Die neue Wochenhilfe. Unmittelbar vor der Vertagung— man möchte sagen, mit dem Koffer in der Hand— haben die Vertreter deS beut- schen Volkes noch ein Gesetz verabschiedet, das in einer Vor« besprechung hier schon behandelt wurde und das in sozialer Hinsicht von der größten Bedeutung ist. Nachdem es im Jahre 1311 anläßlich der Beratungen über die Reichsversicherungsordnung unseren Genossen trotz der ernstesten Anstrengung und der Herbeibringung der durchschlagendsten Beweise für die Notwendigkeit einer all- gemeinen Mutter schaftsversicherung nicht gelun- gen war. diese in dos Gesetz hineinzubringen, ist man endlich im Krege zur Schaffung einer Kriegswochenhilfe ge- kommen. Die fortschreitende Demobilisation deS Heeres und das Aufhören des Hilfsdienstes brachten aber diese Kriegs- wochsnbilfe mehr und mehr zum Erlöschen, ohne daß etwas anderes an ihre Stelle trat. Wohl hatte der sozialpolitische Ausschuß der Nationalversammlung bereits Ende März in einem einstimmigen Antrage die Regierung aufgefordert, un- verzüglich einen Gesetzentwurf über eine Reichswochenhilfe einzubringen� es war aber das Mißgeschick dieses Antrages, daß er im Plenum nie zur Verhandlung kam, und daß er keinerlei Früchte zeitigte. So war es der sozialdemokratischen Frak- t i o n vorbehalten, in eingehenden Beratungen und Verhandlungen einen Gesetzentwurf auszuarbeiten, der die Möglich- keit gab, die bisherige Kriegswochenhilfe zum mindesten zu ersetzen, womöglich aber sie— sowohl was den Kreis der von ihr Betroffenen als auch was ihre Leistungen anbetrifft— in etwas zu verbessern. Durch die Verweisung an den sozial- politilchen Ausschuß ist eine erneute Durchberotung ermöglicht worden und, was die Antragsteller erfahren hatten, das zeigte sich auch hier wieder: wie ungeheuer schwer es in der gegen- wärtigen Lage Deutschlands ift, derartige soziale Aufgaben zu lösen. Zur Sozialpolitik gehört nämlich dasselbe wie zum Kriegsühren, nämlich Geld. Geld und nochmals Geld, und heute liegt es in Deutschland so, daß uns aus allen Ecken— nicht Geld, sondern ungeheure Schulden entgegenblicken. Da wir es uns als Mehrheitspartei nicht leisten können, unfrucht- bare Agitationsreden zu halten und Anträge zu stellen, son- dcrn da wir Positive Arbeit liefern müssen, so hat leider das neue Gesetz nicht den Umfang annehmen können, den wir ibm im Interesse unserer Volksgesundheit gewünscht hätten: aber wir sind doch der Ueberzeugung, daß ein ernster Schritt der gerade im Hinblick auf die Folgen des Krieges so dringend notwendigen Fürsorge für Mutter und Kind getan ist. Durch das Gesetz über..Wochenhilfe und Wochenfürsorge" erhalten zunächst die versicherten Wöchne- rinnen: einen einmaligen Beitrag zu den Entbindungs- kosten in Höhe von 53 M.; ein Wochengeld in Höh« de» Krankengelde», jedoch mindestens 1,53 M. täglich, für zehn Wochen, von denen min- bestens sechs in die Zeit nach der Niederkunst fallen müssen: eine Beihilfe bis zum Betrage von 25 M. für Hebammendienste und ärztliche Behandlung bei Schwanger- »�chaftsöeschwerden: und ein S t i I l g e l d in Höhe de« halben Krankengeldes, kzsdoch mindestens 3,75 Mk. täglich, für 12 Wochen. Den versicherungs freien Ehefrauen. Töchtern, Stief- und Pflegetöchtern stehen die gleichen Leistungen zu, mit der Beschränkung, daß hier das Wochen- bzw. Stillgeld mit 1,53 Mark bzw. 0,75 M. täglich begrenzt ist. Die Tatsache, daß die ReichSversicherungSordnuna für einen erheblichen Teil der Bevölkerung— Gewerbetreibende, Landwirte. Beamte, Töchter, die im Haufe der Eltern beschäf- tigt sind usw.