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TZ kcnm fctn Zweifel Sormt SefkLen,|' He Zersplitte- rurtg der Arbeiterbewegung und das Treiben der Ueberradikalen in Braunschweig   an dem dortigen Mißerfolg die Schuld trägt. Die Unabhängigen haben ge- glaubt, ihre eigene'Sache fördern qu können, indem sie die Sozialdemokratie gewaltsam an die Wand drückten, sie sehen sich heute schwer getäuscht. Sie haben die Massen, von denen sie so gerne reden, nicht hinter sich: teils haben sie sie in politische Passivität gedrückt, teils sie direkt den reaktionären Parteien zugetrieben. Was soll angesichts solcher Tatsachen das Geschwätz von derfonnalen Demokratie" usw. Keine Regierung Und keine Partei, die regieren will, darf die Stimmung des Pol- kes übersehen, sonst gebt sie sicher dem Verhängnis entgegen. Das Volk will aber nicht mit Gewalt regiert werden, es hat ein starke? Mißtrauen gegen seden, der sich nicht die Krast zutraut, es mit Mitteln der Ueberzeuyung zwingen zu kön- nen. Schwer, unendlich schwer sind die Fehler, die in Braunschlveig begangen worden sind leider nicht nur in Braunschweig  , und so ist die Befürchtung nicht von der Hand zu weisen, daß anderwärts ähnliche Erscheinungen eintreten könnten. Es ist fürwabr eine seltsame Tragikomödie. Wir haben für das gleiche Wahlrecht in allen Vertretungskörpern ge- kämpft, haben es erobert, und nun, da wir es besitzen, sollen wir verlernt haben, es zu brauchen? Auf diese Weise könnten allerdings die Errungenschaften der Revolution bald wertlos werden, aber nicht weil sie von Hause aus wertlos waren. sondern weil sie in überrevolutionärer Absicht sabotiert werden. .Helfen kann nur die Einigung und der grundsätzliche Verzicht auf alle antidemokratischen Gewaltmethoden. Die Unabhängigen müssen begreifen lernen, daß ihre Methoden die Arbeiterklasse direkt in den politischenBankerott hineintreiben. Von dem Grade ihrer Lernfähigkeit wird es abhängen, ob Braunschweig   eine vereinzelte Scharte bleibt, die wieder ausgewetzt werden kann oder ob das Schlvert des allgemeinen Wahlrechts in der Hand der Arbeiterklasse stirmpf und unbrauchbar werden soll. Möge die Lehre, die Schande von Braunschweig   genügen, um die Arbeiterklasse in allen ihren Teilen zur Besinnung zu bringen!
tzerfurth berichtigt. Unter Berufung auf Z 11 des Preßgesetzes sendet uns der Kommunist Herftirth eine Berichtigung, die zwar den prcßgesetzlichen Anforderungen nicht entspricht, die wir aber aus Billigkeitsgründen nichtsdestoweniger zum Abdruck bringen wollen. Sie lautet: 1. Es ist unwahr, daß wie de?Vorwärts" in einer Julinummer behauptete ich derehemalige alldeutsche Ge- schäftsführer des Kalisyndikates" sei. Ich bin niemals Ange- stellter, geschweig« denn erst Geschäftsführer, des Kalisyndikats gewesen. 2. Es ist unwahr, daß ich mich während der Dauer meiner infolge eines lügnerischen SpitzelberichtS verhängten Schutzhaft an die demokratisch« Fraktion wandte". Auch habe ich mit dem Kriegsgerichtsrat Sohl stets nur in d e m Rahmen, der für alle Schutzhaftgefangenen zwingend gegeben war, verhandelt. 3. Ebenso unwahr ist die Behauptung, ich hätte erklärt, daß ich gegen jeden Streik sei, und Noske sich mit dem Streik« verbot im Recht befände", ferner, daß ich schon immer gegen die Streiks gewesen wäre". 4. Eine völlige Erfindung ist«S schließlich, daß sich durch meine.großsprecherischen Phrasen' im Januar und März ein Teil der Arbeiterschaft in den Straßenkampf treiben ließ. Ich habe im Januar überhaupt noch nicht persönlich aktiv im politischen Kampfe gestanden, war also den Ereigniffen durch- aus fern; im März dagegen bemühte ich mich in einem der obigen Behauptung direkt entgegengesetzten Sinne, wie es u. a. zur Genüge aus den Protokollen über die Vollversammlungen des Groß-Berliner Arbeiterrotes in jenen Tagen hervorgeht.
