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Seiden- Unterröcke

Nr. 457 36. Jahrgang

Der Star.

Von Hermann Kienzl  , Berlin  .

3. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 7. September 1919

Nach des

großen Bühnen regieren zuweilen neben einander mehrere, ja hier Devrienttrieben- und mit der Friederike Bethmann- Ungelmann, deren und dort sogar recht zahlreiche Stars. Ihre Befriedigung wird zur blaue oder braune Strümpfe und Schuhe( so erzählt E. Th. A. Hoff­Schachaufgabe des Theaterdirektors, dieser selbst zum Diplomaten. mann!) Kampfparteien im Publikum hervorriefen! Aber Stars, d. i. Geraten zwei Stars einander ins Garn, so bildet das Publikum Selbstherrscher auf den Brettern, waren das doch nicht. Denn Das fünstlerische Theater als Brivatunternehmen frankt am Parteien. Auch das steigert den Theaterbesuch, wie denn überhaupt harmloser war die Zeit. Das großkapitalistische Schwergewicht fiel Gelde. Auch wenn es geschäftlich noch gedeiht, frankt es; dann das ganze Starsystem nichts ist, als eine Maufefalle des tapita- nicht sehr mit dem Talent des Künstlers in die Wagschale, seine bielleicht erst recht. Kunst und Geschäft stehen in einem Gegensaz, listischen Theaters. Der Unternehmer nimmt jene Instinkte des Macht war nicht so fundiert"; und ein richtiges Ensemble gab es der durch Kompromisse nur verdeckt, nicht gelöst wird. Um Kunst Publikums, die am leichtesten zu haben find: das findliche Intereffe noch taum zu zerstören. Das hat eigentlich erst Otto Brahm  bieten zu können, muß der Künstler als Unternehmer beständig für die Perion des Schauspielers, die naive Verwechslung von Rolle geschaffen der den Willen der Dichtung hoch über das Beifalls­daranf bedacht sein, die Staffe zu füllen. Das gelingt der Kunst und Rollenträger, die sichere Wirkung eines einmal abgestempelten bedürfnis des einzelnen Schauspielers stellte. Der auch die so­ohne Hilfs- und Reizmittel nur ausnahmsweise, und es gelingt am großen Namens, in Tribut. Er, der Unternehmer, hat vielleicht genannte Nebenrolle" austilgte. Wagt feiner zu behaupten, daß seltensten dem spröden Dichter, der Zugeständnisse verschmäht und selbst wesentlich dazu geholfen, mit allerlei Bevorzugung die starken Naturen im absoluten Ensemble des Brahmschen neue Wege wandelt. Der Unternehmer pflegt das Zugftd", und Reklame, ben Glanz des Stars zu entwickeln. Zum Scheine Lessing Theaters   um ihr inneres Recht famen! das oft genug den literarischen Charakter der Bühne schädigt. In selbstlos, erzog er sich eine toftspielige Straft. Doch wie hoch auch Meisters Tode ging seine wichtigste Reform alsbald unter der Großstadt entartet diese Pflege zuweilen zum Serien- die Gage sei, diese Geschäftsspesen werden gedeckt von der richtig ficher nicht für immer! Ein stilreines, harmonisches Ensemble ist System, das auch die Schauspieler verdirbt. Reizmittel der gehenden Zugkraft des Stars. heute auf den Berliner   Bühnen felten zu genießen. Mag Reinhardt, großen Bühnen find übermäßig tostbare Ausstattungen, Es tann selbstverständlich nicht Mittelwuchs zur Bedernhöhe der schöpferische Zauberer, hat es nicht zur Regel gemacht. Seine die großen Aufwand erfordern. Einmal an Lurus gewöhnt, fordert geftredt werden. Beim Theater herrscht, man sage was man wolle, mannigfaltigen Stars stehen im Wege. ihn das Publikum bei jeder Neuaufführung. Das macht die Auf- ein Rest von Gerechtigkeit. Wohl kann das wahre Talent unter Der Star schädigt die eigene Künstlerschaft und das Ensemble. führung neuer dramatischer Werke, kostspielig, erhöht das Risiko, drückt und vernachlässigt, wohl fann eine Zeitlang der bevorzugte Gin weiterer sehr wesentlicher Schaden, der von ihm ausgeht, ent­dämpft den Wagemut und schädigt die Dichter, die vergebens Schauspieler sehr überschäzt werden; doch die unmäßigste Pro- zieht sich der Außenwelt: Die individuelle Rollen ans Tor pochen. An dem gleichen Strange ziehen die hohen Ge- tettion ist nicht