bau. Und deswegen erscheint sofortige Einführung der Neu- Herstellung von Fahrzeugen, zunächst beginnend mit Güterwagen, erforderlich. Ztatürlich wird man die alten Einwände hören, daß Neubau teurer komme wie in Privat- betrieben, und daß man diesen keine Konkurrenz machen dürfe. Als ob nicht jede Reparaturarbeit jetzt beinahe teurer zu stehen käme wie ein Neubau, und als ob jetzt, da jede wirklich mit- arbeitende Kraft einen Gewinn an Volksvermögen bedeutet, von Konkurrenz unter deutschen Betrieben gesprochen werden dürfe! Einführung von Neubau nach Werkstattzeichuung, Kaliber und Passung wird erst dem Eisenbahnarbeiter, dem bisher diese Grundlagen eines modernen Fabrikbetriebes gänzlich fremd waren, diejenige Ausbildung geben, die sich für den modern ausgebildeten in allen Sätteln gerechten Handwerker der Maschinenindustrie geziemt, und ihm die Möglich- keit geben, auch guteStelleu in modern arbeitenden Bc- trieben zu bekleiden, die ihm bisher durch seine lückenhafte einseitige Vorbildung verschlossen waren. Vor allem jedoch tut Aufklärung not. Man wende nicht ein, daß man schon genug geschrieben habe: Arbeitet, ar- beitet!— und ohne Erfolg. Gedruckte Worte tuns freilich nicht, notwendig ist die Propaganda, die unmittelbar« Wir- kung des lebendigen W o r t e s, der Tabelle, des Bildes und der Tat. Der Techniker zeige der gesamten Arbeiterschaft mit Erklärungen in Tabellen die Leistung cm herausgebrachten Fahrzeugen, Arbeitstagen, Arbefterzahlen und Löhnen, damit jeder nicht nur in allgemeinen Redensarten, sondern am Bilde der eigenen Leistungen und der seiner Mitarbeiter erschüttert erkennt, wie die Leistung heruntergegangen ist. Besonders der Film, dem man so oft seine verderbliche Wirkung vorwirft, sei jetzt ein Helfer bei der Wiederaufrichtung unserer Wirt- jchaft. Er kann zeigen, wie gearbeftet wird und wie ge- arbeitet werden kann. Neue, zeit- und arbeitsparende Ver- jähren aus anderen Werkstätten oder aus VersuckOwerkstätten können kinematographisch vorgeführt, Anwendungen unge- wohnter Werkzeuge und Maschinen gezeigt und handrecht ge- macht werden, alles in lebendiger und interessanter Dar- ftellung. Daneben darf die wichtige Arbeitspropa- gandaderTat nicht vernachlässigt werden: Die praktische Vorführung neuer Arbeitsmethoden, die Einrichtung einer größeren Zahl von Werlzeugausgabestellen mit dem allerbesten Werkzeug und den handlichsten Schleifmaschinen. Als Beispiel sei nur erwähnt, daß ich durch Anbringung eines einfachen verschiebbaren Unterlagklotzes an den Hochnehmer- böckcn bei jeder Wagenuntersuchung erhebliche Zeit habe er- sparen können, die sonst durch das Suchen und Herbei- schaffen paßrechter Klötze verlorengegangen war. Durch B e- t r i c b s k o m m i s s i o n e n, die aus Arbeitern und Bc- amten bestehen, und deren Aufgabe es ist. bei der Anwen- dung der zeitsparenden und leistungerhöhenden Betriebs- maßnahmen aller Art nnt Rat und Tat zu helfen, Mnd das Hand-in-Hand-arbeiten der einzelnen Abteilungen zu för- dern, kaim in dieser Hinsicht viel erreicht werden. Besonders bedeutsam für die Leistungsförderung ist die Tätigkeit und Stellung der anleitenden und beauf» sichtigenden Kräfte. Hier kommen zunächst die Vor- arbeiter in Betracht. Die Arbeiterschaft sieht bereits ein, daß die Bestrebung, diese erfahrenen und wichtigen Glieder des Arbeitsorganismus im Lohne auf das gleiche Niveau mit der übrigen Arbeiterschaft zu bringen, ungerecht und unzweck- mäßig war, wie überhaupt die Notwendigkeit der Loh n- differenzierung in den Werkstätten wie im allge- mbintti Leben setzt durchweg erkannt und mit Recht nur ge- fordert wird, daß