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Ein weiterer Beweis gegen die Tatsache, daß die prole» tarische Diktatur nicht die geeignete Form ist. den Klassen- kämpf gegen die Bourgeoisie zu führen, ist der Umstand, daß die Verkünder der Diktatur, so zielbewußt und siegessicher fie auch auftreten, sich stets nach äußeren Hilfsmitteln ängstlich umsehen und die entscheidende Unterstützung von den Genossen der anderen Länder erwarten. Die Diktatur in einem einzigen Lande, auch wenn es ihr gelingen sollte. den Sozialismus restlos zur Durchführung zu bringen eine Unmöglichkeit, wie das Beispiel Rußlands beweist, kann sich auf die Dauer nicht halten, wenn nicht das gesamte Proletariat der ganzen Welt oder mindestens eines zusam- menhängenden Länderkomplexes in der gleichen Form die Staatsgewalt cm sich reißt. Das ist der Grund, weshalb die Diktatoren und die, welche mit dem Gedanken der Diktatur liebäugeln, wieder und wieder nach der W e l t r e V o l u t i o n rufen. Sie ist ihr Rettungsanker, ohne den sie mit Notwendigkeit zugrunde gehen müssen. Wie aber steht es mit der Weltrevolution? Welches sind ihre Aussichten? Eine Revolution wird, was für einen Sozialisten eine Selbstverständlichkeit sein sollte, von gewissen Kreisen der Un- abhängigen und Kommunisten aber wiederholt m Wrede gestellt worden ist, nicht gemacht, sondern sie e n t st e h t, wenn gewisse wirtschaftliche Voraussetzungen für sie gegeben sind. Wie liegen denn die Dinge? Die russisch )? Revolution entstand gleichzeitig mit der russischen Niederlage, deren Be- gleiterscheinung Rußlands ökonomischer Verfall war. Nicht anders stand es in Deutschland , nicht anders in Oestereich und in Ungarn . In allen drei Ländern sehen wir die revolutionäre Bewegung im engen inneren Zusam- msnhang mit der politisch-militärischen Lage und dem lNnken der ökonomischen Kräfte; alle drei Faktoren stehen in unläs- barer Wechselwirkung zueinander. Anders aber sind die Aussichten einer revolutionären Partei in siegreichen Ländern. Der militärische Sieg schaft geänderte ökonomische Fundamente des Staatsbaues, er bedingt die andersgehende EntwiSlung, die auf vor­läufig unabsehbare Zeit sich von der Entwicklung in den gegnerischen, den besiegten Ländern, abheben muß. Somit hat eine revolutionäre Erhebung in den Entente-Ländern und in Amerika kaum Aussicht auf Erfolg. Die Arbeiter würden ihre Kräfte nutzlos verpuffen und das Ergebnis würde wie es die materialistische Geschichts- t h e o r i e lehrt um nicht einen einzigen Augenblick früher eintreten, als die inneren Verhältnisse des Landes, bedingt durch die Vorgsschrittenheit der Wirtschaftsverfassung, es er- möglichen. Auch in der Erkenntnis dieser Fundamentaldinge, deren Beherrschung die einfachste Voraussetzung für einen Politiker sein sollte, haben die ungarischen Machthaber versagt. Weltrevolution heißt Revolution in der g a n z e n Welt. Zunächst wird auch der radikalste Anhänger der vroletarischen Diktatur zugeben, daß ein« Aufrechterhaltung der Diktatur nur die Diktatur in Europa und Amerika , in Äwei von fünf Erdteilen also, zur unbedingten Voraus- sehung bat. Er würde ferner aber vielleicht einräumen, daß er zur Verwirklichung seiner Ziele auch auf Amerika Ver­zicht leisten könne, so daß sich das Diktaturerfordernis der Weltrevolution bereits auf eine europäische Revolution konzentrieren würde.' Scksiießlich würde derselbe Politiker aber, sofern er ein so durchgebildeter Sozialist ist, wie er doch zu sein behauptet, zugeben müssen, daß die Diktatur in den Ländern, deren ökonomische Entwicklung einiger- maßen gleichmäßig vor sich gegangen ist, zur Aufrechterhal- tung der Herrschaft in seinem wgenen Lande genügen würde. Hier könnte er also die drei skandinavischen Länder aus- schließen. Er könnte ferner auf Spanien , Portugal , Grie- chenland, die Balkanhalbinse! und die europäische Türkei Verzicht leisten, ohne irgendwie seine politischen Ansprüche zu gefährden. Somit würde von dem stolzen WortW e l t- redolution" nichts übrig bleiben als die Forderung nach der proletarischen Diktatur.in Mitteleuropa , d. h. in Deutschland . Oesterreich und Ungarn , sowie in den Ländern der Entente.

