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Man sorge dafür, daß in den bestehenden Staatsver- künden für eine jede Nation Freiheit und Gleichberechtigung, Entwicklung ihrer besonderen Fähigkeiten und ihrer Kultur zum Wohle des ganzen gesichert wird. Das ist das wahre Nationalitätcnprinzip, das ist der Weg zum Frieden! ___ Nevermindhu. �fn Pfälzer Protest. Dem Reichspräsidenten ist die nachstehende Reso­lution, die von den KZertretern der deutsch -demokratischen Partei, der deutschen VolkSpariei, der bayerischen Bollsparlei und der sozialdemokratischen Partei unterzeichnet ist, zugegangen: Die am Donnerstag, i. September 1919, in der neuen Turn- Halle versammelte Einwohnerschaft FrankenthalS verwahrt sich einmütig gegen die Bestrebungen gewisser Elemente, welche daraus hinausgehen, die Pfalz von Deutschland abzutrennen. ES ist eine Lüge, wenn von den Leuten um Haas herum und von dem Bund Freie Pfalz41 behauptet wird, das Pfälzer Boll fei in feiner Mehr« heit mit ihren Bestrebungen einverstanden. Durch hundert Jahre mit Bayern verbunden, wollen wir in treupfälzischer Gesinnung bei Bayern bleiben und in diesem Zusammenhang beim Deutschen Reiche. Vollbewustt der schweren Lasten, welche wir in Gemeinschaft mit unseren übrigen Volksgenossen zu tragen haben, geloben wir, n Gemeinschaft mit alle», übrigen Stämmen des deutschen Volkes orüderlich alle» Leid zu tragen, wie wir in besseren Togen an allen Freuden teilgenommen habend_ Regierung und Militäranwärters Die Verfassung ist angenommen und damit ein gewisser Ab- ''chluh in der Geschichte des Deutschen Reiches erreicht. Viele An- :räge und Entwürfe liegen aber der Nationalversammlung noch zur Beschlußfassung vor, so z. B. die Entschädigung der Offiziere �imd Unteroffiziere. Wer vor Kriegsausbruch Kapitulant war, soll je nach den Dienstjahren eine Abfindung erhalten, wenn er nicht im Besitze eines Zivilversorgungsscheines ist oder gelangt. Mit dieser Abfindung verliert jeder Kapitulant Anspruch auf An- stellung gegenüber dem Staate. Ganz andere Verpflichtungen hat die Regierung für die Kapitulanten mit dem Zivilversorgungsschein, den sogenannten Militäranwärtern, übernommen. Das neue Beamtengesetz ist noch in Bearbeitung und wird vorauSfichtlich im Herbst zur Vor­lage kommen. Die Militäranwärter bauen auf das Gesetz ihre «offnung, um dadurch bald angestellt zu werden. Der Regierung möchte ich hiermit einen gangbaren Weg weisen, der den Etat durch AnsteCung der Mlitäranwärter nicht mehr belastet als jetzt und trotzdem sich ihrer Pflichten ihnen gegenüber entledigen kann. Bon den schätzungsweise 60 000 Militäranwärtern mit Zivil- rerforgungSscheinen jedoch ohne Anstellung sind fast alle bei Reichs«, Staats« oder Gemeindebehörden beschäftigt. Hier sitzen sie al» Hilfsarbeiter schon 10, 12 und noch mehr Jahre und warten auf Anstellung. Die Revolution und mit ihr die Regierung haben de« Militäranwärtern, die manche bis 30 Jahre dem Staate die halbe Zeit ihre» Leben« geopfert haben, bis jetzt noch keinen Vorteil gebracht. Hier kann die Regierung ein soziales Werk beginnen, wenn auch nicht mit einem Male vollenden. Daß sie bei Behörden beschäftigt sind, ist auch ein Beweis dafür, daß Arbeit vorhanden ist. Bon gut unterrichteter Seite weiß ich, daß sie zum großen Teil Beamtendienste versehen, aber auS Mangel an Stellen nicht einrücken können. Warum wird hierin keine Ab- Hilfe geschaffen? Wir haben genügend Staatsbehörden, die mit überwiegender Mehrzahl mit Hilfskräften arbeiten und die Be- amim nur eine Art Aufsicht ausüben. Bei diesen Behörden könn- re» viele Tausende angestellt werde«, ohne den Staatssäckel mehr in Anspruch zu nehmen. Denn ine Hilfskräfte werden bei fast allen Behörden jetzt so bezahlt, daß sie den Beamte« nicht viel nachstehen. 38ai die Arbeit der Hilfskräste betrifft, kann sie keine inten- sive und mit Hingebung geleistete sein, weil es den meisten an

