Bur Maifeier.
Ueber die bevorstehende Maifeier liegen aus dem Auslande folgende Nachrichten vor:
Korrespondenzen und Parteinachrichten.
baß ber Stadtrath von Kaiserslautern einstimmig den Umzug am Kaiserslautern , 24. April. Vor Kurzem theilten wir mit, 8. Mai er. gestattet habe.
Demgegenüber hat das Bezirksamt, datirt vom 24. April, wie folgt entschieden:
"
Der Buchhalter Alexander Rapp dahier, als Vertrauens
zu erleichtern! Hieraus erhellt zur Genüge der Werth der Privat wohlthätigkeit. Wie einflußlos die Privatwohlthätigkeit ist, be weist die entsehliche Zunahme der Armen in Berlin , welche man am besten an einer in der gedachten Broschüre zitirten ZusammenDie niederösterreichische Statthalterei hat folgende 1884/85 mit den Verhältnissen vor 104 Jahren zeigt, daß stellung Böhmert's ersehen kann. Dort heißt es: Ein Vergleich der Resultate der Armenverwaltung im Jahre Kundmachung plakatiren lassen: Anläßlich der nach den gemachten Wahrnehmungen von einem Theile der Arbeiterschaft auch heuer geplanten demonwährend die Zivilbevölkerung um 37,2 pet. gewachsen ist, sich die Zahl der Almosenempfänger um 83,1 pt., der an diese gestrativen Feier des 1. Mai wird hiermit aufmerksam gemacht, daß die Einstellung der Arbeit an einem gewöhnlichen Wochenzahlte Betrag um 94,7 pt., die Zahl der Pflegekinder um 96,7 pet., die Zahl der Extra- Unterstützungen um 128,8 pt., tage seitens der Arbeiter ohne Zustimmung der Arbeitgeber mann der sozialdemokratischen Partei, hat hieramts ein Programm und der Betrag derselben um 121,2 pt. erhöht hat." und ohne Rücksicht auf die Arbeitsverhältnisse gesetzlich unzu- und um Genehmigung desselben nachgesucht. Nach diesem Pro- schärfenden Verhältnissen wird auch die geplante„ Organisation für die am 3. Mai nächsthin stattfindende Maifeier vorgelegt Das ist deutlich genug und an diesen sich immer mehr verlässig ist, da die Arbeitsleistung auf einem geschlossenen Vertrage beruht, der weder vom Arbeitgeber noch vom Arbeiter einseitig gramm soll an genanntem Tage u. a. Nachmittags 1 Uhr ein der Privatwohlthätigkeit in Berlin " nichts ändern." Aendern und und willkürlich gelöst oder eigenmächtig abgeändert werden darf. Ausflug nach dem Engelshofe mit Musik unter Betheiligung des bessern werden nur die Organisationen der denkenden Arbeiter, Es hätten daher alle Arbeiter, welche sich eines derartigen Sozialdemokratischen Arbeiterbildungsvereins mit Vereinsfahne welche Zustände erstreben und denselben vorarbeiten, die PrivatKontraktbruches schuldig machen, auch die Folgen ihres gesetz- und den dazu gehörigen Schärpen für den Fahnenträger und die widrigen Vorgehens zu tragen und nicht nur die Bestrafung nach den beiden Fahnenjunker, ferner des Arbeiterwahlvereins und des wohlthätigkeit, Armenpflege und Sozialreform überflüssen machen. Bestimmungen der Gewerbe- Ordnung, sondern nach Umständen sozialdemokratischen Arbeitergesangvereins„ Vorwärts" stattfinden. Für die Auswanderung nach Brasilien geht trotz aller auch ihre gänzliche und sofortige Entlassung aus dem Arbeits- Der projektirte Zug soll seinen Weg zum und vom Engelshofe Maßregeln der Behörden eine äußerst geschickte Agitation der verhältnisse zu gewärtigen.(§§ 76, 82, 85 und 131 der Ge- durch verschiedene Straßen der Stadt nehmen. Dieser Zug stellt brasilianischen Interessenten noch immer vor sich. Vor einiger werbe- Ordnung). fich zweifellos als öffentlicher Aufzug im Sinne des Artikel 4 des Beit wandte sich ein hiesiger Bigarrenmacher an eine BigarrenVereinsgesetzes vom 26. Februar 1850 dar. fabrik in Joinville , im Staate Santa Katharina in Brasilien mit der Anfrage, ob dort Arbeit zu bekommen wäre und wie es sich mit den Nachrichten verhielte, die hier über das Mißgeschick der deutschen Auswanderer in Brasilien verbreitet sind. Darauf erhielt er umgehend folgende briefliche Mittheilung:
Der Umzug hat neben den anderen für den 3. Mai projeftirten Veranstaltungen die Feier des 1. Mai im Sinne der sozialdemokratischen Partei zum Gegenstande.