Vanöeremörücke im yarz. Von I. Kl ich«. Es war in einem deutschen Mittelgebirge und der Regen regnete snfangZ jeglichen Tag. Trotzdem hielten wir aus, nach alter guter Touristenart. Denn die Berge und Täler nxire:i die gleichen wie Igt 4, nur die Menschen haKen längere Gesichter bekommen und die Froblaune war aus ihnen geschwunden. Während des Krieges war, wie Wilhelm Raabc sagen würde, daS Lachen teuer und da» Stirn- runzeln wohlfeil geworden. Nun aber kamen seit fünf Jahren zum erstenmal die Fremden wieder m größerer Zahl ins Gebirge. Für Wirte und Pensiapsinhaber blühte das Geschäft und sie verstanden es zu nützen. Nach vorsichtiger, aus einem schwachen Beutel resultierender Touristengepflogenheit mieden wir zwar die großspurigen Unter- künfte mit ihren etwaZ veraltet klingenden Namen, wieFürsten- Hof"...Prinzenschloß',ReickSirone- usw., und kehrten lieber im Rotz", im..Hirsch" und in derLinde" ein trotzdem erlebten wir auch hier manche Ueberraschung. Fleischkarten wurden uns zwar seltsamerweise auf der ganzen dreiwöchigen Tour nirgends abge- fordert, um so reichlicher dagegen die Schein« aus dem Porte­monnaie. Wer heute den Harz besucht, kann jeden Tag seinen Rinderbraten zuweilen auch Schweinebraten haben, ohne Karren! Nur zahlen ist die Losung! Wir freilief) waren ob der knappen MittagSportionen häufig enttäuscht und unser jungfräulicher Appetit erregte bei den Wirten und Kellnern mitunter den Verbackt, als ob wir aus einem Schieberlande seien, allwo noch heute Milch und Honig in paradie- sischer Füll« fleußt. Aber wie gesagt, wer Geld im Beutel hat. So etwa wie die in einer der bekanntesten Sommerfrischen deZ Harzes einlogierten Kriegsgewinnlerfamilien, die dort ein Uebermah im Essen und einen LuxuS in der Kleidung trieben, der dem Ernst der Gegenwart in jeder Beziehung spottete. Herr und Frau Schiebergeschäst und ihr Anhang leben heute in Schierke besser als vor dem Kriege, wo ihr Beutel noch mager war. Gute Speisen, feine Weine, glänzende Mietsequipagen und. damit man der verehrlichen Vetternschast von der gleichen Volks- und menschenfreundlichen Couleur in jeder Be- ziehung imponiert: ein mehrmaliges Wechseln der Garderobe an jedem Tag. Angesicht» dieser wenig zeitgemäß anmutenden Dinge waren wir ordentlich froh, als wir über Elend Elbingerod« und Rübeland erreichten. Ganz im Gegensatz zu Schierke war hier Ueppigkeit und Faulheit geschwunden. Wir sahen wieder Arbeit. In den

tzugo tzeinemann.

