Nr. 457 36.Jahrgang
Groß- Berlin
Terror bei Geldsammlungen.
2. Beilage des Vorwärts
Vom S. P. D. und D. P.- Vollzugsrat wird uns geschrieben: „ Durch Mitteilungen, die uns in letzter Zeit zugegangen sind, haben wir erfahren, daß in den Betrieben und zwar nicht nur in der Metallindusttie, sondern auch in den anderen Industriegruppen von den Vertrauensleuten der 1. S. P. D. und K. P. D. der Versuch unternommen wird, die Marken, die zur Finanzierung des Vollzugsrats der 11. S. P. D. und K. P. D. herausgegeben sind, auch bei den Anhängern der S. P. D. und D. P. zu vertreiben. Die Vertreibung geschieht in verschiedenen Fällen mit Mitteln, vor denen ein gerecht denkender Mensch Abscheu bekommt. So ist es vorgekommen, daß Arbeitern, die sich weigerten, Marken zu kaufen, mit Entlassung gedroht wurde. Wir machen alle Arbeiter, Arbeiterinnen und Angestellte darauf aufmerksam, daß sie nicht verpflichtet sind, derartige Marken zu kaufen. Ueberall, wo diefelben mit terroristischen Maßnahmen vertrieben werden, bitten wir uns umgehend Mitteilung zu machen, damit wir die geeigneten Schritte unternehmen fönnen, unsere Anhänger bor berartigen Dingen zu schützen. Brolat. Fischer.
Protest gegen die unzureichende Getreideanfuhr. Die Groß- Berliner Arbeiterkommission für Ernährungsfragen hat in ihrer gestrigen Sigung folgende Resolution gefaßt: Die Arbeiterschaft legt schärfften Protest gegen den mangelnden Eingang von Brotgetreide bei der Reichsgetreidestelle ein. Sie fordert die Regierung zur energischsten Maßnahme zur Erfaffung der Vorräte auf; insbesondere muß jede Ausfuhr von Brotgetreide und Futtergetreide ins Ausland verboten werden.
Massenprotest ohne Maffen.
Sonntag, 7. September 1919
dem Umzug mit Angabe der neuen Wohnung mitzuteilen. Poft- u. S. P. bekennen. Es handelt sich hier also feineswegs nur um farte mit Ueberschrift Umzug" und Angabe der alten und neuen eine mehrheitssozialistische Krankheit. Tausende und Abertausende Wohnung, des Umzugstermins und des Namens genügt! Es emp- von Arbeitereltern haben innerlich seit langem mit der Kirche gefiehlt sich, diese Umzugsmeldung nicht mit anderen Wünschen oder brochen. Man muß verlangen, daß sie auch in Sachen des Reli Anfragen zu verquiden. Näheres ergeben die Bekanntmachungen gionsunterrichts ihrer Kinder den Mut der Ueberzeugung finden. an den Anschlagsäulen.
darüber:
Erpressungen an verheirateten Frauen.
Ein bedauerlicher Unfall trug sich gestern in der Schwedter Straße 9 zu. Dort hatten sich im Keller des Hauses Kohlenocydgase gebildet. Als eine Frau aus dem Hause sich in den Keller begab und nicht zurückkehrte, suchten zwei andere sie, die ebenfalls nicht zurüdfehrten. Die alarmierte Feuerwehr holte alle brei Frauen heraus. Mit Hilfe von Aerzten gelang es, alle drei Frauen zu retten. Trok aller Warnungen begab sich später eine bi erte Frau in den Keller und kehrte nicht zurüd. Als nun abermals die Feuerwehr alarmiert wurde, konnte sie nur noch die Reiche bergen. Der Keller wurde von der Polizei abgesperrt und soll gründlich gereinigt werden.
Ueberfall auf einen Wächter. Einbrecher Haften es in borbergangener Nacht auf die Schuhfabrik von Sally Stein in der Schillingstraße 15 abgesehen. Sie ließen sich an einem Strick vom Dach herab bis zu den Geschäftsräumen im zweiten Stod. Während sie sich dabei machten, die vorhandenen Ledervorräte zusammenzupaden, wurde der Wächter auf fie aufmerksam. Sie machten diesen aber unschäblich, indem sie ihn in den Keller einsperrten und mit vorgehaltenem Stevolver hinderten, polizeiliche Hilfe herbeizuholen. Sie stahlen für ungefähr 25 000 M. Leder und Häute und entkamen mit der Beute unangefochten.
