Nr.423.36.Jahrg.
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Mittwoch, den 20. August 1919.
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Regierung und Kriegsgefangene.
Der oberschlesische Aufruhr.
In der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung Reichskanzler Bauer das Wort zum Aufstand in Oberschlesien und sagte:
friedliche, schiebliche Nachbarschaft verhandelt wird, haben in OberWährend in Berlin zwischen Preußen und Polen über eine schlesien polnische Agitatoren einen gewaltsamen bewaffneten Aufstand herbeizuführen versucht. Es find die verschiedensten Nach richten über den Stand der Dinge in Oberschlesien verbreitet. Zu meiner Freude kann ich mitteilen, daß diese Nachrichten wesentlich übertrieben
Konferenz.
Der Reichskanzler hat heute in Gegenwart des Meichsministers des Aeußern und anderer Mitglieder des Kabinetts 50 Frauen aus allen Teilen Deutsch - nahm lands empfangen, die der neue Bund deutscher Frauen zur Befreiung der Gefangenen" nach Weimar entsandt hat. wohl, nach der sehr treffenden Formel Renaudels ,,, niemals Wenn die Internationale heute so ohnmächtig ist, obDurch drei Sprecherinnen brachten die Frauen ihre Bitten eine Lage im Grunde genommen so revolutionär gewesen an die Reichsregierung vor. Vor allem das Verlangen, die ist," so hat sie diese Ohnmacht nicht zumindest selbst verschu Reichsregierung solle auf baldigste Ratifikation det. Während die einen es vermeiden wollen, gegenüber des Friedensvertrages durch die Ententeden Ententemachthabern zu energisch aufzutreten, fürchten mächte hinwirken. Außerdem verlangte der Bund Kennt sich die anderen vor einem vollständigen Bruch mit Lenin. nis der Gründe, die bis jetzt die Rückbeförderung der sind und daß es wesentlich besser steht, als man nach diesen alarmie- Aber in einem sind sich beide Richtungen einig, nämlich in Kriegsgefangenen verhindert hatten, größte Dring- renden Nachrichten annehmen sollte. Es ist um 12 Uhr mittags die der Kritik an den deutschen Mehrheitssozialichkeit der Heimbeförderung der Gefangenen aus Mitteilung eingegangen, daß das Generalkommando Herr der Lage Listen: das ist das Ventil, durch das sich das beschämende Sibirien und eine regelmäßige Berichterstattung ist. Wo polnische Bewaffnete eingedrungen sind, sind sie zurück- Bewußtsein der eigenen Fehler und der eigenen Ohnmacht der Presse, um den irreführenden Berichten und getrieben oder festgenommen worden. Nur im Gebiet östlich der Luft macht. Aber auch dies natürlich mit Maß, denn alle falschen Nachrichten in der Kriegsgefangenenfrage entgegen. Linie, Beuthen - Tarnowit halten sich noch polnische Bewaffnete Teile haben das richtige Gefühl, daß es ohne uns doch nicht zutreten. Der Reichskanzler legte in ausführlichen Darle- auf, die noch nicht gefaßt worden sind. Reguläre polnische Truppen geht. Deutschland ist geschlagen und ruiniert, aber alle gungen die Haltung der Regierung in dieser allen find auf deutschem Boden nicht angetroffen worden. Nach Welwissen, daß ohne die deutschen. Mehrheitssozialisten und ohne Nach Mel. Deutschen ohne Rücksicht auf Parteistellung in gleicher Weise Besesung von Myslowin nicht zu. Die Befürchtungen, die gehegt die deutschen Gewerkschaften die ganze zweite Internation le dungen des Generalfommandos trifft auch die Meldung von der am Herzen liegenden Frage dar. Er betonte das fort wurden, find also nicht berechtigt. Wir sind militärisch start genug, eine bloße Farce wäre. währende Bestreben der Regierung bei jeder Ver- um dieser Butsche Serr zu werden. Es gibt eben Nationalpolen in handlung, die Forderung nach Heimkehr der Kriegsgefan- Oberschlesien, die fürchten, daß die Bollsabstimmung zu ihren Ungenen in den Vordergrund zu stellen und erörterte den gunsten ausfällt, und die deshalb unter allen Umständen jetzt schon parteipolitischen Mißbrauch, der mit dem feststehende Tatsachen schaffen wollen. Unsere Aufgabe wird es Shicfal der Kriegsgefangenen getrieben fein, solche Bestrebungen zu verhindern und dafür zu forgen, daß dem Friedensvertrag gemäß eine wirklich ungehinderte und unwird. Vor allem fagte er jegliche Unterstützung der Schritte parteiliche Entscheidung seitens Oberschlesiens , erfolgen kann. Die zu, die von den Frauen selbst unternommen werden soll- Regierung betrachtet es als ihre vornehmste Pflicht, Oberschlesien ten, und versprach die Entsendung einer Frauenkom- vor folchen, nationalpolnischen Angriffen zu schüßen, und es gereicht mission nach Versailles zur Unterstützung, die sich uns zur Freude feststellen zu können, daß die polnische Regierung an Ort und Stelle überzeugen solle, daß tatsächlich von der diefen Dingen fernsteht und daß polnische Truppen sich nicht betei Regierung jede Möglichkeit ausgenutzt worden sei, und daß ligt haben. Ich glaube, daß diefe Mitteilungen wesentlich dazu es nicht ihre Schuld sei, wenn die deutsche Kriegsgefangenen- beitragen werden, beruhigend auch in Oberschlesien zu wirken. fommission in Versailles bis jetzt nicht zu Verhandlungen gefommen sei.