Genosse Dr. Hugo Heinemann ist gestern in einem Sanatorium im Grunewald einem Herzleiben erlegen. Sein Tod bedeutet für die Partei und die Allgemeinheit einen überaus schmerzlichen Verlust. Die Anwaltskammer Berlins und die juristische Wissenschast verlieren in ihm eine ihrer Zierden, die sozialdemokratische Partei einen ihrer ältesten freunde und Berater. Heinemann war ein Rechts- anwalt jenes alten guten Schlages, der aus richtigen An- walten des Rechts besteht, ein Schützer der politisch Ver- folgten und ein Vorkämpfer sozialer Rechtserneuerung. Es gab seit Jahrzehnten kaum einen großen politischen Prozeß. bei dem man nicht auch Heinemann am Tisch der Verteidi- gung fand, und stets war ihm hier eine Spezialaufgabe zugewiesen, die seiner ungeheuren Fachkenntnis und seinem außerordentlichen juristischen Scharssinn entsprach, nämlich das Letzte ausfindig und geltend zu machen, was im Gesetz an Schutzmöglichkeiten für den Angeklagten vorhanden war. So hat er im Königsberger Hochverratsprozeß gewirkt, im Prozeß wegen der Moabiter Unruhen und in zahllosen an- deren Strafverhondlungen. Das große Pathos der Rede lag ihm nicht, nichts war ihm ferner, als die Kunst, die große Herzenswärme, die in ihm war, in tönenden Worten auszu- strömen, aber sich selbst und sein ganzes Können in den Dienst einer guten Sache zu stellen, war seine Art. Durch sie gewann er den Respekt der Richter, die Hochachtung seiner Kollegen, das unbedingte Vertrauen seiner Schutzbefohlenen. Die Partei, die an ihm einen ihrer besten Anwälte hatte, hat sich oft bemüht, Heinemanns Kraft auch außer- halb der eigentlichen Anwoltssphäre für sich nutzbar zu machen. So gelang es seinerzeit, Heinemann als Lehrer für die Parteischule zu gewinnen, parlamentarische Kandi- daturen aber lehnte er stets ab. Bis er sich nach der Revo- lution schließlich doch in die preußische Lanbesversammlung wählen ließ. Leider hatte schon damals seine Schaffenskrast ihren Höhepunkt überschritten, und als schon kranker Mann übernahm Heinemann aus Pflichtgefübl noch zu- letzt die provisorische Leitung des Reichsjustizamtes, dann das Amt eines Unterstaatsfekretärs im preußischen Justiz- Ministerium. Hätte das Schicksal ihm noch einige Jahre Zeit gelassen, so hätte er als Reformator der Rechtspflege noch Großes schaffen können, es war ihm und uns nicht ge- gönnt. DerVorwärts" verliert mit Hugo Heinemann seinen in zahlreichen Kämpfen bewährten Recht ssreund und einen seiner treuesten und besten Mitarbeiter. Im Kreis, der einst noch um Bebel und Singer war, klafft wieder eine breite Lücke.

Da nun für die Verwirklichung dieser revolutionären Theorie in den Ländern der S i e g e r keine Voraussetzungen bestehen, wie wir im Vorstehenden nachgewiesen zu haben glauben, so würde sich Wohl die Weltrevolutton auf die drei mitteleuropäischen Länder allein konzentrieren müssen. Da sie aber wie die Ereignisse bewiesen haben und noch beweisen sich hier nicht in Form der Diktatur zu halten vermag, so dürfte die Hilflosigkeit jener Forderung klar sein. Die Hypothese der Weltrevolution ist als unzu- länglich erwiesen und stürzt in sich zusammen. Wieder zeigt sich die Notwendigkeit der historisch-ökonomischen Entwick- lung, es zeigt sich die Richtigkeit des Engelsschen Wortes, daß die gegebene Form der proletarischen Diktatur die Demokratie ist. In diesem Sinne wollen wir von Ungarn lernen.

droheaüer Lanöarbeiterstreit in Rheinhessen . In Rheinhessen droht wegen Ablehnung von Lohnsorbe- rungen ein E r n t e st r e i k auszubrechen. Die Landarbeiter haben, die Vermittlung des Kreisamtes Offen heim und des Schiedsgerichts in Worms angerufen.