Rücksichtlich der in staatlicher Verwaltung stehenden Betriebe wird an dem Standpunkte festgehalten, daß kein Anlaß Der Stadtrath, gemäß Artikel 4 des Vereinsgesetzes und vorliege, am 1. Mai, der weder ein Sonntag noch ein Feier- Ziffer 1 ff. der hierzu erlassenen Vollzugsinstruktion zur Sache tag ist, die Arbeit einstellen zu lassen. Es wurden demnach einvernommen, hat mit Beschluß vom 17. April laufenden Jahres die betreffenden Betriebsleitungen angewiesen, den unterstehen- feine Zustimmung zu dem beabsichtigten Umzug ertheilt und des den Arbeitern bekannt zu geben, daß es nach den bestehenden Weiteren beschlossen, die Bestimmungen wegen des Ausschlusses Dienstesinstruktionen nicht aulässig fei, eine, sei es gänzliche, der jugendlichen Personen von dieser Veranstaltung und die sei es theilweise Unterbrechung der Arbeit am 1. Mai auzu sonstigen geeigneten Maßnahmen dem kgl. Bezirksamte anheimgestehen, und zugleich die Arbeiter in wohlmeinender Weise, zugeben. aber mit Bestimmtheit darauf aufmerksam zu machen, daß diefelben für eine etwa vorkommende eigenmächtige Arbeitseinstellung felbst die Verantwortung zu tragen haben würden. Demnach ergeht auch an die gesammte übrige ArbeiterDiese Feier soll eine Rundgebung für das Arbeiterschutzschaft hiermit die dringende und wohlmeinende Warnung, Recht" bilden und hauptsächlich eine Demonstration für den fich in ihrem eigenen, wohlverstandenen Interesse in eine eigen achtstündigen Marimalarbeitstag abgeben. Da bei der planmächtige Arbeitseinstellung in keiner Weise einzulassen und auch mäßigen Verbreitung derartiger Kundgebungen in allen Orten fonst wegliche Ausschreitung, welche durch strenge Bestrafung mit Arbeiterbevölkerung die Befürchtung besteht, daß dieselben, nach den bestehenden Gesetzen, unter Umständen nach dem insbesondere sofern sie in der Form von öffentlichen Ver Strafgesege, geahndet werden müßte, sorgfältig zu vermeiden. sam mlungen unter freiem Himmel oder wie vor Sowie für eine strenge Handhabung der Geseze über das würfig von öffentlichen Aufzügen beabsichtigt sind, mit Vereins- und Versammlungsrecht seitens der Behörden Sorge Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit verbunden getragen erscheint und insbesondere demonstrative öffentliche sind, so muß gemäß Artikel 4 des Vereinsgesetzes vom 26. FeAufzüge nicht gestattet werden dürfen, sind auch im Uebrigen bruar 1850 und Biffer 7 ff. der hierzu erlassenen Vollzugsvor alle Deaßnahmen getroffen, um den gesetzlichen Rechten Aller schriften vom 3. März 1850 die distriktspolizeiliche Genehmigung wirksamen Schuß zu gewähren und einer allfälligen Störung zu dem beabsichtigten öffentlichen Aufzuge am 3. Mai nächſthin der öffentlichen Ordnung und Ruhe mit allen zu Gebote stehen- versagt werden. den Machtmitteln entgegenzutreten.-
Aus Ungarn liegen folgende Telegramme vor: Best, 25. April. Auf die Ankündigung, daß ein Theil der Arbeiter am 1. Mai einen gemeinsamen Umzug und eine allgemeine Versammlung beabsichtigen, verbot der Ober- Stadt hauptmann auf Grund einer allgemeinen Verordnung der Regierung Arbeiterumzüge, Kundgebungen und Versammlungen. Die Verordaung des Ober- Stadthauptmanns fügt hinzu, daß Die bekannten Arbeiterführer für jede Agitation gegen das Verbot sowie für jeden Versuch, der ein gewaltsames Einschreiten nöthig macht, zur Verantwortung gezogen würden.
est, 26. April. Die Mühlenbefizer und die Inhaber größerer Druckereien haben beschlossen ihren Arbeitern Sie Einstellung der Arbeit am 1. Mai nicht zu gestatten und die Zuwiderhandelnden als unrechtmäßig ausgetreten zu be trachten.