/tuch ein Generalstreik. In BenSheim war der von den Bauern längst befürchtete land- wirtschaftliche Generalstreik ausgebrochen. Die Viecher wollten nicht mehr mitmachen, das Milchvieh verweigerte die Ab- gäbe der Milch, forderte Anerkennung als Selbstversorger und lehnte die Herausgabe der Kälber ab. Die Pferde waren nicht mehr aus dem Stall zu bringen, forderten vierstündige Arbeitszeit, Schwerstarbeiterzulage. und völlig« Sonntagsruhe. Besonders widerspenstig zeigten sich die Sauen, denen anscheinend die hohen Ferkelpreise zu Kopfe gestiegen waren. Sie verlangten bessere Beköstigung, unbeschränkte Belieferung mit Bollmilch, Zentralheizung und elektrische Beleuchtung. Auch wei- gelten sie sich, ihre Ferkel den Schleichhändlern zum Verspeisen zu übersirssen, lieber wollten sie sie selbst auffressen, oder das Ferkeln ganz einstellen. Die Hühner drohten mit Einstellung der Lege- läirgkeit und forderten freien Auslauf in alle Saat- und Getreide- selber, unbeschränkte Redefreiheit sowie allgemeine Einführung der Brutapparcü""t> ausgedehnten Mutterschutz. Selbst die sonst so betriebsam e.» rniclel saßen, Männlein und Weiblein getrennt, mißmutig in der Ecke und drohten mit gänzlicher Einstellung des Betriebes, wenn man ihnen nicht die geforderten Kinderzulagen und Stillprämien bewilligte. Da« ganze männliche Viehzeug trat in die passive Resistenz und verlangte stürmisch die Einführung der Räterepublik für alle Gehöfte(Hoftäte l). Die Bauern waren ratlos, ein großer Teil von ihnen erklärte sich mit den Ausständigen solidarisch und verlangre die behördliche Anerkennung unbegrenzter Wucher- und Schleichhondelspreise. An die Dorfbewohner ohne Landbesitz kamen keine Lebensmittel mehr zur Lblieserurrg. Alle Vorstellungen de» Pfarrer», de« Vorstehers und de« Londrat« wurden verlacht, ungehört verballten die Bitten der Mütter und die Klageichreie der hungernden Säuglinge. Da griff der neue Gemeinderat ein und beschloß einstimmig, die Bauern durch ein Rundschreiben zu einer Erklärung aufzufordern, ob fie Hinsort all« überschüssigen Erzeugnisse zum Höchstpreise der Gemeinde zur Verfügung stellen wollten oder nicht. Das Ergebnis der Umfrage würde dann unter voller Namensnennung im Kreisblart veröffentlicht, an der Bemeindetaiel zum Aushang gebrawt und in der Gemeindechronik für nachkommende Geschlechter verewigt werden. Die Gehöfte der Wucherer würden in Verruf erklär, und vor ihrem Betreten würde gewarnt werden. Gleichzeitig beschlossen die Mit­glieder der freiwilligen Feuerwehr und der Gemeindewehr, die be­treffenden Geböste im Falle eine« Brande « oder einer Plünderung ihrem Schickial zu überlassen, und die Lehrerschaft erklärte ein« stimmig, die Sprößlinge der Bauern, die den Säuglingen die Milch dorenthilelten, in Zukunft dt« geistige Rabrung zu verweigern. Da» M'tiel balf. bevor dieser Protesistreik w Krasi trat, brach der land - wirtschaftliche Generalstreik fang- und klanglos zusammen.