Vom Reichskursbuch erscheint Anfang Oktober eine neue Ausgabe zum Preise von 8 M. Bestellungen nehmen sämtliche Bostanstalten und Buchhandlungen entgegen. Wegen der Schwierigkeiten bei der Herstellung des Kursbuches wird tunlichst frühzeitige Bestellung empfohlen.
Bon einem Straßenbahnwagen überfahren und schwer ver leht nach dem Augusta- Vittoria- Krankenhause gebracht wurde Gin Fall von Grpressung, wie er in der Verbrechergeschichte gestern abend 8 Uhr auf dem Vittoria- Luisenplatz eine unbekannte Berlins in der Weise wohl einzig dasteht, ist durch Mannschaften Frau von 30 bis 35 Jahren, die noch besinnungslos daniederliegt. der Wachabteilung der Kommandantur aufgedeckt worden. G3_ge= lang einen Verbrecher festzunehmen, der seit Monaten Erpressungen schamlosester Art an verheirateten Frauen verübt und seine Opfer in der unerhörtesten Weise ausgeplündert hat. Wir erfahren das aus Breslau auf dem Bahnhof Friedrichstraße angekommen Am Freitagabend gegen 11 Uhr wollte sich ein Fräulein 8., war, nach dem Anhalter Bahnhof begeben, um bon dort aus weiter zureisen. In der Friedrichstraße wurde das junge Mädchen von zwei Herren angesprochen, welche sie zu einem gemütlichen Beisammensein einluden. Fräulein 3. berbat sich empört die Anrempelung und setzte ihren Weg fort. Diesen Vorfall hatte ein Mann beobachtet, der dem Mädchen folgte, furz entschlossen ihren Arm unter den feinen zog und ihr zuflüsterte:„ Wenn Du mudit, mache ich Dich talt." Das junge Mädchen, das bereits durch die Ansprache der beiden Herren sehr erregt war, wurde durch den drohenden Ton des Unbekannten so eingeschüchtert, daß sie tatsächlich nicht den geringsten Widerspruch wagte und sich von dem fremden Menschen willenlos fortführen ließ. Der Fremde winfte an der Französischen Straße eine Droschte heran und fuhr mit seinem Opfer nach der Muladstraße 23. Unterwegs zeigte er Fräulein 3. einen Revolver und erklärte ihr:" Ihnen wird persönlich nichts gefchehen. Wagen Sie es aber, um Hilfe zu rufen, schieße ich Sie glatt nieder." Das junge Mädchen unternahm infolgedessen auch feinen Versuch, Hilfe herbeizurufen, zumal in den dunklen Straßen faum jemand fich zu ihrem Schuß bereitgefunden hätte. Vor seiner Wohnung in der Mulackstraße ließ der Kavalier" den Wagen halAm Freitag nachmittag tagte im Hof des„ Boltshauses" au ten und nötigte bas Mädchen mit vorgehaltener Waffe, ihm in Charlottenburg eine Protestversammlung des Internationalen feine Wohnung zu folgen. Oben angekommen, mußte Fräulein 3. Bundes der Kriegsbeschädigten. Einleitend mußte der ihren Handkoffer öffnen und dem Räuber, nachdem er sich die wert Borjibende wiederum feststellen, daß trok der vollsten Stücke ausgesucht hatte, auch ihre geringe Barschaft bis auf großen Propaganda und trop der Verhaftung den letzten Pfennig überliefern. Nachdem er sich persönlich überbon Liedt der Besuch so schwach set, daß man sich zeugt hatte, daß sein Opfer tatsächlich nichts mehr besaß, durfte [ amen m'ußte, Borsigender zu sein und man die Ausgeplünderte die Wohnung verlassen. Nach einiger Beit bold annehmen muß, den Kriegsbeschädigten gelang es Fräulein 8., Wachmannschaften des Rebiers 11 der gebe es sehr gut.