6. Danach kennzeichnen sich die Auslassungen, ich siabe in hündischer Weise, unter Verleugnung meiner lleberzeugung, um Gnade gewinselt, als wahrheitswidrig. HanS Bruno Herfurtb. Zu Punkt 1 bemerken wir, daß es uns interessieren würde, wenn Kerfurth mit positiven Angaben über icine frühere Tätigkeit aufwarten wollte. Von einer früheren Tätigkeit Herfurths in der Arbeiterbewegung ist jedenfalls nichts wahrzunehmen gewesen. Zu Punkt 2. 3 und 5: Tiefe Anschuldigungen gegen Herfnrtb sind nicht von uns. sondern von seinen kommunistischen Mitge- fongenen in einem linksradikalen Organ öffentlich erhoben worden. Herfurth möge sich darüber mst seinen eigenen Gesinnungsgenossen ausein- andersetzcn, die ihn öffentlich feigen Verhaltens beschuldigen. Fm übrigen sind uns eine Anzahl Jammer- und Bettelbriefe bekannt, die Herfurth aus der Hast an Mehrheitssoziali st en, bürgerliche Demo- traten usw. gerichtet hat, in denen er diese anfleht, sich für ihn bei Noske zu verwenden, daß er aus der Haft ent- lassen würde. Zu Punkt 4:.Hierüber sind diejenigen, die Herfurtbs Tätigkeit in den kritischen Märztagen beobachtet haben, erheblicki anderer Meinung als er selber. Daß.Herfurth in seinen Brandreden deutliche Wendungen vermieden bat. dte ibn rn Gefahr gerichtlicher Verfolgnnaen gebracht hätten, wollen wir gern glauben. Diese Taktik stände durchaus im Einklang mit seinem blitzartigen Ver- schtpinden än jenem Tage, als Truppen in der Tagung des Arbeiterrates erschienen.
dietteue woffe� der Spartakisten. DieRote Fahne  " triumphiert. Ihr HigriwÄ hängt voller Geigen. Zwar hat ein anderes Kommumstenorgan neulitb mit Trauer konstatiert, daßdie Straße verloren ist", d. h. daß keine Mögliclsteit mehr zu blutigen Putschen be- steht; aber dafür hat dieRote Fahne" setzt die neue unfehl- bare Waffe gefunden. Bei näherem Hinsehen entdeckt man freilich, daß das Patent ziemlich alten Datums ist, die angeblich neue Waffe ist ein alter Ladenhüter der onar- ck> i st i i ch- s y n d i k a l i st i s ch e n Bewegung: ihr N�nne lautet Sabotage. Dabei handelt es sich um jenen Zweig der Sabotage, der von den Engländern das ca'ccmnv- System getauft worden ist, d. h. das absichtlich langsame und schlechte Arbeiten. Hören wir dieRote Fahne" selber: Nicht Steigerung der Produktion, sondern Sabotage der Produktion heißt von nun an die Parole. Der Apparat der ka- pitabistifchen Produktion gerät in Unordnung, wenn dte Arbeits- lerstung auf«in Minimum �beschränkt wird... Di« neue Waffe in Anwendung zu bringen, bedarf es keiner weitscknehtigen Or- ganisation. schon das vorläufig nur lose und weitmaschig ge- spönnen« Netz der Betrieisorganisation genügt vollkommen, eine wirksame Sabotage der Produktion herbeizuführen. Di« kleinere Gruppe, die sich vlötzliich herausstellt aus dem vereinbarten Tempo der Arbeitsleistung hemmt den Betrieb, erzeugt Unruhe und Unordnung, zwingt dte Produktion auf den Weg, der in die Unrentabilität mündet. Die Unrentabitt- tat des kapitalistischen   Betriebs ist die Hoffnung des Sozicekis-- mus.... Wir haben die neue Waffe grfundon, wir wollrn sie anwenden." Der langen Rede kurzer Sinn ist der: Um ihre