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Nr.521. 36.Jahrg.

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Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

15 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Morisplag, Nr. 15190-15197.

Sonnabend, den 11. Oktober 1919.

Mobilmachung für den Winter.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenste. 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 117 53-54.

Zwischen zwei Diktaturen.

,, Unsere fliegende Abteilung unter Führung des Obersten Mamontow, der durch seine schneidige Arbeit im Rüden der

Die vielfach erwarteten Schwierigkeiten des kommenden Mehl den Bäckern und Nahrungsmittelfabriken, die Fette den bolschewistischen Truppen während der letzten zwei Monate Winters zu mildern oder gänzlich zu vermeiden, ist eine Auf- Margarinefabriken und allen Betrieben die so bitter notwen- bekannt geworden ist, drang vor einigen Tagen in die Stadt gabe, an der sowohl Regierung wie auch die Bevölkerung selbst digen Kohlen zugeführt werden, so wird der kommende Jelez, Gouv. Orel , ein und, nach dem er alle dort vor­mitzuarbeiten alle Ursache haben. Gegen Ernährungs- Winter hinsichtlich der Ernährung feineswegs schlimmer, viel. bandenen Kommissare und Mitglieder ver­schwierigkeiten, Kohlenmangel und andere leicht besser ausfallen, als die letzten Kriegswinter. Ernte und schiebener boljchewistischer Institutionen aufgehängt hatte, verschwand er in unbekannter Rich­Ucbelstände muß Vorkehrung getroffen werden. Vorräte gestatten diese Erwartung. tung.

"

So lautet furz und bündig ein amtlicher Bericht der De­nikin- Front vom 29. September.

Den Umfang unserer Ernte können wir heute einiger- Leider sehen aber die Transportverhältnisse, fast könnte maßen überblicken. Wenn es sich beim Getreide auch um man sagen, trostlos aus. Die Zahl der in den Nc keine sogenannte" Refordernte" handelt, so ist man sich in paraturwerkstätten befindlichen Lokomotiven Wir haben schon beinahe ganz verlernt, beim Lesen der­Sachverständigenkreisen doch darüber einig, daß sie zur Er- und Wagen ist größer als ie und die Reparaturen selbst artiger Nachrichter zu empfinden, was sie bedeuten. Viel­nährung des Volkes mit Brot ausreicht, selbst bei der vorge- umfangreicher und schwieriger als üblich. Unbedingt müssen leicht genügt diese Andeutung, um wenigstens für den Augen­sehenen niedrigen Ausmahlung des Getreides, die ein Mehr diese Schwierigkeiten überwunden, die Zahl des die Werk blick das menschliche Gefühl, den Protest gegen die entsetzliche, von etwa 800 000 Tonnen beansprucht. Voraussetzung ist na- stätten gebrauchsfähig verlassenden rollenden Materials mus tierische Menschenschinderei wachzurufen und die Erkenntnis türlich hier, und noch mehr bei der Kartoffelernte, daß größer werden, als es in den letzten Wochen der Fall war. deffen beizubringen, was in Rußland vorgeht. alle Mengen rechtzeitig abtransportiert werden können. Wird das Transportwesen in die Lage versett, seine Auf­Und hier kommen wir auf die Frage, die als der sprin- gaben zu erfüllen, so dürfen wir damit rechnen, auch über diesen gende Bunkt für unsere Ernährung, ja für unsere ganze Winter hinwegzukommen. Anlieferung durch die Landwirte, Existenz bezeichnet werden muß. Alles hängt heute Bewegung der Vorräte in die Bedarfsgebiete, Arbeitsmöglich. von den Transportmöglichkeiten ab. Wenn feit der Nahrungsmittelfabriken, das sind die zu lösenden das Getreide den Mühlen, die Kartoffeln den Kommunen, das Aufgaben.

Handelskrieg gegen Sowjetrußland.

Wir gehen nicht nach Washington .

