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Eagsn fortfterf'ne die Vorarbeit, die iftr 5er bvIsiNs. w istifch-kommunistische Wahnsinn geleistet hat. Er hat die Seele des ungarischen Volkes in wenigen Mo- nolen lo mürbe gemacht, daß sie widerstandslos die Wieder- aufrichtung der Reaktion über sich ergehen läßt. Hier offen- bart sicb dos alte Gesetz, daß eine Revolution, die über ihre vernünftigen, bem Volkswohl dienenden Ziele hinausgreist, schließlich in Gegenrevolution und Säbelregiment untergeht. Wenn es uns gelingt, die deutsche Revolution vor ähnlichen! Schicksal zu bewahren, so ertragen wir es gern dafür, daß uns kindischer Unverstand gegenrevolutionär nennt. Gelänge es diesem Unverstand, Teutschland in gleiche Abgrundstiete wie Ungarn hinabznschleudern, wer weiß, ob wir dann nicht auch auf deutschem Boden einen Wettlauf der Dynastien um die Gunst der Entente erlebten, ohne die heutzutage keine Kronen und keine Reichsverweserschaften mehr zu erlangen sind. Ist es nicht genug oder nicht schon zuviel, wenn ausländischer Boden zum Tummelplatz so würde- loser Turniere gemacht wird? Wollen wir nicht wenigstens die Republik und die demokratische Verfassung in festen Händen halten und dafür sorgen, daß nicht Kinder und Narren verderben, was Männer geschaffen haben? Die jüngste Geschichte Ungarns spricht in ihrem tragi- schen Teil wie in ihrem grotesken eine eindringliche Spracbe zu uns. sie zeigt uns ein Volk in unheilvoller Verirrung, aber auch di,<> Monarchie in ihrer t i e f st e n E r- n i e d r i g u ü g. Nein, mögen hinten weit in der Türkei Hohenzollern und Habsburger sich um Völkerfetzen raufen. Deutschland darf nicht so weit heruntergewirtschaftet werden, daß sein Volk ein ohnmächtiger Spielball dynastischer Intrigen wird. So tief wie seine einstigen Herrscherhäuser dürfen die Völker nickt sinken!

Noch ein Rechtfertigungsverjucb. ImLokal-Anzeiger" veröffentlicht der frühere Reichs- kanzler Michaelis einen von Hindenburg , Luden- d o r f f und H e l f f e r i ch unterstützten Brief, der in breuei Tarstellung nochmals zu beweisen versucht, daß der durch den Heiligen Stuhl zur Kenntnis der Reichsregierung gebrachte Friedensfühler Englands im Septencker 1917 nicht ernst ge- meint gewesen ist. Michaelis gesteht, daß er dem durch den Münchener Nun- tius überreichten Schreiben mit starkem Mißtrauen gegenüberstand, und daß er, um seine Glaubwürdigkeit festzu« stellen, bevor er darauf einging,z u n ä ch st" durch einen neutralen"(spanischen) Diplomaten" die englische Regierung auf ibre Bereitschaft zum Frieden sondieren wollte. Um sichBewegungs f r e i h e i t" zu sichern, hat er sick eine ,ch i n- d e n d e" Entscheidung des Kaisers geholt. Tie Minister und Staatssekretäre erfuhrennur die Tatsache", daß von einer neutralen Seite ein als englischer Friedensfühler an- mutender Schritt unternommen worden sei. Das hohe Miß- trauen ließen ihn um den Friedensfühler herumgehen wie um eine giftige Natter, diedie vorsichtigste und diskreteste Be- Handlung" erfordert. Michaelis beantragte mit Hilfe des Staats- sekretärs des Auswärtigen beim Kaiser,gegebenenfalls erklären zu dürfen, daß Deutschland zur Wiederherstellung der territorialen Integrität und der Souveränität Belgiens bereit sei". Ter Chef des Admiralstabes wollte die flandrische K ü st e in der Hand behalten und die Oberste Heeresleitung wünschte die Kontrolle über die F e st u n g L ü t t i ch und Um- gebung. Ter Kaiser entschied im Sinne des Antrages von Michaelis, jedoch mit demVorbehalt" einer erneuten Prüfung, falls der Verzicht aus Belgien nicht bis zum Jahres- ende den Frieden sichern werde. Aufdiese r" Grundlage wurde der neutrale Vertrauensmann instruiert, gleichzeitig wurde ihm gesagt, essei Voraussetzung für Verband- lungen mit England: die Erhaltung unseres Besitz- standes vor dem Krieg, einschließlich der Kolonien, der Verzicht auf Entschädigung und die Abstand- nähme von dem Wirtschaftskrieg nach dem Krieg".