Rönigliches Bezirksamt. gez. Schmitt.
-
Joinville , S. Catha, Brasil , 12. März 1891. Herrn Wilhelm Brennemann, Berlin ! Antwortlich Ihres Briefes vom 30./1. wird über Bra silien so viel blödsinniges Zeug geschrieben, daß man nicht weiß, wer dümmer ist, der's schreibt oder der's glaubt; in unserem Staate allein wohnen 60 000 Deusche, denen es gut geht, natürlich muß ein Jeder in seinem Geschäfte arbeiten.
Wickelmacher können wir auch gebrauchen.
Schreiben Sie uns umgehend die Namen der Bigarrens macher, ob ledig oder verheirathet, und wie viele Kinder, wer es eilig hat, kann sich auch gleich selber an den Agenten in Lissabon wenden wegen einer Freitarte. Es grüßen
Schneider u. Ro.
Wer zufällig Formen hat, kann sie mitbringen. Dem Schreiben war folgendes Zirkular beigefügt: Die Zigarrenfabrik von Schneider u. Ko. in Joinville im
Staate Santa Catharina , am Hafen Sao Franzisko bo Sul, Bereinigte Staaten von Brasilien , nimmt jeder Zeit tüchtige und gut geschulte Bigarrenarbeiter und Arbeiterinnen, Roller und Wickler auf bessere Formen oder Handarbeit.
Der Affordlohn ist 10 bis 20 m. pro Tausend und ein noch höherer nicht ausgeschlossen. Arbeitszeit 8 Stunden oder, nach Belieben, auch länger.
Die Bevölkerung von Joinville , auch sämmtliche hiesige Bigarrenmacher sind Deutſche ; das Klima nahe an der See ist gesund und vor allem ohne Winter.
50 Pf., eine Familienwohnung ist schon für 10-12 m. pro Monat Der Lebensunterhalt ist wohlfeil, Rindfleisch kostet das Rilo erhältlich.
Wunderbares Berbot des Bezirksamts! Sollte man da nicht mit Recht behaupten dürfen, daß das jüngst entschlafene Sozia liſtengeſeh noch immer seine Schatten wirft, daß noch immer selbst höhere Beamtenkreise unter dem Einflusse dieses Produktes leiden? Weiß denn das Bezirksamt nicht, daß nach dem Wegfalle des Sozialistengesetzes es teine Bürger 2. Klasse giebt? Warum erlaubt sie den Sedansrummel, warum vor Kurzem den feierlichen Empfang des von München dekorirt zurückkehrenden Bürgermeisters? Sind dies feine öffentlichen Aufzüge im Sinne des ArWer in dieser Fabrik Arbeit zu nehmen beabsichtigt, wende tikel 4 des Vereinsgesetzes? Waren dieselben etwa nicht dazu angethan die öffentliche Ordnung zu stören? Wir glauben weitb03 Romulares Nr. 4, welcher Freifarten an Einzelne ober ich an Herrn José dos Santos in Lissabon , Praça eher, wie das unschuldige Vergnügen, welches wir beabsichtigen. Familien von Bremen oder Antwerpen bis nach unserem Hafen Wenn aber das Bezirksamt derartige Aufzüge gestattete, so Sao Francisco do Sul im Staate Santa Katharina vermußte es tonfequenter Weise auch den unsrigen gestatten. Wir werden wegen dieses Vorgehens Beschwerde abfolgt. erheben, die allerdings für den 3. Mai nicht mehr maßgebend sein wird..
