schmunzelnd, daß sie auf jede Intervention in Rußland ver> zichten wollen und ziehen die wenigen Soldaten aus Rußland zurück, die ohnehin keine Bedeutung im Kampfe gegen die Bolschswiki hatten. Das ist dieselbe kindische Politik der So- zialisten, die zur Bekämpfung des„Noskismus" die Einmischung der imperialistischen Regierungen der Enfente in die innerdeutschen Verhältnisse verlangt und fördert. Das nur nebenbei. � Die Bevölkerung der befreiten Gebiete atmet auf. Ihr scheint zunächst jede Ordnung erwünschter zu sein, als daS ChaoS des Bolschewismus, als dieser entsetzliche Alp. M i t den Generalen kommt der ganze Apparat der Ver« waltungs- und Negierungsorganisatwn mit. Es müßten Engel sein, wenn man annehmen wollte, daß diese Leute mit verzeihender Hand über das Gewesen: hinweggehen würden. Aber es sind keine Engel, es sind alles gut bekannte Gesichter darunter. Und sie entfalten eine sehr rührige Tätigkeit. Die eingangs gebrachte Meldung über die Heldentaten eines Obersten Mamontow kann als Illustration dienen. In den eingenonmienen Städten und Ortschaften etablieren sich sogleich die auS der Z a r: n z e i t rühmlichst bekannten Jnsti- tntionen des politischen Bersolgungsdienstcs, bereichert durch die militärischen Hilfsmittel und Erfahrungen aus der Zeit des Bürgerkrieges. Zwar kann hier und dort ein gewerkschaft- sicher Arbeiterverein in den Zeitungen andeuten, daß er noch existiert, aber wie die Bolschewiki nicht viel Federlesens nüt ..Gegenrevolutionärcn" machen, so kümmern sich auch die wirk- lichen Gegcnrevolutionäre recht wenig darum, wer Bolschewist oder Nichtbolschewist ist, sondern machen mit allen„Berdäch- tigen" kurzen Prozeß. Die vordringenden Generale sind nicht so dumm, run offen in alle Welt hinauszurufen, was sie wollen und was sie tun. Sie sind sich über die Verhältnisse in Europa im klaren und wissen, daß, wenn sie auf die Unterstützung den tvesteuropäischen Regierungen angewiesen sind. daS Konzept nicht verdorben werden darf. Mag sein, daß Kolischak, Denikrn oder andere Führer von den besten und ehrlichsten Absichten beseelt sind. Es liegen sogar Programmerklärungen, Kund- geomgZN und Aeußerungen dieser Männer und ihrer Regie- rungen vor, die an sich liberal klingen. Die Hauptsache ist aber die, daß ausschlaggebend für die Gestaltung der neuen Zustande nicht der Wille einzelner, sondern die Praris der Or- gane der Getvalt und d?r Pcrsonenkreis.sind, aus dem sich die Bollstrecker der neuen Ordnung rekrutieren. Nicht umsonst wird gemeldet, daß die Bauernschaft mit Widerwillen und großer Angst die Widerkehr der Herren sieht, deren Namen alS Repräsentanten von GutSbesttzerfamilien zu ihr Bände sprechm. So sind die tendenziösen ukrainischen Meldungen, die von Bauernaufständen gegen Dcnikin angeblich zugunsten einer selbständigen Ukraine berichten, aufzufassen als Zeichen sich möglicherweise ausbreitender Bauernbewegung gegen die Aisderkehr der Reaktion. Nichts wäre leichter, alS den Bolschewismus auS Ruß- land in kurzer Zeit-zu vertreiben und das Land zur Gesun- dnng zu bringen. Dazu wäre Vorbedingung, daß. die Bauern- schaft die unumstößliche Gewißheit hätte, daS Land werde ihr nickt genommen, der Großgrundbesitz sei für immer erledigt. Diese Gewißheit kann die Bauernschaft von feiten der De- nikin-Kolischak nickt haben, nicht weil diese Männer persönlich etwa nicht die notwendige Einsicht hätten, sondern weil die im QZange befindliche Bewegimg, an deren Spitze sie stehen, von ganz entgegengesetzten Zielen getragen wird. So ist das Land und daS Volk zwischen zwei Feuern, und wo das eine ausgeht, setzt daS andere die entsetzliche Vernich- wngsarbeit fort. A. Grigorjanz.
