Nr.432.36.Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

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Montag, den 25. August 1919.

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Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morinplat, Nr. 117 53-54.

Neuer Kurs in Oesterreich .

Die Neue Freie Presse " veröffentlicht Aeußerungen von authentischer Seite über die Neuorientierung in der Augenpolitik des Staatskanzlers Renner. Es heißt darin:

weiterzuführen. Bring Josef wird morgen Vormittag eine b- schiedsproflamation an die Nation erlassen.

beuer.

Oberschlesischer Tagesbericht.

Was tut not?

Die Transport und Kohlenkrise. Die Kohlenfrage tommt nicht zur Ruhe und darf nicht

hoch entwickelten

Dainit ist der zweite Aft des Budapester Kommunisten­dramas zu Ende. Hoffen wir, daß endlich eine ehrlich auf Es ist wohl begreiflich, daß die unbedingten Anhänger demokratischem Boden stehende Regierung, deren stärkste des Anschlußgedankens an Deutschland durch die Erklärung Stüße die sozialistische Arbeiterschaft ist, dem ungarischen zur Rube fommen. In der Kohle liegt die Urkraft für das des Anschlußgedankens an Deutschland durch die Erklärung Bolte Ordnung und Nuhe zum Wiederaufbau des herunter- Wirtschaftsleben eines industriell fo Renners, daß Deutschösterreich im Vertrauen auf den Völkerbund allein durchzukommen versuchen wolle, sich be- gewirtschafteten Staates schafft. Ohne die Hilfe der Entente Staates wie es Deutschland ist. Und darum verdient ihre unruhigt fühlten. Es handelt sich hier vielleicht nicht allein wird es leider nicht möglich sein, leider, denn diese Hilfe ift Broduktion die größte Aufmerksamkeit. Wir haben in den letzten Tagen wiederholt Marmrufe um cine Frage der Auffassung, sondern um eine Frage des laut werden lassen, die Diskussion über die Kohlennot auf Vertrauens. Staatskanzler Renner hat die Annähe. rung an die Best mächte vollzogen und unser die breitere Basis einer zuverlässigen Berichter­stattung über alle Momente zu stellen, die bei der Schicksalin ihre Hand gelegt. Von der Entente Beuthen, 24. Auguft. Die 32. Reichswehrbrigade meldet: Sub- katastrophalen Verschlechterung der Kohlenversorgung für und dem Bölkerbund wird es abhängen, ob Deutschösterreich lich Sodom- Lazid versuchten im Laufe der Nacht polnische Banden Industrie und Private zusammenwirken. Wir haben damit imstande sein wird, die ihm im Friedensvertrag als Bedin- die Grenze zu überschreiten. Sie wurden durch M.- G.- Feuer ver- lediglich erreicht, daß sich die Beitungen ebenfalls mit dieser gung auferlegte staatsrechtliche und wirtschaftliche Unab- trieben. hängigkeit aufrechtzuerhalten, ja überhaupt als Staat fort- Stellen auf unsere Feldwachen Angriffe burch polnische Banden. gen. Dabei haben wir finden müssen, daß das von uns Zwischen Birlentahl und Wohlon erfolgten an mehreren Frage vom Gefichtspunkt der Transportfrise aus beschäfti­zueristieren. Was die Idee der Donauföderation betrifft, Sierbei wurde ein Unteroffizier, der leicht verwundet wurde, heim- Gesagte allgemein bestätigt wird. Nur die Deutsche Bei­tüdisch ermordet. tung" benüßt unsere Darlegungen zu einem unverschämten gegen die hierzulande soviel schwere Bedenken bestehen, so Angriff gegen uns, ohne einen Beleg dafür zu bringen, daß ist es flar, daß zwischen ihr und der von Renner empfohle­unsere Saltung unrichtig ist. Sie muß im Gegenteil jelbst zugestehen, daß die Koblenkrise in erster Linie ein Bersagen der Transportmittel ist. Es ist uns gar nicht eingefallen, nunmehr einseitig den Spieß gegen das Eisenbahnmin.­sterium zu fehren. Wir haben uns lediglich pflichtgemäß gegen die allgemein irreführende Berichterstattung über die Lage auf dem deutschen Rohlenmarkt gewendet.

