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Nr.478.36.Jahrg.

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fret ins Haus, voraus zahlbar. Bost bezug: Monatlich 8 L er 8u ftellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 6,25 Mt, für das übrige Ausland 10.25 Mt, bei täglich einmal. 8ufteffung 8,25 ML. Boftbeftellungen nehmen an Dänemart, Holland , Luxemburg , Schweden u. die Schwetz. Eingetragen in die Boft- Zeitungs- Breisliste. Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. 8eit" erscheint wochene täglich zweimal Sonntags einmal

Telegramm- Adresse:

Sozialdemofrat Becfin".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

15 Pfennig

Anzeigenprets:

Die achtgespaltene Nonpareillegelte Loftet 1.50 Rt. Aleine Bnzeigen", bas fettgebrudte Wort 00 Bhg.( sufäffig * fettgebrudte Worte), tebes weiters Bort 40 Big. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen das erste Work 60 3fg. lebes weitere Mort 30 Bfg. Werte über 15 Buchstaben zählen füle smet Morte. Teuerungszufchlag 30% Familien Anzeigen, politifche und gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 1,50 ML die Reile anzeigen für bis nächste Rummer mitfen bis 3 e nachmittags im Hauptgeschäft. Serlin GW 68, Lindenstraße 8, abgegeben Geöffnet von 9 Uhr früh bla

werben

5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenst. 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 15190-15197.

Donnerstag, den 18. September 1919.

Ernste Unruhen in Braunschweig .

Am Mittwochabend kam es in Braunschweig zu Zu­fammenstößen zwischen Reichswehr und spartakisti­schen Elementen. Die Schwimmanstaltswache wurde in der

Gegen die dritte Internationale.

Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., GW. 63, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morinviats, Nr. 117 53-54.

Unabhängige gegen Kommunisten.

Am 13. September teilten wir das vorläufige Ergebnis zehnten Abendstunde aus dem nahen Walde beschossen und ein der Abstimmung in der Schweiz über den Beitritt zur Mann der Reichswehr an der Hand verwundet. Zusammentritten Internationale mit; ohne wichtige Sektionen, stöße zwischen einzelnen Reichswehrleuten und Gesindel am Haupt- deren Abstimmungsergebnisse damals noch nicht vorlagen, er bahnhof hatten dort große Wienschenansammlungen zur gaben sich 2867 Stimmen für und 4614 Stimmen gegen nach der Niederlage in der Januarschlacht" hätte man neuen Folge, die durch eine Abteilung Reichswehr zerstreut wurden. Der den Anschluß. Jezt wird durch die Schweizerische Depeschen­ Agentur folgendes Schlußergebnis verbreitet:

Hauptbahnhof wurde durch eine Wache gesichert.

Auch an anderen Stellen der Stadt fam es zu starken Belästi­gungen einzelner Reichswehrleute. In den Straßen und städtischen Anlagen fielen Schüsse Die Borgänge sind anscheinend plan­mäßig von spartakistischer Seite hervorgerujen. Es wurden mehrfach Matrosen mit roten Bändern beobachtet.

Weitere Plünderungen in Köslin .

Im Laufe der Nacht zum Dienstag fam es zu weiteren Blünderungen. Gegen 11 Uhr stürmte die Menge die am Markt gelegenen Herrenartifel- und Konfettionsgeschäfte von Eduard Baruch und Gebrüder Hirschfeld. Ein Teil der Einwo ohner wehr, die einzuschreiten versuchte, wurde entwaffnet.

Bei den Plünderungen gab das Militär Feuer. Fünf Personen wurden verwundet, darunter zwei Mitglieder der Einwohner­wehr. In den frühen Morgenstunden trafen Truppenber stärkungen ein.

Die Heimkehr der Kolonialgefangenen. Gegenüber zahlreichen Anfragen aus Kreisen der Ange­hörigen und verschiedenen Pressestimmen sei folgendes fest­geftellt:

Die Urabstimmung der Sozialisten über den Eintritt in die britte Internationale ist beendet. Bon 50 000 wit­gliedern, die der Partei angehören, baben 22000 an der 5. ftimmung teilgenommen, von denen fi 13 975 gegen und 8280 für den Eintritt ausgesprochen haben.

Bemerkenswert bei der Abstimmung erscheint zunächst die relativ geringe Beteiligung an der Abstimmung. nahmen doch nur 44 Proz. der Stimmberechtigten teil. Darüber hinaus ist von besonderer Bedeutung, daß der An­schluß an die" Moskauer ", die bolfchewistische Internationale, die Schweizer Arbeiterschaft durchaus nicht so be­gehrenswert dünft wie man auf Grund bisheriger Dar­stellungen hätte erwarten können.

