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Nr.471. 36.Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin  ".

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Die achtgespaltene Nonpareillezetle toftet 1,50 91Rleine Anzeigen". bas fettgebrudte Bort 60 Bfg.( auläffig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 40 Big. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 50 Bfg.. jedes weitere Bort 30 Big. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwet Worte. Teuerungszuschlag 50%- Familien Anzeigen, politische und gewertschaftliche Vereins Anzeigen 1,50 t die Reile Anzeigen für die nächste Summer milffen bis 5 2 nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin  6 68. Lindenstraße 3, abgegeben werden Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

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Montag, den 15. September 1919.

Keine Arbeiterkonferenz in Washington  ?

Im Anschluß an die Nachricht, daß Deutschland   und Deutschösterreich nicht offiziell zur Beteiligung an der Arbeiterkonferenz in Washington   eingeladen werden sollen, erfährt Stockholms Dagblad" vom Reichs­tagsabgeordneten Hermann Lindquist, dem Vorfizenden der schwedischen Landesorganisation, daß die Arbeiter der standinavischen Länder sich unter diesen Umständen nicht an der genannten Konferenz beteiligen würden.

Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3.

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Die Kosten der A.- und G.- Räte.

Der Nationalversammlung   ist eine Dent­Dieser Beschluß der skandinavischen Genossen ist in schrift des Reichsfinanzministeriums zugegangen, die über mehrfacher Hinsicht von nicht zu unterschätzender Tragweite: die to sten Auskunft gibt, welche durch die Tätigkeit der Ar­Zunächst beweist er das Wiedererwachen des Solidari. better- und Soldatenräte entstanden sind. Eine ge­tätsgedankens der internationalen Arbeiterschaft, was naue Rechnungsablegung ist zurzeit nicht zu erhalten. im Interesse der Arbeiter aller Länder außerordentlich zu be­grüßen ist; sodann aber ist er, konsequent durchgeführt, geeignet, die Washingtoner Arbeiterkonferenz überhaupt in Frage zu stellen.

Lian, der Vertreter der norwegischen Landesorgani­sation, nahm seine Wahl nur unter der Bedingung an, daß Die standinavischen Parteigenossen haben erkannt, daß auch die deutschen   und österreichischen Arbeiter an der Kon- cine Konferenz ohne die deutschen   und österreichischen Ge. ferenz in Washington   teilnehmen dürfen. Auch die däni- nossen nicht den Namen einer internationalen" verdienen fchen Arbeiter haben beschlossen, nicht nach Washington   zu würde, und aus dieser Erkenntnis heraus ist ihr Entschluß gehen, weil der Ausschluß der deutschen   und österreichischen zu erklären. Vielleicht ist ihr tapferes und solidarisches Vor­Arbeiter in Widerspruch mit den auf der sozialistischen   Kon- gehen geeignet, den in nationalistischer Denkweise be­ferenz in Amsterdam   gefaßten Beschlüssen stehe. fangenen Genossen der Entente die Augen zu öffnen.

Sächsischer Landesparteitag.

Ein Funkspruch Tschitscherins

Freitag abend hat sich der Kommissar des Auswärtigen der

Der sächsische Landesparteitag der Sozialdemo­tratie trat gestern in Dresden   unter sehr starker Teilnahme zu- ruffifchen Räteregierung schitscherin in einem Funffprudh an fammen. Im Mittelpunkt steht das Referat des sächsischen den lettländifchen Minister des Auswärtigen gewandt mit Ministerpräsidenten Dr. Gradnauer über die politische bem Vorschlag, die Kriegsoperationen einzustellen. Lage in Sachsen  , das die Entscheidung über die Neu­bildung der sächsischen Regierung bringen wird. Bom Parteivorstand nimmt Genosse Otto Wels   an den Be­ratungen teil. Auch der Reichswehrminister Noske  , der befannt­lich sächsischer Abgeordenter ist, ist zugegen.

Die Rede Noskes.