Paris , 27. April. Jm ganzen Lande wurden gestern Interessant ist übrigens, in wie weit das Bezirksamt das Versammlungen abgehalten, in denen über die Maifeier ver- Vereinsgesetz selbst, das sie gegen uns anwendet, beachtet. handelt wurde. In Paris beschlossen die Kutscher, am Das Gesuch um Genehmigung wurde am Montag, den 1. Mai zu feiern. In Lille beschloß eine von 4000 Personen 20. b. W., dem Bezirksamt überbracht und besagt der ominöse besuchte Bersammlung, das Programm Guesdes anzunehmen. Artikel 4, den das Bezirksamt gegen uns gebraucht, an seinem Auch in Bordeaux fanden mehrere zahlreich besuchte Berfamm- Schlusse:... und sodann die Genehmigung der DistriktsJungen statt. Bolizeibehörde nachzusuchen, welche den Bescheid möglichst schleunig Arras, 26. April. Der Sekretär des Grubenarbeiter- Ver- und spätestens am folgenden Tage schriftlich zu ertheilen hat." bandes von Pas de Calais Lamedun hat ein Rundschreiben Der Bescheid tam aber erst am 24. d. M., also volle drei an die Delegirten der Syndikate gesandt, in welchem die Grubenarbeiter aufgefordert werden, bei der Rundgebung am Tage später. 1. Mai den friedlichen Charakter derselben zu bewahren. Am Vom Rhein , 25. April. Auf Grund einschlägiger Paradarauffolgenden Tage müßten Alle die Arbeit wieder auf graphen des badischen Vereinsgesetzes und Polizei- Strafgefehes verbot nehmen, fie dürften Agents provocateurs kein Gehör schenken, bas Mannheimer Bezirksamt einen für den 3. Mai projektirt gedie versuchen würden, sie zur Arbeitseinstellung oder zu Gewesenen Umzug, gestattete dagegen die Abhaltung eines Voltswaltthätigkeiten aufzureizen. Bordeaux , 26. April. Das Sozialisten- Komitee ladet festes im Freien mit Tanz.
*
brasilianischen Regierung anzusehen und verpflichtet Die freie Ueberfahrt ist lediglich als Geschenk der den Einwanderer zu teinerlei Gegenleistung.
Die in deutschen Zeitungen erscheinenden mißgünstigen Nachrichten über Brasilien beruhen entweder auf Erfindung oder
lächerlicher Unkenntniß, und ist auch trotz jener die deutsche Einwanderung stetig im Zunehmen begriffen.
Freifarten stattfinden, so empfiehlt sich die Anmeldung in Lissabon Da wir nicht wissen, ob Bevorzugungen bei Ertheilung der als Landarbeiter oder Handwerker.
nöthig, uns von dem gefaßten Entschluß, Arbeit zu nehmen, als Reflektirende sind jetzt und später willkommen, nur ist es bald in Kenntniß zu sehen.
-
Adresse: Herren Schneider u. Ko. Joinville, Brazil.
Es folgt dann noch eine Anweisung für die Vorkehrungen aur Reife. Es wäre vielleicht voreilig, wenn man vor dieser Einladung von Tabafarbeiterinnen warnen wollte, ohne den Nachweis erbringen zu können, daß es auf eine Ausbeutung der
in einem Manifest sämmtliche Einwohner ein, die Delegirten Frankfurt a. M., 26. April. Zur Maifeier sind am Abend Leute abgesehen ist. Allein einmal ist das Geschenk der brasiliaam 1. Mai in ihren Schritten bei den Behörden zu unterstützen. des 1. Mai drei große Bersammlungen hier geplant. Um Ueber- nischen Regierung verdächtig genug und dann wird die ausZahlreich sind auch die aus Italien eingetroffenen Mel- füllung des einen Lotals und schwachen Besuch eines anderen zu beuteriſche Absicht sehr klar durch den Namen des berüchtigten dungen. Wir geben die wichtigsten wieder: vermeiden, sind die Besucher angewiesen, nach Gewerkschaften sich Agenten in Lissabon : José de Santos! Es ist dies ber Rom , 25. April. Deputirtenkammer. Auf eine Inter - auf die einzelnen Säle zu vertheilen. Für den 3. Mai ist ein selbe, den wir bereits neulich in unserem Artikel über die nach pellation Agnini's erklärte der Minister des Innern, die betreffs großes öffentliches Boltsfest in Aussicht genommen, das im Walde Brasilien verlockten ländlichen Auswanderer nannten.