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Nr. 447+36. Jahrgang

Groß- Berlin

Die Zwangswirtschaft ist ihnen unbequem.

Beilage des Vorwärts

feit, einen stärteren Petroleumbedarf zu decken. Und was den Breis des Petroleums anbetrifft, so fann auch er jetzt fich sehen

Dienstag, 2. September 1919

Einbruch beim Demobilmachungsamt.

In der Nacht zum Sonntag wurde das Demobilmachungsamt, laffen". Unter den sonstigen Abhilfevorschlägen, die gemacht werden das im Hause Hedemannstr. 7 große Räume inne hat, von Ein­ist sogar der, die Treppenbeleuchtung gänglich einbrechern heimgesucht. Sie erbrachen den Geldichrank im Kaffen­austellen. Gegen diefes berzweifelte Mittel, dessen Bedenklich lokal und beraubten ihn feines Inhaltes von rund 100000 M. feit auf der Hand liegt, müßten wir uns ganz entschieden aus Erst am gestrigen Montag früh, als die Angestellten in den Ge­Gestern fand in Berlin die Herbsttagung des Deutschen Kariprechen. Die Hauswirte allerdings würden wahrscheinlich sofort schäftsräumen erschienen, tam der Einbruch zur Kenntnis der Ver­toffel Großhändlerverbandes statt, die aus allen Ja jagen! In mehreren Znschriften wird darauf hingewiesen, daß waltung. Das Geld war am Sonnabend für die Gehaltezahlung Teilen des Reiches sehr zahlreich besucht war. Gegenstand der Ber - man in den Wohnvierteln der Wohlhabenden oft beobachten tönne, zum 1. September von der Bant geholt worden. Die Diebe müssen handlungen bildete vor allem eine Konferenz, die am 26. Auguft im wie bis tief in die Nacht hinein die Zimmer strahlend heli Savon Kenntnis gehabt haben und auch mit der Dertlichkeit sehr Reichs- Ernährungsministerium stattgefunden hat. Die Großstädte erleuchtet sind. Wir empfehlen dringend, solche Beobachtungen und Kommunalverbände haben sich dort für die Beibehaltung der unter genauer Angabe von Straße, Hausnummer und Stockwert genau vertraut gewesen sein. Von dem Einbruch haben die Wächter nichts wahrgenommen. Kartoffel- Zwangsbewirtschaftung ausgesprochen, während die Ver- an die Kohlenstelle Groß- Berlin( Linkstr. 25) zu berichten. Sie ist treter der Landwirtschaft und des Kartoffelgroßhandels die ent- verpflichtet, gegen derartige Lichtverschwendungen einzuschreiten. gegengesetzte Ansicht vertraten. Das Reichs- Ernährungs- Beachtung verdient der Vorschlag, möglichst überall die durch­ministerium hat sich auf den Standpunkt gestellt, daß die gehende Arbeitszeit einzuführen, wobei am Abend mindestens 3wangswirtschaft in in Kartoffeln beibehalten für die Großgeschäfte ein früherer Geschäftsschluß möglich würde.

werden müsse. In der Versammlung wurde bemgegenüber be­hauptet, daß unter diesen Umständen eine Regelung der Kartoffel versorgung nur unter den größten Schwierigkeiten, vielleicht über­haupt nicht, möglich sein würde.

Sie lautet:

Nicht öffnen, bevor der Zug hält! Durch vorzeitiges Deffnen der Eisenbahnabteiltüren find neuer­dings wieder eine Reihe von Unfällen leichterer und schwererer Art verursacht worden. Unter anderm wurde erst vor wenigen Zur Berstadtlichung der Groß- Berliner Milchversorgung von einer zu früb geöffneten Tür getroffen, daß er besinnungslos Tagen auf dem Bahnhofe Steglig der Fahrdienstleiter so schwer wird jetzt entgegen einer früheren Meldung mitgeteilt, daß die in den Dienstraum geschafft werden mußte. Alle diese Unfälle find Interessengemeinschaft märtiser Milchprodu- auf die Gebantenlosigkeit und Rücksichtsloiigteit enten feineswegs in den Besitz der Fettstelle Groß- Berlin über- der Reifenden zurückzuführen, die schon vor der Einfahrt des Zuges gegangen ist. Die Arbeiter und Angestellten der Gesellschaft hatten in den Bahnhof die Abteiltür öffnen und sie weit aufschlagen lassen die Annahme des Tarifvertrages und ein Weiterarbeiten nur dann Soviel wir wissen, ist dieser gefährliche Unfug auch dann, wenn er in Aussicht gestellt, wenn die Fettstelle Groß- Berlin der Meierei ohne schlimme Folgen abläuft, mit einer von der Eisenbahnbehörde der Gesellschaft ein ausreichendes Milchquantum auf die Dauer festzusezenden Strafe bedroht. weds Aufrechterhaltung des Betriebes zufichern würde. Eine solche Busicherung ist von der Fettstelle Groß- Berlin abgelehnt worden. Sie erklärt vielmehr, eine Zusammenlegung der Betriebe vor nehmen zu müssen. Aus diesem Grunde wird der Meierei betrieb der Interessengemeinschaft märkiicher Milchproduzenten jabenfalls in allernächster Zeit still gelegt werden. Die Ge sellschaft als solche bleibt jedoch selbständig bestehen. Sie will, wie gemeldet, auch ferner die Interessen der nach Berlin liefernden Landwirte auf das fräftigste zu wahren und zu fördern suchen." Das soll wohl heißen: fie will die Verstadtlichung der Groß­Berliner Milchversorgung nach Kräften zu hintertreiben suchen.

Ein Opfer der Spielflubs scheint der fürzlich verhaftete Depo­fitentaffenvorsteher der Deutschen Bant, Juwig, zu sein, der vor einiger Zeit wegen Unterschlagung von 300000 M. ber= haftet wurde. Wie sich im Laufe der geführten Boruntersuchung herausgestellt hat, war J. eifriger Besucher eines Spielflubs, der fich, um nicht aufzufallen, ein Theatermäntelchen umgehängt hatte. Hier soll J. Summen, die in die Hunderttausend geben, beim Bac" veripielt haben. Außerdem hat er bei einem bekannten Buchmacher viele Taufende bei Pferderennen verwettet.

Die Berliner Städtischen Straßenbahnen erhöhen von heute ab ihren Fahrpreis ebenso wie die Große Berliner Straßenbahn auf 20 Pf. für die Einzelfahrt.

Sekretariat für militärische Angelegenheiten, S. 68, Linden­straße 3, 2. Sof lints, 4 Tr. rechts. Die juristische Sprechstunde findet von jest ab jeden Mittwoch abends 6-7 Uhr statt. Sport und Körperpflege, Dienstag, 2. September, 18 Uhr, in Charlotten Oeffentliche Sportversammlung, einberufen vom Drtsausschuß für burg, Rofinenftr. 3. Referent: Genoffe Bildung Leipzig, Borfizender der Bentralstelle für Sport und Körperpflege.

Apollo Theater. Für das September- Brogramm hat die Direktion den Weltmeister Erich Rahn verpflichtet, der öffentlich zeigen wird, wie im Jiu- Jitsu- Stamps selbst der beste Ringtämpfer fofort unschädlich zu machen ift. Außerdem fommt wieder ein außergewöhnlich reichhaltiges Barieté­Brogramm zur Vorführung.

