Sollten nun, tote Einsender behauptet, aus solchen Gründen entlassene Mannschaflen, vor allem den links stehenden Parteien an- gehören, so mutz dies wohl mit dem der Ordnung wider st rebenden Gerste(III) zusammenhängen, den ge- wisse Elemente ihren Anhängern anerziehen". Nachdem Rittmeister Schimmelpfennig in krassester Form zum Ausdruck gegeben hat, daß er sich dem Beschluß der Nationalversammlung betreffend die neuen Reichssarben nicht fügt, erklärt er salbungsvoll, daß für jeden, der sich nicht fügt, kein Platz in derReichswehrist. Er scheint garnicht zu merken, daß er damit sich selber das Todesurteil spricht. Für ungehorsam hält er nur die Mannschaften, welche diese seine reaktionäre Widersetzlichkeit nicht mitmachen wollen; daß er sie obendrein als „Bummelanten und Schmierfinken" beschimpft, paßt nur zu dem sonstigen Bilde des Mannes. Der Reichswehrminister hat allen Grund, an diesem reaktionären Frondeur, dessen eigenes Wort und Prinzip wahr zu machen:„Wer sich da nicht fügt, für den ist kein Platz in derReichs- wehr". Pfarrhaus und Wohnungsnot. Aus dem Kreis S-Vmalkalden wird uns geschrieben: Ober- schönau wie der ganze Kreis Schmallalden sind durch Versügung des Regierungspräsidenten als N o t st a n d S g e b i e l für das Wohnungswesen erklärt. Die dortige Wohnungskommission über- wies deshalb einer Lehrerin 2 Zimmer in dem sehr geräumi- gen Psarrhauie, um rbre Wohnung iür«intreffende junge Lehrer irei zu bekommen. Das Piesbyterium war damit nicht ein- verilonden und, anstatt das Mieleinigungsamt anzu- r u s e n, wandle sich diese« an das Konsistorium zu Kassel . Daraufhin erhieU die Lehrerin folgendes Telegramm: .Wir hören, daß die Gemeinde als Eigentümerin deS Pfarr- hauieS Ihnen die Piarrwohnung überwiesen hat. Die ö f f e n t- liwe Zweckbestimmung des Pfarrhauses geht dem Privaleiaentum vor. Bei Vermeidung einer Zwangs- strafe von Einhundert Mark untersagen wir daS Beziehen des Pfarrhauses, solange Presbyterium und Konsistorium nicht ge- nehmigt haben. Regierung." Die.öffentliche Zweckbestimmung" deS Pfarr- HauieS geht über die WobnungSnotl Der P'arrer braucht traft feines Amte? auck auf überflüssige Räume nicht zu verzichten. sGanz im Sinne des Evangeliums?!) Was sagt das Ministerium dazu?_ Aentralverbanö öer Angestellten. Tie frcigctverkschaftliche Einheitsorganisation. Aus Weimar wird gemeldet: Die zwischen dem Zentral- verband der Handlungsgehilfen, dem Verbände der Bureauangestellten und dem Verbände der Versicherungsbeamten geführten Verhandlungen haben auf einer Tagung am 8. und S. September 1919 in Weimar zur Vereinigung zum Z e n t r a l v e r b a n d der Ange- stellten geführt. Damit ist die freigewcrkschaftliche Einhcitö- organisation für alle in Handel» Berkehr, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft tätigen Handlungsgehilfen und Bureauangestellten sowie für die in der Sozial- und Privatversicherung, bei Behörden und Rechtsanwälten beschäftigte« Angestellten geschaffen. Der neue Verband steht beschlußgemäh auf dem Boden strengster parteipolitischer Neutralität und ist mit über 359 999 Mitgliedern der größte Angestelltenverband der Welt.