Wir haben wiederholt auf die Unsinnigkeit des Verfah- Wie der Vorwärts" in seiner Morgenausgabe vom Frei­rens hingewiesen, ständige Mitteilungen über den unmittel- tag mitteilen fonnte, haben die deutschen und österreichischen bar bevorstehenden Sturz der bolichewistischen Re- Gewerkschaften den Beschluß gefaßt, an der am 29. Oftober gierung in Rußland zu verbreiten, Mitteilungen, die kurze in Washington stattfindenden Konferenz nicht Zeit danach prompt dementiert werden mußten. So trug teilzunehmen. Es sind nun Vermittlungsver die in den letzten Tagen verbreitete Meldung, nach der suche gemacht worden, um den deutschen und österreichischen Lenin von Trotki verhaftet und dann wieder befreit Gewerkschaftsvertretern dennoch eine Teilnahme zu ermög­worden sei, die unwahrheit schon in sich. Dennoch ist nicht zu lichen. Hierüber wird folgende Mitteilung verbreitet: verkennen, daß die Lage der Bolschewisten immer schwieriger wird. Die Entente verschärft jetzt auch noch den Wirtschafts­frieg gegen Räterußland. Hierüber liegt folgende Mitteilung vor, die uns aus Wien zugeht:

Eine dem Wiener Staatsamt für Aeußeres zur Kenntnis gebrachte Note der Alliierten fordert die Regierungen von Schweden , Norwegen , Dänemark , Holland , Finnland , Spanien , Schweiz , Megito, Kolumbien , Venezuela , Chile und Argentinien auf, unverzüglich strengste Maßregeln zu ergreifen, um ihre Staatsangehörigen zu verhindern, irgendwelche Han= delsbeziehungen mit dem bolshewistischen Ruß­land aufzunehmen.

Ohne in den oben gerügten Fehler zu verfallen, jede un­günstige Mitteilung über Rußland als Vorbotin eines Re­gierungssturzes anzusehen, ist doch nicht zu verkennen, daß der von der Entente gegen Rußland verschärfte Handelsboy­kott die Lage der russischen Regierung wesentlich zu er­schweren geeignet ist. Wenn man die Verschärfung der

Systems ift.

Der heutige Leitartikel bringt über Verlauf wie Wesen des russischen Kampfes bedeutsame Darlegungen, die im Rah­men der obigen Meldung besonders aktuell werden.

Am Donnerstag tam es im Haag zu einer langen Be­sprechung zwischen einem Mitglied der deutschen Regierung und den Sekretären bes Internationalen Gewer!. schaftsbundes, Fimmen und Oubegeest. Diese er­Härten, daß falls Deutschland und Oesterreich an der Konferens teilnehmen sollten, die Arbeitervertreter auf der Konferens for­dern würden, daß die Frage der Zulassung der deutschen und der österreichischen Delegierten als vollberechtigte Mitglieder an die Spike gestellt werde. Sollte diese Forderung nicht er. füllt werden, würden sich die Arbeiterbertreter aller dem Inter­nationalen Verbande angeschlossenen Länder sofort von der Ronferenz zurüdzieben und einen Internationalen Ge werkschaftsbund einberufen, der neben und im Gegensaz zur Internationalen Konferenz tagen würde. Der Vertreter der deutschen Regierung erklärte angesichts dieser Mitteilung, daß er der deutschen Regierung nachdrüdlich raten werde, fich für die Teilnahme an der Washingtoner Konferenz zu ent scheiden.