Das Sihkißen. Von Th. Thoma». Auf dem Bahnsteig in Drekden floht der Zug Riesa -Berlln. Er ist schon so voll, daß eS droht, die Wände zu zersprengen. Die Mitfahrenden biegen sich zu den Fenstern hinaus, um nur im Innern Platz zu schaffen. Ta kommt, knapp vor der Abfahrt, ein Ehepaar gemütlich daher gewatschelt, tapv-tapp, als ob es keinen eingeschränkten Fahrplan, reinen Kohlenmangel, weder Eisenbahuerftreik noch defekte Ma>- schinen gäbe. Erst als sie vor dem Wulst von Menschenleibe cn stehen, der überall miS den Fenstern herausquillt, trippeln fie wie aufgescheuchte Enten hin und her, bis sie der Beamte mit einem Nu gotwerdammich, mar meent, ihr Hütt en Gäfer im Gobb, steigt doch nein in die Gifte..." zu uns hereinzwängte. ES ist merkwürdig. Ein Raum wird mit einer ungefähren Zahl von Fässern, Kisten oder Säcken einmal bestimmt voll, Menschen gehen aber innner noch welche hinein, wenn sie auch schon so dicht nebeneinander stehen wie die Zündhölzer in einer Streich- holzschachtel. Tie beiden spazierten also zu uns herein, das heißt, fie wurden wie zwei Tuchballen dadurch hereingepreßt, daß der Bahnsteig- schaffner draußen wie ein Bär drückte, die beiden Leutchen luft- dickt an unS heranquetschte, so daß wir anderen in die Höhe gehoben wurden. Aber sie waren doch drin, als Dresden draußen erst langsam, dann schneller an uns vorüberglitt. Nun beginnen die beiden Alten zunächst ein ganz betrübtes Mienenspiel. Sie sehen sich schmerzbewegt an» dem verhutzelten Weibchen steht da? Weinen näher als alles andere. Bis nach Meißen geht dies stamme Mienenspiel so weiter. Jeder beobachtet den anderen scharf, fast vorwurfsvoll. Als sie bei einer Kurve gegeneinandergeworfen werden, beginnen sie lebhaft zu werden.. DeS soll nu' eene VergnigungSreese sin," sagt« der Alte,da gommste mir noch mal darmit. DeS i» weesterhole an« Schtrafe, ich weeß gar ni', daß ich uf den Leim gehuppt bin un die Reese «acke, ich Bähschaf." Desterwägen brauchst« doch ni« so en Heesen Blick herzu- -sen Korbinian, wa? gann denn ick dafor?" Was de daderfcr gannst? Tu mit deiner Mährerei bist doch egal ni färt'g geword'n; wenn de ni e so rumgezottelt wärst, dann weeß mer ni, ob mer ni en Sitzplatz gekricht hätten." ,E' du alte Mährgusch', nu bin ich glei schuld, wo st» viel Leit' sin, da gannste doch keen Sitzplatz erwischen. Nu du albernes Luder, warum hast du denn da des Sitzgissen gestrickt, wenn de des so genau weeßt? Zu waß brauch ich mich denn mit dem Knänl nrnziikmetüben, HS?" Tu bist» gan» verrickteS. dämliches Mannsbild. Korbinian, tzas Gissen is doch gar ni gestrickt, das is doch gehäkelt." w*«SaK mm& t* Sn mstzglb hast« banal Ifi t 9**