Eine oanö wäscht öie andere. Ein günstiger Wind weht unS folgendes recht charakteristisches Schreiben auf den Tisch: E. D. 2 L Z 32b. B«rlin, den 27. August 1919. 1. Anläßlich der Abnahme der ersten Lieferung Kognak am Sonnabend, den 23. d. M., in Grünberg , versprach unS der Lieferant, Kommerzienrat G o lch m a n n, sich zu bemühe«. die Verarbeitung unserer rohen Schafwolle zu Strickwolle zu vermitteln und stellte den sicheren Erfolg in Aussicht. Für seine Bemühungen und für die besonders gute und prompte Lieferung des Kognaks sind ihm im dienstlichen Jnter- esse einige Lebensmittel, wie Rohkaffee, Kakao und Seife, zugesagt worden. 1.®. R. Lager der E. D. Berlin , Halle III am Oftbf. Sie wollen ein Paket von 19 Pfd. Kaffee, 5 Pfd. Kakao, 2 Kar- tonS gute Toilcttcnseife und 5 große Würfel Kernseife fertig- stellen und zur Abholung bereithalten. DaS Paket wird der Begleiter zur Abholung der nächsten Lieferung Kognak nach Grünberg mitnehmen und dem Kommerzienrat Gothmann dort aushändigen. Die abgegebenen Mengen sind alS Schwund zu verrechuen. 3. Rw. 19 z. K. wegen Verrechnung des Schwundes. 4. Z. Borg. gez. Dr. G i e ß n e r. Wir möchten bei Herrn Dr. G i e ß n e r die bescheidene An- frage stellen, ob schon öfter als Präsente verschoben« Waren aus so bequeme Weise als Schwund wieder eingebucht worden sind. Das ist ja ein ganz vortreffliches Mittel, empfehlenswert auch für Per- walter von Depots, die von den ihnen anvertrauten Waren gewisse Quanten in die eigene Tasche verschwinden" lassen. Was sagt denn die vorgesetzte Eisenbahnbehörde zu der BuchführungSmethode System Dr. Gietzner? Alldeutsche Selbstenthüllung. Das Verbrechen des U-Boot-Krieges. Wenn man den Alldeutschen vorwirft, daß sie durch den uneingeschränkten U-Boot-Krieg uns die amerikanische Kriegserklärung frivol auf den Hals ge- zogen haben, so erhält man gewohnlich die Antwort, Amerika würde sowieso dem Ausgang des Krieges nicht tatenlos zugesehen haben, die enge Blutsverwandtschaft zwischen dem englischen und dem amerikanischen Volk hätte die Amerikaner auf jeden Fall bewogen; einem siegreichen Deutschland in den Arm zu fallen. Daß es sich hier um eine durch nichts bewiesene und ganz tendenziöse Behauptung handelt, dafür legt jetzt ein Mann Zeugnis ab. der selber mit am meisten auf diesem Steckenpferd geritten ist. der alldeutsche Graf Reventlow. Er schreibt in einer Be- trachtung über die Schwierigkeiten, die Wilson jetzt von der Opposition gemacht werden: Die Monroelehre gilt nach wie vor in einem große» Teile der Bevölkerung als unabänderliche Richtschnur im Großen iür die Politik der Vereinigten Staaten . Auf der anderen Seite steht fest, daß die Politik de« Präsidenten Wilson in denkbar schroffem Gezensatz zu den Lehre» M-nroels steht. Wilson bat st- einfach über den Haufen geworfen. Er wird seine Dialektik auf- bieten, um oem amerikanischen Volte glauben zu mache», daß der Eintritt i« den Krieg eiu« Notwendigkeit gewrsen sei. Wem» mau aber jenseits des atlantischen Ozean » wieder j
angefangen haben sollte, den Tatsachensinn sprechen zu lassen, so wird man den Behauplungen und Beweisversuchen des Präsidenten die Grahamichen Enthüllungen entgegensetzen. Sie beweisen, wie wir neulich dargelegt haben, daß Wilson bereits im Sommer 1919 den Einiritt der Vereinigten Staaten in den Krieg heimlich vorbereiten ließ. Außerdem iei erinnert, an die KongreßverhanMungen vom Frühjahr 1916, die bewiesen, daß Wilson den Krieg wollte, die Mehrheit der Volksvertretung aber nicht. Hier ist ein offenes und klares Bekenntnis, daß die große Masse des amerikanischen Volkes dem Krieg ursprünglich ab- lehnend gegenübergestanden hat. Auch Wilson hat ihn nicht gewollt. Aber selbst, wenn er ihn gewollt hätte, dann hätten unsere verrückten alldeutschen U-Boot-Hetzer, Graf Revent- low an der Spitze, erst Wilson den Weg für seine Pläne geebnet: Sie haben ihm zum Siege über die pazifistische Volks- stimmung verholfen. Es ist erfreulich, daß Graf Revent- low nunmehr selber dies offen eingesteht.