Der Verfasser dieser Zeilen hat es nicht nötig, sich gegen etwaige Verdächtigungen zu wehren. In der Zeit, als die Bolschewiki fogar von bürgerlichen Publizisten bewun­dert wurden, nahm ich, von Anfang an getreu den Erfahrun­15 Jahre, eine unversöhnlich feindselige Stellung gegen das gen der russischen politischen Entwicklung während der letzten bolschewistische Verbrechen ein. Die Demagogie der bolsche­wistischen Führer, die sich nur mit ihrer Berachtung der Massenbewegung der Arbeiter messen kann, hat auf der Grundlage des gänzlich zerrütteten Staatswesens und der völligen politischen Apathie der Arbeiterklasse es vermocht, den Reft einer Staatsordnung und einer geregelten Wirtschaft zu vernichten. Diefen chaotischen Zustand aus­nukend, mit Hilfe einer Prätorianerarmee, die gut bezahlt wird und einen Freibrief zum Plündern hat, können die Herren der Situation den Anstürmen trogen, nicht weil sie irgendeinen politischen Halt im Volfe haben, sondern weil die Gegenseite, sofern es sich um demokratische Elemente handelt, sich dagegen sträubt, mit denselben Mitteln zu fämp­fen, die sie anwenden, und weil das Volk die Wiederkehr der alten Reaktionäre befürchtet.

Sätte sich ein Verband zur Bekämpfung der Sozialdemo­fratie zum Biel gesett, an einem großzügig angelegten Bei­spiel zu zeigen, wie der Sozialismus nach seinen Be­griffen- aussehen müsse, so könnte das Schauspiel nicht um ein Jota anders sein, als das Experiment der Bolschewisten. Es ist daher nur zu begreiflich, daß die Reaktionäre aller Schattierungen das russische Beispiel als den Bankrott des Sozialismus darzustellen suchen, während es in Wirklichkeit nur der Inbegriff, nur die Quintessenz der vom tatarisch­zaristischen Herrschaftsprinzip übernommenen Tendenzen ist. Der Sozialismus hat mit der Anbetung der reinen Gewalt, die nach der bolfchemistischen Lehre das Mittel aller Mittel des proletarischen Kampfes repräsentiert, nichts gemein.

Vor allem aber hat der Sozialismus nichts gemein mit den schauderhaften Methoden des terroristi.

militärischen Lage berücksichtigt, die sich aus der Not- Es handelt sich bei diesen Besprechungen, wie wir authen- ichen Systems. Wenn man fagt System", so stellt man wendigkeit der Führung eines Dreifrontenfrieges tisch hinzufügen können, lediglich um gutgemeinte Vermitt sich gewöhnlich ein Verfahren vor, das auf der Grundlage gegen die Armeen von Koltschat, Denikin und lungsverfuche holländischer Genossen, die den Vertretern irgendwelcher Regeln betrieben wird. Das bolichemistische Juvenitsch ergibt, berücksichtigt, so befindet sich Rußland dze deutschen Gewerkschaften in legter Stunde die Möglichkeit System des Terrors kennzeichnet sich durch seine absolute zurzeit in einer schweren Krise, die eine Folge der einer Teilnahme an der Konferenz schaffen wollen. Diese Systemlosigkeit, dadurch, daß eine Willkür ohne Grenzen, ein inneren Unmöglichkeit des bolichewistischen Vermittlungsversuche müssen jedoch durch die Stellungnahme Grauen ohne Ende zum Prinzip erhoben wurden. So wie zu dem in unserer Freitagsausgabe mitgeteilten Schreiben die Arbeiterflasse dezimiert, werden die Sozialisten der Friedenskonferenz als überholt angesehen werden. aller Schattierungen buchstäblich ausge. Es wird durch die Haager Besprechungen nichts daran rottet. Erst dieser Lage ist die Nachricht aus Moskau zu geändert, daß an die deutschen und österreichischen Gawerk- uns gelangt, daß eine große Anzahl von Sozialdemokraten, schaften feine Einladung ergangen ist. Selbst für den darunter der auch in Deutschland bekannte, hochverdiente No­Fall, daß die Bulaffung von der Washingtoner Konferenz als- fa nowo, dessen menschliche Eigenschaften, großer Edelmut Bu den Meldungen der bürgerlichen Presse über eine bald nach ihrer Eröffnung genehmigt werden sollte, müßten und Güte allen, die ihn kannten, stets in wehmütiger Erinne Kabinettskrise in Wien meldet uns ein eigener Draht: por der Tür der Beratenden stehen, bis die sich unwillkürlich, ob nicht die Spitzel, politische Gendarmen die Deutschen , und Lesterreicher nach wie vor a Is Bittende rung bleiben werden, erschossen wurden.... Man fragt bericht unseres Wiener Berichterstatters, daß Entscheidung über Bulaffung oder Abweisung gefallen ist. Das und Henker des zarischen Regimes, die die Reihen der außer diese Meldungen weitaus übertrieben find. Richtig ist ist eine Stolle, die man den Vertretern der größten we ordentlichen Kommissionen" füllen und mit so großem Eifer nur soviel, daß der Staatsfefretär für Finanzen, werffchaftsbewegung der arbeitenden Belt die Gegenrevolution" bekämpfen, die systematische Massa­Dr. Schumpeter, zuriidtreten wird, weil der von ihm nicht zumuten dürfte und die diese zu spielen auch nicht ge- frierung der Sozialisten sich zum Biel setzen, um für ihre ausgearbeitete Finanzplan die Zustimmung der So. sonnen sind. zialdemokratischen Partei nicht gefunden hat. Es schweben allerdings Erörterungen zwischen den Sozial­Es bleibt daher dabei: die Vertreter der deutschen und demokraten und den Christlich sozialen, die beide österreichischen Gewerkschaften gehen nicht nach Washington ! Die Machthaber der kapitalistischen Entente haben ihr

