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Die Erinnerungen des Herrn v. Tirpis. v. Tirpiz.

Der Kaiser

SA

Im Verlag von K. F. Koehler- Beipzig erscheinen soeben Vorsichtsmaßregeln für die gespannte Lage getroffene die Erinnerungen des Admirals v. Tirpig. Der 526 Seiten worden. starke Band behandelt in seinem ersten starken Drittel die Zeit vor dem Kriege. Es folgen die Kapitel Ausbruch des Krieges", Hauptfragen des Krieges", Die Hochseeflotte im Kriege"," Der Unterseebootkrieg". Im Anhang sind Kriegs­briefe aus dem Hauptquartier wiedergegeben, die im August 1914 beginnen und im selben Monat 1915 abschließen. An wen diese Briefe eines Mißvergnügten gerichtet waren, ist nicht angegeben, wie sie in den Kreiſen wirken mußten, denen sie bekannt wurden, dies zu beurteilen überlassen wir dem Leser der folgenden Proben. Den Beschluß des Buches bilden Bemerkungen zu unserer Schiffsbaupolitik". Auf das ganze Werk kommen wir noch ausführlich zurück und beschränken uns für heute auf die Wiedergabe einiger besonders be­merkenswerter oder charakteristischer Stellen.

Wilhelm II.   als Flottenkommandant. Daß der Kaiser sich persönlich die Führung seiner Lieblings­waffe borbehielt, war fein Erjak. Denn abgesehen von den sonsti entfaltete, sobald er in Berlin   eingetroffen war, eine fieber- gen Pflichten, die den Herrscher in Anspruch nahmen, fonnte eine Der Kanzler so ungeheure fachmännische Verantwortung wie z. B. der Befehl, hafte Tätigkeit, um den Frieden zu erhalten. hatte es nicht verstanden, den Kaiser wirklich auf dem laufen- bald zur Schlacht zu kommen, auch nicht ihm persönlich den zu erhalten. Es fiel dem Kaiser schwer, einen Blaren aufgebürdet werden. Das Kabinett hat den Monarchen übel be. Ausgangspunkt für eine wirksame diplomatische Aition zu finden. raten, als es ihm, o. h. damit auch sich selbst, die unmittelbare Be Er sagte: Er wüßte gar nicht, was die Desterreicher wollten. Die Stimmung über die Hochseeflotte vorlehielt. Die Folge war, daß Serben hätten doch alles bis auf einige Bagatellen zugestanden. Seit das vom Staiser felbst geschaffene Machtmittel zur See gewisser­dem 5. Juli hätten die Oesterreicher   nichts darüber gesagt, was fie maßen im Rabinett vermoderte. vorhätten." Diese Aeußerung fiel am 29. Juli abends im Pots= damer Neuen Balais.

Der Ausbruch des Kriegs.

Schon am 11. Juli besaß, wie ich nach Jahren erfahren habe, bas Berliner Auswärtige Amt die Ueberzeugung, daß die Entente in Belgrad   zum Nachgeben geraten hätte. Damit hatte der Kanzler Handhaben, um den Knoten zu lösen. Er aber zog aus der An­nahme, daß

die Entente den Krieg nicht wollte,

den kurzsichtigen Schluß, daß Oesterreich   sich ohne Rücksicht auf die Entente den Einmarsch in Serbien   wahrscheinlich erzwingen könnte, ohne den Weltfrieden zu gefährden. Denn, wie Zimmermann schon am 8. Juli gesagt hatte, nahm man in Berlin   an, daß, wenn Desterreich in Serbien   einrüdte, England und auch Frankreich   im Verein mit uns auf Rußland   einwirken würden, um den Konflikt zu lokalisieren". Am 13. Juli hatte der Kanzler Kenntnis von wesentlichen Bunkten des beabsichtigten ultimatums, worüber ich eine Mitteilung meines Amtsvertreters nach Tarasp   erhielt. Der betreffende Ab­jazz des an mich gerichteten Schreibens lautet:

An jenem Tag traf aus England Bring Heinrich in Potsdam cin mit der Weldung von Georg V.  , daß England in einem Krieg neutral bleiben würde. Ich bezweifelte dies, neuf der Kaiser  erwiderte: Ich habe das Wort eines Konigs, das ge­nügt mir.