Wenn nach Siefer Fülle von Sicherungen, Sie für eins Ansioort auf einen Friedensfühler reichlich viel Frostigkeit enthalten, die Sondierung des neutralen Vertrauensmannes schließlich zn einem durchaus negativen Ergebnis" kam, so ist das nicht verwunderlich, und man darf dem ehemaligen Reichskanzler Michaelis kaum den guten Glauben zusprechen, wenn er daraus konstruierte, daß der Schritt des Vatikans nicht von besonderer Bedeutung war. Am Schlüsse des Briefes wird der damalige Staatssekre- tär des Auswärtigen von Kühlmann beschworen, doch endlich aus seiner stummen Verborgenheit herauszutreten und die Richtigkeit dieser Darstellung zu bestätigen. Kühl- mann hüllt sich in hartnäckiges Schweigen, obwohl er in dieser Angelegenheit mancherlei zu sagen haben wind.

Die Schuld am. Kriege. Erklärung der deutschen Biererkommission. Bei Abfassung des Berichts über die Verantwortlich- keit am Kriegsausbruch war der deutschen Viererkommis- sion mir bekannt, daß der Bericht des bayerischen LegationSrats v. Schön vom 3. Juli 1914 in der damals vorliegenden Fassung mehrere Irrtümer enthielt. Aus den inzwischen von Herrn von Schön in derDeutschen Allgemeinen Zeitung" vom L. August d. I. Nr. 367(Beiblatt zur Morgenausgabe) veröffentlichten Aufilärungrn geht hervor, daß die irrtümliche Darstellung des Berichts, als dessen Verfasser unrichtiger Weise der vom 4. bis 26. Juli beurlaubte un» von Berlin abwesende bayerische Gesandte Graf Lerchenfeld be- zeichnet worden war, daraus zurückzuführen ist, daß wesentlich« Stellen des Berichts weggelassen waren. Diese Stellen beweisen von neuem, daß die Reichsleitung nicht den europäischen Krieg wollt und betrieben, sondern von Anfang an aus die Lokalisierung des Konflikts zwischen Oesterreich und Serbien hingearbeitet hat und eriistlich bestrebt war, alle Anlässe zu einem europäischen Kriege auszuschalten. Zur Begründung der außerordentlichen Verspätuwg dieser Auf- klärung teilt.Herr v. Schön mit, daß bei Nachforschung nach seinem Bericht sowohl das Konzept o>uS den Berliner Gesandtschaftsakten, als auch das Original auS dem Archiv des Münchener Ministerium» des Aeußeren verschwunden waren und erst durch Hau suchun» gen bei der Witwe SiSnerS und dem früheren Sekretär EiSners(Fechenbach) wieder zutage gefördert wurden. Die Unterzeichneten ersuchen die ReichSvegierung, bei einer Neuausgabe des Weißbuches 1913 die vorstehede Erklärung zum Abdruck bringen zu lassen. Berlin , Würzburg und München . 3., 4. und 5. August 1919. Hon S Delbrück, Albrecht MendelSsohn-Bavtholdy, Max Graf Montgelas , Max Weber . Eine unerhörte Geschichte. Seit dem 1. April bewohnt der Krimmalkommissar und Oberleutnant der Sicherheitswehr N. eine Villa m Lichterfelds, der das Grundstück zwangsweise räumen sollte. Er verweigerte dem Gerichtsvollzieher den Zutritt und drohte, jeden, der die Räume betrete, niederzuschießen. Als der Gerichtsvollzieher sich daraufhin zu seiner Unter- stützung einen Schutzmann holte, erschienen drei bewaffnete Soldaten vom Reichswehr-Schutzenbataillon, die aber von den Polizeibeamten nicht in das Haus gelassen wurden. Die Soldaten meldeten dies in der Kaserne. Der diensthabende Offizier ließ darmtfhin die zwangsweise Räu- mung mit Waffengewalt verhindern. Der Konflikt wurde endlich dadurch beigelegt, daß das zuständige Amtsgericht die Zwangsvollstreckung auf 14 Tage hinausschob, bis die Be- rufungsinstanz gesprochen hat. Auf Einspruch des Grund- eigentllmers wurde das Militär miS dem Hause zurück- gezogen. Es ist kaum glaublich, zu welchem Zwecke das Militär aufgeboten wird. Sollte.dieser Uebergriff ohne Nachwirkim- gen bleiben, so dürste in Zukunft jeder Leutnant die bewaff- nete Macht des Deutschen Reiches gegen seine Gläubiger mobilisieren._ Belgien desetzt Malmedq. Das belgische Ministerium deS AuS- wärtiqen hat ein Telegramm von Fach erhalten, worin Belgien eingeladen wird, das Gebiet von Malmedy militärisch zu besetzen und in Verwaltung zu nehmen.