Steinbrüchen sprengten und karrten die Bergleute im Schtveitz« ihres Angesichts das spröde Gestein. Förderwagen wurden sichtbar und schwarzer Qualm wogte au» hohen Schornsteinen. Ein wohl- Wender Gegensatz. ES war am 21. Juli und so sammelten sich am Abend die Arbeiter zu einer Demonstrationsversammlung auf dem Marktplatz. Geordnet, und gesittet im Bewuhssein ihrer geschicht- lichen Mission, demonstrierten sie für Menschheitsideale. Die egoisti- schen Insassen eines feinen 5wtschfuhrwerks, das just den Saum de» Marktes querte, aber rümpften die Nase ob deS anmaßenden Ge- baren» der Arbeiter. Sie begriffen nicht den in den Bezirken der Arbeiterschaft heimischen Idealismus, der dem deutschen Volke in seiner Gesamtheit in diesen Tagen so sehr fehlt. Sie hatten auch kein Verständnis für die Unzufriedenheit, die eS auslöst, daß viele reiche Familien monatelang neben ihrer heimatlichen Behausung in den Sommerfrischen eine dielzimmerige Wohnung innehaben, während die engen Arbeiterquartiere überfüllt und vom Wohnung». Mangel schwer bedroht sind. Was den Touristen von heute ein wenig verdrießlich stimmt, das ist das mancherlei Notgeld, das ihm täglich in die Hand gedrückt wird. Fast jedes Nest hat eigene Scheine und da diese nur im selben Orte Gültigkeit besitzen, gilt es, fie rechtzeitig wieder los- zuwerdcn. Andernfalls gelangt man bald in den Besitz einer kleinen Sammlung der verschiedenfarbigsten und verschiedenwerttgsten Not- scheine. Da auch KreiSgeld dazwischen ist, wird der Wirrwarr noch vergrößert. Besonders, wenn man sich geographisch nicht genau auSkennt. Mit Braunschweiger Geld, daS man uns in Wernigerode in die Hand drückte, konnten wir in Thal« nichts anfangen, während eZ auf der Roßtrappe Gültigkeit befaß. Wollten wir in Blankenburg den Zug nicht versäumen, so blieb unS nichts andere» übrig, als an der Billetttejse zwei N-Pfennig-Scheine entgegenzunehmen, mit denen wir in Halberstadt nichts anfangen konnten. Hier und dort sucht man der Notgeldkalamität durch den Ein- tausch von Briefmarken Herr zu werden, wa» immerhin seine Vor- teile bietet. In den deutschen Mittelgebirgen ist man gewöhnt, selbst auf Punkten, wo man ihrer Erhabenheit wegen den Göttern persönlich zu begegnen hofft, letzten Endes von dem großstädtisch beftackten Kellner begrüßt zu werden. Da» trübt dem eigentlichen Natur- genießer zwar ein wenig die Stimmung, muß aber mit in den Kauf genommen werden. Beschämend aber ist e», daß die Entlohnung»- Verhältnisse zwischen Wirt. Kellner und Publikum noch immer kein« vernünftige Regelung erfahren haben. Ja Boslar kündeten un» Plakate, daß zwischen Wirten und Kellnern«in« Vereinbarung ge- troffen sei, wonach Trinkgeld nicht mehr gezahlt werden dürfe, daß aber der Gast zu der Bezahlung der©peiseu emeu zehnprozeutigea

Crispsen, öer Abrechne?. Die Unabhängige Presse macht starke Reklame für ein« Broschüre von CrispienEine Abrechnung mit den R e ch t s s o z i a l i st e n". Es handelt sich um die Wiedergabe eines Vortrages, den Crispien am 2g. Juni aus der Generalver- sammlung des Verbandes der II. S. P.