Konzert öes �rbelter-Sängerbuuüe«. Vtrtgent und Dirigent ist zweierlei. Nicht brave Handwerks- »üßigkeit. nur die künstlerisch« Persönlichkeit entscheiqet. Es ist nicht einzusehen, warum von dieser Forderung bei der Musik- pflege innerhalb der Arbeiterschaft abgesehen werden sollte. Freudig ist deshalb ein« Umlehr zum Besser» zu begrüße». Hermann

dem nötigen Pflicht- und Verantwortungsgefühl fehlt. Anders wäre eS, wenn den Leuten nun endlich gegeben würde, wofür sie dem Staate so lange gedient haben, nämlich eine feste Anstellung als Beamter. Damit würden die Milrtäranwärter wieder Zu- trauen zur Regierung gewinnen und ohne Sorge um die Zukunft mit frischer Kraft und Liebe ihren Dienst versehen können. Die Anstellung selbst läßt sich ohne große Schwierigkeiten aus- führen. Dadurch, daß ein Mrlitäranwärter jahrelang bei einer Behörde beschäftigt ist, hat er seine Fähigkeit für den Dienst nach. gewiesen. Durch die zuständigen Ministerien müßten die Behörden angewiesen werden, die bei ihnen als Hilfskräfte beschäftigten Militäranwärter ftaffelweise anzustellen. Als Richtlinie mag folgender Vorschlag dienen. Sofort anzustellen sind alle, die schon länger alz 6 Jahre im Besitze des ZivildersorgungsscheinZ und mindestens 5 Jahre einschließlich Kriegsjahre bei ein und derselben Behörde tätig sind. Im nächsten Jahre würden diejeni- gen, die 4 6, im darauffolgenden die 2 4 Jahre den Zivilversor­gungsschein haben und zum Schluß der Rest der vorhandenen Militäranwärter zur Anstellung gelangen. Dies stellt eine ein- fache und ausführbare Lösung dar. Mit diesem Problem sollte sich die Regierung und vor a-llem die zur Beratung und Mitarbeit herangezogenen Beamtenvertreter für die in Aussicht stehende neue Beamtenreform eingehend be- schäftigen. Zugleich aber wird den vielen tauserrden Militär- anwärtern eine sorgenvolle und trostlose Zukunft vom Herzen genommen und die Regierung sichert sich ein großes, zufrieberreS und arbeitsfreudiges Beamtenheer. O. Letz.

Um Sie Zwangswirtschaft. Rerchsernährungsminister Schmidt empfing gestern die Per- treter des Landesausschusses der Niederlaufitz, die bekanntlich schon beim Preußischen Landwirtschaftsmrnisterium zwecks Aufhebung der Zwangswirtschaft vorstellig geworden waren. Unter ihnen befanden sich auch Vertreter der Arbeiterschaft, die, wie bre DrStusfion ergab, anscheinend in voller Berkennung der Sachlage und der Interessen der industriellen Arbeiterschaft die Vorschläge des Landesausschusses sich zu eigen gemacht hatten. Unterstaatssekretär P e t e r s wies darauf hin, daß kein Mensch daran dächte, di« Zwangswirtschaft als Selbstzweck aufrechizuerhalten, daß aber die heutige Lage es u n- möglich mache, sie aufzuheben. Ihre Aufhebung würde sinn- los hohe Preise nach sich ziehen, würde die Löhne in die Höhe treiben, ohne daß für eine gleichmäßige Verteilung der Lebens- mittel irgendwelche Gewähr bestände. Voraussetzung für die Ueber- nähme der Lebensinittelverteilung durch den freien Handel wäre ein tadellos funktionierendes Eisenbahnshstern, da dieses dann um 40 Proz. mehr in Anspruch genommen würde. Reichsernährungs- minister Schmidt nahm Bezug auf die Beratungen mit den Ver- tretern der Gewerkschaften, der Einzelstädte, des freien Handel? und der Landwirtschaft in dieser Frage, wo sich die beiden ersten Gruppen für die Beibehaltung der Zwangsbewirtschaftung der Kartoffeln ausgesprochen hatten. Bei freiem Verkehr kann man niemand zwingen, die Ware herauszugeben. Richtpreise würden nicht innegehalten. Bei einer Freigabe der Kartoffelbewirtschaftung würden viele Kartoffeln den Brennereien zufließen und dem Ver- brauch als Nahrungsmittel entzogen. Auch die Hausfrauen seien gegen eine weitere Lockerung der Zwangswirtschaft. Ohne Lieferungspflicht sei«ine Rationierung