Der Entschluß, die Flotte einzusehen, Tonnte dort nicht gefaßt werden. Man fuchte nach Entschuldigung für die eigene Schwäche und verfiel so darauf, das Material der Flotte schlecht zu machen. Als es nach Stagerrat den Zwei­felnden wie Schuppen von den Augen fiel und sie erfannben, wie sehr unsere Schiffe den britischen überlegen waren, ist es für die Reue geschichtlich schon zu spät geivesen. England oder Ruhland  ? min Es ist das Wort gefallen: ch werde nicht zwischen Mich und Anfang Juli 1916 informierte Staatssekretär Helfferich die Meine Marine einen andern sehen. Für die Illusion, daß der Häupter der deutschen   Bundesstaaten mit folgenden Gedanken- Oberste Kriegsherr selber mit der Flotte operierte, waren Naturen am Blake, welche den Kaiser auch gern bei fleineren Unterneh­gängen, die ich einer Denkschrift aus jenen Tagen entnehme: Wir müssen zwischen England und Rußland   operieren, um mungen bis in die Einzelheiten hinein um seine Weisungen be­fragten. auch im späteren Frieden Rückenbedung gegen einen dieser beiden Hauptfeinde zu gewinnen. Diese Entscheidung hat

Der U- Boot- Krieg.

Am

# 6( Es folgen nähere Ausführungen darüber, daß man um so für England und gegen Rußland  mehr nach der berfrühten und unglüdlichen Erflä auszufallen, weil das russische Programm mit unserer Stellung rung" hätte fejtbleiben müssen, aber vor Wilsons Expreffer­als Vormacht westeuropäischer Kultur und unserem Verhältnis zu politit" zurückgewichen sei. Nach dem Lusitania  "-Fall kam der Be­Desterreich- Ungarn  , Balkan  , Türkei   unvereinbar ist. Zwischen Gug- fehl, Passagierschiffe nicht zu versenken, worauf im Juni 1915 land und Deutschland   ist dagegen eine Teilung der Interessen- Tirpi feinen cschied einreichte, der jedoch nicht ange­sphären möglich. Deshalb keine Flotte als Eristenznotwendigkeit nommen wurde. Aus Anlaß des Arabic  "-Falles arbeitete Beth­für Deutschland, dafür möglichste Schwächung Rußlands  . Wir mann auf die Einstellung des ganzen U- Bootkrieges hin. müssen an einer Stelle ganze Arbeit hun, statt an vielen halbe. 6. März 1916 wurde ohne Anhörung von Tirpitz der U- Bootkrieg Englands Intereſſen würden uns gestatten, gegen Rußland   ganze auf unbestimmte Zeit vertagt und der neuerdings angebotene Ab­Arbeit zu tun. Die entschiedene Frontstellung gegen Rußland   gibt schied bewilligt. In weiteren Ausführungen wird behauptet, daß unserem Verhalten im Weltkrieg die sittliche Grundlage wieder, die der unbeschränkte U- Bootkrieg England im Jahre 1916 friedens im Eintreten für Oesterreich- Ungarn   besteht, nicht aber im Kampf willig gemacht haben würde. 1917 sei es zu spät gewesen, ein hakes für die Freiheit der Meere. Die Entrüstung der deutschen   Oeffent Jahr früher würde der U- Bootkrieg durchgeschlagen" haben.) lichkeit gegen England ist also auf Rußland   abzulenken.

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Die Ahnung des Kronprinzen.

Unser Botschafter in Wien  , Herr v. Tschirschfy, hat privatim und auch vom Grafen Berchtold erfahren, daß die von Oesterreich on Serbien   zu richtende Note folgende Forderungen stellen werde: 1. Gine Proklamation des Königs Peter an fein Volf, worin er es auffordert, von der groß- Ich war mir von Kriegsbeginn an darüber klar, daß einem serbischen Agitation Abstand zu nehmen, berlorenen Krieg mit einer gewissen Notwendigkeit die Revo 2. Beteiligung eines höheren österreichischen tution folgen würde, wenn ich es auch niemals für möglich Beamten an der Untersuchung des Attentats, gehalten hätte, daß es Deutsche   gäbe, die noch vor Friedensschluß 3. Entlassung und Bestrafung jämtlicher der Verführung zum Umsturz und zur Auslieferung der Gesamt­Offiziere und Beamten, deren Beteiligung daheit an den äußeren Feind erlägen. Angesichts unserer zum inneren ran nachgewiesen wird." und äußeren Abgrund führenden Politik sahen auch andere schwarz; Davon, daß die Entente in Belgrad   zum Frieden geraten der Kronprinz hat mich schon 1915 gefragt, ob ich glaube, daß er hätte, wie man damals in der Wilhelmstraße optimistisch annahm, noch zur Regierung gelangen würde. ist mir nichts bekannt geworden.