Herr- schaff zu errichten zu erzwingen, wollen die Kommunisten auch noch die kümmerlich stehengebliebenen Reste des Wirt> schastsapparates vollends in Trümmer schlagen. Man sieht. wie das Gehirn dieser Leute von dem bloßen Machtgebanken umnebelt ist. Denn wie sie im Besitz der Macht alsdann selber wirtschaften wollen, das macht ihnen nicht die mindeste Sorge. Der Dümmste müßte sich sagen, daß der Sozialis- mus. der mit einem zugrundesaboti ertön Wirtschoffs- apparat anfangen muß, vom ersten Tage an banke- rott wäre. Sabotieren ist leicht, aber der aus den Fugen
,i»d P oe si e vielfach ein bestftnmkeS Gepräge gegeben haben, bedingt ebenfalls, an der geschichtlichen Entwicklung der Religionen der wichtigsten Kulturvölker nicht achtlos vor­überzugehen. Also in einem er Iv eiterten Geschichts- Unterricht könnte gerade der wertvolle Teil des Stoffes verarbeitet werden, der bisher in dem üblichen Re- ligionsunterricht nur eine nebengeordnete Rolle spielte. Allerdings muß ein derartiger Unterricht völlig objektiv sein; er darf keiner der Konfessionen oder Religionen den Vorzug geben. ES ist mehr eine r e l i g i o n L w i ss en- schaftliche Betrachtung hinsichtlich der Entstehung, Entwicklung, Wandlung oder Auflösung der Religion und deren Wirkung auf den Gang der geschichtlichen Ereignisse. Auch aus Gründen der Staatsnotwendigkeit ist die weit- liche Schule zu fordern; denn über der Trennung nach Kon- fessioncn und Religionen steht die Einheit des Staates. Dieser hat die Pflicht, für die wissenschaftliche, technische und sittliche Bildung der Kinder zu sorgen, nicht aber für die dogmatisch-religiöse. I st denn ohne Religion eine Sittlichkeit möglich? so fragen entrüstet unsere Gegner. Die Antwort ist ein glattes: Ja. Selbst in theologischen Kreisen ist diese Ansicht vertreten. Wäre nur durch religiöse Erziehung das Wachstum der edelsten, sittlichen und geistigen Fähigkeiten gewährleistet, dann könnten fügend- liche Persönlichkeiten, die religionslos waren, nie- malS rechtschaffene und sittliche Menschen geworden sein. wollte man einwenden, daß in diesem Falle eineedle Ge- sinnung", die man auch religiös nennen könnte, mitgewirkt habe, dann wäre der Begriff Religion allerdings sehr dehn- bar. Die Pädagogik als solche kennt überhaupt keine Religion, die den Anspruch auf Allgemeingültigkeit für die Schule erheben könnte. Nicht nur durch ein bestimmtes Unter- richtsfach, sondern durch daS gesamte Schulleben ist die Erziehung zur Sittlichkeit zu fördern. Anstatt wie bisher im Relionsuntcrricht in einer fremden und seltsamen Weltanschauung müssen die Kinder zu einem qründ- lichen Verständnis der Dinge der Gegen- wart, zur Kenntnis ihrer Bedeutung und ihres ge- schichtlichen Werdeganges herangebildet werden. Der neue Menschentyp muß in gleicher Weise eingestellt sein auf volkswirtschaftliches und staatsbürgerliches Denken und auf soziales und demokratisches Fühlen. Darum, Eltern, schafft Euren Kindern die weltliche Schule! Karl Bose. Mittwoch abend Partei- und Mitgliederversammlungen für die weltliche Schule. Die Lokale waren im Sonntag-Borw8rts" veröffentlicht und stehen an de« Anschlagsäulen.