Sonst verlief die Nacht ruhig.

Eine weitere Meldung der 32. Neichswehrbrigade besagt:

nen Völkerbundspolitik keineswegs ein unmittelbarer oder In der Gegend füblich Goldmannsdorf Kreis Rybnit über notwendiger Zusammenhang besteht. Der Staatskanzler schritt eine polnische Patrouille regulärer Truppen die Grenzge. Sie hat in der gleichen Aeußerung, mit der er die Völkerbund- wurden vom Grenzschutz zurüdgetrieben. Dabei fiel ein Bole per politik als den richtunggebenden Gedanken unserer fünf- wundet in unsere Hand. Er gehört dem Grenzschutz Beuthen an, tigen auswärtigen Politik begründete, deutlich ausge. der aus oberschlesischen Ueberläufern gebildet wurde. sprochen, daß Dentschösterreich keine Nachbarschaftspolitik Neft gefäubert. Bei Hohenlohe- Hütte wurde ein dort verbliebenes Jnfurgenten zu treiben habe. Das Verhalten unserer Nachbarn, die sich zur Stunde wieder als unsere Widersacher erweisen, liefert Sonst verlief der Tag ruhig. für diesen Standpunkt Renners eine hinreichende Begrün­bung. Renner hat aber für diesen Standpunkt auch noch

einen anderen einleuchtenden Grund angegeben. Deutsch­österreich muß trachten, von allen Verwicklungen des neuen Balkans, der seine Grenzen weit nach Mitteleuropa vorge­schoben hat, fich freizuhalten.

Mit einem Wort: unsere fünftige Politik ist geleitet bom Vertrauen auf den Völkerbund, der die moralische Verpflichtung hat, unserem Volke das Leben zu ermöglichen.

Einigung zwischen Polen und Ukrainern. Der„ Gazeta Barzawska" zufolge wurde ein Vertrag zwischen Betljura und Polen auf folgender Grundlage abge­schlossen des Inhalts:

Die Regierung Petljuras erklärt för grundsäßliches Desinter­effement betreffe Oftgaliziens. Bolen und Ukraine verpflichten fich, mit vereinten Kräften gegen den. Bolschewismus zu kämpfen. Die polnische Regierung verspricht, daß sie ohne die Einwilligung Petljuras das von seinem Militär beseşte Gebiet nicht betritt. Schweren Herzens wird Staatskanzler Renner den Ent- Die Bedeutung dieses Abkommens, wenn es wirklich den schluß gefaßt haben, auf Angliederung an Deutschland zu ver- Frieden zwischen der Ukraine und Polen bedeutet, liegt darin, zichten. Nicht fein freier Wille, nicht der des österreichischen daß beide Staaten ihre militärischen Sträfte gegen Sowjet­Volkes ist die Abkehr vom großdeutschen Gedanken, die rußland freibekommen. So sehr dem russischen Volke aber auch Bajonette der Entente haben sie erzwungen. Clemenceau die Befreiung vom Nätejoch zu wünschen ist, Gutes haben sie kann zufrieden sein, Deutschösterreich muß sich unter das Joch weder von Bolen noch Ukrainern zu erwarten, der weiße der Friedensbringer" vom Versailles beugen, sonst lassen sie Schrecken wird den roten ablösen. es berhungern oder durch ihre schwarzen Kulturbringer" besetzen.

Tropolledem aber sind und bleiben die Desterreicher un­sere Brüder, fie sprechen deutsch, find deutsch und bleiben deutsch- trop Versailles! Und einst wird der Tag kommen, da sich Deutschösterreich und Deutschland die Hand reichen, der Tag, an dem das widernatürliche Weltgebäude der Bau­meister von Versailles zusammenbricht wie ein Kartenhaus. Es wankt und knistert schon an allen Enden! Friedrich

Naumann 1.