— die Versicherungspflicht nicht vorsieht, machte es notwendig, durch einen weiteren Passu» Fürsorge für die durch die Krankenversicherung nicht betroffenen minder- bemittelten Wöchnerinnen zu treffen. AlS minder» bemittelt gilt eine verheiratete Wöchnerin, wenn ihres Ehemannes und ihr Gesamteinkommen 2503 M. nicht übersteigt, eine unverheiratete Wöchnerin, wenn ihr Einkommen 2333 M. nicht übersteigt. In beiden Fällen wird für jedes Kind unter 15 Jahren ein Betrag von 253 M. hinzugerechnet. Alle diese minderbemittelten Wöchnerinnen erhalten die gleich« Wochenhilfe wie die versicherungsfreien Famüienmst- glisder der Versicherten. Die weitaus schwierigste Frage war die der Deckung der K o ftze n. Auf der einen Seite kann nicht den Kassen- Mitgliedern die volle Last aufgebürdet werden, und auf der anderen Seite liegen die Finanzen deS Reiches derartig, daß jede neue Ausgabe eine neue Gefahr in sich birgt. Es ist nun ein Mittelweg gefunden worden, von dem man hofft, daß er die Krankenkassen einigermaßen zufriedenstellen und das Reich nicht gar zu sehr belasten wird: DaS Reick trägt außer der Wochenhilfe für die„Minderbemittelten" d»e Hälfte der Ausgaben für die versicherungsfreien Familienmitglieder der Versicherten. Trotzdem ist den Krankenkassen eine ziemlich weite Grenze für die Erhöhung ihrer Beiträge gelassen, um den leistungsfähigeren unter ihnen die Möglichkeit zu geben, über die Pflichtleistungen, besonders in bezug auf die Dauer der Zahlung des Wochen- und StillgeldeS, hinauszugehen. Zu begrüßen ist es, daß die in diesem Gesetz enthaltenen Verbesserungen gegenüber der Kriegs Wochenhilfe auch den noch unter die letztere fallenden Wöchnerinnen zugute kommt, ebenso wie die genannten Bezüge auch den Familienmit- giieöern der in der Landwirtschaft tätigen Arbeiter, welche nicht versichert sind, gesichert worden find. Die ganz« Wochenfür/orge ist der Krankender» sicherung angegliedert worden, um so schnell wie irgend möglich helfend eingreifen zu können, und nur hier» durch ist es möglich gewesen, sie bereits ob 1. Oktober diese» Jahres in Kraft treten zu lassen. Es ergibt sich hieraus aber von selbst der Charakter einer Notverordnung, und es konnte aus diesem Grunde nicht eine wirklich vollkommene Regelung der Wochenhilfe Platz greifen. Diese kann erst er- folgen anläßlich der vom Reichskanzler in seiner Rede vom 2?. Juli in Aussickt gestellten Reform der Reichsv erst che rungs- ordnung. . So sehr deshalb unsere Fraktion auch sachlich mit weitergebenden Anträgen vor allem der Unabhängigen Sozialdemo. kraten eiuverstandeu war. so mußte sie dieselben im Interesse der Durchführung giner Wochenhrlfe überhaupt doch ablehnen. Abänderungen, wie die Einfuhrung der allgemeinen Versiche» nmgspflicht für jede Person mit einem Einkommen unter 7333 M.,� sowie die obligatorische Einführung jeglicher Familienhilfe konnten nicht im Rahmen dieser Notverordnung vorgenommen wenden. Beihilfen, wie Schwangerenunter-