.yerlngSankauf ln Norweii«n. Aus Grund der Abmachungen zwischen der deutschen und norwegischen Regierung über den wei- ieren Verkauf von Nockvegischen Heringen hat die deutsche Regierung im ganzen 7700«) Tonnen norwegische: sowie 100 000 Tonnen englischer Heringe gekauft. Für die Vorschuß- kaufSsumme. die im ganzen 3ZZ4 Millionen Kronen beträgt, erhält die deutsch « Regierung unter gewissen Bedingungen Kre- i> i t. ______ 1> I W,.l!"iiLJJ!!JU-iJl 1......---—— g
Shakespeares Die Aufführung desDeutschenTheaterS bestätigt nur, das, die bisherige Zu rückHaltung der Kührat diesem romaunschen Sch-auspiel gegenüber wohlbegrüiwet war. Der stille poetische Reiz, der die Gestalt der ruchlos verlästerten und am Ende triumphieren. den Jmogen umspielt, kann für den Vallast der mit breit« Faöu- lierlust auSycsponuemen Abenteuer nicht genügend entschädigen;- ixjcniflficnÄ im Mhe-attt nichts wo bzt Zuschauer vom gleichgültig Ttofflichen nicht kasch zum Wesentlichen forteilen kann, sondern geduldig alle Zickzackwege mitzumachen gezwungen ist- �. Die Fabel ist eine Art Ritterroman und mengt, zwischen Bri- bannten und Italien sich hin- und herbewegertd, historisch ganz ver- schieden« Epochen durcheinander. Motive, die in anderen Dramen Shakespeares zu glänzender Entfaltung kommen, tauchen hier in dem Gedräng« der Bilder flüchtig vorübergleitend und verschwin- dend, mts. Dieser teuflische Welsch«, der ohne jedeZ erklärende Motiv aus puver Bosheit den GKvuben dcS jungen PosthumuS an Jmogcn zerstören möchte und mit dem Gatten eine Wette eingeht. er werde die gerühmte Tugend feiner Frau zu Fall bringen, ruft unwillkürlich die Erinnerung an Jags, des arglosen Mohren schür- kischen Fähnrich, wach. Aber wie überzeugend reiht das Othello- drama in motivierender Verkettung Zug cm Zug. wie faßt sich da da« Ganze zu dem Bilide einer aus Schicksalstiefen erwachsenden Notwendigkeit zusammen. WaS dort erschüttert, huscht hier ,n dem Lärm fvvieler anderer Begebenheiten fast ohne Nachhall rasch por- bei. Die Szene, in welcher der Bösewicht im Schlafgemach der Imogen versteckt, ihr den Schmuck vom Arm« stiehlt, der zum De, weise, daß er sie besessen, dienen soll, und daS Muttermal an ihrer Brust erspäht, streift in der Ver-iniMNg von Donsation und psychologischer Brimitivität an KinomäßigeS. Der edle Gatt« läßt sich von der Lügenerzählung des Welschen so umgarnen, daß er mit dem Mord der Angeschuldigten nicht einmal bis zu feiner Heim- kehr warten will, sondern«inen Diener zu diesem Zweck voraus- schickt. Gewarnt, flieht sie als Knabe verkleidet, tu den Wald, wo sie die erst geraubten, ihr unbekannten Brüder trifft, und dann an dem Leichnam eines enthaupteten Fremden, dem sie für ihren erschlagenen Mann hält, jnmmert. So geht'S im atemlosen Tempo weiter, bis nach allerhand Briten - und Römerkämpfen JmogenS Unschuld von dem Verleumder selbst bestätigt wird und sie den Gatten reuig und gebesiert zurückerhält. Der Wtrrwar in dem Glücke wurde durch die Inszenierung Ludwig BergerS, die dem ganzen Trubel der Aktionen sich vor einer einzigen, ein Steingewölbe darstellenden Hintergrunds- dekoration abspielen läßt, nur noch erhöht. Nicht einmal der lütterstbied zwischen den auf englischem und auf italienischem Boden spielenden Bühnenbildern war szenisch irgendwie markiert. Was die'e dekorative Vereinfachung künstlerisch bezweckte, blieb völlig unklar, zumal die so etwa gewonnene Zettersparnis bei der Schnelligkeit, mit der sich auf der Drehbühne Verwandlungen er. zielen lassen, kaum WS Gewicht fallt und Gtveichungem sehr ang«.