Der Minister des Aeußern ergänzte diese Ausführungen noch an Einzelheiten und schloß sich der Versicherung des Reichskanzlers mit allem Nachdruck an.
Die militärischen Operationen.
Die einen möchten gerne eine offizielle Verurteilung unserer Kriegspolitik durchsetzen, hauptsächlich um fich dadurch die eigenen Sünden vergeben zu lassen, aber weil ihnen bereits in Bern von Wels deutlich erklärt wurde, daß sie dann ohne uns weiterberaten könnten, versuchen sie, die Tatfachen so zu drehen, als sei eine solche Beurteilung schon erfolgt. Die anderen möchten gerne cin Bekenntnis zum Rätesystem durchdrücken, wagen aber um so weniger diesen Sprung ins Dunkle, als sie wissen, daß wir und auch noch andere ihn nicht mitmachen würden. Aus diesen vezzwickten Verhältnissen entsteht eine ganze Menge von Halbheiten und Unaufrichtigkeiten, die legten Endes die Aftionsfähigkeit der Internationale lähmen nad dazu führen, doß, obwohl ,, niemals eine Lage im Grunde genommen so revoWie aus Beuthen gemeldet wird, sind gestern weitere mili- lutionär gewesen ist", auch niemals die konterrevolutionären tärische Verstärkungen in Oberschlesien angekommen. Ein De- Kräfte Europas so mächtig und unverschämt maren, wie jetzt. tachement rückte gestern in Schomburg ein und säuberte den Wie war es denn mit der Resolution über den StaatsOrt, wobei 19 Personen festgenommen und Haussuchungen nad) streich der Entente in Ungirn? Wer hatte den Waffen vorgenommen wurden. Jetzt herrscht dort Ruhe. Die Mut, im Plenum zu erklären, daß es niemals zur Wiederkehr Aufrührer haben sich nach Bobret zurüdgezogen. Sarf wurde im eines Habsburgers gekommen voce, menn nicht die ungariLaufe des Tages gesäubert und von den Truppen nach Stampf be- fchen Bolschewisten selbst Fehler über Fehler, Verbrechen jetzt. Auch hier wurden Haussuchungen nach Waffen vorgenommen. über Verbrechen angehäuft hätten? Der französische wehrGegen Kamin bei Beuthen find militärische Unternehmungen im heitler Frossard hatte einmal sehr selbstbewußt erklärt, Gange, da dieser Ort noch zu säubern ist. Die Schlesien menn man ihn zwingen sollte, zwischen den Methoden Noskes Grube wurde gestern von den Truppen besetzt. Gegen Bipine, und den Methoden Lenins zu wählen, er und seine Freunde das teilweise noch aufrührerisch gesinnt ist, find militärische Unter- fich für Lenin entscheiden würden. Wahrscheinlich ist er nehmungen eingeleitet. Der Gotthardtschacht, der in der Hand der weder über die einen, noch über die anderen auch nur halbAufrührer war, wurde gestern genommen; die Ruhe ist wieder her- wegs informiert. Aber die Nachrichten aus Ungarn hätten gestellt. Weitere Unternehmungen sind im Gange gegen Orzegow, doch den Einsichtigen die Augen öffnen müssen: wenn sich Der Anschluß Deutsch - Westungarns an Deutsch - Godullahütte, einen Teil von Lipine sowie in Richtung Morgenroth. überhaupt bis zum Genfer Kongreß noch eine der revolutionären Republiken behauptet haben wird, so wird man Oesterreich gesichert. das nicht zulegt gerade dem verfehmten Noskismus verdanken( womit man noch lange nicht alle überflüssigen Unzuträglichkeiten des gewiß nicht idealen Zustandes zu decken braucht).
Die Abordnung verabschiedete sich mit mehrfach wiederholtem Dank und lebhafter Zustimmung zu der Bitte des Reichskanzlers, nunmehr gegen falsche Gerüchte und Ver. hetung im Lande energisch aufzutreten.
Die Nationalversammlung wird sich mit allen ihren Parteien in den nächsten Tagen durch eine Resolution den Bemühungen der Regierung anschließen, die große Menschlichkeitsfrage der Heimkehr unserer Kriegsgefangenen dem Verständnis unserer bisherigen Kriegsgegner näherzubringen.
Aus Wien wird gemeldet: Der Anschluß Deutsch 23 eft ungarns an Deutsch österreich fann troß des Widerstandes ber derzeitigen ungarischen Regierung, wie die Telegraphen- Union erfährt, als, durchaus gesichert gelten. Nach dem Vor= friedensvertrag vom 20. Juli steht es heute schon unzweifelhaft feft, daß die drei Komitate Wieselburg , Dedenburg und Eisenburg unbedingt zu Deutschöfterreich kommen und daß die Bolks abstimmung in diesen drei Komitaten unter neu traler Kontrolle erfolgen wird, daß also teinesfalls magyarisches Militär diese Voltsabstimmung zu leiten
habe.