stützung neben der Wochenhilfe in Höhe des Grundlohnes, Ge- Wahrung eines Stillgelbes fik 26 Wochen in Höhe des Krankengeldes, erfordern Mittel, die im Augenblick zu be- schaffen, so notwendig sie an sich wären, nicht möglich ist. Würde man einen Grundlohn von 6 M. zugrunde legen, so würden für jede Wöchnerin 1134 M. aufzubringen sein. Und wenn Frau Zieh wie schon im Ausschuß, so auch wieder im Plenum lange Ausführungen über die Notwendigkeit der Ein- führung vollkommen unentgeltlicher Hebammen- und Arzt- Hilfe mochte, so stimmen wir ihnen in ihrem sachlichen Teil absolut zu. Sie mußte es sich aber im Ausschuß gefallen lassen, daß ihr eigener Parteigenosse Braß nicht nur gegen ihren diesbezüglichen Antrag stimmte, sondern auf Grund seiner Erfahrungen als Krankenkassenfachmann auch die Schwierigkeiten für die Krankenkassen, diese Forderung heute durchzuführen, nachwies. So sind wir ehrlich genug zuzugeben, daß das vorliegende Gesetz keine ideale Lösung der im Interesse des Volksganzen wie zedes einzelnen so dringend notwendigen Fürsorge für Mutter und Kind bedeutet: das aber liegt nicht an uns. son- dern an den unglückseligen Wirkungen des Krieges. Unsere alte Forderung der Mutterschafts- und Familienversicherung ist dadurch jedoch in keiner Weise zurückgestellt, und wir wer- den nach wie vor, besonders bei der schon erwähnten Reform der Reichsversicherungsordnung, dafür eintreten. Wenn iedoch gerade diejenigen Kreise, die diese Mutter- schaftsversicherung verhindert haben, als sie— im Gegensatz ju heute— so leicht hätte geschaffen werden können, nämlich im Jahre 1911, jetzt einen Antrag einbrachten, im Interesse einer Verbesserung der gegenwärtigen Verordnung sie zeitlich bis �um 31. März 1921 zu begrenzen, so sind wir auch hier zu einer Ablehnung gekommen: denn niemand gibt uns die Gewähr, daß wir dann eine Mehrheit im Reichstage haben. die tatsächlich diese Verbesserung vornimmt. Für uns bedarf es einer solchen Begrenzung nicht: wir werden wachen und die Gelegenheit zu verbessern beim Schöpfe fassen, sobald die Zeit gekommen ist._ Luise Schroeder. Die vor unserer Tüchtigkeit. Der„Daily lkxpreh" erfährt von einem Engländer, der kürzlich in der Schweiz war, datz er von maßgebender deutscher Seite ver- nommen hat, daß im Schwarzwalde, in Süddeulschland, und überall, wo die Gewerkschaften nicht direkt verireten sind, die Arbeiter den Achtstundentag nickt einhalten und gerne 13 und oft sogar 14 Stunden arbeiten, sl!) Der Gewähremann des Blattes schlußfolgert daraus, daß Deutschland sehr bald wieder imstande sein wird, seinen früheren industriellen Nang zurückzugewinnen, da die deutschen Arbeiter sich im Gegensatz zu der Arbeiterschaft der Ententeländer nicht durch Streiks irreiühren lassen. So lächerlich und unwahr diese Meldung auch ist, das eine liest sich au» ihr heraus: schlotternde Angst Enalaiid» vor unserer Tüch- tigkeit, vor dem deutschen Ingenieur und Arbeiter. Amerikanischer Schutzzoll gegen die deutsche Konkurrenz. AuS Washington wird gemeldet: Der Kongreß bat das erste Schutz, ollaeietz nach Kriegsende angenommen. Das Gesetz wurde von republikanischer Leite eingebracht und bezweckt den Schutz der a«rrikaniichen Industrie gegen die deutsche Konkurreuz. Also«merila kämpft mrt England um die GregeSpalme, wer wohl am meisten die Hosen-- vor der deutschen Tüchtigkeit.