Man hatte in der Wilhelmstraße eine eigentümliche Auffassung von den Möglichkeiten, den heiß erstrebten Frieden zu sichern durch eine nervöje Kriegsbereitschaft, die lediglich schwache Vorspiegelung

war. Diese Politiker, die

niemals gewillt waren, das Schwert zu ziehen, und die leider auch, wie sich gezeigt hat, außerstande waren, die militärischen Notwendigeifeiten einer Kriegsvorbereitung überhaupt zu beurteilen, glaubten mit unsicheren triegerischen Maßnahmen drohen zu können, welche sie selbst nicht ernst nahmen.

Am 5. Juli hatte der Kaiser gesagt, man müßte troß der Un­wahrscheinlichkeit eines Weltkrieges immerhin auf die Möglichkeit eines Zusammenstoßes gefaßt sein. Es lag bei der Verknüpfung der europäischen   Bündnissysteme auf der Hand, daß wir bei jeder solchen Krisis auf das Schlimmste gerüstet sein mußten. Aber was geschah? Wir haben noch im Juli 1914 erhebliche Mengen

Brotgetreide nach Frankreich   ausgeführt.

G3 herrschte ein Mangel an Salpeter, welcher für die Armee nahezu lebensgefährlich wurde. Kupfer, Nidel und andere Eriegsnotwendige Stoffe fehlten in hohem Maße, und jede Gelegen­beit, fie unauffällig zu ergänzen, wurde gerabeau gefliffentlich außer acht gejezt. Um die tatsächliche Harmlosigkeit Berlins   zu beweisen, auch für den Fall, daß darüber das Land zugrunde ginge, waren wirtschaftlich und industriell nicht die einfachsten

Im Admiralstab war man mit der Ausarbeitung meines Ge­dankens der Themsesperre beschäftigt, als Bohl unter dem 31. Ja= muar( 1915) auf einmal unter Berufung auf den Reichskanzler die Sache umwarf. Durch die Ausdehnung des Sperrgedankens auf die ganze Müfte wurde er weniger wirksam, rechtlich unklar und mehr herausfordernd. Welche Gründe vorgelegen haben, unter Uebergehung meines Botums den U- Bootkrieg in Szene zu sehen, ist mir nicht bekannt geworden. Jedenfalls war ich wieder einmal, diesmal wohl in einer der wichtigsten Fragen meines Ressorts, un­gehört geblieben, der U- Bootkrieg über meinen Kopf hinweg und gegen ineinen Willen eröffnet, in einer Form, die wicht Glück verhieß. Kernfäße aus den Kriegsbriefen.

Die Meuterei der Flotte. Mle 1917 die Führer der unabhängigen Sozia- hilflosen listen, statt, wie die Marine erwartet hatte, wegen Landesbetrats angeklagt zu werden, durch Reichstag   und Reichsregierung, geschützt wurden und ihre teuflische Betätigung fortsetzen durften, war im Grunde das Ende der deutschen   Macht zur See besiegelt.

Ueberall da, wo die Zentralstelle des Umsturzes keine Verbin dung mit den Schiffsbesatzungen hatte, wie auf Schiffen in dem östlichen Teil der Ostsee  , oder dort, wo diese gar unter Gefahren und schweren Verlusten in beständiger Fühlung mit dem Feind blieben, mar die Moral ungebrochen. Große Schiffe in verhältnis mäßiger Untätigkeit sind, wie die Seekriegsgeschichte aller Völker zeigt, schwer in Ordnung zu halten. Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts verfiel die englische Flotte vor der Themse   und im Kanal der Meuterei, so daß das Parlament mit den Meute­rernverhandeln mußte. Während aber für jene Zeit schlechte Soft( zweifelhaftes Salzfleisch und Schiffszwieback, grausame und ziemlich willkürliche Prügelstrafen, zahlreiche Hinrichtungen usw.) eine gewisse Unterlage für den Aufruhr gaben, fehlte unseren Leuten jeder ernstliche Anlaß zur Beschwerde. Die Mehrzahl von ihnen wußte wold nicht, was sie tat, während die Zeiter der Be­wegung die seelische Erschlaffung der Leute ausnuten, um die Meu ferei auf den großen Schiffen zum Ausbruch zu bringen.