wävge zusammengekläbastert, wenn mär mi de Beene in Hintern stehen müssen?" Nee, Korbinian, du hast ganz deitlüh gesagt, daS Grssen war gestrickt, nn wärste mir doch ni sägen wollen..." Jetzt halt e mal dei Gusck mit deinem gestrickt, gestrickt, daS is mir doch egalweg piepe, meintwegen gannste des Gissen geklöppelt Hamm , ich meen ganz eefach, die Firlefanzerei wär unnöt'g gewäsen, wo mir doch steh n müss'n." DeS hat mer nu von seiner Guthect, da meent man, dir alten Gecl eene Wohldad zu machen, un nu gommste mir e so." Hättste ni so lang mit deine drei Haare in der Stube rum- gerannt, da warn mir eene Stunde lang eher dagewäsen. Aver nee, da noch e bißche rumgefiedskt, da noch en Bändl reingebunden, bis es zu spät is. Zu was brauch ich denn da en Eitzogiffen, wenn de so langweilig bist?" Wer hat denn so lang gebraucht? Ich war doch schon färt'g, da hast du noch immer an denn Vorhemd! rumgeinorist, nu sollen meine Haare schuld sin. Sei doch froh, daß ich noch e paar Strähn! auf'm Gapp habe, da hast se mir doch balle runtergeärgert. Und day des weeßt, daS Sitzgissen, da? trenn ich wieder uff, jawohl, da ward was anners doaus gemacht. Vor so en patzigen Gerl gehört gee Gissen, vor so en Däntlak gehört höchstens eine Raspel unter die Haut..." Bitte, hier werden für die alten Leutchen ein paar Platze frei, wir steigen in Riesa auS." Zwei Herren nötigen die beiden Weißhaarigen in daS Abteil. Glücklich, auf einmal über das ganze Gesicht schmunzelnd, der- fügen sie sich auf die Plätze. Der alte Korbinian nimmt behaglich sein Kissen aus der Verschnürung, legt eS, während fein Gesicht immer freundlicher wird, unter die Hinterfront sein EhegespcmS ihm gegenüber. Man merkt ordentlich wie«S ihm wohler wird. Die Mienen beider werden Heller und Heller, der Streit ist aus. Nu, was reddfte denn nu, Korbinian?" Das tut recht gut so e bißl was WeccheS unter sich zu Hamm , weeß Gott , jetzt mcrkt monnS erst." Un meenste immer noch, das wär'n unnötige Fladusen gewäsn? Aber weil de so stach geväsn bist, trenn ich'S doch kaputt." Nee. Justine, Gottverdammich. das machst« ni. man merkt'S erst, wenn man druff rumlungert, daß eS doch was DcheeneS iS, was de gestrickt hast." .Gehäkelt Hab ich'S, wie oft soll ich'S denn sagen?" Nu ja, gehäkelt,'S iS-schon recht. Nu sei gemietlich un gib de Bommen rauS, ich Hab en Heeßhunger wie doll." Gegentkich sollt ich daS Gissen doch wieder entzwee machen, weil du so eklich bist." Damit nahm sie die Brote auS dem Korbe. »Gib de Nammen her und halt'S Maul, du Host bloß immer zu schimpfen, ich Hab doch gar wischt über daS Gissen gesagt."