war öer Krieg zu vermeiden! DaS Anteil deS Dürften Bülow. Kürst Bülow legt in einem Brief an den HauptfchriftleÄer de» .Hamburger gremdenblatt" seine Ansichten über die Ursache» de» Weltkriege» dar. Bülow steht kein« moralische Schuld der deutschen Regierung, wohl«ber ein« politische. Nachdem er auseinandergesetzt, daß ihm in seiner 12 jährigen Amtszeit da» deutsche Flottenprogramm sowie da» russtsch-französtsche Bündnis die Erhaltiwig des Friedens sehr schwierig wachten, wendet er sich gegen die Behauptung BethmannS, daß bei dessen Dienstantritt schon der Krieg unvermeidbar war. Ll» Gegenbeweis führt er au», wie erst die deutsche Orientpolitik, besonder» die Mssion de» General» Liman von Sander» Rußland zum Feind machte, nachdem schon Deutschland » Lavieren zwischen England und Frankreich das erster« abgestoßen, die Revanchegelüste de» zwei- teren gesteigert hatte. Weiter macht er der Regierung BethmannS den Vorwurf, daß sie sich„mit verbundenen Augen der Mener Führung anvertraut" habe. Der Kernpunkt, die Ausammensassung seiner Ansicht über den Ausbruch de» Weltkriege» legt er in den Satz, daß der Krieg nicht unvermeidlich gewesen war. denn»die militärischen'Abmachungen zwischen England. Rußland und Frank- reich vor dem Kriege seien nicht bindender gewesen, als die vor dem Kriege 1S7<Z zwischen Frankreich , Oesterreich und Italien ge- troffeneu Stipulationen, die dennoch nicht zu einem Bündniskriege führten". Damit gibt Bülow zu, daß die Fehler der Wilhelm II. » Bethmannschen Regierung(daß er sein« eigenen zugibt, kann man schlecht verlangen) den Ausbruch de» Weltkriege? veranlaßtcn. Die Politik, sogt er schließlich, sei eine Kunst und der girte Witte, der in der Moral alle« sei, reiche in der Kunst nicht au«, denn dann komm« e» auf da» Können an. E» seien während der verhäng» nisvollen Wochen vor Kriegsausbruch von unserer politischen Lei- tung schwere psychologische, diplomatische und politische Fehler begangen worden, �i« mit Unrecht unser Volk mit dem falschen Schein« der Schuld am Kriege beladen.~ Der langen Rede kurzer Sinn ist:.Wäre ich dagewesen, so wäre so etwa» nicht passiert I" Darauf kann man aber antworten: .Weiß man e» denn?" Gewitz hat anno 1914 ein sträflicher Dilettantismus Deutschland beherrscht. Aber schon die Lage, die Beth» mann nach Bülow? Sturz vorfand, war hoffnungslos verpfuscht. Auch die Bülow Politik hat an dem, wa» nun geworden ist, ihr reich. lich Anteil.