-Ver«ine Grotz-BerlinS und Umgegend gehalten hat. Neues bringt dieses Machwert nicht. Es sind die alten Schiefheiten und der alte Schwindel. Wie sehr aber gerade Crispien geeignet ist. mit den SozialdemokratenAbrech- nung" zu halten, darüber belehrt ein« Zuschrift aus Stuttgart , die derSoz. Korrssp," zugeht, und der wir folgendes entnehmen: Herr Crispien war in der vorläufigen Regie» rung, die durch die Revolution in Württemberg eingesetzt worden war, Minister des Innern. Aber wenn A sich jetzt beklagt, daß seitens der Sozialdemokraten in der Regierung..zu wenig geschehe", so ist daS, was geschieht, doch immer noch viel mehr, als was der Minister Crispien getan hat. Denn Herr Crispien ließ, als er das Ministerium übernahm, seinen bürger­lichen Vorgänger, Herrn Dr. v. Köhler, ruhig die Ge» schäfte weiter führen. Sein« eigene Hauptiättgkeit bestand darin, im Kraftwagen umherzufahren, und Schimpfteden auf die Sozialdemokraten zu halten, die sich inzwischen abmühten, in der Regierung und in den sonstigen Behörden wirkliche Arbeit zu leisten. Als die Württembergischen Qberamtmänner dasselbe, was in Preußen die Landrät« sind. und Schultheißen im SieglerhauS zu Stuttgart zusammenkamen, sprach ihnen Crispien denDank für ihre Arbeit" aus. Dabei befinden sich gerade unter diesen württembergischen Beamten höchst reaktionär gesinnte Leute. ES ist natürlich klar, daß man fie nicht ohne weiteres samt und son- ders von ihrem Posten entfernen kann, ehe man besseren Ersatz hat. Crispien hat sich jedoch gar mcht darum bekümmert, sondern es seinem Nachfolger, demRechtssazialisten" Dr. Lindemann überlassen, den Anfang damit zu machen, die ungeeigneten Beamten zu entfernen und solche an ihre Stelle zu setzen, wie eine sozial- demokratische Regierung fie haben muß. Crispien hat sich dann wiederholt darüber beklagt, er könne nichts machen, er wolledurchfahren., er wollegründlich alles um- kehren", wenn ernur Vollmacht hätte". Darauf ist ihm von der Rogicrung erklärt worden:Sagen Sie doch, was Sie machen wollen, dann werden Sie ohne weiteres Bollmacht erhalten." Dar- auf schwieg Crispien jedoch. Das ist ohne Zweifel doppelt auf- fällig bei einem Mann, der fast täglich den Beweis liefert, daß er um Worte nicht so leicht in Verlegenheit kommen kann. Er hätte die Frag«, was zu machen sei, auch sicher beantwortet, wenn er es selber gewußt hätte. Von den weiteren Geniestreichen CriSpienS wollen wir bei dieser Gelegenheit nur noch einen hervorheben. Nach seiner Ministerschaft war er noch Abgeordneter in der Württembergischen LanideSversammlung. Dort brachte er einen Antrag«in, das Av- beitSministerium zu ersuchen, im Stuttgarter Statut über die Er- wevbSlosenunterstützungen für Beseitigung der Bestimmungen zu sorgen, wonach Gemaßregelte keine Unterstützung erhalten sollten. In der Landesversammlung sagte man ihm, daß er im Irrtum sei. in Stuttgart gelt « keine solche Bestimmung. Er blieb jedoch bei seiner Behauptung, und sein Antrag wurde an den Finanzausschuß zur Weiterbehandlung überwies«: Zu der Sitzung des Ausschusses wurde Herr Crispien als Antragsteller eingeladen, er sandte jedoch Herrn Hoschka al» seinen Vertreter. AIS diesem nun vorgohalten wurde, daß die angebliche Vorschrift gegen die Gematzregelten in den Stuttgarter Satzungen nicht steht und niemals gestanden hat, blieb ihm natürlich nichts anderes übrig, als zu erklären, daß der Antrag gegenstandslos fei und ihn zurückzuziehen. Herr Crispien hatte tapfer einem andern den Freundschaftsdienst zugeschoben, statt seiner die immerhin unerquickliche Lage auSzubaden. So etwas nennt der unabhängige Crispienpraktische Tätig» kett". Und so einer hat die Sttrn, mit SozialdemokratenAb­rechnung" halten zu wollen.