( Vielleicht wollten aber auch die Mitglieder M.-A. d. K. aufzufinden und die Soldaten begaben sich sofort in fich nicht wieder zu solch lächerlicher Demonstration gebrauchen die von der Ausgeraubten beschriebene Wohnung. Tort fanden iaffen, wie das letzte Mal, wo man unter Führung des Vorsitzenden sie den Mann, der sich später als der 30jährige Gärtner Walter Reiß, welcher inzwischen die Bundestasse erleichtert hat, vors Rat- Altenkyrch entpuppte, in feftem Schlummer auf. Die Mannschaften haus zog. Die Berichterst.) Der Referent war sehr kurz. Außer weckten den Burschen sehr unsanft, und angesichts der bewaffneten der fortwährend wiederholten Anrede: Genossen und Genos- Macht geftand A., daß er nicht nur Fräulein 3., sondern schon sinnen, war ein ödes Geschimpfe auf die Regierung, die nach der biele andere" in dieser Weise verschleppt und beraubt habe. Die Meinung des Referenten selbst Gefangene der Weaktion unter Füh- Wachleute untersuchten das Zimmer und fanden, an der Wand rung von Reinhard sei. Er wäre für eine Aktion zur Befreiung hängend, eine Damenhandtasche, in der sich 16 Damentrauringe, des Kameraden Tiedt, da aber die Bundesleitung beschlossen habe, goldene Damenuhren, Armbänder, Halstetten und sonstiger vorläufig mit Resolutionen zu arbeiten, müsse man sich dem fügen. Schmud, sowie mehrere tausend Mark in barem Gelde befanden. Auch Tiedt habe gebeten, von einer Attion abzusehen. Nachdem noch weiterhin entdeckte man ein Notizbuch, in dem sich die Adressen einige Diskussionsredner auch den sehr schwachen Besuch bedauert von 26 berheirateten Frauen befanden, die Altenkyrch in ähnlicher hatten und der Vorsitzende von Einzelaktionen abriet, die in den Weise verschleppt hatte Er hatte sich bei diesen Opfern jedoch Sumpf" geführt haben, wurde eine Resoltuion, welche die Ver- nicht mit einem einmaligen Raub begnügt, vielmehr suchte er die Haftung Tiedts verurteilt, angenommen und beschlossen, ein Frauen, welche aus Angst und Scham ihren Männern nicht zu Telegramm an die Regierung zu senden. beichten gewagt hatten, auf und erpreßte unter der Drohung, er werde es dem Manne mitteilen, daß sie sich nachts in seiner Wohnung aufgehalten hätten, fleinere und größere Geldbeträge. Der Erpresser wurde von den Wachmannschaften dem Polizeipräsidium zugeführt, das ihn nach Feststellung der Tatsachen dem InterEinwendungen gegen Kohlenkartenzuteilung suchungsrichter zuführte. Da, nach den Geständnissen des Verhaffind für Einwohner der Stadt Berlin bei der Kohlenversorgungs- teten zu schließen, noch weitere Opfer von Altenkyrch ausgeraubt geschäftsstelle, Spandauer Str. 10, werktags von 9 bis 2 Uhr, bor- worden sind, werden die Betroffenen gebeten, sich bei der Polizei zubringen; von Personen aus den Brotkommissionen 1-40 jeden zu melden. Montag, 41-80 Dienstags, 81-120 Mittwochs, 121-160 Donners tags, 161-200 Freitags, 201 bis Schluß Sonnabends. Die bean
Verurteilt wurde auch, daß der Vorstand des Internationalen Bundes fich an den Reichsbund gewandt habe zweds Befreiung bon Tiedt.