Nach längerer Aussprache wurde eine Entschließung angenom men, die mit Angriffen gegen die Zwangswirtschaft nicht fargt. " Die Versammlung erklärt, daß die weitere Fortehung der Kartoffel- Zwangswirtschaft vom fachmännischen Standpunkt aus in jeder Weise zu verwerfen ist. Durch die Mißwirtschaft der Reichs­fartoffelstelle find die vom Auslande eingeführten Kartoffeln dem deutschen Volke getvissermaßen ungeheuer verteuert worden. Ferner haben sämtliche Großstädte, z. B. Köln, Frankfurt a. M. usw. bet der Kartoffelversorgung sehr große Verluste erlitten, die von der Allgemeinheit wieder gebedt werden müssen. Die Kartoffel- Zwangs wirtschaft hat sich hierbei um so nachteiliger bemerkbar gemacht, als die Qualität der Kartoffeln gegenüber dem freien Handel be­deutend schlechter geworden ist. Angesichts der jeßigen Verkehre not ist die Kartoffel- Zwangswirtschaft für die gesamte Volkswirt schaft um jo gefährlicher, als die Reichs- Kartoffelftelle nicht in der Lage ist, den Eisenbahnwagenpark so vorteilhaft zu verwenden, wie es der freie Handel vermag. Aus diesen Gründen wird die 3wangswirtschaft für Startoffeln vom deutschen Volk immer Geständnis des Spandauer Raubmörders. mehr als lästige Feifel empfunden und daher im größeren Um­Wegen des Raubmordes an dem Arbeiter Lemm auf der fange durch Selbsthilfe übertreten. Eine besonders um- Chauffee zwischen Spandau und Bausin wurden, wie wir gestern fangreiche Durchbrechung steht aber in diesem Herbst bevor, indem berichteten, von der Berliner Kriminalpolizei zwei Polen fotvohl die Erzeuger als auch die Verbraucher offen erkennen lassen, namens Rojalsti und Suwaler unter dem dringenden Ber daß sie sich nicht mehr an die behördlichen Bestimmungen fehren bacht der Täterschaft bzw. Mitwisserschaft verhaftet. Beide leug­wollen. Da die Kartoffelernte in diesem Jahr überaus reichlich neten trotz des herbeigeschafften Belastungsmaterials hartnädig, sein dürfte, so fieht sich der deutsche Kartoffelgroßhandel genötigt mit dem Verbrechen etwas zu tun gehabt zu haben oder etwas davon zu fordern, daß die Zwangsmaßnahmen für Kartoffeln bis zum zu wissen. Gestern abend nahmen nun Beamte des Kriminalober­15. Dezember aufgehoben werden. Sollte diesem Ber - wachtmeisters Lehmann, der auch die Aufklärung der von dem langen nicht entsprochen werden, jo ist nach Ansicht der Versamm Schloffer Schumann verübten Maffenverbrechen leitete, den mut­lung angesichts der ganzen Sachlage fein anderer Ausweg mehr maßlichen Täter, den angeblichen to falsi", in ein eingehendes möglich, als ein Zusammenbruch der Kartoffelawang 3- Verhör, das dahin führte, daß diefer das Verbrechen einge­wirtschaft von innen heraus, so daß die Tätigkeit des stand. Er gab auch zu, daß er nicht Rosalsti heiße, sondern sich Die Amtsvorsteherwahlen im Kreis Niederbarnim , die der freien Handels von selbst wieder Plat greifen muß. Der deutsche einen falschen Namen beigelegt habe und in Wirklichkeit der am Kreistag vollzogen hat, brachten folgendes Ergebnis. Gewählt Kartoffelgroßhandel ist angesichts einer solchen Entwicklung nicht 17. Juli 1896 aus Brzejste gebürtige Arbeiter Josef Babut sei. wurden aus der Sozialdemokratischen Partei 26 mehr in der Lage, die Firmen, welche sich in Zukunft an einem Die Tat schildert er so, als ob es sich nicht um einen geplanten Amtsvorsteher und 22 Stellvertreter, aus der Unabhängigen folchen Verkehr beteiligen, für unehrbar anzusehen, zumal die jetzt Raubmord handle, sondern um einen Streit, in dessen Verlauf Sozialdemokratischen Partei 4 Amtsvorsteher und 7 Stellvertreter, an dem Bewirtschaftssystem beteiligten Berfonen zum allergrößten er Lemm erschossen habe. Er will auf der Landstraße gegangen aus den Bürgerlichen 12 Amtsvorsteher und 14 Stellvertreter. Teil teine Fachleute sind und die Zwangswirtschaft nur deshalb sein, um