Die ägyptische Revolution.

Die Leitung des Ausschusses der nationalen ägyptischen Partei teilt den Blättern mit, daß die ägyptische Revolu. tion von neuem eingesetzt habe. Die blutige Unters drückung der letzten Erhebung in Aegypten durch die englischen Behörden habe zu einem Aufstande des ägyptischen Volkes ohne Unterschied der Klassen geführt.

Bei den Verhandlungen in öln mit Vertretern der Folgen der Wiener Kohlennot. englischen Regierung ist selbstverständlich auch die 23ien, 17. September. Am Mittwochnachmittag fand unter oben genannte Frage zur Sprache gekommen. Die englischen Vertreter haben zugefichert, daß auch die Heimschaffung der Borfits des Staatstanglers Renner eine Beratung über bic Es wurde beschlossen, noch in egypten, Indien und auf Malta befind- ungünstige Kohlenlage Wiens statt. lichen Gefangenen sobald als möglich erfolgen soll. daß ab 21. September der Straßenbahnverkehr vollständig Es ist im besonderen zu hoffen, daß die in Aegypten eingestellt wird, daß alle Gast, Kaffeehäuser und Haustore um und Malta befindlichen Gefangenen baldigit durch die Schiffe 8 Uhr abends geschlossen und das alle elektrischen Aufzüge außer abgeholt werden, die sich mit russischen seriegsgefan- Betrieb gesent werden. genen auf der Fahrt nach dem Schwarzen Meer befinden.

hervorgeht.

Nationalwahlen in Ungarn .

Hierbei sei nochmals festgestellt, daß die in Aegypten und Das Neue Wiener Tagblatt" meldet aus Budapest , Malta geäußerte Ansicht der englischen Lagerbehörden, die dag die Vertreter der Entente in Paris erwirkt haben, deutschen Gefangenen feien frei und brauchten daß das Kabinett Friedrich, wenn auch formell nicht nur von der deutschen Regierung abgeholt u anerkannt, so doch als verhandlungsfähige Re werden, unzutreffend ist, wie auch aus Vorstehendem gierung behandelt werden soll. Das Kabinett Friedrich werde in den nächsten Tagen eine neue Gendarmerie Die Heimkehr der in Spanien internierten Staaufstellen. Sobald sie organisiert sei, werde der Abzug der merun Deutschen ist weiterhin Gegenstand dauernder Verhandlungen. Eine Entscheidung hierüber ist indessen noch rumänischen Truppen aus Budapest erfolgen. nicht getroffen worden. Sie ist abhängig von dem zur Verfü gung stehenden Schiffsraum.

Renner über das Rätesystem.

und eine Exekutive führen.

sollen am 1. Ottober stattfinden. Die Wahlen für die Nationalversammlung

Drohender Streik der italienischen Postangestellten. Aus Mailand wird gemeldet: Die oft und Tele­grapbenangestellten beiblossen am Mittwoch den General streit, wenn die Regierung ihre Forderung nicht binnen 24 Stunden erfüle.

Demokratische " Regierungsweisen!

feiten auf: Ein ostpreußischer Genosse zählt uns folgende Erbaulich­

Die Freiheit" ermannt sich endlich zu einem Beitartikel Muſionspolitik", in dem gegen die Kommunisten energisch borgegangen wird. Sie geht aus von einem Bericht der ,, Kommunistischen Nätekorrespondenz", in dem gesagt wird, offenen Schlachten ausweichen müssen, das sei aber nicht ge­glückt, da die Partei zu schwach gewesen sei, lokale Aufstände und Putsche zu verhindern. Sie berichtet dann über eine Versammlung der Berliner Funktionäre der K. P. D. am 9. September, in der festgestellt wurde, die Straße set verloren. Im übrigen lehnte die Versammlung eine An­regung der Zentrale, die der Partei den Weg zur Beteili­gung an den Barlamentswahlen öffnen sollte, ab. Die Rote Fahne " kommentierte diese Ablehnung dahin, nicht Das Parlament, sondern der Betrieb sei der entscheidende Faktor, ihn müsse man also beherrschen und nicht das Parla­ment. Dann schreibt die" Rote Fahne" weiter:

Nur so verstehen wir jene Erklärung der dritten Inter­nationale, die von der Unterordnung des parlamentarischen Mittels spricht, nicht von der Einordnung, toie jemand in finuieren will. Nur so fönnen wir zumal in der gegenwärtigen Situation Deutschlands denken. Man soll auch nicht den An­schein erwecken, als würden die Schweizer und Italiener es uns übel nehmen, wenn wir in gegenwärtiger Eituation auf den Barlamentarismus verzichten. Den Betrieb wollen wir haben und beherrschen; das Kapital ist ohnmächtig in dem Augenblick, in dem die Sabotage der Produktion seine durch internationale Verpflichtungen diktierten Kalkulationen über den Haufen witft. Dazu macht die Freiheit" einige Bemerkungen, die wir zustimmend wiedergeben fönnen. Sie fagt:

nur

Man wäre angesichts der legten Ausführungen versucht, an wahnmißige Verblendung zu glauben, wenn nicht aus der syndikalistischen Konfusion des Artikelschreibers die völlige Unfähigkeit spräche, die politischen und wirtschaftlichen Zu sammenhänge in sozialistischem Sinne zu erfassen und dem Brole. tariat eine feinen Interessen auch nur annähernd entsprechende Taftit zu weisen. Aus diesen Ausführungen spricht die eng stirnige Verranntheit von Ideologen, die völlig die Verbindung mit den Massen verloren haben und die deni Wahne huldigen, daß sie durch ihre Ablehnung" der unbequemen Tatsachen der Wirklichkeit, diese Wirklichkeit selbst zu überwinden vermögen, und daß der harte beharrliche Kampf auf allen Ge bieten, in denen das Proletariat mit der Bourgeoisie zu kämpfen hat, ersetzt werden tonne durch eine Zauberformel, die dem Prole­tariat mit einem Schlage den Schlüssel zur Macht liefert. Gestern war es der bewaffnete Aufstand und die Broklamierung der Räte­diktatur. Heute ist es die Eroberung des Betriebes, die unter Ignorierung aller sonstigen Faftoren des politischen und wirt. schaftlichen Lebens den neukostümierten Putfchisten der R. P. D. als der Stein der Weisen erscheint.

Die Freiheit" verspottet dann die kommunistischen Wirrköpfe", die zwischen Wunderglauben und Furcht hin­und herpendeln und schließt:

Darum gehen wir zum Kampf gegen diefe Kräfte( der bürger. lichen Gesellschaft), überall wo die Bourgeoisie ihre Machtpost­tionen hat: wir gehen in die Parlamente, in die Kommunen, in die Verwaltungsbehörden ebenso hinein, wie in die Betriebe, um überall, wo das Proletariat unserer bedarf, auf dem Posten zu sein, seine Kräfte zu organisieren, feine Stellung zu befestigen. um mit geschulter, gesammelter Straft für unser Endgiel, für die Aufrichtung der sozialistischen Gesellschaft zu fämpfen.

Wären diese Auseinandersetzungen mehr als eine bor­muß man erst abwarten, dann könnte man von einer hochy übergehende Erscheinung des Augenblicks ob sie es sind, bedeutsamen und erfreulichen Wendung in der deutschen Ar­beiterbewegung sprechen.