die Abstände nicht unmäßig sein sollen. Deswegen erkenne man nun mich den Vormännern wieder die Lohnzulagen zu- die dadurch entstehenden Mehrausgaben werden gegenüber dem erzielten Arbeitsgewinn keine Rolle spielen. Hauptsächlich aus diesen bewährten und von ihren Die Exprejfloniften im Lanüesausstellungsgebäuöe. IL Die Erpressicm'isten strengster Observanz sehen in der.ab- soluten Malerei", die direkt durch Linie und Farbe wirkt, das alleinige Heil der Kunst. Sie vergessen dabei, daß die Wirkung der Kunsknittel nie ein« direkte ist, sondern daß der Anblick jeder Linie und Farbe, auch wenn sie nichts Gegenständliches darstellt, bewußt oder unbewußt doch immer Erinnerungen an bestimmte Naturvor» bilder in uns hervorruft, die mit jenen Linien oder Farben irgend- wie verwandt oder verbunden sind. Diese.assoziierten" Eindrücke geben der einzelnen Linie oder Farbe im Kunstwerk erst ihre eigentliche Bedeutung. Dieselbe horizontal gelagerte Wellenlinie wird verschiedene Gefühle in uns erwecken, je nachdem wir durch sie an die Kontur eines menschlichen Rückens, einer Hügelkette oder eines Wogenkammes erinnert werden. Das gleiche Rot wird auf den Beschauer anders wirken, nachdem er sich bewußt ist, daß es von Blut, von Feuer oder von reifen Kirschen herrührt. Es gibt nun gewiß Gefühle und Stimmungen, die sich malerisch oder plastisch nur durch die reine Sprache der Kunstmittel ausdrücken lassen, und man darf auch sagen, daß es keine künstlerische Wirkung gibt, die auf diesem Weg« nichk zu erzielen wäre. Trotzdem erscheint es ver- fehlt, das Gegenständliche prinzipiell auS dem Kunstwerk zu ver- bannen. Denn oft wird der letzten Endes doch entscheidende asso- ziierte Eindruck einfacher und wirkungsvoller erzeugt durch eine klare Hindeutung aus das Naturbild, an das die Linie oder Farbe erinnern sollen. Nur darf der Künstler wie vergessen, daß das Gegenständliche, die mehr oder weniger deutliche Wiedergabe eines Nalurbildes im Kunstwerk nicht Selbstzweck sein kann, sondern immer nur Mittel zum Zweck, und daß jede Linie und Farbe sich dem Organismus des Kunstwerks, d. h. dem Gesamtrhythmus seiner Linien cknd Farben, unbedingt unterordnen muß. Eine Gewitterstimmung läßt sich zweifellos durch Linien und Farben unmittelbar. ausdrücken. Wenn aber Alfred John in feinem Gemälde»Dorf im Gewitter"(Saal 28) die Andeutung eines Steges gibt und aus den rhythmisch geordneten Linien und Farben die Fassaden und Dächer einiger Häuser hervorschimmern faßt, so hat er durch dieses Hilfsmittel die Stimmung deutlicher gemacht, und er hat den reinen künstlerischen Eindruck seines Bildes nicht gestört, weil es ihm gelang, das Gegenständliche in den far- bigen und linearen Gcsamtorganismus restlos hineinzuziehen.— Aehnlick» verhält es sich mit Oskar TreichelS(28)»Frau im Spiegel" und»Der Schlafende", wo mit wenigen selbständig wir- kenden Farben ein« starke Stimmung hervorgerufen wird, während sich die als Motiv benutzten Naturformen einer männlichen und einer weiblichen Gestalt zwar nicht ganz, aber doch beinahe zwang- los in die schlichte Rhythmik der das Bild beherrschenden Linien einfügen.— Selbständig gut verarbeitete Naturmotive zeigen auch die Gemälde von Josef A ch m a n n(27); namentlich»Die Familie ist farbig sehr interessant, wenn auch als Ganze? noch unfertig, da das künstlerische Gleichgewicht nicht erreicht ist.— Fast allzu fertig erscheine» dagegen die Arbeiten von Georg Scholz (27 und 29) und Kurt S t ö r m e r(27 und MJ, in denen man mehr �Routine als eigenartige Empfindung zu spuren meint.— Karl Völker » »Fels«»"(ST) gibt bttS Gefühl b# Starren, Jähen, Schwindelnden.