Sie �Rote Jahne" nieüergeholt. Die„Einigkeit" bei den Ganzradikalen wird Immer er- baulicher. Der Spaltbazillus, mit dem sie einst die Sozial- demokratie zersetzt haben, wütet jetzt in ihrem eigenen Leibe. Die Kommunisten haben erst die S. P. D., dann die U. S. P. gespalten; nun, da ihnen kein weiteres Objekt bleibt, spalten sie sich selber. Das Erfurter kommunistische Blatt„Der Kommunist" veröffentlicht folgende Kriegserklärung der Zentralleitung der K. P. D gegen die Berliner „Rote Fahne": Die Astot« Fahne" von Berlin , auf deren Herausgab« die entrale der K. P. D. keinen Einstuft hat, hat in den letzten urnmerm wiederholt Artikel veröffentlicht, die völlig dem Geiste des Kommunismus widersprechen und syndikalistisch waren. Als solche Artikel sprechen wir an denjenigen, der die S a b o- tage als individuellen Einzelakt als die neu« Waffe des Proletariats erklärt. In ihrer Nummer 65— 56 veröffentlicht nunmehr die.Rote Fahne" einen Artikel, an dessen Schluß es heißt, daß daS Pro- letariat erkennen müsse, daß e» sich auf anderem Boden als dem der Partei zu formieren habe. Dieser Boden sei die revo- lutioniire BettirbSorganisation. Damit ist im syndikalistischen Sinne Wesen und Zweck der politischen Partei überhaupt undderkommunistischenim besonderen verneint. Die Zentrale der K. P. D. erklärt, daß sie den oder die Ver- fasser dieses Artikel« und die für dessen Aufnahme verankwort- lichen alS der K. P. D. nicht mehr zugehörig betrachtet. DieZentralederK. P. D. DaS Berliner Partciblatt der Kommunisten wird also von deren Leitung als nicht mehr znr Partei ge» hörig betrachtet. Eine neue Gruppe mit dem Decknamen „Revolutionäre Betriebsorganisation" tut sich auf, fest über» zeugt, mit ihrem syndikalistischen Programm im Besitz de ? alleinseligmachenden GlonbenS zur Erlösung des Proletariats zu sein. Dafür werden sie von der K. P. D. , die sich ihrer- seits für die alleinseligmachende Kirche hält, exkommuniziert lmd mit dem großen Kirchenbann belegt. Spaltung überall! Spaltung im„Noten Dollzugsrat", Spaltung innerhalb der K. P. D. , Spaltung innerhalb der U. S. PI Wo noch eine größere Anzahl Radikaler unter einen Hut vereinigt ist, da tritt prompt die Spaltung ein. Ein« deutliche VerfallSer- scheinung. -»« • Di« neue syndikalistische Gruppe, die.Revolutionäre Beirieb«- orgcmisation" erscheint übvigenS mit einem Flugblatt auf dem Felde, daS natürlich auch nicht» als Zersetzungsarbeit ist, nämlich«S geht auf die Zersetzung der Gewerkschafte« auS. Mit großtuerischem Achselzucken wird hier über die.Erringung geringer wirtschaftlicher Vorteile" durch die Gewerkschaften gehöhnt. Wer wird sich auch mit solchen Kleinigkeiten, wie Lohnerhöhungen usw. abgehen I Wenn die Arbeiter die Gewerkschaften ganz und gar kaputt machen nnd dann tn die.Revolutionäre Betriebs- organtsation" eintreten, dann werden ihnen die gebratenen Tauben von selber in den Mund fliegen. Und wer«S nicht glaubt, dem wird durch das Flugblatt bescheinigt, daß er ein.kontcrrevolutio- närcr Verräter und Schuft"«st. Also: immer feste druff und alles entzweigeschlagen, wa-S die Arbeiterschaft bisher emporgebracht hat, dann wird'S schon werden! Groner nennt walöersee„Ehrabscr.neiüer". General GrSner richtet den folgenden offenen Brief an den Generalmajor Graf Waldersee, zurzeit Infanterie führe: bei der R e i chSw ehrb r i g ad« LS: .Sie veröffentlichen in der Wochenzeitung»Deutsche Auf» gaben" einen Artikel über die Novembervorgänge 1918, der voll tatsächlicher Unricktigkeiten und Entstellungen ist und die Tendenz verfolgt, mich als.Werkzeug und Helfer revo- lutionärer Auftraggeber' hinzustellen. Ich erkläre diese Tarstellung als eine verleumderische Ehrabschnerdung. Berlin , den 8. Okiober 1919. gez. General Grüner ." Graf Waldersee ist übrigens unsere» Wissen» derselbe, der vor kurzem vom Nationalverband Deutscher Offiziere, der extrem- monarchistischen Organisation zum Vor»