In der Nachmittagsverhandlung hielt Reichswehr­Minister Noste eine Rede ungefähr folgenden Inhalts: Wer sich einbildet, daß die Arbeiterschaft in der nächsten Zeit einig sein wird, ist ein unheilvoller Jllusionist. Eine Regierungs­bildung mit den Unabhängigen ist in diesem Augenblick unmöglich. Wir müssen persönliche Würde haben, die ich bei manchem vermisse. Die Unabhängigen lassen heute jeden Anstand vermissen. Sie be schmutzen und beschimpfen in bubenhafter Weise einen jeden, der anderer Meinung ist wie sie. Die Genossen müssen aus der Kritik heraus. Wir stehen erst am Anfang unserer Arbeit. Ich bin durchaus gewillt, alle meine militärischen Maß­nahmen restlos zu deden.

Dem Versuch, das russische Enftem bei uns einzuführen, werde ich mich mit aller Energie widersehen.

Wenn es heißt, das Leben von ein paar Taufend Tollföpfen aufs Spiel zu sehen, um Hunderttausend von ruhigen Bürgern zu retten, dann werde ich handeln wie Berlin  , Hamburg  , Bremen   und München  . Die hoffnung auf die Weltrevolution ist eine Seifenblase.

Ein Heer ohne Disziplin ist ein Affenspiel. Truppen mit selbstgewählten Führern.springen im Momente der Gefahr aus­einander wie Glas.

Die Affäre Reinhard bezeichnete der Reichswehr­minister Noste als einen Spettafel, auf den viele hereinge fallen seien. Der Gewährsmann des Vorwärts" sei ein übel beleumbeter Mann, um dessen Willen er einen um die Regierung hochverdienten Mann nicht über die Klinge springen lassen werde. ( Wir werden auf diese Anelegenheit zurückommen, wenn der Wortlaut der Rede Nostes vorliegt. D. Red.)

Noste schloß mit den Worten: Wenn die Gegenrevolution eintritt, dann ist nur die Arbeiterschaft schuld daran. Unsere Maßnahmen müssen auch den Mut zur Härte haben."

Polnische Geifelmörder.

Ein bei einem polnischen Kurier aufgefundenes Dokument, dessen Inhalt von zuständiger Stelle einer hiesigen Lokalforrespondenz übermittelt worden ist, ist ge­eignet, berechtigtes Aufsehen zu erregen. Sein Inhalt

lautet:

Die polnische Bevölkerung Oberschlesien 8 hat in schwierigen Berhältnissen ben ungleichen Kampf mit dem Grenzschus aufgenommen und damit einen blutigen Bro­test gegen die preußische Gewaltherrschaft erhoben. Solange die deutschen   Truppen den Teil Schlesiens, für den ein Plebisait angeordnet ist, nicht verlassen, werden die polnischen Aufständigen nicht ruhen und gegen dieselben den Kampf führen, denn sie sehen darin allein eine Garantie für Freiheit und eine beffere Zukunft.

Wenn die deutschen   Truppen mit dem Erschießen und Hinmorden der polnischen Bevölkerung nicht aufhören, werben die polnischen Aufständischen für jeden erschossenen Polen   und jede Bolin drei deutsche Männer oder drei deutsche Frauen erschießen.

Wer aufständische Truppen verrät, wird erschossen, und fein Haus wird niedergebrannt. Wir bitten die deutsche oberschlesische Zivilbevölkerung, daß sie sich ruhig und neutral verhält.

Standort, August 1919.

Die Leitung der P. R. W. Oberschlesiens  ."

Aus der Denkschrift geht aber hervor, daß die Kosten der A.- und S. Räte beim Besatzungsheer 88 Millionen und beim Feldheer 44 Millionen betrugen. 18 Millionen sind Auf­wandsentschädigungen in den Grenzen der Festsegungen der Reichsregierung; 37 Millionen wurden für die Zahlung höhe rer Gebührniffe, als die Stäte sie fordern konnten, ausgegeben; 35 Millionen fielen auf Verluste durch widerrechtliche Aneig. nung und Verschleudern von Heeresgut, 2 Millionen bildeten unverrechnete Vorschüsse. Hierzu kommen für die Marine reichliche 24 Millionen Ausgaben.