- Diefer der Explosion vom 23. d. angestellten Untersuchungen berech- abgehalten werden soll. Die Festtheilnehmer versammeln sich auf ehrenwerthe Menschenhändler ist jedenfalls über allen Zweifel tigen feineswegs zu der Annahme, daß das Unglück nicht durch dem Roßmarkt, um in einem Bug mit Musik und Fahnen sich erhaben. Die brasilianischen Behörden haben diefen Mann den damaligen Betrogenen gegenüber für einen Schwindler erklärt. eine zufällige Ursache veranlaßt worden sei. Die Ermittelungen nach dem Festplatz zu begeben. würden fortgesetzt werden; er gebe sich der Hoffnung hin, daß Ist dieser Schwindler denn gar nicht zu fassen? Andere Sicherdurch dieselben jede verbrecherische Ursache als völlig ausge München , 26. April. Die Polizeidirektion hat den für heits- Behörden haben doch augenblicklich keine Geheimbundsschlossen erscheinen würde. Der Kriegsminister Bellour bestätigte Sonntag, den 3. Mai, projektirten Festumzug der Sozial- oder sonstige Sozialistenprozesse auszuklügeln; da wäre doch Herr José de Santos vielleicht ein ganz dankbares Objett. die Erklärungen Nicotera's . Der Interpellant Agnini spricht demokraten verboten. feine Befriedigung über die ministeriellen Erklärungen aus und hofft, daß dieselben alle für die Arbeiterpartei beleidigenden Gerüchte und Zweifel, die vielleicht Anlaß zu ungesetzlichen Maßregeln der Regierung gegen die am 1. Mai beabsichtigten Kundgebungen hätten geben können, beseitigen werden. Der Minister des Innern, Nicotera , erIlärte, die Regierung werde ihr Möglichstes thun, um die Leiden der Arbeiter zu lindern, sie werde aber denjenigen Widerstand leisten, welche die Gesellschaft beunruhigen und die bestehenden Einrichtungen umstürzen wollten. Möge man wiffen, daß die Regierung sich nie in Verhandlungen mit solchen Arbeitern einlassen werde.
"
Tokales.
Beglückungsprojekte und kein Ende. Es ist ganz ers staunlich, was für Unternehmungen ausgeflügelt werden, um den Arbeitern die Segnungen menschenwürdiger Wohngelegenheit zu Theil werden zu lassen. Raum ist ein solches Projekt dem Zustand des Urschleims entrückt, so taucht auch schon ein neues, Privatwohlthätigkeit und Armenpflege bilden neben der natürlich stets das einzig wahre, auf, eine förmliche Hochfluth von Sozialreform" die Hauptheilmittel der sozialen Schäden der Arbeiterbeglückungs- Projekten! Von den Bestrebungen einer heutigen modernen Gesellschaft. Der Umfang der Privat- Kapistalistenvereinigung zwecks der Delogirung der Berliner Ar wohlthätigkeit wie der Armenpflege gestattet eine annähernde beiter nach der Umgebung der Stadt, sowie von dem famosen Schlußfolgerung auf die sozialen Verhältnisse. Speziell Projekt des Herr Wohlgemuth haben wir schon Notiz genommen. für Berlin giebt hierüber einen interessanten Aufschluß die vom Sind die bisherigen Projekte aber schon Ausgeburten einer Rechtsanwalt Bernhardt Breslauer verfaßte Broschüre: tühnen Phantasie, so werden es die nachfolgenden immer Rom , 27. April. Die in dem mazzinistischen Organ Die Organisation der Privaiwohlthätigteit mehr. Die Idee, Hypotheken durch Lebensversicherungspolicen zu Emancipazione" veröffentlichten, von den Häuptern der ge- in Berlin ," der wir folgende Angaben entnehmen: decken, eine Idee, welche schon seit Jahrzehnten in der Welt mäßigten Sozialdemokraten überschriebenen, übrigens zahmen" Es bestanden im Jahre 1890 in Berlin nicht weniger als herumsputte, immer in ihr Nichts zurückfant und trotzdem immer Aufrufe an die Arbeiter, den 1. Mai durch öffentliche Kund- 375 Stiftungen, 22 Frauenvereine, 4 Blindenvereine, 25 Kranken- wieder aufgenommen wurde, spielt dabei eine Hauptrolle. Die gebungen zu begehen, wurden beschlagnahmt. In Neapel und Gesundheitspflegevereine, 29 Landsmannschaften, 70 Unter- Deutsche Volts- Baugesellschaft, welche nach ihrer Versicherung die und Zurin wurden dreißig