Befreiung vom Religionsunterricht. standeten Rohlenfarten sind vorzulegen. Jeder Gesuchsteller muß Zu den Vorgängen in der legten Stadtverordnetenverfammdie Nummer seiner Brotkommission angeben. Schriftliche An- lung wird uns aus den Kreisen der sozialistischen Lehrer gebringung des Einspruchs ist zulässig und wird empfohlen. Bei schrieben: mündlichem Einspruch ist die vorhandene Personenzahl nachzu- Es ist eine befremdliche Tatsache, daß auch in den Klassen, wo weisen, möglichst durch Bestätigung der Brotkommissionen. Für sozialistische Lehrer und Lehrerinnen unterrichten, also feinerlei die später auszugebenden Ofenfarten find die Angaben über die" Belehrungsversuche" zu befürchten sind, die Zahl der vom ReliWohnung durch Mietsvertrag zu erhärten. Vor dem 15. Septem- gionsunterricht befreiten Kinder sehr gering ist. Die Mütter fragen ber können die Eingaben nicht bearbeitet werden, weil frühestens gewöhnlich: Wird mein Kind denn auch vom Paftor eingesegnet?", dann die erforderlichen Unterlagen bei de Kohlenversorgungsstelle Die schöne Ginsegnungsfeier mit allem Drum und Dran möchten fie eingetroffen find. nicht missen. Dem Schreiber dieser Zeilen sagte ein Lehrer, der Um bei der späteren Ausstellung der Ofenkarten falsche Zu- zur U. S. P. gehört, daß die Zahl der befreiten Kinder in seiner stellungen zu vermeiden, sind alle beabsichtigten Umzüge schon vor klasse nur vier beträgt, obwohl die Mehrzahl der Eltern sich zur wohl zerren sie sich los, aber ihre Gehirne, ihre Seelen und die Kräfte ihres Willens leben nicht lebendig in ihnen. Am diese Kräfte leben nur außerhalb der Massen.
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Und diese beiden Menschenparteien fahren fort, fich gegenseitig zu betriegen. Sie tun es Tag und Nacht. Ich vermag nichts dagegen zu tun. Sie bespähen sich aus der Ferne, und sie werfen zu ihren Füßen die Schlachtgräben auf, die dem Kampfe dienen sollen. Die beiden Menschenparteien sind durch abgründige Grenzen von einander getrennt, die bespickt sind mit Waffen und Fallen und geladen mit tödlicher Kraft und vollkommen unzugänglich dem Leben. Sie sind getrennt durch alles, was trennen fann, und durch den Tod aller Tode. Und ein Feuer, das als heilig ausgegeben wird, und ein düsteres Geflute und das, was Heldentum ist, und das, was der Haß ist, es schleudert die Kämpfenden unaufhörlich wieder in den Grund dieser Eilande, die bom Keuchen umbrandet sind. Und das Menschenleid wird aus den leidenden Menschen geboren, ohne daß es sich aufhalten und eindämmen ließe.
*
Andere Menschen, die ganz fern von den Massen wohnen, die ganz fern über ihnen hausen, denken und wollen für die Massen. Es sind andere Menschen, die die Hände der Massen führen und an ihnen stoßen und zerren. Es sind andere Menschen, die all die Fäden in den Händen halten. Sie hausen in der Entfernung. Sie haufen nur im gedeckten Kern der höllischen Kreise, sie hausen nur in den Hauptstädten und in den Palästen. Es herrscht ein höheres Gefet, es rädert über den Menschen eine Maschine, die stärker ist als die Menschen selber. Die Masse ist zugleich die Macht und die Ohnmacht. Ich erinnere mich, und ich weiß wohl, daß ich es mit meinen Augen gesehen habe. Der Krieg, das ist die Masse, und es ist nicht die Masse, von der der Krieg abhängt. Warum habe ich es nicht gewußt, da ich es doch so oft gesehen habe?