bracht gewesen wären. Helene Thimig al» Jmogen schien mir in den BerkleidungSszenen, die sich hier und da mit denen ihrer prächiigen Rosalinde in.Biel Lärm um Nicht»" berühren, am glücklichsten. Der ReinheriS- und UnschuldSion ihrer Klagen und Beteuerungen hielt sich im übrigen>on einem Beiklang de» Sin- genden nicht frei, der auf die Dauer notwendig ermüden mußte. Eindrucksvoll, ein vereinfachendes Nachbild seines urwüchsigen Fago, gab Wegen«? den bösen Intriganten. Die Liebe nnd Bewunderung des durch Verleumdung noch nicht betörten Gatten kam in der Darstellung HartatannS zu sympathisch warmem Ausdruck. Winter st ein war«in würdig sagenhafter BelariuZ, D e c a r l t, in der ersten Halste de» Stücke», ein Lrmbelin von plastisch markanter Thrcmnenart. Wassmann ließ in der Figur veö ftrohköpfigen Prinzen Elsten seinem lustig parodierenden Humor die Zügel schießen. Der Beifall blieb am Schluß nicht un- bestritten._ dt. „Die Fra« ohne Schatten", die neue Märchenoper von Richard Strauß , zu der sein Libreitolieferaitt HofmannSthal den Text geschrieben hat, erzielt« bei der Uraufführung in der Wiener StaatSoper den üblichen sensationellen Erfolg. ES war ein Ereignis wie vor dem Kriege: die international« kapita- listische.große" Welt gab sich ein Sielldichem. Die verzückten Re- pocter orakeln von dem.gebe imni So ollen Jluidum" dieser Premierensippschaft, die 500 bis 1000 Kronen für den Platz zahlte, und zählen die Orchesterselifcin leiten auf, mit denen Strauß operiert. Die ganze Herrlichkeit dürfte wieder ein dekadente» Spiel sein, ausgeputzt mit allem Sinnenreiz einer unerhört sarbiaen Musik, lliickard Strauß mag sich al» virtuoser Zaubermeister der frohen Welt, die den Krieg im Märchenglück vergessen will, wieder -wahrt hüben. Ob er unZ andern etwas zu sagen hat, mag bei einer Berliner Aufführung nachgeprüft werden. Die Münchener Kammcrsviele brachten«ine Neuinszenierung von H. L. Wagner» Trauerspiel. Die Kindsmörder! n". Man spürte dem Werk bei frischet und lebendiger Darstellung modernen SiilS nicht an, daß es nahezu anderthalb Jahrhundert alt ist. ES ist ein Vorläufer deS sozialen Dramas des Naturalis» muS und wirft, vor Schiller » Kabale und Liebe , den Gegensatz der Klassen und sich daraus entwickelnde Konflikte auf. Die Handlung spricht sich fast unzweideutig schon im Titel aus. Da» in keuscher Verliebtheit von einem Offizier betörte und fast mit Gewalt ge- nommene Evchen Humbrecht, Tochter eines durch Ehrlichkeit und biedermännische Vorurteile harien VaterS, iöiet, als e» sich betrogen glaubt, nach der Geburt sein Kind Sic ist«ine ältere Schwester der Rose Bernd und wird ihr Schicksal teilen, wenn sich nicht die Hoffnung auf Gnade erfüllt, die der Dichter am Schlüsse erweckt. Der Abend in den Kammerspielen bedeutet mehr al» die Dar- bietung einer literarischen Selten best; die Darstellung, unter Max Kalbecks Regie, vermochte menschlich zu ergreifen und Schicksat fühlbar zu machen. C M. Ein« plattdeutsche Uraufführung. Man kennt'die runden. prallen Waterlantnienscken, die Wilhelm Söbarrelmann, der seinfinnige Brem« Dichter, in seinen vielgelesepep.Geschichten
sitzenden gewählt wurde, was ihn scheinbar nicht hindert, i» der Reichswehr weiterzudtenen und der Republik den Treueid»» leiste«. Wenn danach der Gegner de» General Grüner auch al» Mensch und Offizier in unseren Lugen erledigt ist, so müssen wir e» doch gleichzeitig als nicht minder seltsam bezeichnen, wenn der General Gröner auf eine Behauptung mit dem Wort.Verleumderische Ehrabschneidung reagiert, die im Grunde nicht» Ehren kränkende» für einen vernünftig« Mensch« hat.