Anarchisten verhaftet. stützungsvereine verschiedenster Art und Tendenz, abgesehen von Protettion hochstehender Personen genießt und welche diese Idee Rom , 25. April. Seit mehreren Tagen gehen 42 religiösen Vereinen und einer Unzahl anderer Vereine, welche der Policendeckung zur Grundlage hat, soll bereits daran sein, Gerüchte um, welche besonders von auswärtigen Blättern die Unterstützung bestimmter Gesellschaftsklassen oder ihrer Vereins- ihr Projekt zu verwirklichen. Das andere Projekt, das erst vor verzeichnet werden, wonach in Italien für den 1. Mai mitglieder als Nebenzweck betreiben. Kurzem das Licht der Welt erblickt hat, bezweckt, das ganze schwere Unordnungen bevorstehen. Das Haupt der Soweit bei den Stiftungen das Vermögen derselben mit auf Quadratmeilen umfassende Land, das zwischen den in den Außenitalienischen Anarchisten Cipriani hat Cipriani hat heute mehreren geführt ist, beziffert sich dasselbe auf 22 745 981 M. Kapital und bezirken einmündenden Eisenbahnen belegen und für AckerbauPersonen erklärt, er und seine Freunde wollen alles auf außerdem jährliche Wertheilungs- Revenüen von 34 929 M., im avecke untauglich ist, mit Ein- Familienhäusern zu kolonifiren. friedlichem Wege anstreben. Aber selbst wenn die Stimmung ganzen fonach auf eine Summe von weit über 23 Million; Der Preis eines solchen Hauses soll 2500 Mart inklusive der Anarchisten eine friegerische wäre, würden sie dennoch nichts hierzu tame noch das Bermögen derjenigen Stiftungen, deren Ver- Boden 2c. betragen und das Haus selbst an Arbeiter gegen ein ausrichten. In Italien gebe es Sozialdemokraten, aber fo- mögen nicht angegeben ist, und das sehr beträchtliche Vermögen Zwölftel des Kaufpreises und weitere Verzinsung und Armortigenannte Anarchisten teine Nußschale voll. Der 1. Mai werde der zahlreichen Wohlthätigkeitsvereine. sation von jährlich ca. 200-300 Mart überlassen werden. ruhig verlaufen in Italien , wie wahrscheinlich überall. Betrachtet man sich nur diese ganz allgemeinen Angaben, so Darnach würde schon nach 17 Jahren die Kaufsumme abgetragen muß man schon hiernach zu der Ueberzeugung kommen, daß sein. Von diesem großartigen Projekt scheint man sich viel zu Aus Spanien liegt folgende Depesche vor: Madrid , 27. April. Gestern fanden in Madrid , mindestens etwas saul ist im Staate Dänemark und daß in Berlin versprechen. Die Herren Unternehmer übersehen nur, daß die Arbeiter selbst beim vorhandenen Willen, die Einöden draußen Barcelona , Bilbao , Sevilla , Saragossa , Valencia , Valladolid doch ein ganz erheblicher Nothstand vorhanden sein muß! Das Bermögen aller dieser Vereine und Stiftungen zusammen zu bevölkern, daran verhindert werden durch den Umstand, daß Bersammlungen statt, welche sich mit der Frage der Maifeier beschäftigten. Man sprach sich übereinstimmend gegen einen genommen bildet ein ganz enormes Rapital, und doch sehen sich ihnen und noch mehr ihren Familiengliedern die Möglichkeit entGeneralausstand, zu Gunsten von friedfertigen Rundgebungentheilen des Ueberflusses bevorzugter Gesellschaftsklassen. Von Erwerbsthätigkeit in der Stadt zu suchen. Auch müssen alle der diese Vermögen zum größten Theile nur zusammen aus Bruch- 30gen wird, sich die ohnehin schwer aufzutreibende mannigfache aus, wie sie durch ministerielles Rundschreiben gestattet wor- Diesen also zusammengesetzten Vermögen werden wiederum nur, artigen Spekulationen an der Höhe der regelmäßigen Jahres abgesehen von den laufenden Beiträgen 2c., höchstens die Zinsen leistungen scheitern, die die Arbeiter bei den heutigen Erwerbsverwendet, um Ginzelnen eine momentane Wohlthat" angedeihen verhältnissen nicht übernehmen können. zu lassen, denselben momentan die Misère des Daseins ein wenig In Schleswig- Holstein hat sich sogar ein Provinzialverein
den sind.