Polen ratifiziert. Reuter meldet au» Pari»: Da« polnische Parlament hat de» Friedensvertrag mit Deutschland und den Berttag zur Verbürgung der Rechte der Minderheiten in Polen mit 2W gegen 41 Stimme» ratifiziert.

Zuschlag zu entrichten habe, der für den Kellner sei. In Werni- gerode erklärte uns der Kellner, daß er keinen Lohn erhalte und auf das Trinkgeld angewiesen fei. An einem dritten Ort aber stand ge. schrieben, daß infolge der knappen Bezahlung dem Kellner nach wie vor Trinkgelder gezahlt werden dürften. Also an allen drei Orten mehr oder weniger deutlicher Trmkgeldzwang. In dem einen, der der loyalste sein wollte, sogar ein solcher vpn zehn Prozent. Was in den Unterkünften d«S HarzeS einen Fortschritt dar- stellt. daS ist die Tatsach«, daß man dort heute in der politischen Lektüre eine größere Auswahl hat als früher. Fast an allen wich- tigeren Orten war es unS möglich, denVorwärts" zu kaufen. Da- neben noch da» örtlich zuständige Parteiblatt. Früher kam man über da»B. T." nicht hinaus. Aehnlich ist es mit der Buchlektüre. Die Fenster der Buchhandlungen in den Sommerfrischen und Touristenzentren find stark mit politischen Schriften besetzt. Daß daneben die selige Maclitt und die ehrenwerten Damen CourthS- Mahler und Anny Wothe noch immer stark dominieren und so geistig jene» horizontale Gewerbe ausüben, von dem der kluge Spötter Heinrich Heine vor fast hundert Jahren in seiner Harzplauderei schrieb, versteht sich bei der bekannten geistigen Verfassung einet großen Teils des Sommerftischenpublikum» von selbst.

Das Setonzektalter. Nicht ohne Humor, aber auch nicht ohne bitteren Beige- schmack wegen des in England immer fühlbarer gewordenen Materialmangels, schreibt dieDaily Mail: DaS erste Zeitalter, von dem uns etwas bekannt ist, ist das Steinzeitalter, worin die Menschheit alle Waffen und Gerätschaften aus Steinen her- stellte. Darauf folgte das Bronze- und hinter diesem das Eisen- Zeitalter. Und jetzt stehen wir im Beginn des BetonzeitalterS. des merkwürdigsten von allen. Häuser aus Beton kennen wir bereit» eine Anzahl Jahre, aber infolge Mangels an anderem Material haben wir jetzt auch Betonschssfe, was unsere Voreltern, wenn sie sie sehen könnten, höchst merkwürdig finden würden. Und wir haben betonierte Forts in so großer Anzahl, wie eS vorm Beginn dieses Krieges niemand gedacht hätte. Wer dies ist nicht alles. Wir haben Schränke und Verbindungsstücke, Fensternuten und in der letzte» Zeit sogar Möbel für den häuS- lichen Gebrauch, nicht bloß die Modelle für die Fabrikation, sondern die Gebrauchsstucke selbst» und fie sind nich: dick und plump, wie man erwarten könnte, sondern leicht und sogar zier- lich von Bau. ES ist unmöglich zu sagen, ob wir noch einmal Zeitungen au» Beton, auf Betonpressen gedruckt, lesen werden; aber dies« neue Jndusttie hat ohne Zweif,'«in bedeutende» Feld vor sich, und wir müssen dafür sorgen, daß in dieser Entwicklung Kunst und Technik miteinander Hand in Hand g-ß-n. Nach dem