sich in einem Dorf Arbeit zu suchen. Hinter ihm sei dann fortzusehen wünschen, weil damit für sie einträgliche Pfründen ber. Bemm mit dem Rade gekommen. Dieser habe geflingelt und darauf- Stadt. Der Magistrat hat beschlossen, eine Million zum Ankauf von Charlottenburg . Brennholz- und Torfbeschaffung durch die tnüpft find, die fte so lange als möglich beibehalten möchten." hin sei er nach links ausgebogen. Aber auch der Radfahrer sei zur Das müssen wir sagen: ein starkes Stüd ist die Entschließung gleichen Zeit nach lints gefahren, und so sei er mit ihm zusammen- Brennholz und Torf aus städtischen Mitteln zur Verfügung zu mit ihrem Sinweis auf die Selbsthilfe durch Uebertretung der gestoßen. Lemm jei vom Rade gesprungen und habe sich mit den stellen. Zwangswirtschaft und auf den Ausweg ihres Busammenbruchs von Worten:" Verfluchter Lump, warum gehst Du nicht aus dem Neukölln. Gegen den Schuhwarenwucher. Die Aufbebung der innen heraus", den man offenbar her beizuführen wünscht! Wege?" auf ihn gestürzt. Nun sei er erregt geworden, habe die Bwangsbewirtschaftung der Häute hat rasch zu einer Steigerung Bistole gezogen und als Bemm versuchte, sie ihm zu entreißen, jie bes Nohlederpreises geführt, die stellenweise das zebnfache über Wie kommen wir um die Gassperre herum? abgebrüdt. Diefer sei dann zusammengebrochen, und jetzt erit fe fteigt. Durch diese envrme Steigerung werden natürlich auch die er auf den Gedinten gefommen, ihn zu berauben. In Wirklichkeit Fertigfabrikate aus Leder, insbesondere die Stiefel, arg betroffen. Milderung der Gassperre wird in vielen Buschriften aus un aber handelt es sich zweifellos um ein wohl vorbereitetes Dem Leberwucher energiich entgegenzutreten, ist Pflicht der Be serem Beserkreise verlangt. Die Leftüre all' diefer lagebriefe Verbrechen. Denn Lemm ist durch zwei Schüsse getötet wor- hörden. In dem Bestreben, dieser unverantwortlichen Preistreiberei fönnte den Kohlenverband Groß- Berlin darüber belebren, wie hart den, auch ist kaum anzunehmen, daß sich dieser mit den von Babut Einhalt zu gebieten, hat der Magistrat Neukölln einen großen die neue Beschränkung des Gasverbrauches in die Hauswirtschaft wiedergegebenen Worten auf den harmlosen Spaziergänger gestürzt Bosten gute Kinderstiefel aus reinem Leder auf und in das Familienleben der Minderbemittelten eingreift. Immer hat. Die Uhr des Ermordeten hat der Täter schon eine halbe getauft, die aus Heeresbeständen angefertigt worden sind. Sie wieder wird von den Brieffchreibern die Frage aufgeworfen, ob Stunde später für 12 Mart verkauft. Das Rad zerlegte er in ver werden in der Bekleidungsstelle Bergitr. 29 an jedermann ab und wie wir um die Gassperre berumfommen fönnten, aber feiner schiedene Teile, die er im Spandauer Forst vergrub. Erst zehn gegeben, au Preisen, bei denen der Verdienst wegfält und nur die weig eine befriedigende Antwort. Einer regt an, den Gas- Tage später hat er sie mit Suwaler wieder ausgegraben und zu Untosten des Ankaufs darauf geschlagen werden. Der Bevölkerung verbrauch dadurch herabzudrüden, daß man mehr Petroleum fammengefeht und dann das Rad nach Berlin gebracht, wo sie es wird empfohlen, von diesem günstigen Angebot Gebrauch zu machen. heranichafft. Gewiß, der Wunsch nach der Rüdfehr zur für 195 Mart einem noch nicht ermittelten Manne verkauften. Er alten Betroleumlampe wird jetzt lebhafter als je fein. Schon die wird gebeten, sich umgehend zu melden. Suwaler leugnet noch, Lichtenberg . Stadtverordnetenversammlung. Zunächst wurde wiederholte Erhöhung des Gaspreises muß vielen Gasabnehmern von der Herkunft des Rades und dem Verbrechen etwas gewußt zu die Einführung von neueintretenden Stadtverordneten borgenom diesen Ausweg nabe legen. Doch zurzeit fehlt jede Möglich- haben. men, unter denen sich auch Genosse A HI befindet. Darauf gelangte