Mitarbeitern anerkannten Kräften sollen sich die Werk- f ü b r e r rekrutieren, deren Geltung entsprechend ihrer Wichtigkeit gehoben werden muß, die aber ihre Ausgabe nicht darin sehen dürfen, hinter dem einzelnen Arbefter herzu- spüren, um zu„treiben", sondern die mehr anweisen, anleiten, die ausgeführte und auszuführende Arbeit selbst prüfen sollen. Noch jetzt, nach der Aufhebung des Akkordsystems, werden die Werkführer viel zu viel mit über- flüssigen Schreibarbeiten in ihren Bureaus beschäftigt, statt draußen in der Werkstatt zu sein. Es schadet ihnen nichts, wenn sie einmal selbst zupacken; überhaupt muß eine bessere Fühlung der A u f s i ch t s b e a m t e n mit der Arbeiterschaft und insbesondere der leiten- den Beamten mit den Arbeitern und den Vertretern der Arbeiteroerbände mft ollen Mitteln gefördert werden. Die leftenden Kräfte dürfen sich innerhalb ihrer Werk- statte nicht als politische Beamte, sondern einzig und Mein als Betriebslefter fühlen, deswegen stelle man auch die Vor- stände derart, daß sie wirklich selbständige Führer auf dem Wege der Arbeitsleistung sein können, nicht nur Ausfüh- rungsmaschtnen für die Anordnungen der Direktion und die Bestimmungen der Verwaltungsordnung. Jetzt geht ja die Einschränkung so weit, daß der Vorstand zu jeder, auch der kleinsten Belohnung einer Leistung die Genehmigung der Direktion erbitten muß, eine gänzlich überflüssige Hemmung. Die Abhängigkeft von dem Jahresetat führt dazu, daß der Werkstättenleitung jede Möglichkeit zur soforti- gen Ausführung als wichtig anerkannter Aenderungen genommen ist, die Besorgnis vor Moniten der Oberrechnungskammer wirkt lähmend auf die Initiative. Allgemein wird wohl überhauvt die Einsicht ge- kommen sein, daß die Mzuweit gehende Zentralisation von Hebel ist. Der Abschluß von Tarifverträgen zur Regelung des Arbeitsverhältnisses iin Anschluß an die in den einzelnen Orten zwischen Arbeitnehmern und Arbeit- gebern der Maschinenindustrie beschlossenen Verträge ist außerordentlich geeignet, die Stabilität des Arbeitsverhält- nisses und die Ruhe des Arbeftsganges in der gesamten örtlichen Industrie zu sichern und die fortwährende beun- ruhigende gegenseftige Ausspielung der Privatwerkstätten gegen die Eisenbahnwerkstätten zu verhindern. Die hier in aller Kürze vorgeschlagenen Maßnahmen sollen Fingerzeige sein, man wolle darin nicht Allheftmittel für Vorgänge sehen, die als Wachstumserscheinungen der Entwicklung aufzufassen sind. Alle Maßregeln auf dem Ge- biete der Leistungsförderung sind zu treffen im Sinne der allmählichen Erziehung/ nicht nur der Arbeiter- schaft, sondern überhaupt der Gesamtheit sowohl zur Leistung wie zur Anerkennung des Wertes der geleisteten Arbeit. Nur wenn die Arbeiterschaft das feste und begrün- dete Vertrauen hegen kann, daß ihre Leistungssteigerung nicht wieder zum Rückdruck, sondern auf dem Wege zur A n- erkennung der Arbeit vorwärts führt, kann man hoffen, daß Maßnahmen zur Leistungserhöhung>von dauern- dem Erfolge sein werden. Regierungsbamneister Sutzmann, Bromberg .