Ratschläge für psl-tiker. In feinenZüricher Novellen" gibt Gottstied Keller, dessen hWchextjter Aelii rM« tnc battat gestiert wurde, de» tonbcutea

Schleichhanüel und �anöespolizeiamt. In der Morgenausgabe derF r e i h e i t" vom S. August wendet sich der kommunale Ausschuß des Vollzugsrats Groß-Berlin gegen eine Pressenotiz über die Einstellung von Gewerkschast�- lern als Hilfskriminalbeamte in den Dienst des Landespolizeiamts. Soweit in dieser Erklärung betont wird, daß der nach dem Ausscheiden der S. P. D.- und D. P.-Mitglieder der- bleibende Rest des VollzugSrats an der Gestellung von Hilsskitzisten zur Bekämpfung des Schleichhandels unbeteiligt ist, soll hiergegen nichts eingelvendet werden. Eine vollständige Verkennung der Sech- läge spricht aber auS der Begründung dieser ablehnenden Haltung, wonach der Vollzugsrat nicht alsStellenvermittler für Polizei­büttel" fungieren wolle. Weiter heißt es in der Erklärung, daß die eingestellten Genossen irgendwelche Machtvollkommenheiten nicht erhalten und lediglich als Prügelknaben für die unzulängliche Aktion gegen den Schleichhandel herhalten sollten, damit man sagen könnte, auch mit Hilf« der Arbeiter sei eS nicht möglich, den Schleich- Handel zu bekämpfen. Demgegenüber muß festgestellt werden, daß die Hilfskriminalbeamten mit allen zur Ausübung ihres Amtes erforderlichen Mochtbefugnissen ausgerüstet sind wie jeder andere Polizei beamte und daß es ganz von dem Eifer des Hilfsbeamten abhängig ist, ob seine Tätigkeit mehr oder weniger wirksam ist. Nicht an dem guten Willen des Landesvolizeiamts hat es gelegen, wenn bis jetzt trotz seiner Tätigkeit die Schieber und Schleichhändler gute Zeiten hatten, sondern m erster Linie an dem Mangel geeigneter Kräfte. Die Bekämpfung des Schleichhandels und Sckiebertums ist ein Tätigkeitsgebiet, auf dem parteipolitische Erwägungen und Grundsätze vollständig ausscheiden. Höchstens kann hier das uns allen gemeinsame proletarische Empfin- den gegen die zu bekämpfenden sozialen Schädlinge ein antreiben- de? Moment sein. Aus diesen Erwägungen heraus erschien uns die organisierte Arbeiterschaft als das geeignete Reservoir, aus dem wir die nötigen Hilfskräfte zu entnehmen hätten. Da wir in der Aus- wähl der Personen zudem zu größter Vorsicht verpflichtet sind, dje Arbeiterorganisationen ober eine gewisse moralische Garantie für di« Z ii v e r l ä s s i g k e i t der von ihnen vorgeschlagenen Genossen übernehmen, kann den Hilfskriminalbeamten von vornherein ein Maß von Vertrauen entgegengebracht werden wie keinen anderen. Vielleicht sind nach dieser Aufklärung di« prinzipiellen Be- denken des Vollzugsrats gegen seine Mitwirkung bei der Be« kämpfung de? Schleichhandels zerstreut. Hermann Wäger.

Gegen den Schleichhandel. Die Maßnahmen der Regierung gegen den Schleichhandel aus dem besetzten Gebiet werden sich weniger gegen Reisende richten al« gegen die überhandnehmende Korruption des Güter- dienstes. Nach Mitteilungen einer Korrespondenz treffen täglich in allen größeren Städten Waggons mit Waren aller Art ein, die ohne Kenntnis der Eisenbahnverwaltungen an ihren Bestimmungsort gebracht werden. Die Organi- fationen des Schmuggeldienstes erstrecken sich über das ganze Reich. Mit Hilfe von Eisenbahnern werden die Waggon« mit den Waren sicherer und schneller an ihren Bestimmungsort geleitet, als dies dem sonstigen Handel möglich wär«. Von München-Gladbach auS werden augenblicklich große Mengen von Textilwaren ausgeführt. Die eingeführien Waren, die vielfach aus englischen HeereSbesiänden herstammen, entsprechen in ihrer Qualität vielfach nicht den gesorderien und erzielten Preisen. DaS Hauptgeschäft liegt jedoch nach wie vor in der Einfuhr von Lebensmitteln. Die Re- gierung hat sich hier auS dem Grunde zum Einschreiten veranlaßt geftben, weil die durchschnittlich getorderten Preiie von 12 bis IS M. für Speck und Schmalz Wucherpreise find, da an Ort und Stelle di« Grossisten di« Fettwaren zum Preise von 4, SV bis 5 M. da» Kilo abgeben.