I Objekten die in die Millionen gehenden Differenzen wegen der Höhe der Entschädigung an, wozu dann noch die enormen Prozeßkosten treten, so wird es� der Gemeinde oft unmöglich sein, eine auch nur einigermaßen sichere Unterlage für die Festsetzung der Tarife zu finden. Es wird in der Regel der Ausgang des Prozesses auch nicht annähernd von vornherein zu überblicken sein, so daß die enteignende Körperschaft vor- sorgehalber die Differenz zuzüglich einer Kostenpauschale bei Festsetzung der Tarife zum Nachteil der Bevölke- r u n g wird einkalkulieren müssen. In Fällen der Enteignung zu anderen �wirtschaftlichen Zwecken liegen die Dinge ebenso. Diese Möglichkeiten, die sehr oft in die Erscheinung treten werden, sind offenbar bei Schaffung der Bestimmung nicht übeichlickt worden. Ein Schiedsgerichts hos hätte ebenfalls aus- reichende Rechtsgarantien geboten und hätte wesentlich schneller und billiger entscheiden können.
Hummiknüppel-Kunze. Tie Hintermänner der Pogromhetze. Aus Veranlassung des Staatskommissars für die Ueberwachung der öffentlichen Ordnung ist in letzter Zeit gegen eine Anzahl von Stellen vorgegangen werden, die als die Ausgangspunkte einer syste- matischen Progromhetze anzusehen sind: Den„Ausschuß für Volksaufklärung", Berlin . Köthener Straße 45(Vor- sitzender Richard Kunze), den„Volksbund", Berlin , Pots- damer Straße 1(im Vorstand gleichfalls Richard Kunze), den „Großdeutschen Volksbund", Berlin , Köthener Str. 19 (im Vorstand Ingenieur Josef P e l z« r). Bei einer Durchsuchung der Bureauräumlichkeiten wurden etwa 127 999 Flugblätter beschlagnahmt, die reiches Material über die aufhetzerische Tätigkeit der genannten Verbände enthielten. Sie sind außer von diesen noch verbreitet worden vom„Deutsch- Völkischen Bund", Hamburg , vom„Deutschen Schutz. und Trutzbund", Hamburg , von der„Deutschen Er. neuerungsgemein schast", Leipzig , von der„Deutschen Vereinigung für Wahrheit, V o l k s a u f k l ä r u n g und Volksgesundung", Leipzig , vom. Hammer ver- lag", Leipzig . Besonders hervorgetan hat sich bei der Verbreitung ein Robert Christ, Berlin , Linkstr. 29, der auch die Bertei- lungsstelle für Flugblätter des„Deutsch-Völkischen Bundes" unter sich hat. Ferner wurden auch einige Kisten mit Gummiknüppeln vorge. funden. Gegen Kunze ist wegen seiner Propaganda für die Per- Wendung von Gummiknüppeln ein Strafverfahren einge- leitet worden. Er hat die Knüppel als geistige Waffe sowohl in einer Versammlung im Askanischen Gymnasium mün>dlich emp- fohlen, wobei er Muster vorzeigte, als auch durch eine Annonce, die sich dauernd im„Deutschen Wochenblatt" befand. Schließlich sind auch Briefe von ihm im Besitz der Anklagebe- Hörde, durch die er persönlich seinen Gesinnungsgenossen die Knüppel anbietet. Kunze behauptet jetzt, er habe die Benutzung der Knüppel„nur zu Verteidigungszwecken" empfohlen, was aber durch Ohrenzeugen der Versammlung im Askanischen Gymnasium Wider- logt wird. Es dürfte nun interessieren zu erfahren, wer eigentlich hinter Richard Kunze , dem ehemaligen Generalsekretär der konservativen Partei, und seinem„Ausschuß für VolkS- aufklärung" steht. Dies ist keineswegs das angeblich elementar er- regte deutsche