Noske über üie Gefahr von rechts. Mehr kaltes Blut und Vertraue«. UnS wird geschrieben: Reichswehrmiwster N o S k e empfing gestern Vertreter Berliner Großbetriebe und führte vor ihnen' ungefähr Folgendes aus: Biels meiner Parteigenossen sind von einer lebhaften Besorgnis erfüllt über die drohende Gefahr einer Gegenrevolu- tion von rechts und verlangen deshalb von mir, daß mehr zu deren Abwehr geschehen solle. Die freie Meinungsäußerung ist
Das Bild wirkt vorwiegend mit den Mitteln der absoluten Malerei, aber die Andeutung einer menschlichen Gestalt bietet dem Beschauer eine Handhabe zur Beurteilung der Gröhenverhältniffe. Eine sehr schöne Arbeft ist desselben Malers„Pieta"(27) mit den weinenden Farben, durch die aus der Ferne ein tröstliches Goldgrün und ein leuchtendes Orange schimmert.— Von den beiden technisch glänzen- 'den Werken deS temperamentvollen Hans Braß (29) ist nament- lich„Bild 11" durch die meisterhaste Aufteilung der Fläche in einem komplizierten, aber konsequent durchgeführten Linien- und Farben- organismus bemerkenswert.— Ein sehr starkes Werk ist auch Felix Müllers.Melancholie"(22). Dem ersten Blick mag vielleicht die Verzerrung des männlichen Kopfes anstößig erscheinen. Aber diese Verzerrung ist nicht willkürlich, sondern sie ergibt sich mft zwingender Notwendigkeit aus der klaren Komposition deS Bildes, in dem jede Linie am rechten Platz steht und jede Einzelheit als durch den Aufbau des Ganzen bedingt erscheint. Di« Kunst Marc Chagalls verlangt größtes Format. Wer das Chagallznnmer der Waldenschcn Privatsammlung kennt, der weiß, welche unwiderstehliche Gewalt dieser dämonische Phantast ausübt, wenn er ganze Wandflächen beherrscht. Di« hier aus- gestellten Aquarelle(26) genügen ebensowenig wie das Gemälde ..Apollinaire . Waiden, CendraS, Canudo"(27), in dem er den Freunden und ersten Entdeckern seiner Kunst ein Denkmal gesetzt hat, zu seiner Charakteristik.— In den Werken Paul Klees, von dem leider nur eine schwache Lithographie(26) zu sehen ist, steckt etwas von dem Hexen- und Zauberspuk, der Schwermut und dem Humor des deutschen Volksliedes. Im Gegensatz zu Chagall spricht er sich in kleinsten Formaten am wirksamsten aus. Er stammelt wie das Volkslied, und sein Stammeln ist nicht Hilflosigkeit, sondern es entspringt einer seelischen Keuschheit, die über das Flüstern leiser Andeutungen hinauszugehen sich scheut, und einer Tiefe des Ge- müts, das sicb bewußt ist. Unaussprechliches sagen zu wollen.— Paradieseseinfalt und Paradiesesunschuld atmen die zarten und duftigen Färb, und Linienmärchen des Müncheners D a v r i n g- hausen(26), der auch ein paar schöne und eigenartige graphische Blätter(24 g) zeigt.— Von den Meistern des Expressionismus, deren Wert und Eigenart schon iekannt und anerkannt ist, find Max P e ch st e i n(27), Ccsar Klein(27, 26 und 24 g) und Schmidt- Rottluff (22) mit charakteristischen Wetten vertreten. Auf Kleins„Frau mit Tieren" und PechsteinS.Morgen" möchte ich besonders hinweisen. Sehr bedauerlich ist es. daß man von Größen wie Chagall . .Kle«, Franz Marc (27). Karl Mens«(24 und 26) und K o- koschka(W) auf der Ausstellung nicht mehr und nichts Besseres zu sehen bekommt und daß Campendonk , FeininPr, Topv, Stucken- berg und Nolde gänzlich fehlen. Auch die expressionistische Pia- st i k ist, wenn wir von dem im ersten Artikel genannten Herzog absehen, durch die Arbeiten von L e s ch n i tz e r(23) und Garbe (25), die sich von dem Einfluß ihres Vorbildes Archipenko nicht ge- nügend frei zu machen wissen, ganz unzulänglich vertreten. Was der interessante und originelle Otto Freundlich (26 und 27) bietet, sind vielversprechende Versuche, denen aber doch noch zu viel Dilettantisches anhaftet. Wir wollen hoffen, daß die nächste Veranstaltung im Landes- ausstellungSgebäude da» diesmal Versäumte nachholt und die Lücken ausfüllt. Und ebenso wollen wir hoffen, daß bis dahin auch der Teil der AuSstellungHbesucher, der»ach einem wittlichen Kunstver-
