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ttte&i gehallen iöerden forme, erklärte fttfi die lettische R e- gierung bereit, allen deutschen   Soldaten, die noch weiter für den Schutz des Landes kämpfen würden, das Einbürgerungsrecht zu verleihen. Die sofort aufgenommenen Verhandlungen führten am 29. Dezember zu einem Vertrage, der dies Zugeständnis der lettischen Re- gierung feschielt. Der Vertrags ist von mir und von den Mint- stern Ullmann, Walter und Salith unterschrieben und jetzt oer- öffentlicht worden. Ich dachte nicht, daß er jemals eme be­sondere Bedeutung erlangen würde, denn ich mußte nach allem. was ich an den wenigen Tagen meines Berliner   Aufenthalts gesehen hatte, daran zweifeln, daß aus Deutschland   Hilfe für daS Baltikum zu erwarten sei. In. der Nacht vom 2. zum 3. Januar verließen die letzten deutschen   Soldaten das an einigen Stellen bren­nende Riga   und am nächsten Morgen trabte die bolsche- wistische Vorhut in die Stadt. Ich ging mit der lettischen Re­gierung zunächst nach Mitau   und einige Tage darauf, nachdem sich herausstellte, daß wir auch Mitau   nicht würden halten können, am 8. Januar, nach L i b a u. Wiederum bedrängten mich Deutschs   und Letten, Konservative, Demokraten und Sozi.alrsten, noch einmal einen Versuch bei der Reichs- regietung zu unternehmen und Hilfe für Lettland   heranzu- schaffen. Jetzt war die lettische Regierung sogar bereit, ernsthaft über die Ansiedlung deutscher Soldaten mit mir zu verhandeln. Diese Verhandlungen fanden in Mitau   statt, haben aber nie zu einem Ergebnis geführt. Ich fuhr noch einmal zur Berliner   Regierung, und man- riet mir, Freiwillige zu werben, die dann von der Reichsregierung ausgerüstet und gelöhnt werden sollten. Auf dieser Reise begleitete mich der lettische Sozialist Dr. M e n d e, der mit mir zusammen die Regierung um Unter- stützung durch Truppen bat. Ich richtete dieAnwerbe- st e l l e B a l t e n l a n d" ein, die im Einvernehmen mit dem Kriegsministerium arbeitete und nach einigen Wochen die ersten Freiwilligen nach Kurland   senden konnte. Die Anwerbestelle hatte von mir die strikteste Weisung, den Truppen k e i n e V e r- sprechungen zu machen, die nicht gehalten werden konnten. Man bedrängte mich wiederholt, in den Werbe- aufrufen die spätere Ansiedlung in Kurland  i 1 Aussicht zu stellen. Ich habe olle solche Anträge a b- gelehnt und immer wieder gesagt, daß man den Truppen nur das in Aussicht stellen dürfe, was vertraglich vereinbart sei. Me würden sicherlich von der lettländischen Regierung das Bürgerrecht erhalten und damit auch, wie jeder andere Bürger, das Recht, Land zu erwerben; aber eine Landzuweisung dürfe inan ihnen nicht versprechen, denn die lettländische Regierung habe sich dazu noch nicht bereiterklärt. Die einzelnen Anwerbestellen und noch mehr die einzelnen Werber haben sich nicht streng an diese Anweisung gehalten; verschiedentlich ist den Truppen die Ansiedlung versprochen worden. Da man nicht jeden Werber dauernd beaufsichtigen konnte, war das nicht zu verhindern. Ich hielt es übrigens nicht für ausgeschlossen, daß die lettländische Re- gierung auch in diesem Punkte zu einem Entgegenkommen bereit sein würde, wenn sie erst einmal einen tatsachlichen Er- folg sähe. Die Erfolge kamen. Libau  , das Ende Januar auf das Aeußerste gefährdet erschien, konnte gehalten werden. Von hier aus ging dann die Befreiung Kurlands  u n d L i t a u e n s vor sich. Ich habe seit Ende J"vmr die Entwicklung der Dinge im