aller Schwierigkeiten Englands können wir male Schule in Deutschland  . Aber daneben haben die anderen dies zurzeit nicht erreichen. Es fragt sich, ob wir um dieses Paris  , 30. Juli. Freiherr von Lersner hat der Friedens- Recht. Wenn Erziehungsberechtigte einer Gemeinde in einer beiden Schulen ihr durch die Reichsverfassung gewährleistetes Biel   den Krieg fortseyen müssen. Das ist meines Erachtens der Fall, wenn die Engländer einen Gebietsstreifen in fonferenz schriftlich mitgeteilt, daß Deutschland   den von den genügenden Zahl- die näheren Einzelheiten werden nach Frankreich  ( Gaiais) behalten. Tun sie das nicht, so wäre Alliierten vorgeschlagenen Uebergang der Souveränität Deutsch- ben Grundsägen eines Reichsgesetzes von den Ländern ge­der Besitz der flandrischen Küste für uns fein Grund zur lands auf Polen   für die abzutretenden Gebiete angeregelt eine Konfessionsschule oder eine weltliche Schule er­Fortiebung des Arieges über den Winter hinaus. Wir nommen habe. müssen dann die von der flandrischen Küste erstrebte Einwirkung auf England auf Umwegen erreichen können. Ich halte dies für möglich, wenn Belgien   wirtschaftlich mit dem Deut­fchen Reich eng verbunden in Wallonien   und Flamland ge­

Michaelis. 19

Demission des serbischen Kabinetts.

langen, so ist ihrem Wunsche stattzugeben. Es ist nunmehr die Sache der Freunde der weltlichen Schule, für sie die Herzen ist berechtigten zu erwärmen. Dann für ge Dentschland durchzusehen wir nicht start genug ge­

De: Ministerrat beschloß gestern die Demission des gemere eaulform der Sozialdemokratie, die

teilt, mit der Zeit den Schuß gegen Frankreich   und England selbst samten Kabinetts.