ein durch die Verfassung verbürgtes Recht. Solange die Nichts- Parteien, was sie immer wieder betonen, ihre Ziele aus legalem Wege durch Propagierung ihrer Ideen zu erreichen suchen, muß ihnen freie Hand gelassen werden. Eingegrifen wird nur, wo die öffentliche Ordnung unmittelbar bedroht wird, und zwar ge- gen links ebenso wie gegen rechsts. Denn unsere Hauptsorge ist es, zu verhindern, daß in den Straßen unserer Städte, der blutige(Bürgerkrieg erneut aufflammt und Deutschland in das Chaos stürzt. Was viele unserer Parteigenossen besonders nervös macht, find Aeußerungeu und Betätigungen reaktionärer Gesinnung von An- gehörigen der' Reichswehr Äibei wird die posftive aufbauende Arbeft, die von uns bereits geleistet ist, und zielklar weiter ge- leistet wird, völlig übersahen. Man formt sich ein Bild von den Zustände» der Reichswehr nach dem, was nicht zuletzt auch die eigene Parteipresse von wittlichen oder angeblichen Mißständen in der Reichswehr mft Eifer auftischt und urteilt deshalb einseitig und ungerecht. Von der oberen Truppensührung kann ich sagen, daß sie absolut loyal hinter mir steht. Von den Heersüh- rern, die ein politisch unliebsames Aussehen erregt haben, ist keiner mehr im Dienst. In der Ma- rine sind die Admirnle bis aus drei verabschiedet, und auch in der Reichswehr steht nur eine geringe Anzahl für die obere Truppen- führung unbedingt notwendiger Generale, mit denen ich in stän- diger persönlicher Fühlung stehe, und über deren unbedingte Zu- verlässigkeit kein Zweifel bestehen kann. Daß sich in den unteren Fübrerstellen noch eine Anzahl kurzsichtiger Heißsporne befindet, die lieber heckte als morgen losbrausen möchten, ist mir sehr wohl bekannt. Bei der schwierigen Ausgabe, aus 24 099 Offizieren 4999 für die Reichswehr herauszuwählen, wird sehr sorgfältig verfahren. In erster Linie werden die Offizier« berücksichtigt, die in den Januar-März- Kämpfen ihren Mann gestanden haben, wobei Vorsorge ge. trofefn ist, daß auch verdiente Reserve-Offiziere behalten werden. Die Auswahl wird ferner nach den Verdiensten getroffen, die sich die Offiziere während des Krieges erworben haben. Von jedem Offizier wird außerdem ein Vermögensnachweis verlangt. Unbemittelte werden Bemittelten vorgezogen. Unsre Genossen müsse» versuchen, sich in die Lage der Ossi- ziere hineinzuversetzen und berücksichtigen, in welch furchtbar« wirt»' schaftliche Bedrängnis sie durch die Bedingungen des FriedenSver- träges gebracht worden sind. Unsere Genossen übersehen vielfach, daß ein großer Teil der Aroeiterschaft mehr verdient, als selbst im Dienst befindliche Hauptleute. Ein Leutnant ist viel schlechter daran, als ein F e l d w e b e I. Man muß deshalb Verständnis dafür haben, daß die Offizier« mit ihrer Lage wenig zufrieden sind und ihnen schon ein wenig Schimpffreiheit lassen. Manche in letzter Zeit vorgekommenen unliebsamen Zwi- schen stille sind außerdem darauf zurückzuführen, daß Offiziere kurz vor ihrer Entlassung etwas ausstoßen mit der Absicht, ihre poli- tischen Gegner zu ärgern. Wo Mißstände auftreten, greife ich zu. So habe ich das Herumführen schwarz-weiß-roter Fahnen verboten. Würde ich aber bei jedem unbedeutenden Anlaß mft brutaler Gewalt dazwischen fahren, so würde ich das Kind mit dem Bade ausschütten. Es war ein Fehler der stanzö- sischen Revolution, daß sie die Vertreter des alten Regimes zuerst fast restlos über Bord warf. Dadurch schuf sie sich ein Heer ver» zweifelter und entschlossener Gegenrevolutionäre, die ihr zum Verhängnis wurden Unsere Kunst muß gerade darin best�ehem� du eibv auch barem Ele-me uft est» es alten Regimes an uns/züsesfeln. Man.hät mir wegen des Offizierentschädigungsgesetzes Vorwürfe- gemacht, von rechts und von links. Aber Leute, die mit einem Stück Brot in der Hand aus dem Heer ausscheiden, bilden längst nicht die Gefahr wie solche, die plötzlich vor einem Nichts stehen. Auch die Affäre in Kurland , an der wir immer noch laborieren, ist eine rein wirtschaftliche Angelegen»
ständnis strebt,.zu der Einsicht gekommen ist, daß es sich bei den Wetten des Expressionismus wahrhaftig nicht um Bluff und Hum- bug, sondern um ein« durchaus ernste Bewegung handelt, die die ewigen Ziele alles Kunstschaffens auf neuen Wegen und mit neue» Mitteln zu erreichen ehrlich bemüht ist. Dr. John Schikvwski.