zuzusprechen. Damit ist zum erstenmal für ein großes Kunstgebiet| Diese hohe Kunst der Virtuosin ist ausgestorben. Adelina die aus dem Vertragsabschluß von Arbeitgebern und nehmern ent- Patti ragte als legte lebende Vertreterin ihres Fachs in unsere standene Berufsregelung mit der Kraft und Wirtsamteit Beit hinein. Ihr Rollenfach war begrenzt, zumal sie im Versuch des Gesezes ausgestattet. Die Bühnen, bis vor kurzem dramatisch- bewegter Rollen und seit Jahrhunderten der Spielplatz reinsten Herrentums sei es des fürstlichen Intendanten oder des tapitalistischen Unter­nehmers wird damit definitiv unter das soziale Gesez ge­stellt. Die Bühnentünstler haben jezt ihr Arbeitsgesek gesichert eine ganz gewaltige Errungenschaft der Revolution.

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Das Tarifabkommen gilt bom 10. Ottober ab für alle Bühnen berträge, gleichgültig, ob die Abschließenden der tariftreuen Theater­arbeitsgemeinschaft angehören. Kein Ausbeuter, teine Schmiere fann mehr seine Bestimmungen umstoßen. Auch die Vertreter des individualistischen Kunstprinzips werden die sozialen Errungen­schaften der Künstlerschaft respektieren müssen.

Der Inhalt des Tarifvertrags, der den Bühnenangehörigen zum gleichberechtigten Kontrahenten gemacht und die Willkür der alten Bühnendiktatur beseitigt hat, ist hier bei seinem Zustandekommen gewürdigt worden. Er ist inzwischen durch die Arbeit des Tarifaus­schusses bereits vervollständigt worden. Unter anderem ist eine Mi­nimalgage für das ganze Reich von 400 M. festgelegt worden, deren weitere Erhöhung vorbehalten ist. Die Ausarbeitung des Gagen­und Lohntarifs ist im Gange.

Die Tariforgane haben in einem eklatanten Fall das neue soziale Recht des Schauspielers festgestellt und gesichert. Rein­hardt hatte seinem Mitgliede Lucie Höflich  , das bei ihm zu einer dreimonatigen Tätigkeit verpflichtet ist, verboten, an einer anderen Berliner   Bühne auch in den übrigen Monaten aufzutreten. Lucie Höflich   kann, nachdem sowohl von Unternehmer- wie Ange­stelltenseite jede solche Verbotsklausel für nichtig erklärt ist, in 3- funft in der engagementsfreien Zeit auch an anderen Theatern mit wirken. Das Fortbestehen der ganz unjozialen Konkurrenzklause!, die in der Hausordnung bereits gestrichen war, ist damit ausdrücklich beseitigt. Der Bühnenfünftler ist Herr seiner Person geworden.

Adelina Patti+

neuerer Zeit scheiterte. Sechzehn jährig, sang sie die Lucia, die ihren Weltruf begründete, sang sie Sie Königin der Nacht" und die   Rosine" und ein halb Duizend an rer Koloraturrollen in Werken Mozarts, Verdi Rossinis und Meyerbeers. In Tournees durch den famten Kontinent, besonders in   Italien und   Rußland, lehrte ie durch ihr Beispiel, daß die meisterhafte Vollendung einer mül 08 ansprechenden Stimme die Feinkunst und Grazie des Vortags selbst in schwindelnden Regionen als Selbstzweck möglich ist. Seit Jahrzehnten hatte man von der berühmten Frau gehört, daß sie im märchenhaften Reichtum auf Schlössern lebte und Gäste aus aller Welt empfing. Jebt, da die Nachricht von ihrem Tode eintrifft fühlen wir: der Name Adelina Batti ist das Symbol einer vergangenen und fast vergessenen Kunst. Vielleicht dürfen wir sagen: einer leider überlebten Kunst.

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K. S.

Die

1914. Heute vormittag wieder langes Balaber mit dem sehr hilflosen Bethmann und mit Jagow.( 20. Auguft.) Ich zittere in erster Linie für unser   Deutschland, dem ich die wucht und grimmige Entschlossenheit nicht in dem Maß zugetraut hätte; aber zuviel Jämmerlichkeit da droben!( 23. August.) In   Berlin scheint man etwas fiegcstoll geworden zu sein, wie ich aus verschiedenen Briefen entnehme. Noch haben wir feines­wegs gesiegt, den Krieg als Ganzes betrachtet.( 5. September.) Unmittelbar nach dem Krieg nehme ich den Abschied. Den Neu­aufbau der Marine, wenn es dazu erhaupt kommt, muß ein anderer machen. Pohl, Müller, der Reichskanzler und der Kaiser haben die Flotte zurückgehalten. Ich glaube jetzt, daß sie feinen Schuß abgeben wird, und mein Lebenswert endet mit einem Wiinus.( 24, September.)