Du Soldat in der ganzen Welt, Du Mann, den man nach Belieben aus den Menschen herausreißt, erinnere Dich an dieses! Es gibt nicht einen Augenblic, in dem Du Dir Für solche Wahrheit läßt sich keine Rechtfertigung finden. selbst gehört hättest. Niemals hat es aufgehört, daß Du geWirklich, es gibt feine Rechtfertigung dafür. Ich sträube büdt gewesen wärest unter das bittere Kommandowort, gegen mich dagegen, aber ich muß feufzen und finte wieder zurüd. das es feine Widerrede gab:„ Es muß sein! Es muß sein!" Dann quält mich die unvergängliche hartnäckige heftige Frage Solange noch Frieden ist, wirst Du eingezwängt in das unwieder. Sie quält mich leibhaftig. Warum? Warum? Ich aufhörlich einzwängende Gesetz der Arbeitsfron. Du wirst bin wie der weinende Wind. Ich suche, und ich wehre mich. eingezwängt in die Fabrit mit ihren Schreibtischen. Du bist Und Kopf und Herz werden von unendlicher Verzweiflung ein Sklave der Feder oder Deiner selteneren Gaben, oder Du eingezwängt. Ich horche. Ich erinnere mich an alles. bist der Sklabe eines anderen leblosen Dinges. Bom Morgen bis zum Abend wirst Du ohne Rücksicht zermalmt und zermahlen. Die tägliche Fron erlaubt Dir gerade nur, daß Du des fahlen Lebens Herr wirft und daß Du Dich ausrubst, dann allein, wenn Dich die Träume heimsuchen.
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Ueber den Häuptern schwingt und schwebt, scharf rauschend mit den schlagenden Flügeln, ein Grollen. Es schwebt wie ein stürmischer Erzengel. Es überschwebt die Massen. Die Massen wogen durch die endlosen Unterstände, oder sie schwärmen im Streise herum, damit sie die vordersten Linien mit frischem Menschenfleisch versorgen. Und immer das gleiche Wort:„ Vorwärts, Marsch! Vorwärts, Marsch! Es muß sein! Du brauchst nicht zu wissen, warum!"
ch erinnere mich an alles. Ich habe es vielfach gesehen, und ich habe es gut gesehen. Wohl branden diese Massen auf,
Kommt aber der Krieg, den Du niemals gewollt haft, dann enthüllt sich das entsegliche Verhängnis unqbwendbar vor Dir. Welches auch Dein Vaterland, und welches auch Dein Name sei. Das Verhängnis padt Dich, es greift Dich an, es verschlingt Dich. Der Atem der Verdammnis steigt auf.
Man bemächtigt sich Deiner Person. Man unterwirft Dich durch drohende Maßregeln, die gleich Gefängnisstrafen
Der Verband der Laubenkolonisten Berlins und Umgegend veranstaltet vom 7. bis 9. September seine diesjährige Ausstellung von selbstgezogenen Blumen, Gemüsen, Früchten, Kaninchen und Geflügel. Die Beteiligung der Aussteller ist in diesem Jahre eine besonders zahlreiche. Die Ausstellung findet in dem für diese Zwede außerst geeigneten Raum des Ererzierhauses des II. Garde- Regiments, Karlstr. 12, statt.
,, Das größte Lichtspieltheater Deutschlands " wurde Freitag im ehemaligen Sportpalast eröffnet. Ein Massenandrang von Freibillettlern belagerte den Eingang, so daß unser Vertreter erst nach langem Warten in die total überfüllte Riesenballe Ginlaß fand und einen so ungünstigen Blak erwischte, daß er es vorzog, über den neuen Film„ Die von der Liebe leben erst nach Herstellung günstigerer Bedingungen zu berichten.
Im Zoo heute Eintritt nur 50 Pf. während des ganzen Tages, ebenso für das Aquarium; Kinder unter 10 Jahren die Hälfte.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
9. Abt. Montag, 7, Uhr: Sigung der Parteifunktionäre und Betriebsvertrauensleute bei Stehfer, Reichenberger Str. 154. Ausgabe der neuen Legitimationskarten. 10. Abt. Montag, 7, Uhr: Funktionärsizung im bekannten Lokal. 18. Abt. Montag, 7 Uhr: Sigung der Parteifunktionäre bei Junge, Litauer Str. 17. 20. Abt. Parteifunktionäre und Betriebsvertrauensleute. Montag, 7%, Uhr, bei Albrecht, Straßmannstr. 42. Ausgabe der grünen Ausweistarten. 21. Abt. Funktionärfonferenz am Montag, 8 Uhr, bei Pfeiffer, Hausburgstr. 2. 28. Abt. Montag. 8 Uhr: Funktionärsizung beim Gen. Allmann, Rykestr. 2. 35. Abt. Montag, 7%, Uhr: Funktionärsizung bei Rampel, Voltas straße 45. Legitimationstarten für Vertrauensleute find beim Gen. Dbit, Hussitenstr. 36, abzuholen.