Die Donner Dornten sinü üa! Geschmückt mit einem schönen studentischen Zirkel findet sich in der.Kreuz, ettung' sosgendeS Inserat: Da» Korp» Borussia wird in Bonn mit Anfang de» Wintersemesters wieder ausgenommen. Wir richten an all« A. H. A. H. und sonstige Freunde die dringende Bitte, da» Wachsen, Blühen und Gedeihen des Korps in dieser schweren Zeit nach Kräfttn zu unterstützen. Freiherr von Reischach, von Thermo, Berlin , Zelten 18. Gras Hohentbal, Potsdam , Neue Königstr. 13». Daß die feudalen Herren der Borussia die Zeit als schwer empfinden, glauben wir ihnen gern. Denn unter der Republik wird sie nicht mehr ungestraft Eisenbahntransporte gefährden, Fenster- scheiben demolieren und„Budenzauber" auf der Wohnung von Duellgegnern veranstalten dllrsen. Und ach, e» fehlt der Monarch, der früher prompt begnadigte, wenn die Freisprechung eines an- geklagten Bonner Borussen mit keinem Mittel mehr durchzudrücken war.— Also, hübsch artig, mein« Herren, in der neuen Rcpubtih sonst--- 1_
Der Dan? öer Kirche. Wie da» Pfaffentum einem Krieger dankt, der für das Vaterland sein Leben hingeben mußte, da» wird drastisch durch folgenden Fall beleuchtet, den uns die Ortsgruppe Luckau de» ReichZbunde» der Kriegsbeschädigten mitteilt: Ein KriegSteilnchmer, der burch eine schwere Schußverletzuf-v in russische Gefangenschaft geraten war, wurde, da«r sich in Fein- deShand noch schwere, unheilbare Krankheiten zugezogen hatte, nach der Heimat ausgetauscht und siecht« an dem hartnäckigen Malaria- fieber, zu welchem sich noch Lungenschwindsucht gesellt hatte, dahin, Nachdem er im hiesigen Kreiskrankenhause Aufnahme gefunden hatte, stellten sich des öfteren Anfäll« bei ihm ein, die ihm fast die Sinn« raubten. Kurz vor solch einem Anfall kam die Schwester zu ihm, um mit ihm zu beton. Ter arme kranke, mit dem Tod« ringende Kamerad hatte wohl fn dem Augenblick auch andere Sor« gen und auch große Schmerzen, so daß er eine abwehrende A« u h e r u n g tat. Man kann cS solch einem Leidenden in diesem Augenblick nicht übelnehmen; denn wir Kriegsteilnehmer, die wir! vor dem Feind« standen, können wohl alle bestätigen, daß die Herren Seelsorger draußen im Felde ihrer hohen Aufgabe nichtgewach- s e n ivaren. Die Herren Seelsorger waren im Felde höchst selten zu finden und dann auch nur weit hinten Inder Etappe. Ten Charakter eines Geistlichen batten diese auch zum größten Teil ver- loren. ES bar unter den Kriegsteilnehmern im Felde oft große Erbitterung hervorgerufen, trenn dies« Herren den schneidigen Vorgesetzten herauskehrten, wenn solch ein.Kerl", denn so hießen wir ja draußen, nicht vorschriftsmäßig grüßte. Mancher tapfere Soldat wurde auf Veranlassung eine» Herrn Seel- sorger» an einen Baum oder ein Wagenrad gebun- den. Die» mag wohl der Grund sein, der un» Kriegsteilnehmer von der Kirche etwas entftemdet bat. Unter diesem Eindruck stand auch der betreffende Kamerad. Kurze Zeit darauf wurde er dann von seinen Qualen erlöst. Tie Hinterbliebene Witwe begab sich in ihrem Schmerze zu einem Geistlichen, mn ihn zur.Teilnahme an der Beerdigung zu bitten. Trostworte bekam sie nicht zu hören. Im Gegenteil, man ließ st« lange dar der Tür warten, weil drinnen eine Konferenz abgehalten wurde, ob man die Leichenrede am Grabe halten könne. Noch langem Wortwechsel wurde sie zugesagt, aber ausdrücklich nur der Frau züliebe. Al» die Ortsgruppe de» Neichsbunde» für den Käme- raden, der sein Leben dem Vaterland opferte, daS Ehrengeleit be»