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Erleuchtung. 44, as

Roman von Henri Barbusje. Berbeutscht von May Hochdorf.

Die dichte Nacht hat sich überall ausgebreitet. Meine Hände werden von dem schwarzen Blut gebadet. Regen fällt auf meinen Nacken und auf meine Wangen. Auch der Regen ist schwarz, blutschwarz.

Das Gefolge der Todeswolken, die filbern eingerahmt Das Gefolge der Todeswolken, die filbern eingerahmt sind, schwebt noch einmal vorüber. Ein Mondesstrahl ber­filbert noch einmal den Schlamm, der von den Soldaten ber­niederrieselt, der Mond breitet Todesschweißtücher über die niederrieselt, der Mond breitet Todesschweißtücher über die Menschen, die dort hingeftredt liegen. Blöglich huscht ein Klagegeheul von irgendwo über die

Ebene:

Bu Hilfe! Bu Hilfe!"

Was, sie wollen uns nicht holen kommen?" Menschen regen sich sehr sachte. Ihre Bewegung ist nur wie das Wiegen auf dem Meeresgrunde.

Dann ist das spizige Gesicht meines Feindes zurüdge­sunken und verschlungen worden von. diesem Getrümmere all der rumorenden Menschen. Der Kopf des Feindes ruht Sekt auf der Erde, die noch aufständisch und lau ist, auf die fich aber schon der falte Tod niederhockt, und schon rüstet sich der mächtige und starte Beutegeier, mit seiner Fracht davon zufliegen.

Das Pferd blutet unaufhörlich. Das Blut tröpfelt Tropfen auf Tropfen mit der Regelmäßigkeit einer Uhr. Als wenn durch den Leib dieses Tieres alles Blut und alles Leid der Verwundeten strömen sollte, das in diese Erdschollen hineinfidert, so ist es. Ach, es scheint, daß die Wahrheit nach allen Richtungen weiter ausstrahlt als man es glauben möchte. Man neigt sich dem Leiden zu, das die Tiere an­fällt, denn die Tiere allein versteht man vollkommen. Aber die Menschen, die Menschen!

Neberall ist die Erde zerfekt und zerfasert. Die Erde stemmt sich mächtig aufgemauert in den Horizont hinein, über den es bald blau und schwarz und dann wieder rot und schwärzlich hinblitt.

15. Rapitel. Erscheinung.

Ich liege noch immer auf dem gleichen Flecken. Ich öffne die Augen. Habe ich geschlafen? Ich weiß es nicht. Es herrscht ein ruhiges Licht. Es ist Morgen oder Abend. Nur meine Arme fönnen sich zitternd bewegen. Ich bin in den Boden eingewurzelt wie ein gekrümmtes Gesträuch. ft meine Wunde schuld daran? Ja, es ist die Wunde, die mich an den Erdboden anheftet.

In der Ferne hallt der Himmel noch immer wieder. Und jeder dunkle Schlag pact mich an den Schultern. In der Nähe schlagen die Granaten noch immer mit ihrem dumpfen Ge­poltere ein. Ich sehe sie nicht, ich sehe nur den gelblichen Widerschein, den ihr Aufplaten verbreitet, und ich sehe auch nur den jähen Schatten, der von ihrem schmutzigen Gewölt ausgeworfen wird. Und andere Schatten kommen und ver schwinden und friechen ringsherum am Boden. Dann ver­Schreie, die so wild find, daß sie mir deutlich und mit aller nehme ich in der Luft ein Flügelrauschen und Gefnattere und Wucht den Kopf durchbohren. Wucht den Kopf durchbohren.