imstande, wirkliches Unvermögen dauernd in hoher besetzung wird an einer Starbühne zum Märchent. hälter der, Stars". Geltung zu erhalten. Der Star ist ohne 8weifel ein Talent, es Selbstverständlich werden die einmal geeichten Lieblinge des Der Name ist englisch  . Aber üppig gedeiht der Star im fub ist irgend etwas an ihm bran". Wahrscheinlich nur zu viel Bublikums" mit den tragenden Rollen jeder Nobität bedacht, ohne tropischen Klima des romanischen Enthusiasmus. In Frankreich   ist an ihm drum und dran! Denn wie in der Politik und auf Rücksicht darauf, ob im Mitgliederstand die Kräfte fich finden, die liebt man durchaus die große Gefte, die große Szene"( fie fehlt allen menschlichen Gebieten, verdirbt auch in der Schauspielerei ein weit besser für die fraglichen Rollen geeignet wären. Denn der in feinem französischen   Schauspiel 1), den großen Komödianten( Typ: Uebermaß von persönlicher Macht den Charakter( bes Schauspielers Nimbus der Stars mindert das Risiko einer Erstaufführung, das Sarah Bernhardt  ). In Amerika  , in Italien   ist an den Kometen tünstlerischen Charakter). Mande von den Stars waren von unter dem Drud modernen Ausstattungsaufwandes so groß ist. So schweif des Stars das wandernde Theater gebunden.( Stagione 1) ihrer Natur auf das Virtuofenhafte eingestellt, andere bewahrheiten hat sich der Künstlerische Leiter, indem er den Star mehr und mehr Ursprünglich war ja der Star ein Stern am Opernhimmel. Wenn das Wort des Wallenstein  , daß es nicht immer möglich fei, sich im zum Herrn der Situation machte, der Freiheit in der Rollen­er dort die Stunde regierte, richtete er geringeren Schaden an, Leben Kinder zu halten... Die tunstschädliche Wirkung befeßung begeben. denn es wurden zumal in der alten italienischen Oper! Der Star ist ein Unterbrüder teimenben nicht des Starfystems äußert sich zunächst unmittelbar gerade geistige Zusammenhänge von der großen Kanone zerriffen. am Star selbst. Jeder von uns hat Schauspieler gekannt, die Leben 8. Er nimmf den Künstlern seiner Um­Heute ist der Star eine internationale Erscheinung, und er von der Höhe, auf der die reinen Altarflammen Iodern, herab gebung Luft und Sonne. Es tommt vor, daß an einer fchädigt vor allem das deutsche Schauspiel großstädtischer fanten zu einem mehr oder minder zügellosen Gößendienst Starbühne die späteren Wiederholungen des neuen Stücks den Wert Theater. Dieses am meisten schädigt er! Denn es ist in seinem vor dem eigenen Jch. Ein Beispiel, daß um so schwerer wiegt, der Erstaufführung überragen. Denn jetzt hat der Star, dessen innersten Wesen starfremd, es mill- in irgend einer Höhenlage als es einen der bedeutendsten Gestalter der Gegenwart be- Ehrgeiz gestillt ist, feine Rolle abgegeben und etwas ist ihr der des Stils! bas organische Leben und nicht das Trapez des trifft, springt vor Augen. Der große Künstler war, als auch ihn Nachfolger oder die Nachfolgerin individuell unvergleichlich besser Birtuosen fein, und seine darstellerische Vollkommenheit ist das wie die anderen ber strenge Tempeldienst der Otto Brahm  - gewachsen. Aber die gebrudte öffentliche Meinung nimmt nicht vollkommene Ensemble( will's Gott  ! ein Ensemble von starken schen Bühne zum selbstlosen Wirker am Werte machte, als Boteng Kenntnis von der späteren Aufführung, und ste verhilft dem Künstler Persönlichkeiten!) viel bedeutender denn in diesen späteren Tagen, in denen er alle daher nicht zur gebührenden Geltung. Es liegt auch im gea Star und Virtuofe, find das zwei Borte für dasselbe Ding? Strahlen auf seine Geltung sammelt, und aus jedem Ensemble fchäftlichen Interesse des Bühnenleiters, manches starte Talent, Nicht immer. Der Star ist in der Regel Virtuose, der Birtuose eigenwillig und aufdringlich hervorsticht". Auf dem Wege über das er wohl auszundigen weiß, mehr im Verborgenen blühen zu tann zufällig Star sein. die Reinhardtbühnen ist er egozentrisch geworden. laffen. Wobin fäme er mit lauter Stars"?