wie alt ist Sie Zahnfäule! Die erschreckende Verbreitung die die Zahnkaries in unserer Zeit erreicht hat— wurden doch kürzlich unter 404-268 Schulkindern bei 94,17 Proz. krankhaste Zähne nachgewiesen— legt die Frage nahe: ist es denn immer so schlimm bestellt gewesen, oder hat es Zeiten gegeben, in denen die Menschheit noch nicht von dieser Geißel befallen war? Sehen wft uns zunächst im Tierreich um, so sin- den wir, daß Zahnkaries unter wilden Tieren so gut wie fremd ist; häufiger findet sie sich bei Haustieren, so z. B. beim Haushund in 6 Proz., seltener bei Pferd, Rind und Schwein. Auch in zoologischen Gärten ist sie bei Affen und Leoparden beobachtet worden. Gehen wir in die Urzeit des menschlichen Geschlechts zurück, so finden wir bei den allerdings spärlichen Ueberresten menschlicher Schädel, die aus dem Diluvium überkommen sind, durchweg gute Zähne. Auch die aus der letzten Periode der EiSzeft stamenden, dem Aurignac und Cron-Magnonthpos ungehörigen Schädel sind frei von Karies . Dies änderte sich erst, als gegen Ende des Diluviums der brachh- kopbale oder kurzschadlige Mensch in Europa auftrat. An einem Schädel hat der bekannte Anatom Prof. Lenhossck einwandfrei Karies nachgewiesen, und er vertritt die Ansicht, daß diese Krankheit durch die allem Anschein noch aus Asien eingewanderte kurzschäd- lige Menschenrasse eingeschleppt worden ist. Während somit d> ältere Steinzeit so gut wie frei von Zahnkaries war, sind die zahl- reichen, aus der neolithischen, der Bronze- und Eisenzeit stammen- den Schädel gar nicht selten damit behaftet. Im wetteren Verlauf- seiner, im Archiv für.Anthropologie" niedergelegten Forschungen untersuchte Prof. Lenhosiek vier aus verschiedenen historischen Epochen datterende Schädelgruppen. Von diesen entstammt die ältere dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung(74 Schädel), die dritte dem 11. bis 13. Jahrhundert(60 Schädel), die zweite der Zeit der Völlerwanderung(199 Schädel), die vierte und jüngste endlich dem Ende des 18. Jahrhunderts und der ersten Hälfte d:S 19. Jahrhundert?(755 Schädel). Abgesehen von geringen Schwan - kungcn konnte kein« wesentliche Verschiedenheit des Auftretens von ZahnkarieS an diesen vier Gruppen nachgewiesen werden. Schon zur Zeit der Völlerwanderung waren die Bewohner Mitteleuropas zu 89 Proz. mft der Karies der Zähne behaftet. x-- . Notizen. — Konzertchronik. Weingartner kann wegen der Ver- kebrSlchwierigkeiten in Oesterreich die drei ersten seiner Konzerte in Berlin nickt selbst dirigieren. Am 21/22. September wird statt seiner Max v. Schillings, am 28. 29. September ist Hans Pfitzner , am 5 /6. Oktober Karl Muck , der soeben aus Amerika zurückgekehrt ist, eintreten. — In dem III. Konzert der Reger-Wocks a»�' 21. September in der Kaiser-Vtlhelm-Gedächtnis-Kircke wirkt außer dem Kirchenchor und ver Konzertvereinigung ew Kinderchor von 400 Knabe» und Mädchen mit.