unmöglich. Wollte man Brot aus dem Mehl backen, das aus dem Ausland eingeführt wird, so würde da» 4«Pfuudbrot 8 M. kosten. Auch die bis- herigen Erfahrungen bei der Freigab« einzelner Lebens- mittel seien durchaus unglücklich. Deshalb seien di« Forderungen nicht akzeptabel. Di« beiden Arbeiterfübrer, die bei der Erörterung zu Worte kamen, waren sich in ihrer Haltung zur ZwangSwirt- schaft nicht sicher. Der ReichSeruährungsminister wies darauf hin, daß man von einem Zusammenbruch der Zwangswirtschaft schon seit Monaten spreche und schreibe, ohne daß die LebenSmittelver- sorgung durch sie benachteiligt sei, im Gegenteil, die Lebens- urittelzuteilung sei immer besser gewotderr. Gegen­über der Befürchtung der Arberterführer, daß«S zum LieferungS - streik kommen würde, betonte der Ernährungsminister, er werde

S ch e r ch e n ist zum Bundesdirigenten berufen worden. Eine glücklichere Wahl konnte kaum getroffen werden. Weniger da« Ge- wicht einesNamens44, als das einer schöpferischen Kraft fällt hier in die Wagschale. Ob oder inwieweit Scherchen der Literatur des ThorgesangeS fritche» Blut zuführen wird, läßt sich zur Zeit nicht erkennen. Vorläufig genug aber, daß sich in ihm eine scharf ausgeprägte Künstlerpersönlichkeit präsentiert, die regenerierend und reformierend zu wirken befähigt lern dürste. Beide« würde- allerdings einen möglichst weitgezogenen Kreis der Aufgaben deS Bundesdirigenten zur Voraussetzung baben. Ihm müßte die entscheidende Stimme in allen rein musilkünstlerischen Angelegenbeiten des Aibeiter-Sänger- bundes zufallen. Er hätte Einfluß zu üben sowohl auf die Be- schaffenheit der Chorgesänge als nicht minder auf die Gestaltung der Konzertprogramme. Jegliche Hinneigung zu seichter Lieder- tafelei wäre konsequent hintenanzuhalten. Arbeitersängervereine haben andere, weil s o z a I e Knnstziele. In dieser Richtung hat nun Scherchen am Sonnabend zum ersten Male und sogleich, wie zu erwarten stand, bemerken«- werte Proben gegeben. Mit den bestehenden Frauenchören führte er zwei einfach gehaltene, dreistimmige Bottslieder auf,«in rumänisches sowie Goethe- HärdersHeidenröSlein44. im Satz von Basthr. Namentlich hier bekundete er eine leidenschaftliche, drama- tische Stillsterung. Der Chor bekam so ein völlig neue? Wesen. Mit den vereinigten Männerchören ließ Scherchen ebenfalls zwei Chöre S ck u l k e n« duftige.Herbstfeier44 und Karl Henckel«.Lied der Arbeiter44 in der wuchtigen, die sozialen Hinter- gründe charakteristisch malenden Komposition von I. Schneider hören. In frappanter Art wurden hier die Gegensätze heraus- gearbeitet. Wenn auch die stimmliche Potenz d«S Männerchors höher zu veranschlagen ist als die Leistung der Frauenchöre, io gleichen sich beide doch in der guten techniichen Schulung, die klare textliche Aussprache mit schwungvoller Dellamation verbindet. Und noch«in neuer Mann stellte sich vor: Richard Nagel, der nunmehrige Dirigent des Philharmonischen O r fli e st e r S. In einem etwa« bunten Blumenstrauß gehaltvoller klassischer wie moderner Tonstücke bewährte er eindringliche Vertrautheit mit dem Geist der vollendet wiedergegebenen Werke. Das festtich gestimmte Publikum dankte sowohl den Sängerchören als den Jnstrumentalisten mit einmütigem Beifall._ ek. Ireiwillige Mmzensur. Infolge der zahlreichen Proteste, di: m letzter Zeit gegen ge. wisse Film« erhoben worden sind, hat sich derKartellrat der Ver- einigten Verbände der deutschen Filmindustrie" veranlaßt gesehen, zu der Frage einer Kiirozensur Stellung zu nehmen. Da die Zensur aufgehoben ist, soll eine.aui Fachleuten zusammengesetzte Kommission die Lichtbilder vor ihrer Aufführung in der Oeffentlichkeit begut- achten. Die Zensur soll ausgeübt werden durch Persönlichkeiten. die in der Zeusurabteilung des Polizeipräsidiums Berlin gewirkt haben. Wird von dieser Instanz«in Film ganz oder teilweise ab» gelehnt, so sollen zwei Schiedsrichter den Fall erneut prüfen, von denen der eine von der Filmbranche, der andere vom.Goethebund44 gestellt wird. Einigen sich dies« beiden Schiedsrichter nicht, od:t aber lehnt de« Interessent ihr Urteil ab. so geht dessen Berufung an die große FilinprüfungSkommission, im der Vertreter der Film- brauche, der Poliseibehörd«, der Lollserziehuu� Vertreter voo