Moiré Unterröcke

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Der Star ist der bevorzugte Stern, der heimliche König eines Theaters. Wo er herricht, dort beugen sich ihm die künstlerischen Gefeße. Die aufzuführenden Stüde   werden nicht aus fachlichen Gründen, sondern zu seiner Gloria ausgewählt. Die Rollen werden so verteilt, daß der Star zur Geltung tommt wobei es fich nicht bloß um die ihm selbst zugewiesene Glanzrolle, nein, auch um der Sterne Chor handelt der nicht die Sonne berdunkeln darf. Ge­wigte Dichter laffen fich von ihren heiligen Träumen die dem Star an den Leib gemessene Stolle eingeben. Auf den Proben nimmt der Regisseur mit Aufopferung ernster Einsichten Rücksicht auf den überaus teuren Künstler, der übrigens seltener ein Mann als eine Frau und äußerst felten ein ganzer Mann ist. An

Der Virtuose ist gefährlich. Jst er gastierender Künstler, so Die unsinnig hohen Gehälter der Stars belaften den Etat des mag die Gefahr mit dem Genuß hingenommen werden: sie zieht Theaters über die Maßen. Sie rentieren nur, wenn die Zugkraft vorüber. Als beständiges Glieb eines Ensembles, als Star, zerstört der Stars aufs äußerste benutzt wird. Sie zwingen den Unter­er mehr oder weniger die Einheit, den Stil, den Rhythmus der nehmer, das Reizmittel beständig zu verschärfen und in den Vorder­Aufführungen. Seine großgezüchteten Monomanien und Manieren grund zu stellen. Sie veranlassen die Fehlbefegungen und ber­und Eitelkeiten, vom starfrommen Publikum als Offenbarungen hindern die strenge Pflege eines wohlabgestimmten Ensembles. verehrt, werden vom respektvollen Regisseur auf Unkosten des großen Sie dämpfen den Wagemut. Hier ist einer der zureichenden Gründe Ganzen schonend behandelt. Wie denn sollte er nicht Respekt und nicht der schwächste! für die mit echt beklagte Ver haben, sollte er nicht schonen, der Regiffeur? Bom Star hängt nachlässigung der neuen dichterischen Produktion aufzuweisen. Das doch zum guten Teil das große Geschäft ab! Im früheren Jahr- Starsystem der großstädtischen fünstlerischen Bühnen ist Ursache hundert blühte die Bergötterung einzelner Sänger und Schauspieler bielen Uebels; aber seine eigene Ursache ist das tapitalistische vielleicht noch üppiger. Man weiß, wie es die Berliner   mit der Schröder| System.

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