Auf einer Konferenz der deutschösterreichischen Baubesregie­rungen führte der Staatskanzler Genosse Dr. Karl Renner aus: Was das Räte system betrifft, so hat sich der Rätegebante auf einmal mit einer gewissen Selbstverständlichkeit aller Menschen bemächtigt. Wir haben Arbeiterräte, Bauernräte und Bürgertäte und drohen heute in den Zustand zu geraten, daß ein sehr berech tigter Gebante überspannt wird. Dem Rätesystem liegt der Die Regierung zu Gumbinnen richtet an eine ihr unter­berechtigte Gedanke zugrunde, daß nicht nur die Menschen stellte Behörde wegen eines Technifers, der bei dieser Behörde eines Gebiets, sondern auch die beruflichen und sozialen Grippen beschäftigt und vor furzem in die Gemeindevertretung als jozial­gemeinsame Interessen haben. Nun handelt es sich nicht darum, demokratischer Vertreter hineingewählt worden ist, unter anderem den Rätegedanken zu beseitigen, was wir auch gar nicht vermöch die Frage, ob die Teilnahme des Technikers an den Sigungen ten, unsere Verwaltung wäre vielmehr sehr gut informiert, wenn in der Gemeindevertretung im Interesse der betreffenden Be fie einen organisierten Beirat der Berufs- und der so- hörde liegt und ob dejien Teilnahme an den Sizungen etwa zialen Stäte besäße. Aber die Näte tönnen unmöglich verwalten Das klingt gerade, als ob die Ausübung ſtaatsbürgerlicher Pflichten unerwünscht ift. Im Interesse der Behörde und unerwünscht! Eine Gretutive durch die Mäte widerspricht durch einen Angestellten von den Interessen und wünschen seiner vorgelegten Behörde abhängig gemacht werden soll. Die Fragen den Grandgedanten der Wolfsfreiheit und der zeugen von einem geradezu vocsintflutlichen, behördlichen Geiste. Minister verantwortlichkeit. Es widerspricht dem aber weiß die betx. Regierung denn noch immer nicht, daß das Geiet Die Unabhängigen haben bisher in verhängnisvoller nicht, wenn sich die Staatsorgane, ehe sie die Erefutive führen, folchen einseitigen, furzsichtigen Wünschen einen Riegel vorichiebt? Weise zwischen der Sozialdemokratie und den von ihnen jetzt beraten lassen. Darum glaube ich, daß. die Räte eine sehr be- In einem anderen Falle droht dieselbe Regierung einem von selbst so genannten fommunistischen Putsch ist en und stimmte und achtunggebietende Stellung einnehmen können, wenn weither in ihren Bezirk beriezten Beamten, der wegen Ertranfung Wirr föpfen hin- und hergesdywankt. Alle Bersuche, fie sie nach Art der Kammern organisch der Verwaltung zur die weite Reise nach feinem neuen Amtssiz nicht sogleich antreten zu einer flaren Stellungnahme gegen jene wahnwikigen Ber­Seite gestellt werden, in gefeßlich geregelten Formen die Verwal tann, mit Gehaltsentziehung und Einleitung des Disziplinar- derber der Arbeiterklasse zu bewegen, blieben vergeblich. In. verfahrens, wenn der Beamte feinen neuen Poften nicht sofort ein tung beraten. Bei der Verwaltungsreform wird zu erwägen sein, nimmt oder spätestens innerhalb 8 Tagen ein ärztliches Attest vor- folgedessen mußte sich die Kluft zwischen ihnen und der in welcher Weise dieser nur zum Teil neue Gedanke in unsere legt, obwohl der Beamte schriftlich erklärt hatte, daß er zurzeit Sozialdemokratie immer mehr verbreitern. Die Sozialdemo ftaatliche Organisation eingefügt werden kann. reifeunfähig ist. Das erscheint wenig beamtenfürsorglich, wohl aber fratie, die durch den Willen der Arbeiterklasse zu einem aus. bureauiratifch- ichneidig. schlaggebenden Faktor des Staatslebens herangewachsen war, durfte nicht zugeben, daß sich eine kleine, in der schwersten Konfusion befangene Minderheit durch Gewalt auf der Straße in den Besitz der Macht jette. Durch jene Gewalttaktik murde sie zwangsläufig auf einen Weg gedrängt, den sie aus freiem willen niemals betreten hätte und den sie zu verlassen ent­schlossen ist, sobald sich dazu, ohne schwere Gefährdung der Interessen des arbeitenden Bolkes, die Möglichkeit bietet.

Wie eine Handlung aus der Zeit der Leibeigenschaft aber mutet Berfahren gegen eine deutsche U- Bootsbesabung. Aus Ma­ drid wird gemeldet: Die Untersuchungsaften gegen die Mann es an, daß ein Regierungs- und Baurat als Vertreter der genann schaft des deutschen Unterseebootes 48, die angeklagt ist, das Unterten Regierung mit einen Gefolge von etwa 5 Herren vor furzem seeboot berfentt zu haben, wurden gestern dem obersten Kriegs- auf dem Bauhofe einer unterstellten Behörde erscheint und von einem alten, im Dienste ergrauten, mittleren Beamten, der als und Marinegericht überwiesen. folcher dem betreffenden Regierungs- und Baurat seit Jahren per sönlich bekannt ist, verlangt, daß er das Gepäck der Herren trage. Ja, ja, es sputt immer noch ein uralter Geist in den Stöpfen vieler Regierungsbeamten, besonders im Osten, als solle die Be­zeichnung Ostelben" ihren Sinn behalten.

Ende des Kriegszustands China- Deutschland. Das Neutersche Bureau meldet aus Befing, daß der Kriegszustand zwischen China und Deutschland durch Erlasse für been det er

tlärt wurde.

Die erste Tat der sozialdemokratischen Regierung nach der Revolution war die Aufhebung des Belage.