Volk, sondern eS sind— mit Ausnahme einiger Renommierarbeiter— Herren von wahrhaft feudalem Ur- s p r u n g, die früher mit dem Volk nicht viel zu tun haben wollten. Mit dem Ausschuß für Volksaufklärung verbunden ist nämlich eine „Hauptstclle für Aufklärung", die ihren Sitz im gleichen Hause hat und der das Sammeln von Geldmitteln im großen obliegt. Ihre Hauptmacher sind der Rittergutsbesitzer Carl Forst er, zurzeit Berlin , Bernburger Str. 19, Kor- vettenkapitän a. D. Georg von Zitzewitz, Berlin- Halensee, Joachim-Friedrich Str. 50, Hauptmann a. D. Christoph von Krogh, Friedenau , Stubenrauchstr. 17, Ar- beiter Kurt Hinz , Berlin , Göbenstr. 12, Faktor Josef Gläser, Berlin , Claudiusstr. 6. Diese Hauptstelle wendet sich— meist durch Vermittlung des Rittergutsbesitzers Fötster— an die Rittergutsbesitzer in O st e l b i e n mit der Bitte um Geldspenden. Im w e st- l i ch e n Teil Deutschlands geht man dagegen die Großindu- st r i e an. Interessant ist in dieser Beziehung die Mitteilung deS Direktors einer großen chemischen Fabrik, wonach der gesamten Großindustrie ern Rundschreiben zugegangen ist, in dem die Juden als die Schuldigen am Unglück des Vater- landeS bezeichnet werden. Deshalb werde zum Kampf gegen das Judentum aufgefordert, jeder Industrielle sollte der Höhe seines Einkommens entsprechend herangezogen werden. Der betreffende Großindustrielle wurde selber mit 9 9 9 M.„besteuert", er hat energisch protestiert, weiß aber bestimmt, daß dem Alifrnf von der Masse der Großindustriellen Folge gegeben worden ist. Eine weitere Filiale der Bewegung befand sich in Frankfurt am Main , gegen deren.Hauptsührer einen Oberpostsetretär Rei- m u t h, jetzt ein Strafverfahren schwebt, weil er den Führer des dortigen Marrnesicherbeitsdienstes durch �»bieten von Geld»u Pogromen zu veranlassen gesucht hat. ist nicht überraschend, haben doch die oben genannten Stellen trotz ailler Verbote und Gegenerlasse ftnmer wieder Versuche gemacht, die Pogromhetze auch in die Reichswehr zu tragen. Jedenfalls steht das eine fest: Gespeist wird die Bewegung vom Geld der Grotzagririer und Schwerindustriellen. Danach weiß das Volk zur Genüge, was es davon zu halten hat, und was letzten Endes Ziel und Zweck der ganzen Bewegung ist: auf dem Wege über das Judenpogrom Sturz der Republik , Rückkehr Wilhelms, kurz Wiederherstellung der re aktionären Herrschaft. verfaß ungsmängel. Im Artikel 133 der neuen Reickisverfaffung heißt es, daß wegen der Höhe der Entschädigung, die im Ent- eignungsfalle zu gewähren ist,„im S t r e i t f a l l e der Rechtsweg bei den ordentlichen Gerichten offen zu halten" ist. Hier hat der im allgemeinen zutreffende Standpunkt der Schaffung von Rechtsgarantien eine Ueber- spannung erfahren, die zu einem ungeheuren Hemmnis führen kann. Der Rechtsweg durch drei Instanzen— bis zum Reichsgericht— kann, namentlich in Enteignungsjachen bei einem oft nötig werdenden ausgedehnten Beweisapparot und bei der bekannten Schwerfälligkeit des Verfahrens vor den ordentlichen Gerichten, eine Reihe von Jahren an- dauern. Nehmen wir als Beispiel die Fälle der EnteiMung zum Zwecke der Kommunalisierun.g von Verkehrs- anstalten, Beleuchtungs- oder Wasserwerken, in denen die Gemeinde eine finanzielle Uebersicht zum Zwecke der Festsetzung von Tarifen haben muß, und nehme» wir bei öeu oft hohen,