Das Militärwochenblatt. Das Kriegsministerium teilt uns mit, daß dasMilitär- Wochenblatt" kein offizielles Organ fli und die darin ent- haltenen Mitteilungen keinerlei amtlichen Charakter trügen. Trotzdem ist allgemein bekannt, daß dasMilitärwochen. Matt" nur solange existieren kann, als das Kriegsministe- rium seine Hand darüber hält. Das Kriegsministerium des republikanischen Staates hat aber u. E. Wichtigeres zw tun, als Provokationen gegen die Republik zu unterstützen.

unv gewordenen Politikern einige gute Rateschlage, die immer wieder gehört werden sollten. Es heißt da u. a.:Glaube nicht immer, sprechen zu müssen, laß manche Gelegenheit vorbeigehen und sprich nie um deinetwillen, sondern immer einer erheblichen Sache wegen. Wirke nie mit Trugschlüssen und kleinlichen Spitz- findigketten: den Kern de? Volkes rührst du nur mit der vollen Wucht der Wahrheit um. Darum buhle nicht um den Beifall Jxt Lärmenden und Unruhigen, sondern sieh auf die Gelassenen und Festen unentwegtl BÄde deinen Geist und überwache deine Ge- mütsart und studier« an anderen Menschen den Unterschied zwischen einem bloßen Maulhelden und zwischen einem wahrhaftigen und gemütSreichen Manne ! Reise nicht ins Land herum und laufe nicht auf allen Gaffen, sondern gewöhne dich, von der Fest« deines Hauses auS und inmitten bewährter Freunde den Weltlaus zu verstehen. Wenn du sprichst, so sprich nicht wie ein witziger Heusknecht und wie ein tragischer Schauspieler, sondern halte dein gutes, natürliches Wesen«in. und dann sprich nnmer aus diesem heraus. Ziere dich nicht, wirf dich nicht in Positur; Rick, bevor du beginnst, nicht herum wie«in Feldmarschall oder gar die Versammlung belauernd! Sag nicht, du seiest nicht vorbereitet, wenn du es bist; denn man wird deine Weise kennen und«S sogleich merken! Und wenn du gesprochen hast, so geh Nicht herum, Beifall einzusammeln; strahle nicht vor Selbstzufriedenheit, sondern setze dich still an deinen Platz und horche aufmerksam dem folgenden Redner. D-ie Grobheit spare wie Gold, damit, wenn du st« in gerechter Entrüstung einmal hervorkehrst» es ein Ereignis sei...."_

Notizen. I n der Volksbühne wird der Kuh r e i g e n, Wil - Helm KienzlS einschmeichelnde Oper, in neuer Hesetzung gegeben. Dem PrimuS Thaller leiht Hans Winkelmann-eine gesanglich wie darstellerisch gleich gute Verkörperung. Karl Tannerts Favart kehrt die Kontraste deS Gegenspielers wirksam heraus. Durch ihre Anmut und vollendeten Gesang bezwingt die neue Vertreterin der Blanchefleure auch die Republikaner im Zu» schauere au m. D i e Sonnenfinsternis' von Arno Holz wird auch in Jena , und zwar in den Kammerspielen aufgeführt werden. Wurst wider Wurst. Al? Alexander D u ns a S, der Sohn, seinen ersten bedeutenden Roman herausgegeben hatte, schrieb Alexander Dumas, der Vater, einen Glückwunschbrief, der folgender- maßen anfing:Sehr geehrter Herr!" Der Ton de» ganzen Briese» stimmte mit der Ldvesse überein, so als ob er an eine ganz fremd« Person geschrieben wäre. Er sprach darin seinen Dank an den Per- sasser des Buches aus für das Vergnügen, das das Lesen ihm be- «itei habe. Der jünger« Duma» antwortete darauf: Mein Herr! Ich danke Ihnen her-lichst für Ihren fteundlichen Brief. SS bat mich außerordentlich gefreut, da ich großem Wert auf Ihre Anerkennung lege, w«l ich stets gehört habe, daß Sie emta bm heyiittitftn, gymmfrernr meines Vater» sind."