dafür sorgen, daß die Arbeiter ihr Brot be- kommen. Er lasse sich durch die Drohungen nicht einschüchtern. In keinem Falle sei jetzt an einen Abbau der Zuiangswirtschas: zu denken, wenn man sich der Verantwortung, das ganze Volk mit Lebensmitteln zu versorgen, bewußt sei. vieInüetifahue*. AuS I u r st, von der Nordseeinsel, wird unS geschrieben: Ich weile zur Erholung im Nordseebad Juist . Am Strande wehen auf den Sandburgen zahlreiche Fähnchen im allen Regem- bogenfarben. Aber die schwarz-weitz-rote Fahne herrscht vor. Denn hier weilen vorzugsweise reaktionäre Badegäste. Vor wenigen Tagen pflanzte ein neu hinzugekommener Bade- gast an seinem Zelt eine schwarz-rot-goldene Fahne auf. Zwei Tage darauf mußte der Ausrufer des Ortes der Mann mit der großen Schelle folgendes mitteilen: Seit einigen Tagen ist es unangenehm aufge­fallen, daß vor einem Strandzelt die schwarz-roi-goldene Fahne weht. Wir ersuchen, diese Errungenschaft der Neuzeit baldigst zu entfernen. Mehrere Badegäste von Juist . Am selben Tag las ich an einer Anzeigentafel für lokale Mit­teilungen folgenden Anschlag: Ihr Juden geht nach Norderney , Laßt uns ssuist und Borkum frei! Wir fordern: Jurst den Deutschemi_ ES ist ehrenvoll für die Fahrns der Deutschen Republik, daß die reaktionäre Gesellschaft, die sich auf Juist versammelt, von ihr nichts wissen will. Weniger ehrenvoll ist es für die schwarz-weitz-rodeu Farben, daß sie nur noch in antisemitischer Gesellschaft flattern können. Die Anhänger des alten Systems dürften schon darüber nachdenken, wie sehr sie sich durch diese Verbindung, die auf negativem Grund« ruht, selber degradieren.

«.Sabotage von oben her/ Die Mitglieder der gemeinnützigen Siedlungsgeuossenschast Empor" haben in einer Versammlung zu den in Nr. 358 und 372 wiedergegebenen Beschwerden gegen das Kriegsministerium eine Resolution gefaßt, in der es u. a. heißt: Die Behauptungen des Kriegsministeriums sind geeignet, das Landwirtschaftsministerium, welches sich uns in denkbar großzügigster Weis« entgegenkommend zeigt, in ein völlig falsches Licht zu stellen. Das Land- Wirtschaftsministerium hat unS vielmehr aktenmäßig nachgewiesen, daß es zurzeit noch nicht über«inen Hektar der von der Remonteverwaltung de» Kriegsministeriums innegehabten Do- mänen zu verfügen hat, und daß der Herr Kriegsminister in die vom Landwirtschaftsministerium betrefts der Rückgabe des Re- montebepotS vorgeschlageneu kommissarischen Verhandlungen noch nicht einzutreten vermochte, da in seinem Ministerium die Er­wägungen über di« zukünftige Remontierung noch nicht abge­schlossen seien. Wir verlangen im Interesse des schnellen Wieder­aufbaue» unseres Wirtschaftslebens die sofortige Rückgabe sämtlicher RemontedepotS, ganz besonders des vor den Toren von Berlin liegenden Bärenklau nebst seinen Vorwerken au da» Landwirtschaftsministerrum, denn eZ ist nicht angängig, daß 21 000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche der Allgemeinheit werter durch das KriegSministerium entzogen werden, zumal das KriegS- minifteriunr in keiner Weife fähig ist, die Fläche wirklich wirt­schaftlich zu nutzen. Di« Mitglieder beauftragen den Vorstand, die Quertreibereien deS Kriegsministeriums mit aller erforderlichen Energie abzuwehren und versprechen, sich in diesem Kampfe rück- haltlos hinter den Vorstand zu stellen.