Baltenlande nur noch aus ziem- licher Entfernung verfolgen können. Nach meiner Ernennung zum Reichskommissar für den Osten fand ich keine Zeit mehr. mit der lettischen Regierung persönlich zu verhandeln. ES ist möglich, daß es mir gelungen wäre, daS bis dahin leidv liche Verhältnis mit ihr aufrecht zu erhalten. Die Entwick- lung nahm leider einen anderen Lauf. Für uns wurde die anfänglich als Hilfe für Lettland   eingeleitete militärische Aktion im Baltenlande mehr und mehr eine für den Schutz unserer eigenen Grenze notwendige Maßnahme. Als solche habe ich sie nachher in der Hauptsache angesehen; Die Gründe für die Verschlechterung unseres Verhältnisses zur lettländischen Regie-
r u n g liegen noch nicht klar. Deutschenfreunde waren die Letten nie, aber immerhin habe ich, solange ich persönlich mit ihnen verkehrte, stets den Eindurck gehabt, daß mit ihnen ein friedliches Nebeneinanderwohnen möglich sein würde. Ich habe mich sehr viel darum bemüht, Deutsche   und Letten miteinander auszusöhnen und zu gemsinsamer Arbeit zu bewegen. Unter dem Drucke der großen Not war daS vorüber gehend gelungen. Als aber Kurland   wieder frei war, fing auch der alte Hader wieder an. Der deutsch  -let- tische Gegensatz ist überhaupt nicht mit wenigen War ten zu erklären, er ist selbstverständlich durch die sozialen Verhältnisse mit verschuldet. An der gegenwärtigen Zuspitzung haben die Ententekommissionen sicherlich eine große Schuld. Es kommt mir hier nur darauf an, einmal darzustellen, wie die neue Front im Baltenlande überhaupt entstanden ist und was es mit dem Vertragsbuch der Letten auf sich hat. Unsere Soldaten fühlen sich mit Recht betro- gen. Daß auch die lettische Regierung Gründe für ihren Vertragsbruch vorbringen kann, ist mir bekannt. Sie wur zeln in dem uns aufgezwungenen Friedensvertrag. Aber dieses Machtgebot der Entente kann aus dem Recht der beut schen Soldaten niemals ein Unrecht machchi. Wir haben lei­der keine anwendbaren Machtmittel, um die. Anerkennung des Vertrages durchzusetzen. Es wäre ein großes Unheil. wenn die betrogenen Soldaten ihre militärische Macht einsetzen würden, um sich ihr Recht zu erzwingen. Sie müssen jetzt aus Lettland   heraus. Das deutsche Interesse verlangt jetzt die schleunig st e Zurück- ziehung auch des letzten deutschen   Soldaten von fremdem Boden.
Offiziöse Fälschung. In der vorstehenden Darlegung hat Genosse W i n n i g ausdrücklich betont, daß ein Siedlungsvertrag mit der lettischen Regierung nicht abgeschlossen worden ist, daß die deutschen   Soldaten daher kein Recht auf Siedlung von den Letten beanspruchen können. Genau dasselbe hat der deutsche Außenmini st er Genosse Hermann Müller   in seiner von uns schon ange- zogenen Weimarer   Rede erwähnt. Gleichwohl wird dem jetzr veröffentlichten E i n b ü r g e- r n n g s vertrag siehe das letzte Abendblatt desVor- wärts" von offiziöser Seite die Bemerkung eingefügt, daß nach diesem Vertragdie deutschen   Kurlandkämpfer das lettische Bürgerrecht und damit das Recht auf Sied- lung erworben haben". Das Recht auf Einbürgerung wird also mit dieser Einschiebung dem Recht auf Siedlung gleichgestellt. Der offiziöse Kommentator des Vertrags macht sich des- selben Vergehens schuldig, das Winnig den einzelnen Werbern vorwerfen muß. Was bei den letzteren schließlich noch erklär- lich, wenn auch nicht entschuldbar erscheint, wird in der offiziösen Leistung zu einem Skandal. Damit wird abermals der Beweis geliefert, daß die untergebenen Stellen ganz offen die