Am geftrigen Sonntag ist in Travemünde, wo er hoffte, Grho­lung und Kräftigung nach der aufreibenden politischen Tätigkeit der letzten Monate zu finden, Friedrich Naumann, einer der feinsten politischen Köpfe Deutschlands, gestorben. Die Deutsche Demokratische Partei, deren Vorsitzender und führender Abgeord­neter in der Nationalversammlung Naumann gewesen ist, verliert in ihm ihren besten Mann. Der Tod Noumanns ist jedoch nicht nur ein Verlust für die Demokratische Partei, sondern für das ganze politische Leben Deutschlands. Seine vornehme und fluge Art hat auch dem entschiedensten politischen Gegner stets Respekt Erzherzog

Josef ist gegangen. abgewonnen.

Wer die Artikel und die Bressenotizen der lezten Zeit, die sich mit der Kohlenkatastrophe beschäftigten, gelesen hat, der stand unter dem Banne des Einbruds, daß es sich hier ter handle, die ihre Pflicht gegenüber der Allgemeinheit ausschließlich um eine Schuld der Bergarbei. nicht erfüllen. Nirgends war ein Wort davon geschrieben, daß trop der schver gesunkenen Förderleistung im Kohlen­bergbau noch immer alltäglich mehr Kohlen produziert wer­ben als abtransportiert werden können. Vielmehr ist jeder Mensch in den Glauben versekt worden, auf den Gruben­werkplägen befinden sich nicht die geringsten Kohlenvorräte und die Bergarbeiter tun gar nichts, um die Massen ange­häufter leerer Eisenbahnwaggons und Frachtfähne mit Roblen füllen zu fönnen.

Dadurch ist der Kern der Rohenfrage verschleiert und

das zur Beseitigung der Kohlemmet zunächst erforderliche nicht ausgiebig besprochen worden.

Die amtlichen Stellen haben noch nichts getan, um unsere Darstellung der Kohlenmifere zu dementieren oder das Material vor die breiteste Oeffentlichkeit zu bringen, das zur richtigen Urteilsbildung notwendig ist, obwohl, wenn man sich höheren Orts nicht selbst einseitig auf die ver­minderte Förderleistung verrannt hat, alles Material zur sofortigen Veröffentlichung bereit Kegen müßte.