Endlich kann ich das Geficht aufheben. Die feuchten Wellen, die durch den Raum schwimmen, überschwemmen meine Augen. In der fotigen Fahlheit, die alles durchein­andermischt, und in dem brodelnden Pfützenwasser, das un- Der Tod hat noch nicht überall vollkommen seine Macht endlich schmutzig ist, bemerke ich Schulterblätter, die wie entfaltet. Einige Menschenpünktlein, einige Menschengesicht­Nebelfezen aussehen und unbestimmte Ellbogenwölbungen lein widerstehen noch. Sie regen sich noch, und sie schreien und ein Gefajere von Händen. Ich entdeckte den unbeweglichen noch. Sicher geschieht es, weil eben der neue Tag aufgeht. Kreis, von dem ich eingesperrt werde. Gesichter schleppen sich Dann fegt der Wind mit einer dumpfen Fanfare durch das am Erdboden hin. Sie sind schmuzig wie schmutzige Füße Weltall . Wohl haben all die Menschen die eisig nagenden oder gegen den niederfallenden Regen hingestreckt, und auf Stunden überstehen müffen, aber es brennt noch in manchen den Gesichtern stehen, wie in geringen Gefäßen, Tränen- bon ihnen der unsichtbare Brand des Fiebers. Trotzdem fleden. schrumpfen sie ein in dem Froste, die Starrheit der Dinge teilt sich ihrem Wesen mit, und der Wind, der borüberstreift, fann nur noch ein geringes Leben davontragen.

Ein Mensch wendet sich zur Seite, er rückt ganz nahe an mich heran, und er betrachtet mich mit trübfeligem Blicke. Wie ein Tier taucht er aus dem Haufen heraus. Die Haare fallen ihm wie Nägel in die Stirn. Die Nase ist ein drei- Lose hängen die Blide nur noch in den Augen. Schon sind Abgewekt und verwaschen sind die Stimmen nur noch. eciges Roch, aus der ein wenig weißlicher Menschenmarmor die Bunden ausgetrocknet, schon find fie nicht mehr vorhanden. herausragt. Der Mensch hat keine Rippen mehr, und die Was blutet, das sind nur noch die Steine, das ist nur noch beiden Bahnreihen flaffen auf wie die Buchstaben in einem das Erdreich. Da blide ich um mich. Und es liegen neben Buche. Die hellen Wangen find von einem bärtigen Schimmel mir Tote, deren Rörper aufgerissen sind, die Körper sind eingerahmt. Dieser Menschenleib ist nur noch Schmutz und noch lauwarm und sie rauchen noch. Sie liegen unter der Stein. Dieses Gesicht, das dort vor dem meinigen liegt, Riefelung des Morgendämmerns wie die Trümmer eines ähnelt nur noch einer blinden Spiegelhöhlung. Dorfes, über dem noch die Finsternis lagert. Ich blicke all dem zu, diesem todesfernen Atemholen der Toten. Schon schwirren die Raben über das entblößte Fleisch, sie schlagen mit ihren Flügelbannern, und sie lärmen mit ihrem Kriegs­gefchrei. Ich sehe einen Raben, der sich aus der schwärzlichen Verwesung eines Fußes glänzende Rubinen herauspickt, und ich sehe einen anderen, der sich stürmisch auf einen Mund stürzt, als wenn der Mund ihn gerufen hätte. Mandimal macht ein Toter eine Bewegung, als wenn er sich noch tiefer in die Erde hineinwälzen wollte. Von diesen Toten wird teine andere Grabesipur übrig bleiben als von dem Tod der Tezten Menschen übrig bleiben kann. ( Forts. folgt.)

Die ganze Erde wird von den Soldatenmänteln zuge­deckt, die schwärzlich und wasserschwer herumliegen. Ich suche, id, fuche

Ich stübe mich auf irgend etwas, und ein Schauer geht von diesem Etwas auf mich über. Mein Ellbogen bohrt sich in dieses Etwas hinein. Es ist der Leib des Pferdes. Das erstarrte Bein versperrt den engen Kreis, aus dem mein Auge sich nicht loslösen kann. Ach, das Pferd ist iegt tot? Es bedünkt mich, daß es jetzt ganz leer in mir geworden ist, und doch regt sich etwas in meinem Herzen. Das, was ich fuche, ist das Leben.