Der �unabhängige� Geschäftsmann. Der Miiinhaber der Bankfirma M o s s e u. Sacht ist der un- abhängig« Bankier Krast Sachs, dessen sich die.Deutsche Tage«- zeitung" kürzlich angenommen hat. Natürlich konnte sich da« all» deutsche Organ einige Entstellungen nicht verkneifen, doch ist diese Angelegenheit zu amüsant, al« daß wir fie unseren Lesern vorent- halten möchten. Nachdem die Firma Mosse u. Sack» al« Ber- treterin der Aktienmehrheit der Rheinischen Möbelstoff- Weberei vorm. Dahl u. Hundsche A.<®. unter Protest einer starten Minderheit der Aktionär« den Beschluß durchgeletzt hatte, die Aktien der Gladbacher Wollindustrie A.-G. zu erwerben, führt«, fie für diese beiden Werke eine Gewinnbeteiligung für die Arbeiter ein und zwar in der Weis«, daß jeder über t Proz. hinausgehende Gewinn den Arbeitern zufließe« sollte. Da» ist zwar keine Sozialifierung. ober doch ganz schön sozial gedacht. Jetzt kommt die unabhängig« Krastleistung des Herrn Sachs: Man redet an der Börse schon lange davon, daß die Aktien der Rheini» schen Möbelstoffweberei zum Kurs« Ma 400 Prozent an ein eng»
isches Konsortium verkauft werden sotten. Andere Gerüchte an der Börse gehe« noch weiter. Danach kann man sich ungefähr eine. Borstellung machen, wie das Geschäftsgebaren der Firma Mosse u. Sach» von der gewiß nicht engherzigen Börse beurteilt wird. Das Schönste aber ist, daß der sehr kluge Herr Kraft Sachs bis vor kurzem als finanz-politi scher Vertrauens« mann der U. S. P. D. palt. Er wurde in die Finanz- und in die Handelskommission der U. S. P. D. gewählt. Die.Freibeil* be» richtet verschämt, daß er von diesem Posten zurückgetreten ist. Sie vermag aber nickt abzuleugnen, daß der Mann, der«in halbsozialisiertes Unternehmen sür bar« Münze dem kapitalistiicken ausländiscken Unternehmet tum ausliefern will, bisher zn ihrem Stolz gehört hat, woraus man den Scklutz ziehen kann, daß«ine gewisse.Unabhängigkeit" von GewissenSikrupekn nicht die unwesent» lichste Vorbedingung der unabhängige» Poluik ist....
Was hat uns üer U-Hootkr!eg gekostet! Die Zahlen des U-Bootkrieges sind noch nicht genügend bekannt. Vor Abschluß des Waffenstillstandes erfuhren wir lediglich die angeblichen Vcrsenkungsziffern der feinölichcn und neutralen Handelstonnage, von unseren eigenen Verlusten wußten wir nichts. Nach amtlichen englischen Veröffentlichun» gen. denen wir heute wohl allgemein wieder voll Glauben schen- ken können, sind 14� Millionen Brutto-Register- Tonnen Schiffsraum versenkt worden. Lloyds Re» gister beziffert den Wert der verlorenen Schiffe und Ladungen auf 6 Milliarden Pfund Sterling im Augenblick der jeweiligen Versenkung. Heute ist öer Preis der Brutto-Tonne aus devc englischen Markt 15 Pfund Sterling, das sind 4,35 Milliarden Mark an Wert für die versenkte Tonnage allein nach Frieden»- schluß, aufgerechnet auf den heutigen Kur» der Mark sind e» über 15 Milliarden Mark, die wir für die versenk- ten Schiffe a:rfwcnden müssen. Nach„Marine Engineer" haben mehr alS 33 333 Menschen, Besatzungen, Passagiere,� Fischer und Truppen durch den U-Bootskrieg ihr Leben eingebüßt, da» sind mehr Tote als auf unserer Teste 1873/71 fielen. Wir sechst büßten bis zum Abschluß deS Waffenstillstandes 235 Boote ein. bei einem Durchschnittsbaupreis vgn 3 Millionen Mk. für daS Boot sind daS über 633 Millionen Mark, d'e in den Fluten ver- sanken, wenig allerdings gegen die Milliarden von vorhin. Menschest kostete uns dieser U-Bootkrieg über 633 Offiziere, Ingenieure, Aerzte usw. und mehr als 6333 Unteroffiziere und Mannschaften, also ebensoviel Tote wie die Schlacht von St. Privat 1873, oder etwas weniger als die Engländer vorm Skagerack verloren. Die Bilanz des U-Bootkrieges sieht eigen- artig aus, wären wir Sieger geblieben, hätte man mit Stolz auf die Zahlen hinweisen können, da wir aber unterlagen, Hilst alles Reden über das klägliche Fiasko nicht hinweg, daß eS imS nickt gelang, den Gegner zu meistem, trotz verschwenderischen Aufwandes an Blut und Gut.