In Essen hat man sich sehr eingehend und ernst über die Maßnahmen unterhalten, durch die die Kohlenproduk­tion gesteigert werden fann. Die Borschläge, die von der Kommission dort gemacht worden sind, haben nirgends in der Deffentlichkeit Anfechtung erfahren. Aber gerade die Berichterstattung darüber hat den Ernst der Transportkrise verdunkelt und den Eindruck nur verstärkt, als wenn durch die verbesserte Förderleistung im Bergbau allein die Kohlen­not überwunden werden könnte. Dadurch ist die Aufmert­Erzherzog Josef hat aus der Ententenote, die wir in un­ferer Sonntagmorgennummer wiedergaben, die Konsequenzen Friedrich Naumann wurde am 25. März 1860 in Stormthal famfeit von dem deutschen Transportelend noch mehr abge­gezogen und fein Amt niedergelegt, mit ihm sein Ministerium. bei Leipzig als Sohn eines Geistlichen geboren. Er studierte Theo- lenkt worden. logie und wirkte später als Pfarrer in Sachsen und Frankfurt a. M. Die Deffentlichkeit hat Gelegenheit gehabt, über die Ueber die entscheidenden Stunden wird uns folgendes berichtet: Schon seit 1890 trat er mit Schriften der sozialen Frage hervor Bergarbeiter zu schimpfen; hat die Bergarbeiter verbittert Sonnabend nachmittag ist vom Präsidenten der Friedens- und begann die spätere nationalfoziale Gemeinde um und hat dabei die schwere Mitschuld unserer trostlosen Ver­fonferenz Clemenceau ein Telegramm hier eingetroffen, worin sich zu sammeln. Er hat zinen Ruf als Schriftsteller und glän- fehrsverhältnisse an dem Kohlenelend völlig übersehen.. mitgeteilt wird, daß die alliierten und assoziierten Mächte die zender Redner. Seit 1897 widmete er sich als freier Schriftsteller Daß wir im Winter den ernstesten Gefahren Veriveserschaft des föniglichen Prinzen Josef und die durch den in Schöneberg ausschließlich der politischen Arbeit. Er gründete durch die Koblennot entgegengehen, ist nunmehr allge­Bringen ernannte Regierung nicht anerkennen und erflären, die Silfe", die nationalsoziale Wochenschrift, die auch fort- meine Ueberzeugung geworden. Sekt handelt es sich dar­daß sie nicht geneigt sind, mit dieser Regierung über den Frieden bestand, nachdem der nationalsoziale Verein sich mit den übrigen um, alle Mittel anzurufen, die uns Erleichterung verschaffen zu verhandeln. Nach Einlaufen dieses Telegramms berief Mi- linfeliberalen Barteien zu der Fortschrittlichen Volkspartei zu können: Dabei kommt der Bergbau erst in zweiter nisterpräsident Friedrich sofort einen Ministerrat ein ,, zu dem auch sammengeschlossen hatte. 1907 wurde er für Heilbronn in den Brinz Josef erschien. Es wurden zwei wichtige Entschließungen getroffen, und zwar erstens, daß Brinz Josef infolge der Stel. Reichstag gewählt. Während des Krieges trat er lebhaft für die Linie. An Stelle der Diskussion über die Kohlenkatastrophe lungnahme der Entente feine Tätigkeit als abgeschlossen betrachtet Bildung eines mitteleuropäischen Wirtschaftsblodes muß die Transportfatastrophe in den Vorder­urd von der Berweierschaft zurücktritt und zweitens, daß auch die ein, ein Ziel, das mit dem Zusammenbruch des Krieges verschwand. grund des Gedankenaustausches gestellt werden. durch den Brinzen ernannte Regierung zurücktritt. Bei den Nationalwahlen im Januar 1919 wurde er für Berlin in Troßdem wir in den deutschen Eisenbahnwerkstätten Von dieser Entschließung machte der Ministerpräsident per- die Nationalversammlung gewählt. hindo nicht weniger Arbeiter beschäftigen als vor dem Kriege und sönlich der in Budapest weilenden Entente mission, mittels Funk­trogdem der deutsche Verkehr, gemessen an dem der Ber­spruch auch dem Präsidenten der Friedenskonferenz Clemenceau Zum Wiederaufbau Nordfrankreichs. Die deutsche Regierung friegszeit, wesentlich vermindert ist, werden die durch die Mitteilung Die Entente stellte zur Bildung der neuen Regierung hat bereits vor einiger Zeit der Friedens konferenz angeboten, ihr Auswirkungen des Krieges vermehrten Reparaturleistungen eine Frist von drei Tagen. jämtliche Dokumente bezüglich des in den verheerten Gebieten an­Hierauf fehrte Ministerpräsident Friedrich in den Minister- gerichteten Schadens vorzulegen. Die Kommission für Schaben nicht mehr aufgebracht. In den Eisenbahnwerkstätten wird rat zurück, wo der Minister des Aeußern Lovaszy im Namen der ersaz hat jetzt dieses Anerbieten Deutschlands angenommen. Deutsch- nicht mehr mit dem notwendigen Ernst gearbeitet. Und die Mitglieder des zurückgetretenen Stabinetts vom Prinzen Josef land wird also alle Informationen zu erteilen haben. Laut Frie- Ursache dazu ist der Mangel an Arbeitsluft. Sehr viele Abschied nahm. Der Ministerrat beschloß sodann, bis zur Non- densvertrag darf es sich aber nicht an den zu fassenden Beschlüssen Arbeiter haben unter dem an sich sympathischen System des stituierung der neuen Regierung die Geschäfte des Landes| beteiligen, Beitlohnes neben dem Recht auf Lohnforderung die ernste

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