Politik der leitenden Zentralbehörden durchkreuzen, eine Politik auf eigene Faust betreiben, die der Politik der Leitung entgegengesetzt ist. Da ist es allerdings kein Wunder, wenn der klettische Knoten sich nicht lösen will. «» * Die Stellung der Regierung. Im Reichskabinett ist erneut die Lage iu Aurlund be­sprochen worden. Das Ergebnis der Erörterungen ist folgendes. Es bleibt bei dem Beschluß betreffend schlruuige RS«- mung Kurlands  .' Den Osttrnppe» können andere Zufiche- runge» als dei> Soldaten der Reichswehr nicht gemacht werken. Die von den Truppen im Baltilnm aufgestellten Forderungen find zum größte» Teil unerfüllbar. Bon Offizieren wie Mannschaften ist unbedingter Gehorsam gegenüber den Befehlen der Reichs- regierung zn fordern. Ein Beharren in der Auflehnung würde
de« Mbrnch der Lerbindimg, das heißt Sperrung d c r L Z h> » u u g und der Berstegung zur Folge habe», sowie strafrechtliche Irr- folgung der Schuldigen. /lrbeitsbesthaffung für Sie Kriegs- gefangenen. Die lang ersehnte Rückkehr unserer Kriegsgefangenen hat dem Reichsarbeilsministerium Veranlassung gegeben, die seinerzeit vom DemobilmachungsMinisterium erlassenen Be- stimmungen über die Einstellung, Entlassung und Entlohnung der gewerblichen� Arbeiter und der AngestMen einer durch die Zeitverhältnisse bedingten Nachprüfung zu unterziehen. Die genannten Verordnungen des Temobilmachungsministe- riums vom 4. und 24. Januar 1919 werden außer Kraft ge- setzt und an ihre Stelle tritt eine einheitliche neue V e r o r d- nung des Reichsarbeitsministers über die Einstellung und Entlassung von Arbeitern und Angestellten während der Zeit der wirtschaftlichen Demobilmachung vom 3. September 1919, die im Reichs- Gesetzbl. S. 1499 veröffentlicht ist. Das Ziel der neuen Verordnung geht auch hier wieder dahin, den Kriegsgefangenen denWiederaufbauihrer wirtschaftlichen Existenzzu erleichtern, indem der Gesetzgeber den Arbeitgebern die Verpflichtung auferlegt, die früher von ihnen beschäftigten Kriegsgefangenen wiedereinzustellen. Grundsätzlich und in erster Linle kann der Kriegsgefangene das Einstellungsverlangen an oen Arbeitgeber richten, der ihn beim Ausbruch des Kriege? be- schäftigte; doch sind in den neuen Vorschriften auch andere Möglichkeiten vorgesehen. Dießieuen Vorpchriften machen keinen Unterschied zwischen gewerblichen und sonstigen Arbeitern, z. B. in der Landwirt- oft, sie sind auch nicht auf eine bestimmte Betriebsgröße be- ränkt. Bei besonders ungünstigen Verhältnissen des Ar­beitgebers, die eine Wiedereinstellung verbieten, steht im Streitfalle die Entsche'dung über die Einstellung dem Schlichtungsausschuß und Demobilmach u na s- k o m m i s s a r zu. Die Frist für die Meldung beim Arbett- geber ist für die Kriegsgefangenen und Aivilinternierten auf 6 Wochen festgesetzt worden. Die Kriefflgefongenen können sich also zunächst der Ruhe und Erholung hingeben, ehe sie sich bei ihren alten Arbeitgebern zur Aufnahme der Arbeit zu melden brauchen. Abgesehen von den Sondervorschriften für die Kriegs- gefangenen enthält die neue Verordnung allgemeine grund- legende Vorschriften über die Entlassung aller be- schäftigten Arbeiter und Angestellten, über das Verfahren bei Arbeitsstreitigkeiten und dergleichen, die wohl als Uebergangsvorschriften zu dem Betriebsratsgesetz, das der verfassungaebenden Nationalversammlung   zurzeit vorliegt, anzusehen sind. -Der Verlag von Carl Heymann. Berlin  . Mauerstr. 43/44, wird Erläuterungen zu der neuen Verordnung herausgeben.