Der Abteilungskassierer Gen. Emil Glödner wohnt Wiesenstr. 21, 43. Abt. Montag, 7 Uhr: Funktionärsikung bei Meher, Banfftr. 82. nicht, wie irrtümlich angegeben, Liesenstraße.
47. Abt. Montag, 7 Uhr: Sigung der Bezirksführer im Lokal von Sentel, Utrechter Str. 10. Charlottenburg . Montag 7 Uhr im Volkshaus, Charlottenburg , Rosinenstraße 3, im fleinen Saal, kombinierte Borstandssitung. Neukölln. Montag pünktlich 8 Uhr Funktionärsigung Kindl- Brauerei, Hermannstraße. Lichtenberg . Montag 7%, Uhr ordentliche Funktionärsihung bei Kur tomsfi, Bjarrfir. 74.- Für den am 20. September stattfindenden Kunstabend gelangen noch eine kleine Anzahl Eintrittskarten zur Ausgabe. Weißenfee. Montag 7. Uhr Vorstandssigung bei Bäder, Berliner Allee, Ede Albertinenstraße, nicht bei Stärte.
wirken. Niemand, der in Armut geboren ist, kann dem entschlüpfen. Man sperrt Dich in die Kasernen ein. Man zieht Dich ganz nackt aus, daß Du entblößt wirst wie ein Wurm, und man bekleidet Dich wieder mit einer Uniform, die Dich ganz verlischt. Man bezeichnet Deinen Hals mit einer Zahl. Die Uniform dringt in Deine Haut hinein. Die soldatischen Uebungen formen und schmeiden Dich zurecht, als wenn Du ein Münzstück wärest. Dann tauchen plößlich Menschen auf, die glänzend angezogen sind, und die Dich im Kreise umringen. Man erkennt sie. Es sind keine Fremden. Also ist Karneval geworden? Gewiß, aber ein wildwütiger, auf das Letzte gehender Karneval. Es gebieten die neuen Herren, die unumschränkt sind, und sie prunken mit der Macht, die golden an ihren Rocärmeln und an ihren Müzen prangt. Die Männer, die derart vor Dir stehen, sind nun auch bloß die Diener der anderen, die noch eine größere Macht bedeuten, wie es auf ihren Röden sichtbar wird. Du sinkſt in ein elendes gedemütigtes und zerquetschtes Leben hinein, das Tag um Tag schlimmer wird. Du wirst schlecht ernährt und schlecht behandelt, Du wirst in Deinem ganzen Fleisch und Blut angegriffen, Du wirst gepeitsch von den Befehlen Deiner Oberen. In jeder Minute wirst Du heftig zu Deiner Engnis zurückgeschleudert. Du wirst gezüchtigt bei der geringsten Regung, die sich wehren will. Oder Du wirst getötet auf den Befehl Deiner Herren. Es ist Dir verboten, in Eintracht zu Deinem Bruder zu sprechen, der Dich berührt. Ein stählernes Schweigen muß rings um Dich herrschen. Dein Gedanke darf nur ein tiefes Leiden sein. Die Zucht ist unumgänglich, damit die Menschenmasse in ein einziges Heer zusammengeschmolzen wird. Trotzdem manchmal zwischen Dir und Deinem nächsten Vorgesezten eine oberflächliche Verwandtschaft spürbar wird, hemmt Dich die Leblosigkeit der Befehle. Das muß so sein, damit Dein Körper besser nach dem ganzen Schritt und Tritt des Regiments in Bewegung gefeßt wird. Alles, was Du selber bist, es muß schwinden. Trittst Du in Dein Regiment ein, so bist Du schon so etwas wie ein Toter geworden.
Eine Stimme, die aus der Vergangenheit zu mir zurüdfehrt, schreit:„ Sie schmieden uns zusammen, aber sie reißen uns wieder auseinander!" Forth folgt.)