au» der Pickbalge" mit all ihren Schrullen und köstlichen Ver- schrobenbeilen gezeichnet hat. Er bat mit ihnen ein heiteres Sviel .Die Hochzeit in der Pickbalge" geformt, da« ireunditchen Erfolg halte, wenn es auch an einer recht bühnenmäßigen Hund- lung gebrach. Mit Recht bat er dem Stück jetzt eine pinttdeuiiche Fassung gegeben, die seinem Wesen auch weit besser enispricht, und die gerade auch da? nieverdeutsche Behagliche viel saftiger-um Ausdruck kommen läßt. In dieser neuen Fassung erlebte dos Stück durck die Niederdeutsche Bühne Hamburg seine Erst- aufsübrung am Thaliatheater. Die lebendig« Darstellung sicherte dem humorvollen, heimatlichen Stück einen herrlichen Erfolg. Eine kleine Sternkunde läßt soeben Robert Henseliny bei der Fvanckhschen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart erscheinen. Henseling, der Verfasser des bekannten und vielbegehrtrn„Stern- büchleins", kommt mit der Herausgabe dieser kleinen Sternkunde dem seit Jahren immer wiederkehrenden Ruf nach einer kleinen. grundlegenden Einführung In die HmmelZkunde nach. E§ gibt berett» viele Bucher , die eine solche Einführung bieten wollen. Aber man beklagt: entweder fordern sie vom Leser mehr Kraft und Zeit zu Jusainmenhängender, systematischer Arbeit, als die große Mebr- eit der Stern fxeunde aufwenden kann, oder sie sind zu dürftig und flach. Verlag und Verfasser haben sich bemüht, mit dem vorliegenden Büchlein etwa» dem Bedürfnis Entsprechende? zu schassen. DaS Buch kostet gebunden 8,80 M., ist aber auch geheftet zu beziehen. Die Hundertjahrfeier des steifen KragenS. In diesem Jcshr kann die Hunderljahrseier der Erfindung eines unserer gebrauch- lichsten Kleidungsstücke, deS steifen HerrenkragenS, begangen werden. ES war im Jahre 1819, al» eine Amerikanerin, die Frau eine» Grobschmiedc» in Troy im D kante New Fork, auf diesen Einfall kam. Sie macht« sich daran, statt des mit dem Hemd zu- sammenhchigenden Kragen»«in besondere? Anhängsel zu schaffen, da» ihr Mann leicht an- und ablegen konnte; so braucht« sie nur diescS und nicht jedesmal da» ganze Hemd zu waschen. Em ge- wisser Ebenezer Brown bracht« die Erfindung auf den Markt. Die ersten Kragen waren Stehkragen und wurden mit kleinen Band- chen am Hemd befestigt. Der Kragen wurde tu den Kreisen der Kleinbürger und Arbeiter mit großer Begeisterung aufgenommen. wahrend die Vornehmen uns Reichen anfangs nichts davon wissen wollten. Ein russtlckeS Konzert ssnpet beute im.Rhelnaold* Beklcvuesir. 20, al» ein« WobliätisiteitSvtranstalliing der diesigen russischen Ko'onI« statt. Neben Frau lpotozkaja und Herren Laubenlbal vom Deuilchen Operndau», W. SchumSki und de« beiden EpiwakowSti» wirst eine Reihe erster Künstler mit. Tbeater. Im Tchlller-Theater stndet Montag, abends Tss, Hbf, die Erstausttbrung van Anzengruber« volksstück Der Metneid- bau er statt— Im L e s s i n g< T h« a t e r wird al» nächste Reuaus» sübrung StrindbergS Kraulein Julie zusammen mit Artur Schuitzlcr» Grünem Kakadu vorbereitet. An diesem Abend wird Tille Durieux ihre Tätigkeit beginnen. Ueber Mathias Grunewald , de« großen deutschen Maler, spricht Paul Schiibring am Dienttag,»>/, Uhr, im Schillerjaal, EharlottenVurg. •f