Er hat'S nicht so gemeint. Wir zitierten in der gestrigen Morgennummer einen Artikel d:rFreiheit", der da« bezeichnende Geständnis enthielt, daß ganz Rußland sich in einem ähnlichen Zustand befindet, wie der vom Krieg verheerte Gebietsteil von Frankreich  . Der Verfasser d«S Artikels, Georg Engelbert Graf, ist begreiflicherweise sehr mißmutig darüber, uns solches Material geliefert zu haben und betont in einer längeren Zuschrift an uns, oaß er die Sache so nicht gemeint habe. Die Zerrüttung des russi- schen Wirtschaftslebens und Verkehr« habe bereits vor der Revo- lution bestanden und beruhe auf der zaristischen Mißwirtschaft und dem Krieg.   ES ließe sich sehr wohl mit Graf darüber streiten. ob die russische Zerrüttung im Jahre 1317 auch nur an- nähernd den Grad erreicht hatte, den sie heute hat. Jeden- falls sollte doch aber der Bolschewismus, der nun schon zwei volle Jahre Rußland   regiert, das Mittel sein, um das Land wieder in die Höh« zu bringen. Wenn aber selbst der Unabbängig« Gras der Ansicht ist. daß ganz Rußland   heut« noch sich in dem Zustand befindet wie der vom Kriege verwüstete Teil Frankreichs  , so hat er der ausbauenden Kraft des Bolschewismus damit das Urteil gesprochen, wenn er auch dieses Ziel bei seinen Ausführungen nicht im Auge hatte.
Luöenüorffs letzter Sieg. Ludendorff  , im Deutschen Reich nicht mehr mit schöner Bewun. derung angeblickt, gewinnt dafür im Ausland immer mehr an Schätzung. Ein so lange zur Entente geneigt-S und den Deutschen  kühl gegenüberstehendes Blatt wie die Kopenhagener.Politiken" hat sich dieser Tage bewundernd für Ludendorff ausgesprochen. Ja- wohl, bewundernd! Und bei keinem anderen Anlasse als beim Er- scheinen der dänischen Auflage seines Kriegsbuche«. Es ist der erste unbestreitbare Sieg, den Ludendorff in Dänemark   errungen hat. noch dazu ein Sieg ohne Opfer. Der Redakteur, der Ludendorffs Loblieb singt, mußte das Buch nicht einmal lesen. Und begann doch von ihm zu schwärmen:.Ludendorffs Worte", so las man dieser Tage in.Politiken",.bedeutet einen Rekord im Weltbuchhandel. Ludendorff  , der ein Mann von außerordentlicher GeichäftSgewandtheit ist. hat selbst alle Kontrakte aufgesetzt und mit Hilfe von Dolmetschern mit den Vertretern der Ententebuchhändler verhandelt. Sine« der Länder. daS am meisten für da» Manuskript bezahlte, ist Japan  . Die Buchhändler find all- gemein der Ansicht, daß Ludendo�ff für die erste Auflag« einen Reingewinn von einer Million Dollar(20 Millio­nen Mark) erzielte. In keinem Falle kann der Betrag geringer sein."''/ Soweit da« Kopenhagener Blatt, dem wir die Berantworiung für die Richtigkeit seiner Behauptungen überlassen müssen. Unwahr- schein lich find sie nicht. Ludendorff   ist jedenfalls in Skandinavien  gewesen, als er sein Werk vollendete, ebenso wie Tirpitz seine Memoiren in Holland   unterbrachte. Tin Stratege wie Ludendorff  kann einen so wichtigen Borstotz nur ganz planmäßig unternehmen, und eS ist ihm zuzutrauen, daß ihm diese letzte Offensiv« gegen da« feindliche und neutrale Ausland glatt gelungen ist. Da