Sie sthlaken. Wir erhalten zwei Postkarten. Den Inhalt lassen vir folg«: I. Nienhagen(Ostsee ), 22. August. Zu Ihrer Notiz im Beiblatt der gestrigen Morgenausgabe teile ich Ihnen mit, daß die.Schmargendorfer Zeitung" insofern nicht ganz unrecht hat, al» eS tatsächlich noH.Kaiserliche" Postämter geben mag. Hier in Nienhagen ,«mem lleine» Bade- ort zum Beispiel, wurde vor etwa 14 Tagen«ine Postagentur errichtet, die an dem betreffenden Hause(Villa Käthe) durch«in funkelnagelneue» Schild mit der Bezeichnung„Kaiserl. Posta« en t u r" kenntlich gemacht worden ist. Mlerding» be- finde ich mich hier in Mecklenburg , da? bei der letzten Wahl zur Nationalversammlung noch eine» Deuts chnationalen gewählt hat. N. Rathenow, 22. August. I«.vorwärt»" Nr. 42S findet sich unter.Verschlafen" die Notiz von dem Schmargendorfer Blättchen.Kaiserlich:» Post- amt ". Da» fällt mir nicht weiter auf. Müssen vir Lehrer»och immer wieder im.Amtlichen Schulblatt"(noch heute) lesen: Anfragen und Bestellungen sind an die Königliche Re- gierung zu Potsdam zu richten. Dort hat man sich gewiß absichtlich zum Schlaf gelegt und hofft auf bessere Zeiten. Es wird also nicht nur in Mecklenburg , sondern auch in Preußen und zwar in nächster Nähe des wachen Berlin » weiter ge- schnarcht. - Wir nehmen an, daß der Klang unsere» Wecker« genügen wirb, um sowohl die Oberpostdirektion in Mecklenburg wie die republi- konische Regierung in Potsdam au? dem andauernden Schlafe zn erwecken..
Demonftration üer amerikanischen Schau, spieler. Lu» New Dork wird gemeldet: Am Mittwoch fand in New Itzork«in Umzug von über 2000 Schauspielern und Ehoristinnen statt, die für ihr« Interessen während des Streik! eine Kundgebung veranstalteten. Vier Theater haben neuerding» ihre Tore schließen müssen, weil auch dort der Streek ausbrach. Also auch die Schauspieler! Leider nur in Amerika . Wie schön muß es erst sein, wenn die Berliner und vor allem die Berliner niedlichen Schausvielerinnen streikend die Lin- den entlang ziehen. Voran die„Kommunisten" Moissi , der ewigjunge, mit dem schmelzenden Organ, und Tilla Durieux s. la Göttin der Freiheit, die Jakobinermütze auf dem Haar --- Ach, wie würden sich da' die Berlmer Lebemänner, Pardon,„Verehrer weiblicher Kunst", freue«--!
Die Spannung zwischen Japan unü China . Chinesischer Boykott japanischer Waren. Holländische Blätter melden aus Batavia, daß ein voll- ständiger Boykott aller japanische» Erzeugnisse durch die Chi- nesen in Holländisch-Jndien begonnen hat. Sämtliche Verträge sind vom 15. August ab annulliiert worden. Die noch vorrätigen japanischen Waren werden zu Schleuderpreisen verkaust. Chinesische Firmen, dl« Waren im Werte von über 233 333 Gulden erwarten, lehnen den Empfang ab. Sämtliche Verbindungen mit japanischen Banken sind seitens der Chinese» abgebrochen worden.