Die Wahlen in Sraunschweig. Die Gemeinbewahlen, die am letzten Sonntag in Braun- schweig stattfanden, haben, wie schon gemeldet, zu einem überraschend große» Sieg der bürgerlichen Parteien geführt. Er erklärt sich daraus, daß die sozialistischen   Par- teien von dem allgemeinen Rückgang der Wahlbeteiligung viel stärker betroffen werden als die bürgerlichen. Allge- meine Wahlmüdigkeit und Z u g n a ch r e ch t s ist das Kenn- zeichen der Braunschweiger Wahlen. Vor solchen Erscheinungen den Kopf in den Stand zu stecken, wäre verhängnisvoll. Braunschweig   ist eine alte Hoch- bürg der Sozialdemokratie, sein Vorbild hat uns off in der lleberzeugung bestärkt, daß die Arbeiterklaffe mst der Waffe des allgemeinen Wahlrechts in der Hand unüberwindlich ist. Und jetzt müssen die Wahlen dort, Wahlen die nach demo- kratischem Stimmrecht vorgenommen werden, gegen uns ausschlagen? Soll d a s der Fortschritt sein, den uns die Re- volution bringt, daß wir auf dem Boden der Demokratie zu siegen verlernen und den Triumph den bürgerlichen Gegnern überlassen muffen?
Solö! von Armin T. Wegner  . Wer schuf dich? Wer hat dich auf unsere Erde getan, grau- sameS Metall? Durch die Flucht der Jahrhunderte tobst du. Na- tionen, Staaten, Königspaläste, papierverklebte Hütten, in Gräbern und Särgen gehütet. Völker stürzten sich in den Tod um deinet- wille«, starben Sklaven an die Bank der Galeeren geschmiedet, Jünglinge bluteten, Greise zerbrachen und entleibten sich. AuS tausend Kehlen flammt zu jeder Stunde der Schrei: Um deinetwillen rasen Maschinen und Eisenbahnen, Fabriken türmen sich, Städte um deinetwillen; Kaufhäuser. Banken um deinetwillen; Millionen Verlasien ihre Heimat; Berge werden abgetragen, Flüsse getrocknet rnn deinetwillen. Meere durchwühlt und ausgesogen: Amerika  , Asien  , Aftika, die glückumschatteten Völker des Süden«, die traurigen Augen indianischer Gesichter, Jndier, Buren, Irländer, Chinesen, Armenier, Hereros nieder- gemetzelt um deinetwillen; in die Gefangenschaft, in die Wüste ge- trieben um deinetwillen; gepeitscht, in Ketten geworfen, erdrosielt um deinetwillen. Schweißtriefend« Rücken ächzen in den Berg- werken, vor den Dampfkesseln, an den Kränen um deinetwillen; Kinder, schwangere Mütter an den Webstühlen um deinetwillen: Unschuldige verkaufen ihren Leib um deinetwillen. Sie bauen Schlachtschiffe und Kanonen um deinetwillen, bewerfen sich mit Minen und Granaten und brennendem Benzin. Sieben Millionen Menschen starben in diesem Kriege und dreißig in jenem. Feuers« brünste, Zerstörungen, Hungersnöte um deinetwillen; Zuchthäuser, Gesängnisie, Hinrichtungen um deinetwillen; Steuern, Abgaben um deinetwillen; Ehebruch um deinetwillen; Bosheit um deinetwillen; Lüge um deinetwillen; Betrat um deinetwillen; Verbrechen um deinetwillen; Gemeinheit, Niedertracht um deinetwillen; Wahnsinn mn deinetwillen, Mord, Diebstahl, Vergewaltigung und alles um deinetwillen. Wehe, mich fchauberil Dich zu berühren, galliger Tropfen in meiner Hand, kalt vom Schweiße der Arbeit; aus deinen Poren dringt da? Blut der Millionen, die getötet haben. Fluch dir in den goldenen Banken, den Börsen, den Spielsölen, den geschwollenen Kassen der Bürger, in den abgewürgten Händen der Armut und de« Hungers! Als der erste Mensch dich im Sande de» Ufer» sah, warum warf er dich nicht von sich? Schrie mit geblähtem Haar und schleuderte dich zurück in den Abgrund? Fluch dir daß die Welt eine Wüste geworden ist!