Hier steht die Sache ohne vorwärts oder rückwärts zu gehen. Dabei arbeitet die Zeit nicht für uns. Auch im Osten kommen wir nicht vom Fleck. Die Welt steht gegen uns, auch die Neutralen. Die Riesenhoffnungen des August find verflogen. Der Kaiser und Bethmann halten nicht durch. Grsterer scheint jogar die Erlaubnis gegeben zu haben, daß Bethmann betieln gebt.( 1. Otto.er.) Ich habe gelitten und leide noch mehr, daß unsere ganze Politik der letzten Jahre Blödsinn war, und daß die Leitung des Reichs von S. M. hier abgesehen fo total versagte und es noch tut. Ich wollte ja froh fein, wenn ich persönliches Vertrauen zur hiesigen Armeeleitung hätte. Beurteilen kann ich das freilich nicht, meine Nase will aber durchaus nicht heran.( 13. November.) Wenn nur der Kopf anders wäre, die Nation ist glänzend. ( 18. November.)

Es wird den Leuten in der Wilhelmstraße schver gelingen, mich als Sündenbock hinzustellen, dazu wissen zu viele Leute das Verjahren des Auswärtigen Amts im Juli, das wahnsinnige Hereinschlittern in den Krieg! Fast gefährlicher find die Leute, Pohl an der Spitze, welche die Ursache der Inaktivität unserer Flotte auf die Typenfragen der Schiffe und auf die Technik werden abschieben wollen, weil dahinter der Kaiser stehen würde.( 22. November.)

1915. Die Schicht um den Kaiser ist zurzeit noch undurch­dringlich. Es ist eben die Eigenart vom Kaiser, er will keinen Ent­schluß faffen und keine Berantwortung tragen.( 2. Januar.) Je mehr ich sehe von der Reichsleitung durch den Kaiser und den Kanzler, ie mehr schwindet meine Hoffnung.( 22. Januar.)

Her v. N. hat vollständig recht: Es ist ein unerhörtes Versagen unserer Oberschicht, mitverschuldet durch die Spitze. Ich habe das ja die ganze Zeit jahrzehntelang kommen sehen. Wie oft hatte ich Dir gesagt: wie die Katastrophe einmal tommen wird, wüßte ich nicht, jie müßte aber tommen". Deshalb ist es so fürchterlich, mit dabei zu sein bzw. dazuzugehören.( 26. März.)

Bring Heinrich soll sich hier nach der harten Aufgabe in   Kiel etwas erholen!! Ein Programm wurde zurechtgemacht. Der Kaiser faz voller Siegesnachrichten; andere dürfen an ihn nicht heran­( 8. April.) gebracht werden.

Müller beklagte sich über die Zeppelinangriffe, und ich gab ihm vollkommen recht. Ich will versuchen, die Kindereien mit den Zeppelinschiffen zu bremsen.( 17. April.)

Die   deutsch- polnischen Verhandlungen.