Fach und Haig bisher geschwiegen haben, kam Ludendorff  » im Stillen emsig vorbereiteter Vorstoß dem der Gegenseite überraschend. Als aber die dänischen, holländischen, englischen, sranzöfischen und japaniscken Verleger fich von Memoirenschreibern umzingelt sahen und zu ihrer Bestürzung wahrnahmen, daß der Gegner sogar schon die fertigen Uebersetzungen auffahren ließ, da fühlten die aufgescheuchten Feinde die Wucht der Ludendorff'schen Zange und e« blieb ihnen nicht» übrig, al« ihre Parlamentäre zu schicken und mit Ludendorff über die Be- dingungen zur Uebergabe seine« Manuskripte» zu verhandeln. Al« die Delegierten der Engländer. Amerikaner und Japaner hörten, daß ihnen «ine Entschädigung von 20 Millionen Mark auferlegt werden solle, da wollten fie anfänglich die Verhandlungen abbrechen, da sie an dem BerstSndigungSwillen der Gegenpartei zweifelten. Doch Ludendorfi «mtz«» die diplomatischen Verhandlungen mit den Dolmetschern der tzUteaMsche» verleg« selbst au»; ob« nach du Brest  -Litow«t»r
Methode mit Hvffmannschem Schwertschlag auf den Tisch gearbeitet hat oder ob er die konzilianteren Methoden der zivilen Diplomatie angewendet hat, ist noch nicht festgestellt. Jedenfalls haben die Verhandlungen mit einem der größran Siege geendet, den je ein Autor über eine kompolte Vcrlegermasse errungen hat. die Beute, die noch nicht genau gezählt werden konnte, dürfte über 20 Millionen Mark betragen. Auch steht noch nicht fest, ob die Beute in die deutsche Heimat transportiert wurde oder ob fie der Sicherheit halber vürläufig im neutraten Ausland deponiert blieb. Dieser schöne, unzweifelhafte Sieg, mit dem Ludendorff   seine militärische Laufbahn vorläufig beendigt, beweist weiter, die große Ueberlegenheit des schlichten altpreußischen Geistes, den Ludendorff auf jeder Seite seines Werkes mit so beredten Worten preist. Unser Volk war vor dem Weltkrieg vom Geiste de« AmerikaniSmu« be- droht, der öde Geist idealloser Geschäftemacherei drohte da« in Gott- vertrauen und Einfachheit großgewordene deutsche Wesen zu der- fälschen, da bracht« unS der Krieg und seine schlichten Führer wieder du Erinnerung an die Einfachheit und Bedürfnislosigkeit unserer tzfltvorderen. Ludendorffs Wert knüpft an die Traditionen der Blücher, Gneisenau, Scharnhorst an, die leider keine Memoiren hinterlaflen haben. Der schöne Satz.Am deutschen   Wesen wird die Welt genesen" wird durch die englische, sranzösische, japanische, italienische, rumänische, chinesische und sogar tschechische Ausgabe des Ludendorffichen Werkes erst verwirklicht. Di« Verträge mit den Verlegern der einzelnen Staaten finp rechtzeitig fertiggestellt worden. Deutschland   selbst hat vor den feindlichen und neutralen Staaten seinen Borrang zu bewahren gewußt, denn hier ist dan! der Umsicht de« Verfasser« und des Verleger« Ludendorffs Werk auch in einer Luxusausgabe, in Kalbsleder gebunden, auf� Bülten« Papier gedruckt, um 400 M. zu haben. Jeder, der noch Sinn für altpreußische Schlichtheit, wird nach Ludendorffs Werk in der Pracht- ausgab« greifen. Michael Kohlhaas.