Konzert-Umschao. Auch der zweite Abend der Reger. Woche zwingt uns nur den Rieienreipekt vor einem übergroßen Könner ab. dem man aber im Streichguartett, im Trio nur fchritlwerse. in Bruchstücken den Drang und Zwang zu dieser Feinform mufikalischer Bautechnik glaubt. Es ist Struktur da. wir sehen granitene Blöcke und mit eisernem
Hammer beschlagene Tore, hundert Fenster zeichnet ein harter Um- riß, aber zu wenig Licht, zu wenig Unbändigkeit der Phantasie und des Herzensfeuers leuchtet heraus. Wir staunen, stehen mit ent« blößtem Haupt voller Bewunderung und frieren. DaS Kling ler- Quartett ließ es bei der Interpretation des ffs»äur-Quartet!S oft an der durchgearbeiteten Klarheit in dem an Beethovens Geist mahnenden Larghelto an Tonfülle fehlen; erst die Fuge und dann das Trio waren festvollendete Siücke. Eine innere Beziehung zu Reger Hot Frida Quast-Hodopp, die eigentlich die höchsten Ehren des Abends verdiente. Zwar faßte sie das Andante aus op. 82 recht derb an; aber waS dann folgte, die kleinen Tagebucheinfälle, war musterhaft durch« dacht und meisterhast gespielt. Der Lyriker Reger gewinnt am schnellsten Beifall; bei aller aparten und oft genug unnötig ver- llausulierten harmonischen Grundlage baut sich aus weichen und innigen Worten doch sehr oft eine im alten Sinne melodische Phrase auf, die dos Bravourös« übersteigt oder ans Herz packt. Selbst der große Poet Reger entgeht zwar nicht immer dem Fehler, einem ein« zigen Worte zuliebe die Stimmungslinie grell zu verschieben. Aber was Elena Gerhardt   mit ganzer Seele, wenn auch nicht mit abschließender harmonischer Einfühlung, wa« später Herta D e h m« low und Elisabeth Ohlhoff leider unzureichend an Regerschen Liedern hergaben, da» warb um mehr als Respekt, das warb um Liebe. Kann man den Willen zur Liebe zwingen�? Run, wir werden weiter um diesen ganzen Reger uns mühen, damit er uns aus einem Lehrmeister ein Offenbarer werde. Den brachte uns der ausgezeichnete Organist der Kaner» Wilhelm-GedächtniSkirche   Fritz Heitmann   schon in Atemnähe. Man fühlt hier im Tboral-Vorspiel, an der Orgelphautasie. in der Variationenreihe und Fuge des Op. 127, da ist RegerS vornehmste Domäne. Hier schaltet er in wirklicher Freiheit, hier scheint da» Riesen« können als Selbstzweck abgelöst von einer inbrünstigen Versenkimg in daS Wesen des Instruments, vom Geist und der Andacht Johann Sebastian  ». Der K i e ß l i ch iche Chor sang die schwere Motette Op. lll)(Nr. 3) sehr sicher und schön. Die Choralkantate.o Haupt voll Blut und Wunden" wäre dank der Ungeschicktbeil der Altistin und des Sologeigers fast aus den Fugen gegangen. DaS war keine Fest« anfführung, sondern eine Probe. Heitmann rettete die Situation. Für die Masse ist jedenfalls Reger heute noch stimmung verscheuchend. Sehnsucht nach Altem, längst Geliebtem wird laut und macht dem Neuen gegenüber rebellisch. Mit welch anderer Andacht sitzt die Menschheit da, verhaltenen Atems, wenn Wagner gespielt wird! Noch dazu, wenn der rührige Scheinpflug oder der solide und warmblütige Hagel den Stab führt. Ueber diese beiden Dirigenten und ihre populären Konzerte wird noch einmal besonders zu reden fein. Hagel führte sich mit einem feinen Programm ein und er« wie? sich sofort als Musiker, der bei aller Routine in jedem Augen- blick ein denkender und nachspürender Mensch bleibt. Im Stillen hat sich ein«.Kunst gemeinde' gebildet, die gleichfalls die populäre Musik pflegen will. Sie wiederholt künst- lerisch die üblen Elite« Konzerte aller Schule und engagiert sich Stare aus Opernhäusern und anderen LuxuS-Jnstiiuten. Da sie aber nach dem ersten Abend zu urteilen ein Sonntagpublikum heranzieht, da» sonst abseits, vor den Türen der Konzertiäle, steht, weil eS am Wochentag nicht Zeit und Ruh« zur Musik hat so sei derKunsigemeinde" diesem Publikum zuliebe ihr Starfhstem und ihr konservative» Daeapo-Programm verziehen. Di« Menschenmenge, die dem junge» Dirigenten Hoger   zum