Stadtverordnetenversammlung. Zur herrschenden Kohlennot bemerkt H intze(U. Soz.): Mit solchen albernen Maßnahmen, ltre sie ergriffen worden sind, sollten die regierenden Kreise die Bevölke- rung nicht zur Verzweiflung treiben. Von einem Wintervorrat ist keine Rede; die Bevölkerung steht vor dem Nichts. Wir beantragen eine Neufestsetzung der Kohlenmengen für Koch, und Ofen- brand, bevorzugte Belieferung von Wohnungen bis zu 3 Zimmern einschl. Küche und Sickerstellung von Holz- und Torfmengen. Der Holzpreis ist enorm, 64— 89 M. pro Kübikmeier. Nutzen darf aus diesem Artikel nicht gezogen wer- den; die städtischen Forsten müssen auch herangezogen werden. Die eigentlich Schuldigen an der Kalamität sind nicht die Bergarbeiter, sondern die Kreise, die diesen ihre berechtigten Forderun- gen vorenthalten. Vor allem muß aber auch der Wasserweg zum Transport herangezogen werden. Der Leiter der Kohlenstelle Groß-Berlin, Körte, gibt einiges Zahlenmaterial betreffs der Koblenbestände und des Verbrauchs. Die Kohlcnkarten stellen eine Anpassung an die Verhältnisse dar. Die neuerdings getroffenen Einschränkungen wären bitterste Not- wendigkeit. Die Zentralheizung stände nicht vorteilhafter da als die Ofenheizung. Strom müsse vor allem an Lokalen und dergleichen gesvart werden. Redner gibt dann einen Ueberblick über die West- fälischen und oberschlesischen Verhältnisse und die Transport- schwierigkeiten. Frau Schmidt(Christl. Vp.) weist als Grundursache des Uebels auf die gesunkene Arbeitsmoral sowohl der Berg- wie der Lohnarbeiter hin. Der Kampf der Arbeiter gehe gar nicht mehr gegen den Kapitalismus, sondern gegen andere Ar- beiter. Die mangelnde Religiösität trage viel Schuld an den be- stehenden Zuständen. Brückner(Soz.): Die drohende Kohlenkatastrophe muß die Arbeitslosigkeit ins Ungemessene steigern. Die Ursach« der Arbeits- unlust der Eisenbahnarbeiter liegt in den Zuständen, die in den Werkstätten herrschen. Die Mehrkosten der Schiffahrt treffen zwar den Einzelnen, aber Einzelinteressen müssen in dieser Zeit zurück. treten. L i e b i g(Dnat. Vp.): Die größte Schuld liegt in den ge- ringen Leistungen der Betriebswerkstättenarbeiter, die immer wieder zu Arbeitsniederlegungen veranlaßt werden. Die Bevölke- rung wird in kurzem zur Selbsthilfe greifen. Bürgermeister R e i ck e: Wir müssen praktische Arbeit leisten. Die Jndustriearbeit muß auf die Nacht verlegt werden. Strom- ersparnis, Ersatz der Kohle durch Holz u. dgl. sind � immer nur Lückenbüßer. Der Wasserweg wird nur nock zwei Monate offen sein. Die Holzpreise, die wir berechnen, sind kaum mehr als der Selbstkostenpreis. Bei den maßgebenden Behörden werden wir mit allen Mitteln vorstellig werden.