Terror gegen die Deutsch - Ungarn .
Wiener Blättermeldungen zufolge verlangten die Vertreter der west ungarischen Gemeinden die rascheste Intervention der deutschösterreichischen Regierung bei den Ententevertretern, da die Verhaftungen in Westungarn fortgesetzt und die Verhafteten fürchter Tich mishandelt würden. Die Bevölkerung ist in höchster Verzweiflung, da sie st andrechtliche Sinrichtungen befürchte.
Die Verluste auf militärischer Seite betragen 7 Tote uno 17 Verletzte, die des Gegners find beträchtlich höher. Fortgesetzt werden Transporte von Gefangenen aus der Beuthener Umgebung eingeliefert, von denen nachweislich feststeht, daß sie sich am Aufruhr beteiligt haben.
Vor Einstellung des Personenverkehrs. aus Oberschlesien infolge des neuerlichen allgemeinen Streits Aus Breslau wird gemeldet: Da die Zufuhr von Kohlen völlig aufgehört hat, ist, wie die Eisenbahndirektion Breslau mitteilt, mit großer Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, daß der Perfonenzugverkehr im Eisenbahndirektionsbezirk Breslau vom Freitag, den 22. d. M., ab vorübergehend gänzlich eingestellt werden muß, um den Güterzugverkehr und vor allem die Beförde rung der Lebensmittel aufrechtzuerhalten.
Das Ende des Kohlenschwindels.
Statt dessen aber kompromisselt man Resolutionen zusammen, die alle befriedigen sollen und in Wirklichkeit nieftimmig angenommene Salbheiten eine scheinbare Einmütigmanden befriedigen; man schafft nach außen ein durch einfeit, die nicht ist und nicht sein kann, weil eben grundsätzliche Gegenfäße vorhanden sind, und das Endergebnis ist eine innere Zerfahrenheit, die sich in Ohnmacht bei der Internationale und Allmacht beim Viererrat ausdrüci. den und Gefahren und angesichts des gemeinsamen Sieles Ist aber eine Einigkeit angesichts der gemeinsamen Leiwirklich unmöglich? Wiederum liegt der Schlüssel des Problems bei Deutschland . Solange die deutsche Arbeiterklasie gespalten ist, so lange wird auch die ganze Internationale ohnmächtig Die heutige Morgenausgabe der Vossischen Zeitung" sein. Daß die Spaltung nicht eine Frage der Personen ist, bringt unter der Ueberschrift Beginn der Kohlenlieferungen und daß die Einigung unseres Erachtens nicht daran scheitern an die Entente" eine auch von der heutigen B. 3. am Mit- foll, hat Genosse Wels in der politischen Kommission austag" weitverbreitete Drahtmeldung der Frankfurter Bei- drücklich erklärt. Und doch, nach der Rede Crispiens muß Wie aus Fürstenfeld gemeldet wird, erhielten alle Ge- tung" aus Genf , wonach die Agence Havas der französischen man sagen, daß, solange die Unabhängigen solche Führer. meinden Deutsch- Westungarns, wo am Sonntag Bolfsver- Presse mitteilt, daß die Koblenlieferungen aus dem haben, ein Zusammenarbeiten unmöglich sein wird. Die jammlungen stattgefunden haben, Bejazungen von 30 Mann Ruhrgebiet begonnen hätten und daß im ersten Monat Rede Crispiens war wohl die trauriofte Episode der ganzen mit zwei Maschinengewehren, die die jofortige Ablieferung über die vereinbarte Menge hinaus statt Konferenz. Es war die typische unabhängige Berliner Volks. der Waffen bei Androhung der Todesstrafe und bet 883 000 Tonnen über eine Million Tonnen geliefert würden. versammlungsrede. Es bagelte darin an unwahrheiten, an Einäicherung des Ortes fordern. Die Ungarn haben Wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, ent- niedrigen Verleumdungen und ekelhaften Denunziationen. seit gestern die Grenze gegen Steiermark gesperrt. Der spricht die französische Pressemeldung nicht den Tatsachen. Deutschland wurde darin als eine zaristische Sölle hingestellt, Bauernführer Wollinger wurde von ungarischen Gendarmen Bisher ist in den noch schwebenden Verhandlungen über die in der die Revolutionäre verfolgt. eingeferfert, erfchoffen berhaftet und nach St. Gotthardt eingeliefert. Die West- Koblenlieferungen tein Einbernehmen erzielt mor- merden. Teutichwort herriche die Reaktion der Bourungarischen Gemeinden ersuchten telegraphisch die Entente den; irgendwelche Lieferungen sind bis jest geoisie, in Deutschland blühe der Militarismus mehr denn miffionen um seine Freilassung. Inicht erfolgt. Lje, in Deutschland gebe es eine Million Soldaten, die
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