zweiten Male wie einem Erkorenen zujubelte, soll nicht darüber hinwegtäuschen, daß er von MahlerS persönlichstem Bekenntnis, dem.Lied von der Erde", erst einen zarten GeisteShauch verspürt hat. DaS war nicht letzte Lebens« und WeU«Allgewandt« hell, nicht Trunkenheit im Geiühl der Nichtigkeit alles SeinS, das war nicht der Abgefang eines wundervolle» Natur- Poeten I An Einzelheiten, die mehr als korrekt und geschickt dirigiert waren, erkannte man wiederum Dirigierbegabung und leidenschaftliche Hin- gäbe an ein Werl  . DaS heißt doppelte Verantwortung tragen. Unger lerne an den Fehlern dieses Abends, denen ffgar die matten Philharmoniker nicht auswichen, und bescheide sich zunächst mit Werken, die seiner jungen Musikalität besser zu Gesicht stehen. Frau Karth zur Rieden mußte dem Riesenapparat gegenüber ver- sagen. Henke rettete sich klug, aber ohne rechte Wärme durch den Strudel. Bon Solisten nenne ich besonders die intelligente und(neben Frau Fischer- Maretzki) berufenste Reger« Jnterpretin Erler- Schnaub t, die jugendliche, schönstimmige und geschmackvolle Sopranistin Thea Bieber und Maria H o r f, die, nicht immer griffsicher genug, aber gewandt und musikalisch, versuchte, einigen leichtgewogenen Klaviersächelchen von Lothar WindSberger zu einem Erfolg zu verhelfen.__ K. Singer. klotizea. Ein Bund entschiedener Schulreformer unter den akademisch gebildeten Lehrern und Lehrerinnen ist auf Grund vereinbarter Mindestforderungen in Berlin   begründet worden. Zu Vorsitzenden wurden gewählt Professor Paul Oesrreich, Berlin- schöneberg  , und Dr. Hildegard Wegscheider. Am 4. und 5. Oktober findet im Herrenhause eine Tagung statt, die sich mit dem Thema befaßt:.Neue Ziele und Wege der Erziehung und des Unterrichts." Karten(a 1 M.j zu den Konferenzen durch den Schatzmeister Dr. Fritz Karsen  , Berlin-Tempelhof  , Berliner Str. bk(Telephon: Süd- ring 3411).. Theater. Die Staatsoper wird Felix v. Weingart« nerZ Oper.GenefiuS", deren Uraufführung hier 18S2 statt­fand, in neuer, schon andernorts bewährten Bearbeiiung aufführen. Gustav Cohn  , der bekannte Nationalökonom an der Universität Göttingen  , ist im Alter von fast 7g Jahren verstorben. Er war Anhänger der histvrisch-ethischen Schule und gehörte zu den Begründern des Vereins für Sozialpolitik, der 1872 ins Leben trat. Unter seinen zahlreichen Werken ist besonder? ein Handbuch der Nationalökonomie und Finanzwisseuschaft zu erwähnen, außerdem hat er sich vor allem mit der englischen   Eisenbahn-Polittt und -Gesetzgebung besaßt. Sein« außerordentliche Vielseitigkeit er brachte auch dem Börsen- und Verkehrswesen große» Interesse ent- gegen hielt ihn nicht davon ab, in den allgemeinen Fehler der bürgerlichen Nationalökonomie zu verfallen, deren Aufgabe in der Verteidigung der herrschenden Gesellschaftsordnung gipfelt. Bierbaums.Prinz Kuckuck" ist nun auch der zappelnden Leinewand übergeben. Man hat aus der Handlung einen spannenden Film gemacht(MarmorhauS. Kurfürstendamm  ). sich die besten Schauspieler, die herrlichsten Landschaits« und Städte« bilder, die bewegtesten Bilder und Szenen beschafft und so kann der Erfolg nicht fehlen. Von dem stark erotischen Grundcharaller des Roman  » wird auch genug mtt herübergenonunen, ohne e» doch zum Hauptmhall zu machen.