Uebertriebene Krisengerüchte.

Französisches Gewaltregiment in Mez.

die Regierungskoalition bilden, über eine Umge- 3iel erreicht. staltung und Neuorganisation verschiedener Ressorts, und in diesem Zusammenhang ist auch die Frage auf­getaucht, daß Genoffe Dr. Otto Bauer die Leitung der Sozialisierungskommission an den Unter­Staatssekretär im Handelsamt, Genossen Dr. Ellen­bogen, abgeben könnte. Jedoch handelt es sich dabei vor­läufig nur um Erwägungen.

fünftigen Herren von der anrüdenden Gegenrebolution Vor­arbeiten zu leisten und sich als gehorsame Diener einzu­führen.

Nun wird die Lage der Moskauer Regierung von Tag zu Tag schwieriger. Sie ist schon abgeschnitten von fast allen Rohstoffe und Lebensmittel liefernden Gebieten, und es ist kaum damit zu rechnen, daß Moskau noch lange ge­halten werden kann. Daß damit noch kein Ende des Bolsae­wismus eintreten wird, steht außer Sweifel. Andererseits ist klar, daß die vordringenden Generäle Denifin im Süden, Judenitich im Nordwesten und Koltschak im Osten sich feinen Tag balten könnten, wenn sie nicht die Hilfe der Entente hätten, die ihnen in mannigfachster Form- Waffen, Munition, Aleidung usw., usw., nicht zuletzt Tanks, Flammenwerfer u. dgl. zuteil wird. Die Regierungen der lim Vergleich zu ihren Sozialisten. Sie versichern diesen

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( Meldung unseres badischen Korrespondenten.). Die sozialistische Bolfstribüne", das Parteiorgan der Sozial demokratie in Me B, ist am Donnerstag durch Verfügung Mille rands beschlagnahmt und verboten worden. Der Redakteur Friedenszustand mit Itatien. Die Preßinformation meldet Gaston Pierra ist nach Luxemburg geflüchtet. Ebenso wurde das aus Rom : Mit der Ratifizierung des Friebensvertrages ist ein Meßer Freie Journal", das bürgerliche Organ der elsaß - lothrin­Defret des König erschienen, das bom 14. Oktober ab diz gischen Unzufriedenen, beschlagnahmt und dauernd verboten, Wiederherstellung des Friedenszustandes mit pie Druckerei melitärisch besetzt und der Chefredakteur ver- fiegreichen Entente erweisen sich hier als beffere Dialektiker Deutschland ausspricht, haftet.

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