daß diese sehr lückenhafte Witteilung des Finanzministe­Soweit die Denkschrift. Es unterliegt feinem Zweifel, riums, die an Klarheit außerordentlich viel zu wünschen übrig­lassen, von der rechtsstehenden Bresse zu einem erneuten Ber­leumdungsfeldzug gegen die A.- und S.- Rate benutzt werden wird. Deshalb sei folgendes festgestellt:

Die Summe von zirka 94 Millionen Mark beträgt wenig mehr als zehn Prozent der seinerzeit von unper­antwortlicher Seite ausgestreuten und von der ganzen nicht­fozialdemokratischen Presse aufgenommenen Schauernachricht von den 800 millionen, welche die betrügerischen" A.. und S.- Räte in ihre Taschen gesteckt hätten. Die Meldung, die, wenn wir nicht irren, im März d. I. zum ersten Male auftauchte, teug den Stempel der Unwahrheit an der Stirn. Damals war der Kassenbetrieb in den einzelnen Regimen tern, Abteilungen, Bahlmeistereien usw. noch in einem so völligen Zustande der Verwirrung, daß an eine den Tatsachen entsprechende Berechnung der wirklich gemachten Ausgaben für die A.- und S.- Räte gar nicht gedacht werden konnte. Hinzu kam folgendes: Grundsäglich erhielten die S.. Stäte ihre Entschädigung seitens der Kassenverwaltungen der militärischen Stellen, während die 2. Räte meist ihre Aufwandsentschädigungen durch einen Buschuß seitens der städtischen Magistrate erhielten. Lediglich die S.- Räte, die von den einzelnen Truppenteilen abtomman­diert waren und gemeinsam mit den städtischen A.- Räten an der Stadtverwaltung, der Kontrolle der Kommunalange­legenheiten usw. beteiligt waren, erhielten ihre Aufwands. entschädigung seitens der städtischen Behörden. Um nun eine geordnete Uebersicht über die Ausgaben der A.- und S.- Räte zu erlangen, mußten die einzelnen Truppenförper mit den städtischen Gemeindeverwaltungen in Verbindung treten und gemeinsam die gemachten Ausgaben berechnen. Das war im Frühjahr dieses Jahres aber noch eine technische Unmög lichkeit.

Ein Teil der nunmehr einigermaßen den tat­sächlichen Verhältnissen entsprechend reduzierten Summe ist auf unrechtmäßige Weise von den A.- und S.- Mäten bermendet worden, indem sich diese teilweise höhere Auf­Die Absicht der Polen  , die zunächst allerdings nur in wandsentschädigungen bewilligten, teilweise das ihnen an­hypothetischer Form ausgesprochen ist, deutsche Staats.bertraute Seeresgut verschleuderten. Kein rechtlich Denken­angehörige als Geifeln zu erschießen, stellt sich nicht nur der wird dieses Vorgehen der A.- und S.- Mäte billigen. Aber als ein Aft größter Roheit und Brutalität dar, sondern er es darf eins nicht übersehen werden: Durch ihre Tätigkeit bedeutet auch eine Verlegung des Versailler haben die A.- und S. Mäte der deutschen Republik Güter Friedensvertrages. im Werte von Milliarden gerettet, zu denen die