Der Schauspielerftreit in   Hannover gehört zu den übereilten wilden Streits, den keine Organisation billigen kann. Am Sonn­abend traf um 11 Uhr im Kultusministerium, dem die Hannoverschen Staatstheater noch unterstehen, ein Telegramm ein, das ein ulti­matum bis 2 Uhr nachmittags stellte. Die Entscheidung über die geforderten komplizierten Gehaltsforderungen konnte natürlich nicht und so erfolgte am Abend im Handumdrehen getroffen werden die Einstellung des Theaterbetriebs. Wie wir hören, billigt die Bühnengenossenschaft, die sofort eingriff, den Streit nicht. Bühnenfünstler sollten, was ihnen an gewerkschaftlicher Schulung abgeht, nicht durch Temperament ersehen wollen. Andererseits muß natürlich erwähnt werden, daß der Staatsbetrieb seine umständlichen Bei der Montag- Bormittags- Sizung zwischen Vertretern Methoden vereinfachen lerne.  Europas neue Staatengrenzen werden jetzt auf einem Blatt der der   Deutschen Regierung und den anwesenden Mit­Sartographischen Anstalt G. Freytag u. Berndt,   Wien, sehr über- gliedern der polnischen Delegation wurde der Ent­sichtlich dargestellt. Das Blatt gibt nebeneinander eine politische wurf eines Abkommens über die Gewährung einer Am­Adelina Batti ist, fiebzig Jahre alt. in   Wales geftorben. Jahr- und eine Völkerkarte. Die politische Starte bringt die alten und ne stie und die Freilassung sämtlicher Kriegsgefange zehnte müssen wir in der Weltfunstgeschichte zurücdenken, um zu neuen Grenzen, die strittigen und die Voltsabstimmungsgebiete, fo- ner und etwa noch Internierter festgestellt. Desgleichen ermessen, welchen Eindrud der Klang dieses melodiösen Namens wie jene, deren Schicksal der Entscheidung des Völkerbundes über- wurden die   deutschen Anträge in den Fragen der Option, im Herzen der Menschheit zurückließ. Adelina, das war die vollen lassen ist, die Völkerkarte neben der ethnographischen Darstellung iquidation und des Minoritätenschutes mit betste Berkörperung jener so leicht wiegenden Richtung des Ge- auch die neuen Grenzen zum Ausdruce. Gin von Alois Fischer be- Ausnahme der Schul- und Kirchenfragen den polnischen Ver­fanges, der sich ganz und gar nur der Schönheit des Ausdruces, arbeiteter Tert gibt eine Uebersicht aller europäischer Staaten mit Ausnahme der Schul- und Kirchenfragen den polnischen Ver­des Klingens, der Bravour und Virtuosität von Verzierungen, dem Angabe von Größe und Bevölkerung, ev. Zuwachs oder Abfall usw. tretern mitgeteilt. Für Mittwoch oder Donnerstag ist eine Entschei­perlenben Dahmiweber der Söne und chromatischen Tonreihen Die Starte fostet 2,50 M. Eine zweite Sarte stellt die Staaten bingab. Die Patti war die Königin im Reiche des bel canto, die auf dem Boden des ehemaligen Desterreich-   Ungarn dar. dung über den Entwurf des Abkommens und die Ant­Siegerin der Stimme gegen die Kunst der Komposition; sie war Musik. Das Blüthner Orchester beginnt seine Tätigkeit am wort der polnischen Delegation auf die   deutschen Vorschläge der Typ des vergütterten Weltstars, der Herrscher zu Beherrschten, 5. Oftober mit dem ersten Sonntagskonzert. Das Orchester des zu erwarten. Ferner hat die polnische Delegation auf eine Phlegmatiker zu Berauschten, Künstler zu Kunstfertigen wandelte.   Deutschen Opernhauses wird in seinen zehn bollstümlichen deutsche Anfrage zugesagt, daß der Verbringung von Um­Diefer Circe mit der kleinen, geschmeidigen, glockenreinen und Sinfoniekonzerten u. a. folgende Werte in   Berlin erinmalig zur Aufführung weitumfassenden Stimme, mit der Spielbegabung der Wunder- bringen: Morgen", sinfonisches Gedicht von Lieven Duvoiel; Andersens 3ugsgut deutscher Beamter aus den von   Polen besetzten menschen wurden die Arien auf Ton, Umfang und Art ihres Ge- Märchen", Suite v. Karl Kämpf; Sinfonische Suite von Mag Laurischtus. Gebieten nach   Deutschland fein Hindernis in den Weg gelegt werde, es sei nur eine Anmeldung bei den zuständi­Theater. fanges geschrieben. Sie fam auf und ab und agierte, schwebte Im   Berliner Theater ist die Erstaufführung bon gen Stellen erforderlich. Wahrscheinlich werden noch einige wie eine Lerche über die Bretter, trillerte, jubilierte und spielte Bummel ftudenten" auf Donnerstag verlegt worden. mit der Stimme und dem Temperament und stets mar Be­Vortrag über Haeckel. Mar Apel spricht am 30. September, abends Tage vergehen, bis nach dem Eintreffen der polnischen Sach­Uhr, im Luisenftädtischen Realgymnasium, Sebanianstraße 26, über berfländigen die Verhandlungen in vollem Umfange aufge­1.Ernst Haedel als Forscher, Denter und Kämpfer". Eintritt frei. nommen werden können.

geisterung, Rausch und Entzückung. Ein Stern wie die   Lucca, die Jenny   Lind, die Henriette   Sonntag

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