(Beifall.) Hintze: Die Arbeiter werden sicher bereit sein, durch Ein- sührung von Nachtschichten die drohende Katastrophe abwehren zu helfen. Die Schuld liegt nicht an den Arbeitern, sondern bei den Kohlenmagnaten, die den Lohn herabgesetzt habtn, ihrer- seits aber riesige Dividenden verteilen. Einstimmig wird der Antrag angenommen, durch eine gemischte Deputation zur Versorgung der Bevölkerung mit ausreichenden Brennmaterialien alle nur möglichen Schritte zur Ab- stellung der Not zu unternehmen. Zur Errichtung einer Beratungsstelle für die vorübergehend im städtischen Obdach untergebrachten Flüchtlinge bemerkt Stadtrat D o f l e i n: DaS Obdach soll natürlich keinen Daueraufenthalt bieten. Das Rote Kreuz wird alles tun. diese Kalamität zu beheben. Berlin wird 19 999 M. für die BerahingS» stelle auswerfen. Hoff tn an(II Soz.): Die Mittel mutz da» Reich zur Ver- fügung stellen. Stadtrat Toflein: Das Rote Kreuz wird vom Reich �5 u ch t(Soz.); Selbstverständlich muh das jltoch Kosten zurückerstatten, besonders da der Zustrom immer größer werden wird. Der AuSschußontrag wird angenommen, Zu dem Antrag betr. das öffentliche Feilbieten von Schundliteratur und die Vorführung zweideutiger Filmaufnahmen kritisiert Kim« b e l(B. V.) scharf Inhalt und Tendenz der sogenannten A u s- klärungSfilme. Diese wirken nicht aufklärend, sondern aus» reizend; sie sollen eben nur die Kassen füllen. Den gleichen Zweck verfolgt die ohne jede Hülle dargebotene Schundliteratur, sowie die Postkarten, die sich bedenklich dem Pariser Niveau nähern. Stadtrat Sassen back: Die organisierte Arbeiterschaft be- faßt sich seit 18 Jahren mit der Bekämpfung dieser Uebelständ«. Es ist llilgeheuer schwer, besonder? in der letzten Zeit, hier wirksame Abhilfe zu schaffen. Bereits seit dem Frühjahr arbeiten mehrere Ausschüsse daran, festzustellen, wie hier gesetzlich eingegriffen uno wie sonst Abhilfe geschaffen werden kann. In ungefähr zwei Mo- naten wird ein Programm vorliegen; vor allem werden Zusammen- stellungen auter Bücher gegeben werden,_ Frau W e y l(U. Soz.): Die Kinematographie muß eine Selbst. zensur einführen. Die Filmindustrie muß verstaatlicht, dos Kiiw kommunalisiert werden; dann bat die Bevölkerung einen Einfluß aus den Inhalt. Die Kenntnis des V o l k s g e s ch m a ck s wird uns die rechten Wege bezüglich der Literatur weisen, nicht der Zensor... . Dittmer(Soz.): Wir müssen durch freie Selbsthilfe organt- satorisch vorgehen: am Stadtkino nach dem Neuköllner Plan wät« da? rechte Vorbild. Der vom Stadtrat Sassenbach«ingeschlagene Weg kann uns weiterführen; vor allem aber müssen wir selbst unsere erzieherische Aufgabe ernster nehmen. Die Kinointereffen- ien kommen reichlich spät mit ihrer eigenen Zensur. Erziehung»- arbeit am eigenen Volke bleibt die Hauptsache. Dowe lDem.): Die Verstaatlichung der Filmindustrie hat große Bedenken. Hauptsächlich die Konkurrenz wird das Besser« hervorziehen, besonders auch auf dem Gebiete der Literatur. H o f k m a u n(IT. So�) tritt für Kömmunalisierung ein. Der Antrag, Schritte zu unternebmen, um das Feilbieten vpn Schundliteratur und Postkarten unsittlichen Inhalts zu verbieten und die�Vorführung zwetdeutiger Filmaufnahmen zu unterbinden. wird abgelehnt. Zur Wohnreifmachung unbewohnter WoHtl«n» gen Tollen 599 999 M- vorschußweise bereitgestellt werden. W i l d« g a n S(Soz.l weist ans die Tätastrophalen Verbältnisse deS Wohnunasmarktes hin und tritt kür Herrichtung aller nur irgend bewohnbaren Bauten und Grundstücke«in. Die weitere Beratung wird vertagt. Schluß lg Uhr,