Nach diesem sind Bolen und Deutsche   zur Innehaltung von einigen A.- und S.- Räten widerrechtlich ausgegebenen einer Demarkationslinie verpflichtet, die von Summen in feinem Vergleiche stehen. einer seitens der Entente zusammengestellten Kommission Wie lagen denn die Dinge damals? Als Folge der genau bezeichnet worden ist. Von seiten des deutschen   unseligen Kriegspolitik der wilhelminischen Epoche Grenzschubes nun ist eine Ueberschreitung dieser Linie stürzte das ganze Gebäude, das aus Granit errichtet zu sein nicht erfolgt. Wenn es dennoch zu kämpfen mit den Polen   schien und doch nur ein schlechtvertüinchtes Kartenbaus war, fam, so handelte es sich hierbei ledinfidh um Abwehr mit einem Schlage am 9. November zusammen. Diejenigen, Ein Sieg der Boschewistengegner. kämpfe, die gegen die polnischen Banden ausgefochten die sich bisher als die Führer" des deutschen   Volkes hatten Die Times" erfahren aus Helsingfors  , das die Stadt werden mußten, welche sich um die Demarkationslinie nicht bezeichnen lassen, desertierten oder wurden von der empörten Jamburg, 80 Meilen westlich von Petersburg  , am Mitt fümmerten. Daß sich der Grenzschusleute angesichts der Volksmasse zum Teufel gejagt. Ratlos stand der überwie­woch von den russischen Truppen zurüderobert worden ist. Befits Oberschlesiens   gelangen können und das Abstimmungs  - der Pulsschlag der Nation schien zu stocken. Das aber hätte frivolen Haltung der Polen  , die nicht schnell genug in den gende Teil der herrschenden Klasse vor dem Ereignis, und Der Time3"-Korreferent erfuhr von dem Premierminister von Nordwest- Rußland, daß diefer Erfolg der Reorganisation der ergebnis beeinflussen bzw. Deutschland   und die Entente vor den Tod des deutschen   Volfes bedeutet. Da entstand Narwafront zu verdanken ist und der Hilfe der britischen vollendete Tatsachen stellen wollen, eine starke Erregung ganz fpontan aus der Volksseele heraus der Wunsch, Mission, die in der letzten Zeit Nahrungsmittel einge- bemächtigt hat, darf nicht Wunder nehmen. Hieran dürfte praktische Arbeit zu leisten und an den Neubau führt hatte. Außerdem waren in den legten Wochen mehrere Ge- auch die polnische Ermahnung zur Ruhe und Neutralität, des Staates heranzugehen. Aus ihrer Mitte heraus fchüße, 20 000 Gewehre und große Mengen Munition für das anti- die nach der vorangegangenen Drohung mit der Geisel- wählten sich die Massen des Volkes Männer, die von ihrem bolschewistische Heer in Neval eingetroffen. Die Einnahme der erschießung wie ein Hohn anmutet, nichts ändern. Bertrauen getragen waren, und denen sie die politische Macht Stadt Jamburg ist daher so wichtig, weil sich dort die Brücke über übertrugen. Die Forderung, die von den Kommunisten die Luga befindet. in finnloser, weil undemokratischer Weise noch heute erhoben wird: alle Macht den A.- und S.- Näten", wurde am 9. No­Wie der Telegraaf" aus London   berichtet, wurde in der vor- bember buchstäblich erfüllt. Im gewissen Sinne hatten wir gestrigen Sigung des Gewerkschaftstongresses in Glas- damals die proletarische Diktatur, die von En gom ein Antrag von dem Führer der Eisenbahner, Thomas, ein gels wohl als 3 u stan b gebilligt, als Regierungs­gebrachter Antrag angenommen, worin von der Regierung die Ab­Mit dieser Mitteilung des englischen Blattes stimmt ein Artikel haffung der Dienstpflicht und die sofortige Abberum aber verworfen wird. Niemals vorher in der Ge­überein, den Trofi in dem Betersburger Bolschewiftenorgan, der wird. Wenn dieser Forderung nicht stattgegeben wird, wird ein stet worden wie durch die A.- und S. Räte in den fung der englischen Truppen aus Rußland   verlangt ichichte Deutschlands   ist jo gewaltige Arbeit gelei. " Brawda", veröffentlicht. In ihm droht der russische Oberbefehls. Sonder tongreß einberufen werden, um darüber zu beraten, ersten Wochen und Monaten nach der Revolution. haber mit einem Angriff auf Finnland  , zu dem hauptsächlich in welcher Weise auf die Regierung 3wang ausgeübt werden Es sei ohne weiteres zugegeben, daß nicht immer an der Baschtiren und andere Asiaten verwandt werden sollen. richtigen Stelle die richtigen Leute standen. Guter Wille aber

Aus Selfingfors erfahren die Times" weiter, daß der finnische Generalitab Nachrichten erhalten hat, dak große boliches wistische Streitkräfte von der Mur manfront nach der finnischen  Grenze abtransportiert werden.

fann,

Gegen die englische Dienstpflicht.