Schwarz-rot-golü im Sturmjahre. An Adolf P i ch l e r, den Tiroler Dichter, der seine Heimat in di« deutsche   Literatur eingeführ tchat, erinnern wir uns tn diesen Tagen, anläßlich seines 100. Geburtstages, mit schmerzlichem Ge- die deutsche   Literatur eingeführt hat,«rinnern wir unS in diesen an Italien   ausgeliefert. Pichler war ein wackerer 18er. In seinem auwdiographischen BuchDaS Sturmjahr" hat er ergreisend di« Gefühle beschrieben, die ihn erfüllten, al« zuerst die schwarz-rot- goldene Fahne vom ItephanSturm in die Morgenlust wehte. ES war ihm und den gleichgesinnten Studenten wie ein Märchentraum. Mr beschlossen sogleich unter Absingung des Liedes:WaS ist des Deutschen Baterlandl" auf den StephanSplatz zu ziehen Der blgur Lenzhimmel strahlte auf un» nieder, die Fahnen wogten und fiatdkrtes tn Zuge» Glockengeläut« Lang uns entgege», Mit
welch ergreifender Gewalt stiegen die Töne deS deutschen   Liedeö empor! Von da auf den Buraplatz. Auch hier pflanzten wir die Fahne auf. Die deutsche Fahne auf der Kaiserburg zu Wien  ! Wir breiteten unsere Arme, di« Bewegung erstickte jeden Laut, nur ein Gefühl, ein Gedanke: Deutschland  , Deutschland  !" Zu dieser schwarz-rot-goldenen Fahne, die in den Zeiten der Reaktion dann für hochverräterisch galt, hat Pichler sein ganzes Lehen hindurch unentwegt gestanden. Schwer drückte den aufrechten Mann die Reaktion nieder; wo es noch für die Freiheit zu kämpfen galt, wollte er dabei fein und fuhr 184g nach Kiel  , um für SchleSwig-Holstein  zu kämpfen. Traurig mutzt« er umkehren, und nun steht er als ein verdächtiger Verschwörer unter Polizeiaufsicht, wird als Lehrer am Jnnsbrucker Gymnasium angefeindet und erlangt erst nach vielen Schwierigkeiten das Amt als Professor der Geologie an der Jnnsbrucker Universität, das ihm seiner wissenschaftlichen Bedeutung nach seit langem gebührte. Durch ferne Dichtuneg ist Pichler untrennbar mst dem ganzen Tirol verbunden. Kaan man von üer Lost leben! Der Gewohnheitsmensch wird die Frage voreilig mit nein be- antworten. Und doch leben wir eigentlich nur von Lust. Wir wollen vom Sauerstoff, den wir zum Atmen unbedingt nötig Heren, einmal ganz absehen, dann bleibt Stickstoff und der Kohlensäure- gehalt der Luft ührig. Den Stickstoff verwandeln wir heute bereit» auf die verschiedensten Weisen in Verbindungen wie Salze der Salpetersäure, die wir als Düngemittel der Mutter Erde zuführen und dadurch den Pflanzen die Möglichken geben in ihrem Körper daS Eiweißmolekül aufzubauen. Nun sind aber die Pflanzen die einzigen tatsächlichen produktiven Eiweißquellen, über die wir ver- fügen, denn alles übrige Eiweiß, also das tierische Eiweiß, da» wir glS Fleisch genießen, geht auf diese» pflanzliche Eiweiß zurück. Die Kohlensaure der Lust saugen die Blätter der Pflanzen unter der Einwirkung des Lichtes und unter Mithilfe des Blattgrüns oder Chlorophylls auf und bilden daraus Stärke. Zucker, Fett. So- mit hgten wir tatsächlich alles, was wir zum Leben brauchen, der Luft entnommeil. Aus Stickstoff, Kohlensäure und Wasser baut sich die Pflanze auf und liefert dabei mittelbar oder unmittelbar Nahrung und Kleidung. Denn auch die Kleidung, die der Mensch braucht, entstammt letzten EttdeS der Luft, denn entweder besteht fie unmittelbar, wie beim Lein, Flachs, bei der Baumwolle und auch bei dem neuesten Spinnstoff, dem Papierstoff, aus Pflanzen- fasern oder fie ist unmittelbar auf die Pflanze zurückzuführen. Denn die Wolle, die das Schaf liefert, ist genau so wie die Seide, di« die Raupe liefert, au« pflanzlichen RahrungSstoffen aufgebaut. Essen und Kleidung allein genügen aber dem modernen Menschen nicht, er iraucht noch eine Kraftquelle, um die vielen Umwandlungen de» täglichen Leben» vornehmen zu können. Die hauptsächlichst« Kraftquelle ist aber die Kohl«, und auch dies«.Kohle ist wiederum nichts anderes al« die Ueberxeste der Kohlensäure der Luft, die vor Violen tausend Jahren Pflanzen in sich aufgespeichert haben. Man law» also sicher jage», der Mensch jabt pou der Lust.....____