Ein raöikaler Sozialistenkongreß. Preßbureau Radio meldet aus Washington, daß der Nationale Sozialistische Kongreß zwecks Zusammenfasiung der radikalen Kräfte in der ganzen Welt einen neuen Internationalen Soziali st enkongreß einberufen hat.

Kunst, Wissenschaft, Lit:rawr, Theater usw. Sitz und Stimme haben sollen. Dies« Vorschläge wurden mit Vertretern der Reich»- und Staatsbehörden sowie der verschiedenen Brancheorganisationen be- raten und fanden grundsätzliche Zustimmung Die weitere Bearbei- tung der Angelegenheit wurde einer kleinen Kommission der be- toiligten Verband« übertragen. Die Filmindustriellen suchen also der vcM d«r Reichsverfassung zugelassenen Filmzensur durch eine Selbstzensur zuvorzukommen. Shaw über öle Hungerblockade. Bernhard Shaw hat«in Vorwort zu einem kleinen Buch ge­schrieben, da? unter dem TitelFamilienleben in Deutschland wäh- rend der Blockade" soeben in England ausgegeben wird. Der Dichter protestiert hier energisch gegen die Anschauungen derer, de die Deutschen aus Rache aushungern wollten, und variiert die viel- fach beliebt« Frag« der englischen Kinder:Vater, was tatest du'M Kriege?", die einst zu Propagandazw«cken benutzt wurde, durch dre neue zeitgemäßere Frage:Vater, was tatest du. als der Krieg vor- über war?"Der Mann," bemerkt er,der sagen kann als:Ich teilte meine Nahrung mit den armen hungernden Kindern in Deutschland, " wird moralisch beträchtlich höher stehen, als der glühende Patriot, der nichts Besseres antworten kcmn:Ich ver­langte. daß der Kaiser gehängt wird, und er wurde trotzdem nicht gehängt." DaS Buch,zusammengestellt von Lina Richter nach den Berichten von Aerzten, Jugendrichtern, Lehrern und. Schulpfleger- innen", gibt ein ergreifendes Bild von den furchbaren Wirkungen. die die Hungerblockode in Deutschland hervorgerufen. Notizen. Eine Ausstellung von Bildnissen au» Ber- liner Privatbesitz beabsichtigt die Akademie der Künste im November und Dezember d. Js. zu veranstalten und dadurch dem Publikum die zahlreichen, sonst unzugänglichen Schätze deutscher Porträtkunst, dre sich in Berlin befinden, zu zeigen. Aufgenom- men werden in die Ausstellung Bildnisse, die vorn Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Jetztzeit entstanden sind. Besitzer solcher Bildnisse werden gebeten, diese möglichst bald der Akademie der Künste. Pariser Platz 4. für die Ausstellung namhaft zu machen. Theater. Im Deutschen Theater geht Mittwoch in Abänderung des SpielplansWie«s«uchgefällt"m Szene. Ein in Frankfurt a. M. drohender Th.ater» st r e i k ist vorläufig durch Ueberwersung an den SchlichtungSauSfchuß vermieden worden. Di« Arbeiter und Angestellten der Städtischen Bühnen verlangen Aufbesserungen im Gesamtbetrage von Ith Mtl- lionen Mark. Mehr T r e r s chu tzl Die 18. VerbandSversammlung der Tierschutzvereine de» Deutsches Reiches nahm auf ihrer Tagung in Weimar Entschließungen an, wonach der Regierung bei der bevorstehenden Novelle zum Strafgesetzbuch eine Verschärfung des § 860. Ziffer 13 empfohlen wird. WerTiere quält oder miß- oanldelt oder vernachlässigt", soll nicht mehr mit Geldstrafe oder Haft, sondern mit Gefängnis bestraft werden. Tierquälerei soll alt Vergehen und nicht als llebertretung anzusehen sein. Ferner sprach man sich gegen da» Kupieren der Pferdcschwerfe u»d t»* vermehrte» Logelschutz au».